Never Too Close

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Never Too Close Page 21

by Moncomble, Morgane


  »In gewisser Weise sind sie sich ähnlich, daher war klar, dass sie es versuchen würden. Gleich und gleich gesellt sich gern, oder?«

  Es ist zu schön, um wahr zu sein. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Thema ansprechen sollte, denn schließlich geht mich ihre Beziehung zu Clément nichts an, aber sie bietet mir hier eine Steilvorlage. Also lege ich los.

  »Wenn ich deiner Argumentation folge, seid du und Clément euch also ähnlich?«

  Überrascht hebt sie den Kopf. Ursprünglich hatte ich nicht die Absicht, mit ihr darüber zu sprechen. Aber ich hasse es, zusehen zu müssen, wie sie in eine Rolle schlüpft, die ihr nicht entspricht. Violette runzelt die Stirn und ich begreife sofort, dass mir der weitere Verlauf dieses Gesprächs nicht gefallen wird.

  »Wie kommst du darauf?«

  »Findest du, dass du und Clément euch ähnlich seid? Glaubst du, dass ihr datet, weil ihr zusammenpasst?«

  Sie studiert mein undurchdringliches Gesicht. Sie hat erraten, worauf ich hinauswill, jetzt gibt es kein Zurück. Wenn sie aber die Bedeutung meiner Bemerkung verstanden hat, dann deshalb, weil sie genau weiß, dass sie stichhaltig ist. Ein erster, kleiner Sieg.

  »Wo liegt das Problem?«, geht sie zum Gegenangriff über und löst sich von mir.

  Sie ist in Verteidigungshaltung und kniet mit verschränkten Armen vor mir. Ihr Blick sprüht Funken und sie hat den Kiefer angespannt. Gott, sie ist wunderschön. Was, wenn ich nicht weiterrede, sondern jede einzelne Sommersprosse küsse?

  »Es ist eine ganz einfache Frage, Violette«, fahre ich jedoch mit ruhiger Stimme fort.

  »Nein, wir sind uns nicht sehr ähnlich. Ist es das, was du hören wolltest? Na und? Gegensätze ziehen sich an!«

  Ich würde lachen, wenn mir nicht klar wäre, dass ich sie damit verärgern würde. Sie und ihre Sprichwörter …

  »Ich stimme dir voll und ganz zu. Aber warum versuchst du dann, dich in jemand anderen zu verwandeln?«

  Meine Bemerkung trifft ins Schwarze. Violette wird blass, während Zoé und Jason noch immer fröhlich zugange sind. Himmel, können sie das nicht wenigstens woanders machen? Ich schätze, Violette weiß nicht, was sie sagen soll, also hake ich noch einmal nach. Ich bin wirklich neugierig.

  »Sag es mir bitte. Warum engst du dich so ein?«

  Sie weiß, dass sie das Offensichtliche nicht leugnen kann und dass ich sie zu gut kenne, als dass sie mich täuschen könnte. Sie seufzt und lässt besiegt die Arme sinken.

  »Wenn ich es lange genug mache, geht es mir vielleicht in Fleisch und Blut über, und ich werde irgendwann ganz normal: ruhig, unauffällig und etwas weniger komisch.«

  Ihre Offenbarungen verblüffen mich. Es ist tatsächlich ernster, als ich dachte. Ich öffne den Mund, ohne zu wissen, was ich sagen soll, und mache schließlich das Licht wieder an.

  Mir wird klar, dass wir in dieser Situation den Film nicht zu Ende schauen werden. Schade, ich fand ihn gut.

  »Aber warum? Warum willst du normal werden?«

  Sie hebt eine Augenbraue.

  »Ist das eine echte Frage?«

  »Ja, das ist eine echte Frage. Warum willst du normal werden, wo du doch einzigartig bist? Also ich möchte nicht, dass du normal wirst. Ich wünsche mir, dass du weiterhin ganz die echte Violette bist: seltsam, spontan, lustig und ungeschickt, und dass du Witze über Pädophilie machst. Normal macht doch keinen Spaß«, seufze ich und schüttle den Kopf. »Das kannst du mir ruhig glauben.«

  Ungläubig mustert Violette mich. Als wäre ich verrückt, aber ich weiß, dass ich es nicht bin. Gerade dass sie nicht so ist wie alle anderen, hat mich an diesem Silvesterabend angezogen. Auch wenn Clément kein UFO wie Violette will, wünsche ich mir, dass sie versteht, dass viele andere gerne jemanden wie sie hätten. Ich zum Beispiel.

  »Hörst du dir eigentlich selbst zu, Loan?«

  »Aber es ist die Wahrheit!«, rege ich mich auf. »Du versteckst dich hinter dieser geträumten ›Normalität‹, aber in Wirklichkeit weiß ich, dass du nicht das Mädchen sein willst, das du zu sein versuchst. Dir gefällt schwarzer Humor? Nur zu! Du magst kein Sushi? Na und? Die Wahrheit, die wirkliche Wahrheit ist, dass du eigentlich nur eines erwartest: so akzeptiert zu werden, wie du bist. Eben nicht normal.«

  Nachdem ich einmal losgelegt habe, kann ich mich nicht mehr bremsen. Sie soll erfahren, dass es mich verrückt macht, wenn sie sich für einen solchen Idioten ändert. Clément ist es nicht wert … Niemand ist es wert! Fehler zu verbessern oder Zugeständnisse zu machen ist okay, aber seine Persönlichkeit zu verändern? Nie und nimmer. Wenn dein Partner dich so nicht mag, dann ändere den Partner, denn es ist nicht der richtige.

  »Ich will mit dir nicht über Clément reden«, kontert sie mit kalter, zitternder Stimme.

  »Wenn ich das sage, will ich doch nur …«

  »Ich brauche deine Hilfe nicht!«, unterbricht sie mich laut. Sie ist jetzt wirklich wütend. »Du kannst es nicht verstehen, also hör auf, mich damit zu nerven. Ich komme auch ohne dich sehr gut zurecht!«

  »So gut, dass du mich bittest, mit dir zu schlafen, anstatt es mit deinem Freund zu tun«, entfährt es mir höhnisch.

  Und natürlich bedauere ich es sofort. Violette nimmt es stumm hin, doch ich sehe in ihren schönen Augen, dass ihr die Bemerkung wehtut. Sie steht auf und will das Zimmer verlassen. Während sie an mir vorbeigeht, versuche ich, sie zurückzuhalten.

  »Warte, das wollte ich nicht sagen. Ich verstehe nur nicht, warum du versuchst, jemand zu sein, der du nicht bist …«

  »Weil die, die ich bin, nicht genug ist!«, schreit sie mich mit Tränen in den Augen an. »Sie war noch nie genug! Ich war schon immer komisch, und jetzt reicht es. Wäre ich anders gewesen, hätte meine Mutter mich vielleicht mitgenommen, hm? Hätte sie sich um mich gekümmert?«

  Oh, Violette … Ich schlucke und stehe da wie ein Idiot. Sie sieht mich an, und ich weiß, dass es jetzt kein Bollwerk mehr gibt, das sie beschützt. Sie schluchzen zu sehen bricht mir fast das Herz. Ich zögere, sie in den Arm zu nehmen, ihr zu sagen, dass ich sie genau deshalb küssen will, weil sie ein kleines bisschen komisch ist und genau das in meinem Leben fehlt. Die Leichtigkeit.

  Sie hat noch nie mit mir über ihre Mutter gesprochen und ich habe nie nachgefragt, weil ich selbst nicht über meine sprechen wollte. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass sie so unter ihr gelitten hat.

  Aus einem Reflex spreche ich noch leiser als sonst und hebe die Hände, um sie zu beruhigen. Wie man so etwas macht, weiß ich genau.

  »Violette … Was auch immer deine Mutter getan hat, du darfst es nicht durcheinanderwerfen. Du darfst nicht dir die Schuld für ihr Handeln oder ihre Entscheidungen geben.«

  »Ich habe ihr Scheißgeheimnis bewahrt«, schreit sie mich an und wird von Schluchzern geschüttelt. »Sie ist meine Mutter, sie war mein Vorbild, und ich hätte alles für sie getan … Ich habe ihr Geheimnis mehr als zehn Jahre für mich behalten, und sie hat mich trotzdem alleingelassen. Warum, glaubst du, ist das so?«

  Ich möchte ihr sagen, dass sie nichts dafür kann, auch wenn ich kein Wort von dem verstehe, was sie da sagt. Stattdessen gehe ich langsam auf sie zu und strecke die Hand nach ihr aus. Und dann nehme ich sie in den Arm. Zuerst kämpft sie, hämmert gegen meine Brust, um sich zu befreien, aber ich halte sie fest wie in einem Schraubstock und drücke mein Kinn auf ihren Kopf.

  »Ich bin hier, Violette … Und ich lass dich nicht los, hörst du?«

  Langsam lässt ihr Widerstand nach, sie schluchzt hemmungslos und macht mein T-Shirt ganz nass. Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich das Thema angeschnitten habe. Offensichtlich gibt es einen tieferen Grund dafür, dass sie mit aller Kraft versucht, Clément zu gefallen. Dass sie sich so sehr wünscht, »normal« zu werden. Ich weiß nichts über ihre Mutter und was sie Violette angetan hat, aber eines ist sicher: Ich hasse sie.

  Violette weint lange in meinen Armen und zerdrückt mein T-Shirt in ihren Händen. Als ihre Tränen versiegen, wirkt sie erschöpft. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Haare, bin jedoch
nicht in der Lage, meine Umarmung so zu lockern, dass ich sie wieder in mein Bett bringen kann.

  Wir lassen uns auf den Boden sinken und schlafen ein.

  18

  Heute

  Violette

  Als ich am Mittwochmorgen aufwache, habe ich höllische Kopfschmerzen. Trotz der geschlossenen Fensterläden brennen meine Augen. Mit einem Mal fällt mir alles wieder ein.

  Ich habe geweint. Deshalb tut mir der Kopf weh. Ich habe die halbe Nacht in Loans Armen geheult. Und er hat mich nicht losgelassen, noch nicht einmal, als wir gegen drei Uhr morgens doch noch ins Bett umgezogen sind. Immer noch im Dunkeln setze ich mich auf und werfe einen Blick auf den Wecker. Es ist neun Uhr. Ich habe die erste Vorlesung verpasst. Loan ist wahrscheinlich zur Arbeit gegangen.

  Erschöpft reibe ich mir die Augen und greife nach dem Zettel auf dem Nachttisch.

  Ich habe deinen Wecker ausgeschaltet, damit du ausschlafen kannst … Schreib mir, wenn du wach bist.

  P. S.: In der Küche sind Schokocroissants.

  Ich seufze, und ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht, auch wenn mir nicht danach ist. Loan ist einfach bezaubernd. Und ich bin gestern Abend vor seinen Augen ausgerastet. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Offenbar hat es mir nicht gefallen, etwas zu hören, was ich eigentlich längst weiß. Umso weniger, als es aus dem Mund meines besten Freundes kam – ist dieser Begriff überhaupt noch gültig?

  Ich schäme mich, dass ich in Cléments Gesellschaft nicht ganz ich selbst bin, denn schließlich hätte er es verdient. Aber ich kann einfach nicht aufhören, an meine Mutter zu denken und daran, was ich bin. Schon als ich klein war, hat sie sich bemüht, vor ihren Freundinnen gut dazustehen, wenn ich irgendwas anders gemacht habe als die anderen Mädchen. Und später war da die andere Familie. Diejenige, die sie sich ausgesucht hat.

  Ich: Ich bin gerade aufgewacht. Danke für gestern.

  Ich sitze im Wohnzimmer und esse ein Schokocroissant, als Loan mir antwortet:

  Loan: Bist du mittags zu Hause? Jason will vorbeikommen und wir bestellen was beim Inder.

  Ich: Geht klar.

  Schnell ziehe ich eine Jeans mit hoher Taille an, in die ich im Stil der Neunziger ein weißes Sweatshirt stecke. Ich habe keine Lust, mich zu stylen, deshalb binde ich meine wilden Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen und verzichte auf jegliches Make-up außer einem pflaumenfarbenen Lippenstift.

  In der Metro auf dem Weg zu ESMOD beantworte ich die Nachrichten von Clément. Er fragt mich, ob wir zusammen essen wollen, aber ich schreibe ihm, dass ich bereits mit Freunden verabredet bin. Vor der Uni treffe ich Zoé, die auf ihrem Telefon tippt. Sofort fällt mir die Sache mit Jason ein. Ich ahne, dass wir viel Spaß haben werden …

  »Hi, du.«

  »Hey.«

  Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und schaue sie lange und geduldig an, ohne etwas zu sagen. Wird sie es mir erzählen? Sie stellt keine Fragen. Ich auch nicht. In gegenseitigem Einvernehmen. Wir betreten den Kursraum. Erst jetzt wage ich mich behutsam vor:

  »Also, gestern Abend …«

  »Was, gestern Abend?«

  »Tu doch nicht so! Glaubst du, du bist die Einzige, die an fremden Türen lauscht? Wie du mir, so ich dir, Alte!«

  Lächelnd verdreht sie die Augen. Wir setzen uns ganz nach hinten und sie lehnt sich an mich. Ihre Augen funkeln.

  »Tratsche.«

  »Sorry, aber du warst nicht gerade leise. Jason übrigens auch nicht.«

  Angewidert verzieht sie das Gesicht. Ich schmunzle vor mich hin und versuche das Bild meiner beiden Freunde unter den Laken aus dem Kopf zu bekommen … in meinem Zimmer … Igitt. Das brauche ich wirklich nicht.

  »Sprich diesen Namen bitte nicht aus«, faucht Zoé und tut so, als schäme sie sich. »Ich kann nicht glauben, dass ich so tief gesunken bin. Was ist bloß mit mir los, Vio?«

  »Jason ist ein Guter. Mit dir ist los, dass du endlich mal die richtige Entscheidung getroffen hast. Bravo.«

  »Keine voreiligen Schlüsse, Süße. Ich suche nichts Festes und er auch nicht. Ich meine, es ist eben Jason. Er ist und bleibt so nervig, blöd und machohaft wie immer, da hat sich nichts geändert. Aber er ist ziemlich gut im Bett«, räumt sie ein, »also gönne ich es mir. Bin ich jetzt eine Schlampe?«

  Ich sehe sie mit einem traurigen Lächeln an. Und was wäre dann ein Mädchen, das mit seinem besten Freund schläft, während es mit einem anderen zusammen ist?

  »Aber nein«, flüstere ich schließlich.

  Ich verliere das Interesse an unserem Gespräch und hänge meinen Gedanken nach. Die Aussicht auf das kommende Wochenende deprimiert mich. Mein Vater und Clément im selben Raum, das kann nicht gut gehen. Was würde mein Vater sagen, wenn er es wüsste? Enttäuscht würde er feststellen, dass ich mich wie meine Mutter verhalte. Ich hasse mich für das, was ich getan habe. Immer öfter denke ich daran, meine Dummheit zu gestehen. Allerdings würde mir das auch nicht helfen herauszufinden, was ich für Loan empfinde oder ob es sich lohnt, deshalb die Sache mit Clément zu ruinieren.

  Ich dachte, es wäre platonisch, aber da habe ich mich geirrt. Dafür denke ich viel zu oft an ihn.

  Kurz vor Mittag stelle ich fest, dass Zoé seit mindestens drei Minuten auf ihr Handy starrt. Sie ist so blass, dass ich mir Sorgen mache.

  »Was ist los?«

  Meine beste Freundin schaut zu mir auf, und plötzlich weiß ich Bescheid. Dieses bleiche Gesicht kenne ich. Ihre Nasenflügel beben und ihre Augen sind geweitet, was mich bis ins Innerste berührt. Selten sehe ich Zoé so verängstigt. Wenn es aber passiert, weiß ich sofort, worum es geht. Es wiederholt sich etwa alle drei Monate.

  »Nichts, keine Sorge.«

  »Wieder dein Bruder?«, flüstere ich, damit unsere Kommilitonen mich nicht hören.

  Sie seufzt, wendet den Blick ab und wirft ihr Handy in die Tasche.

  »Was will er denn jetzt schon wieder?«

  Sie stößt ein kaltes Lachen aus, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Ich kann es mir zwar schon denken, aber ich muss sie fragen.

  »Abgesehen von seiner Dosis, meinst du? Na ja, zum Beispiel das Geld, um das Zeug zu bezahlen. Nur, dass ich im Moment total blank bin. Ich kann ihm nicht helfen.«

  Es ist immer dasselbe. Zoés älterer Bruder hält sie für seine persönliche Bank, und das macht mich wütend. Ich balle die Fäuste, um mich zu beruhigen. Ich weiß nicht genau, was in der Vergangenheit zwischen ihnen vorgefallen ist, ebenso wenig wie Zoé meine Mutter-Tochter-Geschichten kennt, aber das Wichtigste weiß ich: Zoé ist daheim ausgezogen, weil sie von etwas Besserem geträumt hat – jedenfalls besser als die Familie, in die sie hineingeboren wurde. Sie hat keinen Vater, und ihre Mutter hat immer ihren Bruder bevorzugt, genau den, der jedes Vierteljahr zu Zoé kommt und unter dem Vorwand, die Miete nicht bezahlen zu können, um Geld bettelt. Immer wieder hat sie versucht, ihm zu helfen, endlich clean zu werden. Vergeblich.

  Zoé weiß, dass er von dem Geld, das sie ihm gibt, seine Drogen kauft. Und jedes Mal sagt sie, dass er nichts mehr von ihr bekommt. Aber dann tut sie es doch wieder. Weil Blut eben dicker ist als Wasser, wie es so schön heißt.

  »Dann gib ihm nichts. Du bist weder seine Mutter noch sein Bankier.«

  »Ich weiß.«

  »Hallo ihr«, rufe ich freudig, als ich mit Zoé im Schlepptau die Wohnung betrete.

  Die Jungs liefern sich ein Match an der Xbox. Jason chillt im Wohnzimmersessel, Loan sitzt an die Couch gelehnt auf dem Boden und hat seine langen Beine vor sich ausgestreckt. Ich stelle meine Tasche auf dem Küchentresen ab, während meine beste Freundin unser indisches Essen aufwärmt.

  »Ach übrigens! Mir fällt da gerade was ein … Seid ihr beide eigentlich jetzt zusammen?«, erkundige ich mich bei Jason und Zoé, während ich meinen Mantel aufhänge.

  »Mal langsam, wir wollen nichts überstürzen«, meint Zoé empört und setzt sich aufs Sofa.

  Mit meinem Teller in der Hand lasse ich mich neben ihr nieder. Die Jungs h
aben mit dem Essen nicht auf uns gewartet.

  »Es ist nur Sex«, bestätigt Jason.

  Zum ersten Mal, seit ich nach Hause gekommen bin, dreht sich Loan zu mir um und schaut mich an. Mein bester Freund tut so, als müsse er kotzen, was mich zum Lachen bringt.

  »Das ist ekelhaft«, sage ich.

  »Echt, es widert mich an«, fügt Loan ungerührt hinzu.

  Jason versetzt ihm einen Tritt und triumphiert über seinen Sieg. Tatsächlich hat Loan gerade kläglich verloren.

  »Du Opfer!«, lacht Jason.

  Loan akzeptiert seine Niederlage hoheitsvoll mit unbewegter Miene. Er zuckt die Schultern.

  »Das liegt nur daran, dass meine Glücksbringerin gerade damit beschäftigt ist, sich zu ernähren.«

  Ich lasse mich nicht lange bitten, höre auf zu essen, gehe zu Loan und lege mich, ohne zu zögern, auf ihn, während er und Jason sich die Revanche liefern. Er spielt weiter und bewegt den Joystick über meinem Po, während ich mein Gesicht an seinem Hals vergrabe. Und ich entschuldige mich bei ihm.

  »Tut mir leid wegen gestern.«

  Mehr ist nicht nötig. Ich weiß, dass er es versteht. Genau genommen konzentriert er sich weiter auf sein Match an der Xbox, während er meine Schläfe küsst. Ich erschauere und bin beruhigt.

  »Ach was, ich bin doch derjenige, der die Grenze überschritten hat. Nächstes Mal haust du mir eine runter, okay?«

  Ich nicke und lächle an seinem Hals. Er riecht so männlich … Plötzlich erinnere ich mich an seine Arme, die mich die ganze Nacht festgehalten haben. Ich habe seinen Duft noch an mir, auf meiner Haut und in meinen Haaren. Ob die anderen das auch wahrnehmen?

  »Du magst mich zu sehr, oder?«, necke ich ihn. Es ist so offensichtlich, dass es mich blendet.

  Ich spüre, wie er leise unter mir lacht, während er Jason fertigmacht. Dieser knurrt unzufrieden.

  »Ganz und gar nicht«, antwortet Loan locker. »Eigentlich bin ich nur aus Eigeninteresse mit dir befreundet. Du kochst schlecht, hast einen dicken Hintern und redest bei jedem Atemzug. Wirklich nicht gerade sexy.«

 

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