Faded Duet 1 - Faded - Dieser eine Moment

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Faded Duet 1 - Faded - Dieser eine Moment Page 7

by Julie Johnson

Lacey kichert.

  Ich brumme nur, anstatt einen Kommentar von mir zu geben, denn ich will ihn nicht noch ermutigen. Linc ist seit jeher dafür bekannt, dass er alles flachlegt, was einen Puls hat. Normalerweise macht mir das nichts aus. Wir haben uns sogar mehr als einmal Frauen geteilt, da keiner von uns der Typ ist, der sich fest bindet. Aber etwas an der Art, wie er die neue Kellnerin anschaut, widerstrebt mir und sorgt dafür, dass ich ihn erwürgen will.

  Sie gehört mir. Ich habe sie zuerst gesehen.

  Ich schüttle diesen irrationalen Gedanken ab.

  »Hey, ich sage ja nur, dass ich nichts dagegen hätte, mal einen Blick unter ihre Schürze zu werfen.« Er lacht jungenhaft. »Wir hatten hier schon seit einer ganzen Weile kein Frischfleisch mehr.«

  Ich bemühe mich um einen lässigen Tonfall. »Du hast genug Frauen zur Auswahl. Es besteht kein Grund, dich auf die Angestellten unserer Lieblingsbar zu stürzen. Tu mir und dem Rest der Band einen Gefallen und versuch, unsere zukünftigen Auftritte nicht aufs Spiel zu setzen, indem du deinen Schwanz an Stellen steckst, an denen er nichts zu suchen hat.«

  Er blinzelt mich an. »Du musst dich nicht gleich wie ein Arschloch aufführen, Ryder.«

  »Ich bin nun mal ein Arschloch.« Ich zucke mit den Schultern. »Das hat dir bislang nie etwas ausgemacht.«

  Er zieht die Augen zusammen, als würde er spüren, dass etwas nicht stimmt. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du versuchst, mich von der neuen Kellnerin fernzuhalten, damit du sie für dich haben kannst.«

  Mein Herz schlägt schneller, aber es gelingt mir, eine unnahbare Miene aufrechtzuerhalten. »Sei nicht so ein Idiot.«

  »Ich bin nicht derjenige, der sich wegen eines hübschen Mädchens so anstellt.«

  »Ist sie hübsch? Das ist mir gar nicht aufgefallen.«

  »Was denn, bist du plötzlich blind geworden?« Linc schnaubt.

  Sogar Aiden sieht mich ungläubig an.

  »Mit meiner Sehkraft ist alles in Ordnung. Ich mache mir allerdings Sorgen um deine Prioritäten, wenn du denkst, dass es in irgendeiner Hinsicht sinnvoll ist, unseren Auftrittsplan hier zu gefährden, weil du es mit einer billigen Cocktailkellnerin treiben willst.« Die Worte schmecken auf meiner Zunge wie Säure, doch ich zwinge mich trotzdem dazu, sie auszusprechen. Momentan würde ich fast alles sagen, um ihn davon abzuhalten, ihr nachzustellen.

  Lincoln starrt mich wütend an. »Das war ganz schön heftig, Ry.«

  »Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen?«, schnaube ich und verkaufe die Lüge mit allem, was mir zur Verfügung steht. »Ich schätze, dieser unschuldige Rehaugenblick ist einfach nicht mein Ding. Ich ziehe im Bett Frauen vor, keine kleinen Mädchen.«

  Lacey gibt einen lustvollen Laut von sich, da sie fälschlicherweise denkt, ich würde über sie reden.

  Linc wirkt vollkommen verblüfft. Seine Augen zucken von meinem Gesicht zu einer Stelle über meiner Schulter. Ich habe ihn in die Enge getrieben – ein letzter Schlag sollte ihm endgültig das Maul stopfen.

  »Aber wenn du sie vögeln willst, nur zu. Mir ist das egal.« Mein charmantes Grinsen ist die perfekte Tarnung für die Wahrheit. »Ich schätze, du nimmst, was immer du kriegen kannst, oder, Linc?«

  Bevor er etwas erwidern kann, ertönt das scharfe Geräusch von Glas, das auf Holz prallt, als eine volle Flasche Jack Daniel’s so heftig auf unseren Tisch geknallt wird, dass der Serviettenspender wackelt. Alle schauen ruckartig in Richtung Kellnerin, die schneller als erwartet mit unserer Bestellung zurückgekehrt ist … Und dem wütenden Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu urteilen, hat sie die letzten paar Fetzen unserer Unterhaltung mitbekommen.

  Mist.

  Ich spüre, wie ich blass werde. »Hey …«

  »Wenn ihr noch etwas braucht, meldet euch einfach«, sagt sie fröhlich. Doch ich schwöre, dass sie Tränen fortblinzelt. »Ich bin in der Nähe.«

  Ich spüre, wie etwas in mir zerfällt, als sie sich umdreht und davongeht. Ihr Pferdeschwanz schwingt mit etwas weniger Schwung als zuvor. Wenn ich einer dieser Kerle wäre, die sich schuldig fühlen, weil sie sich wie ein Arschloch verhalten haben, würde ich mich jetzt ordentlich schämen.

  Aber Tatsache ist: Ich bin ein Arschloch. Ich weiß nicht, wie man sich anders verhält.

  Also greife ich nach dem Whiskey, öffne ihn und nehme einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Das vertraute Brennen, mit dem der Whiskey meine Kehle hinunterläuft, fühlt sich so gut an. Es reicht fast aus, um den Ausdruck in ihren Augen zu vergessen, als sie sich von mir abgewandt hat.

  »Komm schon, Ry«, sagt Lacey mit ihrer Kleinmädchenstimme, während sie ihre Hand mit meiner verschränkt und mich aus der Sitzecke zerrt. Das Schmollen in ihrem Gesicht könnte niedlich sein, wenn es nicht so gekünstelt wäre.

  Ich bleibe mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, als sie versucht, mich in Richtung der Theke zu zerren. Ich will auf keinen Fall unserer Kellnerin begegnen, um den Schmerz in ihren goldenen Augen zu sehen, wenn sie erneut durch mich hindurchschaut. Der Rausch unseres Auftritts hat offiziell nachgelassen, was größtenteils daran liegt, dass die Typen von Red Machine nicht das geringste Interesse an uns gezeigt haben. Um unseren Misserfolg zu feiern, habe ich in der vergangenen halben Stunde allein in unserer Nische gehockt, der Band zugehört und meinen Kummer zusammen mit meinem alten Freund Whiskey ertränkt. Lacey ist an der Theke gewesen und hat sich von Kerlen, mit denen sie niemals schlafen wird, Kurze ausgeben lassen, die sie nicht trinken sollte. Aiden und Linc sind in der Menge verschwunden, um nach Groupies Ausschau zu halten, in der Hoffnung, dass sie vor Ladenschluss eine Frau abschleppen werden.

  Sex, Alkohol, Aufmerksamkeit – wir alle haben unsere Trostpreise bekommen.

  Als Lacey schließlich zu unserer Nische zurückkehrt, bin ich nur halb so betrunken, wie ich es gerne wäre, und doppelt so sauer, wie ich es rechtmäßig sein sollte. Und ich bin definitiv nicht in der verdammten Stimmung, mich mit dem zu beschäftigen, was sie zu dieser späten Stunde noch vorhat.

  »Lacey.«

  Sie klimpert mit den Wimpern. »Was?«

  »Entweder sagst du mir jetzt, warum du versuchst, mich hier wegzuschleppen, oder ich gehe nach Hause.«

  Sie seufzt theatralisch. »Gott, mit dir kann man echt keinen Spaß mehr haben.«

  Ich starre sie an und warte.

  »Meine Güte, ich weiß nicht, ich dachte bloß, dass du vielleicht die Plattenproduzenten von Red Machine kennenlernen willst.« Sie lässt meine Hand los, damit sie die Arme vor der Brust verschränken und effektiver schmollen kann.

  Ich erstarre. »Sie haben dich angesprochen?«

  »Äh, ja.« Sie schleudert ihr Haar herum. »Der Typ mit der Brille hat mir einen Jägermeister ausgegeben. Ich habe ihn getrunken, weil ich höflich sein wollte, aber das Zeug ist total eklig. Jeder weiß, dass ich am liebsten Tequila trinke.«

  »Es geht hier nicht um deine Getränkevorlieben, Lacey.« Ich schlucke schwer und fühle mich schlagartig nüchtern. »Was hat er noch gesagt?«

  »Nichts! Entspann dich. Ich habe ihm erklärt, dass ich dich an meiner Seite haben müsste, bevor wir über irgendeine Art von Vertrag reden könnten.«

  Du lieber Himmel.

  Ein Vertrag.

  Ein Funken Hoffnung flammt in meinem Herzen auf. Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren.

  »Das ist eine große Sache, Lacey.« Ich schaue mich um und halte nach Aiden und Lincoln Ausschau. »Wir müssen die Jungs finden. Sie sollten auch dabei sein, wenn wir …«

  »Nein!«, fällt mir Lacey ins Wort und packt meinen Arm, um mich aufzuhalten. »Nein.«

  Ich ziehe die Augen zusammen. »Was ist los?«

  »Nur du und ich, Ry.« Ihr Grinsen ist auf alberne Weise süß, ihr Blick flehend. »Komm schon. Es könnte sie überrumpeln, wenn wir alle vier auf einmal auftauchen. Du weiß doch, wie Lincoln werden kann. Er wird nicht mehr aufhören zu reden und sie vergraulen.«

  Ich zögere nur einen kurzen Moment, und sie ergreif
t die Gelegenheit, um ihren Arm mit meinem zu verschränken.

  »Wir werden einfach nur mal kurz mit ihnen reden. Okay?« Sie fängt wieder an, mich Richtung Theke zu zerren. »Was kann das schon schaden?«

  Ich richte den Blick nach vorn und ignoriere das Unbehagen, das sich in meinem Magen ausbreitet, während sie mich durch die Menge auf das zuzieht, was ich immer wollte. Ich sollte angesichts dieser Gelegenheit überglücklich sein.

  Also warum habe ich das Gefühl, als würde ich gleich meine Seele verkaufen?

  Vermutlich weil du eine Dämonin mit pinkfarbenen Strasssteincowboystiefeln am Arm hast … und sie dich geradewegs in die Hölle führt.

  Das ungute Gefühl in meinem Magen wird nur noch stärker, als wir uns zu den Talentsuchern an einen der hohen Bartische setzen. Beide Männer sehen irgendwie wie typische Vertreter ihrer Branche aus und tragen moderne Drahtgestellbrillen und Kunstbräune, die förmlich L. A. schreit. Sofort ist klar, dass sie nicht nach einem Countrymusiker suchen, den sie hier in Nashville groß rausbringen können – sie suchen nach einer wilden Rose, die sie entwurzeln und an die Westküste verpflanzen können, in der Hoffnung, dass sie der Hitze in einer feindlichen neuen Umgebung standhält.

  »Hey, Sie müssen Ryder sein. Ich bin Clay Barnes von Red Machine.« Der Ältere der beiden streckt mir eine Hand entgegen. »Das hier ist mein Assistent Chris.«

  Der Assistent nickt und schaut nicht mal von seinem Handy auf, auf dem er unentwegt herumtippt.

  Ich schüttle Clays Hand mit einem festen Griff. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Danke, dass Sie sich heute Abend die Zeit genommen haben, herzukommen.«

  »War mir ein Vergnügen. Sie beide waren toll. Ihre Freundin hat uns gerade von Ihrer Partnerschaft erzählt.«

  Partnerschaft?

  Der Begriff löst bei mir die Alarmglocken aus, aber ich versuche, ruhig zu bleiben.

  »Tja, unsere Band funktioniert als nahtlose Einheit«, betone ich. »Ich bin sicher, dass Lacey auch unsere anderen Bandkollegen erwähnt hat – Lincoln und Aiden. Sie sind hier irgendwo.«

  »Oh, klar.« Sein Lächeln ist blendend weiß und wirkt beinahe roboterhaft. »Aber ich würde jetzt wirklich gerne über Sie reden. Um genau zu sein, über Sie beide. Was ich heute dort oben auf der Bühne gesehen habe, lässt mich auf eine spannende Zukunft hoffen. Und in dieser Zukunft spielt hoffentlich auch Red Machine eine Rolle.«

  »Sie haben keine Ahnung, wie toll es ist, Sie das sagen zu hören, Clay.«

  »Ich meine es ernst. Der Auftritt war großartig. Ich will mehr über Sie erfahren. Wie läuft das bei Ihnen ab? Offensichtlich können Sie beide singen. Schreiben Sie die Lieder auch gemeinsam?«

  »Nein, das macht alles Ryder«, meldet sich Lacey zu Wort. »Er ist super. Er schreibt alle meine Lieder.«

  Clay nickt und beobachtet mich eingehend. Ich komme mir wie eine Probe in einem Labor vor. »Das war eine ziemlich beeindruckende Auswahl. Daraus könnte man definitiv eine Platte machen.«

  Ich hole tief Luft. »Meinen Sie?«

  »Das kommt darauf an. Haben Sie noch mehr Lieder? Wir brauchen mindestens zwölf für ein komplettes Album, aber idealerweise sollten es vierzehn oder fünfzehn sein, damit wir ein paar in Reserve haben, falls wir welche austauschen müssen.«

  »Ich habe zehn brauchbare Lieder, die ich für Lacey geschrieben habe, und ein paar, die erst halb fertig sind. Aber ich könnte sie in den nächsten paar Wochen aufpolieren und dann fertig haben. Meine restlichen Lieder sind ein wenig zu unkonventionell für Country-Pop. Sie würden nicht zu Laceys …« Ich verstumme und suche nach einer taktvollen Möglichkeit, es auszudrücken. »Look passen.«

  Sie kichert.

  Clay zieht die Augenbrauen hoch. »Mir war nicht klar, dass Sie auch andere Lieder schreiben.«

  »Nichts, was jetzt schon hörenswert wäre.«

  Eine kleine Sorgenfalte taucht zwischen seinen Augen auf. »Ich muss ehrlich sein, wir sehen es gern, wenn sich unsere Musiker einem Stil verpflichten. Vor allem am Anfang. Das lässt sich zum einen besser vermarkten, und zum anderen ist es für die Hörer weniger verwirrend, wenn sie den Künstler erst noch kennenlernen müssen.«

  »Mein Fokus liegt auf dieser Band, diesem Stil und diesem Album«, versichere ich ihm. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Der Rest ist nur ein Hobby, das ich nebenbei betreibe.«

  Er schweigt für einen Moment und mustert uns. »Ich sage Ihnen was. Ich mag Sie zwei als Kombi. Mir gefällt, was ich heute Abend gehört habe. Und ich würde gerne mehr hören – bald.« Seine Augen funkeln. »Was würden Sie von einem Ausflug nach L. A. halten? Einer kleinen Vorführung für den Vorstand. Nichts allzu Formelles. Nur eine kleine Probe, um ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, was Sie liefern können, bevor wir über einen offiziellen Vertrag reden.«

  Lacey quietscht aufgeregt. »Oh, das klingt unglaublich.«

  Sie hat recht. Das tut es.

  »Toll!«, verkündet Clay und steht auf. »Mein Assistent wird Ihnen ein paar Terminvorschläge schicken. Mit etwas Glück finden wir schon nächsten Monat einen Termin, an dem wir Sie nach L. A. fliegen lassen können.«

  Mein Mund ist trocken. Meine Handflächen sind feucht. Das scheint zu schön, um wahr zu sein.

  Fühlt es sich so an, wenn der lang gehegte Traum in Erfüllung geht? Ist einem dann einerseits übel, und andererseits freut man sich wie verrückt?

  »Clay … ich kann Ihnen nur danken.« Meine Stimme ist heiser.

  »Danken Sie mir noch nicht. Ich habe nichts getan.« Er zuckt mit den Schultern. »Sobald wir uns auf einen Termin geeinigt haben, werde ich Ihnen per Kurier zwei Flugtickets zukommen lassen. Dann bringen wir die Sache ins Rollen.«

  Die Luft in meiner Lunge gefriert.

  »Vier«, sage ich langsam und starre ihn an.

  Er zieht die Augenbrauen hoch.

  »Sie sagten zwei.« Ich schlucke schwer. »Aber mit den Jungs sind wir zu viert. Also brauchen wir vier Tickets.«

  Seine Miene verändert sich nicht, aber ich sehe einen kleinen Funken Unmut in seinen Augen aufblitzen. »Tut mir leid, wenn ich mich nicht deutlicher ausgedrückt habe, Ryder. Dieser Vertrag würde nur für Sie gelten. Sie beide. Sie sind in dieser Gleichung das Talent. Die anderen sind nur Ballast. Leute wie die gibt es wie Sand am Meer.«

  »Ich verstehe.« Ich schaue zu Lacey. Sie mustert ihre magentafarben lackierten Fingernägel und weicht meinem Blick aus.

  Sie wusste es. Deswegen wollte sie nicht, dass ich Linc und Aiden zu dem Gespräch dazuhole.

  »Hören Sie, ich muss los, aber hier ist meine Karte.« Clay schiebt eine elegante schwarze Visitenkarte über den Tisch. »Lacey hat mir bereits Ihre Kontaktdaten gegeben. Chris wird sich bald bei Ihnen melden.«

  Eine Sekunde später ist er weg. Sein Assistent dackelt hinter ihm her und tippt dabei immer noch hektisch auf seinem Handy herum.

  Ich lehne mich schwer auf dem Stuhl zurück und stoße einen langen Atemzug aus.

  Hier ist es – alles, was ich jemals wollte, zum Greifen nah. Ich muss nur die Hand ausstrecken und es mir nehmen.

  … und dabei meine besten Freunde hintergehen.

  Ich kann spüren, wie mich Lacey anstarrt, aber ich kann sie momentan nicht mal ansehen. Wenn sie eine Cartoonfigur wäre, hätte sie jetzt zwei große Dollarzeichen in den Augen. Die Loyalität gegenüber der Band oder menschlicher Anstand sind ihr vollkommen egal. Ihr ist nur wichtig, wie viele Nullen am Ende der Summe auf diesem Vertrag mit Red Machine stehen.

  Wie viele Paar Strasssteincowboystiefel kann man sich mit einem Plattenvertrag über eine Million Dollar kaufen?

  Vermutlich verdammt viele.

  »Und?«, drängt sie ungeduldig. »Was denkst du?«

  Ich stehe auf und gehe davon. »Ich denke, dass ich etwas zu trinken brauche.«

  6. KAPITEL

  Felicity

  Wütend wische ich über einen störrischen Fleck auf der glänzenden Tischplatte in der Sitznische. Ich bewege den Lappen
so heftig hin und her, dass ich ein wenig überrascht bin, dass er noch nicht Feuer gefangen hat. Möglicherweise stelle ich mir einen gewissen Musiker vor, während ich versuche, den Fleck vom Antlitz der Erde zu tilgen. Ich kann seine Worte immer noch hören. Sie klingeln in meinen Ohren. Er hat seine Bandkollegen gewarnt, sich von mit fernzuhalten.

  Es ist nicht sinnvoll, unseren Auftrittsplan hier zu gefährden, weil du es mit einer billigen Cocktailkellnerin treiben willst …

  Es war schon schlimm genug, als er mir mitten im Satz ins Wort fiel, ohne mich meinen Namen aussprechen zu lassen. Aber zu erfahren, als was er mich hinter meinem Rücken bezeichnete …

  Ich schlucke einen Schrei hinunter und gehe zum nächsten Tisch weiter.

  Ich schätze, dieser unschuldige Rehaugenblick ist einfach nicht mein Ding. Ich ziehe im Bett Frauen vor, keine kleinen Mädchen.

  Ich stelle mir vor, wie er mit diesem ach so charmanten Schmunzeln auf den Lippen dort sitzt, während sich Lacey so fest an seine Seite schmiegt wie ein Katzenhaar, das an einem Wollpullover festhängt. Ich knalle einen Stuhl mit so viel Wucht kopfüber auf die Tischplatte, dass ich befürchte, dass er umstürzen könnte. Mein Blut ist etwa zwei Grad davon entfernt, überzukochen.

  Wenn du sie vögeln willst, nur zu. Mir ist das egal.

  Wie kommt er dazu, mich so zu behandeln?

  Für wen hält er sich?

  Offensichtlich für einen mit Fug und Recht selbstsüchtigen Idioten.

  Ich verfluche ihn. Dann verfluche ich mich selbst dafür, dass ich je dachte, dass er vielleicht ein anständiger Mensch sein könnte. Dafür, dass ich es mir gestattet habe, in meinem Kopf ein aufwendiges Märchen darüber zu spinnen, was passieren könnte, wenn ich je die Chance erhalten würde, erneut mit ihm zu reden. Es geschieht mir ganz recht. Ich hätte nicht mal darüber nachdenken sollen, mich auf einen Musiker einzulassen. Schließlich habe ich achtzehn Jahre lang persönliche Erfahrungen gesammelt, die mir jetzt förmlich zuschreien, in die entgegengesetzte Richtung zu rennen, so schnell mich meine Beine tragen.

  Dieser dämliche Ryder Woods kann sich geradewegs zur Torte scheren, soweit es mich betrifft.

 

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