»Schau mal, wer uns da besuchen kommt«, hörte ich Ella säuseln, die plötzlich neben mir aufgetaucht war.
Aus meinen Gedanken gerissen, sah ich auf. Sofort fand mein Blick Warden, der am Rand des Beckens entlanglief. Und vielleicht wurde mein Mund bei seinem Anblick ein klein wenig trocken. Ich hatte ihn früher schon des Öfteren ohne Shirt gesehen, aber dies war das erste Mal seit drei Jahren und … wow. Zwar hatte ich im Laufe meines Lebens schon einige schöne Männerkörper gesehen, aber Warden … Warden war anders. Vielleicht dachte ich das auch nur, weil ich inzwischen genau wusste, wie sich seine muskulöse Brust anfühlte, wenn sie gegen meinen Körper drängte.
Ich zwang mich, den Blick von seinem wohldefinierten Sixpack abzuwenden, und erkannte, dass auch er mich bemerkt hatte. Ein wissendes Grinsen lag auf seinen Lippen. Ohne mich aus den Augen zu lassen, legte er seine Sachen auf einer der Bänke am Beckenrand ab.
»Ich glaube, das ist mein Signal, zu gehen«, sagte Ella, und bevor ich sie hätte aufhalten können, ruderte sie mit ihrer Luftmatratze zum nächsten Ausstieg. Im Vorbeigehen grüßte sie Warden, kurz darauf war sie verschwunden.
Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass wir allein im Schwimmbad waren. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Herzschlag.
Warden setzte sich an den Rand des Beckens und beobachtete mich mit einem Blick, den ich selbst auf die Distanz auf meiner Haut prickeln fühlte.
Ich schwamm zu ihm, da es merkwürdig gewesen wäre, einfach weiter meine Bahnen zu ziehen und ihn zu ignorieren. Nicht dass ich das gewollt hätte. Viel lieber wollte ich mit ihm reden. Ihn berühren. Seine Lippen auf meinen spüren. Wenn es das war, was er sich auch wünschte.
»Hey«, rief er mir zu, als uns nur noch ein paar Meter trennten.
»Hey«, erwiderte ich atemlos und hoffte, dass er es darauf schob, dass ich schon eine Weile im Becken trainierte.
Sein rechter Mundwinkel zuckte. »Ella hatte es gerade ziemlich eilig.«
»Ja, sie muss … Dinge erledigen. Geister«, log ich so schlecht, dass ich mir selbst nicht geglaubt hätte. Warum war ich auf einmal so nervös?
Warden machte keine Anstalten, ins Wasser zu kommen, also stemmte ich mich am Beckenrand in die Höhe und setzte mich neben ihn auf die kühlen Fliesen. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.
Warden beobachtete mich, wobei sein Blick nicht sonderlich diskret an meinen Brüsten hängen blieb, bevor er mir ins Gesicht schaute. Ich konnte es ihm nicht einmal verdenken, immerhin hatte ich keine zwei Minuten zuvor genauso seinen Körper bewundert.
»Wie lief es mit Roxy?«, fragte ich, um mich von der Tatsache abzulenken, dass Warden und ich in diesem Moment praktisch in Unterwäsche nebeneinandersaßen – mehr als ein BH verbarg mein Bikini auch nicht.
»Sehr gut. Der Ghostvision läuft jetzt einwandfrei. Wir konnten gestern gleich zwei ihrer Geister erledigen«, sagte Warden mit leicht belegter Stimme.
Er hatte mir während unserer Patrouillen in Leith ausführlich erzählt, was es mit Roxy, Kevin und ihrem Fluch auf sich hatte. Die Geschichte war unglaublich, und es tat mir leid, dass Roxy von ihrer früheren Mentorin so hintergangen worden war. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn ich herausfände, dass Grant oder meine Mum die ganze Zeit mit Isaac zusammengearbeitet hatten.
»Herzlichen Glückwunsch! Du kannst uns nicht zufälligerweise auch ein Gerät bauen, mit dem wir Isaac finden können?«
Warden lachte. »Dann hätte ich es schon vor Jahren getan.«
»Schade«, erwiderte ich und planschte mit den Füßen im Wasser. Plötzlich fühlte ich mich eigenartig befangen in Wardens Gegenwart. Und das nicht nur wegen des relativ nackten Zustands, in dem wir uns befanden, sondern weil es da etwas gab, das mir auf dem Herzen lag. Schon seit jener Nacht, die wir gemeinsam auf dem Dach verbracht hatten. Ich räusperte mich. »Ich würde gern mit dir über etwas reden.«
»Worüber?«
Über den Kuss. Über die Art, wie du mich gerade ansiehst. Und über das Flattern in meiner Brust, jedes Mal, wenn ich dich ansehe.
»Über das, was damals zwischen uns passiert ist.«
»Ich dachte, das Thema hätten wir abgehakt.«
»Nein, weil du es nicht verstehst.«
Er hob die Augenbrauen. »Was gibt es da noch zu verstehen? Du hast mich hintergangen.«
Er klang nicht wütend, aber eine kratzige Note hatte sich in seine Stimme geschlichen. Als müsste er darum kämpfen, seine wahren Gefühle zurückzuhalten – was nur umso offensichtlicher machte, dass die Sache eindeutig noch nicht abgehakt war.
»Ja, ich habe dich hintergangen«, gab ich zu. »Aber nur, um dich zu beschützen.«
Die Muskeln an Wardens Kiefer traten hervor, als er fest die Zähne zusammenbiss. »Hättest du mich wirklich beschützen wollen, wärst du mit mir gegangen.«
Ich schüttelte den Kopf, und meine Hände krallten sich unwillkürlich um den Rand des Beckens. »Das hätte nicht funktioniert, Warden. Wir waren damals beide jung und unerfahren. Du warst meilenweit davon entfernt, der Hunter zu sein, der du heute bist. Genau wie ich. Hätte mich wie gestern eine Horde Vampire angegriffen, hätte ich nichts unternehmen können, um mich selbst, geschweige denn zusätzlich dich zu retten. Du warst damals zu wütend, um das zu erkennen, aber ich habe es gesehen.«
Warden schluckte hart. »Du hast mich also verraten, weil du mich für unfähig gehalten hast?«
»Ehrlich? Ja. Ich konnte nicht mit ansehen, wie du praktisch Selbstmord begehst«, gestand ich. Meine Stimme hatte einen leicht zittrigen Klang angenommen wie jedes Mal, wenn ich an jene Nacht und die Stunden zurückdachte, in denen ich nicht gewusst hatte, wo er war und wie es ihm ging. Und auch mein Herz begann bei der Erinnerung erneut panisch zu flattern. »Du hattest Angst um mich, als ich hinter Tarquin durch dieses Portal verschwunden bin, oder?«
»Ja«, antwortete Warden nach einem kurzen Zögern.
»Nimm diese Angst und stelle sie dir mal hundert vor. Dann weißt du, was ich empfunden habe, als du in jener Nacht losgezogen bist. Ich wäre fast gestorben vor Sorge … weil auch du mir verdammt wichtig bist.«
Warden sah mich nicht an.
Vorsichtig griff ich nach seiner Hand, die neben meiner auf dem Beckenrand lag.
Er entzog sie mir nicht, machte aber auch keine Anstalten, meine Berührung zu erwidern.
»Ich wollte dich nie hintergehen«, sprach ich weiter. »Und wenn du mich jetzt fragen würdest, ob ich losziehen würde, um Isaac mit dir zu töten, bräuchte ich nur fünf Minuten, um mich zu bewaffnen. Du bist heute ein besserer Hunter als früher, und auch wenn du noch immer wütend auf Isaac bist, ist deine Wut nicht mehr zügellos. Du lässt dich von ihr leiten, aber nicht beherrschen. Nicht wie damals.«
Warden erwiderte nichts. Das Rauschen und Rattern der Filteranlage war das einzige Geräusch, ansonsten war es vollkommen still.
»Warum hast du mir das alles nicht schon früher gesagt?«
Ich lächelte traurig. »Weil du mir keine Gelegenheit dazu gegeben hast. Du hast unsere Partnerschaft aufgegeben. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Ich dachte immer, dass du nach deinem Arrest zu mir kommen und dich entschuldigen würdest, aber das bist du nicht. Offenbar hat dir unsere Partnerschaft nicht so viel bedeutet wie mir.«
Warden riss den Kopf hoch. »Unsere Partnerschaft hat mir alles bedeutet, aber es hat dich keine vier Wochen gekostet, mich zu ersetzen. Jules und du –«
»Das sollte nicht von Dauer sein«, unterbrach ich Warden und zog meine Hand zurück. Nun war ich diejenige, die wütend wurde. Wie konnte er das nur glauben? Kannte er mich überhaupt nicht? Jules war einer meiner besten Freunde, aber ich hatte Warden bestimmt nicht durch ihn ersetzt. »Ich brauchte einen Partner, um auf die Jagd gehen zu können, um besser zu werden und dir mit Isaac helfen zu können, aber ich wäre jederzeit zu dir zurückgekehrt, hättest du mich darum gebeten. Aber das hast du nicht. Also bin ich bei Jules geblieben und habe mich gezwungen, dich zu vergessen.«
»Und,
hast du mich vergessen?«
Ich lächelte. »Du kennst die Antwort darauf.«
Warden erwiderte nichts und starrte in das künstliche Blau des Pools.
Mit angehaltenem Atem beobachtete ich ihn und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er mich ansah, ebenfalls lächelte und sagte, dass er mir für damals verzieh. Ich wollte nach vorn blicken und an unserer Zukunft arbeiten, aber das ging nicht, solange uns das Gewicht unserer Vergangenheit zurückhielt.
»Hast du Lust auf ein Wettschwimmen?«, fragte Warden plötzlich.
Ich blinzelte. War das sein Ernst? »Sicher, dass du dir das antun willst?«
»Ich bin besser geworden.«
»Okay«, sagte ich, nachdem offensichtlich war, dass er keinen Witz gemacht hatte.
Ich sprang zurück ins Wasser und beobachtete, wie sich Warden ebenfalls langsam in den Pool gleiten ließ, wobei ich immer noch versuchte, seine Miene zu deuten. Aber in diesem Augenblick war sie undurchdringlich. Was ging in ihm vor?
»Sechs Bahnen?«
Ich nickte. »Bereit?«
»Ja. Auf drei. Eins – zwei – drei!«
Ich stieß mich vom Rand des Beckens ab und schoss mit kraftvollen Bewegungen durchs Wasser. Ohne darauf zu achten, was Warden neben mir tat, kraulte ich, so schnell ich konnte, auf die andere Seite des Pools, stieß mich erneut ab und schwamm zurück. Dieses Spiel wiederholte ich mehrmals. Kurz vor dem Ziel zog ich das Tempo noch einmal an. Aber vielleicht war es auch nur das Durcheinander in meinem Kopf, das es mir so schwer machte, meine Arme und Beine zu koordinieren. Ich wollte dieses Wettschwimmen nicht, ich wollte Antworten – ohne Warden zu ihnen zu drängen. Vielleicht brauchte er einfach etwas Zeit, um über das Gesagte nachzudenken.
»Fertig!«, brüllte ich am Ende der sechsten Bahn und klammerte mich für eine Verschnaufpause am Beckenrand fest. Schwer atmend sah ich mich nach Warden um, der weit hinter mir gerade erst seine fünfte Bahn beendet hatte. Ich wartete, bis er neben mir auftauchte. Das braune Haar hing ihm in dunklen, beinahe schwarzen Strähnen in die Stirn, die ihn jungenhaft wirken ließen. »Sicher, dass du besser geworden bist?«
»Ach, halt die Klappe.« Warden spritzte Wasser in meine Richtung.
Ich spritzte zurück. »Sei nicht so ein schlechter Verlierer.«
»Sei du nicht so ein gönnerhafter Gewinner.« Erneut schlug er Wasser in meine Richtung, und der Schwall traf mich mitten ins Gesicht.
Empört schnappte ich nach Luft. Na warte! Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Ich spritzte Warden erneut nass.
Sein Blick verfinsterte sich, und ehe ich michs versah, steckten wir mitten in einer Wasserschlacht und fluteten dabei das halbe Schwimmbad. Ich paddelte wild mit den Händen und Warden tat dasselbe, bis ich mich schließlich umdrehte und lachend vor ihm zu fliehen versuchte. Aber die Aussicht, mich in dieser Schlacht zu besiegen, machte Warden plötzlich doch zu einem erstaunlich guten Schwimmer. Er holte mich ein und schlang die Arme um meine Taille, ein freches Grinsen auf den Lippen. Die Schwere unseres Gesprächs war verflogen.
»Warden! Nicht!« Quietschend versuchte ich, mich seinem Griff zu entwinden, aber da war es bereits zu spät. Er tauchte ab.
Das Wasser schlug über unseren Köpfen zusammen und verschluckte meine Rufe. Ein Rauschen dröhnte in meinen Ohren. Doch das Geräusch verschwand so schnell, wie es gekommen war, als Warden sich vom Boden abstieß und wir blitzschnell wieder auftauchten. Instinktiv klammerte ich mich an ihm fest. Wie von selbst schlangen sich meine Beine um seine Hüfte, und meine Fersen gruben sich in seinen Hintern. Keuchend schnappte ich nach Luft.
Warden lachte. Er war so groß, dass er problemlos im Pool stehen konnte, während mir Wasser in den Mund schwappte, sobald ich versuchte, die Füße auf den Grund zu stellen.
Ich verpasste ihm einen Klaps auf den Rücken. »Du Pappnase, das war unfair!«
»Unfair? Ich wusste nicht, dass es Regeln gibt.«
»Die gibt es immer«, protestierte ich, aber nur halbherzig, denn in diesem Augenblick realisierte ich, wie nahe wir einander waren. Warden hielt mich an sich gedrückt. Seine muskulösen Arme fest um mich geschlungen, presste sich seine nackte Brust gegen meinen Oberkörper.
Obwohl ich in den letzten Minuten mehr Wasser geschluckt hatte, als mir lieb war, fühlte sich mein Mund auf einmal trocken an. Ich starrte Warden an. Tropfen hingen in seinen Wimpern und rollten über sein Gesicht, das meinem auf einmal unerträglich nahe schien.
Die Veränderung in mir blieb von Warden offensichtlich nicht unbemerkt, denn das schelmische Funkeln in seinen Augen wurde von einem weichen Blick abgelöst. Sanft wanderte dieser über mein Gesicht. Ich konnte sehen, wie er nervös schluckte, als hätte er mir etwas Schweres zu sagen, von dem er nicht wusste, wie ich es verkraften würde.
Meine Hand bewegte sich wie von selbst. Vorsichtig hob ich sie an seine Wange und hoffte, er verstand, dass er mir alles sagen konnte. Alles, selbst wenn es mir das Herz brach.
»Es tut mir leid, wie ich mich damals verhalten habe«, setzte Warden an. Seine Entschuldigung waren geflüsterte Worte, die nur zwischen ihm und mir existierten. »Ich habe die Welt gehasst und mich selbst, nicht dich. Ich wollte diese Gefühle nicht auf dich übertragen, aber ich habe es getan, und das war falsch.«
Ich betrachtete ihn eingehend. »Das heißt, du verzeihst mir?«
Er schüttelte den Kopf, und ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht, als würde er sich für das verabscheuen, was er uns angetan hatte. »Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich verstehe es jetzt.«
Zärtlich streichelte ich ihm über die Wange in der Hoffnung, die Schuld aus seinem Gesicht wischen zu können. Das Wissen darum, dass wir uns gegenseitig auf furchtbare Weise verletzt hatten, obwohl wir einander so viel bedeuteten, schmerzte. Ich trauerte um die Jahre, die wir verloren hatten, denn in diesem Job wusste niemand, wie viel Zeit einem noch blieb. Aber ich freute mich auch, dass wir das, was zwischen uns gestanden hatte, nun endlich aus dem Weg geräumt hatten. Unter all den Schichten aus Einsamkeit, Angst und Wut befand sich noch immer der Warden von früher, der mir mehr bedeutete als mein eigenes Leben, und ich wollte ihn zurückhaben.
Ich drückte ihn an mich. »Ich hab dich vermisst.«
Warden vergrub sein Gesicht an meiner Schulter. »Ich dich auch.«
Ich schloss die Augen und erlaubte mir, diesen Moment voll und ganz zu genießen und jede Faser, jede Regung von Warden zu spüren. Seinen Atem auf meinem Hals. Seine Arme um meine Taille. Seine Finger auf meiner Haut. Ihn zu umarmen kam mir auch nach all den Jahren noch immer vertraut vor.
Ich atmete ein letztes Mal tief ein, bevor ich mich von Warden lösen wollte, doch sein Griff gab mich nicht frei. Er hielt mich weiter fest, und plötzlich spürte ich seine Lippen an meinem Hals.
Ich erstarrte.
Federleicht, so als wäre es nur ein Zufall, streiften sie über meine Haut. Doch es war kein Zufall, kein Versehen, denn sie berührten dieselbe Stelle noch einmal und noch einmal und noch einmal.
Ich erschauderte und biss mir auf die Unterlippe, um keinen Laut von mir zu geben, während ich Warden in stiller Übereinkunft erlaubte, meinen Hals zu küssen. Ich hielt den Atem an, bis ich es nicht mehr aushielt. Dann vergrub ich eine Hand in seinem feuchten Haar, um seine Lippen zu der Stelle zu dirigieren, an der sich seine Küsse besonders gut anfühlten. Doch er brauchte meine Führung nicht, er fand die Stelle ganz von selbst. Sanft saugte er an meiner Haut, ehe er begann, mit der Zunge die Wasserperlen aufzufangen, die mir über die Haut rannen.
Ein nervöses Kribbeln breitete sich in mir aus. Auf einmal schien das Wasser um mindestens zehn Grad wärmer zu sein.
»Warden …«
»Mhm«, brummte er an meinem Hals.
»Wir sollten das nicht hier tun.« Ich hörte selbst, wie schwach mein Protest klang.
»Oh doch, das sollten wir.« Seine Hände, die bis eben auf meiner Taille gelegen hatten, wanderten tiefer, hinab zu meiner Hüfte, und schließlich noch tiefer bis zu meinem Hintern
. Er packte mich, und mit einem Ruck zog er mich noch enger an sich, bis ich ihn hart und heiß zwischen meinen Schenkeln spüren konnte.
Ich gab einen erstickten Laut von mir. Ich konnte alles fühlen … Alles. Mein dünnes Höschen und seine Schwimmshorts trugen nicht dazu bei, irgendetwas zu verbergen, genauso gut hätten wir nackt sein können. Und ein Teil von mir wünschte sich genau das.
Warden liebkoste noch immer meinen Hals, knabberte sanft an meinem Ohrläppchen und streifte weich, ohne jeden Druck, mit den Lippen über die Stelle, an der mein Puls viel zu heftig pochte, meinen Kiefer empor, bis er schließlich meinen Mund erreichte. Doch er küsste mich nicht, obwohl ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte.
Blinzelnd hob ich die Lider und blickte geradewegs in seine blauen Augen. Sein Blick war dunkel, aber es waren nicht länger Sorge und Schuld, welche diese Dunkelheit zu verantworten hatten, sondern Lust und Verlangen. Empfindungen, die ich nur zu gut nachvollziehen konnte. Ich hatte auf einmal das Gefühl, in Lava zu baden. In Flammen zu stehen.
»Warden …«
»Ja?«
»Küss mich.«
Ich konnte sein Lächeln spüren, kurz bevor er mir meinen Wunsch erfüllte. Heiß und hungrig trafen seine Lippen auf meine.
Endlich waren es nicht mehr nur unsere Körper, die sich berührten, sondern auch unsere Münder. Instinktiv öffnete ich mich für ihn und seufzte, als ich seine Zunge spürte. Es war ein stürmischer, fieberhafter Kuss, der mir den Atem raubte. Mir wurde schwindelig, nicht nur von dem Kuss, sondern von allem, was ich fühlte, aber besonders von dem stetig wachsenden Ziehen in meiner Mitte, dort, wo ich Warden spürte.
Es gefiel mir, wie sehr er mich wollte, und es machte mich mutig. Rhythmisch begann ich, meine Hüfte zu bewegen und mich an Warden zu reiben, was ihm einen Fluch an meinen Lippen entlockte. Ich konnte spüren, wie er noch härter wurde. Seine Hände an meinem Hintern brachten mich seiner Erektion noch näher. Eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass das eine ganz schlechte Idee war. Nicht die Sache mit Warden an sich, aber die Tatsache, dass wir uns schon wieder an einem öffentlichen Ort befanden. Alles, was es brauchte, war ein einziger Hunter, der ein wenig trainieren wollte, und schon würden Gerüchte und Geschichten die Runde machen, was das Letzte war, was ich wollte. Dennoch konnte ich mich nicht dazu bringen aufzuhören. Es fühlte sich einfach zu gut an – und zu richtig –, genau wie unsere anderen Küsse zuvor. Als wären all die Höhen und Tiefen und Umwege der letzten Jahre nur dazu da gewesen, uns im Hier und Jetzt wieder auf diese Weise zusammenzuführen.
Midnight Chronicles 02 - Blutmagie Page 25