I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition)

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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition) Page 15

by Emma Smith


  Ein paar Mädels kamen leicht schwankend und kichernd an uns vorbei, sodass ich Kelly nicht sofort von mir schieben konnte. Und natürlich sah sie das direkt als Einladung, sich an mich zu pressen.

  »Tanya war auch recht erzählfreudig, was dich angeht, Nick. Wie war das? Du hast ihr immer erzählt, wie heiß du ihre Figur findest. Wie findest du meine? Ich trainiere viel, musst du wissen. Ach, das weißt du sicher. Du bist ja auch ein Sportler.«

  Dieses Miststück versuchte wirklich, mich zu küssen, aber da würde ich nicht mitspielen.

  Ihr Gelaber nervte, ihre Stimme war zu penetrant, der Geruch ihres überteuerten Parfums zu aufdringlich.

  »Weißt du, was meine Mutter mir immer auf den Weg mitgegeben hat?«

  »Nein«, antwortete sie und war wieder voll dabei, sich an mich ranzuschmeißen. Ich beugte mich etwas vor, damit sie auch ja kein Wort vergaß.

  »Halte dich von verzweifelten Frauen fern, Nick. Denn sie sind nicht umsonst verzweifelt.« Ich sah mir ihren Aufzug an. »Sehr verzweifelt.«

  »Du weißt gar nicht, was dir entgeht!«

  »Eine Frau, die eigentlich meinen Captain will und es trotzdem darauf anlegt, seine besten Freunde ins Bett zu bekommen? Jepp, das entgeht mir sogar sehr gerne!«

  »Du ... Du ...«

  »Spar dir den Atem, Kelly.«

  Sie stampfte mit einem Bein auf, aber als ich deswegen nur ein Grinsen übrig hatte, lief sie genervt davon. Endlich ...

  Ich sah zur Damentoilette, die immer noch geschlossen war. Wo blieb Jill?

  Jill

  Ich wusch mir die Hände, nachdem ich meine Blase entleert hatte. Es war ein schöner Abend geworden, weil ich es endlich eingesehen hatte.

  Nick war anders und ich musste endlich etwas ändern.

  Mehr Vertrauen ...

  Ich nickte meinem Spiegelbild zu. Mehr Vertrauen würde das mit mir und Nick schon richten. Er war nicht Patrick, er war nicht Dave. Er war ganz einfach ... meine Leseratte Nick, der seine Familie liebte und mich wollte. Mich!

  Es war niemand sonst in der Toilette, als ich die Tür öffnete und Nick mit Kelly vor der Tür stehen sah. Nick stand mit dem Rücken zu mir. Er konnte mich nicht sehen.

  »Was ist mit Tanya?«, fragte Kelly ihn plötzlich und instinktiv schloss ich die Tür so, sodass man mich nicht sehen, aber ich alles hören konnte.

  »Sie hat mir viel von dir und ihr erzählt. Du weißt, wir waren beste Freundinnen«, redete sie weiter.

  »Wart ihr das?«, hörte ich ihn reden.

  »Ach, komm schon, Nick. Wir beide hatten doch auch unseren Spaß.«

  Ich erstarrte. Nick hatte auch mit Kelly geschlafen? Natürlich hatte er das. Es nicht anzunehmen, wäre naiv gewesen. So naiv, wie ich es immer war.

  »Wir wissen beide, dass du zu mehr bestimmt bist.«

  »Ach, was. Und lass mich raten, du denkst jetzt, dass du für einen wie mich bestimmt wärst.« Lag Sarkasmus in Nicks Tonfall? Ich konnte gerade nichts richtig einschätzen.

  »Vielleicht. Immerhin weiß ich durch unsere gemeinsame Nacht, dass du ...«

  Ich lehnte mich an die Wand und starrte die Decke an.

  »Das war eine verdammte Nacht, Kelly. Eine!«, antwortete Nick.

  »Na und.«

  »Tanya war auch recht erzählfreudig, was dich angeht, Nick. Wie war das? Du hast ihr immer erzählt, wie heiß du ihre Figur findest. Wie findest du meine? Ich trainiere viel, musst du wissen. Ach, das weißt du sicher. Du bist ja auch ein Sportler.«

  Meine Lippen begannen zu zittern. Was tat ich hier eigentlich?

  Es war doch offensichtlich, dass Nick sie nicht wegschicken würde. Warum auch? Kelly war hübsch, dünn und sie hatten schon mal etwas miteinander. Ausgerechnet sie. Und das I-Tüpfelchen bei der Geschichte war Tanya.

  Sie war genauso dünn wie Kelly. Genauso hübsch wie Kelly.

  Was machte ich also noch hier?

  Ich lief zurück zum Waschbecken und starrte mein Spiegelbild an. Das Kleid passte mir plötzlich nicht mehr so gut. Trug das Kleid etwa auf?

  Das Make-up, das mich schöner machen sollte, wirkte jetzt nicht mehr so. War ich überhaupt für so was gemacht?

  Seufzend schüttelte ich den Kopf und starrte auf das halbgeöffnete Fenster oben in der rechten Toilettenkabine.

  Variante 1: Ich würde hoch erhobenen Hauptes hinausgehen, Kelly sagen, dass sie eine Schlampe wäre und Nick dann für mich beanspruchen.

  Ich schnaubte.

  Variante 2 gefiel mir besser. Auch wenn es so typisch bescheuert war.

  Ich ging in die rechte Kabine, kletterte die Fensterbank hoch, schob das Fenster auf und kletterte hinaus. Da es aber leider keine Erhöhung auf der anderen Seite gab, die mich bremste, flog ich mit dem Hintern auf die Wiese.

  »Autsch.«

  Es waren vielleicht zwei Meter, aber es tat schon echt weh.

  Seufzend stand ich auf, klopfte mir den Dreck vom Kleid und zog meine hohen Hacken aus. Auch wenn ich abhauen wollte, ich musste das nicht mit Zehn-Zentimeter-Absätzen machen.

  Als ich losging, dachte ich nicht darüber nach, wer mich sehen könnte. Nick würde warten, bis ich rauskäme. Zumindest schätzte ich ihn so ein.

  Ich schnaubte über meine Gedanken. Warum dachte ich, ich würde ihn kennen?

  Vor zwanzig Minuten hatte ich ihm noch gesagt, dass ich ihm glaubte. Dass Nick nie der Typ war, den ich gedacht hatte zu kennen. Und vor zwei Minuten wurde klar, dass er wie all die anderen war. Und wäre es bei dieser Sache geblieben? Wenn er nur mit Kelly geschlafen hätte? Meine Güte, jeder schlief mit ihr, aber ... er hatte ihr nicht widersprochen, als Kelly erwähnte, dass er auf schlanke, hübsche Frauen stand. Natürlich stand er auf Frauen wie Kelly oder Tanya. Sie waren wunderschön.

  Wenn ich das zwischen uns weiterlaufen lassen würde, dann ... dann würde ich so enden wie mit Patrick. Ich würde ihm irgendwann nicht mehr genügen.

  Mittlerweile war ich auf dem Gehweg angekommen und lief an ein paar Studenten vorbei, die vergnügt miteinander lachten.

  »Jill?«

  Dave verließ die Gruppe, rief ihnen etwas zu, dann folgte er mir. Er war nicht verkleidet, war also auch nicht auf der Mottoparty gewesen. Somit konnte er nicht wissen, was vorgefallen war. Das war gut. Sehr gut.

  »Hey.«

  Ich ging weiter, ohne ihn weiter zu beachten.

  »Du siehst gut aus.«

  Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, ließ es aber sein. Dave war es einfach nicht wert. Ich würde mich wegen seiner Dreistigkeit nicht weiter aufregen.

  »Ist die Party schon zu Ende?«, hakte er weiter nach, während wir über den Campus liefen.

  »Für mich schon«, antwortete ich viel zu verbittert.

  »Das tut mir leid.«

  Jetzt verdrehte ich wirklich die Augen.

  »Natürlich.«

  Ich blieb an einer Laterne stehen, weil Dave mich am Arm ergriff.

  »Ich meine das, was ich sage, Jill.«

  Wieder einmal bewies Dave, warum er genauso beliebt war wie die Footballjungs. Seine Haare waren nicht mal gekämmt, er trug eine Jogginghose, und trotzdem würde ich sagen, er könnte, so wie er jetzt aussah, auf den Laufsteg.

  Aber von gutem Aussehen sollte ich mich fernhalten. Sehr weit fernhalten.

  »Du siehst traurig aus.«

  Er ließ meinen Arm wieder los.

  »Mir geht's gut«, log ich.

  Dave wirkte ernsthaft besorgt. Vielleicht lag es an seinem Blick, aber ich verlor langsam die Nerven.

  »Geht es dir nicht, Jill.«

  Dave wirkte fast so, als würde ihm meine Stimmung leidtun.

  »Ich muss weiter«, begann ich und hoffte einfach, endlich in mein Bett zu kommen.

  »Klar, aber ich bring dich bis zu deinem Wohnheim. Sicher ist sicher.«

  »Von mir aus.«

  Nebeneinander liefen wir also weiter. Die Nacht war sternenklar, die Luft fühlte sich nicht so kühl an, wie gedacht.

  »Warum bist du nicht auf der Mottoparty?«, hakte ich nach, weil irgendwas doch gesagt werden sollte. Sonst wäre die Stille zwischen uns einfach unangenehm.
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  »Na ja ...« Dave schaute in den Himmel und grinste dann. »Wir vom Schwimmteam verstehen uns nicht so gut mit dem Footballteam. Und wir beide auf derselben Party? Keine gute Idee.«

  »Was ist das zwischen euch?«, fragte ich weiter nach.

  »Zwei Alphamännchen, das verträgt sich halt nicht.«

  »Das ist doch Unsinn«, beteuerte ich.

  »Du bist ein Mädchen, du verstehst das nicht.«

  »Und dahin war die Emanzipation«, seufzte ich.

  Dave lachte, wobei ich das gar nicht witzig fand.

  Wir kamen am Wohnheim an.

  »Du bist witzig, Jill. Und hübsch noch dazu. Eine Seltenheit«, sprach Dave und musterte mich intensiv. Ich fühlte mich geschmeichelt, aber das war es irgendwie auch schon. Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich ihm früher aufgefallen wäre? So einiges, das wusste ich. Aber früher war nicht mehr heute. Und heute gab es Nick. Der auf schlank und hübsch stand. Die Ironie dieser Feststellung war nicht ansatzweise so witzig wie gedacht.

  »Danke, dass du mich begleitet hast.«

  »Immer gerne.«

  Ich wusste, er sah mir nach, als ich ins Wohnheim ging.

  Nick schrieb mir eine halbe Stunde später mehrere Nachrichten und versuchte mich insgesamt dreizehnmal anzurufen. Ich antwortete ihm erst Stunden später, nachdem klar war, dass ich nicht schlafen konnte, wenn ich ihm zumindest die Sorgen nicht nehmen konnte.

  Nick, 21.34 Uhr: Wo bist du?

  Nick, 21.39 Uhr: Ich habe dich nicht aus der Toilette gehen sehen! Wo bist du verdammt?

  Nick, 21.42 Uhr: Geh an dein Handy oder ich rufe die Cops!

  Nick, 21.44 Uhr: Irgendein Mädel hat dich draußen gesehen. Draußen, Jill! Was ist los? Wo bist du?

  Ich, 23.43 Uhr: Mir geht es gut.

  Nick rief praktisch sofort nach meiner Nachricht an. Ich lag bereits in meinem Bett, das ich selbstverständlich erst einmal neu beziehen musste. Hier roch es nicht nur nach Sex, sondern auch nach Nick. Irgendwann wollte ich auch mal ein Auge zumachen können.

  Und weil ich eine Idiotin war, nahm ich den Anruf an.

  »Nick ...«

  »Wo bist du?«, fragte er mit einer ziemlichen Wut in der Stimme. Er schien sich draußen aufzuhalten. Musik war nicht zu hören, nur seine schnellen Schritte.

  »Ich liege im Bett.« Ich verdrehte die Augen, wegen meiner bekloppten Antwort. »Ich meine, ich bin im Wohnheim.«

  »Du bist im Wohnheim?«, fragte er mich ungläubig. »Ist dir eigentlich klar, dass ich den gesamten Campus abgesucht habe? Mehrmals? Und du liegst in deinem Bett?«

  Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Was machte ich hier eigentlich? Ich hätte ihm wenigstens Bescheid geben sollen.

  »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich und spielte mit meiner Bettdecke herum.

  Er seufzte in den Hörer.

  »Was ist passiert, Babe?«

  Ich schloss die Augen und versuchte nicht groß darüber nachzudenken, wie weh es mir getan hatte, dass Nick anscheinend doch lieber auf Frauen wie Kelly oder Tanya stand. Wenn ich jetzt wieder zuließe, dass wir uns näherkommen, dann ... wäre nichts mehr von mir übrig, wenn Nick sich eine andere, eine schlankere und hübschere Freundin suchen würde.

  »Ich war müde und ich ... ich kann das so nicht, Nick.«

  »Babe, lass uns reden, okay. Ich bin gleich bei dir und ...«

  »Nein!«, antwortete ich so schnell, dass ich mich sogar vor Schreck aufsetzte. »Du kannst nicht herkommen, Nick.«

  »Jill, ich ...« Ich hörte, wie seine Schritte schneller wurden.

  »Nein, Nick. Ich kann das einfach nicht. Ich dachte, ich könnte es, aber das stimmt nicht. Du ... lass mich bitte einfach in Ruhe. Geh nach Hause. Bitte.«

  Am liebsten hätte ich jetzt aufgelegt, aber das konnte ich dann doch nicht. Ich wollte ... was ich wollte, war etwas anderes, weil es mir am Ende nur wehtun würde.

  »So willst du es also haben? Ich habe keine Chance, mit dir darüber zu reden?«

  Gequält schloss ich die Augen. Warum wollte er das hier so unbedingt? Er musste etwas in mir sehen, das in Wirklichkeit gar nicht da war. Ja, so musste es sein.

  »Mhmm«, murmelte ich in den Hörer.

  »Das ist keine Antwort, die ich so akzeptieren kann! Du bist dir doch selbst nicht mal sicher, Jill.«

  Ach, jetzt war ich auf einmal wieder nur Jill für ihn?

  »Ich. Will. Dich. Nicht. Sehen. Kommt das bei dir an, Nick?«

  Einen kurzen Moment lang sagte er nichts.

  »Wenn du es so möchtest ...«

  Er ließ mir immer noch die Wahl. Ich schloss die Augen, um ihn auszuschließen. Was wieder mal völliger Blödsinn war, immerhin telefonierten wir miteinander.

  »Ich möchte es so.« Diesmal legte ich auf, weil ich Angst hatte, dass er noch etwas sagen würde.

  Ich schlief nicht mehr ein, wollte es auch eigentlich nicht mehr. Wer wusste schon, welchen Mist ich noch träumen würde?

  Das gesamte restliche Wochenende versteckte ich mich in meinem Zimmer. Wie gut, dass ich eh für einen Test lernen musste.

  Nick meldete sich nicht mehr, was ich auch nicht erwartet hatte. Der Wunsch, dass er es tun würde, überwog aber trotzdem.

  Als ich Nick Montagmorgen auf dem Campus traf, waren wir Gott sei Dank nicht allein. Amber und Blake waren jetzt offiziell ein Paar. Kellys blödes Spiel hatte sich also positiv auf beide ausgewirkt. Er sah mich an, ich sah ihn an, aber zu einem Gespräch kam es nicht. Irgendwann zog Winter ihn mit zum Training.

  Und dann überschlug sich irgendwie alles.

  Nach einem Spiel, bei dem ich nicht anwesend war, wurde Blake von einem Auto angefahren. Und das alles nur, weil Kelly Amber eine Lüge aufgetischt hatte. Daraufhin war Blake seiner Freundin hinterhergelaufen um klarzustellen, dass an Kellys Behauptung nichts dran war und wurde von diesem besagten Auto erwischt.

  Seine Karriere war zu Ende, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnte. Aber meine beste Freundin raffte endlich, was sie an ihm hatte, und so wurden die beiden doch noch unzertrennlich. Als hätten sie es jemals geschafft, sich voneinander fernzuhalten. Schon vor diesem ganzen Hin und Her zogen die beiden sich wie Magnete an.

  Heute saß ich fünfzehn Minuten eher als sonst in der Mensa. Meine neuen Zeiten passten perfekt, um keinem der Jungs zu begegnen. Amber fand es weniger witzig. Ihr ging es zwar nicht mehr so schlecht, weil Blake wieder zur Uni gehen konnte, aber ich war trotzdem nicht für sie da momentan. Das lag einfach daran, dass ich Nick nicht begegnen wollte. Und das wäre früher oder später der Fall, denn Amber gehörte jetzt zum Team.

  Schon eine ganze Weile starrte ich mein volles Tablett an, während ich an einer Pommes knabberte.

  »Da hat aber eine Hunger«, neckte Winter mich und setzte sich direkt neben mich.

  »Und du hast jetzt was für ein Problem?«, herrschte ich ihn an.

  Winter öffnete vor Überraschung den Mund.

  »Na ja ...«

  »Was: na ja? Unter Stress esse ich halt. Was tust du unter Stress?«

  Wieder wollte er etwas sagen, ich schüttelte aber genervt den Kopf.

  »Sag es mir ja nicht. Ich kann es mir schon denken!« Dann griff ich mir den ersten Muffin und biss wütend hinein.

  »Ich bin leicht irritiert«, begann er.

  »Aha«, murmelte ich und biss ein zweites Mal ab.

  So langsam füllte sich die Mensa, während Winter sprach.

  »Nick läuft wie ein frustrierter Gockel durch die Gegend. Ich dachte nicht, dass es dir auch so gehen würde ...«

  »Ich bin doch nicht frustriert«, erklärte ich ihm. Das war doch lächerlich!

  Winter sah auf mein Tablett, als wäre das genau die Antwort auf seine Feststellung.

  »Wie gesagt, ich habe ein bisschen Stress momentan.«

  »Mhm, schon klar. Stress kannst du schnell und gut abbauen; das, was Nick und du habt, das sitzt viel tiefer.«

  »Ach, und du bist jetzt ein Profi in diesen Dingen?«

  »Ganz sicher nicht«, behauptete er ehrlich. »Aber Nick hat mich gezwungen, am letzten Samstag nach dir zu suchen, Jill. Er ist fast
wahnsinnig geworden und wollte mir einfach nicht glauben, dass du vermutlich aus dem Toilettenfenster abgehauen bist.«

  Vielsagend schaute er mich an, und mich machte es einfach nur sprachlos. Er erwartete eine Antwort, obwohl er die Wahrheit ganz sicher schon in meinen Augen lesen konnte.

  »Und ... er hat dir nicht geglaubt?«

  Winter grinste dreckig. »Ich hatte eine Menge getrunken. Das glaubte auch Nick.«

  Ich nickte. Er glaubte ihm also nicht. Gut. Das war sehr gut.

  »Hey, invalider Mann, du tauchst auch mal auf?«, begrüßte Winter Blake, der auf Krücken angelaufen kam. Schweratmend setzte er sich auf die Bank und stellte die Gehhilfe auf die Bank, nur damit sie Sekunden später wieder auf den Boden fallen konnten. Blake verdrehte die Augen.

  »Nenn mich nicht so«, murrte er.

  »Du kannst dich momentan nicht mal selbst anziehen, Alter.«

  »Ich kann sehr gut auf mich selbst ...«

  »Wo ist Amber?«, hakte Winter grinsend nach.

  Blakes Blick verfinsterte sich.

  »Sie holt uns Frühstück.«

  Winter lehnte sich zufrieden zurück, sodass er die Wand als Rückenstütze hatte. »Ich sag doch, invalid.«

  »Ich bin nicht ...« Blake sah auf mein Tablett und runzelte die Stirn. Dann begegnete er meinem Blick. Obwohl er momentan wirklich ziemlich angeschlagen war, wusste ich, warum Amber auf Blake stand. Er war einfach irre sexy, und dazu dieser Südstaatenakzent. »Sagst du mir vielleicht, warum du und Nick nicht mehr ...«

  »Was geht dich das an, Blake?«, konterte ich und legte den Rest meines Muffins auf das Tablett. Jetzt hatten sie es doch geschafft, und mein Hunger war verschwunden.

  »Weil er mein Freund ist, weil wir zusammen wohnen und weil ich nicht mehr im Team bin, und Nick jetzt meinen Job übernehmen soll.«

  »Ja, und wenn ihr verliert, ist das jetzt meine Schuld, oder was?«

  »Nein, ich wollte nur ...«, begann Blake zu murmeln. »Keine Ahnung, wie Amber das immer macht, wenn's dir schlecht geht, aber ich wollte eigentlich nur ...«

  »Ha! Siehst du!«, rief Winter und hielt Blake sein Handydisplay kurz hin. Dann las er vor. »Invalid bedeutet eine dauernde Beeinträchtigung der körperlichen sowie geistigen Leistungsfähigkeit aufgrund eines Gebrechens.«

 

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