I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition)

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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition) Page 17

by Emma Smith


  Amber wartete auf eine Antwort von mir.

  »Nichts ist ...«

  »Jill!«

  »Es stimmt!«, antwortete ich ihr und wurde dabei auch lauter. »Es ist nichts zwischen mir und Nick!«

  Ungläubig schaute sie mich an. Sie hatte ihre normale Brille zu Hause gelassen. Heute trug sie eine Sonnenbrille, die sie sich auf den Kopf geschoben hatte.

  »Was soll das heißen?«

  »Das, was ich gesagt habe! Wir waren nie wirklich zusammen. Das alles war ...« Ich fuchtelte mit den Händen herum. »Er hat mich drum gebeten, seine Freundin zu spielen. Ich hab es gemacht, weil ... keine Ahnung, warum ich so verrückt war. Aber so war es okay. Ich habe die Freundin von Nick O'Donnell nur gespielt!«

  Einen langen Augenblick schaute sie mich einfach nur an. Es war kein Ausdruck in ihrem Gesicht zu erkennen. War sie nicht mal wütend? War sie vielleicht enttäuscht? Oder hatte sie sich das schon so gedacht? Immerhin konnte ich es ja auch nie wirklich ernst nehmen, dass Nick ausgerechnet mich als Alibifreundin haben wollte.

  »Was ist passiert?«, fragte sie mich plötzlich.

  »Passiert?«, fragte ich ungläubig.

  »Ich war die letzten Tage bei Blake, und Nick war ...« Sie runzelte die Stirn.

  »Nick war?«, fragte ich hastig nach. Was war er? Krank? Mit einer anderen Frau zusammen? Was?

  »Er hat gegrüßt, wenn er mal aus seinem Zimmer kam, aber das war auch schon alles. Sonst ist er freundlich, er redet wenig, aber wenn, dann ist es immer eine nette Unterhaltung gewesen. Er war der Einzige, bis vor Kurzem, mit dem ich mich aus dem Team verstanden habe. Und jetzt ... Nick ist nicht mehr wiederzuerkennen.«

  Ich senkte den Kopf. Er war nicht mehr wiederzuerkennen?

  »Und du bist übrigens auch total verändert.«

  Unsere Blicke trafen sich, als ich Ambers Worten wieder folgte.

  »Du trägst figurbetonte Kleider und ... du wirkst viel offener für die Welt als früher. Ich muss gestehen, manchmal habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Du warst lieber für dich, was völlig okay war. Ich dachte ja auch immer, das wäre es, was ich wollte. Aber ehrlich? Das passt zu uns beiden nicht. Nur jetzt hängst du nur noch herum und scheinst nachzudenken.«

  Amber lächelte mich an.

  »Nick hat dich verändert, Jill. Positiv. Und ich glaube, das weißt du auch ganz genau.«

  »Mag sein«, murmelte ich. »Aber ... er ist ... wir sind ...« Ich dachte an den hübschen blonden Surfertypen Nick. Er war so vieles für mich geworden, dass ich nicht mal bemerkte, wie sehr das stimmte, was Amber sagte. Ich hatte mich verändert, weil Nick mir gezeigt hatte, was ich alles sein konnte, wenn ich wollte.

  »Ihr habt miteinander geschlafen.«

  Meine Lippen öffneten sich, um ihr zu sagen, dass es nicht stimmen würde, aber wieder lügen? Und Amber wusste sowieso die Wahrheit.

  »Er steht auf Frauen wie Kelly.«

  Amber schnaubte. »Wer hat dir das gesagt? Ich vermute mal, es war die Bitch!«

  Ich nickte, Amber schnaubte noch einmal etwas verächtlicher. »Aber sie wusste nicht, dass ich es gehört habe - oder doch?« Jetzt begann selbst ich zu zweifeln.

  Sie wollte Amber und Blake auseinanderbringen, warum zum Teufel würde sie bei Nick und mir haltmachen? Nein. Das würde sie mit Sicherheit nicht. Kelly und verlieren? Niemals.

  »Sieh mich doch an, Amber. Du weißt, dass ich ...«

  »Dass du nicht am Hungertuch nagst? Ja, das tust du nicht. Und da bin ich auch ziemlich froh drum. Hier versucht jede zweite Studentin so auszusehen wie Kelly. Aber wenn die Weiber mal genau hinsehen würden, dann würden sie das ganz schnell wieder vergessen. Kelly intrigiert, weil sie nichts anderes machen kann. Kein Typ mit Grips im Kopf würde mit ihr eine längere Beziehung eingehen.« Amber verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wirkte wild entschlossen, mir diesen Gedanken wegen Kelly und Nick auszureden. Ein kleiner oder auch großer Teil von ihr war vermutlich noch wütend auf Kelly. Immerhin machte sie Blake und Amber ziemlich viel Ärger.

  Dann suchte sie wieder meinen Blick.

  »Vergiss das also ganz schnell wieder, Jill.«

  »Es ist nicht so einfach.«

  »Ihr habt das wirklich nur alles gespielt? Warum um alles in der Welt habt ihr dann miteinander geschlafen? Nick ist heiß, aber du bist nicht der Typ Frau, der einfach ...«

  »Er ... er wollte mit mir zusammen sein.«

  Verständnislos sah sie mich an.

  »Also so richtig.«

  »Das hat er dir gesagt?«, fragte sie plötzlich aufgeregt und drehte sich mit dem ganzen Körper zu mir um. »Wow. Und dann? Okay, ihr hattet Sex, das kam dabei raus.«

  Ich biss mir auf die Unterlippe, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Ja, wir hatten Sex. Tollen Sex.

  Plötzlich schlug sie mir auf den Oberarm. »Aua!«

  »Du hast mir nichts davon erzählt!«

  »Weil du diese ewige Vorspielnummer mit Blake abgezogen hast!«

  Ambers Wangen röteten sich, dann lachten wir beide lauthals.

  »Jill«, seufzte Amber, nachdem sie sich beruhigt hatte. Ich fand langsam auch wieder Zeit zum Atmen. »Ich bin deine beste Freundin. Egal wie viele Blakes oder Nicks zwischen uns stehen und nerven, wir müssen miteinander reden.«

  Ich wollte ihr gerade sagen, dass wir das doch getan haben, aber sie fiel mir sofort wieder ins Wort. »Auch über dich und deine Dinge, die du dir da verrückterweise einredest.«

  »Ich rede mir gar nichts ...«

  »Kennst du noch Tim aus dem Literaturkurs im ersten Uni-Jahr?«

  Keine Ahnung, warum sie jetzt auf den kam.

  »Der, der immer seine Lieblingschucks trägt? Mit den Totenköpfen?«

  Amber nickte. »Genau. Der kam vor ungefähr ...« Sie sah in den Himmel und wirkte konzentriert. »Der kam vor einem Monat zu mir und wollte wissen, ob er deine Nummer haben kann.«

  »Was?«, fragte ich ungläubig.

  Amber nickte ernst. »Er war nicht der Einzige. Da war der stumme Typ aus dem Spanischkurs, ein Typ aus dem Wissenschaftsteam und ... egal, es waren genug. Sie alle hofften, dass du gaaanz schnell wieder solo bist. Und ganz sicher waren sie da nicht an Nicks gutem Ruf interessiert. Er hat ihnen nur die Augen geöffnet, wie toll du eigentlich bist.«

  »Du hast nie etwas gesagt«, sagte ich.

  »Warum auch? Du warst, bist ... was auch immer mit Nick zusammen gewesen. Warum im Gottes Namen würde ich dann zu dir gehen? Oder hättest du Interesse gehabt an einem von denen.«

  »Nein«, antwortete ich ehrlich. »Es ist nur ... ich ...«

  »Schau mal, da kommt Jill. Die Kugel!«

  »Du bist fett!«

  »Ekelhaft!«

  »Sorry, Jill, Kristy hatte einfach ... verdammt, sie ist heiß, versteh das doch!«

  Es gab viele Momente in meinem Leben, in denen ich wegen meines Aussehens und meiner Figur beleidigt wurde. Am Ende war es Patrick, meine erste große Liebe, der mir das Herz gebrochen hatte und zu weit gegangen war.

  Man konnte vieles vergessen, wenn man jemanden hatte, der einen liebte. Aber als Patrick sich als noch viel schlimmer erwies, was konnte ich da gegen meine Selbstzweifel tun?

  Ich kam aufs College und versuchte hier mein Bestes, um alles zu vergessen. Amber war meine beste Freundin geworden, ich fühlte mich wohl und doch fehlte mir die Liebe. Drei Jahre lang war ich allein geblieben, weil ich dachte, es wäre besser so.

  Nick tauchte jetzt so schnell in meinem Leben auf, dass ich nie wirklich verarbeiten konnte, was da gerade mit mir passierte.

  »Du liebst ihn, Jill«, redete Amber mich plötzlich an und ich vergaß meine Gedanken, die ich gerade gehabt hatte.

  »Lieben?«

  Amber lächelte, weil ich ziemlich verwirrt aussah.

  »Du bist kein Mensch, der einem etwas vorlügen kann, Jill. Und da Nick nicht auf den Kopf gefallen ist, weiß der das mit Sicherheit auch.«

  »Hey, ich habe sehr gut seine Freundin gespielt!«, verteidigte ich meine schauspielerischen Künste.

  Jedes Mal wenn Mom ihren »tollen« und »schmackhaften« Hackbraten machte, war ich di
ejenige, die ihn »köstlich« und »mordsmäßig« fand. In Wirklichkeit schmeckte ein Haufen Heu besser und war dann vermutlich auch saftiger.

  »Ach, wirklich?«, fragte sie mich und begann aufzuzählen.

  Finger Nummer eins hob sich. »Jedes Mal, wenn ich über dich und Nick reden wollte, kamen nur kurze und knappe Antworten von dir. Ja, wir haben uns im Sommer getroffen. Es ist kompliziert.«

  »Na und!«, presste ich heraus. »Das ist doch ...«

  Finger Nummer zwei war zu sehen. »Die Initiative ging meist von ihm aus. Oh, da war doch die Nummer in der Mensa. Halleluja, bist du rangegangen.«

  Sie wirkte begeistert, ich lief rot an. Nick hatte mir geschrieben, ich sollte mehr Gefühle zeigen. Prompt bewies ich ihm das.

  »Ich wette, er hat dir gesagt, du sollst mehr Einsatz zeigen oder so was«, sprach Amber und traf natürlich die Sache auf den Punkt. Das ärgerte mich noch mehr. Aber sie hörte auf, Dinge aufzuzählen, die ich nicht mehr hören wollte. Das war ja schon mal was.

  »Dein Gesichtsausdruck sagt mir gerade, dass es genau so war«, lachte meine beste Freundin. Vielleicht war sie es bald nicht mehr, so witzig wie sie diese ganze Sache gerade fand. Dann wurde sie plötzlich wieder ernst.

  »Warum hast du dich darauf überhaupt eingelassen? Das verstehe ich nicht ...«

  Warum jetzt zögern, wenn sie sowieso schon das Meiste wusste?

  »Ich wollte jemanden beeindrucken.«

  »Du meinst Dave Miller?«, hakte sie nach, aber mit keinem Hauch von Verwunderung in der Stimme.

  »Du weißt das mit Dave?«

  Sie verdrehte die Augen. »Du hast ihn immer angestarrt, sobald er in unsere Nähe kam. Ich weiß es seit drei Jahren. Aber nur so als Tipp, Jill. Wenn man drei Jahre jemanden toll findet, übernimmt man irgendwann die Initiative.«

  »Ich weiß«, seufzte ich. »Er ist ein Arsch. Wollte mit mir ausgehen, obwohl er dachte, ich wäre mit Nick zusammen.«

  Amber schnaubte verächtlich. »Jetzt bin ich stolz auf dich, dass du ihn vorher nicht mal auf einen Kaffee oder so eingeladen hast. Du hast dir eine Enttäuschung erspart.«

  Eine weitere Enttäuschung ... Aber den Gedanken behielt ich für mich.

  »Wann hat Dave dich angemacht?«, hakte sie jetzt neugierig nach.

  Ich zuckte mit der Schulter.

  »Irgendwann am Anfang ...«

  »A-ha«, antwortete sie kurz.

  »Was a-ha?«

  Sie zuckte mit der Schulter. »Ich frage mich gerade, warum du dann weiterhin Nicks Freundin gespielt hast.«

  »Er brauchte Hilfe. Seine Ex, diese Tanya, hätte zurückkommen können und ...«

  »Mooooment mal!« Amber hob die Hand, als hätte sie genug gehört. Völlig verwirrt schaute sie mich an. »Er hat dir erzählt, du sollst seine Freundin spielen, um diese Tanya von ihm fernzuhalten?«

  Ich nickte, verstand ihre Frage aber jetzt nicht.

  »Falls sie wiederkommt?«, hakte sie noch nach, als hätte sie Probleme beim zuhören.

  Wieder nickte ich.

  »Jill!« Sie nahm meine Hand und grinste. »Du bist so naiv, dass es schon wieder absolut niedlich ist.«

  Ich sah stirnrunzelnd auf ihre Hände, die meine hielten.

  »Nick ist Footballspieler. Er wiegt wie viel? 180 Pfund? Und du willst mir sagen, dass er Probleme damit hat, eine kleine Blondine von sich fernzuhalten? Glaubst du, Tanya wäre die Einzige, die er mal abserviert hat?«

  »Sie ist bei ihm eingebrochen, hat nicht die Tür benutzt, sondern die Fassade!«

  »Okay, sie ist verrückt. Aber glaubst du nicht, dass die Polizei sich um den Fall gekümmert hat? Es gibt so was wie Kontaktverbot, Jill, das man dafür beantragen kann.«

  Ich erinnerte mich daran, dass die Jungs damals die Cops gerufen hatten.

  Sie drückte meine Hände.

  »So blind ich im Bezug auf Blake war, so blind bist du bei Nick.«

  Dann ließ sie meine Hand wieder los und ich blieb verwirrt zurück.

  »Du bist so sehr in deinen Selbstzweifeln gefangen, dass du dir nicht mal vorstellen kannst, dass er dich mögen könnte.«

  »Er mag mich, das weiß ich ... aber ...«

  »Du glaubst, er würde so was wie Patrick durchziehen«, beendete sie den Satz für mich. Ich konnte es einfach nicht aussprechen, vielleicht würde es dann wirklich noch einmal passieren.

  »Er liebt dich, Jill!«

  »Wer? Patrick?«, fragte ich verwirrt nach.

  Amber machte ein lautes brummendes Geräusch. »Nein, ich rede nicht von diesem Arschloch! Ich rede von Nick. Nick, der dich unter einem Vorwand gebeten hat, seine Freundin zu spielen. Keiner von uns hat geglaubt, dass das alles gespielt ist. Wobei ich vermute, dass Corey etwas weiß. Dieses wissende Grinsen, dass er über etwas Bescheid weiß, und ich nicht, macht mich noch wahnsinnig.«

  Sie holte einmal tief Luft, als müsste sie die Wut über Winter zurückdrängen. Das Grinsen konnte ich kaum zurückhalten.

  »Zurück zum Thema. Du hast anscheinend den Kontakt abgebrochen. War es so? Das würde Nicks Verhalten erklären.«

  »Ähm ... ich bin vielleicht auf der Mottoparty durch die Toilettenkabine nach draußen verschwunden«, erzählte ich ihr kleinlaut.

  »Was? Wieso ... sollte ich da jetzt wirklich nachfragen?«

  »Kelly hat sich mit Nick unterhalten und ...«

  »Oh, Gott«, fluchte Amber, schaute wieder in den Himmel, dann wieder zu mir.

  »Muss ich dir wirklich erklären, dass Kelly auf einem Friedhof geboren wurde, Satan ihr Vater ist und sie in einem Sarg schläft? Dieses Miststück ernährt sich von Intrigen, Jill.«

  Ich öffnete den Mund, aber wieder mal kam sie mir zuvor.

  »Wenn es um Corey gehen würde, würde ich immer Zweifel haben. Der Mann ist ein wandelndes Kondom, das ständig nach seiner nächsten Mahlzeit sucht.«

  Ich grinste, weil das gut passen könnte.

  »Aber Nick? Nick macht keine halben Sachen. Wenn er etwas tut, steht er dazu. Also, wenn du Kelly nicht vornübergebeugt gesehen hast und Nick hinter ihr, will ich verdammt noch mal nichts davon hören!«

  Ich seufzte, weil Amber tatsächlich recht hatte. Und ich hatte unrecht.

  »Du solltest, nein ... du musst aufhören, in jedem Kerl Patrick zu sehen, Jill.«

  Ich sah sie lang an.

  »Ich habe ... einen Fehler gemacht, oder?«, fragte ich sie jetzt, weil mir einiges bewusst wurde.

  Amber nickte und wirkte ziemlich froh, dass ich so langsam die Wahrheit hinter allem erkannte.

  Wenn das alles stimmte, was Amber meinte, dann hatte Nick mich wirklich nur als Freundin haben wollen, weil ... er mir näherkommen wollte.

  Hastig stand ich auf meinen Beinen und suchte mein Kram zusammen. Als ich meine Tasche über die Schulter warf, lächelte ich meine beste Freundin an.

  Sie lächelte zurück.

  Ich suchte eine halbe Stunde auf dem Campus. Immer wieder rief ich Nick auf dem Handy an, aber er ging einfach nicht ran. Vielleicht wollte er nicht mit mir reden? Oder er hatte zu tun? Training stand nicht an, aber womöglich war er mit Lernen beschäftigt.

  Einige Studenten grüßten mich. So manch einen kannte ich nicht, aber gut ...

  »Jill!«

  Dave stand ein paar Meter von mir entfernt bei seinem Team. Er kam auf mich zugelaufen. Ich seufzte, weil ich jetzt gerade wirklich kein Interesse hatte, mit ihm zu reden. Wo war Nick verdammt?

  Ich sah mich um. Gerade wechselten einige Seminare, deswegen kamen immer mehr Studenten auf den Campus.

  »Wie geht's dir? Bei der Mottoparty wirktest du etwas ...«

  Ich schüttelte den Kopf. »Alles wieder gut. Hast du Nick gesehen?«

  Er verneinte. »Wenn du ihn nicht findest, erinnere ich dich gerne an unser Date, das du mir noch schuldest.«

  Jetzt hatte er meine gesamte Aufmerksamkeit. Seit wann schuldete ich ihm ein Date?

  Dave grinste. Er wusste ganz genau, wie er meine Aufmerksamkeit bekam. Krank.

  »Wir schmeißen heute Abend eine Party bei uns am Bootshaus. Wenn du auch Lust hast, würde ich mich freuen. Ich schwöre dir, die Party
wirst du so schnell nicht vergessen.«

  »Ich denke eher nicht«, antwortete ich und ließ ihn stehen, weil ich ein paar Meter weiter meinte, Nick erkannt zu haben.

  Ein paar Studenten versperrten mir den Weg, als ich tatsächlich Nick sah. Er stand direkt an der Tür zum Bibliotheksgebäude. Meine Lippen teilten sich geschockt, als ich das blonde Mädchen neben ihm sah. Nein, es war kein Mädchen. Sie war eine Frau, schön und einfach feminin. Tanya ...

  Sie musste es sein. Langes blondes Haar, große Oberweite, kurzer Rock und dann drehte sie ihren Kopf in meine Richtung. Ja, es war Tanya.

  Was machte sie hier? Was wollte sie?

  Immer mal wieder liefen mir Studenten ins Bild. Als Nick wehmütig auf sie hinuntersah, stürzte sie plötzlich in seine Arme und er ... hielt sie fest.

  Immer wenn ich irgendeine Schnulze mit Amber geschaut hatte, verstand ich es wie keine andere, mich über so manche kitschigen Szenen lustig zu machen. Und jetzt befand ich mich genau in so einer.

  Vermutlich hätte ich so etwas gesagt wie: »Sie ist so dumm! Statt ihm eine reinzuhauen und ihm die Eier abzuschneiden, steht sie da und bemitleidet sich selbst.«

  Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Warum tat ich mir das überhaupt noch an?

  Schnell wandte ich mich um, nur damit ich Dave wieder begegnete, der mir versuchte, ein Lächeln zu schenken, das er sich sonst wohin stecken konnte. Mitleid brauchte ich einfach nicht! Nicht jetzt! Nicht, da ich es wirklich versuchen wollte. Ich wollte Amber glauben, dass Nick wirklich nur an mir interessiert war.

  »Wo war diese Party noch mal?«, fragte ich ihn.

  Diesmal schenkte er mir eines seiner Gewinner-Lächeln, das er wohl schon viele Male vor dem Spiegel geübt hatte.

  Nick

  »Warum sehen wir uns die Serie noch mal an?«, hakte ich nach und schaute gerade zu, wie mal wieder jemand abgeschlachtet wurde.

  Winter saß auf dem anderen Sofa und kaute genüsslich Chips.

  »Weil nichts geschnitten wird, alles total detailgetreu ist und ... weil es Schwester und Bruder miteinander treiben und das verdammt noch mal schon in den ersten Folgen! Was zum Teufel soll da noch an Steigerung kommen? Mann, das ist so genial!«, lachte Winter.

 

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