by Mona Kasten
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass mehr Leute da wären.«
»Geht mir auch so. Aber, Blue?« Isaac lächelte wieder und beugte sich ein Stück zu mir. Er berührte meinen Arm, nur ganz flüchtig. »Ich finde, der Abend sieht jetzt schon um einiges vielversprechender aus als noch vor wenigen Minuten.«
Das … machte mich sprachlos.
Eben hatte er noch kein einziges Wort rausbekommen und wäre fast vom Sofa gefallen, als ich ihn mit meinem Fuß berührt hatte. Anscheinend musste man nur seinen Ehrgeiz ankurbeln, und die Sache lief.
Ich räusperte mich. »Finde ich auch.«
Isaacs Lächeln wurde breiter. Sein Blick war intensiv, fast intim, als er ihn über mich schweifen ließ.
Das heiße Kribbeln, das durch meinen Körper lief, traf mich völlig unerwartet. Ich starrte ihn an.
Er starrte meinen Mund an.
»Was hab ich verpasst?«
Gians Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich rückte ein Stück von Isaac weg. »So würde ich dir definitiv nicht nur meine Nummer geben«, sagte ich betont lässig.
Isaac strahlte, was niedlich aussah, weil er gleichzeitig tomatenrot wurde. Mit diesem Isaac kam ich deutlich besser zurecht als mit der verführerischen Version von gerade eben.
»Das war doch schon mal ganz gut. Lektion eins: abgeschlossen. Jetzt können wir weiter deinen Schrank ausmisten.«
Isaac sah so aus, als wüsste er nicht, ob er sich freuen und weinen sollte. Er ließ sich in die Kissen zurücksinken, während Gian zum Sofa trottete und ihn abklatschte. »Gut gemacht, Mann. In ein paar Wochen bist du ein verdammter Casanova.«
Ich stand auf. Der Alkohol in meinem Blut machte sich bemerkbar, und ich musste einen Moment die Wand fixieren, um das Gleichgewicht zu behalten. Kein Wunder, dass Isaac es geschafft hatte, mich aus dem Konzept zu bringen.
Ich lief zurück in sein Zimmer und zog das Jackett aus. Es kam auf den Spenden-Stapel, während ich die Mütze zurück zu den anderen Kostümen hängte. Dann holte ich das nächste Kleidungsstück aus dem Schrank, zog es über meine Jeans und mein T-Shirt und ging mit großen Model-Schritten zurück ins Wohnzimmer. Ich kam vor Isaac und Gian zum Stehen, drehte mich einmal vor ihnen im Kreis und stemmte dann eine Hand in die Hüfte.
Gian brach in schallendes Gelächter aus.
Isaac vergrub stöhnend das Gesicht in den Händen.
»Weg damit, oder?«, fragte ich.
Isaac richtete sich ruckartig auf. »Aber vielleicht brauche ich sie noch!«
»Es sind gelbe Hosenträger! Mit Elchen drauf!«, rief ich aufgebracht. »Du bist einundzwanzig, nicht sechs, und auch kein Kindergärtner oder Clown. Es gibt keine Erklärung und kein Argument auf dieser Welt, das mich dazu bringen könnte, die nicht auf den Spenden-Stapel zu schmeißen.«
»Sie hat recht. Die sehen nicht mal an ihr gut aus.« Gian sah mich erschrocken an. »Nichts für ungut.«
»Ich dachte eigentlich immer, gelb steht mir«, sagte ich, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.
»Gott, Sawyer, sie sehen schrecklich aus. Zieh sie aus«, murmelte Isaac.
Ich legte den Kopf zur Seite. »Mh. Ich weiß nicht. Plötzlich gefallen sie mir doch ziemlich gut. So gut, dass ich sie behalten möchte und ab sofort immer anziehen werde, wenn wir uns treffen.«
Isaac schwankte, als er aufstand. Er deutete mit dem Finger auf mich. »Ausziehen.«
»Das könntest du übrigens auch zu den Mädchen sagen, die du versuchst rumzukriegen«, kicherte ich und wich zurück, als er einen Satz auf mich zumachte.
»Nieder mit den Elchen!«, rief Gian.
Ich wich einen weiteren Schritt zurück.
»Weg mit den Hosenträgern, Sawyer.«
»Sonst was?«, bluffte ich und tat, als würde ich meine schwarz lackierten Nägel inspizieren.
Auf Isaacs Gesicht breitete sich ein diabolisches Grinsen aus. »Du hast eine Sache vergessen, Dixon«, meinte er in einem ziemlich unheilvollen Tonfall.
»Was denn?«, fragte ich
»Ich habe drei jüngere Geschwister.«
Dann ging alles ganz schnell. Isaac sprang auf mich zu und riss mich auf den Boden. Ich ächzte, als wir beide auf dem Teppich landeten, ich unter ihm, seine Hand an meiner Taille.
»Wehe«, war alles, was ich hervorbrachte, bevor er begann, mich zu kitzeln. Ich schrie auf und versuchte, ihn von mir herunterzustoßen, doch er war gnadenlos.
»Hör auf!«, quietschte ich.
Irgendwann ließ er von mir ab. Atemlos blieben wir nebeneinander auf dem Boden liegen.
»Wer hätte gedacht, dass die knallharte Sawyer Dixon eine Schwäche hat«, sagte er amüsiert, und mehr zu sich selbst als zu mir.
Und dann passierte es: Ich lachte.
Am Sonntag arbeitete ich im Woodshill Steakhouse. Gegen Abend wurde es so voll, dass ich hinter der Theke kaum hinterher kam und sogar beim Servieren helfen musste. Willa war überraschend krank geworden, und Al hatte auf die Schnelle keine Vertretung auftreiben können. Normalerweise war ich nur für den Ausschank und das Vorbereiten der Dips für die Vorspeisen zuständig – heute musste ich gefühlt überall gleichzeitig sein, und selbst das reichte nicht.
Al kam irgendwann fluchend aus seinem Büro. »Ein verdammter Mist ist das«, schimpfte er. Er nahm sich eine Schürze vom Haken hinterm Tresen und reichte sie mir. »Hilf mir mal, bitte.«
Al hielt die Schürze fest, während ich sie mit einer Schleife festband. Er war so breit gebaut, dass die Bänder kaum um ihn herumreichten. Ich hingegen musste sie doppelt um meine Taille binden, damit sie mir nicht um den Körper baumelten.
»Fällt Willa die ganze Woche über aus?«, fragte ich.
Al brummte lediglich.
»Ich kann diese Woche sicher noch ein oder zwei Schichten übernehmen, wenn du mich brauchst«, bot ich ihm an, aber Al lachte nur bellend.
»Ich fürchte, ein bis zwei Schichten reichen nicht, Dixon. Aber danke für das Angebot.«
»Was ist denn mit Willa?« Willa und ich pflegten ein Auf-der-Arbeit-dulden-wir-uns-aber-im-wahren-Leben-würden-
wir-niemals-etwas-miteinander-zu-tun-haben-wollen-Verhält-nis. Als Al mich eingestellt hatte, hatte sie es nicht versäumt, ihn darauf hinzuweisen, dass mein Ruf in Woodshill nicht gerade der beste war und er mich lieber von den männlichen Gästen fernhalten sollte, wenn er nicht innerhalb von ein paar Tagen einen Skandal an der Backe haben wollte.
Ich hatte mir danach keine Mühe gegeben, nett zu ihr zu sein.
»Sie wird in den nächsten sechs Monaten nicht mehr kommen«, sagte mein Chef, gerade in dem Moment, als es in der Küche klingelte. Das nächste Essen stand bereit. In schnellen Schritten liefen wir nach hinten.
»Ist ihr was Schlimmes passiert?«, fragte ich und nahm zwei der Teller in die Hand.
»Wie man’s nimmt. Für manche ist ein Kind ja ein Weltuntergang.«
Ich erstarrte. »Willa ist schwanger?«
Al nickte und hielt mir einen weiteren Teller entgegen. »Risikoschwangerschaft. Ihr ist absolute Bettruhe verordnet worden.«
»Fuck«, murmelte ich.
Ich wusste noch nicht einmal, was ich heute Abend essen würde, während Willa, die nur ein Jahr älter war als ich, bereits verheiratet und nun auch noch schwanger war. Verrückte Welt.
»Ja. Aber erst einmal überleben wir diesen Abend. Dann sehen wir weiter. Jetzt geh, das Essen wird kalt«, sagte Al barsch und scheuchte mich aus der Küche.
Ich servierte das Essen, schenkte Getränke aus und hielt dem Wahnsinn stand. Al versuchte zu helfen, aber er war es nicht mehr gewohnt, im Service zu arbeiten, und stand mir die meiste Zeit mehr im Weg, als dass er mir Arbeit abnahm. Zu allem Überfluss tauschte er außerdem die Platte, die ich aufgelegt hatte, gegen eine seiner öden Lounge-CDs aus, deren Musik meiner Ansicht nach überhaupt nicht in diesen Schuppen passte.
Alles in allem war es ein ziemlich beschissener Abend. Auch wenn ich Willa nicht leiden k
onnte, musste ich doch zugeben, dass sie einen guten Job machte und fehlte. Ich kam nicht einmal dazu, Dawn eine Cola einzuschenken – geschweige denn, mich länger als eine halbe Minute mit ihr zu unterhalten.
»Sorry«, sagte ich atemlos, als ich endlich eine freie Minute fand.
»Es ist super voll, mach dir keine Gedanken. Ich hab eh zu tun«, meinte sie und deutete mit dem Kinn auf ihren Laptop.
»Bekomme ich einen neuen Porno?«, fragte ich und schob ihr das Glas über den Tresen zu.
Sie rollte mit den Augen. »Nur weil da Sexszenen sind, macht es das nicht gleich zum Porno, Sawyer.«
»Es gibt Pornos, in denen es weniger zur Sache geht als in deinen Büchern«, gab ich zurück.
»Ich glaube, ich will gar nicht wissen, wie viele von meinen Geschichten du gelesen hast.«
»Bisher nur sechs. Aber seit ich für deine Website diese Grafiken mit den Zitaten gestaltet habe, will ich noch mehr lesen.«
Dawn lächelte. »Die hast du übrigens ganz toll gemacht. Danke noch mal.«
»Kein Problem.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und sah mich eine Weile lang mit großen Augen an.
»Dein Gesicht läuft schon rot an. Spuck’s aus«, sagte ich mit einer ungeduldigen Handbewegung.
»Erzähl mir von deiner Schwester!«, platzte sie heraus.
Ich erstarrte. »Was?«
Dawn hielt sich die Wangen, als würde sie sie so kühlen können. »Du redest nie über deine Familie. Aber ich habe sofort gesehen, dass sie das gleiche Tattoo wie du am Arm hat.« Sie deutete auf die kleine Schwalbe auf meinem rechten Arm.
Ich nickte langsam und strich mit dem Daumen über mein erstes Tattoo. »Das stimmt.«
»Sie war so süß und aufgeregt und konnte es kaum erwarten, bis du wiederkommst. Ich habe den Ring sofort gesehen, aber sie wollte mir keine Frage beantworten, bis sie es zuerst dir erzählt hat.«
Dawns Worte versetzten mir einen Stich. Nicht nur, dass ich beschlossen hatte, Rileys Verlobung konsequent aus meinen Gedanken zu verbannen. Jetzt von Dawn zu hören, wie aufgeregt meine Schwester gewesen war, als sie gestern vor meiner Tür gestanden hatte …
Ich schluckte. Ich war genau das, was die Leute immer über mich behaupteten: herzlos und eiskalt.
Dawns Gesichtsausdruck wechselte innerhalb einer Sekunde von aufgeregt zu todernst: »Du siehst nicht sehr glücklich aus. Ist ihr Verlobter ein Arsch?«, fragte sie leise. Wenn sich jemand mit arschigen Ehemännern auskannte, dann Dawn.
»Nein, Morgan ist super«, sagte ich schnell, um sie zu beruhigen. Und ich meinte es auch so. Wenn Riley schon jemanden heiraten musste, dann war Morgan der beste Kerl, den sie sich dafür hatte aussuchen können. Er war lustig und liebevoll, und Riley vertraute ihm so sehr, dass sie ihm alles erzählt hatte.
Und er war trotzdem bei ihr geblieben.
»Was ist dann los? Irgendetwas stimmt nicht, das kann ich sehen.«
Ich presste die Lippen fest aufeinander. Das, was mir auf der Zunge lag, konnte ich nicht sagen. Nämlich dass ich schlicht und einfach nicht wollte, dass Riley mit jemand anderem als mir zu einer Familie wurde.
Dawn würde es nicht verstehen und denken, ich wäre ein eifersüchtiges Biest.
»Ich finde einfach, dass man nicht sofort heiraten sollte«, sagte ich deshalb schulterzuckend.
Dawn kaute auf ihrem Strohhalm herum. »Du weißt, dass diese Ansicht niemand mehr teilt als ich. Niemand.« Einen Moment lang schien sie nach den richtigen Worten zu suchen. »Aber schlussendlich ist es jedem selbst überlassen, wie er darüber denkt und was er machen möchte.«
Ich wich ihrem Blick aus und schob eine Serviette auf der Theke hin und her. Genau das war es, was mich so fertigmachte: Riley und ich standen uns nicht nur sehr nahe. Wir waren eins. Wir hatten schon immer gleich gedacht, gleich gehandelt und gleich gefühlt. Nur deshalb hatten wir unsere Kindheit und Jugend durchstehen können.
Ich hatte wohl den Augenblick verpasst, in dem sich das geändert hatte.
»Aber was mich noch viel mehr interessiert«, sagte Dawn plötzlich, und ich sah sie wieder an.
»Hm?«, machte ich.
Sie wackelte mit den Brauen. »Du warst gestern Abend bei Isaac und bist erst ziemlich spät zurückgekommen.«
Ich nickte. »Ja. Ich habe seinen Mitbewohner kennengelernt und seinen Schrank ausgemistet.«
»Aha. Seinen Schrank ausgemistet«, sagte sie zweideutig.
Ich stützte mich mit den Ellenbogen auf den Tresen und beugte mich ganz dicht zu ihr. »Wenn du es genau wissen willst: Ich habe ihm beigebracht, wie man richtig …«
»Sawyer!«, bellte Al und schnipste nach mir.
Ich schnalzte mit der Zunge. »So ein Mist aber auch.«
Dawn starrte mich aus großen Augen an. Dann hob sie anklagend den Finger. »Du bist so böse!«
Ich grinste, schenkte ihr Cola nach und ging zurück in die Küche, um Al den nächsten Teller abzunehmen.
Der Abend ging genauso stressig zu Ende, wie er begonnen hatte. Die Tatsache, dass weder er noch ich sechs Arme hatte, machte Al unausstehlich und wütend, was mich wiederum unausstehlich und wütend machte, und das ließ uns mehr als einmal hitzig aneinanderrumpeln.
Um die Wogen zwischen uns wieder zu glätten, erlaubte Al mir, nachdem die letzten Gäste gegangen waren, Musik auszusuchen. Ich entschied mich für ein altes Album von den Smashing Pumpkins, und meine Laune besserte sich schlagartig. Vor allem, als Al dann auch noch zwei Bier aufmachte und eins vor mich hinstellte. Ich nahm sofort einen Schluck und lehnte mich seitlich gegen die Arbeitsfläche.
»Soll ich nächste Woche ein paar mehr Schichten übernehmen, Al?«, fragte ich.
»Gern. Bis ich einen Ersatz für Willa gefunden habe, bin ich dankbar für jede Unterstützung. Und wenn dir in der Zwischenzeit jemand einfällt, der einen Job gebrauchen könnte, lass es mich wissen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kenne n–« Ich unterbrach mich selbst und hätte mir am liebsten gegen die Stirn geklatscht, weil ich nicht sofort darauf gekommen war. »Doch. Ich kenne jemanden, der dringend etwas sucht.«
»Mit Erfahrung?«, fragte er.
»Ich fürchte, du musst dich damit zufriedengeben, dass er freundlich, engagiert und zuverlässig ist.«
Er nickte kurz. »Nimm ihn nächste Woche zu deiner Schicht zum Probearbeiten mit. Dann sehen wir weiter.«
KAPITEL 8
Für den nächsten Tag hatte ich mich mit Isaac in meinem Lieblingssecondhandladen etwas außerhalb von Woodshill verabredet. In seinem Kleiderschrank klaffte nach unserer radikalen Aktion am Wochenende eine große Lücke, die wir mit neuen Sachen füllen wollten. Das heißt, die ich mit neuen Sachen füllen wollte. Isaacs Gesicht nach zu urteilen, trauerte er immer noch seinen gelben Hosenträgern hinterher.
Nichtsdestotrotz konnte ich ihm ansehen, dass er beeindruckt war, als wir das Cure Closet betraten. Es befand sich in einem alten Lagerhaus, das zwar umgebaut worden war, den Industrial-Stil aber nie verloren hatte. Unzählige Kleiderständer standen um aufeinandergestapelte Holzpaletten herum, die zu Verkaufsflächen umfunktioniert worden waren, dazwischen ragten riesige Betonsäulen in die Höhe, die über und über mit Stickern von Bands beklebt waren. An den Wänden türmten sich Schuhe, Taschen und andere Accessoires in Regalen, und von den Decken hingen prunkvolle Kronleuchter, die eigentlich überhaupt nicht zum restlichen Flair des Ladens hätten passen dürfen, sich aber dennoch perfekt ins Bild fügten.
»Ich habe keine Ahnung, wie wir hier drin jemals etwas finden sollen«, murmelte Isaac.
»Nur weil es in diesem Laden mehr als drei Hemden gibt, die akkurat gefaltet nebeneinander im Regal liegen. Aber keine Sorge, ich bin bei dir.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und lief, ohne zu zögern, auf den ersten Kleiderständer zu.
»Hast du ein System?«, fragte Isaac hinter mir.
Ich verdrehte die Augen. »Nein.«
»Das heißt, du gehst einfach so los? Wollen wir uns vorher nicht viel
leicht einen Plan machen? Was brauche ich denn überhaupt? Wir hätten eine Liste machen sollen. Müssten wir nicht zuerst nach hinten …«
Ich fuhr zu ihm herum und hob die Hand, um ihn vom Weiterreden abzuhalten. »Dieser Shoppingtrip ist das Highlight meiner Woche. Mach ihn mir nicht kaputt, indem du mir was von systematisiertem Bummeln erzählst.«
Er nickte und tat, als würde er seinen Mund verschließen.
»Gut.«
Ich rieb mir die Hände und legte los. In den ersten Reihen wühlte ich mich durch Shirts und Pullover und nahm alles mit, von dem ich dachte, es könnte an Isaac gut aussehen. Als der Stapel auf meinem Arm zu schwer wurde – immerhin trug ich auch meine Spiegelreflexkamera um den Hals –, hielt ich ihn Isaac hin, der ihn schmunzelnd entgegennahm.
Als wir bei den Hosen ankamen, nahm ich erst einmal seine Hüfte in Augenschein. »Dreh dich mal«, sagte ich und machte die Bewegung mit meinem Zeigefinger in der Luft.
Er kam meiner Aufforderung nach, und ich betrachtete seinen Hintern. Mh. Eigentlich gar nicht so schlecht. Aber ich würde ihn heute aus diesen Chinohosen und in ein Paar Jeans bekommen – koste es, was es wolle.
Ich schätzte seine Größe und zog ein Paar schwarze Levi’s aus den Regalen, die scharf aussahen. Danach ging ich zielstrebig zu den Kleiderständern, auf denen die Lederjacken hingen. Ich hob die abgewetzteste, die ich auf den ersten Blick finden konnte, vom Bügel und betrachtete sie prüfend.
»Eine Lederjacke? Um Himmels willen, bitte nicht«, stöhnte Isaac.
»Ich dachte, du willst ein Makeover.«
»Dass ich mich von meinen Jacketts verabschieden muss, ist schon Makeover genug. Ich sehe doch aus, als hätte ich mich verkleidet, wenn ich so was anziehe«, sagte er und nickte zu der Jacke.
Ich hielt sie ihm probehalber an. »Du wirst sexy darin aussehen.«
Das ließ ihn verstummen.
Auf dem Weg zu den Umkleiden fragte ich Isaac noch nach seiner Schuhgröße und fischte zwei Paar Boots und ein Paar Sneakers aus den Regalen. Wir hatten mittlerweile so viele Sachen, dass Isaac die blanke Panik ins Gesicht geschrieben stand, also teilten wir alles erst einmal in verschiedene Outfits ein und hängten die Teile ordentlich auf. Danach nahm ich auf der riesigen Polsterlandschaft Platz, die vor den Umkleiden aufgebaut war.