Kiss Me Once

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Kiss Me Once Page 15

by Stella Tack


  Jeff biss sich amüsiert auf die Unterlippe. »Das Zeug stand dort schon seit drei Jahren im Regal. Danach mussten wir zum ersten Mal, seit ich dort arbeite, nachbestellen.«

  »Aha …«, sagte Ryan skeptisch, während er die Arme vor der Brust verschränkte. Wieder stieß ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite, doch er ignorierte es einfach.

  »Ich weiß gar nicht, ob ich mich damals vorgestellt habe. Ich bin Ivy.« Lächelnd streckte ich Jeff meine Hand entgegen.

  »Ivy, wie schön!«, sagte er fröhlich und schlug ein. »Ich hoffe, wir sehen uns in ein paar Kursen. Oder vielleicht hast du ja Lust, jetzt gleich bei uns im Schauspielclub mitzumachen? Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.«

  Ich spürte einen spontanen Widerwillen, als ich mir vorstellte, wie ich am Rand einer Bühne stand und mit den Armen wackelte und einen Baum imitierte. Oder noch schlimmer: Ich als Baum, während meine Mutter mit zusammengekniffenen Lippen in der ersten Zuschauerreihe saß.

  »Himmel! Bloß nicht«, stieß ich hervor.

  »Komm schon!« Jeff lächelte mich scheu an. »Ich lade dich danach auch zum Lunch ein. Ein Freund von mir weiß, wie man das gute Essen bekommt.«

  »Ich weiß nicht …« Unwohl wand ich mich, doch es war Ryan, der mir einen sanften Schubs in den Rücken gab.

  »Ich mag den Kerl zwar nicht«, flüsterte er mir zu, »aber es klingt nach genau dem richtigen Kurs für dich, um Freunde zu finden. Du hast heute keine Pflichtkurse mehr. Es wird dir bestimmt Spaß machen.«

  Oh, das waren ja plötzlich ganz andere Töne. Gerade noch hatte er Jeff regelrecht angeknurrt. Misstrauisch sah ich ihn an. Er versuchte es zwar zu verstecken, aber seine Augen verrieten ihn. Er mochte Jeff nicht. Aber noch viel weniger mochte er das, was zwischen uns passiert war.

  Enttäuschung machte sich in mir breit. »Bist du sicher?«, fragte ich. »Du wirst auch mitkommen müssen.«

  Ryan grinste, doch es wirkte aufgesetzt. »Wie gut, dass ich ein grandioser Schauspieler bin. In der fünften Klasse durfte ich sogar den Romeo spielen.«

  Unweigerlich musste ich schmunzeln. Ryan als Romeo? Ich hatte noch nie Theater gespielt, schon gar nicht eine Hauptrolle. Aber wenn Ryan den Romeo spielte, würde ich nur zu gern Julia sein.

  Ich seufzte. »Okay, Jeff. Dann kommen wir gerne mit«, sagte ich.

  »Spitze!«, rief Jeff erfreut. »Dann gehen wir gleich los … das heißt, halt, wartet kurz. Ich muss nur noch mein Handy suchen.«

  Ivy

  Der Schauspielkurs war am absolut anderen Ende des Campus. Keuchend eilte ich Jeff und Ryan hinterher. Die beiden rannten zwar nicht, aber sie hatten einfach viel längere Beine als ich. Für jeden Schritt, den sie machten, musste ich fast drei machen, um aufschließen zu können.

  »Wartet mal kurz!« Schnaufend quetschte ich mich zwischen die beiden und funkelte Ryan vorwurfsvoll an. »Musst du so schnell laufen?«

  »Musst du so langsam gehen?«, kam prompt die Retourkutsche.

  Ich verdrehte die Augen und blieb stehen. »Jetzt wartet doch mal kurz. Ich glaube, ich habe mir ein Steinchen in die Sohle eingetreten.«

  In meiner besten artistischen Verrenkungskunst hob ich den Fuß und lugte auf den staubigen Flipflop. Um dabei das Gleichgewicht nicht zu verlieren, stützte ich mich an Jeffs Schulter ab und pulte den Kieselstein aus der Sohle.

  »Danke!« Erleichtert grinste ich Jeff an, der amüsiert auf meine Hand guckte. »Oh, sorry.« Verlegen zog ich sie zurück.

  Jeff winkte lächelnd ab. Seine Wangen waren ebenfalls leicht gerötet.

  »Okay, ich glaube, wir haben genug blöd grinsend in der Gegend rumgestanden. Kommt schon, ihr zwei!«, sagte Ryan genervt und – eine Hand auf meinem Rücken – dirigierte mich weiter.

  Energisch schüttelte ich Ryans Hand ab. Es gab keinen Grund, auch noch einen Herzinfarkt zu riskieren. Ich zwang mein Herz, regelmäßig zu schlagen. Zwang mich zu denken, aber nicht zu fühlen.

  Schnell wandte ich mich an Jeff. »Warum bist du eigentlich im Schauspielkurs?«

  Jeff sah mich verwirrt an. »Weil ich gerne auf der Bühne stehe«, sagte er. Seine Stimme klang zwar freundlich, aber es schwang auch ein leises Seufzen mit. Als hätte er die Frage schon sehr oft gehört. Oder als müsste die Antwort eigentlich klar sein.

  »Oh klasse, aber ich meine … warum willst du zum Schauspielkurs für die Erstsemester?«

  »Oh!« Jeff grinste. »Der Kurs mischt sich am Anfang des Semesters immer durch, damit die Anfänger einen Eindruck von dem Ganzen bekommen. Ein Freund von mir ist heute auch zum ersten Mal dabei. Wenn du willst, stelle ich ihn dir vor.«

  »Klar, immer gern!« Ich strahlte. »Woher kennt ihr euch?«

  »Ach …« Jeff biss sich auf die Unterlippe und zögerte. »Na ja, unsere Eltern kennen sich. Und er ist in der gleichen Verbindung wie ich.«

  »War ja klar, dass er ein Verbindungsaffe ist«, murmelte Ryan leise. Aber ich hörte es trotzdem. Und Jeff schien es ebenfalls gehört zu haben.

  »Affe würde ich jetzt nicht sagen«, kommentierte er ruhig. »Letztens hatte ich eindeutig noch zu wenig Körperbehaarung dafür.«

  »Was du nicht sagst.« Ryan grinste und checkte Jeff einmal gründlich ab, während er spöttisch eine Augenbraue hob.

  Ich schnappte nach Luft. »Ryan!«, rief ich und sah ihn böse an, bevor ich mich wieder an Jeff wandte. »Hör nicht auf ihn, Jeff. Als die Sozialkompetenzen verteilt wurden, war Ryan gerade dabei, sich sein Piercing stechen zu lassen.«

  Jeff sah mich verwirrt an, während Ryan nur vielsagend mit den Augenbrauen wackelte und seine Hände in den Hosentaschen vergrub. Schnell hakte ich mich bei Jeff ein und zog ihn von Ryan weg. Lachend ließ er es geschehen.

  Als wir wenig später das Clubgebäude betraten, hallte, flötete, trötete und trällerte es aus Dutzenden Türen hervor. Und etwas dudelte sehr laut und sehr schrill.

  Ich zuckte zusammen. »Ach du meine Güte! Was ist das denn?«

  Jeff verzog das Gesicht. »Der Dudelsackclub.«

  Na, zumindest wusste ich jetzt, in welchen Club ich mich einschreiben würde, wenn Ryan mir auf die Nerven ging. Offenbar hatte er meinen Blick bemerkt, denn er zeigte knurrend die Zähne. »Wag es ja nicht! Das würde Krieg bedeuten.«

  Ich unterdrückte ein Lachen.

  Jeff beobachtete uns ein paar Sekunden lang amüsiert, ehe er mich freundlich nach oben dirigierte. »Sag mal …«, raunte er mir zu. »Wobei habe ich euch vorhin eigentlich unterbrochen?«

  Schlagartig begannen meine Wangen zu brennen.

  »Seid ihr zusammen?« Jeff zog fragend eine Augenbraue hoch.

  Ich schüttelte heftig den Kopf. Wahrscheinlich waren inzwischen auch meine Ohren knallrot. »Nein. Ryan und ich … wir … sind nur Freunde. Wir hängen gezwungenermaßen aneinander, wegen … unserer Eltern«, improvisierte ich.

  »Ah ja.« Jeff zwinkerte mir zu, bevor er vor einer weißen Doppeltür anhielt. »Wir sind da«, verkündete er, während er die Tür öffnete und sie mir – ganz gentlemanlike – aufhielt. Gerade als ich hindurchgehen wollte, tauchte Ryan neben mir auf und hielt mich zurück.

  »Warte kurz«, murmelte er und ging vor mir hinein. Ungläubig starrte ich ihm hinterher. Von wegen. Ich war doch kein Hund, den man vor der Tür anleinte. Schnell schlüpfte ich durch die Tür und sah mich neugierig um.

  Der Schauspielclub entpuppte sich als großer, luftiger Raum. Der Boden war aus altem Holz, das bei jedem Schritt knarrte. Stühle, die eindeutig schon ausrangiert worden waren, standen fein säuberlich aufgereiht vor einer aus Holzpaletten zusammengebastelten Bühne. Hohe Glasfenster, die sich die gesamte Dachschräge entlangzogen, sorgten für ein warmes Licht, das den umherfliegenden Staub zum Funkeln brachte.

  »Was versteht du eigentlich unter Warte kurz?«, fragte Ryan verärgert, als er sich umdrehte und mich genau hinter sich fand.

  »Es ist toll hier«, rief ich voller Freude. Ryans Bemerkung ignorierte ich einfach.

  »Ja. Hier fließt zwar nicht viel Geld rein …« Jeff war
neben uns getreten. »… aber am Ende kommt immer etwas ziemlich Cooles dabei raus. Das meiste bauen wir selbst. Im Moment sieht die Bühne deshalb auch noch improvisiert aus, aber das ist nur das Rohkonstrukt. Der Skulpturen- und Zeichenclub macht am Ende des Semesters immer eine richtig tolle Kulisse draus. Wenn du malen kannst, solltest du auf jeden Fall auch mal diese Kurse besuchen.«

  »Lieber nicht«, würgte ich ihn ab, da meine künstlerischen Ergüsse allerhöchstens als verstörend extrovertiert bezeichnet werden konnten. Von qualitativ hochwertig waren sie meilenweit entfernt.

  Wir schienen die Letzten zu sein, die eintrudelten, denn es waren bestimmt schon zwei Dutzend Studenten sämtlicher Altersstufen anwesend. Manche saßen auf der Bühne und unterhielten sich. Andere machten seltsame Stimmübungen, die irgendwie schräg klangen … als würde ein Robbenbaby schreien. Wieder andere zappelten herum, als wäre ihnen eine Kakerlake in den Kragen gekrochen. Hoffentlich musste ich das nicht auch machen.

  Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen blonden Haarschopf auf uns zukommen.

  »Hey, Jeff! Da bist du ja endlich«, rief er quer durch den Raum.

  »Holy Moly! Das Abercrombie-Model«, stieß ich hervor und suchte reflexartig nach einer Versteckmöglichkeit. Ryans Verhalten vorhin war mir immer noch peinlich. Wo war nur das Loch, in das ich hineinspringen konnte?

  Die Jungs guckten mich verwirrt an. Doch als Ryan den Kopf drehte und bemerkte, wer da gerade auf uns zukam, schnaubte er. »Der schon wieder.«

  »Oh, das ist Alex. Alexander van Klemmt. Alex, das sind Ivy und Ryan«, stellte Jeff uns vor.

  Alex sah mich einen Moment lang verdutzt an, bevor er Ryan mit einem deutlich kühleren Blick streifte und ihm kurz zunickte. Ryan verzog nur das Gesicht. Ich verstand nicht, was er schon wieder für ein Problem hatte, aber es würde mich nicht davon abhalten, mich mit Jeff und Alex anzufreunden.

  »Mein Muffinbuddy!«, rief Alexander und schenkte mir ein freundliches Lächeln. »Schön, dich wiederzusehen.«

  »Ihr kennt euch schon?« Jeff sah uns erstaunt an.

  Wir nickten gleichzeitig.

  »Sie hat ihren Muffin mit mir geteilt«, erklärte Alex.

  »Ach, hat sie das?« Ryan klang schon wieder extrem feindselig.

  »Ja, im Gegensatz zu dir war Ivy …«

  »Van Klemmt?«, unterbrach ich die Jungs, bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen konnten. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«

  »Tatsächlich?« Alex legte den Kopf schief und musterte mich. »Du kommst mir ebenfalls bekannt vor. Wie war noch mal dein Nachname?«

  »Re… äh, Bennet«, korrigierte ich mich schnell, als ich Ryans warnenden Blick sah.

  Alex runzelte verwirrt die Stirn. »Reähbennet?«, hakte er nach.

  »Nein … Bennet. Ivy Bennet.«

  Alex lächelte. »Bennet wie aus Stolz und Vorurteil?«

  »Ja, genau so.«

  Als ich Alex’ zweifelnden Blick merkte, zog sich mein Magen zusammen. Aber zumindest Jeff sah aus, als würde er es mir abkaufen.

  Plötzlich spürte ich Ryan hinter mir, der wie ein großer finsterer Schatten schützend einen Arm um meine Schultern legte. Genervt versuchte ich ihn abzuschütteln, doch das war in etwa genauso einfach, wie eine Statue zu einer Reaktion zu zwingen.

  Alex musterte mich immer noch zweifelnd, bevor er nachdenklich zwischen Ryan und mir hin und her sah. In seinem hübschen Kopf schienen sich gerade ein paar Zahnräder in Bewegung zu setzen. Auf einmal weiteten sich seine Pupillen, als hätte er etwas Essenzielles begriffen. Doch schnell setzte er ein nichtssagendes Lächeln auf.

  »Bennet, schöner Name«, sagte er betont lässig. »Hey, wollt ihr euch vielleicht zu mir setzen?« Er deutete auf ein paar Plätze weiter vorne.

  Erleichtert stieß ich den Atem aus und nickte. Ryan sah aus, als würde er mich am liebsten am Kragen packen und verschwinden wollen. Aber das würde ich nicht zulassen. Schließlich war es seine Idee gewesen, hierherzukommen. Und Alex und Jeff waren eine zu nette Abwechslung, um jetzt einfach abzuhauen. Außerdem musste ich noch sicherstellen, dass Alex keinen Verdacht geschöpft hatte, wer ich wirklich war. Ryan würde sich natürlich sofort darum kümmern, aber ich wollte, dass Alex noch alle seine Zähne behielt. Schließlich konnte er damit so hübsch lächeln. Und wenn ich mich mit ihm anfreunden wollte, war es wahrscheinlich auch kein guter Icebreaker, einen angepissten Security auf ihn anzusetzen.

  Entschlossen schüttelte ich Ryans Hulk-Arm ab und folgte Alex, der uns durch die Masse an Studenten lotste. Dafür, dass er angeblich auch das erste Mal hier war, gab es bereits erstaunlich viele Leute, die ihm zuwinkten und beim Namen riefen. Obwohl er stets charmant zurückgrüßte, blieb er nicht stehen, sondern ging direkt zu seinem Platz und räumte die Stühle neben sich frei. Seine Tasche und etwas, das wie ein Geigenkoffer aussah, landeten auf dem Boden. Bevor Ryan noch auf die Idee kam, mir wieder die Tour zu vermiesen, setzte ich mich schnell neben Alex und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Währenddessen machte Jeff es sich auf der anderen Seite von Alex gemütlich. Da ich ganz außen saß, war in unserer Reihe kein Platz mehr. Ryan schnaubte, schnappte sich einen freien Stuhl und setzte sich direkt hinter Alex und mich.

  Neugierig sah ich mich noch mal genauer im Raum um. Von hier aus wirkte die Bühne schon um einiges größer und weniger spartanisch als auf den ersten Blick. Ich musste auch zugeben, dass diese aufeinandergeschichteten Paletten einen erstaunlich modernen Touch besaßen.

  »Jeff, weißt du schon, was dieses Semester aufgeführt wird?«, fragte Alex plötzlich.

  »Zumindest nicht noch mal Cats.« Jeff grinste. »Ich darf dieses Jahr dem Prof ein wenig zur Hand gehen und konnte ihn überzeugen, dass niemand mehr sehen will, wie Katzen den Mond anheulen.«

  »Gott sei Dank. Die Aufführung letztes Jahr war einfach nur grauenhaft.« Alex schüttelte sich.

  »Ich dachte, du studierst erst seit diesem Semester?«, erkundigte ich mich verwundert.

  Alex nickte. »Ja, tu ich auch«, erklärte er und fischte mit einer lässigen Bewegung eine Cola-Flasche aus seiner Tasche und begann, an deren Verschluss herumzuspielen. »Aber Jeff hat mich letztes Jahr eingeladen, mir die Aufführung anzusehen. Er meinte, es könnte meinen Horizont erweitern.« Dramatisch legte er sich eine Hand an die Stirn und seufzte affektiert.

  »So habe ich das ganz sicher nicht gesagt«, verteidigte sich Jeff augenrollend.

  Schmunzelnd sah ich zwischen den beiden hin und her. Sie waren absolut unterschiedlich, wie Tag und Nacht: Alex sah aus wie einem Werbeplakat von Abercrombie entsprungen, während Jeff … na ja, irgendwie Jeff war. Selbst wenn er wirklich nette Grübchen und hübsche Augen hatte. Trotzdem wollte mir noch nicht ganz in den Kopf, wie die beiden zusammenpassten. Ihre Haltung, ihre Persönlichkeit, selbst wie sie redeten, war komplett gegensätzlich. Zwei Welten, die miteinander kollidierten und doch auf seltsame Weise miteinander harmonierten. Während Jeff in einem 7-Eleven arbeitete, musste Alex’ Familie ziemlich reich sein. Meine Mutter hatte ein paarmal erwähnt, dass die Van Klemmts eine einflussreiche Anwaltsfamilie waren. Einmal hatte sie mich auf einer Benefizgala sogar deren jüngstem Sohn vorstellen wollen. Damals hatte ich es jedoch vorgezogen, den Verkupplungsversuchen meiner Mutter – und somit auch dem Sohn – aus dem Weg zu gehen. Stattdessen hatte ich heimlich Lachsröllchen gefuttert und Champagner getrunken. Daher waren meine Erinnerungen an diesen Abend auch etwas verschwommen. Vage erinnerte ich mich an einen hübschen blonden Typen mit knackigem Hintern, der ein paarmal an mir vorbeigelaufen war. Ob das Alex gewesen war?

  Ich räusperte mich leise. »Hey.« So unauffällig wie möglich rutschte ich näher zu Alex, der sich lässig zurücksinken ließ und einen Arm um meine Lehne legte. Er neigte leicht den Kopf in meine Richtung und sah mich fragend an.

  Nervös strich ich ein paar nicht vorhandene Falten aus meinem Kleid. »Tut mir leid, dass Ryan heute früh so ein Arsch gewesen ist«, flüsterte ich.

  Alex schmunzelte. »Kein Problem. Ich will mich a
uch nicht zwischen euch drängen. Ist nicht ganz mein Stil.«

  Ich lächelte erleichtert. »Wir sind übrigens nicht zusammen, du hast dich also nirgendwo dazwischengedrängt. Ryan ist einfach nur unmöglich.«

  Alex lachte. »Seid ihr nicht? Weiß Bad Boy das auch?«

  Ich schnaubte. »Ryan tut nur so, als wäre er ein knallharter Typ.«

  »Verstehe. Aber wenn ihr nicht zusammen seid, warum rennt er dir dann hinterher wie ein liebeskranker Teenager?«

  Ich seufzte. »Das ist eine längere Geschichte«, murmelte ich. Hoffentlich bohrte er nicht weiter nach.

  Doch Alex nickte nur verständnisvoll. Ob er doch mehr wusste, als er offen zugeben wollte?

  »Ich hab dich irgendwo schon mal gesehen, oder?« Alex musterte mich nachdenklich. »Nur wo …?«

  »Denk lieber nicht zu viel drüber nach, sonst bekommst du noch Kopfschmerzen«, witzelte ich.

  Alex’ Augen leuchteten amüsiert auf. »Wie du meinst. Das wird dich aber was kosten, meine Hübsche.«

  Meine Muskeln versteiften sich. Da war es. Ich seufzte. »Was willst du?« Hoffentlich klang ich nicht ganz so armselig, wie ich mich gerade fühlte.

  »Hmm.« Alex hob eine Augenbraue und seine Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Grinsen. »Wie wäre es mit deiner Nummer und heute Abend Pizza?«

  Aha! Wusste ich es doch, dass … Moment, was? »Pizza?«, fragte ich ungläubig.

  »Ja, so nennt man dieses Fladenbrot mit Käse und Tomatensoße. Ich habe gerne Artischocken drauf und weil ich ein Gentleman bin, verzichte ich auch auf Zwiebeln.«

  »Nur du und ich?«, stotterte ich vollkommen verwirrt. Wann kam das Erpressen? Nach der Pizza?

  Alex lachte und zwinkerte mir gutmütig zu. »Wenn du willst, können wir auch zu Jeff rübergehen. Sein Zimmer liegt direkt gegenüber von meinem. Und er hat eine abgefahrene Sammlung von alten Horrorfilmen. Wir können uns also einen netten Filmabend machen.«

  »Und … das ist alles?«, stammelte ich.

 

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