Scandal Love

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Scandal Love Page 1

by L.J. Shen




  Inhalt

  Titel

  Zu diesem Buch

  Widmung

  Soundtrack

  Motto

  Prolog

  Kapitel 1

  Kapitel 2

  Kapitel 3

  Kapitel 4

  Kapitel 5

  Kapitel 6

  Kapitel 7

  Kapitel 8

  Kapitel 9

  Kapitel 10

  Kapitel 11

  Kapitel 12

  Kapitel 13

  Kapitel 14

  Kapitel 15

  Kapitel 16

  Kapitel 17

  Kapitel 18

  Kapitel 19

  Kapitel 20

  Kapitel 21

  Kapitel 22

  Kapitel 23

  Kapitel 24

  Kapitel 25

  Kapitel 26

  Kapitel 27

  Kapitel 28

  Kapitel 29

  Kapitel 30

  Kapitel 31

  Kapitel 32

  Kapitel 33

  Epilog

  Danksagung

  Die Autorin

  Leseprobe

  Impressum

  L. J. SHEN

  SCANDAL LOVE

  Sinners of Saint

  Roman

  Ins Deutsche übertragen von

  Patricia Woitynek

  Zu diesem Buch

  Trent Rexroth ist kalkuliert und skrupellos. Einzig seine vierjährige Tochter Luna erwärmt sein kaltes Herz. Doch seit ihre Mutter vor drei Jahren sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwand, spricht Luna nicht mehr. Egal, was Trent versucht, seine Tochter scheint sich völlig von der Welt zurückgezogen zu haben. Das Letzte, was Trent nun braucht, ist ein verwöhntes, reiches Mädchen wie Edie Van Der Zee als neue Assistentin – zumal sie auch noch die Tochter seines größten Konkurrenten in der Firma ist. Doch Edie wirbelt nicht nur Vision Heights Holdings durcheinander, sie baut als Einzige auch eine Verbindung zu Luna auf. Wenn Edie in ihrer Nähe ist, kommt Luna Stück für Stück aus ihrem Schneckenhaus heraus, und Trent weiß, dass er Edie nicht mehr gehen lassen kann. Dabei ahnt er, dass die Achtzehnjährige sein Untergang sein könnte. Nicht nur weil er mit seinen dreiunddreißig Jahren zu alt für sie ist, sondern auch weil sie Gefühle in ihm weckt, von denen er glaubte, sie nie wieder spüren zu können.

  Für Sunny Borek und Ella Fox

  SOUNDTRACK

  »Believer« – Imagine Dragons

  »Girls and Boys« – Blur

  »Just the Two of Us« – Grover Washington Jr.

  »Pacific Coast Highway« – Kavinsky

  »Sweater Weather« – The Neighbourhood

  »Lonely Boy« – The Black Keys

  »Shape (Of My Heart)« – Sugababes

  Die zu den wenigen monogam lebenden Tierarten

  zählenden Seepferdchen schwimmen überwiegend paarweise,

  wobei sie ihre Schwänze miteinander verschlingen.

  Zu ihrem achtstündigen Balztanz gehört, dass

  sie sich synchron nebeneinanderher treiben lassen und

  ihre Farbe wechseln. Sie sind romantisch,

  anmutig und zerbrechlich.

  Genau wie die Liebe.

  Sie führen uns vor Augen,

  dass die Liebe stürmisch sein sollte

  wie der Ozean.

  PROLOG

  EDIE

  Maßlosigkeit:

  1.Üppiges und unmäßiges Essen und Trinken.

  2.Übermäßiges Verlangen nach Luxus und Genuss; dem Land wird ein maßloser Umgang mit Ressourcen vorgeworfen.

  Die schlimmste der sieben Todsünden. Jedenfalls sah ich das so. Und meine Meinung war die einzige, auf die es ankam, als ich mich an diesem Mainachmittag in der unbarmherzigen südkalifornischen Sonne gegen die weiße Brüstung lehnte, welche die quirlige Strandpromenade von Todos Santos vom glitzernden Ozean und den atemberaubenden Jachten trennte, und die Passanten abcheckte, weil ich dringend Bargeld benötigte.

  Fendi, Dior, Versace, Chanel, Burberry, Bulgari, Louboutin, Rolex.

  Gier. Ausschweifung. Korruption. Laster. Hochstapelei. Blendwerk.

  Ich versuchte, mir ein Urteil über sie zu bilden. An der Art und Weise, wie sie ihre Bio-Smoothies für zehn Dollar tranken und auf ihren individuell gefertigten, farbenfrohen, von Tony Hawk signierten Skateboards dahinglitten. Ich versuchte, mir ein Urteil über sie zu bilden in dem Bewusstsein, dass sie dasselbe nicht mit mir tun konnten. Weil ich praktisch unsichtbar war, vermummt mit einem dicken schwarzen Kapuzenpulli, die Hände tief in den Taschen meiner engen schwarzen Jeans vergraben, dazu ein Paar alte ungeschnürte Dr. Martens und ein ramponierter JanSport-Rucksack, der von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurde.

  Ich wirkte androgyn.

  Ich bewegte mich wie ein Geist.

  Ich fühlte mich wie ein Scharlatan.

  Und ich war im Begriff, etwas zu tun, was meiner Selbstachtung einen erheblichen Dämpfer verpassen würde.

  Wie bei jedem riskanten Spiel galt es, einige Regeln zu beachten: keine Kinder, keine Senioren, keine sich abstrampelnden Durchschnittsmenschen. Ich zielte auf die Reichen ab, die Prototypen meiner Eltern. Die Frauen mit den Gucci-Taschen und die Männer in den Brunello-Cucinelli-Anzügen. Die Damen, die ihre Pudel in nietenbesetzten Michael-Kors-Handtaschen spazieren trugen, und die Herren, die aussahen, als hätten sie eine Schwäche für Zigarren im Gegenwert der Monatsmiete eines Normalbürgers.

  Es war beschämend einfach, auf der Promenade potenzielle Opfer auszumachen. Laut der Erhebung von 2018 war Todos Santos die wohlhabendste Stadt in Kalifornien, und sehr zum Missfallen des alten Geldadels ließen sich immer mehr Neureiche wie mein Vater auf diesem Flecken Erde nieder, mitsamt ihren monströsen, aus Italien importierten Limousinen und genug Klunkern, um damit ein Schlachtschiff zu versenken.

  Kopfschüttelnd bestaunte ich das Kaleidoskop aus Farben, Gerüchen und gebräunten, spärlich bekleideten Körpern. Konzentrier dich, Edie.

  Beute. Ein guter Jäger witterte sie schon von Weitem.

  Meine heutige Mahlzeit war soeben flotten Schrittes an mir vorübergezogen und lenkte unbeabsichtigt meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie warf den Kopf zurück und ließ ihre makellosen perlweißen Zähne sehen. Es war eine in Chanel gewandete, von Kopf bis Fuß nach dem neuesten Trend ausstaffierte Vorzeigefrau mittleren Alters. Ich interessierte mich nicht sonderlich für Mode, aber mein Vater mochte es, seine Geliebten mit Luxusklamotten auszustatten und sie bei gesellschaftlichen Anlässen vorzuzeigen, wo er sie als seine ganz persönlichen Assistentinnen vorstellte. In dem verzweifelten Bemühen, seinen jungen Gespielinnen zu ähneln, legte sich auch meine Mutter diese Designerstücke zu. Ich erkannte Übermaß auf den ersten Blick. Und diese Frau verspürte keinen Hunger. Weder nach Essen noch nach Liebe, den einzigen beiden Dingen, die wirklich zählten.

  Sie ahnte nicht, dass ihr Geld mir Liebe erkaufen würde. Ihre bald leere Brieftasche würde mein Herz bis zum Rand damit füllen.

  »Ich würde alles für diesen Entensalat in der Brasserie geben. Meinst du, wir könnten morgen hingehen? Vielleicht hätte Dar Lust mitzukommen«, sagte sie affektiert und bauschte mit einer manikürten Hand ihren kinnlangen platinblonden Bob.

  Erst als sie mir bereits den Rücken zukehrte, bemerkte ich, dass sie Arm in Arm mit einem großen, attraktiven Mann ging, der mindestens zwanzig Jahre jünger war als sie. Er war gebaut wie Robocop und gekleidet wie ein gepflegter David Beckham. War er ihr jugendlicher Liebhaber? Ihr Ehemann? Ein guter Freund? Ihr Sohn? Es machte so gut wie keinen Unterschied für mich.

  S
ie war das perfekte Opfer. Abgelenkt, zerstreut, versnobt. Wenn sie und ihr Portemonnaie getrennte Wege gehen müssten, wäre das für diese Frau nicht mehr als eine Unannehmlichkeit. Sie hatte vermutlich eine persönliche Assistentin oder eine andere arme, bedauernswerte Person, die sich um die lästigen bürokratischen Konsequenzen kümmern würde, indem sie ihr neue Kreditkarten und einen Ersatzführerschein besorgte.

  Jemanden wie Camila.

  Diebstahl war mit einem Drahtseilakt vergleichbar. Voraussetzung waren ein sicheres Auftreten sowie die Fähigkeit, nicht in den Abgrund zu schauen oder in meinem Fall in die Augen der Zielperson. Ich war klein, zierlich und flink. Meinen Blick unverwandt auf die schwarz-goldene YSL-Handtasche geheftet, die an ihrem Arm baumelte, bahnte ich mir den Weg durch den Pulk von ausgelassenen Mädchen in Bikinis und Eis schleckenden Familien.

  Die Geräuschkulisse wurde gedämpft, Menschen und Imbisswagen verschwanden aus meinem Blickfeld, ich sah nur noch diese Tasche und mein Ziel vor Augen.

  Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich von Bane gelernt hatte, holte tief Luft und hechtete danach. Ich riss sie ihr vom Arm und sprintete schnurstracks in Richtung einer der vielen schmalen Gassen, die sich zwischen den Geschäften und Restaurants an der Uferpromenade entlangzogen. Ohne mich umzuschauen, rannte ich blindlings und wie besessen drauflos.

  Wumm, wumm, wumm. Meine Docs dröhnten auf dem heißen Asphalt, aber die Folgen, die es nach sich zöge, das benötigte Geld nicht aufzutreiben, ließen mein Herz lauter hämmern. Das schrille Gelächter der Mädchen auf der Promenade schwächte sich ab, während ich den Abstand zu meinem Opfer vergrößerte.

  Ich hätte eine von ihnen werden können. Es wäre noch immer möglich. Wieso tue ich das? Warum kann ich es nicht einfach lassen?

  Noch eine Ecke, dann wäre ich bei meinem Auto, würde die Tasche öffnen und meinen Schatz begutachten. Berauscht von Adrenalin und Endorphinen entschlüpfte mir ein hysterisches Kichern. Ich hasste es, Leute auszurauben. Noch mehr hasste ich jedoch die Empfindung, die mit der Tat einherging. Doch am allermeisten hasste ich mich selbst. Den Menschen, zu dem ich geworden war. Dennoch versetzte mich das befreiende Gefühl, etwas Böses zu tun und ungestraft davonzukommen, in Hochstimmung.

  Tiefe Erleichterung durchströmte mich, als mein Wagen in Sicht kam. Der alte schwarze Audi TT, den mein Vater seinem Geschäftspartner Baron Spencer abgekauft hatte, war das Einzige, was ich in den letzten drei Jahren von ihm bekommen hatte, aber selbst dieses Geschenk ging mit einer Erwartungshaltung einher. Mich seltener zu Hause anzutreffen war sein oberstes Ziel. Darum kam er an den meisten Abenden einfach gar nicht heim. Problem gelöst.

  Ich fischte den Schlüssel aus meinem Rucksack und legte den Rest der Strecke hechelnd wie ein kranker Hund zurück.

  Die Fahrertür war fast schon in Reichweite, als die Welt plötzlich aus dem Lot geriet und meine Knie nachgaben. Ich brauchte mehrere Sekunden, um zu realisieren, dass ich nicht aus Ungeschicklichkeit gestolpert war. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, als eine große, harte Hand meine Schulter packte und mich herumwirbelte. Bevor ich den Mund öffnen und irgendetwas tun konnte – schreien, beißen oder Schlimmeres –, schloss sie sich brutal um meinen Arm und zog mich in die Gasse zwischen einem Fast-Food-Lokal und einer französischen Boutique. Ich stemmte mich mit den Stiefeln dagegen und versuchte verzweifelt, mich seinem Griff zu entwinden, aber der Kerl war viel größer als ich und der reinste Muskelberg. Der Zorn verstellte mir die Sicht zu sehr, als dass ich ihn genauer in Augenschein nehmen konnte. Der Tumult, der in mir wütete, wuchs sich zu einem Inferno aus, das mich für einen Moment blind machte. Ich knallte mit dem Rücken gegen eine Hauswand, und mir entfuhr ein Keuchen, als der Schmerz bis in mein Steißbein schoss. Instinktiv stieß ich die Arme nach vorn, um ihm das Gesicht zu zerkratzen, während ich gleichzeitig schrie und nach ihm trat. Meine Angst glich einem Orkan. Unmöglich, durch ihn hindurchzusegeln. Der Unbekannte packte meine Handgelenke und presste sie über meinem Kopf gegen die kühle Fassade.

  Das war’s, dachte ich. Jetzt bist du erledigt. Wegen einer dummen Handtasche, an einem Samstagnachmittag, auf einer der meistfrequentierten Strandpromenaden Kaliforniens.

  Ich machte mich darauf gefasst, dass seine Faust mit meinem Gesicht kollidieren oder – schlimmer noch – sein fauliger Atem über meinen Mund streichen würde, während seine Hand mir die Hose herunterzog.

  Dann hörte ich den Fremden lachen.

  Ich runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, versuchte, das Entsetzen wegzublinzeln und meine klare Sicht wiederzuerlangen.

  Er nahm peu à peu Gestalt an, wie ein in Arbeit befindliches Gemälde. Als Erstes kamen seine graublauen Augen hinter dem Nebel aus Furcht zum Vorschein. Sie hatten die Farbe von Mondstein, von mit Silber durchzogenen Saphiren. Dann seine gerade Nase, die symmetrischen Lippen, die Wangenknochen, scharfkantig genug, um damit Diamanten zu schneiden. Doch es war nicht seiner extrem maskulinen, einschüchternden Optik geschuldet, dass ich ihn sofort wiedererkannte. Sondern der gefährlichen Wildheit, die in Wellen von ihm abstrahlte. Er war ein dunkler, barbarischer Ritter, der durch sein Schweigen bestrafte, mit seiner Autorität Angst einflößte. Wir waren uns erst einmal begegnet, auf einer Gartenparty von Dean Cole vor ein paar Wochen, hatten jedoch kein Wort miteinander gewechselt.

  Er hatte mit überhaupt niemandem geredet.

  Trent Rexroth.

  Wir waren nicht einmal Bekannte, und alles, was ich über ihn wusste, sprach gegen ihn. Er war Millionär, Single und demzufolge wahrscheinlich ein Playboy. Kurz gesagt, die jüngere Ausgabe meines Vaters, was bedeutete, dass ich so versessen darauf war, ihn kennenzulernen, wie mir die Cholera einzufangen.

  »Du hast fünf Sekunden, um zu erklären, warum du meine Mutter beklaut hast.« Seine Stimme war staubtrocken, aber seine Augen glitzerten. »Fünf.«

  Seine Mutter. Kacke. Ich steckte bis zum Hals in der Patsche. Trotzdem bereute ich es nicht, sie ausgewählt zu haben. Es hatte genau die Richtige getroffen. Sie war eine weiße reiche Frau aus der Vorstadt, die weder die Kohle noch die Tasche vermissen würde. Dumm nur, dass ihr Sohn seit sechs Monaten ein Geschäftspartner meines Vaters war.

  »Lass meine Handgelenke los«, zischte ich durch zusammengebissene Zähne. »Sonst ramm ich dir das Knie in die Eier.«

  »Vier.« Ungerührt verstärkte er den Griff um meine Unterarme, während er mich mit den Augen herausforderte, meine Drohung wahr zu machen, wenngleich wir beide wussten, dass ich zu feige war, es auch nur zu versuchen. Ich verzog das Gesicht, obwohl er mir nicht wirklich wehtat. Er übte gerade so viel Druck aus, um mir extremes Unbehagen zu bereiten und einen höllischen Schrecken einzujagen.

  Noch nie hatte mir jemand körperliche Schmerzen zugefügt. Unter den Reichen und Vornehmen galt das ungeschriebene Gesetz, dass man seine Kinder zwar ignorieren, sie auf ein Internat in der Schweiz schicken oder bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag in der Obhut eines Kindermädchens lassen, jedoch – Gott bewahre – niemals die Hand gegen sie erheben durfte. Von Verwirrung und Panik erfasst, schaute ich mich nach der YSL-Tasche um. Rexroth ahnte sofort, was ich vorhatte, und kickte die Tasche zwischen uns. Sie prallte gegen meine Stiefel.

  »Verguck dich nicht zu sehr in sie, Schätzchen. Drei.«

  »Mein Vater bringt dich um, wenn er erfährt, dass du mich angefasst hast«, spie ich ihm entgegen und versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden. »Ich bin –«

  »Jordan Van Der Zees Tochter«, vollendete er sachlich und ersparte mir somit, mich ihm vorzustellen. »Es tut mir leid, aber ich muss dir sagen, dass mich das einen Scheißdreck interessiert.«

  Mein Vater war geschäftlich mit Rexroth verbunden und hielt neunundvierzig Prozent der Anteile an Vision Heights Holdings, der Firma, die Trent zusammen mit seinen Freunden von der Highschool gegründet hatte. Das machte Jordan zu einer Bedrohung für Rexroth, auch wenn er nicht wirklich dessen Boss war. Trents in Falten gezogene Stirn bestätigte, dass er tatsächlich nicht eingeschüchtert war. Aber ich wusste, mein Vater würde austicken, sollte e
r erfahren, dass Trent sich an mir vergriffen hatte. Jordan Van Der Zee würdigte mich kaum je eines Blickes, doch wenn er es tat, dann um seiner Macht über mich Geltung zu verleihen.

  Es drängte mich, Trent im Gegenzug zu verhöhnen, warum, das wusste ich selbst nicht. Vielleicht, weil er mich demütigte – wenngleich ich insgeheim einsah, dass ich es verdient hatte.

  Aus seinen Augen schossen Blitze, die meine Haut versengten, wo immer sie auftrafen. Meine Wangen wurden flammend rot, und das ärgerte mich maßlos, weil er fast doppelt so alt war wie ich und außerdem absolut tabu. Die Schmach, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, wurde jetzt noch dadurch getoppt, dass ich unwillkürlich die Schenkel zusammenpresste, während er die Finger in meine Handgelenke grub, als wollte er sie zerfleischen.

  »Was hast du vor? Willst du mich schlagen?« Ich reckte das Kinn vor, mein Blick so aufsässig wie meine Stimme und meine Körperhaltung. Seine Mutter war weiß, folglich musste sein Vater farbig sein. Trent war ein großer, muskulöser Mann mit brauner Haut und schwarzem, militärisch kurz geschorenem Haar. Er trug eine anthrazitgraue Hose, ein weißes Hemd und eine Vintage-Rolex. Dieser umwerfende, atemberaubende, arrogante Bastard.

  »Zwei.«

  »Du zählst jetzt schon seit zehn Minuten von fünf runter, Klugscheißer«, bemerkte ich und zog spöttisch eine Braue hoch. Er quittierte das mit einem derart teuflischen Grinsen, dass ich hätte schwören können, Reißzähne zu sehen, bevor er meine Handgelenke so abrupt losließ, als stünden sie in Flammen. Ich fing sofort an, sie zu massieren, während er wie ein dunkler Schatten über mir aufragte und seinen Countdown mit einem geknurrten »eins« beendete.

  Wir starrten einander an, ich ihn mit ängstlicher Miene, er mich belustigt. Mein Puls schnellte in die Höhe, und ich fragte mich, was in meinem Inneren vor sich gehen mochte, ob Blut und Adrenalin in meinen Herzkammern rauschten. Aufreizend langsam hob er die Hand und zog mir die Kapuze vom Kopf, sodass sich meine wellige blonde Mähne bis zu meiner Taille ergoss. Es machte mich schrecklich nervös – so entblößt, wie ich mich fühlte. Er nahm mich gemächlich in Augenschein, als wäre ich eine Ware und er unentschlossen, ob er sie kaufen sollte oder nicht. Ich war ein hübsches Mädchen – ein Umstand, der meine Eltern gleichermaßen freute wie beunruhigte –, aber Trent war ein erwachsener Mann, während ich die zwölfte Klasse der Highschool besuchte, zumindest noch die nächsten zwei Wochen. Ich wusste, dass reiche Typen junge Frauen bevorzugten, aber von Teenagern ließen sie in der Regel die Finger.

 

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