by Emily Key
»Willkommen im Thousand Oaks Country Club, meine Damen. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«, fragte uns ein freundlicher, zuvorkommender Kellner und deutete eine Verbeugung an. Also wenn sie diesen Country Club zwanzig Minuten außerhalb von Malibu nicht wollte, dann würde ich – leider – ausrasten.
Aufmunternd nickte ich ihr zu. »Für mich bitte einen Kaffee, schwarz. Und für Sie, Kelly?«
»Ähm ... also, was für Kaffee haben Sie denn?«, fragte sie nach.
»Kaffee, entkoffeinierten Kaffee, Espresso, Latte macchiato«, sagte der Kellner freundlich lächelnd. Mühsam unterdrückte ich ein Augenrollen, überschlug die Beine und verschränkte die Hände in meinem Schoss, um meine Aggression, die sich mittlerweile kaum mehr zügeln ließ, besser kontrollieren zu können.
»Ich bekomme ein Glas Wasser, bitte.«
»Sehr wohl, Madame.«
»Sie trinken keinen Kaffee?«, fragte ich höflich, um eine Konversation in Gang zu bringen, damit sie das Ambiente auf sich wirken lassen konnte.
»Oh doch, sehr gerne sogar. Aber er hat keinen Cappuccino aufgezählt. Adam liebt Cappuccino!« Aber natürlich.
»Okay, das bedeutet?«
»Ich glaube nicht, dass dies die richtige Lokalität ist«, murmelte sie und sah sich um, »obwohl es hübsch ist.«
»Denken Sie nicht, Adam würde auch Latte Macchiato trinken?«, fragte ich schmallippig. Ich hatte ehrlich gesagt die Schnauze davon voll, dass wir den Wünschen von jemandem nachjagten, der gar nicht anwesend war. Hätte er sich eben Zeit nehmen müssen. Innerlich brodelte ich und brüllte meinen Frust heraus.
»Ich weiß nicht«, sagte sie unsicher und nahm hastig einen Schluck von dem Wasser, welches der Butler vor ihr abgestellt hatte.
Vertrauensvoll beugte ich mich zu ihr vor, zwang mich durchzuatmen, bevor ich sicher war, dass die Worte meinen Mund in normaler Lautstärke verlassen würden.
»Wie wäre es? Rufen wir ihn doch mal an. Wir waren in allen Lokalitäten, die infrage kommen.« Ich nahm einen Schluck Kaffee. »Irgendwann müssen wir uns entscheiden, Kelly. Bei der Anzahl der Gäste, die Sie einzuladen gedenken, hat man nun einmal nur begrenzte Auswahl an Restaurants.« Sie nickte leicht, meine Worte schienen Wirkung zu zeigen. »Also rufen Sie doch Adam einfach kurz an und fragen ihn, ob er auch Latte macchiato trinken würde, okay?« Meine Augen wüteten, aber ich zwang mich zu einem aufmunternden Lächeln.
Kelly schien einen Moment zu überlegen. »Ich störe ihn nur ungerne«, sagte sie schließlich und ich raufte mir in Gedanken die Haare.
»Kelly, wir müssen eine Entscheidung treffen, und er ist eben nicht hier«, setzte ich ihr deutlicher entgegen. Herrgott, wie konnte ein Mensch nur ... so schwach und unsicher sein? Was hatte sie erlebt, dass sie sich so verhielt? »Kelly. Bitte«, versuchte ich es erneut. »Sie wollen doch noch dieses Jahr heiraten und darum brauchen wir die Räumlichkeiten. Die Hochzeit soll in wenigen Monaten stattfinden.« Etwas zu energisch knallte ich die Tasse auf den Teller. Kelly biss sich auf die Unterlippe, ehe sie nach ihrem Telefon griff und ein paar Tasten drückte.
Tief durch die Nase einatmen, durch den Mund wieder aus. Tief ein, ruhig aus. Tief ein. Ruhig aus. Wie ein Mantra sagte ich mir diese Worte immer wieder im Kopf vor, und langsam entspannten sich meine mahlenden Kiefer wieder. Herrgott, das war schlimmer als alles, was ich bisher erlebt hatte. Diese Abhängigkeit. Diese Unsicherheit. Was war das für eine Liebe, wenn ein Part der Beziehung so verunsichert war, dass er sich nichts, rein gar nichts alleine zu entscheiden traute? Gequält schloss ich die Lider und presste die Augen fest zu, während ich Zeuge des Gespräches wurde.
»Hi Adam«, sagte Kelly kleinlaut. »Entschuldige bitte vielmals die Störung, ich weiß du bist schwer beschäftigt, aber ...« Er unterbrach sie, doch ich konnte nicht hören, was er sagte. »Ja, wir sind gerade im Thousand Oaks Country Club und ich kann mich einfach nicht entscheiden.« Wieder antwortete er etwas, und ich kniff mir kurz mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken, ehe ich meinen Blick über Kelly gleiten ließ. Konnte ein einzelner Mensch jemand anderen so verunsichern, dass er sich nicht mal die simpelsten Dinge überlegen konnte? Man unterhielt sich doch vorher mit dem Partner darüber, was man sich vorstellte oder was nicht. Oder zumindest sprach man doch so miteinander, dass man ausschließen konnte, was dem anderen überhaupt nicht gefallen würde. Das hätte mir ja auch schon geholfen, denn mit einem Ja oder Nein konnte ich arbeiten, aber mit ›Ich weiß nicht‹, ›keine Ahnung‹ und so weiter, war absolut nichts gesagt.
»Na ja, ich weiß ja nicht, was du möchtest«, murmelte sie und klang leicht zittrig. Gott, das war die reinste Freakshow!
›Halte dich zurück!‹, riet mir der Engel auf meiner Schulter und knabberte an einem Keks.
›Himmel, nicht auszuhalten!‹, schrie der Teufel, ließ sich auf meine Schulter plumpsen und gähnte herzhaft. ›Misch dich ein, das geht so nicht!‹
Wie in Trance schüttelte ich den Kopf und schaffte es, mich erneut zu kontrollieren. »Lassen Sie mich bitte kurz mit ihm sprechen!«, sagte ich ruhig. Kelly sah mich mit großen Augen an und flüsterte dann ein »Moment« in den Hörer, ehe sie ihn mir gab.
»Mr. Moore?«, fragte ich. »Hier ist Hannah Stone.«
»Hannah, welch eine Freude!«, sagte er und ein Schauer der Erregung kroch mir über den Rücken. Zur Hölle, was löste dieser Mann mit nur wenigen Worten in mir aus?
Ich räusperte mich, um einen kühlen Kopf zu bewahren. »Mr. Moore, wir haben hier ein paar ... Unstimmigkeiten.«
»Oh Hannah, muss ich dir etwa sagen, wie du deinen Job machen sollst?«, fragte er mich unverschämt mit dunkler Stimme und ich riss die Augen auf. Zum einen, weil er ... ein ungehobeltes Arschloch war und zum anderen, weil er mich vertraulich duzte. Ich bedeutete Kelly mit erhobener Hand, dass ich nur eine Minute bräuchte.
»Nein, selbstverständlich nicht, Sir. Ihre Verlobte konnte mir allerdings nicht beantworten, ob Sie auch Latte Macchiato statt Cappuccino trinken würden«, erwiderte ich zuckersüß und lächelte Kelly an, während ich innerlich kochte.
»Darum geht es, Hannah?«, fragte er plötzlich zornig. »Darum rufst du mich an? Ist das dein Scheißernst?!« Ehe ich empört auch nur nach Luft schnappen konnte, hatte er aufgelegt. Sprachlos starrte ich auf das dunkle Smartphone und gab es schließlich Kelly zurück.
»Ja, er trinkt sehr gerne Latte Macchiato!«, erwiderte ich und ließ meine Stimme wie Honig klingen.
Gut, Mr. Moore, noch so ein Gespräch würde ich nicht dulden. Offenbar wurde es Zeit, dass wir uns persönlich trafen.
Kapitel 4
Adam
Das leise, raue Stöhnen hatte meinen Schwanz steinhart werden lassen, in dem Moment in welchem sie es ausstieß. Erschrocken von meiner verdammten Reaktion auf ihre sexy Stimme knallte ich den Hörer zurück auf die Station und starrte ihn böse an. Als wäre das Telefon schuld daran, dass ich meine verdammten Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Ihre kleinen abgehackten Atemzüge, gepaart mit dem dunklen Klang ihrer Stimme, hatte mich durchdrehen lassen und das, obwohl ich sie noch nie gesehen hatte. Ein Bild, in welchem eine kopflose Frau mit einem Körper wie für die Sünde geschaffen, in einem großen mit rotem Samt bezogenen Sessel saß und Scotch trank, schlich sich vor mein geistiges Auge und schickte eine Gänsehaut über meine Arme, obwohl ich nicht einmal wusste, ob es der Wahrheit entsprach.
Ich zwang mich, das Bild von Kelly heraufzubeschwören und ließ unser Sexleben an mir vorbeiziehen. Gut, zugegeben, es war relativ ... gediegen. Wann immer ich Kelly mal etwas härter rannahm, so wie ich es eigentlich mochte, hatte sie danach Panik, ob mit meinem Bein alles in Ordnung war. Darauf hatte ich einfach keine Lust mehr. Denn ich wollte den Sex genießen und nicht direkt im Anschluss über meinen medizinischen Zustand sprechen. Also ließ ich es eher ruhig angehen, was entgegen meines temperamentvollen und leidenschaftlichen Naturells war.
Soweit ich mich erinnern konnte, war es mir noch nie passiert, dass ich wegen einer Frau, welche ich noch nie gesehen hatte, allein durch den Klang von deren Stimme hart wurde. Vor lauter Schreck beendete ich das Telefonat. Natürlich war
es nicht mein Stil, so mit einer Frau umzugehen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Da ich gerade mit einem Problem, welches circa sechzehn Zentimeter groß und immer noch hart war, zu kämpfen hatte, schaffte ich es nicht, mich darüber aufzuregen, weshalb sie eigentlich angerufen hatte.
Ich hatte nicht zu diesem verdammten Termin heute gehen können, da ich mich mit einem Jungtalent getroffen hatte. Jetzt allerdings befand ich mich in meinem Büro. Verdammt sauer und mit hartem Schwanz. Energisch schob ich den Stuhl zurück, rückte meinen Schritt zurecht und suchte die Waschräume auf, um mir ein wenig kaltes Wasser in das Gesicht zu spritzen. Ich sollte dringend mal wieder mit Kelly schlafen, dann würde es nicht mehr dazu kommen, dass mich eine andere Frau anmachte. Gleich heute Abend, nachdem ich beim Biken gewesen war, würde ich mich in ihr vergraben und sie ficken. Nun, nein. Nicht ficken, aber zumindest Sex mit ihr haben. Vorher allerdings musste ich noch einige geschäftliche Dinge erledigen.
***
Nachdem ich im Laufe des Nachmittags noch drei Mal hart geworden war, nur weil ich an die rauchige Stimme der Hochzeitsplanerin dachte, registrierte ich irgendwann verwundert, dass mein Schwanz doch wieder Ruhe gab. Nämlich genau in dem Moment, als jemand, ohne anzuklopfen, die Türe zu meinem großen, hellen Büro öffnete.
Noch ehe sie ihren Namen sagte, wusste ich, wer sie war. Und bei Poseidon – ja, ich glaubte an den Meeresgott, schließlich liebte ich das Wasser – sie war noch schöner als das Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte.
Sie war groß, was an den Mörder-High-Heels in sattem Braun lag, welche sie trug. Lange braun gebrannte Beine, die deutlich zeigten, dass sie den Strand und die Sonne Malibus genoss, schlossen sich an ihre Füße an. Der Rock in Beige schmiegte sich über weibliche Hüften, die so aussahen, als wären sie dazu gemacht, dass man sie in der Hündchenstellung heftig gegen die Lenden eines Mannes zog. Der Bund endete in ihrer schmalen Taille, und das schokoladenbraune flattrige Seidentop saß locker und steckte in dem Rock. Nur um ihren vollen Busen spannte es ein wenig. Die schlanken und ebenfalls gebräunten Arme waren mit klimpernden Goldreifen geschmückt und das Haar trug sie so, dass am Hinterkopf ein Teil davon in einer Spange steckte. Es sah elegant und fein aus, aber die Länge und die Fülle zwangen mich, mir wenig fein vorzustellen, wie ich eine Handvoll davon packte, sie um meine Faust wickelte und so die Kontrolle über sie erlangte. Was eher dreckige, statt Gentleman-Fantasien in mir hervorrief.
»Fertig?«, fragte sie herausfordernd, und mein Blick ruckte zu ihrem vollen, sinnlichen Schmollmund, der in der Mitte eines Gesichtes mit hohen, rosig leuchtenden Wangenknochen saß. Ihre Augen waren von einem stechenden Grün und – ganz anders als bei Kelly – funkelten mich an.
»Hannah Stone«, sagte ich, mühsam um Fassung ringend, und lehnte mich in meinem Stuhl hinter dem großen Glasschreibtisch zurück. »Lernen wir uns endlich persönlich kennen!« Verdammt bist du hübsch.
»Was fällt dir eigentlich ein?«, zischte sie, versuchte nicht einmal ihren Zorn zu zügeln, als sie sich mit den Handflächen auf dem Glas abstützte. »Man legt nicht einfach auf, Moore. Hat dir das niemand beigebracht?«
Spöttisch hob ich meine Brauen und lächelte sie arrogant an, da ich mir ansonsten nicht zu helfen wusste. Zur Hölle, war diese Frau heiß! Mein Schwanz zuckte.
»Hat dir niemand beigebracht, dass man wichtige Leute nicht von wichtigen Aufgaben abhält, wenn man nur eine verdammte Info zu einem Kaffee will?«, konterte ich, süffisant grinsend, nachdem ich mein geistiges Vakuum überwunden hatte.
»Kelly entscheidet nichts ohne deine verdammte Zustimmung!« Ihre hohe Stirn legte sich in Falten.
»Gut erzogen, was?«, spottete ich, aber ihre Augen schossen Feuerpfeile auf mich ab. Alter, was laberst du für Scheiße?
»Zügle deine Zunge, Adam!«, wetterte sie zornig weiter. Ihre Tonlage schoss direkt in meinen Magen.
Ein heiseres, sinnliches Lachen, von dem ich gar nicht wollte, dass ich es ausstieß, verließ meinen Mund. »Weiß Gott, was du und deine Verlobte für eine Beziehung unterhalten, aber sie traut sich nichts, rein gar nichts, ohne dich zu entscheiden. So kann ich nicht arbeiten und so will ich nicht arbeiten. Also entweder, du bist ab jetzt bei den Terminen anwesend oder ihr sucht euch jemand anderen, der eure verdammte Hochzeit plant!« Zischend stieß sie hastig die Worte aus. »Aber lass deine Machtspielchen, denn ich bin die verdammt Beste in meinem Job, kapiert?« Deutlich hörte ich ihr wütendes Atmen; es ließ vor meinem geistigen Auge eine Szene mit zerwühlten Laken, nackter, schweißbedeckter Haut und tiefen, sinnlichen Bedürfnissen erscheinen. Ich räusperte mich ebenfalls. Wie zum Teufel war sie einfach an meiner Sekretärin vorbeigekommen? »Gut, dann sind wir wohl fürs Erste fertig!«, setzte sie hinterher, drehte sich um und verließ mein Büro mit klackernden Schritten. Sie hatte mich stehen lassen, und zwar so mies, dass ich an nichts anderes als ihren schönen Mund denken konnte, der sich um meine steinharte Erregung schloss und die Zunge um meine Eichel wirbeln ließ. Verdammt, das war sicher nicht die Art von Bilder, die meine Hochzeitsplanerin in mir hervorrufen sollte.
***
Hannahs Besuch wollte nicht mehr aus meinen Gedanken verschwinden. Mein Kopfkino warf mich hin und her zwischen der Furie und der Zicke, die sich wie ein Racheengel aufgeführt hatte, und der heißen, leidenschaftlichen dunkelblonden Haarpracht dieser Frau, die zu meinen Füßen kniete und der ich meinen Schwanz zwischen die vollen, sinnlichen Lippen schob. Himmel, sie war meine Hochzeitsplanerin, ich musste das lassen. Nur wie macht man seinem besten Stück klar, dass es absolut unangebracht war, wenn der Bräutigam in spe für den Rest des Tages mit einem Steifen rumlief, weil er ständig an die zart gebräunte Haut seiner Hochzeitsplanerin denken musste? Gott, nein, ich sollte scharf davon werden, wenn ich an Kelly dachte und ... Mir fiel auf, dass Kelly mir noch nie einen geblasen hatte. Seltsam, dass ich das erst jetzt bemerkte und nicht schon viel früher.
Plötzlich wurde mir klar, dass unser Sexleben genauso war wie das Essen, das sie mir vorsetzte. Diätkost. Man wurde satt, man überlebte irgendwie. Aber vollends befriedigen konnte es mich nicht. Ein Steak war einfach nicht durch Blumenkohl zu ersetzen, das ging nicht. Genauso wenig konnte man einen Handjob gegen einen Blowjob ersetzen. Handjobs hatte ich unzählige von Kelly bekommen, ich glaube sogar mehr, als die Summe aller Stellungen, die wir jemals ausprobiert hatten. Kelly und ich waren seit etwas über zwei Jahren ein Paar, und mein Unfall lag drei Jahre zurück. Es hatte lange Zeit gedauert, bis ich wieder so fit gewesen war, dass ich alles alleine und selbstständig machen konnte, und dann ... hatte ich mich in meine Physiotherapeutin verliebt. War erfüllt von Dankbarkeit gewesen, weil sie mir geholfen und sich so um mich gekümmert hatte. Fuck, diese Zweifel, ob ich mit dieser Heirat das Richtige tat, ließen sich einfach nicht ausblenden. Seit einiger Zeit quälten sie mich, rissen mich nachts aus dem Schlaf, und mein bester Freund Scott verarschte mich damit, indem er sagte, ich hätte ›Pussy Panik‹.
›Pussy Panik‹ bedeutete in seinen Augen, dass ich Schiss hatte, für den Rest meines Lebens meinen Schwanz nur noch in diese eine Vagina stecken zu dürfen. Er sagte mir auch regelmäßig, dass ein Mann dafür nicht geschaffen sei. Denn andernfalls würde Gott den Schwanz nur bei einer einzigen Frau steif werden lassen und einen nicht ständig in Versuchung führen. Fuck! Hannah Stone war definitiv mehr als nur eine Versuchung. Sie war mit Abstand die heißeste Braut, die ich seit Jahren gesehen hatte.
Ich stützte den Kopf in die Hände. Verflucht! Ich war am Arsch! Irgendwie musste ich mir helfen lassen, also beschloss ich, Scott eine Nachricht zu schreiben, dass wir uns heute Abend in unserer Stammbar am Strand treffen. Ehrlich gesagt war es mir nämlich auch ziemlich egal, ob er Zeit hatte oder nicht. Wir hatten hier ein ernst zu nehmendes Problem.
Als ich drei Stunden später meine Anzughose gegen Boardshorts wechselte – wir waren in Malibu, Leute, hier rannte niemand mit langen Hosen in eine Strandbar –, freute ich mich fast auf das Treffen mit ihm. Selbstverständlich gedachte mein Ständer nicht nachzulassen, auch nicht, nachdem ich mir wie ein Teenie auf den Toiletten einen runtergeholt und in verda
mmtes Klopapier gewichst hatte. Als ich hinunter zum Strand lief, denn das Firmengebäude war nur durch eine Straße davon getrennt, überlegte ich ernsthaft, ob ich mir Kellys Foto auf die Hand malen sollte, damit ich endlich wieder daran dachte, woran ich denken sollte. Nämlich an meine zukünftige Ehefrau.
Als ich die Holzpaneele zum Eingang der Bar nach oben lief, vibrierte das Smartphone in meiner Hand. Es war Scott, der mir ein Selfie mit Daumen hoch und zwei Biergläsern schickte, an denen das Kondenswasser abperlte.
»Scheiße, Alter!«, sagte ich keine zehn Sekunden später, schlug eine Hand mit ihm ein und zog ihn kurz an mich. »Du kannst echt Gedanken lesen!«
Scott lachte, er sah müde aus. »Wenn ich dich so sehe, weiß ich nicht, wer das Bier hier dringender braucht, du oder ich!«
Wir stießen unsere Gläser aneinander, und ich glitt auf den Hocker neben ihm. »Frag nicht wie scheiße mein Tag war.«
Er hob eine Braue. »Baby, du sprichst mit dem Mann, der vor drei Stunden mit dem Flieger aus Italien gelandet ist, und voll im Jetlag steckt, also halt die Schnauze und trink!«
Ich nickte lachend. »Gut dich gesund wieder hier zu haben.«
»Ja, war heftig dieses Mal«, sagte er, und kurz darauf kehrte sein Grinsen zurück. Schon mehrmals hatte ich miterlebt, wie die Knie der Damen willenlos auseinanderfielen, sobald sie in einer liegenden Position und Scott über ihnen war. Scott verdiente sein Geld als Motorradprofirennfahrer. So wie ich früher mit Surfen. »Reden wir nicht drüber. Was steht an, Alter?«
»Diese beschissene Hochzeitsplanerin steht an!«, knurrte ich und trank mein Bier aus. Der Barkeeper stellte sofort zwei neu Gezapfte vor uns ab. »Diese Tussi treibt mich in den Wahnsinn!«
»Ah, habt ihr endlich jemanden gefunden?«
»Na ja, freiwillig macht sie das nicht.« Stimmt, denn ich hatte sie kontaktiert, nicht sie mich.