by Kiefer, Lena
»Du wirst dabei draufgehen!« Luciens verzweifelter Griff wurde fester. »Mir wurden bereits meine Eltern und meine Geschwister weggenommen. Willst du, dass ich dich auch noch verliere?«
»Du wirst mich verlieren, wenn ich jetzt mit dir komme!«, rief ich unter Tränen. »Mich und das ganze Land. Wir werden nie zusammen sein können, wenn ich das nicht in Ordnung bringe. Und du wirst der Nächste sein, den die OmnI umbringt, wenn ich sie nicht aufhalte!« Ich wusste das, tief in meinem Innern. Egal, wie sehr ich bei Lucien sein wollte, ich musste auf diese andere Stimme hören. Denn wenn ich es nicht tat, würde ich mir das nie verzeihen.
Imogen und Dufort kamen die Rampe herunter.
»Wir sollten starten«, sagte der Schakal. »Es ist hier nicht sicher.«
Imogen sah erst Lucien, dann mich an. »Was ist los?«
»Ich werde hierbleiben und meinen Undercover-Auftrag bei ReVerse zu Ende bringen«, sagte ich, bevor Lucien antworten konnte.
»Nein, wird sie nicht«, widersprach er. Er hielt mich immer noch an den Schultern fest, als wollte er dadurch meine Meinung ändern. Tränen liefen ihm über die Wangen. Es hatte mein Herz zu Staub zermahlen, als ich geglaubt hatte, er würde mich nicht lieben. Zu wissen, dass er es tat, fühlte sich in diesem Moment genauso furchtbar an.
»Doch, wird sie.« Ich wusste nicht, wo ich den Willen hernahm, meinen Blick von ihm zu lösen und mich sanft aus seinem Griff zu befreien. Aber nur so konnte ich das durchhalten. Wenn ich meine Gefühle zuließ, dann brach ich zusammen. Und wenn ich zusammenbrach, war die Welt zum Teufel. Ich holte zitternd Luft. »Bitte passt auf Lucien auf.«
»Das werden wir.« Imogen kam auf mich zu und umarmte mich. Es war eine herzliche Geste. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
Dufort klopfte mir auf die Schulter und nickte mir zu, dann gingen sie beide wieder in die FlightUnit. Lucien und ich blieben allein auf dem schlammigen Gras zurück. Ich wappnete mich und sah ihn schließlich an.
Es war mehr, als ich ertragen konnte. Mehr Schmerz, mehr Flehen, mehr Bitte um Hilfe. Lucien war nicht sauer oder enttäuscht. Er war verzweifelt und hilflos. Aber ich konnte ihm das nicht nehmen. Nicht, ohne alles andere aufs Spiel zu setzen.
»Ich komme nach Maraisville, sobald ich kann«, sagte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen. »Und hoffe, dass man mich dann reinlässt.«
»Da kannst du sicher sein.« Er nahm mich in seine Arme und ich schlang meine um ihn, prägte mir ein, wie er sich anfühlte, roch und klang. »Ich könnte dich einfach über die Schulter werfen und mitnehmen«, murmelte er erstickt in mein Ohr.
Ich lachte schluchzend.
»Ja, könntest du. Schließlich bist du der König.«
»Erinnere mich bloß nicht daran.«
Ich löste mich von ihm und sah ihn liebevoll an. »Du wirst ein König sein, auf den Leopold stolz wäre. Wenn ich an etwas glaube, dann an dich.«
Er nahm mein Gesicht in beide Hände und strich zart mit den Daumen über meine Wangen. »Ich liebe dich, Stunt-Girl.«
»Ich liebe dich auch. Mehr als alles andere.«
»Dann versprich mir, dass du zu mir zurückkommst.«
»Ich verspreche es.« Nie hatte ich das ernster gemeint.
Ich küsste ihn und drückte ihn noch einmal an mich. Dann machte ich mich los und lief davon, ohne mich umzudrehen. Hinter mir starteten die Aggregate der FlightUnit, ich hörte das Knirschen der Rampe. Aber ich sah nicht über die Schulter. Ich wusste, wenn ich das tat, war ich verloren.
Der Wald lag dunkel vor mir, aber ich marschierte weiter, setzte einen bleischweren Fuß vor den anderen, in Richtung meines Ziels. Ich würde immer weitergehen.
Für mich, für Lucien und für den Rest der Menschheit.
Bis zum Ende.
Dank
Der erste Dank muss an meine Lektorin Martina Patzer vom cbj Verlag gehen. Du findest jede Logiklücke, jeden krummen Satz und all die anderen Dinge, die mir als Autorin durchrutschen, weil ich den Text einfach viel zu oft gelesen habe. Außerdem weißt du nach wie vor, was du wann zu mir sagen musst, damit ich nicht durchdrehe. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen.
Bei cbj gibt es jedoch noch mehr Menschen, denen ich danke: Julia Decker, die mich durch jedes Messetreiben schleust und aufpasst, dass ich nicht verloren gehe – in mehr als einer Hinsicht. Verena Otto, die jeden Rockband-Manager in Sachen Organisation alt aussehen lässt. Und natürlich Verlagsleiterin Susanne Krebs, die so wundervolle Worte zu Ophelia gefunden hat. Außerdem danke ich Leonie Tief, Sonja Einsiedler, Andrea Wolf und allen anderen, die immer herzlich, ansprechbar und hilfsbereit sind.
Dann gebührt Gerlinde Moorkamp, meiner Agentin mit Herz und Verstand, ein großer Dank. Wie du und deine Kolleginnen von der Agentur Silke Weniger mit Herzlichkeit und Know-how dafür sorgen, dass ich mich um gar nichts sorgen muss, ist nicht weniger als beeindruckend.
Meiner lieben Stina danke ich, weil du sogar nach Leipzig fährst, um meine erste Messe nicht zu verpassen. Und Patricia, weil dir nie die Emojis ausgehen. Wir sehen uns bald.
Ich danke meinen Eltern und meiner Schwester, denen ich dieses Buch gewidmet habe, weil sie mich immer auffangen, wenn irgendwo ein Abgrund naht. Ihr habt mich begleitet, aufgebaut, getröstet und beschützt – und ihr werdet nicht müde, mir zu sagen, dass ihr an mich glaubt.
Dann natürlich Felix (dem zumindest der halbe Lohn für Amber Island zusteht): Du hast wieder einmal keine Diskussion gescheut, um die Technik in diesem Buch plausibel zu machen. Und du bist seit über 15 großartigen und liebevollen Jahren immer an meiner Seite. Dafür hast du mindestens einen Burger gut. Vielleicht sogar eine Portion Pommes.
Am Ende möchte ich einer Gruppe danken, die ich bei Erscheinen des ersten Bandes noch nicht kannte: euch Lesern. Ihr habt Ophelia und damit auch mich mit offenen Armen empfangen, habt eure Leseeindrücke geteilt und verbreitet – und macht mich mit jeder begeisterten Rezension glücklich. Ich hoffe sehr, das Warten auf Band 2 hat sich gelohnt. Und bei Beschwerden über den Cliffhanger wisst ihr ja, wo ihr mich findet.
© Fotogräfin Lisa
Lena Kiefer wurde 1984 geboren und war schon als Kind eine begeisterte Leserin und Geschichtenerfinderin. Einen Beruf daraus zu machen, kam ihr jedoch nicht in den Sinn. Nach der Schule verirrte sie sich in die Welt der Paragraphen, fand dann aber gerade noch rechtzeitig den Weg zurück zur Literatur und studierte Germanistik. Bald darauf reichte es ihr nicht mehr, die Geschichten anderer zu lesen – da wurde ihr klar, dass sie Autorin werden will. Heute lebt Lena Kiefer mit ihrem Mann in der Nähe von Freiburg und schreibt in jeder freien und nicht freien Minute. Die »Ophelia Scale«-Trilogie ist ihr Debüt im Jugendbuch.
Von Lena Kiefer sind bei cbj erschienen:
Ophelia Scale – Die Welt wird brennen
Ophelia Scale – Wie alles begann
Mehr über cbj auf Instagram unter @hey_reader
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Lena Kiefer
Ophelia Scale - Wie alles begann
Kostenlos reinlesen Die 14-jährige Ophelia Scale ist neu in Brighton. Sie hat durch die staatliche Abkehr von jeder Technologie alles verloren: ihre Zukunftsaussichten, ihre Familie und ihr Zuhause. Als jedoch die Widerstandsgruppe ReVerse an sie herantritt, eröffnet sich ihr eine neue Welt. Dort kann sie gegen all das aufbegehren, neue Freunde finden - und ihre erste große Liebe: Knox. Doch was sich zunächst wie ein einziges grandioses Abenteuer anfühlt, ist hochgefährlich und wird Ophelias Leben auf immer verändern.
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Lena Kiefer
Ophelia Scale - Die Sterne werden fallen
Kostenlos reinlesen Ophelia befindet sich nun endgültig zwischen den Fronten. Die regierungstreuen Anhänger der Abkehr von jeder Technologie und die Widerstandsgruppe ReVerse bekämpfen sich mit allen Mitteln. Letztere wird inzwischen vom mächtigsten Geg
ner der königlichen Familie angeführt. Als die Stimmung in der Bevölkerung umzuschlagen droht, muss der König alles auf eine Karte setzen. Und Ophelia muss sich entscheiden, was sie bereit ist zu opfern, wenn sie ihre große Liebe und ihr Land retten will.
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