Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht
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Der ohrenbetäubende Applaus ist Antwort genug.
Die Kameras kommen näher an uns heran. Ich ringe mir ein Lächeln ab und verdränge die Gedanken an Ryder aus meinem Kopf.
Vergiss nicht, wie heftig du dich verbrannt hast, als du ihm das letzte Mal zu nah gekommen bist.
»Tja, Leute, ich fürchte, dass wir uns jetzt verabschieden müssen! Ryder und Felicity, es war absolut wundervoll, Sie hier bei uns zu haben. Ich wünsche Ihnen viel Glück für die Tournee und bitte – lassen Sie sich mal wieder bei mir blicken!«
»Danke für die Einladung, Eileen. Es war uns eine Freude, hier zu sein.«
Die Lüge kommt mir nur schwer über die Lippen … Aber sie wiegt nicht so schwer wie mein Herz, als wir uns umdrehen und die Scheinwerferlichter hinter uns lassen.
Francesca wartet im Seitenbereich der Bühne. Sie geht sofort in ihren Analysemodus über, bevor wir auch nur einmal durchatmen können. Sie zerlegt unseren Auftritt bis ins kleinste Detail.
»Felicity, Sie müssen an Ihrem Blickkontakt mit dem Publikum arbeiten.« Sie schickt sich an, den schmalen Flur hinunterzugehen, und wir dackeln stumm hinter ihr her. »Ryder, beim nächsten Mal sollten Sie der Gastgeberin nicht ins Wort fallen, wenn sie gerade eine Frage stellt – wenn sich ein Moderator eingeengt oder nicht respektiert fühlt, wird man Sie zu derartigen Auftritten nicht mehr einladen.«
Keiner von uns sagt ein Wort, aber das hält sie nicht davon ab, ihre zahlreichen Kritikpunkte herunterzurasseln. Ich tue mein Bestes, um sie auszublenden, während wir nach links abbiegen und in Richtung eines Seitenausgangs gehen. Ich schaue mich nach meiner Gitarre um und entdecke einen riesigen, komplett in schwarz gekleideten Mann, der sie hinter uns herträgt. Der Koffer sieht in seinen Händen wie ein zerbrechliches Spielzeug aus, während er uns den Flur hinunter folgt. Ich staune noch viel mehr, als zwei weitere Hünen mit kahl rasierten Köpfen rechts und links von uns auftauchen und uns flankieren. Mit ihren muskulösen Armen, den machohaften Mienen und den Sicherheitskommunikationsgeräten in den Ohren geben sie ein ziemlich einschüchterndes Bild ab. Man kann sich ohne Weiteres vorstellen, dass sie gerade vom Set eines CIA-Thrillers kommen, der ein Studio weiter gedreht wird.
»Beachten Sie sie gar nicht.« Francescas Tonfall klingt unbeeindruckt. »Das ist nur unser neues Sicherheitsteam. Sie werden von jetzt an immer in Ihrer Nähe sein, bis die Tournee vorbei ist.«
»Haben sie auch Namen?«, frage ich und ziehe die Augenbrauen hoch, während ich zwischen den Männern hin und her schaue.
»Smith.«
»York.«
»Linden.«
Rattern die drei ihre Namen herunter.
Ryder schnaubt leise. »Weiß das A-Team über Sie drei Bescheid?«
»Ignorieren Sie ihn«, sage ich kraftlos und bemühe mich zu lächeln. »Ich bin Felicity.«
Die Securitymänner starren mich ausdruckslos an. Wie drei Berge mit leeren Augen.
Alles klar.
Meine Verwirrung angesichts ihres plötzlichen Auftauchens verpufft, sobald wir durch den Ausgang nach draußen treten. Eine Welle aus Paparazzi schwappt in der Sekunde vor, in der sie uns entdecken. Sie wirken geradezu fanatisch, als sie uns mit Fragen bombardieren und Fotos von uns schießen. Ich hebe eine Hand, um meine Augen vor dem Blitzlichtgewitter abzuschirmen.
Felicity! Miss Wilde, schauen Sie hierher!
Wie ist es, wieder zusammen zu sein?
Ryder! Hier drüben!
Können Sie uns etwas über die Zeit Ihrer Trennung sagen?
Wird Wildwood ein weiteres Album herausbringen?
Mr Woods, sind Sie immer noch trocken?
Sie umschwärmen uns wie Fliegen den Honig. Nach unserer langen Abwesenheit aus den Schlagzeilen sind sie völlig außer Rand und Band. Ryder tritt näher an mich heran und schirmt meinen Körper mit seinem ab. Ich kann spüren, wie sein Atem die Haare in meinem Nacken aufwirbelt und seine Brust bei jedem Schritt meine Wirbelsäule streift – es lässt mich den Pressemob um uns herum vergessen.
Ich halte meine Aufmerksamkeit auf Francescas rotbraunen Hinterkopf gerichtet, während wir uns einen Weg die Treppe hinunter und über den Bürgersteig bahnen. Smith, York und Linden tun ihr Bestes, um die Reporter auf Abstand zu halten. Sie bilden eine undurchdringliche Mauer um uns herum und verschaffen uns so den nötigen Platz, während wir in einen wartenden SUV steigen, in dem ein weiterer Security-Hüne hinter dem Steuer sitzt.
»Stevens«, brummt er, als ich nach seinem Namen frage.
Seine Kollegen sind in einem baugleichen SUV verschwunden, der uns folgt wie ein Schatten, während wir vom Parkplatz fahren und den Mob hinter uns lassen. Mit einem zittrigen Seufzen lehne ich mich auf dem Sitz zurück. Francesca hatte mich gewarnt, dass die Presse ganz wild auf eine Wildwood-Story sein würde, aber ich hätte niemals gedacht, dass sie einen derartigen Zirkus veranstalten würden. Das müssen an die hundert Reporter gewesen sein, die Fotos von uns geschossen haben. Vielleicht sogar mehr.
Francesca wirft mir vom Beifahrersitz einen »Ich habe es Ihnen ja gesagt«-Blick zu, bevor sie ihr Handy zückt, um ihre E-Mails zu checken. Auf dem Sitz neben mir blickt Ryder durch das getönte Fenster nach draußen und scheint in Gedanken versunken zu sein. Sein Kiefer ist angespannt, und die Vene in seinem Hals pocht sichtbar. Ich will einen Arm nach ihm ausstrecken, um seine Hand in meine zu nehmen und ihm dafür zu danken, dass er mich beschützt hat – vor den Paparazzi und vor Eileens bohrenden Fragen. Aber die Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck, als wir zusammen gesungen haben, hält mich plötzlich davon ab.
Reine, unverfälschte Sehnsucht hatte darin gelegen … und noch etwas anderes. Etwas, das ich nicht richtig ausmachen konnte, aber es sorgte dafür, dass das Herz in meiner Brust zu stolpern begann.
Es war nichts als … ein Augenblick, versuche ich mir einzureden. Mach nicht mehr daraus, als es ist. Vergiss nicht, in vier Monaten bist du wieder fort, und er wird wieder ein Fremder sein.
In unerbittlichem Schweigen fahren wir zurück zum Studio von Route 66. Francesca lässt uns beide vor den Aufzügen stehen. Als wir endlich alleine sind und in der kleinen Kabine stehen, die nach oben fährt, warte ich darauf, dass er das Schweigen bricht. Doch Ryder sagt kein einziges Wort. Er verabschiedet sich nicht einmal, als er in seinem Stockwerk aussteigt und über den Flur davongeht, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Ich bleibe allein zurück, starre zur Decke hinauf, blinzle die Tränen weg und verfluche mein hin- und hergerissenes Herz, das hektisch in meiner Brust klopft.
Die Zeit vergeht wie im Flug, während unsere Wochen vor der Tournee zu Tagen und schließlich zu Stunden schrumpfen. Unsere Proben haben sich nach oben verlagert. Wie spielen jetzt nicht mehr in den schalldichten Räumen im Erdgeschoss, sondern im Auditorium im dritten Stock, in dem wir die Akustik, wie sie auf einer echten Bühne herrschen wird, besser einschätzen und eventuelle Fehler bei unseren Auftritten ausbügeln können. Erst gestern Abend, am Abend vor unserem Debüt, erklärte uns Francesca – die unseren Fortschritt seit unserer allerersten Probe akribisch verfolgt hat – endlich für bereit, vor einem echten Publikum aufzutreten anstatt lediglich vor den Mitarbeitern von Route 66, die sie regelmäßig dazu zwingt, als Zuhörer zu fungieren.
Das kam gerade noch rechtzeitig, denn in sechs Stunden werden wir vor neunzigtausend Leuten im Rose Bowl spielen.
Du meine Güte, neunzigtausend.
Die Zahl ist viel zu groß, um sie sich vorzustellen. Als ich mich dazu bereit erklärte, auf diese Tournee zu gehen, ging ich davon aus, dass wir an den meisten Abenden in nur halb ausverkauften Hallen spielen würden, in denen die Veranstalter zusätzliche Wände aufstellen müssten, um die nicht besetzten Bereiche zu verbergen.
Wenn es doch nur so wäre.
An dem Tag, an dem unser Interview in der Eileen Show ausgestrahlt wurde, brachten unsere Fans die Webseite von Route 66 zum Zusammenbruch, weil sie so wild darauf waren, Tickets zu kaufen. Die Tournee ist nun in fast jeder Stadt von Tucson bis Tampa ausverkauft. L
incoln, der voller Enthusiasmus die steigenden Wiederverkaufspreise im Blick behalten hat, informierte uns gestern Abend darüber, dass Premiumplätze momentan für das Vier-, Fünf- und sogar Sechsfache ihres ursprünglichen Werts weggingen.
Das ist, mit einem Wort gesagt, Wahnsinn.
Aufgrund der Pressetermine und der ständigen Proben hatte ich so gut wie keine Freizeit, um irgendetwas anderes zu machen, als jeden Abend todmüde ins Bett zu fallen. Ich bin sogar zu müde gewesen, um zu träumen. Ich weiß, dass die Dinge nur noch hektischer werden, wenn die Tournee erst einmal begonnen hat, aber wenigstens sind jetzt die Interviews vorbei.
Nach unserem Auftritt in der Eileen Show haben Ryder und ich noch drei weitere Auftritte in Talkshows absolviert – und haben uns dabei nahezu Wort für Wort an dasselbe Drehbuch gehalten. Vor dem bewundernden Publikum ist er genau wie früher: absolut charmant und von unerschütterlichem Selbstvertrauen erfüllt. Doch jedes Mal, wenn wir ins Studiogebäude von Route 66 zurückkehren, scheint er ein wenig mehr auf Abstand zu mir zu gehen.
Zwischen uns steht eine Mauer, die vorher nicht da gewesen ist, und auf ihr steht in unauslöschlicher Sprühfarbe ein Graffito aus den Worten NUR FREUNDE. Ich sehe nur dann einen Funken Leben in seinen ungleichen Augen, wenn er mich mit intensivem Blick ansieht, während wir zusammen singen. Dieser Funken verlischt jedoch wieder, sobald unsere Finger die Saiten loslassen und die Melodie unter dem tosenden Applaus verklingt.
Gestern Abend sprach er kaum mit mir, als wir unsere letzte Probe beendeten und beschlossen, uns an diesem Nachmittag am Veranstaltungsort zu treffen. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um die Frage zurückzuhalten, ob er mit mir zusammen hinfahren wollte.
Genau das wolltest du, rede ich mir so oft ein, dass es jegliche Bedeutung verliert.
Eine Stunde vor unserem Soundcheck laufe ich immer noch hin und her und habe beinahe schon einen Trampelpfad auf dem Teppichboden hinterlassen. Ich bin zu nervös, um stillzustehen. Mein gepackter Koffer steht neben der Tür und ist bereit, nach dem heutigen Auftritt von einem von Francescas Lakaien in den Tourbus befördert zu werden. Ich schaue mich in dem Penthouse um, das in den vergangenen drei Wochen mein Zuhause gewesen ist, und fürchte mich bereits vor dem Verlust meines privaten Rückzugsorts.
Nach dem heutigen Abend werde ich keinen Ort mehr haben, an den ich fliehen kann, wenn ich mich zusammenreißen muss. In einem engen Reisebus gibt es so gut wie keine Privatsphäre.
Das Klopfen an meiner Tür sorgt dafür, dass meine Füße ins Straucheln geraten und ich meinen Gedankengang verliere.
Ich erwarte niemanden.
Ich gehe zur Tür, und das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ohne jede logische Begründung bin ich voller Hoffnung, als ich die Hand um die Klinke lege und die Tür aufziehe …
»Eeeeeek!« Mit einem euphorischen Kreischen stürmt Carly über die Schwelle. Ihr Koffer fällt polternd zu Boden, während sie mich mit einer Umarmung förmlich überfällt. Sie drückt mich so fest, dass sie mir die Luft absperrt.
»Du bist gekommen«, bringe ich keuchend hervor und kann es kaum glauben. »Du bist tatsächlich gekommen.«
»Natürlich bin ich gekommen, du Dummkopf! Schließlich hast du mir deswegen dieses Flugticket geschickt und mich gebeten, dich auf deiner Tournee zu begleiten, oder?«
»Nun, ja, aber ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich alles stehen und liegen lassen würdest, um herzukommen.«
»Falsch gedacht! Du brauchtest eine Rettungsleine, und ich hätte niemals eine Gratisreise abgelehnt … oder eine Chance, meine beste Freundin wiederzusehen.«
Sie entlässt mich aus ihrer erdrückenden Umarmung, jedoch nur, damit sie mich richtig anschauen kann. »Weißt du, es wäre nett gewesen, eine kleine Vorwarnung zu erhalten, dass du von den Toten auferstanden bist. Meiner letzten Information zufolge hast du dich immer noch auf Cape Cod versteckt wie die tragische Heldin in einem Brontë-Roman, die dem Wind ihr Leid klagt und mit wogendem Busen jammernd durch das Moor läuft, um ihr Schicksal zu beklagen.«
Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu. »Ich habe nicht ›gejammert‹! Und ich habe auch niemandem mein ›Leid geklagt‹! Und mit meinem Busen habe ich ganz sicher nichts angestellt, was man auch nur im entfernstesten Sinne als ›wogend‹ bezeichnen könnte!«
Sie beäugt mich zweifelnd.
»Und nur fürs Protokoll: Auf Cape Cod gibt es noch nicht mal ein Moor.« Ich recke stolz das Kinn und gehe in die Küche, um mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. »Und selbst wenn ich mich in irgendeine armselige, liebeskranke Kopie von Cathy verwandelt hätte – könntest du mir das zum Vorwurf machen? Du weißt doch, was passiert ist.«
»Eigentlich weiß ich nur das, was du mir in deinen Briefen mitgeteilt hast – was nicht viel ist«, erwidert sie und folgt mir in die Küche. »Wenn du dir mal ein Handy zulegen würdest wie ein normaler Mensch …«
»Rechne nicht damit, dass das so bald passieren wird.« Ich hüpfe auf die Theke, lasse die Beine baumeln und trinke mein Wasser. »Und tu nicht so, als wüsstest du nicht genau, warum ich verschwinden musste.«
Sie schaut mich lange und streng an. »Ich weiß, warum du denkst, dass du verschwinden musstest.«
»Was soll das denn bitte bedeuten?«
Mit einem Seufzen lehnt sie sich an die gegenüberliegende Theke und fährt mit den Händen durch ihr platinblondes Haar. »Du hast Angst bekommen. Du bist davongelaufen. Ich verstehe das – verdammt, ich hätte vermutlich genauso reagiert, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre.«
»Ich spüre, dass da noch ein ›Aber‹ kommt.«
»Es gibt kein ›Aber‹. Ich bin nur eine Freundin, die dir klarzumachen versucht, dass vor etwas wegzulaufen und etwas zu verarbeiten unterschiedliche Dinge sind.«
»Und das bedeutet …?«
»Das bedeutet, dass du es noch nicht verarbeitet hast.« Sie hält inne. »Du bist noch nicht über ihn hinweg.«
Plötzlich pocht mein Herz ganz wild. »Natürlich bin ich über ihn hinweg. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Er ist nicht mehr derselbe Mensch, in den ich mich damals verliebt habe. Und ich bin nicht mehr die Frau, die er einst kannte. Wir sind Freunde. Mehr nicht.«
»Ich habe euer Interview in der Eileen Show gesehen. Ich habe gesehen, wie ihr zusammen gesungen habt.«
»Und?«
»Menschen, die sich so anschauen, wie ihr zwei es tut, während ihr zusammen Musik macht … Sagen wir einfach, dass es ziemlich offensichtlich ist, dass ihr eigentlich etwas anderes miteinander machen wollt. Und zwar nackt. Die ganze Nacht lang.«
»Carly!« Ich stelle meine Wasserflasche mit einem lauten Knall ab. »Das nennt man Show.«
»Das nennt man Leidenschaft«, korrigiert sie mich leise. »Das nennt man Sehnsucht. Als ausgewiesene Brontë-Heldin solltest du so was eigentlich erkennen, wenn es dir in den Schoß fällt.«
Ich klammere mich stur an mein Schweigen.
»Felicity. Ich bin’s, deine Freundin – nicht irgendein Reporter, nicht deine Managerin, nicht einer deiner Fans oder Bandkollegen oder verrückten Verwandten. Ich.« Sie legt den Kopf schief. »Wenn du deiner besten Freundin gegenüber nicht ehrlich sein kannst, wenn es darum geht, was du gerade durchmachst … wem zum Teufel kannst du dann ehrlich gegenüber sein?«
»Okay! Okay.« Stöhnend lasse ich das Gesicht in meine Hände sinken. »Du hast recht. Du hast recht, und ich … ich bin todunglücklich. Wolltest du das hören?«
»Nein. Das ist das Gegenteil von dem, was ich für dich will.«
»Gott, das ist so ein Durcheinander!«
»Was denn?«
»Alles! Diese Tournee. Ihn zu sehen. Mein ganzes Leben.« Ich schüttle den Kopf. »Ich wusste, dass es schrecklich werden würde, hierher zurückzukommen, aber es ist so viel schwerer, als ich es mir je hätte vorstellen können, Carly.«
»Ich weiß, Schätzchen.«
Ich stoße einen frustrierten Seufzer aus. »Du hast also dieses Interview gesehen, ja? Wie schlimm war es? Ich habe Fer
nsehbildschirme gemieden. Die Presse ist in den letzten paar Tagen erbarmungslos gewesen.«
»Es war wirklich nicht schlimm. Eigentlich war es sogar besser als … Vergiss es.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Besser als was?«
»Das willst du vermutlich nicht hören.«
»Spuck es einfach aus, Carly.« Mein Herz fängt wieder an zu hämmern. »Haben sie in meiner Vergangenheit herumgewühlt? Haben Sie herausgefunden, dass …?«
»Nein, nein, nichts dergleichen.« In ihren Augen blitzt Mitgefühl auf. »Eigentlich war alles ziemlich positiv. Die Medien lieben dich.«
»Und wieder ahne ich, dass da noch ein ›Aber‹ kommt …«
Sie verdreht die Augen. »Aber … die Tatsache, dass du und Ryder nicht mehr zusammen seid, hat online ein paar Auswirkungen gehabt.«
»Was für Auswirkungen?«
»Die Leute scheinen zu denken, dass du ihm vor zwei Jahren das Herz gebrochen und ihn in die Drogensucht getrieben hast.« Sie verzieht das Gesicht und bereitet sich auf meine Reaktion vor.
»Bitte was?«, rufe ich empört aus. »Das Gegenteil ist der Fall! Wenn irgendjemandem das Herz gebrochen wurde, dann mir!«
»Tja, im Gerichtssaal der öffentlichen Meinung gibt es in Bezug auf dieses Thema ein paar andere Ansichten.«
»Hast du nicht gesagt, dass sie mich lieben?«
»Ja … also … nicht so sehr wie sie dich mit ihm lieben.«
Ich lache, allerdings ohne den geringsten Anklang von Freude. »Ich werde ihm niemals entkommen, oder?«
»Ich fürchte nicht. Eure Liebesgeschichte fasziniert das ganze Land.«
»Unsere Liebesgeschichte? Es gibt keine Liebesgeschichte. Nicht mehr.«
»Das liest sich in den aktuellen Twitter-Trends aber anders.« Sie grinst. »Ich würde sagen, dass #Wildwood beliebter denn je ist.«
»Wie ist das möglich?«
»Der Grund dafür ist, dass ihr beide jetzt leidet.«