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Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht

Page 21

by Julie Johnson


  Ich bin nicht diese Frau.

  Ich kann nicht so sein.

  Nicht jetzt.

  Niemals.

  Ryder kann die Antwort von meinem Gesicht ablesen, bevor die Worte den Weg aus meinem Mund finden. Er macht die Schotten dicht, und jegliche Hoffnung löst sich augenblicklich in nichts auf.

  »Ich kann dir dieses Versprechen nicht geben, Ryder. Nicht jetzt. Nicht voll und ganz. Nicht bis ich weiß, dass das hier echt ist, dass es richtig ist – dass es nicht nur eine verblichene Hoffnung ist auf ein Leben, das wir beinahe geführt hätten, oder ein Wunschtraum, der uns nur noch mehr Schmerz einbringen wird, wenn er erneut zerbricht.«

  »Schwachsinn.« Das Wort kommt mit voller Wucht über seine Lippen. »Du hattest zwei Jahre, um dieses emotionale Durcheinander zu entwirren. Zwei Jahre Abstand und Zeit, um herauszufinden, was du willst.« Er lacht ohne die geringste Spur von Humor in der Stimme, und in seinen Augen blitzt Schmerz auf. »Du weißt genau, was du für mich empfindest, Felicity. Und es jagt dir eine Heidenangst ein.«

  »Ryder …«

  »Die Wahrheit ist, dass du nicht willst, dass das hier echt ist. Denn wenn es echt wäre, hättest du keinen Vorwand mehr, mich ständig abzuweisen. Du würdest hinter diesen Mauern, die du mit jedem Tag ein bisschen höher ziehst, nicht mehr sicher sein.« Seine Augen sind stürmischer als das Meer in rauen Zeiten. »Weißt du was? Ich werde dir die Mühe ersparen, es herauszufinden. Ich bin fertig. Fertig damit, mit dir befreundet zu sein. Fertig damit, mich zu entschuldigen. Fertig damit, ständig zu versuchen, dir klarzumachen, was wir haben. Selbst wenn es angeschlagen und unvollkommen, voller Fehler und falschen Entscheidungen ist, ist es echter und richtiger als das, was die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben als Liebe bezeichnen.«

  Er macht einen Schritt zurück, und es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an.

  »Auf der Bühne werde ich mein Ding mit dir abziehen. Ich werde mich einfach verstellen. Aber darüber hinaus will ich der Welt nichts mehr vorspielen. Ich will nicht mehr so tun, als ob …« Er schüttelt abgestoßen den Kopf. »Als ob das hier einfach nur ein wenig übrig gebliebene Lust ist, die zwischen zwei Expartnern brodelt … Das verunglimpft alles, was wir haben.« Er hält inne und korrigiert sich dann auf brutale Weise. »Alles, was wir hatten.«

  Wer hätte gedacht, dass etwas so Simples wie die geänderte Tempusform eines Verbs mein Herz in Stücke brechen könnte?

  »Ryder, warte …!«, rufe ich und laufe drei Schritte hinter ihm her, während ich sehe, wie sein breiter nackter Rücken durch die Tür verschwindet. Die Tür schließt sich nachdrücklich und versperrt den Weg zwischen unseren Suiten. Einen Herzschlag später höre ich das Geräusch eines Riegels, der vorgeschoben wird.

  Er sperrt mich aus seinem Zimmer aus. Er sperrt mich aus seinem Leben aus.

  Ich sinke in meinem hübschen Nachthimmelkleid zu Boden.

  Und stehe nicht wieder auf.

  Nicht, als Carly um fünf Uhr morgens endlich zurück ins Zimmer kommt und mich dort am Boden kauernd und mit offenen Augen vorfindet. Nicht, als sie sich neben mich auf den Teppich kauert und mein Haar streichelt. Nicht mal, als die Sonne aufgeht und den Beginn eines neuen Tages ankündigt.

  Ich blinzle, als die blassen Lichtstrahlen durchs Fenster fallen.

  Die Morgendämmerung hat sich noch nie in meinem Leben so düster angefühlt.

  20. KAPITEL

  Ryder

  Ich hasse die Fünfsternehotels mit ihren winzigen Cashewkernpackungen für sechs Dollar in den Minikühlschränken, die ich um zwei Uhr früh nach einem Auftritt regelmäßig leer futtere, wenn ich mich zu elend fühle, um zu schlafen.

  Ich hasse die Arenen mit ihren endlosen Aneinanderreihungen von gleichförmigen Garderoben und Backstageräumen, wo ich VIPs mit einem Grinsen empfange, das sie aus irgendeinem Grund für echt halten.

  Ich hasse den Tourbus, wo nichts als Unordnung herrscht und jede Ritze und jede Ecke mit jemandes Zahnbürste oder schmutzigen Socken oder zerknülltem Schokoriegelpapier zugemüllt ist.

  Ich hasse die dunklen Nächte, wenn ich sie im Mondlicht schreiben sehe, während wir auf eine neue Stadt zurollen. Sie kritzelt dann immer wie wild mit ihrem Stift auf den Seiten eines abgenutzten Notizbuchs herum.

  Ich hasse Linc mit seinem frechen gottverdammten Grinsen.

  Ich hasse Aiden mit seiner ewigen, unerschütterlichen Zuversicht.

  Ich hasse Carly mir ihrem stets fröhlichen Lächeln.

  Ich hasse die Sterne am Himmel, die mich mit Erinnerungen verspotten.

  Ich hasse den Schmerz in meiner Brust, der mich nicht zur Ruhe kommen lässt.

  Ich hasse.

  Hasse.

  Hasse.

  Alles und jeden.

  Weil die einzige Person, die ich hassen will … die einzige ist, die ich nicht hassen kann.

  21. KAPITEL

  Felicity

  Wenn man auf Tournee ist, verwandelt sich das Leben schnell in eine trübe Routine aus Mautstationen und Tankstellenzwischenstops, Reisekrankheit und spontanen Jamsessions. Wir versuchen, uns in diesen ungewohnten Strukturen einzurichten – erschöpfte Reisende in einer vorübergehenden Situation, die von Stadt zu Stadt ziehen wie Nomaden, aus dem Koffer leben und nirgendwo lange genug bleiben, um sich irgendwo sesshaft zu fühlen. Nicht vollständig.

  Las Vegas.

  Tuscon.

  Albuquerque.

  Alec, unser Busfahrer, fährt seit über zwanzig Jahren Tourbusse und kennt die besten Restaurants und Sehenswürdigkeiten in jeder Stadt, in der wir Halt machen, und in jedem Staat, durch den wir fahren. Wir treten an Orten auf, an denen ich noch nie zuvor gewesen bin und die ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie wieder besuchen werde. Wir treffen Fremde auf der Straße, die kreischen, sobald sie uns irgendwo entdecken, und reden Backstage mit Hardcore-Fans, die uns wunderschöne Geschichten über ihre Verbindung zu unseren Liedtexten erzählen.

  Denver.

  Fargo.

  Minneapolis.

  Der belebende Rausch, der uns nach dem Auftritt überkommt, wenn die Lichter in der Halle ausgehen und unsere Plattform unter tosendem Applaus in die Tiefe der Bühne hinabsinkt, hält immer einen Tag lang an – oder zumindest, bis wir in einer neuen Stadt aufwachen und feststellen, dass der Bus bereits vor irgendeinem schicken Hotel geparkt hat. Die Unterkünfte sind immer exklusiv und geschmackvoll eingerichtet, aber nach einer Weile sehen sie alle gleich aus. Sie verschwimmen zu einem Einheitsbrei aus schrill gemusterten Teppichen, akkurat gemachten Betten und winzigen Shampooflaschen, die Carly und ich wie Schmuggelware horten.

  Kansas City.

  Tulsa.

  De Moines.

  Wie blinzelnde Fremde in unerforschtem Gebiet treten wir aus unserem klimatisierten Reisebus und betrachten unser vorübergehendes neues Zuhause. Wir sind wie Außerirdische, die mit jeder Menge Gepäck, Tonausrüstung, Gitarren und einem Schlagzeug von einem anderen Planeten kommen. Carly spricht mit den Hotelpagen und den Teammitgliedern, wir gehen schnell mit dunklen Sonnenbrillen auf den Nasen durch die auf Hochglanz polierten Lobbys und tauschen die beengten Verhältnisse unseres Reisebusses gegen die Annehmlichkeiten der Penthousesuiten aus, die letztendlich jedoch auch nichts anderes als luxuriöse Gefängnisse sind. Wo auch immer wir hingehen, folgen uns Smith, York, Linden und Stevens auf Schritt und Tritt. Wir können nichts spontan oder ohne großes Aufsehen zu erregen unternehmen.

  Dallas.

  Houston.

  New Orleans.

  Der Bus rollt weiter und das Leben mit ihm. Wir hinterlassen unsere Spuren in den südwestlichen Staaten und ziehen mit jedem Konzert mehr und mehr Fans an. Sie stehen mit Schildern dicht gedrängt auf den Bürgersteigen, rufen unsere Namen draußen vor dem Hotel und betteln um Selfies, wenn sie uns auf der Straße begegnen oder wir die angesagten Lokale mit unserem Sicherheitsteam im Schlepptau betreten oder verlassen.

  Tampa.

  Miami.

  Atlanta.r />
  Als der Oktober anbricht, haben wir innerhalb von acht Wochen sechzehn Konzerte gespielt, und so langsam fangen wir alle an, uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Lincoln und Aiden geraten sich während der Soundchecks in die Haare. Ryder und ich harmonieren schlechter als je zuvor. Sogar Carly hat ungewöhnlich miese Laune und meckert an allem herum, von dem stets unordentlichen Zustand unserer Kojen bis hin zum Stellplatz, den Alec für die kurze Reiseunterbrechung ausgewählt hat.

  Wir sind mehr als bereit für eine Pause – von der Tournee, von diesem Bus, voneinander –, als wir die Stadtgrenze nach Nashville überqueren. Nach einer so langen Zeit auf Tour ist das in der Tat ein willkommener Anblick.

  Es ist seltsam, dass sich diese Stadt für mich mehr wie ein Zuhause anfühlt als jeder andere Ort. Ich habe hier nur ein paar Monate lang gewohnt. Trotzdem hat Nashville etwas an sich, das meine Sinne vom allerersten Tag an betört hat. Vielleicht ist es die Verbindung zu meiner Großmutter, vielleicht ist es die Musik, die aus den Honkytonkbars auf dem Broadway auf die Straßen hallt, oder aber es liegt an den Massen von Touristen in ihren funkelnagelneuen Cowboystiefeln, die Fotos vor dem Ryman schießen.

  Der Grund spielt allerdings auch keine Rolle – ich weiß einfach, dass es sich gut anfühlt, wieder hier zu sein.

  Wir parken vor einem schicken Hotel in der Innenstadt, das nur ein paar Blocks vom Nightingale entfernt ist. Ich verstaue mein Notizbuch mit meinen Liedtexten in meiner Tasche und schlinge sie mir über die Schulter. Ich bin nur allzu bereit, diesen Bus zu verlassen und ein wenig Zeit für mich zu haben. Ich weiche Ryders bösen Blicken und Knurrlauten bereits aus, seit wir in Atlanta in den Bus gestiegen sind – was nicht gerade leicht gewesen ist, da er nur ein paar Meter von mir entfernt gesessen und an einer Akkordfolge für neue Songs gearbeitet hat, die er noch nicht mit mir geteilt hat.

  Ich frage mich, ob er weiter auf Tournee gehen wird, wenn ich nicht mehr dabei bin.

  Vielleicht wird er den Namen der Band in Woods umändern und weitermachen, als hätte es mich nie gegeben.

  »Hat irgendjemand Lust, morgen Abend vor dem Konzert bei Isaac vorbeizuschauen?«, fragt Carly und schaut uns alle nacheinander an. »Ich habe ihm versprochen, dass ich euch ins Nightingale schleppe, wenn wir in Nashville Station machen. Ich will euch ja keine Schuldgefühle verpassen oder so was … Aber ich bin gewissermaßen dazu verpflichtet, dieses Versprechen einzuhalten, da er im Grunde genommen der beste Boss der Welt ist, denn er hat seine Einwilligung gegeben, dass ich ganz kurzfristig meinen Job kündigen konnte, damit ich mich diesem Wanderzirkus hier anschließen kann.«

  »Das sind ziemlich heftige Schuldgefühle, wenn du mich fragst«, murmelt Aiden.

  Sie wirft ihm einen bösen Blick zu.

  »Was mich betrifft, ich bin immer für einen Drink zu haben«, willigt Linc mit einem Schulterzucken ein.

  »Ich bin auch dabei«, murmle ich und stelle meine Tasche wieder ab. »Ich habe Isaac schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Auf der Beerdigung meiner Großmutter konnte ich nur von Weitem einen kurzen Blick auf ihn werfen.«

  »Nur so als Vorwarnung: Er hat ein Foto von dir an der Starwand aufgehängt.«

  »Was?«

  »Gleich neben Elvis.« Ihre Augen strahlen. »Und Bethany Hayes natürlich. Ein ziemlich guter Platz, wenn du mich fragst.«

  Plötzlich ist meine Kehle wie zugeschürt. »Welches Foto?«

  »Es ist eins von der ganzen Band, von dem Fotoshooting, das ihr vor zwei Jahren gemacht habt, als ihr den Vertrag bei Route 66 unterschrieben habt. Es hängt hinter der Theke.«

  »Ich hasse dieses Foto«, brummt Aiden. »Wir sehen aus, als würden wir Werbung für Designerklamotten machen.«

  Ryder schnaubt. »Der Ganz-in-Schwarz-Look war Francescas Idee, oder? Ich hatte versucht ihr klarzumachen, dass Cash der Einzige war, der so was bringen konnte …«

  »Da wir gerade von diesem Satansweib sprechen, kommt sie heute Abend zum Konzert?«, fragt Linc.

  »Lass mich mal nachsehen …« Carly scrollt durch ihre E-Mails. »Ja. Sie hat sogar schon ins Hotel eingecheckt. Sie will sich so bald wie möglich mit euch treffen, um den bisherigen Verlauf der Tournee zu besprechen.«

  Plötzlich wirkt niemand mehr so erpicht darauf, den Bus zu verlassen. Jemand von der Plattenfirma ist so ziemlich der Letzte, mit dem wir uns gerade befassen wollen.

  »Wisst ihr …« Ich räuspere mich. »Vielleicht können wir Isaac davon überzeugen, den Laden für uns ein paar Stunden früher aufzumachen …«

  Aiden legt einen Arm um meine Schulter und drückt mich. »Das könnte die beste Idee sein, die du je hattest, Wilde.«

  Die Türen sind trotz der Tatsache, dass das Nightingale erst in ein paar Stunden öffnet, nicht verschlossen. Wie wir es vermutet haben, hören wir ein barsches Schnauben aus Richtung Theke, als wir über die Schwelle treten.

  »Wir haben geschlossen, kommen Sie um fünf wieder.«

  »Gilt das auch für ein paar alte Freunde?«, rufe ich und trete in sein Sichtfeld. Mein Lächeln wird zu einem breiten Grinsen, als Isaac mich entdeckt. Er ist so überrascht, dass er das Glas, das er gerade poliert hat, klirrend zu Boden fallen lässt. Sein wettergegerbtes Gesicht weist ein paar Falten mehr auf, und seine Schläfen sind grauer, als ich sie in Erinnerung habe, aber sein Lächeln ist noch immer das alte.

  »Na, da hol mich doch … Felicity Wilde! Komm her, Mädchen.«

  Ich bahne mir einen Weg durch den Bereich mit den Bartischen, während er um die Theke herumkommt. Wir treffen uns in der Mitte, und er zieht mich sofort in eine erdrückende Umarmung. Seine beruhigende Ausstrahlung wirkt auf mich wie ein Stärkungsmittel und lässt die Nervosität abklingen, die in den vergangenen paar Wochen immer wieder von mir Besitz ergriffen hat.

  Schon bei unserer ersten Begegnung erkannte ich, dass sein bärbeißiges, mürrisches Auftreten nur eine ausgeklügelte Tarnung für das größte Herz in dieser Stadt ist. Isaac gab mir eine Chance, als niemand sonst dazu bereit gewesen wäre. Er nahm mich auf, obwohl er mich ohne Weiteres auf die Straße hätte setzen können.

  »Das mit deiner Großmutter tut mir so leid«, murmelt er in mein Ohr. »Wie kommst du zurecht?«

  »Es gibt gute und schlechte Tage. Ich schlage mich so durch.«

  »Sie wäre stolz auf dich, weißt du?«

  Ich löse mich aus seiner Umarmung und blinzle die Tränen weg. Als er sie sieht, setzt er eine strenge Miene auf. »Ach, verdammt. Schluss damit.«

  »Hören Sie auf, so nette Dinge zu sagen, dann muss ich auch nicht weinen.«

  »Soll mir nur recht sein. Mir ist nämlich gerade wieder eingefallen, dass ich Grund habe, wütend auf dich zu sein.«

  »Oh?« Ich grinse.

  »Ja, sicher. Du hast mir einfach so meine beste Bühnenmanagerin abgeworben.« Er mustert den Rest der Gruppe, während sich alle auf einer Reihe Barhockern niederlassen. »Carly! Wo bist du?«

  »Hier, Boss!« Die blonde Frau stellt sich auf die Zehenspitzen, lehnt sich vor und gibt Isaac einen schnellen Kuss auf die Wange. »Schön, dich zu sehen.«

  Sein Blick verfinstert sich, aber er kann nicht verbergen, dass er errötet. »Versuch ja nicht, dich bei mir einzuschmeicheln, Fräulein.«

  »Das würde mir nicht mal im Traum einfallen.«

  »Bist du endlich bereit, an deinen Arbeitsplatz zurückzukehren? Wade ist im Umgang mit den Künstlern nicht halb so gut wie du.«

  »Das kommt ganz darauf an.« Carly schaut zur Band und lässt den Blick ein bisschen zu lange auf Aiden verweilen. »Eigentlich hättet ihr mittlerweile einen Ersatz für mich finden sollen.«

  »Warum sollten wir?«, fragt Linc griemelnd. »Du siehst viel besser aus als irgendeiner der Bewerber, die Francesca empfohlen hat.«

  Aiden verpasst ihm einen Stoß gegen den Arm.

  »Und was noch viel wichtiger ist«, sage ich und bedenke die Jungs mit einem strengen Blick. »Sie hat einen fantastischen Job gemacht und sich perfekt um alles gekümmert. Ich bezweifle, dass wir in der Lage
wären, jemanden zu finden, der das besser machen könnte.«

  Carly strahlt. »Danke, Schätzchen.«

  »Das bedeutet dann wohl, dass du morgen nicht wieder zur Arbeit kommen wirst, oder?« Isaac verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt sie böse an.

  »Ich schätze nicht, Boss.«

  Er seufzt.

  »Ich würde ja sagen, dass es mir leidtut, Isaac, aber das wäre gelogen.« Ich zucke mit den Schultern. »Sie ist so gut wie unersetzbar.«

  »Warum habe ich wohl mit allen Mitteln versucht, sie zu halten?«, brummt er. Dann greift er nach vier kleinen Tumblern und gießt ein paar Fingerbreit Whisky in jeden. Er schiebt jedem der Jungs ein Glas hin und reicht mir dann ebenfalls eins.

  Ich blinzle das Glas an. »Ich trinke keinen Alkohol.«

  »Verdammt«, murmelt er, schnappt sich ein weiteres Schnapsglas und schenkt mir eine Portion puren Cranberrysaft ein. Er leert das Glas, das für mich gedacht war, in einem Zug und blickt in die Runde. Wir stehen einfach nur, halten unsere Gläser und wissen nicht so recht, was wir jetzt tun sollen.

  »Na, dann mal los.«

  »Worauf trinken wir denn?«, fragt Aiden und schwenkt die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas hin und her.

  »Jeder bekommt einen Drink aufs Haus, wenn er seinen ersten Plattenvertrag unterschreibt. Ihr seid mit dem Einlösen zwei Jahre zu spät dran, aber der Drink ist nicht verjährt.«

  Linc grinst und hebt sein Glas. »Auf das Nightingale – den ersten Ort, an dem wir auftraten, der voll funktionstüchtige Toiletten hatte und ein Publikum, das sich tatsächlich für Musik interessierte.«

  Auf den ersten Ort, an dem ich mich je sicher fühlte, füge ich im Stillen hinzu und hebe mein Glas, um damit gegen Lincs und Aidens zu stoßen. Als Ryder seinen Drink unangetastet auf der Theke stehen lässt, wirft Isaac ihm einen neugierigen Blick zu.

  »Bist du dir jetzt zu fein für Jack Daniel’s?«, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Soweit ich mich erinnere, ist dir noch nie ein Whisky untergekommen, den du nicht mochtest.«

 

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