Der letzte erste Song (Firsts-Reihe 4) (German Edition)
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Obwohl wir gerade noch so übereinander hergefallen waren, schien Mason es jetzt nicht mehr eilig zu haben. Mehr noch: Er schien es regelrecht zu genießen, mich Zentimeter für Zentimeter von dem weißen Stoff zu befreien und ihn mir schließlich über die Schultern und die Arme hinunterzuschieben. Gleich darauf stand ich nur noch in meinem cremefarbenen Spitzen-BH und dem Faltenrock vor ihm. Meine Brust hob und senkte sich so schnell, als wäre ich gerannt, und streifte seine bei jedem Atemzug. Doch die beinahe flüchtige Berührung war nicht genug, ich wollte mehr, brauchte alles von ihm.
»Gott, du bist unglaublich …«, stieß er rau hervor, ließ seinen Blick ein weiteres Mal an mir auf und ab wandern und sah mir dann wieder in die Augen.
»Du auch …«, erwiderte ich genauso leise und legte die Hände flach auf seinen Oberkörper. Meine blasse Haut hob sich deutlich von seiner ab, und das, obwohl ich die Sonne nicht mehr mied wie noch zu Misswahl-Zeiten. Sein Körper war warm unter meinen Fingern, und ich spürte das Pochen seines Herzens, das mindestens so schnell schlug wie meines. Ohne seinen Blick loszulassen, lehnte ich mich vor und hauchte einen Kuss auf seine Haut. Dann noch einen. Und noch einen.
»Grace …« Seine Stimme klang warnend, und seine Finger vergruben sich in meinem Haar, aber er stoppte mich nicht. So, wie seine Lippen auf meinem Hals eine süße Qual für mich gewesen waren, schien das hier den gleichen Effekt auf ihn zu haben. Er erschauerte unter meinen Liebkosungen. Ein paar Sekunden lang hielt er es aus, ohne sich zu rühren, dann zog er meinen Kopf hoch und presste seinen Mund auf meinen.
Ich protestierte nicht, weil es genau das war, was ich auch wollte. Obwohl von Wollen kaum noch die Rede sein konnte. Ich brauchte diesen Kerl so sehr, dass es mir Angst machen sollte. Aber das tat es nicht. Das konnte es gar nicht. Nicht bei ihm. Nicht bei Mason.
Wir stolperten wenig elegant zum Bett, und ich stieß einen leisen Seufzer aus, als ich die weichen Laken unter mir und Masons Gewicht auf mir spürte. Ich dachte nicht mehr nach, schlang die Arme um ihn und ein Bein um seine Hüften, so wie eben an der Tür, nur dass ich diesmal jeden einzelnen Zentimeter von ihm spüren konnte. Ich keuchte auf, als er das Becken vorschob und sich an genau den richtigen Stellen an mir rieb. Gleich darauf verließen seine Lippen meinen Mund und wanderten zurück zu meinem Hals. Mit dem einen Arm stützte er sich neben meinem Kopf auf der Matratze ab, die freie Hand glitt über meine Seite und unter meinen Rücken. Ein kurzes Ziehen, und er hatte den BH-Verschluss geöffnet.
Mason musste meine Überraschung bemerkt haben, denn er wackelte grinsend mit den Brauen. Ich lachte leise, legte die Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir, weil ich seinen Mund wieder auf meinem spüren musste. Mason kam meinem Wunsch nach, spielte mit meiner Zunge und schaffte es irgendwie, mir dabei gleichzeitig die Träger über die Schultern zu schieben und den BH auszuziehen. Im nächsten Moment spürte ich ihn Haut an Haut. Endlich. Seine Wärme sprang auf mich über und hüllte mich ein, genau wie sein Geschmack und sein ganz typischer Duft – gemischt mit einem Hauch von Frühlingsbrise und Pfirsich, der mich zum Lächeln brachte.
Als er diesmal mit der Hand an der Außenseite meines Beins hinaufstrich und meinen Rock nach oben schob, wunderte er sich nicht über den fehlenden Slip, sondern machte sich diese Tatsache sofort zunutze. Die erste Berührung durchfuhr mich wie ein winzig kleiner Stromstoß. Ich bäumte mich auf, kam ihm entgegen und stöhnte an seinen Lippen. Mason raunte mir etwas zu, das in meinen lauten Atemzügen unterging, aber was es auch war, es hielt ihn nicht davon ab, weiterzumachen. Er wollte nicht bloß nachprüfen, ob ich schon bereit für den Hauptakt war, sondern wollte mir Lust verschaffen, ganz gleich, wie sehr wir uns beide danach sehnten, endlich alles voneinander zu spüren.
»Mason …« Ich grub die Fingernägel in seinen Bizeps.
»Schh …«, raunte er an meinem Ohr und setzte einen kleinen Kuss darunter, der mich erzittern ließ. »Lass dich fallen. Ich hab dich.«
Bei jedem anderen hätte ich mich nach diesen Worten womöglich verkrampft, und meine ganzen Selbstzweifel hätten wieder eingesetzt. Doch hier und jetzt passierte nichts davon. Weil Mason nicht irgendjemand für mich war. In den letzten Wochen hatte ich ihn kennen und lieben gelernt, hatte meine Höhen und Tiefen mit ihm geteilt. Ich wusste, dass ich ihm meine Sorgen genauso wie mein Herz anvertrauen konnte. Und wenn ich ihm so viel von mir geben konnte, dann auch meinen Körper. Außerdem wollte ich mich fallen lassen, ich wollte das hier mit ihm erleben, weil ich mich nie zuvor nach etwas oder jemandem so sehr gesehnt hatte wie nach ihm.
Also ließ ich mich gehen, vertraute mich ganz seinen Berührungen und den leise gemurmelten Worten an, ließ mich von ihnen davontragen, bis sich alles in mir zusammenzog, ich mich auf dem Bett aufbäumte und mit einem lang gezogenen Stöhnen kam. Jedes bisschen Anspannung löste sich, jeder noch so kleine Gedanke war auf einmal wie weggepustet. Da war nur noch dieses Glücksgefühl in mir und ein Kribbeln überall in meinem Körper – in meinem Bauch, auf meiner Haut und auf meinen Lippen. Als ich die Augen öffnete, bemerkte ich Masons gebannten Blick und hob die Hand an seine Wange. Er schien sich heute Morgen zwar rasiert zu haben, doch mittlerweile war es so spät, dass ich die Stoppeln unter meinen Fingerkuppen spüren konnte. Ohne ein weiteres Wort drehte er den Kopf leicht zur Seite und strich mit den Lippen über meine Handfläche, dann küsste er sich an mir hinab. Nicht so langsam, dass es mich quälte, aber auch nicht so schnell, wie ich es gerne gehabt hätte.
Als er den Bund meines Rocks erreicht hatte und nach dem Reißverschluss tastete, hob ich bereits das Becken an, um ihm dabei zu helfen, mir auch das letzte Kleidungsstück auszuziehen. Sekunden später hatte er es mir hinuntergeschoben und machte sich an meinen Schuhen zu schaffen. Die Riemchensandaletten hatten nur einen einzigen kleinen Verschluss, aber ich konnte auch problemlos herausschlüpfen. Was Mason nach ein, zwei gescheiterten Versuchen bemerkte und mir erst den linken Schuh abstreifte und einen kleinen Kuss auf meinen Fußknöchel setzte, dann folgte der rechte.
Gänsehaut breitete sich von der Stelle aus, kroch prickelnd über meine Beine und ließ mich erschauern. Mason war gleichermaßen drängend wie zärtlich, was mein Herz noch heftiger pochen ließ. Aber vor allem konnte ich keinen Moment länger einfach nur liegen bleiben. Ich richtete mich auf, rutschte zu ihm an den Bettrand und legte die Hände an sein Gesicht, um ihn küssen zu können. Er richtete sich auf den Knien vor mir auf und schlang die Arme um mich. Einige Sekunden verharrten wir so, bis uns die Wärme völlig einhüllte.
Dann konnte ich jedoch nicht länger warten. Stück für Stück ließ ich mich zurücksinken und zog ihn dabei mit mir. Schwer atmend unterbrach Mason den Kuss und hob den Kopf, um mich anzusehen. In seinen Augen konnte ich dasselbe Verlangen lesen, das auch in mir tobte. Ich wollte, nein, ich musste ihn spüren. Sofort.
Als wüsste er genau, was in mir vor sich ging, streifte er meine Lippen für einen flüchtigen Moment und richtete sich dann auf. Ein Rascheln. Er kramte in seinem Nachttisch herum. Bevor ich selbst an das Thema Verhütung denken oder ihn danach fragen konnte, hielt er schon ein Kondom in der Hand und streifte es sich über, nachdem er in Sekundenschnelle Jeans und Schuhe losgeworden war. Als er sich diesmal über mir positionierte, kam ich ihm entgegen, drückte mich an ihn und suchte seine Lippen mit meinen. Es war ein kurzer, atemloser Kuss, der viel zu schnell endete. Mason hielt meinen Blick fest, als er kurz zwischen uns fasste und dann langsam in mich eindrang.
Ich stöhnte auf und brauchte einen Moment, um mich an das Gefühl zu gewöhnen. Er gab mir die Zeit und hielt inne, obwohl Schweißtropfen an seiner Schläfe herabperlten. Erst als ich die Hüften anhob und mich ihm entgegendrängte, kam ihm ein erlöstes Keuchen über die Lippen, und er begann, sich in mir zu bewegen. Langsam zunächst, auskostend, dann etwas schneller. Sein warmer Atem streifte meine Haut, und ich strich mit den Fingern über seine Seiten, fasziniert davon, wie seine Muskeln unter meinen Händen arbeiteten.
Ich hielt still, ließ ihn sich das nehmen, was er genauso dringend brauchte wie ich zuvor, und genoss das Gefühl, ihm so nahe zu se
in, auch wenn diese Stellung nichts weiter bei mir bewirkte. Hatte sie nie. Aber das war in Ordnung. Es war okay.
Seine Stöße wurden noch etwas schneller, dann wurde er wieder langsamer – und hielt auf einmal ganz inne.
Ich verspannte mich. »Warum hörst du auf?«
»Weil du aufhörst, Prinzessin.« Mason studierte mein Gesicht, als würde er darin nach etwas suchen. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was dieses Etwas sein könnte.
Es war nicht so, dass ich völlig unerfahren oder noch Jungfrau war. Ich hatte schon Freunde gehabt, hatte vor ihm mit anderen Kerlen geschlafen. Und auch wenn ich sicher keine Expertin auf diesem Gebiet war, hatte bisher keiner einfach mittendrin aufgehört. Genau genommen war die Sache oft sogar zu schnell wieder vorbei gewesen, um überhaupt mittendrin zu stoppen. Dass Mason jetzt pausierte, brachte all meine Alarmglocken zum Schrillen. Was, wenn es ihm nicht gefiel? Was, wenn er es plötzlich doch bereute? Was, wenn …
»Hey …« Mit dem Daumen strich er erst über meine Wange, dann über mein Kinn. »Bleib bei mir.«
Bevor ich etwas darauf erwidern oder auch nur nachfragen konnte, was er damit meinte, schob er einen Arm unter mich und drehte uns beide herum, bis ich auf ihm lag. Gleich darauf entspannten sich meine Muskeln, ein heißes Kribbeln breitete sich in mir aus, und ein Stöhnen kam mir über die Lippen.
»So ist es besser …«, brachte er heiser hervor und strich mir das Haar mit zitternden Fingern hinters Ohr. »Viel besser.«
Statt einer Antwort lehnte ich mich zu ihm hinunter und küsste ihn. Ohne nachzudenken, ohne mich meinen nagenden Gedanken hinzugeben. Einfach nur, weil ich es wollte. Und weil er dafür gesorgt hatte, dass ich mich wohlfühlte, auch wenn ich nicht einmal ausgesprochen hatte, was gerade nicht stimmte.
Keuchend lösten wir uns voneinander. Ohne Masons Blick loszulassen, richtete ich mich etwas auf, stützte mich mit den Händen auf seinem Oberkörper ab und begann mich zu bewegen. Langsam zunächst, um herauszufinden, was und wie es sich für uns beide gut anfühlte. Er legte die Hände an meine Hüften – nicht um mich zu bremsen oder zu lenken, sondern um mich in meinen Bewegungen zu unterstützen. Sein leises Stöhnen spornte mich an, brachte mich dazu, das Tempo anzuziehen und uns beiden mehr zu geben. Mehr Reibung, mehr Körperkontakt, mehr Küsse. Mehr von allem.
Innerhalb kürzester Zeit war ich verschwitzt, atemlos und konnte mich nur noch darauf konzentrieren, wie gut sich das hier anfühlte und wie viel besser es mit jeder Bewegung wurde. Mason kam mir entgegen, richtete sich auf einem Ellbogen auf und schob die Finger in mein Haar, um mich zu einem Kuss heranzuziehen. Mittlerweile hätte ich nicht mal mehr dann stoppen können, wenn die Welt untergegangen wäre. Ich musste mehr spüren, nur noch ein kleines bisschen mehr und dann …
Mein Aufschrei wurde von unserem Kuss gedämpft. Mason hielt mich fest, schlang die Arme um mich und stöhnte dann erlöst an meinen Lippen auf. Schwer atmend blieb ich auf ihm liegen. Sekundenlang. Minutenlang. Irgendwann löste ich mich vorsichtig von ihm, rollte mich zur Seite und blieb neben ihm in dem schmalen Bett liegen. Meine Atmung hatte sich etwas beruhigt, aber mein Puls raste noch immer, und das Pochen in meiner Brust wollte einfach nicht abnehmen. Schon gar nicht, als ich Mason jetzt lächelnd nachsah, während er aufstand, um das Kondom zu entsorgen, und ich ihn dabei von oben bis unten betrachten konnte.
Als er kurz darauf zu mir zurückkehrte, lag ein Grinsen auf seinem Gesicht und ein verträumter Ausdruck in den Augen. Ohne ein weiteres Wort legte er den Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf gut, Prinzessin.«
Lächelnd schloss ich die Augen und gab mich ganz Masons Nähe, seiner Wärme und meiner eigenen Erschöpfung hin.
Mason
Ein Rascheln weckte mich. Ächzend drehte ich mich im Bett um, wodurch sich die Decke um mich wickelte, und tastete neben mich. Nichts. Leer. Ich hatte zwar ein Einzelbett, aber ich war mir ziemlich sicher, letzte Nacht nicht allein eingeschlafen zu sein. Noch sicherer wurde ich mir, als ich den Duft wahrnahm, der noch am Kissen hing. Blumen. Flieder oder Jasmin oder etwas in der Richtung. Was es auch war, es roch gut, ganz nach Grace.
Grace.
Ich schlug die Augen auf. Mit einem Mal hämmerte mein Herz. Nicht, weil ich die letzte Nacht bereute. Das konnte ich gar nicht bereuen. Sondern weil ich fast schon damit rechnete, dass sie sich davongeschlichen haben könnte. Keine Ahnung, wie spät es überhaupt war oder welchen Tag wir hatten, aber die Sonne schien durch das einzige Fenster in mein Zimmer, also konnte es nicht mehr allzu früh sein.
Wieder raschelte es, dicht gefolgt von einem leisen Murmeln. Eindeutig weiblich.
Ich drehte mich um, richtete mich auf den Ellbogen auf und beobachtete Grace. Sie lag nicht mehr im Bett, sondern wuselte nur in Rock und BH durch das Zimmer, allem Anschein nach auf der Suche nach etwas. Als sie am Fußende auf Hände und Knie ging und unter dem Bett nachschaute, wanderten meine Brauen immer höher, genau wie meine Mundwinkel. Rund fünf Sekunden später hatte sie immer noch nicht bemerkt, dass ich wach war, also räusperte ich mich. Grace zuckte zusammen und sprang auf. Nur mit Mühe konnte ich ein Grinsen unterdrücken, so ertappt wirkte sie.
»Morgen …«, begrüßte ich sie.
»Guten Morgen.« Ihre Stimme klang etwas heiser, ganz so, als hätte sie zu lange mit der Band geprobt. Oder als hätte sie die letzte Nacht hauptsächlich mit Stöhnen verbracht. Bei der Erinnerung daran wurde mir unweigerlich warm.
Ich musterte sie ausgiebig von oben bis unten. Ihr Haar war zerzaust, ihr Rock zerknittert, ihre Lippen feucht, als wäre sie gerade erst mit der Zunge darüber gefahren, und an ihrem Hals prangte ein Knutschfleck, wie ich nicht ohne eine Spur Stolz feststellte. Okay, eine ganze Menge Stolz. »Was genau tust du da?«
»Nach meiner Bluse suchen. Ich sollte wirklich gehen. Unsere Sachen liegen immer noch unten …«
»Grace …«
»Ich habe keine Unterwäsche mehr! Und die einzig saubere ist in der Schaumkalypse namens Waschraum.«
Ich gluckste auf und ließ mich in die Kissen zurückfallen. Diese Frau war echt einmalig.
»Das ist nicht witzig!«
»Das ist sogar verflucht witzig.« Ich streckte die Hand nach ihr aus. »Komm zurück ins Bett.«
Bei dem auffordernden Tonfall kniff sie die Augen zusammen, folgte meiner Bitte jedoch nicht, sondern verschränkte die Arme vor der Brust und rührte sich nicht von der Stelle.
Oha. Sieh mal an, wer da gerade seine Krallen zeigte. Zu meiner eigenen Überraschung gefiel es mir. Es gefiel mir sogar so gut, dass ich mich wieder aufrichtete. Die Decke rutschte bis zu meinen Hüften hinunter und Grace’ Blick folgte der Bewegung. Ha! Gut so. Als sie mir wieder ins Gesicht sah, hatte ich längst meine beste Geheimwaffe zum Einsatz gebracht: den Welpenblick.
Sie hielt erstaunliche fünf Sekunden stand, bevor sie ihm erlag. Kopfschüttelnd kehrte sie zurück und kletterte zu mir ins Bett. Ich drehte mich auf die Seite, damit ich sie besser betrachten konnte.
Ungeschminkt war sie noch hübscher, sogar mit den Schatten unter den Augen, weil wir beide nicht allzu viel Schlaf abbekommen hatten, und den schwarzen Spuren ihres Mascaras. Ich hatte lange genug mit einem Mädchen zusammengewohnt, um das Zeug beim Namen zu kennen.
»Hi …«
Sie lächelte. »Hey …«
Ich schob den Arm unter meinen Kopf und streckte die freie Hand nach ihr aus, um ihr über die Wange zu streicheln. Grace schloss die Augen und gab wieder diesen leisen, genießenden Laut von sich, den ich schon bei unserem allerersten Kuss gehört hatte. Wahrscheinlich hatte ich damals schon geahnt, dass ich eines Tages süchtig danach werden könnte. Genauso wie danach, dieses Mädchen zu küssen.
Mit dem Daumen fuhr ich ihre vollen Lippen nach, erst die obere, dann die untere. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass Grace ihre Lippen öffnen und meinen Daumen einsaugen würde. Oder dass sie mich ihre Zunge spüren lassen und dabei direkt ansehen würde. Und dass es sich so verdammt gut anfühlen würde, weil glühende Hitze Richtung Süden schoss.
Und das nur durch diese winzige Geste, die mich an so viele Dinge denken ließ, die dieser Tag noch für uns bereithalten konnte, dass kaum noch Platz für etwas anderes in meinem Kopf war.
»Vorsicht …«, warnte ich sie rau. »Wenn du so weitermachst, lasse ich dich vielleicht nicht mehr gehen.«
Lächelnd hauchte sie einen Kuss auf meinen Daumen. »Vielleicht will ich gar nicht, dass du mich gehen lässt.«
Und wieder breitete sich Hitze in mir aus, doch diesmal war es kein verzehrendes Drängen, sondern eine Wärme, die sich in meinem Brustkorb niederließ. Wortlos zog ich Grace an mich und drückte meinen Mund auf ihren.
»Ich muss trotzdem nach unten und meine Sachen holen«, nuschelte sie in den Kuss, machte aber keine Anstalten, sich von mir zu lösen und wieder aufzustehen.
Ich zog sie noch etwas näher und rieb meine Nase an ihrer, weil ich sie unmöglich so schnell schon wieder loslassen konnte. Nicht, nachdem sie endlich in meinen Armen lag und es sich so gut, so richtig anfühlte. »Bleib hier und ich verspreche dir, dass ich deine Unterwäsche zurückhole, okay? Nenn mich Mason Lewis, den Retter der vergessenen Höschen, den Ritter der Tugend, den Rächer der …«, machte ich weiter, bis mich ihr Lachen unterbrach. »Was ist? Glaubst du mir etwa nicht?«
»Oh doch.« Sie strahlte mich an. »Ich glaube dir jedes Wort.«
»Das solltest du auch«, brummte ich und knabberte kurz an ihrer Unterlippe. »Weil es die Wahrheit ist.«
Genauso wie die Tatsache, dass ich einfach nicht genug von ihr bekommen konnte. Nicht von ihrem Lächeln, dem Leuchten in ihren Augen, ihrer unglaublichen Stimme, die morgens noch heiser und sexyer klang, und definitiv nicht von ihrem warmen, weichen Körper.