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Never Too Close

Page 16

by Moncomble, Morgane


  Loan reicht mir das Telefon und setzt sich hin, um seinen Kaffee auszutrinken, während er den Fernseher wieder lauter macht.

  »Hallo?«

  »Hallo, mein Schatz! Habe ich dich geweckt?«

  Als ich die Stimme meines Vaters höre, fällt sofort alle Anspannung von mir ab. Ich setze mich auf die Couch und erzähle ihm von den vergangenen Wochen, obwohl wir uns erst an meinem Geburtstag unterhalten haben. Es fühlt sich so gut an … Loan hat recht, ich würde mich freuen, wenn er uns mal besuchen käme. Es wäre übrigens nicht das erste Mal. Auf diese Weise haben er und Loan sich kennengelernt. Zuerst fand mein Vater es komisch, dass ich mit einem Mann zusammenlebe, mit dem ich nicht zusammen bin. Aber als er Loan kennenlernte, vergaß er sofort, warum ihm die Vorstellung nicht gefiel.

  Seither verbringen sie immer ein paar Minuten damit, über ihre jeweilige Lieblings-Rugby-Mannschaft zu diskutieren, wenn mein Vater anruft und Loan ans Telefon geht.

  »Ich habe eine Woche frei ab dem … 14., glaube ich. Du könntest herkommen!«

  »Okay, ich sage noch Bescheid. Ich bin froh, dass bei dir alles in Ordnung ist, Schatz.«

  »Keine Sorge«, beruhige ich ihn, während ich meine Doc Martens anziehe. »Alles läuft bestens.«

  Nach einigen weiteren Banalitäten beende ich das Gespräch mit meinem Vater, indem ich vorgebe, sonst zu spät zu kommen. Loan beobachtet mich intensiv, während ich mein Frühstücksgeschirr wegräume. Mit seinen Autoschlüsseln in der Hand sieht er aus, als wäre er auf dem Sprung. Als ich ihn anschaue, fragt er:

  »Soll ich dich mitnehmen?«

  Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Wenn er mich um diese Zeit mit dem Auto mitnimmt, komme ich tatsächlich zu früh. Trotzdem akzeptiere ich und wir fahren im Aufzug hinunter. Keiner von uns sagt etwas, aber das Schweigen stört uns nicht. Seltsamerweise ist es so, als wäre nie etwas zwischen uns passiert. Weder der Kuss noch der Kompromiss. Und doch weiß ich, dass das Wort »Sex« über unseren Köpfen schwebt. Im Erdgeschoss legt er eine Hand an meine Taille, um mich hinauszuleiten.

  »Na, kommt dein Vater?«

  »Ja, es war nett von dir, ihn einzuladen. Vielen Dank.«

  Er schenkt mir ein kleines, schiefes Lächeln, und mein Herz setzt kurz aus.

  »Ich möchte ihn wirklich mal wiedersehen. Er fehlt mir so sehr …«

  »Das weiß ich. Aber das ist normal, schließlich ist er dein Vater.«

  Als wir durch die Haustür treten, runzle ich die Stirn. Will er mir weismachen, dass ich meinen Vater vermisse, weil er mein Vater ist? Immerhin habe ich ihn nach mehr als einem Jahr Freundschaft noch nie über seinen sprechen hören. Auch nicht über seine Mutter – über niemandem.

  »Vermisst du deinen auch?«

  Loan verkrampft sich ein bisschen, behält aber sein Pokerface bei. Ein echter Profi. Er antwortet mit trauriger Stimme und nimmt meine Hand in seine:

  »Mein Vater ist nicht wie deiner.«

  Oh … Ich beschließe, dem nichts hinzuzufügen, schließlich geht es mich nichts an. Loan öffnet mir die Beifahrertür, aber plötzlich entdecke ich ein vertrautes Gesicht auf der anderen Straßenseite. Loan folgt meinem Blick. Clément lehnt lächelnd und mit zwei Starbucks-Tassen in der Hand an seinem Auto. Unter seinem Blick wird mir sofort warm ums Herz. Er ist hinreißend und er wartet auf mich.

  »Geh zu ihm«, sagt Loan und schließt die Tür wieder.

  Ich weiß nicht warum, aber es stört mich ein bisschen, dass er mich so einfach gehen lässt.

  »Sicher?«

  »Ich wollte dir nur einen Gefallen tun, das ist alles. Außerdem bin ich spät dran, also ist es so besser«, fügt er hinzu, während er um das Auto herumgeht.

  Er öffnet die Tür und legt den Unterarm aufs Dach. Ich fühle mich ein wenig schuldig, ihn so zu behandeln, wo er doch nett zu mir sein wollte.

  »Na gut. Danke, Loan.«

  »Gern geschehen, Violette Veilchenduft.«

  Er schiebt etwas in einer Papiertüte über das Dach des Fahrzeugs. Ich fange es gerade so auf.

  »Bitte sehr.«

  Es ist ein Schokocroissant. Ich habe nicht einmal Zeit, mich zu bedanken, denn er hat das Auto schon gestartet, und ich weiche ein Stück zurück, damit er losfahren kann.

  »Hey, Süße.«

  Ich gehe zu Clément, dessen Rasierwasser meine Nase kitzelt. Als ich nah genug bin, küsst er mich auf den Mund. Ich erwidere seine Umarmung. Nur zu gern möchte ich dieses furchtbare Schuldgefühl loswerden, das sich in mir breitmacht.

  »Refresha mit Hibiskus, wie du ihn magst«, verkündet er und überreicht mir einen Becher.

  Ich greife danach und nehme einen großen Schluck, um mein Unbehagen zu verbergen. Ich fühle mich ganz schrecklich.

  »Danke«, sage ich und setze mich auf den Beifahrersitz.

  Und so fährt Clément mich zu ESMOD, während ich Songs aus dem Radio mitsinge. Ich mache einen auf Adele, um ihn zum Lachen zu bringen, und nehme meine Faust als Mikrofon, aber er lacht nicht. Stattdessen lächelt er angespannt. Ich gehe davon aus, dass ich mal wieder lächerlich wirke – das ist nichts Neues. Also nuckle ich an meinem Eisgetränk und wir reden über ESMOD. Ich frage ihn, ob er bei unserer ersten Begegnung überrascht war, dass ich Designerin werden wollte. Seine Antwort ist nicht gerade das, was ich erwartet habe.

  »Du bist eine Frau«, sagt er und zuckt die Schultern, »da ist es normal, dass du Klamotten magst. Ich wäre überraschter gewesen, wenn du mir gesagt hättest, dass du Technik studierst. Ich hätte entweder auf Mode oder auf Literaturwissenschaft getippt. So was machen immer nur Mädchen.«

  Ich schweige und versuche mir einzureden, dass er etwas so Sexistisches nicht gemeint haben kann. Anstatt mit ihm zu streiten, fahre ich fort, als ob nichts gewesen wäre:

  »Verstehe … Ich will mich bei Millesia bewerben. Allerdings kommt man da nicht so leicht rein. Deshalb bereite ich eigene Kreationen vor, ehe ich mich bewerbe.«

  Clément hält an einer roten Ampel, kneift die Augen zusammen und blickt nachdenklich.

  »Millesia … irgendwas klingelt da. Ich glaube, mein Vater kennt dort jemanden. Ich mache mich mal schlau, und wenn ich recht habe, lege ich ein Wort für dich ein.«

  Verblüfft schaue ich ihn an. Wie? Ein Wort für mich einlegen? Sofort wird mir klar, dass das keine besonders gute Idee ist. Ich verziehe das Gesicht. Ich möchte es selbst schaffen und habe keine Lust, nur eingestellt zu werden, weil ein reicher Typ irgendwen geschmiert hat. Es sei denn … Auf der anderen Seite ist mir klar, dass Vitamin B in dieser Branche wichtig ist. Vielleicht sollte ich doch annehmen. Umso mehr, als Clément mir damit einen Gefallen tun will.

  »Das wäre wirklich toll, Clément. Danke …«

  »Ist mir ein Vergnügen.«

  Er parkt vor dem Eingang von ESMOD und löst den Gurt, ehe er mein Gesicht in seine Hände nimmt. Meine liegen auf seinen Schultern, als er mich zärtlich küsst. Seine Zunge schmeckt nach Mokka.

  »Aber ich will nicht, dass man es mir extraleicht macht«, hauche ich zwischen zwei Küssen. »Also …«

  »Ich verrate nicht zu viel, versprochen«, sagt er mit einem warmherzigen Lächeln. »Nur, dass sich ein heißes, talentiertes Mädchen vorstellen will. Dann klappt es bestimmt.«

  Ich lächle und spiele mit einigen blonden Strähnen über seiner Stirn. Aber meine Gedanken wandern zu Loan, den ich gebeten habe, der Erste zu sein. Es missfällt mir, es hinter Cléments Rücken tun zu müssen, obwohl unsere Beziehung noch sehr frisch ist. Aber wie hätte ich ihm sagen sollen, dass ich gelogen habe?

  Cléments Kuss wird plötzlich inniger, und zwar so auffällig, dass ich nicht weiter nachdenken kann. Kühn klammere ich mich an seine Jacke, als plötzlich jemand an mein Fenster klopft. Ich erschrecke. Mit einem unverschämten Grinsen steht Zoé vor mir.

  »Für so was gibt es Hotels, das wisst ihr hoffentlich«, meint sie lachend, als ich das Fenster herunterlasse. »Vielleicht solltet ihr es mal dort versuchen.«

  Ich mustere sie
mit einem kühlen Blick, den sie mit höchst peinlich zuckenden Augenbrauen erwidert. Schließlich ist es Clément, der mit einem frechen Lächeln auf seinem Engelsgesicht antwortet:

  »Wir versuchen es, versprochen.«

  14

  Heute

  Violette

  »Kommst du mit?«, fragt Zoé, während sie in ihre Pumps schlüpft. »Samba tanzen bis zum Abwinken!«

  Ich überlege einen Moment und wische mir die Stirn mit dem Handrücken ab. Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett und beende gerade die etwas knifflige Arbeit an einem Triangel-BH. Etwas Spaß könnte ich durchaus gebrauchen … Wenn ich aber andererseits hier bliebe, wäre ich mit Loan allein in der Wohnung. Meine Wahl ist schnell getroffen.

  »Nein, vielen Dank. Ein andermal!«

  Zoé meckert ein bisschen, dass ich gar nicht mehr weggehe, dann dreht sie sich zu mir um. Ihr rosa Haar ist heute Abend gelockt und hebt die jungfräuliche Farbe ihres Kleides hervor. Eigentlich ein bisschen ironisch für ein Mädchen, das ausgeht, um sich einen One-Night-Stand zu suchen …

  »Sehe ich gut aus?«

  »Sehr gut.«

  »Wie gut?«

  Ich kneife die Augen zusammen und suche nach dem richtigen »gut« auf der Skala.

  »So gut, dass ich dich sofort vernaschen würde, wenn ich lesbisch wäre.«

  »Perfekt«, erklärt sie zufrieden. »Ach, übrigens, ich komme heute wohl nicht nach Hause.«

  Ich lächle und bitte sie, vorsichtig zu sein. Sie gibt mir ein Wangenküsschen und verlässt das Zimmer. Ich höre sie ein paar Worte mit Loan wechseln, der offensichtlich im Wohnzimmer ist, dann fällt die Wohnungstür ins Schloss. Die Stille nach ihrem Abgang verursacht mir eine Gänsehaut. Wir sind allein. Ich warte ein paar Sekunden, aber nichts passiert. Ich seufze und wende mich wieder der halbfertigen Unterwäsche zu.

  Das alles war sowieso eine doofe Idee.

  Ich stehe auf und verstaue meine neueste Kreation im Schrank. Obwohl ich mit dem Rücken zur Tür stehe, höre ich sofort, dass sie geöffnet wird. Als sie sich in Zeitlupe wieder schließt, erstarre ich. Ich weiß, dass er hier ist, und ich weiß auch, warum. Mein Herzschlag beschleunigt sich und löst köstliche Schauer in meinem ganzen Körper aus. Ich rühre mich nicht. Mein Blick bleibt auf den Boden meines Schranks geheftet. Ich bin sicher, dass Loan meine schnellere Atmung wahrnimmt.

  Plötzlich spüre ich seinen Atem an meinem Ohr. Sofort schließe ich die Augen. Meine Lippen öffnen sich wie von selbst, ich bekomme nicht mehr genug Luft durch die Nase. Er berührt mich nicht, küsst mich nicht, aber ich spüre seine Anwesenheit an meinem Rücken, und ich bin verwirrter, als ich zugeben möchte. Erst nach einer Weile bricht er endlich das Schweigen:

  »Willst du es wirklich?«

  Ich bringe kein Wort heraus. Ich habe Angst, nur ein Stöhnen fertigzubringen, wenn ich den Mund öffne. Will ich es wirklich? Oh ja … es ist alles, was ich will.

  Ich nicke langsam, mit zitternden Knien. Ich hoffe, er bemerkt es nicht, sonst denkt er sicher, ich hätte doch noch Zweifel. Aber die habe ich nicht, vor allem jetzt nicht, da seine weichen Lippen meinen Hals berühren.

  »Ich will es von dir hören, Violette«, flüstert er dicht an meiner Haut. »Ich sorge mich zu sehr um dich und um uns. Ich muss ganz sicher gehen, dass ich nichts Dummes tue.«

  Ich befeuchte die Lippen, um nicht in einen Monolog zu verfallen und in epischer Breite zu erklären, wieso und warum ich mir meiner Wahl sicher bin. Dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Loans zitternde Finger berühren die Härchen, die sich aus dem Knoten in meinem Nacken gelöst haben, was mich völlig elektrisiert.

  »Wenn es wirklich das ist, was du willst … wenn es dir zu mehr Selbstvertrauen verhilft, dann tue ich es. Aber wenn du auch nur den geringsten Zweifel hast, dann bitte … dann lass nicht zu, dass ich mit dir schlafe, Violette.«

  Mein gesamter Körper reagiert auf diese letzten Worte. Du lieber Himmel. Die Wirkung seiner Worte und sein sanfter Atem auf meiner Haut machen mich fertig. Ich spüre Hitze zwischen meinen Beinen, so intensiv, dass ich fast Angst bekomme. Und tief in mir meldet sich ein Hunger, den ich stillen muss.

  »Ich wünsche es mir, Loan«, flüstere ich endlich. Meine Hände krallen sich immer noch verzweifelt um die Schranktür. »Bitte …«

  Nur Schweigen antwortet mir. Er nickt, seine Haut reibt sich sanft an meiner Wange.

  »Okay … okay«, seufzt er.

  Endlich spüre ich, wie seine Hände mich berühren, als hätten sie zuvor nicht die Erlaubnis dazu gehabt, und ich befürchte, mein Herz könnte platzen, ehe ich das Gefühl überhaupt genießen kann. Loans Finger schieben einen der Träger meines Tanktops sanft zur Seite, sein Mund drückt einen Kuss auf meine Schulter. Die Zartheit seiner Geste verursacht mir eine wohlige Gänsehaut. Dann kommt die andere Schulter an die Reihe.

  »Schwierige Aufgaben sollte man sich so angenehm wie möglich machen«, haucht er mir ins Ohr, nachdem er auch das geküsst hat.

  Erregt beschließe ich, ihm zu helfen, und versuche, mir das Tanktop abzustreifen. Doch Loans Hände gebieten mir Einhalt.

  »Lass mich das machen.«

  Ich drehe mich noch immer nicht um, behalte die Augen aber offen, als er seine warmen Hände unter mein Oberteil gleiten lässt und es sanft hochhebt. Ein Schauder läuft über meinen flachen Bauch, als er mir das Oberteil über den Kopf zieht und es auf den Boden fallen lässt. Ich finde mich mit nacktem Oberkörper wieder und zittere ein wenig. Dass das alles wirklich und wahrhaftig geschieht, wird mir erst klar, als Loans linke Hand nach einer meiner Brüste greift. Seine Handfläche ist warm und tröstlich und so leicht wie eine Feder. Ich bebe.

  Seine geübten Finger spielen mit der hart gewordenen Spitze, während sein Mund von meinem Nacken aus den Rücken hinunterfährt und meine Wirbelsäule mit der Zunge verwöhnt und mit Küssen bedeckt. Mein Herz scheint tief in meinen Bauch zu sinken und ich kann kaum stillhalten.

  Plötzlich lässt Loan mich los und dreht mich zu sich um. Unsere Blicke begegnen sich und es fühlt sich an wie ein Schlag. Das dunkle Verlangen, das ich in seinen Augen erkenne, ist das perfekte Spiegelbild meines eigenen, und zwar so sehr, dass es mir den Atem verschlägt. Seine geweiteten, aufgewühlten Pupillen wenden sich plötzlich meiner Brust zu. Wieder überläuft mich ein Schauer.

  »Du bist so wunderschön …«, murmelt Loan mit dieser gefassten Miene, die ich in- und auswendig kenne.

  Er schließt die Augen und ich nutze die Gelegenheit, ihn zu beobachten. Die Vorstellung, dass ich diese Wirkung auf ihn ausübe, befriedigt mich jenseits aller Vernunft.

  Loan beginnt, feuchte Küsse über meinen ganzen Körper zu verteilen. Als er meine Brust erreicht, tauche ich die Hände tief in sein Haar. Sein Mund auf meinen Brüsten fühlt sich so perfekt an, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich keuche, während er sie mit einer Zärtlichkeit leckt, küsst und beißt, die mir fast das Herz abdrückt. Unwillkürlich stöhne ich immer wieder, bis seine Zunge beschließt, meine Brüste zu verlassen.

  »Deine Haut riecht nach Blumen … es ist verrückt«, haucht Loan. Er geht vor mir in die Hocke, knöpft meine Hose auf und zieht sie bis zu meinen Knöcheln hinunter, die er vorsichtig einen nach dem anderen anhebt. Dasselbe macht er mit meinem Slip, und so erstaunlich es auch klingen mag – ich schäme mich keine Sekunde. Ich brenne vor Verlangen, und als er sich wieder aufrichtet, starre ich auf seine Lippen. Ich will nach dem Saum seines T-Shirts greifen, um es ihm auszuziehen, doch sofort schließen sich seine Finger um meine Hand. Überrascht schaue ich zu ihm auf.

  »Das behalte ich an«, flüstert er ein wenig verlegen.

  Ich habe nicht mehr an seine Verletzung gedacht und daran, dass er auch beim Sex den Oberkörper bedeckt hält. Ein paar endlose Sekunden lang bin ich sprachlos und nachdenklich. Ich möchte, dass er sich mit mir so wohl wie möglich fühlt, und ich fürchte, dass er alles abbricht, wenn ich ihn bitte, das T-Shirt auszuziehen. Aber mein Wunsch, seine Haut zu spüren, ist stärker.

  »Bitte.
«

  »Ich kann nicht, Violette.«

  Seine Stimme klingt schmerzlich. Sein Blick fleht mich an, nicht darauf zu bestehen; es bringt mich fast um. Ich müsste ihm das zugestehen, wenn man bedenkt, was er für mich tut. Aber abgesehen von meiner Enttäuschung, dass ich seine Haut nicht an meiner spüren soll, habe ich keine Vorstellung, wie sehr er sich schämt. Doch er sollte sich nicht schämen müssen, schon gar nicht vor mir.

  »Ich verstehe. Ich weiß, dass Lucie dir erlaubt hat, es anzubehalten, aber ich bin anderer Meinung«, sage ich und erforsche seinen Körper mit den Händen. »Ich will dir einen Stups geben. Ich will, dass du es versuchst, dass du merkst, dass es nichts verändert, ob du nun ein T-Shirt trägst oder nicht. Vertraust du mir?«

  Verunsichert sieht er mich an. Ich küsse seine Wangen, sein Kinn und seinen Hals, bis ich spüre, wie sich seine Muskeln entspannen.

  »Einverstanden«, gibt er schließlich nach und versucht seine zitternden Hände zu verbergen. »Aber schau nicht hin … Bitte.«

  Ich akzeptiere, und ich weiß, dass ich mein Versprechen halten werde, genau wie er. Ich ziehe ihm das T-Shirt aus und streichle jede Linie seines durchtrainierten Oberkörpers, während er seine Jeans aufknöpft. Ich öffne seinen Reißverschluss und lasse ihn auch seine Boxershorts ausziehen, nachdem die Jeans auf dem Boden liegt. Fasziniert betrachte ich einen Moment lang das Wort Warrior. Jetzt tun wir es. Wir tun es wirklich.

  »Willst du mich vielleicht irgendwann auch mal küssen?«, flüstere ich, als ich fühle, wie sich seine Erektion an meiner Scham reibt.

  Oh Gott. Ich lasse ihn gewähren, die Lust verbrennt mich fast bis auf die Knochen. Das … das ist … Mir fehlen die Worte. Endlich nimmt Loan mein Gesicht in seine Hände und antwortet, ehe er mich küsst:

  »Nicht irgendwann. Jetzt. Heute. Und morgen.«

  Es

  verschlägt mir

  den Atem.

 

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