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Silver Crown - Forbidden Royals (German Edition)

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by Johnson, Julie




  INHALT

  Titel

  Zu diesem Buch

  Widmung

  Caerleonische Thronfolge

  Das Geschlecht der Lancasters

  Vorwort

  Prolog

  1. Kapitel

  2. Kapitel

  3. Kapitel

  4. Kapitel

  5. Kapitel

  6. Kapitel

  7. Kapitel

  8. Kapitel

  9. Kapitel

  10. Kapitel

  11. Kapitel

  12. Kapitel

  13. Kapitel

  14. Kapitel

  15. Kapitel

  16. Kapitel

  17. Kapitel

  18. Kapitel

  19. Kapitel

  20. Kapitel

  Playlist

  Die Autorin

  Die Romane von Julie Johnson bei LYX

  Impressum

  Julie Johnson

  Silver Crown

  Roman

  Ins Deutsche übertragen

  von Anika Klüver

  ZU DIESEM BUCH

  Amilia Lancaster führt ein vollkommen normales Leben. Doch als ein Schicksalsschlag die Thronfolge des Landes ändert und ihr Vater zum König gekrönt werden soll, ist Emilia als seine illegitime Tochter plötzlich die Kronprinzessin. Eine Rolle, die sie niemals wollte und auf die sie nicht vorbereitet wurde. Nur sehr widerwillig lässt Emilia sich auf eine »Probezeit« als Prinzessin ein. Ihr neues Leben im Palast, voller Luxus und Reichtum, könnte zwar der Anfang eines Märchens sein, aber hinter der goldenen Fassade verbergen sich dunkle Abgründe. Emilia merkt schnell, dass sie nicht nur von Intrigen und Machtspielen umgeben ist – sondern auch von Menschen, die alles andere als begeistert von ihrem unerwarteten Aufstieg sind. Ganz besonders Carter Thorne, der als Bad-Boy-Prinz bekannte Sohn ihrer Stiefmutter, ist Emilia ein Rätsel: Seine abweisend düsteren Blicke kann sie beinahe körperlich spüren, und trotzdem herrscht seit ihrer ersten Begegnung eine knisternde Spannung zwischen ihnen, die Emilias Herz schneller schlagen lässt …

  Für T. S.

  CAERLEONISCHE THRONFOLGE

  Non sibi sed patriae

  DAS GESCHLECHT DER LANCASTERS

  VORWORT

  Meine lieben Leser,

  Silver Crown ist ein düsteres Märchen, das ausschließlich für Erwachsene bestimmt ist. Wenn ihr Märchen bevorzugt, in denen nicht ausgiebig geflucht wird, keine heftigen Intrigen gesponnen werden und keinerlei glühend heißer Sex vorkommt, schlage ich vor, dass ihr dieses Buch jetzt an dieser Stelle zuklappt. Bleibt lieber bei den Zeichentrickversionen auf dem Fernsehbildschirm.

  Was den Rest von euch verdorbenen Seelen angeht …

  Ich hoffe, dass ihr Emilias Reise vom gewöhnlichen Mädchen zur Prinzessin wider Willen genießen werdet. Viele Aspekte dieser Geschichte, von den Handlungsorten bis hin zu den Figuren, basieren lose auf historischen Fakten und volkstümlichen Überlieferungen. Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, euch darüber zu informieren, dass das Königreich Caerleon – ein kleines und doch wohlhabendes Land – in Wahrheit kein real existierender Ort ist. (Nur falls ihr einen Flug dorthin buchen wollt, weil ihr fest entschlossen seid, einen gewissen Lord mit glühendem Blick aufzuspüren, den wir so sehr lieben, wie wir ihn leidenschaftlich hassen … )

  Gehen wir also in medias res …

  MOMENT!

  Ich habe etwas vergessen.

  Wie fangen diese Geschichten noch gleich immer an?

  Ach ja! Richtig.

  Nun fällt es mir wieder ein.

  Es war einmal …

  PROLOG

  Ich starre die Fremde im Spiegel an.

  Ihr zerzaustes Haar ist zu untypischen Locken frisiert.

  Ihr sinnlicher Mund ist ungewöhnlich ernst.

  Sie ist in eine Traurigkeit gehüllt,

  die die königlichen Juwelen nicht verbergen können.

  Sie ist mit einer Bestimmung behaftet,

  für die sie nicht gewappnet ist.

  Sie hält das Schicksal einer ganzen Nation

  in ihren zitternden Händen.

  Sie trägt eine Krone, die ihr nie hätte gehören sollen.

  Eine goldene Lüge.

  Ein schmutziger Glorienschein.

  Weißt du, was das Seltsame an Märchen ist? Man erfährt nie, was mit der hübschen Küchenmagd passiert, nachdem sie mit dem verwegenen Prinzen in einer vergoldeten Kutsche in den Sonnenuntergang gefahren ist und zu ihm in sein Schloss zieht.

  Die Leinwand wird schwarz. Der Nachspann läuft.

  Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

  Aber … ist das wirklich so?

  Wie können wir uns so verdammt sicher sein, dass der Magd in dem Augenblick, in dem sie diese unbekannte Festung betritt, nicht bewusst wird, was für einen gewaltigen Fehler sie gemacht hat? Warum sind wir uns so sicher, dass sich der Prinz nicht als Trottel entpuppt, sobald ihr die Lust nicht länger den Verstand vernebelt? Was ist, wenn die Geschichte von der hübschen Magd gar kein glückliches Ende nimmt, sondern sie sich stattdessen für die nächsten dreißig Jahre wünscht, dass sie ihrer gottverdammten guten Fee niemals begegnet wäre?

  Ich weiß, was du jetzt sagen willst:

  Aber all der Schmuck!

  Die Kleider!

  Der gut aussehende Prinz auf seinem edlen Ross!

  Verschone mich damit.

  Wenn es nach mir ginge, würde ich lieber den Rest meines Lebens damit verbringen, Fußböden zu schrubben, anstatt in irgendeinem muffigen Schloss zu versauern, in dem ich von langweiligen reichen Leuten umgeben bin und mir während eines faden sechsgängigen Menüs die ganze Zeit über ein Lächeln abringen muss.

  Aber mich hat niemand gefragt, was ich will.

  Niemand hat mir in dieser Angelegenheit eine Wahl gelassen. Man hat mich einfach aus meinem Leben gerissen und meinen dank meiner Schwäche für Donuts nicht ganz so schmalen Hintern durch die Tore des Schlosses gezerrt. Und nun muss ich mich einem Schicksal stellen, von dem ich gedacht hatte, dass ich ihm erfolgreich entgangen wäre.

  Ich lebe dieses märchenhafte Ende.

  Und ich kann dir versichern …

  Dass es verflucht ätzend ist.

  EINEN MONAT ZUVOR

  1. KAPITEL

  »Der König ist tot.«

  Die Neuigkeit bricht wie ein unerwarteter Sommersturm über das ganze Land herein – wie ein plötzlicher Regenguss, der die Welt mit seiner Heftigkeit verstummen lässt. Es ist einer dieser Augenblicke, an den sich die Menschen für den Rest ihres Lebens erinnern werden, selbst wenn sie ein halbes Jahrhundert später darauf zurückschauen. Es ist wie die Explosion der Challenger oder das JFK-Attentat, das sich für alle Zeiten ins Gedächtnis der Leute eingebrannt hat.

  Wo warst du, als du das mit den Lancasters erfahren hast?

  Die Einzelheiten sind so scharf, dass ihre Kanten mich schneiden, als ich sie in meinem Verstand hin und her drehe. Der schale Geschmack des Biers auf meiner Zunge. Der Geruch der geknackten Erdnussschalen, die überall auf der zerkratzten Theke vor mir liegen. Das Kreischen des statischen Rauschens aus den Deckenlautsprechern, während die sich ständig wiederholende Playlist aus One-Hit-Wondern mit dem brutalen Umlegen eines Schalters abbricht.

  Owen drückt mich fester an seine Seite. Seine breiten Schultern fühlen sich selbst durch den Stoff seines eng anliegenden schwarzen T-Shirts warm an. Die Stimmen in der Menge um uns herum wachsen von einem gedämpften Murmeln zu einem entsetzten Gebrüll an, während sich ein Meer aus betrunkenen Augen zu den Fernsehbildschirmen umdreht, die an den mit Holz verkleideten Wänden des beengten Pubs befestigt sind. Ich recke den Hals, um zu sehen, was das ganze Theater soll, und finde mich so unversehens, dass es
mir den Atem verschlägt, ganz vorne in der ersten Reihe wieder, um Zeugin des Augenblicks zu werden, in dem meine ganze Zukunft in Stücke zerbricht.

  TÖDLICHES FEUER IM WATERFORD-PALAST

  Die Leute, die eben noch lautstark verlangt haben, den Ton lauter zu stellen, schnappen nun nach Luft und brechen in Geschluchze aus, während die Bilder über die Monitore flackern.

  Flammen und Tod.

  Ein Märchen, das direkt vor unseren Augen zerbricht.

  Owen flucht leise, aber ich kann seine Stimme kaum hören. Meine Hirnströme haben sich in statisches Rauschen verwandelt. Meine Finger zittern, als ich mein Bier abstelle. Mir ist schwindelig, was jedoch nicht nur an dem Alkohol in meinem Blut liegt, während ich beobachte, wie die Lippen der Nachrichtensprecherin Fakten verkünden, die ich gerade nicht verarbeiten kann.

  »Das Feuer brach irgendwann nach zweiundzwanzig Uhr an diesem Abend im Ostflügel des Waterford-Palasts aus. Einer internen Quelle zufolge hatte der Brand seinen Ursprung höchstwahrscheinlich in der privaten Suite des Kronprinzen.« Ihr Tonfall ist von Schock und Trauer durchtränkt – sie erstickt praktisch an den Worten. »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir bestätigen, dass sowohl Seine Majestät König Leopold als auch Königin Abigail …«

  Die Worte verstummen, da sie zu ungeheuerlich sind, um über ihre Lippen zu kommen. Wir warten in angespanntem Schweigen. Ich habe eine Collegebar noch nie so still erlebt, nicht mal während der Prüfungsphase. Niemand lacht oder flirtet oder wirft Darts. Niemand atmet auch nur, soweit ich das beurteilen kann. Unsere Aufmerksamkeit ist voll und ganz auf die Bildschirme gerichtet.

  Die Nachrichtensprecherin schluckt heftig und atmet dann mit größtmöglicher Beherrschung zitternd aus. Sie hat die Hände auf dem eleganten Glastisch gefaltet und verkrampft die Finger zu einem festen Knoten aus Knöcheln und angespannter Haut.

  Spuck es endlich aus , denke ich und will die Wahrheit aus ihr herausschütteln. Dieses Warten ist schlimmer als alles, was du uns mitteilen wirst.

  Doch als sie meiner stummen Aufforderung endlich nachkommt, beweist sie mir sofort das Gegenteil. Das Warten ist nicht schlimmer. Ich würde eine Ewigkeit warten, wenn das bedeuten würde, dass ich dieser speziellen Nachricht entgehen könnte.

  »Heute Abend fällt mir die schwere Aufgabe zu, Sie über eine unfassbare Tragödie zu unterrichten. Sowohl Seine Majestät König Leopold als auch Königin Abigail sind in den Flammen im Waterford-Palast ums Leben gekommen.«

  Ein kollektiver Aufschrei zerreißt die Luft – ein Blitzschlag in einem sich zusammenbrauenden Sturm aus Fassungslosigkeit. Der Barkeeper lässt klirrend ein Glas zu Boden fallen. Owen stößt einen weiteren leisen Fluch aus. Die beiden Frauen links von mir brechen in Tränen aus. Ihr Entsetzen ist so heftig, dass ich es mit jedem Atemzug auf meiner Zunge schmecken kann.

  Nein. Ich weiche zurück und weigere mich, das zu glauben. Hier muss ein Irrtum vorliegen. Die Nachrichtensprecherin wird jeden Moment ein verlegenes Lächeln aufsetzen und sich dafür entschuldigen, dass sie der gesamten Nation mit diesem Unsinn einen solchen Schreck eingejagt hat .

  Allerdings …

  Tut sie das nicht.

  »Trotz der unermüdlichen Rettungsbemühungen der Feuerwehrleute gelten auch mehrere Mitglieder des Palastpersonals als vermisst. Man geht davon aus, dass sie ebenfalls tot sind«, informiert uns die Nachrichtensprecherin mit düsterer Miene. »Aktuell wissen wir nicht, in welchem Zustand sich Kronprinz Henry befindet. Wir werden Sie umgehend informieren, sobald wir erfahren, ob er sich unter den Opfern befindet.«

  Ein weiterer Klagelaut hallt durch die Menge und lässt die Luft in Scherben aus Trauer und Entsetzen zersplittern.

  Nicht auch noch Henry.

  Nicht unser Thronfolger.

  Nicht unser Prinz.

  Diese Nachricht ist so unbegreiflich wie ungeheuerlich. Wir sind nicht darauf vorbereitet, sie mit Besonnenheit oder Fassung zu verarbeiten. Wir können lediglich wie betäubt dastehen, während der Himmel über uns in tausend Scherben zerbricht.

  Die weinende junge Frau neben mir – die noch vor fünf Minuten mit einer Ausdauer, die Jay Gatsby beeindrucken würde, Gincocktails hinunterkippte – wird von einem heftigen Schluckauf geschüttelt. Ich fühle mich seltsam losgelöst von meinem Körper und betrachte meine Hand, als würde sie zu jemand anders gehören, während ich sie ausstrecke, um ihr eine Cocktailserviette zu reichen. Sie nimmt sie mit einem verdrießlichen Schniefen entgegen, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von den Bildschirmen zu lösen. Ich schaue mich um und stelle fest, dass sich ihre entsetzte Miene auf jedem Gesicht in der Menge widerspiegelt.

  Kollektiver reiner Kummer.

  Ich beobachte, wie die Leute um mich herum zerschellen wie Wellen an scharfkantigen Klippen und in von Trauer zerrüttete Hüllen zerbrechen, die nichts mehr mit den lauten Studenten zu tun haben, die sie noch vor wenigen Minuten waren. Für sie spielt es keine Rolle, dass sie ihrem König nie die Hand geschüttelt und ihren Prinzen nie persönlich gesehen haben, abgesehen vielleicht von den Momenten, in denen seine Kutsche während einer königlichen Parade an den Sicherheitsabsperrungen am Straßenrand vorbeirollte. Diese Neuigkeit ist wie eine Klinge, die in den bloßen Stoff unserer Existenz gestoßen wurde. Sogar die Nachrichtensprecherin wischt sich Tränen aus den Augen, während sie weiter über die entsetzlichen Ereignisse berichtet.

  »Ob dieser Vorfall auf einen Unfall oder etwas weitaus Unheilvolleres zurückzuführen ist, ist bislang noch unklar«, liest sie von ihrem Teleprompter ab und sieht dabei in ihrem völlig unpassenden fröhlichen gelben Blazer bitterernst aus. »Die Behörden behandeln das Ganze vorläufig wie einen Terroranschlag. Die Notfallmaßnahmen sind bereits in Kraft getreten. Alle weiteren Mitglieder der königlichen Familie sind unter den Schutz der königlichen Garde gestellt worden, bis das ganze Ausmaß einer möglichen Bedrohung eingeschätzt werden kann – das gilt auch für Prinz Linus, den jüngeren Bruder des Königs und Herzog von Hightower, der zusammen mit seiner Frau und seinen Stiefkindern in Sicherheit gebracht wurde.«

  Als sie den Herzog erwähnt, schaut mir Owen im schummrigen Licht der Bar in die Augen. In seinem Blick liegt eine für ihn untypische Sorge. Er gehört zu den wenigen Menschen auf diesem Planeten, die von meiner Verbindung zu den Lancasters wissen. Er kennt den väterlichen Namen, der in fetten, nicht zu leugnenden Buchstaben auf meiner Geburtsurkunde steht .

  »Emilia …«

  »Nicht.« Ich greife nach meinem Bierglas, damit ich meine Hände beschäftigen kann, während der schmerzvolle Nachrichtenbericht weitergeht. Ich umklammere es so fest, dass ich ein wenig überrascht bin, dass es in meinem Griff nicht zerbricht.

  »In dieser dunkelsten Stunde …« Die Stimme der Nachrichtensprecherin bricht, als sie die Fassung verliert. »Ich glaube, dass ich für uns alle hier bei CBTV spreche – und auch für jeden Bürger Caerleoniens, der uns dort draußen zuhört –, wenn ich sage, dass wir mit unseren Gedanken und Gebeten bei den Angehörigen des Hauses Lancaster sind, während wir versuchen, diesen unfassbaren Verlust zu verarbeiten … und herauszufinden, was genau das für die Führung unserer Nation bedeuten wird …«

  »Gütiger Gott«, murmelt Owen, als der Beitrag zu weiteren Bildern des flammenden Infernos wechselt. Seine Stimme klingt, als wäre sie Lichtjahre entfernt – zusammen mit dem Rest der Welt. In diesem Augenblick, in dem ich auf allen Seiten von Menschen umgeben bin, fühle ich mich sogar noch einsamer, als ich mich als kleines Mädchen an dem Tag fühlte, an dem mir meine Mutter endlich die Wahrheit über meinen biologischen Vater erzählte. Über den Mann, der beinahe ihr gehört hätte. Über das Schicksal, das beinahe meines gewesen wäre.

  Er wollte uns nicht, Emilia.

  Er wollte dich nicht.

  Mir schwirrt der Kopf, und ich presse mich auf der Suche nach Halt an die Brust meines besten Freundes. Er stützt mich sofort und legt seine großen Hände mit beruhigender Wärme um meine nackten Oberarme. In dem überfüllten Pub ist es warm, aber mir ist in meinem schwarzen bauchfreien Oberteil und dem eng anliegenden Rock plötzlich eiskalt. Ich bekomme am ganzen Körper eine Gänsehaut.
/>   »Ems?« Er runzelt besorgt die Stirn. Eine Locke seines welligen blonden Haars fällt ihm über die verunsicherten braunen Augen. »Alles okay?«

  Ich ringe mir ein Nicken ab. Zumindest denke ich, dass ich das tue.

  Auf den Bildschirmen hebt die Nachrichtensprecherin ruckartig eine Hand an ihr Ohr, als würde sie einer für uns nicht hörbaren Übertragung lauschen. »Wir schalten nun zu Gerald Simms, dem Pressesprecher des Palastes, der uns eine offizielle Stellungnahme geben wird.«

  Der Bildschirm teilt sich in zwei Hälften. Der Mann, der auf der rechten Seite erscheint, hat die säuerlichste Miene aufgesetzt, die ich je gesehen habe. Er sieht aus, als hätte er seine Nase gerade in eine Tüte mit saurer Milch gesteckt. Der unvorteilhafte Nadelstreifenanzug, für den er sich zu diesem Anlass entschieden hat, bringt sein schütteres Haar und den nicht zu übersehenden Bauchansatz nicht gerade schmeichelhaft zur Geltung.

  »Guten Abend, Mr Simms«, sagt die Nachrichtensprecherin. »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit uns dieses Gespräch zu führen.«

  »Ja, ja.« Das Doppelkinn des Mannes wackelt wie der Kehllappen eines Truthahns. »Gern geschehen.«

  »Mr Simms, können Sie uns etwas über die Auswirkungen sagen, die dieser katastrophale Verlust auf die Krone haben wird? Gibt es bereits Erkenntnisse darüber, wie dieses Feuer ausgebrochen ist? War es Brandstiftung?«

  »Ich kann keinerlei Kommentar zu den Einzelheiten abgeben, die für die Ermittlung relevant sind. Ich kann lediglich mitteilen, dass die Königsgarde jedem möglichen Hinweis nachgeht«, sagt Simms und plustert sich auf wie ein Heliumballon. Er kommt sich so wichtig vor und wirkt so aufgeblasen, dass man ihn mit einer Stecknadel zum Platzen bringen könnte.

  »Und Kronprinz Henry?«

  »Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich nicht in der Lage, den Zustand von Prinz Henry zu erörtern. Allerdings bin ich darüber informiert worden, dass sich König Leopolds jüngerer Bruder Linus, der Herzog von Hightower, an einem sicheren Ort befindet und wohlauf ist.«

 

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