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Silver Crown - Forbidden Royals (German Edition)

Page 24

by Johnson, Julie


  Am Rand der Tanzfläche steht ein Mann. Er hat ein Glas Bourbon in der Hand, den Blick auf mich gerichtet. Ich weiß, dass er selbst aus dieser Entfernung sehen kann, wie ich das Gesicht verziehe, wann immer Graf Tollpatsch seinem Namen einmal mehr alle Ehre macht.

  »Tut mir leid, so unendlich leid …«

  Ich öffne automatisch den Mund, um seine jüngste Entschuldigung anzunehmen, doch die Worte verpuffen auf meiner Zunge. Ich kann nicht sprechen, ich kann nicht atmen. Jede Faser meines Körpers ist voll und ganz damit beschäftigt, Carter zu beobachten, wie er langsam seinen Bourbon austrinkt, das Glas auf einem der Tische abstellt und auf die Tanzfläche tritt. Er hat einen düsteren, entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht, als er sich einen Weg durch die umherwirbelnden Paare bahnt und auf uns zukommt, ohne auch nur ein einziges Mal den Blickkontakt mit mir zu unterbrechen.

  Er bewegt sich wie ein Raubtier und scheint in seinem makellos geschneiderten Smoking nur aus geschmeidigen Muskeln und Kraft zu bestehen. Sein Haar hängt ihm ausnahmsweise mal nicht ins Gesicht, sondern ist glatt nach hinten gegelt. Es schimmert im Licht des Kronleuchters glänzend schwarz. Der Effekt ist atemberaubend. Ich spüre, wie die Luft aus meiner Lunge entweicht, während ich den Anblick seiner nun gut sichtbaren markanten Wangenknochen in mich aufnehme. Die scharf geschnittenen Konturen seines Gesichts schneiden mit einer Schärfe durch mich hindurch, die ich mit jeder Faser meines Körpers wahrnehme.

  Heilige .

  Scheiße.

  Meine Füße sind wie gelähmt, und der Graf verliert stolpernd das Gleichgewicht. Er lässt die Hand von meinem Kreuz sinken. Ich mache mir nicht die Mühe, mich zu entschuldigen, während er versucht, seine Haltung zurückzugewinnen. Ich schaue nicht mal in seine Richtung, denn ich kann den Blick nicht von Carter abwenden, der neben uns zum Stehen kommt. Er hat die dunklen Augenbrauen zusammengezogen und sein Blick ist auf mich gerichtet.

  »Darf ich übernehmen?«

  Er wartet nicht auf Erlaubnis. Er tritt einfach zwischen uns, legt die Arme um meinen Körper und zieht mich aus dem unbeholfenen Griff des Grafen. Ich öffne den Mund und schnappe nach Luft, als mein Körper kurz gegen seine muskulöse Brust prallt. Dann presse ich den Mund fest zu, verschränke meine rechte Hand mit seiner und bewege die linke nach oben, um sie sachte auf seine Schulter sinken zu lassen.

  »Was machst du denn?«, zische ich, als wir uns in Bewegung setzen.

  »Ich verhalte mich lediglich wie ein guter Bruder.« Er hält bedeutungsvoll inne, und in seinen Augen funkelt unterdrückte Wut – gegen mich, gegen unsere Situation, gegen die ganze verdammte Welt. »Ich bewahre meine Schwester vor irreparablen Fußschäden.«

  »Carter …«

  »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dich diesem Riesentölpel überlassen hätte?« Er zieht die Augen zusammen. »Schön. Ich bin mir sicher, dass ich ihn zurückrufen kann.«

  »Wag es ja nicht«, schnappe ich.

  Er schmunzelt.

  Ich stoße ein entnervtes Seufzen aus und überlasse mich dem Tanz. Und es ist seltsam – wir sind von Hunderten von Leuten umgeben, aber irgendwie habe ich das Gefühl, so mit seinem Arm mich, dass wir nur zu zweit sind. Dieser Tanz gehört nur uns, ohne Reue oder weitere Konsequenzen.

  Wir bewegen uns in vollkommener Harmonie und sind deutlich besser aufeinander eingespielt, als ich es selbst mit den talentiertesten unter meinen Verehrern war. Es ist, als würde mein Körper den seinen erkennen, als würde er jeden meiner Schritte kennen, bevor ich ihn überhaupt gemacht habe. Im Verlauf des Walzers bringen die Drehungen unsere Körper immer dichter aneinander. Der Hauch von Luft zwischen unseren Gesichtern knistert vor Anspannung, sodass es mir schwerfällt, richtig zu atmen. Er legt die Hand fester um meine Taille und presst sie gegen den goldenen Stoff meines Kleids, und ich weiß, dass er es ebenfalls spürt.

  Ich hoffe nur, dass niemand, der uns aus der Menge heraus beobachtet, mir anmerkt, wie mein Puls pocht oder mir der Atem stockt, wenn ich flach nach Luft schnappe.

  Wir sind nur zwei Geschwister, die zur Feier des Tages miteinander tanzen.

  Das ist vollkommen unschuldig.

  Er hat das Gesicht zu einer höflichen Maske verzogen, aber seine Augen – sie versengen mich wie eine Feuersbrunst. So hat er mich seit dem Abend, an dem wir auf dem Lockwood-Anwesen eine unaussprechliche Grenze übertraten, nicht mehr angeschaut. Ich befürchte, dass er mich nie wieder so anschauen wird, sobald dieser Tanz endet. Dass er, sobald die letzten Noten verklingen, diese Mauer wieder hochziehen wird – diese Mauer aus herzloser Gleichgültigkeit, mit der es ihm so gut gelingt, mich auszusperren.

  Mir läuft die Zeit davon. Jedes Streichen des Geigenbogens über die Saiten trägt uns eine Note näher an das Ende dieses Augenblicks heran. An unser Ende. Also handle ich. Bevor ich mich davon abhalten kann, bevor ich mir den Grund vor Augen führen kann, warum diese sorgfältig errichtete Mauer zwischen uns überhaupt existiert … stelle ich eine waghalsige Frage. Eine Frage, die mich jede Nacht quält, wenn ich im Bett liege und auf das Bluetooth-Signal warte, das nie ertönt.

  »Das Lied.« Meine Kehle verkrampft sich. »Warum?«

  Die letzte Note erklingt, und unsere Schritte erstarren. Er hat mir immer noch keine Antwort gegeben. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich die Paare um uns herum trennen und die Tanzfläche während der kurzen Pause zwischen den Liedern verlassen … Aber wir rühren uns nicht vom Fleck. Keiner von uns ist bereit, den anderen loszulassen. Weil wir beide wissen, dass es in dem Moment, in dem wir das tun …

  Vorbei sein wird.

  »Warum?«, wiederhole ich flehend, und meine Stimme bricht.

  Er spannt den Kiefer an und starrt mich so lange an, dass ich gar nicht mehr mit einer Antwort rechne. Als er endlich spricht, achtet er sorgfältig darauf, keinerlei Emotionen in seinen Tonfall einfließen zu lassen.

  »Weil das Einzige, was ich noch mehr gehasst habe, als dich mit ihm zu sehen … die Vorstellung war, dass du meinetwegen weinst.«

  Seine Worte treffen mich wie ein Schlag. Ich nehme die Hände von ihm. Meine Augen sind voller Tränen, als ich den Kopf schüttle und zitternd flüstere: »Dann solltest du besser wegschauen.«

  Das Letzte, was ich sehe, bevor ich mich umdrehe und von der Tanzfläche laufe, ist Carters Gesicht, auf dem sich Niederlage und Verzweiflung spiegeln. Ich rausche an mehreren Verehrern vorbei, die erpicht darauf sind, sich den nächsten Tanz mit mir zu sichern. Die Fassade, die ich den ganzen Abend über aufrechterhalten habe, bröckelt mit einer Geschwindigkeit, die mir Angst einjagt. Wenn ich nicht zusammenbrechen soll, brauche ich Luft, die nicht nach Bourbon, Gewürzen und Rauch riecht. Ich brauche einen Raum, der nicht vor Qual dröhnt. Ich brauche genug Zeit, um das Gefühl der verbotenen Hände auf meiner Haut zu vergessen.

  So unglaublich falsch.

  So vollkommen richtig.

  Ich lasse den Ballsaal mit einer Reihe gemurmelter Entschuldigungen hinter mir und bleibe erst stehen, als ich den Weg nach draußen zu den Gartenanlagen des Schlosses gefunden habe. Die späte Oktobernacht ist dunkel und kalt – so kalt, dass sich kein Partygast nach draußen wagt. Die drei Wachleute, die die Türen im Auge behalten, versuchen nicht, mich aufzuhalten, während ich über die gewundenen Pfade laufe. Meine lange Schleppe weht hinter mir her wie eine Flagge. Ich genieße die stille Einsamkeit und atme stockend ein und aus.

  Ich bin mir nicht mal sicher, wo ich hinwill, bis ich mich an der Tür des gläsernen Gewächshauses in der Mitte des Hofs wiederfinde. Ich gehe hinein. Drinnen ist es wärmer. Es gibt kein Licht, abgesehen vom Vollmond, der vom Himmel scheint. Meine Augen brauchen einen Moment, um sich an das schummrige Licht zu gewöhnen. Ich blinzle, bis ich die Formen der diversen Pflanzen und Blumen ausmachen kann. Wenn dieser Ort nur von Sternen- und Mondlicht erhellt wird, wirkt er fast ein bisschen unheimlich. So als wäre er vom Rest der Welt vollkommen abgeschieden.

  Ich fege den gröbsten Schmutz von einem Arbeitstisch, lehne mich dagegen und lasse den Kopf in meine Hände sinken. Das Klappern meiner Krone, die auf die Steinplatten zu meinen Füßen fällt, lässt mich aufschrecken – ich hatte vollkommen vergess
en, dass ich sie auf dem Kopf hatte .

  Ich öffne die Augen, beuge mich bereits vor, um sie aufzuheben … und erstarre, als ich feststelle, dass ich nicht auf einen schmutzigen Gewächshausboden, sondern in das aufgewühlte blaue Augenpaar des Mannes starre, der gerade vor mir in die Hocke gegangen ist. Ich habe nicht mal gehört, wie er mir ins Gewächshaus gefolgt ist, aber nun ist er hier – Lord Carter Thorne. Er kniet vor mir, hält mein Diadem vorsichtig in seinen großen Händen und schaut zu mir auf, als wäre ich die Quelle all seines Schmerzes und all seiner Leidenschaft.

  Schatten huschen über seine Gesichtszüge, als ich zitternd eine Hand ausstrecke und meine Finger um das Diadem lege. Er lässt es jedoch nicht los – auch nicht als ich ganz leicht daran ziehe. Stattdessen steht er mit einer einzigen fließenden Bewegung auf und tritt ganz dicht an mich heran … Und dann landet die Krone erneut klappernd auf dem Boden und bleibt vollkommen vergessen dort liegen, weil Carter ohne einen weiteren Gedanken oder einen Atemzug oder das kleinste Zögern die Arme ausstreckt, mich an seine Brust zieht und seinen Mund auf meinen presst.

  Unsere Leidenschaft explodiert mit voller Wucht und überkommt uns wie eine Flutwelle, die ohne Vorwarnung über uns hinwegspült und uns komplett unter sich begräbt. Wir zerren und reißen aneinander und versuchen verzweifelt, nach so viel Zeit, die wir in qualvoller Trennung verbracht haben, einander näher zu kommen. Ich presse die Finger fest genug in seinen Rücken, um blaue Flecken zu hinterlassen. Er erobert meine Lippen mit seinen und geht dabei wild genug vor, um sie anschwellen zu lassen.

  Zwischen uns ist kein Platz für vernünftige Fragen oder logische Argumente. Nicht mehr. Wir haben den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, längst überschritten und uns an einen Ort begeben, an dem nur noch dieser eine Moment eine Rolle spielt.

  Wir.

  Hier.

  Jetzt.

  Sein Kuss ist ein zeitlich begrenztes, gebrochenes Versprechen. Seine Berührung ist eine fehlerhafte Zündschnur, die man mit dem heißesten Streichholz in Kontakt bringt. Wir verfügen über das ganze Potenzial, ohne je Erfüllung zu finden. Wir sind ein hoffnungsloser Fall, zum Scheitern verdammt, bevor wir überhaupt angefangen haben. Und trotzdem kann ich mich nicht davon abhalten, ihm die Smokingjacke von den Schultern zu schieben und sie auf den schmutzigen Boden zu werfen. Ebenso wenig kann er sich davon abhalten, mich zu packen und mich auf den Tisch zu heben.

  Ich spreize die Beine unter den zahlreichen Schichten aus Tüll, während er das Kleid zu meiner Taille hochschiebt, damit er näher treten kann.

  Näher.

  Doch niemals nah genug.

  Mein Verlangen nach ihm ist so stark, dass ich kaum etwas erkennen kann, während ich meine zitternden Hände an seiner Brust entlang nach unten wandern lasse, um durch den dünnen Stoff seiner Hose die pochenden Umrisse seiner Erektion zu berühren. Das Verlangen zwischen meinen Beinen nimmt zu, als ich spüre, wie er immer weiter anschwillt. Gott … er ist so riesig, so hart , es ist schwer zu glauben, dass ich diejenige bin, die diese Reaktion in ihm hervorruft. Ich fühle mich gleichzeitig stark und unglaublich schwach.

  Er knurrt meinen Namen, während er mich fester packt und die Lippen auf meinen Hals senkt, um an der empfindlichen Haut dort zu saugen. Als er dann auch noch behutsam an der Stelle knabbert, an der sich meine Halsschlagader befindet und mein Puls mit doppelter Geschwindigkeit pocht, drücke ich den Rücken durch und bäume mich auf wie von Sinnen.

  Ich taste blind nach seiner Hose und fummele an dem Knopf herum. Dann kämpfe ich mit dem Reißverschluss, bis es mir gelingt, ihn nach unten zu ziehen. Ich muss ihn befreien, ihn schwer in meinen Händen spüren. Es darf keine Barrieren mehr zwischen uns geben. Ich muss zusehen, wie er unter meiner Berührung die Kontrolle verliert, genauso wie er es mit mir macht. Ich muss ihn in mir spüren, unter meiner Haut, so tief in meinem Inneren, dass er mich nie wieder ganz verlassen wird.

  Als er mich erneut küsst, vergräbt er die Hände in meinem Haar und macht meine perfekte Hochsteckfrisur innerhalb von Sekunden zunichte. Es ist mir vollkommen egal. Unsere Lippen lösen sich nicht eine Sekunde voneinander, selbst dann nicht, als ich ihn in meine Hand nehme und anfange, ihn mit rhythmischen Bewegungen zu bearbeiten. Das entlockt ihm tiefe Laute der Lust, die ganz weit unten aus seiner Kehle kommen.

  Mit einem plötzlichen Knurren reißt er seine Lippen von meinen los und stößt mich zurück, sodass ich flach auf dem Tisch liege. Bevor ich auch nur weiß, wie mir geschieht, hat er sich außerhalb meiner Reichweite begeben und kniet zwischen meinen Beinen auf dem Boden. Sein dunkler Haarschopf verschwindet unter meinem voluminösen Kleid, während er mit den Händen grob meine Knie auseinanderdrückt. Ich schreie auf, als er die Finger unter den dünnen Stoff meiner Unterhose schiebt und sie mir einfach so vom Körper reißt. Die filigranen Nähte sind seiner Ungeduld nicht gewachsen.

  Ich habe nicht mal genug Zeit, um über sein wildes Verhalten schockiert zu sein. Meine Konzentration richtet sich auf die Finger, die über die Innenseiten meiner Oberschenkel streichen, während er meine Beine über seine Schultern legt. Als er sich vorlehnt und mit dem Mund an mir zu saugen beginnt, als wäre er vollkommen ausgehungert und hätte sich allein nach mir gesehnt, hört die ganze verdammte Welt auf zu existieren. Es gibt nur noch das hier – seine Lippen, die mit meinem Körper zu verschmelzen scheinen, und mein Rücken, der sich vom Tisch aufbäumt. Lust durchfährt mich wie ein heftiger Blitz, sodass mir ganz schwindelig wird. Ich umklammere ihn mit meinen Schenkeln, während er mich langsam mit seiner Zunge verwöhnt.

  Der Orgasmus überkommt mich ohne Vorwarnung und so schnell, dass ich nicht darauf vorbereitet bin. Ich schreie auf, als ich komme – laut genug, um ungewollte Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Carter steht schnell auf, um meinen Mund mit seinem zu bedecken. Er schluckt meine Schreie hinunter, während er mit den Fingern das beendet, was er mit den Lippen begonnen hat. Er dringt mit seinen Fingern in meine Feuchtigkeit ein, zuerst mit einem, dann mit zwei, und sorgt mit erfahrener Geschicklichkeit dafür, dass immer und immer wieder Wellen der Lust durch meinen Körper rollen wie ein nie endender Gezeitenstrom. Ich stöhne und klammere mich wie wild an ihm fest, als ich mich selbst auf seiner Zunge schmecke. Ich will unbedingt mehr, obwohl mein ganzer Körper noch von den Nachwirkungen bebt.

  Unsere Augen begegnen sich in der Dunkelheit, und ich sehe meine eigene Lust, die sich in seinen spiegelt – so stark, dass es fast schmerzhaft ist. Ich packe sein Hemd und ziehe ihn zu mir nach unten, bis er auf mir liegt und sein volles Gewicht zwischen meinen Beinen ruht. Tüll bauscht in einer dicken Schicht um meine Taille, aber das nehme ich kaum wahr, als ich die Beine um seinen Rücken schlinge .

  »Emilia«, stöhnt er und sieht plötzlich gequält aus. »Bist du dir sicher?«

  »Ich nehme die Pille«, flüstere ich und küsse ihn erneut. Ich vergrabe meine Hände in seinem Haar und genieße das köstliche Gewicht seines harten, heißen Körpers, das mich auf die kühle Tischplatte drückt.

  »Du weißt, dass das nicht das ist, was ich meine. Sobald wir das hier tun …«

  Seine Miene wirkt gefasst, als er zögert, doch seine Brust, die sich schnell hebt und senkt, verrät ihn. Das Gleiche gilt für die Anspannung in seinen Schultern, als er die Hände links und recht neben meinem Gesicht auf den Tisch stemmt. Ich spüre, wie die harte Spitze seiner Erektion die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen streift, und dieser bloße Hauch reicht beinahe aus, um mir einen weiteren Orgasmus zu bescheren.

  »Carter …« Ich greife zwischen uns nach unten, lege meine Hand um seine pochende Länge und positioniere ihn dorthin, wo ich ihn haben will. »Ich bin mir sicher.«

  Er stöhnt vor Verlangen und dringt ohne weiteres Zögern in mich ein. Es ist ein harter Stoß, der meinen ganzen Körper auf dem Tisch mehrere Zentimeter nach oben schiebt. Ich bin nicht in der Lage, die Lustschreie zu unterdrücken, die sich meiner Kehle entringen, als er sich in mir bewegt. Er füllt mich so komplett aus, dass ich das Gefühl habe, in zwei Hälften zu zerbrechen. Er nimmt mich wie ein Besessener. Jeder Stoß ist tiefer als der vorherige.

  »Emilia.«

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sp; Er knurrt meinen Namen wie ein Gebet. Wie ein Versprechen. Wie einen Schwur.

  Er zwingt seine Zunge in meinen Mund und bewegt sie im gleichen Rhythmus wie seinen Schwanz. Seine Augen sind wilder, als ich sie je gesehen habe – und er hält meine damit gefangen, während wir uns Stoß für Stoß miteinander bewegen.

  Wir tanzen auf der Schneide einer Klinge, die uns jederzeit in zwei Hälften schneiden könnte, aber das ist mir egal. Momentan gibt es nur ihn und mich und diesen Tisch. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Keine Namen, keine Bezeichnungen. Nur Lust und Verlangen und vielleicht, wenn ich ein wenig tiefer schaue, noch etwas anderes.

  Etwas, das mir eine Million Mal mehr Angst einjagt als alles andere, dem ich mich heute Abend stellen musste.

  Als ich erneut komme, ist das Gefühl sogar noch heftiger als beim ersten Mal. Carter folgt mir nur wenige Sekunden später über den Abgrund der Lust und jubelt meinen Namen, als er sich in mich ergießt. Und während wir so daliegen und nachglühen und so heftig atmen, dass die Scheiben des Gewächshauses um uns herum beschlagen und der Mond wie ein blasser Scheinwerfer am Himmel steht und wir einander ganz fest halten, fällt es mir beinahe leicht zu vergessen, dass wir in wenigen Minuten keine andere Wahl haben werden …

  Als loszulassen.

  20. KAPITEL

  Wir ziehen uns in der Dunkelheit an und sprechen nicht miteinander, während wir den Schmutz von unserer prächtigen Kleidung klopfen, unser zerzaustes Haar in Ordnung bringen und unsere Knöpfe schließen. Ich kann ihm nicht wirklich in die Augen schauen, als ich mich vorbeuge, um mein Diadem vom Steinboden aufzuheben.

  »Hier.«

  Ich starre auf die buchstäbliche Erinnerung an meine Verantwortung. Das Diadem ist wie ein greifbarer Realitätscheck, den ich in den Händen halte. Sofort spüre ich, wie mir das Herz in der Brust stockt.

  »Danke«, flüstere ich unbeholfen und strecke eine Hand aus, um ihm das Diadem abzunehmen. In der Hoffnung, dass nichts verbogen ist, setze ich die kleine Krone wieder auf meinen Kopf. Ich schließe die Augen, um meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, während ich mich dazu zwinge, die nächsten Worte auszusprechen. »Wir sollten vermutlich zurückgehen.«

 

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