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Was auch immer geschieht 02 - Feeling close to you

Page 21

by Iosivoni, Bianca


  »Wow.« Ich bedauerte es fast ein wenig, dass ich das Mädchen, dessen Zimmer ich gerade für zwei Nächte bewohnte, nicht kennenlernen würde.

  »Ich kann dir noch ein bisschen was zeigen«, bot Cole an und deutete um sich, »aber das Wichtigste hast du gesehen. Außerdem weiß ich doch, wie dringend du zu Parker zurückwillst.«

  Ich zuckte zusammen. »Was? Gar nicht!«

  Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Es ist irgendwie niedlich, wie sehr du es leugnest. Aber ich war auf der RTX dabei, schon vergessen? Ich hab gesehen, wie ihr geflirtet und euch angeschmachtet habt.«

  Ohne nachzudenken, verpasste ich ihm einen Schubs gegen die Schulter. »Als ob! Du warst doch die ganze Zeit damit beschäftigt, deine Zunge in Mallorys Hals zu stecken.«

  »Touché.« Er grinste noch immer, aber irgendetwas war … anders. Cole schob die Hände in die Hosentaschen und ließ den Blick über den Campus wandern. »Weißt du, Parker wohnt seit fast vier Jahren hier und das ist das erste Mal, dass er jemanden in die Wohnung eingeladen hat.«

  Ich starrte ihn an, konnte in seinem Profil allerdings nicht allzu viel erkennen. Warum erzählte er mir das? Und warum interessierte es mich, verdammt? Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zurück zu letzter Nacht. Zu der Begegnung mit Parker, den Küssen im Garten, und Hitze begann sich in mir auszubreiten. Okay, wem machte ich hier etwas vor – es wurde immer offensichtlicher, dass da … etwas zwischen ihm und mir war. Aber das erklärte nicht, warum Cole auf einmal mit dem Thema anfing.

  »Warum erzählst du mir das?«, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

  Cole musterte mich kurz, dann hoben sich seine Mundwinkel wieder zu einem lässigen Lächeln. Er schien der Typ Mensch zu sein, der nichts ernst nahm. Vielleicht war das aber auch nur der Eindruck, den er bei aller Welt erwecken wollte, denn jetzt wurde er plötzlich erstaunlich ernst.

  »Er hat sich an diesem Mädchen aus Alabama ziemlich die Finger verbrannt, weißt du? Und auch wenn es hier und da mal jemanden gab, Parker ist nicht der Typ, der sich auf Beziehungen einlässt. Nicht nach ihr .«

  »Faye«, murmelte ich und erntete dafür einen überraschten Blick von Cole.

  »Er hat dir davon erzählt?«

  »Nicht viel«, gab ich zu. »Wir haben getextet, als er auf Callies Geburtstagsfeier war, und danach haben wir nur noch einmal kurz darüber geredet.«

  »Hm«, machte Cole und rieb sich über den Ring in seiner Augenbraue. »Du bist ihm wichtig. Das weißt du hoffentlich.«

  Ich nickte, auch wenn dieses Gespräch plötzlich eine Richtung eingeschlagen hatte, auf die ich nicht vorbereitet gewesen war. Ich wollte nicht mal darüber nachdenken, weil einfach alles so … unsicher war. Wo ich nach diesem Sommer landen und bis zu meinem Abschluss wohnen würde. Wie hoch die Kosten waren, die auf mich zukamen, und wie ich das Ganze finanzieren sollte. Ob mir noch genügend Zeit für Livestreams bleiben würde – die ich mehr vermisste, als ich je für möglich gehalten hätte, seit Dad den WLAN-Router mitgenommen hatte. Wie meine Zukunft danach aussah. Was das zwischen Parker und mir überhaupt war. Oder was es sein könnte.

  Ich schob den Gedanken daran entschieden beiseite und wandte mich Cole direkt zu. »Ist das der Moment, in dem du mich davor warnst, ihm bloß nicht das Herz zu brechen, sonst brichst du mir etwas?«

  Ein, zwei Sekunden lang sah er mich perplex an, dann brach er in Gelächter aus. »Alter …« Spöttisch schüttelte er den Kopf. »Da will man mit dir über Gefühle und den ganzen Scheiß reden und du kommst mir so.«

  Ich zuckte nur mit den Schultern. »Gefühle werden überbewertet.« Das war eine Lektion, die ich früh gelernt hatte. Und dann noch ein paarmal, weil Karma eine Bitch war und gerne nachtrat. Nach Mom, nach Brandon, nach meiner früheren besten Freundin Penny brauchte ich keine Gefühle mehr in meinem Leben. Und eigentlich auch keine anderen Menschen.

  Einen Moment lang betrachtete Cole mich mit einem nachdenklichen Ausdruck. »Das ist ganz schön bitter für …«

  »Sag mal, ist das Glitzer an deinem Ohr?«, unterbrach ich ihn schnell.

  Er zog eine Grimasse und rieb sich über die Stelle, verteilte den roten Glitzer damit aber nur weiter an seinem Hals. »Shit. Das Zeug werde ich nie wieder los.«

  Ich grinste – und war froh über die gelungene Ablenkung. »Wer hat dir den Brief überhaupt geschickt?«

  »Stand nicht drin, aber ich hab da so eine Vermutung.«

  »Ja?«

  Er seufzte tief und legte den Kopf in den Nacken, als würde er den Himmel verfluchen. »Mallory.«

  »Mallory?« Ich starrte ihn an und folgte ihm zögerlich, als er den Weg zurück zu seinem Wagen einschlug. »Deine Freundin Mallory?«

  Die, mit der er vor nicht mal zwei Wochen auf der RTX herumgeknutscht hatte, als würde das Überleben der gesamten Menschheit davon abhängen, dass sie mit ihren Mündern aneinanderklebten?

  » Ex -Freundin«, korrigierte er. »Wir haben uns Anfang der Woche getrennt.«

  Oh. Wow. Shit.

  »Das tut mir leid«, murmelte ich, aber er zuckte nur mit den Schultern. »Wenn der Glitzerbrief wirklich von ihr ist, gehe ich mal davon aus, dass du derjenige warst, der Schluss gemacht hat?«

  Wieder ein Schulterzucken. »Die Luft war einfach raus. Außerdem hat sie ständig damit angefangen, wie es nach dem Sommer mit uns weitergeht und ob wir im nächsten Semester zusammenziehen wollen und all das.« Er stieg in den Wagen und schlug die Tür zu.

  Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und tastete nach dem Sicherheitsgurt. »Ich glaube, die meisten Leute finden das toll. Zusammenzuziehen«, ergänzte ich auf seinen verwirrten Blick hin. »Heiraten, Kinder kriegen, das eigene Happy End erleben.« Allein bei der Vorstellung schauderte ich. Bah!

  »Oh, ich sehe schon, wir haben hier eine richtige Romantikerin«, spottete Cole und drehte an der Musikanlage herum. »Aber ganz ehrlich? Im Grunde kann jeder diesen Brief geschickt haben.« Ein fröhliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, sobald ein Rocksong durch das Wageninnere hallte. »Ich hab mehr als genug Leute angepisst.«

  »Wieso klingt das bei dir wie ein erreichtes Achievement in einem Spiel?«

  »Weil es so ist. Vertrau mir. Es gibt nichts Besseres, als Leuten auf den Sack zu gehen und sie in den Wahnsinn zu treiben.«

  Ich konnte gar nicht anders, als zu lachen. »Ehrlich, ich hab keine Ahnung, wie deine Mitbewohner es mit dir aushalten.«

  »Ganz einfach.« Cole zwinkerte mir zu. »Sie lieben mich abgöttisch.«

  »Das müssen sie auch, sonst wärst du längst tot.« Während wir vom Parkplatz rollten, ließ ich den Blick ein letztes Mal über den Campus wandern. Dann atmete ich tief durch. »Es ist schön hier«, gab ich widerstrebend zu.

  Cole nickte lächelnd. »Das ist es.«

  Nach einem kurzen Zwischenstopp in einem Supermarkt und an einer Tankstelle kehrten Cole und ich am Nachmittag in die WG zurück. Ich half dabei, die Tüten aus dem Auto nach oben zu tragen und in der Küche in den Schränken und im Kühlschrank zu verstauen – so selbstverständlich, als hätte ich das schon immer gemacht. Als würde ich hierher gehören. Es gab Momente, in denen ich das unheimlich beruhigend fand und mich dabei erwischte, wie ich vor mich hin lächelte und mir wünschte, es wäre tatsächlich so. Einfach nur, weil ich mich wohlfühlte. Und dann gab es wiederum Momente, in denen mir klar wurde, wie schräg das eigentlich war, da ich diese Leute bis auf Parker kaum kannte. Und dass ich so etwas doch eigentlich nie gewollt hatte.

  Hatte ich es etwa immer noch nicht begriffen? Menschen waren Arschlöcher. Sie blieben bei dir, solange sie dich brauchten oder etwas von dir bekamen, aber sobald das vorbei war oder jemand vorbeikam, der interessanter war, ließen sie dich fallen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und es passierte immer wieder.

  Mein Ex-Freund Brandon war das beste Beispiel dafür, genauso wie Penny. Und an meine Mom wollte ich gar nicht erst denken. Bloß eine Idiotin würde erneut irgendwelche Freundschaften und Beziehungen eingehen, nur um am Ende wieder im Stich gelassen zu werden. Und ich mochte zwar vieles sein, aber ich war nicht dumm. Zumindest war ich bisher der feste
n Überzeugung gewesen, es nicht zu sein. Doch seit ich hier angekommen war, war ich mir da nicht mehr so sicher.

  »Endlich!« Sophie kam aus ihrem Zimmer gestürmt und rannte mit ausgestreckten Armen geradewegs auf uns zu. Genauer gesagt auf Cole. Noch genauer auf eine der Tüten, die er hereingetragen hatte. »Ich bin am Verhungern!«

  Cole schnaubte nur und stellte die anderen Sachen auf dem Küchentisch ab. »Du bist immer am Verhungern.«

  »Ich hab eben einen schnellen Stoffwechsel«, nuschelte Sophie mit vollem Mund. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte ich den Schokoriegel in ihrer Hand, den sie sich zielsicher aus der Einkaufstasche geangelt hatte. »Hi Teagan.«

  »Hi«, erwiderte ich und versuchte, nicht zu offensichtlich zu grinsen, während sich die beiden weiter piesackten und ich die Schränke einräumte. Da es keine offensichtliche Ordnung zu geben schien, packte ich alles einfach irgendwo rein und stellte haufenweise Nudel-Packungen zu Reis, Fertiggerichten und einem etwas verloren aussehenden Glas Senf.

  »Hey«, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir.

  Mein Körper spannte sich ganz von selbst an und ein heißer Schauer kroch mir die Wirbelsäule hinab. Zwar hatten wir gestern über den Kuss und diese ganze Sache zwischen uns gesprochen, allerdings schien mein Körper das kurzzeitig einfach zu ignorieren. Zumindest hämmerte mein Herz viel zu schnell, als ich mich zu Parker umdrehte.

  Heute Morgen hatte er mir einen Kaffee an die Tür gebracht, sobald ich wach war, was unheimlich süß gewesen war. Es hatte mich sogar für einen Moment vergessen lassen, dass ich alle Menschen vor dem ersten Kaffee noch mehr hasste als sonst. Danach hatten wir mit Sophie gefrühstückt – auch wenn das schon kurz vor zwölf gewesen war –, und dann war ich mit Cole direkt zum Campus gefahren. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, was Parker in den letzten Stunden getrieben hatte, bekam nun aber eine ziemlich gute Vorstellung davon.

  Er war barfuß, trug nur eine lockere Sporthose – und sonst nichts. Dafür war er verschwitzt, und seine Brust hob und senkte sich schneller als sonst.

  »Gib’s zu«, forderte Cole mit einem hämischen Grinsen. »Du hast nur auf deinen Auftritt gewartet, was?«

  »Keine Ahnung, was du meinst.« Parker fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und trat an eine noch unausgepackte Einkaufstüte, um deren Inhalt zu inspizieren.

  Ich wollte etwas sagen. Wahrscheinlich sollte ich das sogar, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, meinen Blick an Parker auf und ab gleiten zu lassen.

  Von seinen feuchten Haaren über sein Gesicht mit den intensiv blauen Augen, den Bartstoppeln, die da immer zu sein schienen und von denen ich nur zu genau wusste, wie sie sich auf meiner Haut anfühlten, über seinen sinnlichen Mund hinunter zu seinem nackten Oberkörper. Und ich fragte mich wieder mal: Wie konnte jemand, der den ganzen Tag – oder eher die ganze Nacht – vor PC und Spielekonsolen hockte, so trainiert sein? Denn nicht nur Parkers Arme waren muskulös, sondern auch der Rest von ihm. Er hatte breite Schultern und definierte Bauchmuskeln, die von regelmäßigem Training zeugten. Außerdem war da diese dünne Spur aus dunklem Haar, die im Bund seiner tief sitzenden schwarzen Sporthose verschwand.

  »Ach, komm schon!« Cole schnaubte. »Sooo toll ist sein Sixpack nun auch wieder auch nicht.«

  Neben ihm hustete Sophie, was aber auch als Lachen durchgehen konnte, und Parker grinste verschmitzt. Ich dagegen? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich gerade knallrot anlief. Wundervoll.

  Ich schluckte das peinliche Gefühl, beim Starren erwischt worden zu sein, hinunter und wandte mich mit hochgezogenen Brauen an Cole. »Sicher?«, forderte ich ihn heraus. »Oder sagst du das nur, um dich selbst besser zu fühlen?«

  Sophie verschluckte sich an ihrem Schokoriegel und fing an zu husten, während Parker laut auflachte und Cole mich anstarrte, als würden mir plötzlich Antennen aus dem Kopf wachsen. Dann eilte er Sophie zu Hilfe, um ihr auf den Rücken zu klopfen. Sie japste nach Luft, und Tränen liefen ihr über die Wangen, aber ich konnte nicht so richtig einschätzen, ob sie dabei lachte oder nicht.

  Parker grinste nur, als wäre eine erstickende Sophie ein völlig alltäglicher Anblick, holte eine Tasse aus dem Schrank und ging damit zur Kaffeemaschine hinüber. Dabei wandte er mir den Rücken zu, und ich erhaschte einen Blick auf die verblassten dunklen Male auf seiner Haut.

  »Oh mein Gott«, stieß ich hervor und trat zu ihm. Instinktiv wollte ich die Hand danach ausstrecken und über die Blutergüsse streichen, hielt mich aber zurück, um ihm nicht wehzutun. »Was ist passiert?«

  Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Parker erstarrte. Was aber auch daran liegen könnte, dass ich so plötzlich hinter ihm stand.

  »Ach, das ist nichts«, behauptete er und winkte ab.

  Cole warf Parker einen schnellen Blick zu und nickte dann. »Stimmt«, bestätigte er. Ein letztes Mal strich er Sophie über den Rücken, dann drückte er ihr eine Flasche Wasser in die Hand. »Parker hat ständig irgendwelche blaue Flecken. Man muss ihn nur zu fest anstoßen und schon hat er einen Bluterguss.« Spielerisch stupste er ihn in den Oberarm.

  Parker wischte seine Hand fort, beließ es aber dabei. »Was habt ihr eigentlich so lange gemacht?«, fragte er und schüttete Milch in seinen Kaffee. »Euch alle Colleges der Stadt angeschaut?«

  Cole warf einen Energieriegel nach ihm, den Parker ohne mit der Wimper zu zucken auffing. »Ich hab dir dein Mädchen heil zurückgebracht. Reicht das nicht?«

  »Hey!«, protestierte ich, weil ich das nicht einfach so stehen lassen konnte. »Ich bin nicht sein Mädchen . Wer sagt so was heutzutage überhaupt noch?«

  »Entspann dich.« Cole stopfte die letzten Sachen in den viel zu vollen Kühlschrank und drückte mit der Schulter und seinem ganzen Gewicht dagegen, bis irgendetwas klirrte und die Tür schließlich zuging. »Du bist Parkers Mädchen. Sophie ist unser aller Mädchen. Nicht wahr, Soph? Aua!«, rief er, als sie ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf gab und die Küche mit einem weiteren Schokoriegel in der Hand verließ.

  Cole sah ihr stirnrunzelnd nach, bis sie in ihrem Zimmer verschwand. Dann wandte er sich an Parker und mich. »Das war nicht sexistisch oder sonst wie gemeint. Oder denkt ihr …?« Zum ersten Mal, seit ich Cole getroffen hatte, wirkte er tatsächlich ein wenig unsicher.

  Parker zuckte nur mit den Schultern und trank einen Schluck von seinem Kaffee. »Zieh mich da nicht rein, Kumpel. Das hast du dir selbst eingebrockt.«

  Cole sah mich um Unterstützung bittend an. »Teagan …?«

  Eines musste man ihm lassen. Trotz der vielen Tattoos und Piercings schaffte er es irgendwie, einen so niedlichen Hundeblick aufzusetzen, dass er damit sogar ein Herz aus Stein erweichen könnte.

  Gegen meinen Willen musste ich lachen. »Hör auf, mich so anzusehen! Das ist ja nicht auszuhalten.«

  Gespielt beleidigt schob er die Unterlippe vor. »Die meisten Frauen stehen drauf.«

  »Alter …«, kam es von Parker. »Machst du gerade unseren Gast an?«

  Cole zwinkerte mir verschwörerisch zu, dann klopfte er Parker im Hinausgehen auf die Schulter. »Einer muss es ja tun. Und wenn du nicht willst …«

  Kopfschüttelnd sah Parker ihm nach, dann schnappte er sich einen Apfel aus der Schale und lehnte sich neben mir gegen die Küchenzeile. Wie konnte sein Körper so viel Wärme ausstrahlen, dass ich es spürte, ohne ihn zu berühren? Und wie konnte er selbst verschwitzt nach dem Sport so verflucht anziehend auf mich wirken?

  Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich sofort, dass er, genau wie ich, an unsere Begegnung von letzter Nacht dachte. Daran, wie sich seine Hände auf meiner bloßen Haut angefühlt hatten, und wie ich auf seinen Schoß geklettert war und mich an ihn gepresst hatte. Allein bei der Erinnerung daran wurde mir schlagartig heiß, und ich biss mir auf die Unterlippe.

  »Hey.« Spielerisch stieß mich Parker mit der Schulter an.

  »Hey.« Ich stieß ihn zurück an, was uns beiden ein Grinsen entlockte.

  »Wie hat dir der Campus gefallen?«, fragte er und vermied es wohlweislich, das auszusprechen, woran wir beide gerade dachten.

  I
ch unterdrückte ein Seufzen, denn die Wahrheit war: viel zu gut. Wahrscheinlich würde ich gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, mich zwischen diesem College und dem in Texas entscheiden zu müssen, weil ich keine zwei Zusagen bekommen würde, aber ich wollte mir auch keine Hoffnungen machen. Die hatte ich schon in New York gesteckt und war nach der Absage am Boden zerstört und tagelang schlecht drauf gewesen. Auf die Erfahrung, ein weiteres Mal von einer meiner Wunschunis abgelehnt zu werden, konnte ich wirklich verzichten.

  Also zuckte ich nur mit den Schultern. »War ganz nett.«

  »Ganz nett?«, wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Reden wir hier vom selben Campus? Ey, Cole!«, rief er plötzlich und lehnte sich Richtung Flur. »Wo hast du Tea-Tea hingebracht!?«

  »Dorthin, wo alle Frauen mit mir hinwollen!«, kam die prompte Antwort aus dem Wohnzimmer.

  Ich schlug mir die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten, doch Parker schnaubte nur.

  » Ganz nett , also echt …«, brummte er. »Aber hey, weißt du, was wir unbedingt machen müssen, so lange du hier bist?«

  »Was denn?«

  In seinen Augen funkelte es, und ein warmes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Ans Meer fahren.«

  Level 14

  Teagan

  Sophie war nicht mitgekommen. Auf Coles Frage hin hatte sie dankend abgelehnt und uns viel Spaß gewünscht, bevor sie wieder in ihrem Zimmer verschwunden war. Schade eigentlich, da ich ein bisschen Frauenpower bei dem ganzen Testosteron gut hätte gebrauchen können. Während der Fahrt drehte Cole das Radio auf, und sowohl er als auch Parker sangen lauthals bei High Hopes von Panic! At the Disco mit. Ihre Performance sorgte dafür, dass ich ziemlich schnell lachend auf dem Rücksitz lag.

  Wir fuhren nur ein paar Minuten durch die Stadt, dann konnte ich bereits das Meer vor uns sehen. Spärlich bewachsene Dünen führten an den Strand heran, der aussah wie aus einem Film oder einem Game mit einer besonders guten ­Grafik. Der Sand war nahezu weiß, und das Meer wechselte von Tiefblau am Horizont zu Türkis bis hin zu beinahe ­Graublau, wenn es sich in heranrollenden Wellen an Land brach.

 

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