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Was auch immer geschieht 02 - Feeling close to you

Page 28

by Iosivoni, Bianca


  Allerdings würde ich mir vor meinen Zuschauern sicher nichts davon anmerken lassen. Also ignorierte ich die ganzen Fragen zu Parker und ging nur auf belangloses Zeug ein. Auch meinen Besuch in Pensacola erwähnte ich mit keinem Wort und tat die letzte Woche nur mit einer schnellen Bemerkung zu »Internetproblemen« ab, was ja auch der Wahrheit entsprach. Bevor noch mehr Leute nachhaken konnten, startete ich den dritten Teil von Tomb Raider, und schon bald verloren wir uns alle in Laras Abenteuer.

  Wir hatten gerade mal ein neues Level geschafft, als auf dem anderen Monitor eine Benachrichtigung aufleuchtete: Parker4G ist online.

  Und mein dämliches Herz, dem das Thema Hoffnung, Enttäuschungen und der ganze Rest offenbar komplett egal war, klopfte schlagartig schneller.

  Nur mit Mühe konnte ich ein Lächeln unterdrücken, als ich Parkers Nachricht las, in der er fragte, ob wir zusammen zocken wollten.

  »Okay, Leute, kleine Planänderung«, verkündete ich und ging ins Menü, um das Spiel zu verlassen. »Wir spielen jetzt etwas mit Parker. Wer hat Lust, zuzusehen, wie wir ihn bei Guild Wars fertigmachen?«

  Kurz nach 3 Uhr morgens

  Parker

  Sorry, dass ich so spät war

  Parker

  Bin eingeschlafen. Die Nacht davor war ja ziemlich kurz Und mein Kopf war wieder mal kurz vorm Platzen

  Teagan

  Kein Problem. Jetzt besser?

  Parker

  Ja, hab was eingenommen, dann ging es

  Parker

  Wobei, nein. Es war furchtbar! Nur deshalb hat mich dein Team besiegt

  Teagan

  Hahaha

  Teagan

  Zu spät

  Parker

  Teagan

  Nein, im Ernst jetzt. Alles okay?

  Parker

  Jepp

  Parker

  Bei dir auch? Du hast wieder Internet

  Teagan

  Ja, Dad und ich haben uns mehr oder weniger ausgesprochen

  Parker

  Das freut mich. Und das nicht nur, weil du jetzt wieder online bist

  Teagan

  Mich auch

  Parker

  Noch mehr würde es mich freuen, wenn du jetzt noch hier wärst

  Teagan

  In deinem Bett?

  Parker

  Genau da

  Teagan

  Parker

  Das war mein Ernst!

  Teagan

  Ich weiß

  Kurze Zeit später

  Parker

  Du hast nicht zufällig ein paar Zusagen bekommen, während du weg warst?

  Teagan

  Leider nicht

  Teagan

  Aber auch keine Absagen

  Parker

  Immerhin!

  Teagan

  Ist bei dir wirklich alles okay? Du warst im Stream ein bisschen abgelenkt …

  Parker

  Alles gut

  Teagan

  Okay …

  Wenige Minuten danach

  Parker

  Hey, Tea-Tea?

  Teagan

  Hm?

  Parker

  Schlaf schön …

  Parker

  … und träum von mir

  Teagan

  Level 20

  Parker

  Shit.

  Ich starrte auf die E-Mail und versuchte zu begreifen, wie zum Teufel das passiert sein konnte. Ein ziemlich cooler Deal mit einem großen Spieleentwickler war soeben geplatzt. Das bedeutete: keine Einladung nach Los Angeles zur Premierenparty, kein exklusiver Livestream vor Ort und kein erstes Anspielen online noch vor allen anderen Gamern. Und das war ganz allein meine Schuld. Weil ich die Anfrage zwar gelesen, dann aber wieder vergessen hatte. Vielleicht hatte ich auch geglaubt, sie schon beantwortet zu haben, aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung.

  Seufzend lehnte ich mich im Stuhl zurück und rieb mir über die Schläfen, hinter denen es wieder mal unangenehm pochte. Wann hatte ich das letzte Mal länger als zwei, drei Stunden am Stück geschlafen? Und wie spät war es überhaupt?

  Ich sah zu den Monitoren, doch hier hatten sich bereits die … na, die … ach, verdammt! Hübsche Urlaubsbilder flackerten darüber. Leider hatte ich keines davon selbst aufgenommen. Wie auch? Mein letzter richtiger Urlaub lag ungefähr acht Jahr zurück.

  Ich streckte mich, um Richtung Fenster zu schauen, aber die Vorhänge waren zugezogen. Ich erinnerte mich nicht mal, wann ich das gemacht hatte. Gestern? Oder vor einer Woche? Als Teagan noch hier gewesen war? Scheiße. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.

  Und jetzt war mir auch noch eine richtig tolle Chance durch die Lappen gegangen, weil ich sie schlichtweg vergessen hatte. Shit. Nun würde irgendein anderer großer YouTuber dort aufkreuzen und das Game als Allererstes exklusiv anspielen. Dabei hatte ich mich schon seit der Ankündigung vor fast einem Jahr darauf gefreut.

  Frustriert stand ich auf und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Mein Nacken knackte, und das Pochen in meinem Kopf nahm zu. Und damit auch das ungute Gefühl, das mich seit geraumer Zeit begleitete. Wie ein leiser Verdacht, den ich einfach nicht wahrhaben wollte. Nicht vor ein paar Monaten, als ich das erste Mal nächtelang wach gelegen hatte. Nicht während Teagans Besuch, als ich so rastlos gewesen war, dass an Ausruhen nicht zu denken gewesen war. Nicht, seit die Kopfschmerzen mein beinahe ständiger Begleiter geworden waren. Ich wollte nicht an all die potenziellen Ursachen denken, aber vor allem wollte ich nicht an diese eine Möglichkeit denken, auf die alles hinzudeuten schien. Und gleichzeitig konnte ich auch nicht nicht daran denken, weil Dad und ich seit meinem letzten Besuch beinahe täglich, aber mindestens alle zwei Tage miteinander telefonierten. Weil sich die Situation daheim verschlechtert hatte. Und weil genau das eingetroffen war, vor dem Mom sich immer gefürchtet hatte: Sie war zu einem Pflegefall geworden.

  Jetzt konnten sie ihren Zustand nicht mehr vor aller Welt verheimlichen und den Nachbarn vormachen, Mom wäre einfach nur viel beschäftigt und deshalb nie zu sehen oder zu sprechen. Denn jetzt kam regelmäßig eine Pflegefachkraft vorbei, um Dad zu unterstützen. Er hatte sich lange dagegen gewehrt, weil er es ebenso wenig wahrhaben wollte wie ich oder wie Mom selbst, aber mittlerweile ging es nicht mehr anders. Selbst wenn wir uns deswegen gestritten hatten und ich ihm das praktisch hatte aufzwingen müssen, indem ich alles organisierte und die Rechnungen von meinem Einkommen aus den Streams und Werbedeals beglich. Was der schwerwiegendste Grund war, sich über den verpassten Deal zu ärgern.

  »Fuck!« Ich fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht, dann griff ich nach meinem Smartphone.

  Es gab nur eine Person, mit der ich über all das sprechen konnte. Nur einen Menschen, der mir womöglich weiterhelfen und mich im besten Fall sogar beruhigen konnte. Jemand, der mir sagen konnte, dass ich mir das alles nur einbildete und mir Sachen zusammenreimte, die nicht da waren. Die einfach nicht sein konnten.

  Es klingelte dreimal, dann ertönte die vertraute Stimme: »Hey …«

  Ich schluckte hart. »Hey, Calls.«

  »Was ist los?«, fragte sie alarmiert, und ich erinnerte mich wieder daran, dass ich ja gar nicht wusste, wie spät es überhaupt war. Es könnte drei Uhr nachmittags, vier Uhr morgens oder kurz nach elf Uhr abends sein. Welcher Tag war heute eigentlich?

  »Sorry, wenn ich störe«, begann ich, aber sie unterbrach mich knallhart.

  »Quatsch. Was ist los, Parker? Du klingst nicht gut.«

  Ich schnaubte leise. Womöglich lachte ich auch. Wer wusste das schon so genau.

  »Ich … muss dich etwas fragen.«

  »Okay …?«

  Ich atmete tief durch und rieb mir mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel. »Ich muss dich etwas als ehe­malige Medizinstudentin und Arzttochter fragen«, sagte ich leise.

  »Jetzt machst du mir Angst. Was ist los? Ist irgendetwas passiert? Brauchst du Hilfe?«

  »Nein, alles gut«, behauptete ich, nur um im nächsten Moment den Kopf zu schütteln. »Okay, das ist gelogen. Nichts ist gut, aber es ist auch nichts passiert. Also, noch nicht. Da sind nur diese … Symptome, un
d ich will deine Einschätzung dazu wissen.«

  Callie zögerte. »Was für Symptome?«

  Ich krallte die Finger in meinen Nacken. »So einiges«, murmelte ich und versuchte, alles irgendwie zusammenzubekommen. »Ich bin schon seit Ewigkeiten total rastlos und kann kaum schlafen, weil so viel Zeug in meinem Kopf herumschwirrt. Ich bin unruhig. Ständig müde. Es fällt mir immer schwerer, mich auf Sachen zu konzentrieren. In den Livestreams geht das, weil mich Adrenalin und Koffein durchbringen – aber alles andere? Shit. Manchmal fallen mir bestimmte Wörter nicht mehr ein. Und Cole und den anderen zufolge bin ich vielleicht auch …« Ich schluckte.

  »Vielleicht auch …?«

  Ich seufzte tief. »Reizbar geworden. Und isoliere mich, aber ich schwöre, das liegt nur daran, dass ich so scheiße viel zu tun habe. Und es wird einfach nicht weniger. Außerdem … hab ich öfter Kopfschmerzen als früher. Fast jeden Tag.«

  »Parker …«, begann Callie, aber ich schüttelte den Kopf, auch wenn sie es nicht sehen konnte.

  »Bei meiner Mom hat es damals genauso angefangen«, stieß ich hervor und sprach damit die Worte aus, die mir schon vor diesem Telefonat auf der Zunge gebrannt hatten, und die ich bisher einfach nicht hatte wahrhaben wollen. Callie war die erste und einzige Person, mit der ich je darüber gesprochen hatte, und das auch nur, weil sie dank meiner blauen Flecken längst geahnt hatte, dass etwas zu Hause nicht stimmte. Mittlerweile wusste sie, woher die Blutergüsse stammten, warum ich näher an meine Heimatstadt gezogen war und regelmäßig nach Hause fuhr. Sie wusste auch, dass die Diagnose bereits sieben Jahre zurücklag und Moms Lebenserwartung von Tag zu Tag kürzer wurde.

  »Du weißt, wie leid mir das tut, oder?« Ich hörte sie tief durchatmen.

  »Ja.« Ein kurzes, hartes Lachen entkam mir, und ich grub die Finger fester in meinen Nacken. »Mir auch, Callie. Mir auch …«

  Und genau deshalb hatte ich es vorher nie jemandem erzählt. Ich wollte kein Mitleid und auch kein Mitgefühl, keine tröstenden Worte, Umarmungen oder gut gemeinte Ratschläge. Wozu auch? Nichts davon würde etwas an der Situation ändern. Nichts davon würde etwas daran ändern, dass Mom krank war. Dass sie nicht mehr sie selbst war. Und dass sie schon sehr bald sterben würde.

  »Also?«, hakte ich schließlich nach und verfluchte mich selbst dafür, wie heiser meine Stimme klang. Ich räusperte mich. »Was denkst du?«

  »Ich bin kein Profi auf dem Gebiet und studiere nicht mehr Medizin, aber … ich finde, du solltest mit deinem Dad sprechen und dich untersuchen lassen, Parker.« Sie seufzte zwar, und ich konnte ihr anmerken, dass sie es nicht gerne aussprach, aber sie war wie immer ehrlich.

  Genau deshalb hatte ich sie angerufen. Ich wollte keine Beschönigungen, Floskeln oder beruhigenden Worte. Ich wollte die Wahrheit. Und ich wusste, dass ich die von meiner besten Freundin bekommen würde.

  »Die Symptome sind nicht wirklich eindeutig«, fuhr sie fort. »Es könnte alles Mögliche sein. Vielleicht ist es der Stress oder du hast Burn-out, aber …«

  »Aber es könnten auch die ersten Anzeichen einer Fronto­temporalen Demenz sein«, unterbrach ich sie, wobei meine Stimme so brüchig klang, als hätte ich seit Monaten nicht mehr geredet, und mein Mund so trocken war, als hätte ich Papier gegessen.

  »Oder das, ja. Vor allem, wenn du sagst, dass es bei deiner Mom auch so angefangen hat.«

  Und ich wusste nur zu gut, dass diese Krankheit vererbt werden konnte, selbst wenn das Risiko ziemlich gering war. Doch das musste nichts bedeuten, wenn ich bereits die gleichen Symptome entwickelte wie Mom.

  Allein die Vorstellung, mich genauso zu verändern wie meine Mutter, bis ich nicht mehr ich selbst war und die wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht mehr erkannte, drehte mir den Magen um. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Krankheit immer tödlich endete, und das meist nur wenige Jahre, nachdem die ersten Probleme aufgetaucht waren.

  Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich das Bett angesteuert hatte, bis ich die Matratze unter mir spürte. Ich musste mich setzen, weil meine verdammten Knie mich nicht länger tragen wollten und weil ich am ganzen Körper zitterte.

  »Scheiße …«

  »Parker …« Callie zögerte kurz, klang dann aber umso entschlossener. »Ist es nicht besser, eine eindeutige Diagnose zu haben, statt dich weiter mit diesem Verdacht herumzu­quälen?«

  Nein.

  Die Antwort lag mir sofort auf der Zunge, aber ich sprach sie nicht aus. Weil Callie recht hatte. In allen anderen Situationen wüsste ich auch lieber, was Sache war, statt mich ständig fragen zu müssen: Was wäre, wenn? Aber in diesem Fall? Wenn ich genau wusste, was diese Krankheit aus einem Menschen machte? Wie sie eine Person von Grund auf zerstören konnte?

  Ich schluckte hart. Nein. Ich wollte die Diagnose nicht hören. Ich hatte keine Ahnung, was zum Teufel ich dann tun sollte. Und dabei ging es nicht mal allein um mich. Denn diese verfickte Krankheit hatte mir nicht nur Mom, sondern auch Dad genommen. Er war nicht mehr der energiegeladene Vater, der Witze riss und mit Mom und mir im Sommer eine Wasserpistolenschlacht im Garten veranstaltete. Derselbe Mann, der früher stundenlang vor dem Grill gestanden und die ganze Nachbarschaft zum Barbecue eingeladen hatte, widmete mittlerweile sein ganzes Leben seiner pflegebedürftigen Frau und kam kaum mit dem Haushalt, der Gartenarbeit, den ganzen Besorgungen und Rechnungen hinterher. Weil er sich selbst im Grunde genauso verloren hatte wie Mom.

  »Du musst das nicht allein durchstehen«, hörte ich Callie sagen. »Wenn du willst, begleite ich dich bei den Arztbesuchen.«

  Ich runzelte die Stirn. »Ist das dein Ernst?«

  »Nein, ich mache Witze.« Sie schnaubte. »Natürlich ist das mein Ernst, du Idiot!«

  Obwohl ich es nicht mal ansatzweise für möglich gehalten hatte, musste ich lächeln. Selbst wenn es nur für einen Sekundenbruchteil war. Aber genau daran wollte ich mich später zurückerinnern – dass meine beste Freundin mich sogar in einer beschissenen Situation wie dieser zum Lächeln gebracht hatte.

  Falls ich mich später überhaupt noch an diesen Moment erinnern konnte.

  »Lass mich erst …« Ich räusperte mich. »Lass mich erst nach Hause fahren und mit meinem Vater reden. Er kennt die Symptome besser als jeder andere und hat miterlebt, wie es bei Mom angefangen hat. Vielleicht … vielleicht kann er schon Entwarnung geben.«

  »Aber bitte geh trotzdem zum Arzt. Nur um sicherzugehen«, beharrte Callie. »Anhaltende Kopfschmerzen sind nie etwas, was man einfach so ignorieren sollte. Genauso wenig wie die anderen Dinge, die du beschrieben hast.«

  Ich fluchte innerlich und rieb mir über die brennenden Augen. »Okay«, gab ich schließlich nach, auch wenn es das Letzte war, was ich tun wollte. Aber wenn ich mich nicht untersuchen ließ und Klarheit bekam, würde mir das auch nicht helfen. Ich würde nie mehr zur Ruhe kommen und müsste alles in meinem Leben – jeden Menschen, jede Entscheidung, jede noch so winzige Kleinigkeit – infrage stellen. Aber vor allem mich selbst.

  »Melde dich, wenn du daheim bist«, bat sie. »Ich kann vorbeikommen – oder auch nicht, wenn du lieber in Ruhe mit ihm reden willst. Sag mir einfach Bescheid, okay? Keine Ausreden.«

  »Ich weiß echt nicht, wie Keith das jeden Tag und jede Nacht mit dir erträgt.«

  »Er ist blind vor Liebe und sieht meine ganzen Macken und Fehler nicht«, kam die prompte Antwort.

  Und diesmal musste ich nicht nur lächeln, mir entkam sogar ein kleines Lachen. »Anders kann man sich das wirklich nicht erklären. Danke, Calls.«

  »Nichts zu danken. Und, Parker?«

  »Ja?«

  »Rede mit deinen Freunden. Sprich mit ihr .«

  Mit Teagan.

  Warum zur Hölle ich so dumm gewesen war, Callie von ihr zu erzählen, wusste ich selbst nicht mehr. Ach ja, doch: Sie hatte uns in diesem Livestream vor einer Woche zusammen gesehen und mich so lange mit Fragen gelöchert und mit Nachrichten terrorisiert, bis ich ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. Jetzt bekam ich die Quittung dafür.

  »Mal sehen«, antwortete ich unverbindlich. Denn die Wahrheit war: Ich wollte nicht darüber reden. Nicht mit Cole, Linc oder Sophie – und erst rec
ht nicht mit Teagan. Sie war die Letzte, die je etwas hiervon erfahren sollte.

  »Parker!«

  »Danke für deine Hilfe«, fiel ich ihr ins Wort, bevor sie eine Schimpftirade auf mich loslassen konnte, bei der sie ihrer Stiefmutter Stella erschreckend ähnlich wurde. »Ich melde mich, wenn ich zu Hause bin.«

  »Na gut. Dann versuch jetzt ein bisschen zu schlafen. Es ist zwei Uhr nachts.«

  Oh. Ups.

  »Mache ich. Du auch.«

  »Gute Nacht!«

  Ich legte auf – und hatte das seltsame Gefühl, mit diesem Gespräch mein Schicksal besiegelt zu haben.

  Teagan

  Hey, hast du die Ankündigung gesehen???

  Teagan

  Es gibt ein neues Update!

  Ein paar Stunden später

  Teagan

  Sind meine Nachrichten angekommen?

  Parker

  Shit

  Parker

  Ja, sorry

  Parker

  Ich war mir sicher, dir schon geantwortet zu haben.

  Teagan

  Kein Problem. Alles okay bei dir?

  Parker

  Ja. Alles bestens. Sorry

  Level 21

  Teagan

  Acht Stunden und zehntausend Kaffeevariationen später verabschiedete ich mich von Charlie und der neuen Aushilfe Sabrina, und ließ mich auf den Fahrersitz meines Wagens fallen. Mein Kopf schwirrte von den vielen Gesprächen und Extrawünschen und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Geruchsnerven allesamt von Kaffeebohnen und Milchschaum verätzt waren. Trotzdem nippte ich jetzt an meinem Iced Latte und genoss jeden einzelnen Schluck davon. Seltsam? Vielleicht. Aber das war mir so was von egal.

  Ich brauchte noch einen Moment, um runterzukommen und die Motivation aufzubringen, den Motor zu starten, also blieb ich einfach sitzen und schlürfte meinen Kaffee. Auf dem Parkplatz hinter dem Coffee Shop war abends unter der Woche sowieso nicht viel los. Alles, was ich durch die Fenster sehen konnte, waren zwei andere Autos und drei einsame Motten, die um die Straßenlampe herumschwirrten, die vor wenigen Sekunden flackernd angesprungen war.

  Eine Weile beobachtete ich das sinnlose Treiben und trank weiter, bis nur noch das Knirschen von Eis in meinem Becher zu hören war. Seufzend stellte ich ihn in den Getränkehalter und griff nach meinem Handy auf dem Beifahrersitz. Beim Einsteigen hatte ich es zusammen mit meiner Tasche einfach hingeworfen. Jetzt entsperrte ich das Display in der Hoffnung, irgendetwas Spannendes darauf vorzufinden. News aus der Gaming-Szene beispielsweise. E-Mails, die zur Abwechslung kein Spam waren. Ein Lebenszeichen von Parker. Doch der Bildschirm blieb erschreckend leer. Weder Neuigkeiten noch Mails und erst recht keine Textnachrichten von Parker.

 

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