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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition)

Page 2

by Emma Smith


  »Ich habe nur meine Pflicht als Bürger getan. Ich meine, es ist ein Unfall passiert. Was, wenn jemand verletzt ist?« Sie zuckte mit der Schulter und stellte sich zu Amber, die bereits ihre Tasche griff.

  »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Winter mich. Es wunderte mich nicht, dass er sie nicht erkannte. Jill war immer nur Ambers stiller Schatten gewesen, wenn wir auf sie trafen. Sie redete nicht mit uns, ließ Amber den Kampf mit Blake allein ausstehen. Aber nicht jetzt, weil ihre Freundin sie brauchte. Jill war ein ruhiger Mensch, aber Amber verteidigte sie bis aufs Blut, wenn Blake zu weit ging. Ich würde es nicht leugnen, dass ich dieses Mädchen bewunderte, wenn mich jemand danach fragen würde.

  Sie trug ein langes Shirt, das ihre Hüften verdeckte. Wobei sie immer weite Kleidung trug, was ziemlich auftrug. Schon vor zwei Jahren hatte ich nicht das Gefühl, dass Jill viel von ihrer Figur hielt. Dazu kümmerte sie sich zu wenig darum, was ihr passte und nicht. Aber ihr Gesicht konnte sie nicht unter weiten Klamotten verstecken. Sie war hübsch. Langes blondes Haar, intensive Augen, die nur dann aufleuchteten, wenn sie sich wirklich für etwas interessierte. Und gerade brannten sie.

  »Hier ist keiner verletzt, verdammt noch mal!«, erklärte Blake sauer. Natürlich war er angepisst, immerhin würde der Cop keine Nachsicht mit ihm zeigen. Quarterback hin oder her ...

  »Das kann ich doch nicht wissen«, antwortete sie mit Unschuldsmiene. Oh, und wie sie das wusste.

  Amber berührte Jill plötzlich an der Schulter. Beide blickten sich einen langen Moment an, dann nickte Jill. Was bedeutete das?

  Plötzlich verließ Amber den Kreis, den wir gebildet hatten. Selbst Blake sah ihr kurz nach, ließ aber nicht erkennen, was er darüber dachte.

  Jill schien währenddessen noch nicht genug gesagt zu haben. Sie stellte sich direkt vor ihn.

  »Ich hasse dich nicht, ehrlich. Aber würdest du brennen und ich hätte Wasser, um dir zu helfen ...«, sprach Jill und schloss kurz die Augen. Sie öffnete sie schnell wieder und starrte ihn emotionslos an. »Ich würde es genüsslich trinken.« Dann verschwand sie auch zwischen den Leuten.

  »Mann, die Braut ist wirklich gruselig«, kommentierte Winter Jills Warnung.

  Ich grinste in mich hinein. So könnte man das auch sagen.

  Ein Jahr später, Heute:

  Los Angeles

  Nick

  Ich stand gefühlt eine halbe Stunde in der Schlange beim Starbucks an. Aber da ich vertieft in ein Buch war, bemerkte ich erst, als ich an der Reihe war, dass mein Kaffee nicht mehr lange auf sich warten lassen musste.

  »Hey, Nick. Das Übliche?«, fragte mich Ann, die mich wie jeden Morgen mit einem Zwinkern begrüßte. Nicht zum ersten Mal dachte ich darüber nach, sie auf einen Drink einzuladen. Aber jedes Mal redete ich mir wieder ins Gewissen. Ich hatte kein so großes Interesse an ihr, dass ich mich wieder auf etwas einließ, das mir nur Ärger einbringen würde.

  Ja, wir sprachen von Tanya. Sie hatte dieses »Fick mich«-Gesicht perfektioniert, leider auch ihr Interesse am Stalking. Und das hatte mich in große Schwierigkeiten gebracht, aber darüber wollte ich eigentlich nicht mehr nachdenken.

  Deswegen reagierte ich nicht weiter auf Anns Lächeln, griff mir meinen Kaffee und suchte mir einen Platz aus. Als ich in die rechte Ecke schaute, musste ich noch mal hinsehen, nur um sicher zu gehen, dass ich mir nichts einbildete. Das konnte sie nicht sein ...

  Ohne zu überlegen, lief ich zu ihr. Wenn es eine Einbildung war, würde ich schon eine gute Ausrede finden.

  »Jill?« Ich senkte etwas den Kopf, um sie genauer anzusehen.

  »Mmh?« Sie hob den Kopf, weil sie in ihr Handy vertieft war, und wirkte auf den ersten Blick verwirrt. Erkannte sie mich etwa nicht? Mich? Nick O'Donnell, der verdammte Footballspieler!

  »Oh ...«, kam es ihr über die Lippen. Sie hatte mich wirklich erst nicht zuordnen können. »Nick, was tust du hier?« Da war es wieder. Dieses Schüchterne, das Jill eigentlich nicht an sich hatte. Sie fuhr sich durch ihr Haar und schien auf etwas zu warten.

  Ach ja, meine Antwort.

  »Ich steh auf Kaffee«, war meine einfallslose Antwort.

  Was hatte ich mir hierbei nur gedacht? Ich war auf sie zugegangen wie ein Idiot und gab genauso bescheuerte Antworten. Und obwohl sie wie immer ein übergroßes Shirt trug und ich deswegen nichts von ihrer Figur sehen konnte, zog es mich zu ihr hin. Warum? Weil es wirklich komisch war, dass ich sie hier in L.A. traf? Immerhin war Berkeley ein paar Meilen entfernt.

  »Kann ich mich setzen?«, fragte ich sie, weil ich diese Begegnung noch nicht enden lassen wollte.

  »Wenn du willst«, antwortete sie und blickte wieder auf ihr Handy. Ein Becher Kaffee stand vor ihr. Sie hatte mir kein eindeutiges »Ja« gegeben. Erstaunlich. Hätte ich einen anderen Tisch gewählt, vielleicht bei der hübschen Rothaarigen, die mir gerade zulächelte, hätte die nicht dieses murmelnde »Wenn du willst« geantwortet. Ich setzte mich dennoch zu ihr. Jetzt saß sie mir direkt gegenüber, weiterhin vertieft in ihr Handy.

  Ich trank mit Vorsicht von meinem heißen Kaffee und versuchte unter dem Tisch zu erkennen, was sie genau trug. Eine enge Jeans, Flip-Flops ... und bunt lackierte Fußnägel. An ihrem kleinen Zeh trug sie einen kleinen Ring. Ich grinste.

  »Okay, was willst du?«, sprach sie mich jetzt direkt an. Ihre Augen wirkten in dem Licht so bedrohlich, dass ich keinen Zweifel daran hegte, dass sie mir allein mit diesem Blick die Eier zerquetschen könnte.

  »Mich interessiert es, warum du mich ansiehst, als wäre ich hier gerade die Rote Armee, und du der Ami, der kurz davor steht, Berlin einzunehmen.«

  Sie runzelte die Stirn, und auch wenn die Reaktion eine ungewohnte für mich war, aber immerhin war es eine Reaktion.

  »Was?«, hakte ich nach, weil sie immer noch nicht sprach.

  »Nichts«, antwortete sie schulterzuckend. »Ich hätte nur nie gedacht, dass du dich mit Geschichte auskennst.« Sie tippte wieder in ihrem Handy herum.

  Sie dachte, ich würde mich nicht mit Geschichte auskennen?

  »Dir ist schon klar, dass das ziemlich sexistisch klingt«, erklärte ich ihr leicht genervt und wusste nicht mal genau, warum ich das auch noch laut aussprechen musste.

  Sie schnaubte. »Und dir ist schon klar, dass du Blake Michaels bester Freund bist, ja?«, antwortete sie und fand wohl, dass das Aussage genug war.

  »Und du bist Ambers Schatten, trotzdem sitze ich hier«, erklärte ich ihr so ruhig wie möglich.

  Wieder zuckte sie mit der Schulter. »Ich habe dich nicht gebeten, dich hierhin zu setzen.«

  Mir ging das Handy in ihren Händen so langsam auf den Geist und ebenso ihr gleichgültiges Verhalten. Immerhin war ich so nett, und hatte ihr Gesellschaft leisten wollen.

  Sie biss sich auf die Unterlippe und der kurze Blick zu mir sagte dann doch etwas anderes. Konnte es sein, dass sie nervös war? Wegen mir?

  »Was machst du hier in L.A.?«, fragte ich sie.

  »Was tust du hier?«, stellte sie mir jetzt die gleiche Frage.

  Ich zuckte mit der Schulter. »L.A. war schon immer ein nettes Plätzchen.« Ich verbrachte ständig meine Ferien hier.

  »Du kommst nicht von hier?«, fragte sie weiter und ignorierte jetzt ihr Handy in den Händen.

  »Chicago.«

  Wieder dieses Stirnrunzeln. Mir war ja klar, dass Jill mir nicht gleich um den Hals fallen würde oder großartig interessiert davon war, dass ich hier war. Aber dass sie mich ständig so merkwürdig anschaute, war schon überraschend und vor allem irgendwie einschüchternd. Von meinem Ego brauchte ich gar nicht erst anfangen.

  Sie sah mich diesmal länger an.

  »Und du?«, fragte ich und versuchte weiterhin so locker im Ton zu bleiben. Obwohl ich das ganz und gar nicht war. Jill war schon merkwürdig. Auf der Uni wirkte sie ziemlich schüchtern, hielt sich im Hintergrund und dennoch konnte ich in den wenigen Momenten, in denen ich sie beobachtete, sehen, wie lebhaft sie sich mit ihren Freundinnen unterhielt. Jill war nicht schüchtern, sie war vorsichtig.

  Ich lächelte. Was, wenn sie irgendwann nicht mehr so vorsichtig war?

  »L.A«, antwortete sie und blick
te wieder auf ihr Handy.

  »Wer hätte das gedacht«, lächelte ich. »Ein echtes Hollywood-Babe.«

  Normalerweise war ich kein Typ für Spitznamen. Beim Vornamen genannt zu werden war für einen Footballspieler schon die Ausnahme, immerhin kannten die meisten mich nur unter meinem Nachnamen. Aber irgendwie passte der Spitzname überhaupt nicht zu ihr und ich wollte, dass sie mal reagierte. Also warum sie nicht reizen? Ich hatte eh nicht viel zu tun heute.

  Das Schnauben, das sie ausstieß, irritierte mich etwas.

  »Ich glaube, deine Ex kam auch aus L.A.«, fing sie plötzlich mit Tanya an, und trank lächelnd einen Schluck von ihrem Kaffee.

  »Jeder weiß es, was?«, schnaubte ich.

  »Du meinst, dass sie sich fast das Genick gebrochen hat, weil sie fünf Meter die Hausfassade hochgeklettert ist, um dich beim Schlafen zu beobachten?«

  »Sie wollte mich nicht ...« Ich sprach nicht weiter, weil ich Tanya sicherlich nicht in Schutz nehmen würde. Immerhin war klar, dass sie diese Fassade nicht nur einmal hochgeklettert war. Beim letzten Mal wurde sie halt von Blake und Winter erwischt. »Ich war nicht zu Hause an dem Abend.«

  Jill nickte, als wüsste sie bereits, warum ich abwesend war. Diese Vermutung würde ich ihr aber schnell wieder nehmen.

  »Ich war lernen.«

  »Natürlich. Worum ging es? Der biologische Aufbau des menschlichen Körpers, oder reden wir eher von Sprachproblemen und einer Lektion in Französisch?«

  Sie besaß Humor.

  »Englische Literatur«, antwortete ich ihr ehrlich, und man konnte ihr praktisch von Sekunde zu Sekunde ansehen, wie es ihr die Sprache verschlug.

  »Du warst nie in einem Kurs, das wüsste ich«, erklärte sie.

  »Es war zur Vorbereitung. Nächstes Semester belege ich den Kurs.«

  Jill war sprachlos, und auch wenn es eine Herausforderung war, sie zu überraschen, musste ich zugeben, dass ich auch leicht gekränkt war.

  Sie hielt mich wirklich für einen dummen Footballspieler, der nur studierte, um auf dem Platz zu spielen. Jill brauchte nicht zu wissen, dass mein Interesse am Lesen erst auf dem College begonnen hatte.

  »Du überraschst mich«, sagte sie und musterte mich jetzt genauer. Kurz bevor sie den Blick wieder senkte, räusperte ich mich verlegen. Verlegen? Ich schaute mir meinen Kaffeebecher an. Mann, irgendwas musste im Kaffee sein.

  »Amber und Blake haben ein Problem miteinander, nicht wir«, erklärte ich ihr, nachdem ich nichts Auffälliges in meinem Becher finden konnte.

  »Amber ist meine Freundin«, verteidigte sie sich und legte ihr Handy auf den Tisch. Sie hatte ihr Display nicht geschlossen und ich konnte kurz einen Blick darauf werfen, was sie die ganze Zeit beschäftigte. Interessant.

  »Und Blake ist meiner. Wir können gerne weiter über die beiden reden aber ich bin nicht hier, um darüber zu diskutieren, dass die beiden sich nicht riechen können. Es sei denn, du kannst mich auch nicht leiden. Immerhin gehöre ich zum Team. Und wir wissen ja, dass deine Freundin nicht viel von uns hält.«

  Ich provozierte sie und diesmal ging sie darauf ein. Ihre braun gebrannte Haut wurde noch etwas dunkler. Sie errötete und etwas stieg in mir auf. Stolz? Immerhin hatte ich sie zum Erröten gebracht.

  »Du gehörst zum Footballteam. Ich denke, du brauchst von mir nicht zu hören, dass du beliebt bist. Das weißt du auch so schon.«

  »Das stimmt, aber mich interessiert, was du über mich denkst.«

  Ihre Verwunderung konnte man ihr sofort ansehen. Sie verstand mein Verhalten nicht. Ein kleiner Teil von mir verstand das auch nicht.

  »Warum? Wir haben nie miteinander geredet«, sagte sie, und ich gab ihr im Stillen recht. Aber das lag nicht daran, dass ich sie nicht ansprechen wollte. Sollte ich ihr sagen, dass ich in den letzten drei Jahren öfter daran dachte, sie auf einen Drink einzuladen? Oder einen Kaffee? Aber jedes Mal beobachtete ich sie lieber aus der Ferne, als ihr nah zu sein. Ein Fehler. Das wurde mir jetzt klar.

  Wie lange saß ich jetzt hier? Fünf Minuten? Und es war lang her, dass mich eine Frau innerhalb weniger Minuten zutiefst verwirrte, aber zugleich auch beeindruckte.

  »Weil wir nie allein waren«, antwortete ich, ohne wirklich zu überlegen, was ich da gerade sagte.

  Jills Augen verkleinerten sich zu Schlitzen. Das sah irgendwie süß aus. Sie trug kaum Make-up, ihre natürliche Bräune, die sie dem Sommer hier in Kalifornien verdankte, ließ sie auch so frisch und munter aussehen.

  »Was willst du, O’Donnell?«, fragte sie mich mit gereizter Stimme. Sie nannte mich also beim Nachnamen? »Wenn du denkst, dass du durch mich an Amber rankommst, um ihr wehzutun, dann ...«

  Ich seufzte und verdrehte die Augen. »Was Blake macht, interessiert mich nicht. Ich finde es sogar ziemlich witzig, wie er versucht, sich Amber hässlich zu reden.«

  Jill öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, dann beugte sie sich etwas zu mir rüber. »Du meinst, er mag sie?«

  Lachend schüttelte ich den Kopf. »So weit würde ich nicht gehen.«

  Jills Miene verschloss sich, dann lehnte sie sich auch wieder zurück.

  »Ich habe vergessen, dass ihr sicher keine Gefühle braucht, um den Mädchen näher zu kommen. Für euch ist alles immer ein riesengroßes Spiel, oder?«

  »Und du bist ziemlich unverschämt, wenn man bedenkt, dass du nichts über mich weißt«, gab ich genervt zurück. Warum saß ich hier eigentlich noch? Es war doch offensichtlich, dass Jill nichts von mir hielt. Was schon echt heftig war, weil eigentlich ich als der Typ im Team galt, der nicht jedes Mädchen auf dem Campus in der nächsten Ecke vernaschte.

  »Wenn ich mir deine Ex anschaue ...«

  »Sie ist nicht meine Ex. Ich habe Tanya immer gesagt, woran sie bei mir ist. Ich war Single, Jill. Damit habe ich niemandem wehgetan oder mit Gefühlen gespielt, die ...« Ich erstarrte.

  Ich hatte mit Tanyas Gefühlen gespielt, und auch Jill nickte mir bestätigend zu, als sie meinen Blick erwiderte.

  Jill

  Wer hätte gedacht, dass ich mit Nick O’Donnell im Starbucks sitzen würde. Und wer hätte gedacht, dass er sich wirklich mit mir unterhalten würde.

  Eigentlich wollte ich nur in Ruhe meinen Kaffee trinken und meine Kalorien-App nach Muffins durchsuchen. Aber jede Zahl, die mir angezeigt wurde, machte mich frustrierter. Ich wollte so gerne naschen, aber jedes Mal warnte mich diese dumme App mit diesem blinkenden Zeigefinger. Ja, ich hatte es kapiert. Wenn meine Hüften nicht noch breiter werden sollten, waren Muffins tabu.

  Und jetzt saß Nick O'Donnell immer noch hier und versuchte mir einzureden, dass er nicht wie Blake und die ganzen Idioten war. Natürlich.

  »Ich habe ihr mehrmals gesagt, dass ich nichts Ernstes wollte«, verteidigte er sich jetzt, und ich fragte mich, warum er das tat.

  »Du musst mir nichts beweisen. Wir sind auf derselben Uni, machen nächstes Jahr unseren Abschluss, aber das heißt noch lange nicht, dass du mir irgendwas erklären musst, wenn es um dein Privatleben geht«, erklärte ich ihm.

  Aber Nick wirkte nicht zufrieden. Er war frustriert. Warum auch immer.

  Sein blondes Haar war länger geworden, wenn ich mich recht an deren Länge erinnerte. Wir sahen uns ab und zu auf dem Campus, aber miteinander zu tun hatten wir wenig.

  »Du hast recht«, antwortete er mir und sah mich einen Augenblick lang ziemlich ernst an. Was hatte dieser Blick zu bedeuten?

  Nick war attraktiv, ein Sonnyboy, wie die Mädels in Berkeley ihn wegen seiner blonden Haare und blauen Augen nannten. Bis heute war er mir aber ziemlich egal gewesen, weil das gesamte Footballteam nur so von Modeltypen belagert wurde. Hübsche Männer wollten keine Frauen, die zu viel auf den Hüften hatten, denn sie konnten jede haben! Wieso dann dicke?

  »Ich ... ich wollte dich nicht stören«, sprach er weiter, runzelte die Stirn und stand dann auf.

  Ich wollte etwas sagen, irgendwas, das ihn nicht sofort verscheuchen würde. Aber ich wusste nicht mal, was ich sagen sollte. Immerhin war mir nicht mal klar, was gerade passiert war.

  »Bis dann, Jill.«

  Unsere Blicke trafen sich. Ich nickte, weil ich nichts sagen wo
llte. Was hätte ich auch erwidern sollen? Dass er meinen Namen kannte, verwirrte mich die ganze Zeit schon. Immerhin war Nick O’Donnell doch ein Arsch, oder?

  Ich sah auf den Kaffeebecher, den er zurückgelassen hatte. Was für eine merkwürdige Begegnung. Er wollte mir Gesellschaft leisten, ohne irgendeinen Hintergedanken. Das entsprach der Wahrheit. Und ich Idiotin hatte ihn wie einen Schwerverbrecher behandelt.

  Ich seufzte genervt auf. Mein Verhalten war albern gewesen.

  »Ein Double-Chocolate-Chip für dich«, sagte Ann und stellte mir einen Teller mit einem Muffin auf den Tisch.

  »Ich habe keinen be ...«

  Sie zwinkerte mir zu. »Aber deine Begleitung.«

  »Meine ...« Ich sah mich im Café um, aber Nick war verschwunden.

  Ann verließ mich wieder und ich sah auf den Teller. Da stand doch etwas auf der Serviette ...

  Ich griff danach und las den Satz, der mit einem schwarzen Filzstift geschrieben wurde:

  Du kannst es dir leisten. Glaub mir.

  Nick

  Ich hätte am liebsten laut geschnaubt, aber irgendwie ... gefiel mir seine Meinung. Und dann aß ich den Muffin und hatte das erste Mal kein schlechtes Gewissen dabei.

  Jill

  »Kann ich ein Eis haben?«

  »Nein«, antwortete ich genervt.

  »Eine Waffel?«

  »Nein.«

  »Vielleicht eine Cola?«

  Ich seufzte, während die Sonne mir ins Gesicht schien. Ich lag mit der Decke im Sand und genoss die warme Luft.

  »Eine Limo ist in der Kühltasche. In einer halben Stunde geht's wieder nach Hause, also wirst du solange weder Eis noch Waffeln bekommen«, antwortete ich ihr und hoffte, dass endlich Schluss für sie war.

  Wir hatten Besuch von meiner Tante mit ihrer 12-jährigen Tochter, und die machte mir die restlichen Semesterferien zur Hölle.

  »Mann, ey, du bist echt doof, Jill.«

  Ich blickte sie durch die Sonnenbrille an. Kathy lag mit dem Bauch auf der Decke und starrte mürrisch durch die Gegend. Seufzend schüttelte ich den Kopf und gab dann doch nach.

 

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