I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition)

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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition) Page 11

by Emma Smith


  Abends saß ich auf meinem Bett und versuchte mein neuestes Buch weiterzulesen, aber irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren.

  Ich dachte nicht groß nach, als ich mein Handy nahm und ihr schrieb.

  Ich, 20.38 Uhr: Hey, Fake-Freundin, wir müssen uns besser absprechen. Die Leute reden schon ...

  Eigentlich war es ziemlich mies von mir, aber es musste weitergehen. Ich brauchte mehr von Jill.

  Keine Minute später kam eine Antwort.

  Jill, 20.39 Uhr: Was reden die Leute?

  Ich, 20.41 Uhr: Dank Amber könnte man meinen, wir beide wären auch nur Freunde. Immerhin sind Blake und Amber jetzt offiziell Freunde.

  Jill, 20.41 Uhr: Und das heißt jetzt was für uns beide?

  Ich, 20.42 Uhr: Du musst dir mehr Mühe geben. Ich habe keine Lust, dass Tanya hier auftaucht und das zwischen uns nicht ernst nimmt.

  Sollte ich mich deswegen schuldig fühlen? Vermutlich. Tat ich es? Die Verdrängung funktionierte gut, vor allem, als sie Folgendes zurückschrieb.

  Jill, 20.45 Uhr: Und was sollten wir ändern?

  Ich lächelte und tippte eine Antwort ein.

  Ich, 20.46 Uhr: Mehr Berührungen, mehr Gefühle ...

  Sie brauchte lang, um zu antworten, und ich dachte schon, sie würde nicht darauf eingehen.

  Jill, 20.51 Uhr: Geht klar!

  Ungläubig las ich ihre Nachricht. »Geht klar?«, sprach ich mit mir selbst, und wusste immer noch nichts damit anzufangen.

  Zwölf Stunden später wurde mir klar, dass ihr kurzes »Geht klar« genauso gemeint war.

  »Guten Morgen«, begrüßte ich sie, als sie auf uns zukam, nachdem wir geparkt hatten. Auf dem Campus war wieder ein reges Treiben. Winter jammerte seit einer Stunde herum, dass zu frühes Aufstehen irgendwann dazu führte, dass er an einem frühen Tod sterben müsste. Wir waren der Meinung, dass eher seine Leber schuld daran sein würde. Er hatte den Abend zuvor zu viel gebechert.

  Jill rannte praktisch auf mich zu und küsste mich mit einer vollen Packung »Geht klar.«

  »Ach, Scheiße, doch nicht so früh«, hörte ich Winter herumjammern, aber das brachte mich nicht dazu, diesen Kuss zu beenden. Nein, es wurde noch wilder. Jill umfing meinen Nacken, ich ihre Hüfte, die einfach so perfekt in meine Hand passte und ... Jill drückte sich von mir weg, um Blake wütend anzusehen.

  »Du!«

  »Ja?« Blake seufzte, als er sich angesprochen fühlte, was auch nicht zu übersehen war, weil Jill ihn so finster ansah, dass selbst Winter etwas erschrocken wirkte.

  »Ich plane die ganze Zeit, wie wir Amber dazu bringen, mit dir auszugehen, und jetzt seid ihr Freunde?«

  Sie plante was? Blake wirkte auch ziemlich überrumpelt.

  »Baby«, sprach ich sie an, aber sie ignorierte mich komplett. Als hätte es diesen Kuss nicht gegeben.

  »War das nur ein Spiel oder so was? War dir langweilig?«

  Einige Studenten drehten sich zu uns um, aber ich winkte sie sofort weiter, wenn sie versuchten stehen zu bleiben. Jetzt ging wieder das Thema Blake und Amber los.

  »War mir ... Frau, wovon sprichst du?« Blake verlagerte sein Gewicht auf den rechten Fuß, dann war wieder der linke dran. Er wirkte ziemlich unschlüssig. »Deine Freundin ist zu stur, um zuzugeben, dass da was ist. Wenn es nach mir gehen würde, würden wir längst im Bett liegen und uns das Hirn rausvögeln.«

  Jill wirkte verwundert.

  »Dann verstehe ich gar nichts mehr!«

  Ich auch nicht.

  Sie plante also, Blake und Amber zusammenzubringen. Und was war mit uns? Verdammt noch mal! Sie musste doch die Parallelen zwischen uns und Amber und Blake mitbekommen, oder?

  Wir kamen in der Mensa an und suchten uns einen Tisch.

  Die Gedanken hörten einfach nicht auf. Sie wurden nur noch erdrückender, als Jill auf meinem Schoß saß und das verliebte Mäuschen spielte. Sie kraulte meinen Nacken, seufzte und gab die beste Leistung, die ich jemals bei ihr gesehen hatte. Das fand mein Schwanz auch, und es war ihm schnuppe, dass es nur gespielt war.

  Aber das hier war doch falsch, oder? Jill tat das hier, weil sie mir einen Gefallen tun wollte. Einen sehr schönen Gefallen.

  Jill saß immer noch auf meinem Schoß und drückte ihr Gesicht an meine Halsbeuge. Sie kitzelte mich mit der Nase und ich erschauderte.

  Mein Blick schoss zu Blake, der die ganze Zeit netterweise von Winter mit Chips beworfen wurde. Und weil ich mindestens genauso nett war, bewarf ich ihn auch mit dem Zeug. Diesmal reagierte er endlich.

  »Du starrst sie an!«, erklärte ich ihm. Blake sah mich mit ausdrucksloser Miene an. »Freunde tun das nicht, weißt du.«

  Ich griff mir Jills Hand und verschränkte sie mit meiner.

  Während Blake die Krümel von sich wegwischte, sagte er:

  »Und weiß deine Freundin, dass es aussieht, als würde sie auf deinem Schwanz reiten?«

  »Was?«, schrie Jill und war so schnell von meinem Schoß weg, dass ich am liebsten wie ein Alphatier gebrüllt hätte. Blake hingegen fand das ziemlich witzig und lachte. Winter fand es auch urkomisch, der kurz vorher noch mit irgendeinem Mädel beschäftigt war.

  »Beruhige dich, Baby. Er macht nur einen Witz«, erklärte ich ihr, aber der süße Hautkontakt war dahin.

  Blake ließ uns allein stehen, Winter folgte ihm, aber ich sah nur zu Jill, die sichtlich nervös vor mir stand und gerötete Wangen hatte.

  »Das ist also deine Grenze«, sprach ich und wirkte ziemlich zufrieden damit, dass Jill doch noch erröten konnte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Jill es so wortwörtlich nehmen würde, als ich schrieb, wir sollten mehr Berührungen und Gefühle zeigen.

  »Meine Grenze?«, wiederholte sie irritiert, wurde dann aber sofort wieder, wie ich sie kannte. So verdammt zornig. »Du hast gesagt ...«

  »Es reicht jetzt!«, hörten wir alle Amber verzweifelt rufen.

  Ich sah in die Richtung, in die alle starrten. Winter stand mit Blake vor Amber und redete mit irgendeinem Kerl. Nicht irgendeinem ... Josh Durand, dem Captain und Kotzbrocken des Schwimmteams.

  »Das ist gar nicht gut«, murmelte Jill neben mir und wollte sofort zu ihnen hin, ich griff mir aber ihren Arm und hielt sie davon ab. »Hey!«

  »Lass die beiden das mal machen«, erklärte ich ihr und schon war Amber dabei, Blake aus der Mensa zu ziehen.

  »Lass die beiden das mal machen?«, wiederholte sie meinen Satz, während Winter sich wieder zu uns setzte. Aber mit einem wirklich einschüchternden Gesichtsausdruck. »Die beiden sind Amber und Blake, falls du dich nicht mehr erinnerst.«

  »Jepp, ist mir bekannt«, war meine kurze Antwort. Ich griff mir die Reste aus der Chipstüte. »Aber vielleicht, aber auch nur vielleicht, interessiert es dich, dass wir beide auch noch ein Paar sind«, flüsterte ich ihr zu.

  »Was soll das heißen?«

  Jetzt fragte sie auch noch nach ... Klasse.

  »Lass die beiden einfach in Ruhe und dafür kümmern wir uns um ...« Ich zeigte auf mich und sie, weil der Frust immer größer wurde. Offiziell glaubte jeder, dass wir ein Paar waren. Inoffiziell war es nicht so. Und das kotzte mich immer mehr an, weil ich noch nie in meinem Leben so lange in einer Sackgasse saß.

  Ich hatte es mit Anspielungen versucht, sie war nicht ganz unempfänglich für die Dinge gewesen. Aber irgendwie sollte es noch nicht sein. Und jetzt spielte sie hier die wollüstige Freundin und mir passte es auch nicht. Scheiß Gewissen!

  »Um?«, hakte sie nach und begriff es einfach nicht. Wie auch. Für Jill war es ein Deal, ich nannte es vor ihr ein Spiel. Ich war doch völlig am Arsch.

  »Alles gut hier?«, fragte jetzt Winter, der uns beide stirnrunzelnd anschaute.

  »Halt die Klappe.«

  »Jetzt lass Winter doch in Ruhe!«, zickte sie mich an.

  Winter hatte schon abwehrend die Hände gehoben, aber dass sie jetzt auch noch Partei für ihn ergriff, ging zu weit.

  »Eigentlich ...«

  Ich hielt ihn davon ab, irgendwas zu sagen.

  »Das hier ist eine Sache zwischen mir und meiner Freundin. Die Betonung liegt auf meiner, Winter. Kommt das bei dir an?«
/>   »Spinnst du?«, zickte sie weiter.

  Plötzlich lief Amber mit einem Mordstempo an uns vorbei. Man konnte ihr ansehen, wie verwirrt sie wirkte. Ich ignorierte ihre völlig zerzauste Frisur. Da musste man nur eins und eins zusammenzählen, um zu begreifen, was sie mit Blake getrieben hatte.

  »Amber?«, rief Jill ihr nach, aber sie lief weiter. »Na super! Siehst du, Blake hat es mal wieder vermasselt.« Sie schenkte mir einen finsteren Blick, als sie nach ihrer Tasche griff. »Scheint am Trinkwasser zu liegen.« Dann rannte sie Amber hinterher.

  »Vergiss ja nicht die Mottoparty!«, rief ich ihr frustriert nach, damit sie bloß nicht auf den Gedanken kommen würde zu kneifen. Sie hob grüßend die Hand, also ... na ja, ich versuchte mir einzureden, dass es die ganze Hand war und nicht nur der Mittelfinger. So langsam entwickelte sich das zu einem Ritual. Ich sah ihr noch lang nach.

  »Was zum Teufel war das eben?« Winter sah mich abwartend an.

  »Keine Ahnung«, murmelte ich und wollte auch nur noch weg. Die Chips schmeckten nach gar nichts mehr, mein Schwanz schrie nach mehr Reibung, bekam sie aber natürlich nicht.

  »Keine Ahnung? Junge, du hast sie angepflaumt, als hättest du PMS oder so.«

  Ich stöhnte genervt auf und setzte mich wieder auf die Bank. Ich rieb mir mehrmals übers Gesicht, aber es half nichts.

  »Du bumst sie nicht«, stellte Winter sachlich fest.

  Ich biss mir auf die Zunge, um ihm nicht irgendwas Nettes vor den Kopf zu werfen. Aber jepp, es stimmte ja.

  »Aber du willst sie bumsen.«

  Ich begriff erst, als ich ihn anschaute, dass das eine Frage gewesen war.

  »Natürlich, du Horst!«

  Er wirkte ziemlich erleichtert. »Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich müsste jetzt meine Badezimmertür abschließen, wenn ich unter der Dusche stehe.«

  »Was redest du da, verdammt noch mal?«

  Winter hatte sich mit dem Rücken zum Tisch gesetzt und sah sich in der Mensa um.

  »Man sieht dir das ungefickte Gesicht an, O’Donnell.«

  »Sicher«, schnaubte ich.

  »Du gehst früh schlafen, der Verbrauch von Klopapier hat sich verdoppelt, und Jill bleibt nie über Nacht. Und da ich dir die Fresse polieren würde, wenn du den Druck bei einer Anderen ablassen würdest, denke ich, habe ich schon eine Ahnung, was bei euch los ist.«

  »Ach, wirklich?« Er hatte aufgepasst.

  Winter seufzte.

  »Selbst Blake hat wohl mehr Glück bei der Brillenschlange als du bei Jill.«

  »Na danke«, antwortete ich genervt und drehte mich auch mit dem Rücken zum Tisch. So langsam wurden die Tische leerer. Auf der anderen Seite der Mensa befanden sich die Idioten vom Schwimmteam. Allen voran auch Dave, der miese Spinner.

  »Was hast du dir dabei gedacht, Alter?«

  Da er es sowieso schon herausgefunden hatte, warum nicht alles erzählen?

  »Ich habe nicht gedacht, okay. Ich ...« Was wollte ich ihm sagen? Dass ich nicht nachgedacht hatte? Das konnte selbst Winter checken.

  »Du wolltest einfach ein ganz normaler Student sein, der ein unschuldiges Mädchen abbekommt?«, sprach mein Teamkollege mit einem hohen Ton. Das hörte sich wirklich merkwürdig an.

  »Halt die Klappe.«

  »Scheiße, bist du frustriert«, lachte er, aber ich konnte nichts Witziges daran finden.

  »Erzähl es keinem, okay«, bat ich ihn.

  »Was meinst du?«, hakte er unschuldig nach und biss in sein nächstes Sandwich. »Dass du weder Sex noch 'ne Freundin hast? Oder meinst du etwa die Story, wie du sie belogen hast, damit sie deine Freundin spielt?«

  »Woher weißt du ...«

  Winter schnaubte, als wäre er nicht der Typ gewesen, der damals halb nackt über den Campus lief, weil seine neueste Eroberung nicht so gut darauf reagierte, als er ihr einen Dreier mit ihrer eigenen Schwester vorschlug.

  »Eine Frau wie Jill lässt sich nicht einfach kaufen. Du hast ihr irgendeinen Mitleidsscheiß erzählt, und sie hat dir helfen wollen. Dass wollen Frauen wie Jill immer.«

  »Frauen wie Jill?« Ich ignorierte die Tatsache, dass Corey Winter gerade alles aufgrund von Vermutungen richtig formuliert hatte.

  Winter griff sich eine Serviette, um den Senf von seinem Mundwinkel zu entfernen.

  »Wir sind Footballspieler, Mann. Man mag uns lieben für das, was wir tun, das heißt aber noch lange nicht, dass wir Frauen wie Jill oder Amber ...« Er zeigte in die Richtung, aus der gerade Blake kam. Sein Blick war mörderisch. » ... verdient hätten.«

  Nachdenklich sah ich meinen Teamkollegen und Mitbewohner an. Er meinte das ernst. Er fand, wir wären nicht gut genug für sie.

  »Habt ihr Amber gesehen?«, fragte Blake uns.

  Hatten wir sie wirklich nicht verdient? So wie er aussah, würde Blake gleich etwas verdammt Dummes tun, und ich würde ihn nicht aufhalten können ... weil wir Footballspieler waren und kein »Nein« akzeptieren konnten.

  Scheiße. Winter hatte recht.

  Jill

  »Ich bin so sauer«, sprach ich mit mir selbst, obwohl sich auch Amber an den Tisch setzte. Im Durchschnitt saßen Amber und ich hier einmal im Monat. Bei unserem Lieblingsmexikaner gab es einfach immer genau das Essen, das wir brauchten. Entweder lag es am Prüfungsstress oder an unserem Alltag als Studentinnen auf dem College. Nur jetzt lag es daran, dass Amber wegen Blake fertig mit den Nerven war und ich ... keinen Schimmer hatte, was da mit Nick nun lief.

  Und da das hier also eine momentan ausweglose Situation war, griff ich mir die Speisekarte. »Wir sollten eine Ladung Burritos bestellen und Enchiladas und ...«

  »Wer soll das alles essen?«

  »Na, wir zwei. Ich brauche Nervennahrung, weil Nick ein Idiot ist, und du brauchst es, weil Blake ein Arschloch ist«, stellte ich klar.

  »Blake ist mir egal«, kam es von ihr und ich hätte am liebsten genauso gelogen. Nick ist mir egal. Nick ist mir egal. Nick ist mir ...

  »Das findet der Knutschfleck da aber nicht«, teilte ich ihr hingegen mit und zeigte auf den nichtexistierenden Knutschfleck an ihrem Hals. Ambers Reaktion war göttlich. Sie schnappte hörbar nach Luft.

  »Wo?«, fragte sie panisch und ich musste lauthals lachen.

  »Schön, dass du deinen Spaß hast!«

  »Und für mich gut zu wissen, dass er also so weit kam, bevor du abgezischt bist.« Ich grinste, weil ich Amber zum Erröten bringen konnte, und es mich so gut ablenkte.

  »Das wird nicht noch mal passieren!«, stellte Amber fest und log schon wieder. Ich nahm es ihr nicht übel. Amber war bekannt dafür, stur zu sein.

  Wir redeten ein paar Minuten mit Javier, dem Kellner, der immer wieder mit Amber Spanisch reden musste, als mein Handy eine Nachricht anzeigte. Bis dahin war es ziemlich leicht, die Aufmerksamkeit ganz auf Amber und ihre Geschichte mit Blake zu lenken.

  Dann schickte mir Cassy ein Bild von Blake und einer anderen Tussi und schon war die gute Stimmung dahin. Es musste wohl geschossen worden sein, nachdem Amber die Flucht vor ihm ergriffen hatte. Ich fand Blake und Amber süß zusammen und ein kleiner Teil von mir redete sich ein, dass er helfen könnte, den beiden einen richtigen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Der andere wollte einfach eine Ablenkung, damit er nicht die ganze Zeit an Nick denken musste.

  Ich flehte Amber trotz allem an, mit auf die Mottoparty zu gehen und hoffte, sie würde zustimmen.

  Auch wenn es hilfreich war, mich auf Amber und Blake zu konzentrieren, machte es mich wahnsinnig, wie sich diese Sache zwischen Nick und mir entwickelte. Amber dachte, wir wären ein glückliches verliebtes Paar. Aber hinter den Kulissen sah es anders aus. Heute Morgen war ich felsenfest davon überzeugt, das alles durchzuziehen. Blake hatte recht gehabt. Ich saß auf Nicks Schoß und hätte mich am liebsten an ihm gerieben wie eine rollige Katze. Das war das erste Mal gewesen, in denen ich die drei Jahre ohne Sex wirklich körperlich gespürt hatte. Denn immer wenn ich abends etwas brauchte, was mir ein Mann schenken könnte, benutzte ich Mr. Big. Erklärungen waren wohl nicht nötig dazu.

  Jetzt saß ich in meinem Zimmer und versuchte die vier Mojitos zu verdauen, die ic
h kurz hintereinander getrunken hatte. Amber hatte sich zurückgehalten, mit allem. Das lag daran, dass sie bei Stress abnahm, ich war natürlich anders gepolt. Tatsächlich konnte ich schon spüren, wie meine Hüften mehr Volumen annahmen.

  Ich lag auf meinem Bett und versuchte das Drehen meiner Zimmerdecke zu überleben. Seit einem Jahr wohnte ich hier allein. Es gab immer mehr Studenten, die sich lieber ein Apartment in der City nahmen. Vermutlich lag es daran, dass die Wohnheime renovierungsbedürftig waren.

  Es klopfte an meiner Tür. Dann noch einmal, beim dritten Mal hörte es sich an, als würde die Tür gespalten werden.

  »Ja doch, Hulk! Die Tür ist offen«, murmelte ich und schloss die Augen, damit die Decke endlich aufhörte sich zu drehen. Das war aber keine gute Idee, jetzt drehte sich das Bett. Ich seufzte genervt auf.

  Als ich die Augen wieder öffnete, stand Nick über mir und blickte mich stirnrunzelnd an. Sein blondes Haar fiel ihm etwas über die Stirn. Er ist so attraktiv.

  »Hast du getrunken? Mittags schon? Wie bist du in dein Zimmer gekommen?«

  Ich hasse ihn ...

  »Ich bin eigentlich Stripperin, habe mit einem Kunden über den Durst getrunken, als er mich dafür bezahlt hat, für ihn privat zu tanzen. Happy End selbstverständlich inklusive. Er hat mich mit seinem Sportwagen nach Hause gefahren und jetzt versteckt er sich in meinem Schrank, bis du wieder gehst. Denn dann treiben wir es hier auf diesem Bett.« Ich klopfte stolz auf meine Matratze, traute mich aber noch nicht, mich zu erheben.

  Nick sah mich lange an, ohne dass ich eine Spur von Gefühlen aus seinem Gesicht ablesen konnte. Vermutlich war ich eh zu angetrunken, um darin irgendwas abzulesen. Dann sah er auf meine Beine - oder auf mein Kleid?

  »Hast du dich mit Dave getroffen?«

  »Dave?« Jetzt drückte ich mich auf meine Ellbogen. »Du meinst Dave Miller?«

 

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