by Emma Smith
Sie funkelte ihn wütend an, dann setzte sie sich und bemerkte die Menge an Snacks, die sie gekauft hatte. »Oh, Mann.«
»Ich helfe dir mit den Sandwiches. Der Muffin bleibt deiner«, sprach ich und griff nach einem Thunfischsandwich.
»Nimm lieber den Muffin, Nick.« Sie hielt mir den Kuchen hin, und ich sah sie nachdenklich an. Was sollte das jetzt schon wieder? Jill sah mich panisch an, als würde es jetzt wirklich um Leben und Tod gehen. Kopfschüttelnd verneinte ich ihre unausgesprochene Frage und biss in das Sandwich hinein.
»Mistkerl«, brummte sie.
»Zicke«, flüsterte ich zurück.
»Spricht man so mit seiner Freundin, O’Donnell?« Winter wirkte jetzt viel fröhlicher als in den letzten zwei Tagen davor.
»Wer hat dich gefragt?«, meckerte Jill wütend zurück. Winters Miene verdüsterte sich sofort. Jason schaute jetzt auch neugierig zu.
»Okay, du bist sauer«, stellte Winter nüchtern fest.
Jill schnaubte. »Bin ich das?«
»Habe ich so im Gefühl.« Jetzt machte er sich wieder lustig über Jill. Trottel.
Aber anstatt laut zu werden, schüttelte die Blondine neben mir seufzend den Kopf.
»Du brauchst dringend ein Mädchen, Winter.«
»Ich habe viele«, antwortete er schnaubend.
»Nein. Du brauchst eine Einzige. Ein Mädchen, das dir so viel bedeuten wird, dass dir dein eigenes Wohl scheißegal sein wird. Die dir wortwörtlich die Ohren langziehen würde für den Mist, den du mit meiner besten Freundin abgezogen hast. Hättest du so ein Mädchen, würdest du nicht hier sitzen und im Selbstmitleid baden, weil Blake wütend auf dich ist und die anderen auch nicht gut auf dich zu sprechen sind.«
»Ach, wo wäre ich denn sonst?«, fragte er, hörte sich aber ganz und gar nicht mehr so selbstsicher an. Wir alle hörten Jill gebannt zu.
»Du wärst bei deinem Mädchen. Denn egal, wie scheiße deine Aktion wäre, sie wäre trotzdem für dich da, nachdem sie dir eine geknallt und ihre Meinung diesbezüglich gesagt hätte.«
Winter biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Das war einer der wenigen Momente, in dem ich ihn sprachlos vorfand. Und das hatte Jill geschafft. Meine Freundin.
»Ich bin kein Mann für nur eine Frau, Jill«, antwortete er ihr.
Sie lächelte nachsichtig, so als wüsste sie etwas, was wir nicht wussten.
»Das seid ihr alle nicht.«
Ich griff mir ihre Hand, als sie wirklich äußerte, was ich vermutete. Unsere Blicke trafen sich und ich verlor mich wieder in ihren Augen, die mich ohne ein Zögern anschauten. Diese Zeiten waren vorbei, in denen sie schüchtern wirkte oder verschlossen. Sie meinte wirklich, was sie sagte.
»Ich muss weiter«, sprach sie plötzlich und stand dann auf. Jill sah sich nicht mal mehr um, als sie ging.
»Was war das denn?«, fragte Jason.
Ich antwortete nicht darauf, sondern sah ihr nur nach. Jill vertraute mir noch immer nicht. Wie auch? Alles was ich bisher von ihr wollte, war für sie ein Deal gewesen.
»Ist alles klar bei euch beiden?«
Winter hatte sich zu mir gesetzt. Jason war auch längst abgezogen.
»Was soll nicht klar sein?« Ich starrte den Muffin an, den sie zurückgelassen hatte. Nicht mal das andere Sandwich hatte sie mitgenommen.
»Mal ehrlich, was läuft da zwischen euch?«
»Das werde ich nicht mit dir bequatschen, Winter. Du hast deine eigenen Probleme.« Jetzt stand ich auf und griff nach meinem Rucksack.
Winter fuhr sich genervt durch sein Haar. »Ich wollte mich schon bei Amber entschuldigen, aber sie ist nicht zur Uni gekommen und ...«
»Es geht ihr wieder gut. Mach dir deswegen keine Sorgen«, beruhigte ich ihn und er entspannte sichtlich. Selbst Winter, der Idiot, wollte nicht, dass Amber irgendwie verletzt wurde. Er wollte ihr nur einen Streich spielen, das war uns allen klar.
»Und Jill ist auch sauer auf mich.«
Er nickte und ich sah mir seine müde Miene an.
»Du magst sie«, schlussfolgerte ich und Winter zuckte mit der Schulter.
»Sie ist okay.«
Okay? Wann zum Teufel hatte Winter mal ein Mädchen gemocht? Teufel noch mal, er fand keines okay. Sie waren zum Vögeln da, und gut war es für ihn.
»Mehr wird sie für dich nie sein, verstanden?«
Er sah mich mit ausdrucksloser Miene an, dann lächelte er.
»Verstanden.«
Er verhielt sich merkwürdig. Aber ich ging nicht weiter darauf ein. Die Nachricht war bei ihm angekommen und ich war zufrieden. Mein Blick glitt zu der Richtung, in der Jill verschwunden war ...
Jill
Nick saß auf seinem Bett und las konzentriert in seinem Buch. Ich befand mich an seinem Schreibtisch und beobachtete ihn immer wieder.
»Jill«, sagte er, las aber weiterhin in seinem Buch.
Heute bat er mich, mit ihm zusammen für den Literaturkurs zu lernen. Aber alles, was wir seit einer halben Stunde machten, war unser aktuelles Buch zu lesen.
»Mhm?«
Ich bräuchte ja nicht zugeben, was mir durch den Kopf ging. Aber warum zum Teufel redeten wir nicht? Oder küssten uns?
Der letzte Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da trafen sich unsere Blicke.
Nick trug eine Jogginghose, ein enges Shirt und verwuschelte Haare. Jepp, diese blonden Haare machten mich schon die ganze Zeit fertig.
»Willst du mir was sagen?«
Abwartend starrte er mich an und grinste dann. Als wüsste er genau, woran ich dachte.
»Schneide dir die Haare, dann muss ich nicht immer hinsehen«, giftete ich ihn an und tat so, als würde ich weiter in meinem Buch lesen. In Wirklichkeit hatte ich nicht mal das erste Kapitel geschafft.
»Meine Haare?«, fragte er ungläubig und ich nickte.
»Zu lang, zu feminin.« Alle meine Kräfte waren darauf fokussiert, nicht zu schmunzeln. Nicht jetzt!
»Was?«
Er wollte gerade aufstehen, als Winter ohne zu klopfen die Tür öffnete.
»Jill, hey!«
»Hey«, begrüßte ich ihn etwas weniger erfreut und wieder war mein Buch die Rettung. So konnte ich ihn bestens ignorieren.
»Bist du immer noch sauer auf mich?«
Ich sagte nichts.
»Ach, komm schon, Amber hat meine Entschuldigung auch angenommen. So mehr oder weniger ...«
Ich sah im Augenwinkel, wie Winter näher kam.
»Aha.« Nicks Drohung wirkte, Winter blieb an Ort und Stelle einen Meter vor mir stehen.
»Ach, komm schon, Mann. Ich will nur mit ihr ...«
»Okay, ich brauch mal eben zwei Minuten mit dem Idioten hier. Bis gleich, Babe.« In weniger als zehn Sekunden war er aufgestanden und hatte Winter aus dem Zimmer gezogen und die Tür geschlossen.
Ich sah ihnen lang nach, bis auf einmal ein Piepen ertönte. Irritiert blickte ich auf den Laptop, der offen auf dem Schreibtisch lag.
Molly rief an, das verriet mir zumindest Skype. Das Gebimmel hörte gar nicht mehr auf, also wollte ich es beenden und drückte »Enter« ... Mollys Gesicht erschien? Was zum ...
»Wer bist du denn?« Mollys wilde Lockenmähne war das Erste, was ich sah, und dann ihren überraschten Gesichtsausdruck. Sie saß wohl in ihrem Zimmer, was ich aus den Kuscheltieren und der rosa Bettwäsche schloss.
»Ähm ... ich bin ...«
»Du bist Jill!«, antwortete sie fast schon ehrfürchtig, dann erhellte sich ihr süßes Gesicht.
»Ähm ... woher weißt du von mir?«
»Du bist so hübsch. Das hat er mir auch gesagt.«
Er hatte seiner kleinen Schwester von mir erzählt? Von seiner Fake-Freundin?
»Wie viele Frauen erwähnt er denn so?«, fragte ich zögerlich. Es war so falsch, aber hey, ich hatte den Anruf nicht annehmen wollen. Die Bedeutung des Wortes »Enter« hatte ich nur kurzzeitig falsch gedeutet.
Molly schien darüber nachzudenken.
»Du bist die Erste. Mom war deswegen schon ganz aus dem Häuschen. Sie hat auch schon gefragt, ob ihr an Thanksgiving kommt. Dann macht sie immer so einen leckeren Auberginenauflauf.«r />
Jetzt war ich völlig überrascht. Seinen Eltern hatte er auch schon von mir erzählt? Was lief hier?
»Das klingt toll«, lächelte ich, weil Molly erwartete, dass ich darauf reagierte.
»Wo ist Nick? Er wollte mir heute etwas vorlesen.«
»Vorlesen?«
»Ja, ab und zu skypen wir, und er liest mir ein Gedicht vor. Die sind ganz alt, manche über 100 Jahre, sagt er.«
Nick las viel. Das hatte ich bereits mitbekommen. Aber dass er auch noch Molly vorlas, war mir neu und sagte viel mehr aus. Er las nicht nur, weil es für die Uni erwartet wurde. Nick liebte Lesen wirklich. Etwas, das wir gemeinsam hatten.
»Es gibt wunderschöne Gedichte aus der Zeit. Kennst du Rainer Maria ...«
»Rilke?«, fragte sie und ihre Augen leuchteten wie verrückt. Sie hatten dieselbe Farbe wie Nicks.
»Ja, genau. Ich sehe, er hat dir genau das Richtige vorgelesen.«
Molly lächelte stolz.
»Molly!« Nick kam ins Zimmer und wirkte ziemlich geschockt, dann schüttelte er den Kopf. »Nervt sie dich?«
»Nein, wir unterhalten uns eigentlich sehr gut«, antwortete ich ihm ehrlich, als er sich zu mir stellte.
»Ich habe dir doch schon das letzte Mal gesagt, dass ich dir eine Nachricht schreibe, wenn ich Zeit habe zu skypen.«
»Und ich wollte gerne ein neues Gedicht hören. Meine Hausaufgaben sind auch schon fertig«, murmelte sie genervt.
Nicks Blick schoss zu mir, als seine Schwester die Gedichte erwähnte.
»Morgen, okay?«
»Du kannst ihr gerne jetzt etwas vorlesen. Wir wollten doch sowieso nichts anderes machen«, schlug ich vor und stand vom Schreibtisch auf.
»Du willst gehen, Jill? Warum?«, hörte ich Molly reden.
Nick sah mich mit einem sanften Ausdruck in den Augen an. »Du solltest hier bleiben.«
Eigentlich hätte ich ihn zur Rede stellen sollen. Warum er seiner Familie von mir erzählt hatte. Aber die Wahrheit war: Es gefiel mir, dass er seinen Eltern von mir erzählt hatte. Es war ... ein schönes Gefühl. Ein sehr schönes.
»Ich will, dass du hierbleibst.«
Sein letzter Satz machte mich kurzzeitig sprachlos.
»Ich habe eh nichts anderes vor«, antwortete ich, und Nick lächelte. Er wirkte schon fast erleichtert.
»Oh super, ich hole mir eben 'ne Limo. Bis gleich!«, rief uns Molly fröhlich in die Kamera und verschwand dann aus unserem Blickfeld.
»Sie ist süß«, grinste ich.
»Und 10«, seufzte er und setzte sich jetzt auf den Stuhl.
»Du bist ihr großer Bruder, und sie hat dich lieb. Kein Wunder also, dass sie gerne Zeit mit dir verbringen möchte.«
Nick blickte mich stumm an, nickte dann aber. »Lust auf Snacks? Winters Mieze hat irgendein Zeug für ihn gebacken.«
Er stand auf und wartete auf meine Antwort. »Du glaubst, ich esse irgendwas, das eine Frau gebacken hat, die sich vermutlich an ihm rächen wird?«
Nick wirkte ziemlich nachdenklich und ich konnte nicht glauben, dass er das Zeug einfach so gegessen hätte.
»Sie muss ja ziemlich hübsch gewesen sein, wenn du nicht mal über die Möglichkeit eines Abführmittels in den Snacks nachdenkst.« Ich klang viel zu genervt, als dass es noch beiläufig hätte rüberkommen können.
Er kratzte sich nachdenklich sein Kinn. »Du hast recht.« Dann schmunzelte er. »Muss wohl an ihrem Haar und dem Kleid gelegen haben.« Nick musterte mich konzentriert. »Hat mich an jemanden erinnert.«
Kopfschüttelnd versuchte ich das Grinsen zu unterdrücken, es gelang mir aber nicht wirklich. Nick hatte sich vorgestellt, dass ich ...
»Und? Hast du sie auch ,Babe‘ genannt?«
Nick schnaubte, als er zur Tür lief. »Ganz sicher nicht, Babe.«
Er kam wenige Sekunden später wieder herein. Eine Packung Chips in der Hand. Ich hatte mich mittlerweile wieder in den Stuhl gesetzt.
»Die sind definitiv nicht selbst gebacken. Aber selbst gekauft«, sagte Nick stolz.
Ich lächelte wie bescheuert, weil dieser Mann mit der Chipstüte in der Hand einfach ... er überraschte mich. Denn alles, was ich bisher über diese Jungs gedacht hatte, war falsch. Ausgenommen das, was Winter betraf. Der war einfach von Geburt an ein Idiot.
»Du hältst dich für sehr witzig, oder?«, grinste ich und schnappte nach Luft, als er sich nach vorn beugte und sich auf die beiden Lehnen des Stuhls stützte.
»Was wird das?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
»Nach was sieht es aus?«, flüsterte er mir zu und beugte sich noch weiter vor. Ich roch sein Duschgel. Er roch immer danach, weil er nach dem Training duschen ging. Und er trainierte oft. Das sah ich an jedem einzelnen Muskel.
Ich schloss automatisch die Augen, als seine Lippen nur noch Zentimeter von mir entfernt waren.
»Es kann uns keiner ... sehen«, flüsterte ich ihm zu. Es gab keinen Grund, warum er das hier tat, aber ... ich wollte es auch nicht wirklich verhindern. Und Mollys Kamera ignorierte ich gerade völlig, bis ...
»Da bin ich wieder!«, rief Molly durch die Kamera und brachte uns beide dazu, zurückzuweichen. Ich drückte mich dem Stuhl etwas weg. »Habt ihr geknutscht?«
Das Misstrauen in der Stimme von Nicks Schwester war klar herauszuhören.
»Nein!«, antwortete ich hastig. Nick schnaubte und hielt mir dann die offene Chipstüte hin. Zögerlich starrte ich auf die Tüte.
»Wenn du isst, würdest du dann vielleicht deine Lippen dabei befeuchten?«, flüsterte er mir zu, während er direkt hinter mir stand.
Ich lachte und griff dann in die Tüte.
»Du bist ein Idiot, das weißt du, oder?«
»Die besten Idioten bekommen am Ende immer das, was sie wollen«, antwortete er mir und klang dabei ganz und gar nicht ironisch.
Während ich kaute, zweifelte ich kein einziges Wort mehr an.
Ich war nach dem Besuch verwirrter als jemals zuvor. Vergaßen wir mal Dave, an den ich ... eigentlich gar nicht mehr gedacht hatte. Was verrückt war, immerhin drehte es sich immer um ihn, wenn ich mal von einem Mann träumte.
»Hier, ich hab dir Kaffee mitgebracht«, begrüßte ich Amber, als wir uns draußen auf der Wiese trafen.
»Danke.«
Sie musterte mich und lächelte, als ich mich zu ihr setzte. Der Himmel war wieder wolkenlos, die Luft angenehm.
»Hübsches Kleid«, sagte sie.
»Danke. Es war im Sonderangebot im Macy’s.« Ich strich mir über mein hellblaues Kleid, das ich mir heute angezogen hatte. Es war merkwürdig, dass meine anderen Klamotten, die langen Shirts zum Beispiel, gar nicht mehr mein Stil waren. Ich schämte mich nicht mehr, meine Beine zu zeigen.
»Du hast dich verändert.« Amber blickte mir mit ihrer Brille in die Augen. Sie wirkte aber nicht erschüttert oder überrascht über meine Wandlung. Ich war ja irgendwie immer noch Jill.
Deswegen gab ich auch die einzig wahre Antwort auf Ambers Satz.
»Er verändert mich.«
»Du liebst ihn, und auch er ... Nick ist kein schlechter Typ«, sagte Amber. Ich war nicht mal geschockt darüber, was Amber über uns dachte. Und diese Tatsache sollte mich eigentlich beunruhigen. Tat es aber irgendwie nicht.
»Er gehört zum Team«, stellte ich diese eine Sache in den Raum, die mir zu schaffen machte. »Aber sie verändern sich. Gut, Corey wird wohl immer der dumme Idiot bleiben, aber Blake ...«
Sie verdrehte die Augen und versuchte so unbeteiligt wie möglich zu wirken, aber Amber brauchte mir nichts vormachen. Sie war mehr als interessiert an dem Thema.
»Selbst Nick sagt, dass er ihn noch nie so gesehen hat, wenn es um ein Mädchen ging.«
Amber trank von ihrem Kaffee und wirkte ziemlich angespannt.
»Dir ist schon klar, dass wir uns vor zwei Wochen am liebsten gegenseitig als Leiche irgendwo verbuddelt hätten.«
Ich kicherte, weil sie es so gut auf den Punkt gebracht hatte.
»Stimmt. Aber eine Liebesgeschichte muss auch irgendwann anfangen. Bei euch ist das halt etwas anders abgelaufen«, klärte ich sie auf und fand es mehr als fragwürdig, dass diese
Geschichte auch zu Nick und mir passen könnte. Es fing alles so ... anders an.
Natürlich stritt Amber alles ab und die Diskussion ging von vorne los. Ich konnte allerdings nur an eines denken: Dass Nick und ich für alle schon ein Paar waren und ... er mich lieben würde und ich ihn.
Nick
Blake schloss mit einem lauten Knall seinen Spind. Die meisten Jungs waren bereits auf dem Platz. Ich zog mir gerade meine Schuhe an.
»Alles klar?«
»Nein!«, antwortete er und setzte sich zu mir auf die Bank.
»Die harte Tour bringt bei einer Frau wie Amber nichts«, erklärte ich ihm, weil Blake es mehr als einmal genau so versucht hatte. Er hörte mir neugierig zu, als wäre ich sein letzter Hoffnungsschimmer.
»Ich denke, wenn du sie nicht so bedrängst, hilft das mehr. Weil das überhaupt nicht deinem Wesen ähnelt.«
»Was soll das denn heißen? Dass ich ständig irgendwelche Weiber belästige?« Winter hätte jetzt stolz gegrinst, Blake war da anders.
»Nein, aber hast du schon mal einfach nur 'nen guten Freund für ein Mädchen gespielt?«
»Einen Freund?«, hakte er verwundert nach.
Ja, bis vor kurzem hätte ich genauso reagiert, aber die Sache mit Jill brachte mich zu vielen Dingen, die ich noch nie ausprobiert hatte.
»Eine Frau wie Amber musst du überraschen. Das tust du nicht, indem du der gleiche Arsch bist wie immer.«
»Aber ...«, setzte Blake an, hielt dann aber den Mund. Er dachte über meine Worte nach, und ich musste auch darüber grübeln, was ich für seltsame Tipps befolgt hatte. Ich spielte den Bad Boy, dann den liebevollen Freund, der einfach nur »lesen« wollte. Wohin hatte es mich bisher gebracht? Scheiße, ich hatte seit Monaten keinen Sex mehr.
Blake zog nach dem Spiel eine Fresse, weil er Amber seine »Freundschaft« angeboten hatte. Ich fand es gut für ihn, schlecht für mich, weil Jill mich so sah. Denn ich war genau so ein Idiot geworden. Der, der es langsam anging, wobei Jill keine Frau war, die lange auf jemanden warten würde.
Jedes Mal wenn sie über den Campus lief, mit ihren süßen Flip-Flops und diesen Kleidern, dann sah sich jeder Idiot mit Eiern nach ihr um. Jeder! Und nur weil sie alle dachten, ich hätte ein Anrecht auf sie, sprach sie keiner an. Wie lange würde das anhalten, wenn Jill meinte, unsere »Beziehung« wäre zu Ende? Es war sowieso pures Glück, dass sie weiter mitspielte. Und den unverschämten Mistkerl spielen, wäre auch nicht die beste Idee.