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I want you, Babe (Catch me 2) (German Edition)

Page 18

by Emma Smith


  Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Du brauchst Hilfe, Winter. Ernsthaft.«

  »Sagt ausgerechnet der Mitbewohner, der mit dem Ziel, Jill zu suchen auf Tanya traf und sie eine halbe Stunde lang trösten musste, weil deine Hausfassade jetzt einer anderen Frau gehört.«

  »Das ist nicht lustig!«, murmelte ich und wollte diesen Tag einfach nur noch zu Ende bringen.

  »Für dich ist es das sicher nicht.« Winter sah mich an und seine Brust vibrierte amüsiert. »Für mich aber schon!«

  Blake kam aus seinem Zimmer gehumpelt. Ohne Krücken.

  »Habt ihr mein Handy gesehen?«, fragte er in die Runde.

  Wir beide verneinten.

  »Was schaut ihr da?«

  »Games of Thrones«, antwortete Winter und war gerade vertieft darin, diese weißhaarige Tussi zu begaffen.

  »Ach so, das ist doch die, die später ihren Neffen oder so vögelt. Wie hieß der noch? Jon Schnee?«, sagte Blake, und Winter stöhnte genervt auf.

  »Michaels! Du Idiot!«, meckerte er und ich grinste. Er hatte es aber auch verdient.

  »Hast du noch nicht gewusst?«, fragte Blake ihn verständnislos.

  »Würde ich hier sitzen, wenn es so wäre? Mein Gott. Du bist so ein ...«

  Plötzlich wurde die Haustür aufgerissen und Amber stürmte herein.

  Sie hatte die Tür zugeschmissen und kam dann auf uns zu. Sie sah so wütend aus, dass wir instinktiv alle etwas zurückwichen, auch wenn das Sofa nicht nachgeben konnte.

  »Ich habe ja schon miese Idioten kennengelernt, aber du übertriffst sie alle!«, brüllte sie mich an und hielt mir so nah ihr Handydisplay vors Gesicht, sodass ich überhaupt nichts erkennen konnte.

  »Wovon sprichst du?«, fragte ich.

  »Honey? Vielleicht solltest du ihm dein Display etwas länger vors Gesicht halten«, versuchte es jetzt auch Blake mit vorsichtigem Ton.

  Sie ignorierte ihn ganz einfach und las aus ihrem Handy vor. »Tanya ist wieder da, und Nick hat sich mit ihr getroffen.«

  »Von wem hast du denn das?«, fragte ich sie.

  »Von wem? Von wem?«, rief sie und ich könnte schwören, ihre Stimme änderte sich um mehrere Oktaven. Sie wurde immer höher. »Ich habe mir heute meinen Mund fusselig geredet, als ich Jill erklärt habe, wie viel du ihr bedeutest. Ich habe deinen verdammten Job erledigt! Und was ist der Dank? Du triffst Tanya?«

  Als ich nicht sofort etwas erwidern konnte, einfach weil ich überrascht war, was hier gerade passierte, griff sie nach einem Sofakissen und begann mich damit zu schlagen. Natürlich tat eine Polyesterfüllung nicht sonderlich weh, aber es störte.

  »Hey, Honey!« Blake hatte es geschafft zu ihr zu humpeln und entriss ihr das Kissen. »Es bringt dir nichts, Nick mit einem Kissen zu schlagen. Du solltest dir seine Version anhören.«

  »Er hat eine Version? Na, da bin ich ja mal gespannt!« Dann schaute sie mich an, als würde sie mich bei einem einzigen falschen Wort erschlagen.

  Ich schluckte, weil mich ihr Blick nervös machte.

  »Sie ist plötzlich aufgetaucht, als ich Jill gesucht habe.«

  »Warum hast du sie gesucht?«, fuhr sie mir wütend dazwischen und verschränkte die Arme vor der Brust.

  »Weil es so nicht mehr weitergehen kann, okay! Jill geht mir aus dem Weg, weil sie Dinge annimmt, die nicht stimmen.«

  Sie musterte mich einen langen Moment, dann nickte sie. »Weiter!«

  »Ich hatte keine Ahnung, dass Tanya so schnell rauskommt. Und es wundert mich. Sie ist nämlich immer noch der Meinung, wir passen super zusammen. Von der Trennung wollte sie auch nichts wissen.«

  »Und dann?«

  Ich fuhr mir genervt durchs Haar. Wäre sie nicht Blakes Freundin und würde ich sie nicht mögen, wäre sie jetzt schon rausgeflogen. Aber ich verstand ihre Reaktion.

  »Ich habe ihr klargemacht, dass es für mich eine andere gibt und ich ...«

  »Und du?«, hakte sie immer noch mit scharfem Ton nach.

  »Und ich sie liebe«, antwortete ich ihr.

  »Tanya, du bist nett und hübsch und ... wir hatten viel Spaß zusammen, aber du und ich? Das hätte nie funktioniert. Du hast etwas Besseres verdient als mich. Du brauchst jemanden, der dich so nimmt, wie du bist, und der dich liebt. Ich liebe meine Freundin. Ich liebe sie.«

  Die Worte, die ich zu Tanya über Jill gesagt hatte, entsprachen der Wahrheit.

  Danach fiel sie mir in die Arme, und dann brachte ich sie zurück in die Klinik. Da Jill immer noch nicht ans Handy ging, war ich wieder nach Hause gefahren. Das alles erklärte ich auch so Amber.

  Einen langen Moment musterte sie mich, dann entspannte Amber sich merklich.

  »Ich dachte schon, ich bin kompliziert, aber Jill und du übertrefft wirklich alles.«

  »Amen!«, rief Winter uns zu und griff in die Chipstüte.

  Ich seufzte.

  »Wo ist sie?«, fragte ich und überlegte fieberhaft, wie es für Jill gewesen sein musste, als sie mich mit Tanya zusammen gesehen hatte.

  »Ich habe keine Ahnung. Im Wohnheim war sie nicht, von dort kam ich, als ich ihre SMS bekommen habe«, antwortete Amber mir.

  »Es ist Freitagabend«, mischte Winter sich jetzt ein und stand vom Sofa auf. Einige Krümel fielen daraufhin zu Boden. »Es wimmelt nur so von Partys auf dem Campus.«

  »Du glaubst, sie ist feiern gegangen?«, fragte Blake ungläubig.

  Winter schnaubte. »Sie glaubt, du treibst es wieder mit Tanya.« Er sah mich an und wirkte ziemlich genervt von dieser Tatsache. »Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber ich bräuchte viel Alkohol und nette Gesellschaft, um den Scheiß zu vergessen.«

  Nette Gesellschaft? In Bezug auf Winter war mir klar, was er damit meinte, aber Jill würde doch nicht ... nein! Niemals. Aber wer wusste schon, an welchen Idioten sie geraten würde.

  »Ich telefonier mal rum«, murmelte Winter und zog sein Handy aus der Tasche.

  Wenn jemand erfuhr, was so los war auf dem Campus und wer sich dort tummelte, dann Winter.

  »Aua!«, rief Blake plötzlich aus. Ich drehte mich zu den beiden um. Amber hielt wieder das Kissen in der Hand, dann funkelte sie ihre bessere Hälfte wütend an.

  »Hast du etwa gewusst, dass Nick und Jill mir etwas vorspielen?«

  Blake sah aus, als würde er gerade lieber woanders sein wollen. Dann schaute er mich an. »Ich habe dir gesagt, ich wollte es nicht wissen. Honey, komm schon.« Er wandte sich seiner Freundin wieder zu. Blake strich ihr über den Oberarm.

  »Wir haben ein Problem«, begann Winter jetzt. Wir alle drehten uns zu ihm um. Er holte tief Luft und wirkte dabei ziemlich angespannt. Jetzt war ich es, der aufstand.

  »Wo ist sie?«, fragte ich tonlos, und machte mich auf alles gefasst, bis auf die Antwort, die Winter uns gab.

  »Bootshaus!«

  »Fuck«, rief Blake aus.

  Ich verlor die Fassung, sah mich wie verrückt um, dann lief ich in die Küche, um meinen Autoschlüssel zu holen.

  »Was hast du vor? Was ist los?«, fragte Amber, die absolut keine Ahnung hatte, was Jill im Begriff war zu tun. Wenn ich nicht schon zu spät käme. Nein! Darüber darf ich nicht einmal nachdenken!

  Als ich die Schlüssel hatte, kam Amber auf mich zugerannt. Sie wirkte besorgt. »Nick?«

  Ich sah zu Blake, und gab ihm ein Zeichen, es ihr zu erklären. Ich war gerade nicht bereit, irgendwas zu sagen.

  »Ich nehme meinen Wagen!« Blake nickte mit ernster Miene, denn er wusste, was jetzt kommen würde.

  »Wir kommen nach.« Er würde in seinem Zustand nur dafür sorgen, dass wir zu lange bräuchten.

  Ich nickte und Winter folgte mir hinaus. Er sah mich an und versuchte sich an einem Grinsen. Aber es wirkte genauso angespannt wie ich, als ich es versuchte. Denn das hier war nicht witzig. Es war eine Katastrophe und das erste Mal in meinem Leben wusste ich nicht, ob es reichen würde, wenn ich mein Bestes gab.

  Jill

  »Und das ist Andie. Er spielt auch im Team«, stellte Dave mir jetzt noch einen Kerl vor, der mich auch musterte, als wäre ich ein rohes Stück Fleisch, das er mal probieren könnte. Dave brachte mich dann direkt weiter.
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br />   Als ich mich für die Party umgezogen hatte, hielt ich das hier alles noch für eine gute Idee. Zwei Stunden später war es nicht mehr der Fall.

  Das Bootshaus war erst ein paar Jahre alt und somit noch ziemlich gut in Schuss. Das Schwimmteam konnte hier sicher sehr gut trainieren.

  Einige von ihnen starrten mich die ganze Zeit an, als wüssten sie ganz genau, wozu ich hier wäre.

  Gott sei Dank nahm mir Dave schnell den Wind aus den Segeln, als er ein paar Storys über jeden Einzelnen erzählte. Viele schienen vergeben und waren schlecht drauf, weil sie das letzte Spiel verloren hatten usw.

  Seine Geschichten klangen alle plausibel.

  Vermutlich interpretierte ich auch einfach zu viel in deren Blicke. Ich traute meinem Urteilsvermögen sowieso nicht mehr.

  »Hier.«

  Er überreichte mir einen Becher mit Punsch.

  »Danke, aber ...«

  »Es geht nichts über Alkohol, wenn einem das Herz gebrochen wird. Glaub mir«, sprach er so verständnisvoll mit mir, dass ich doch an dem Becher nippte. Erdbeerpunsch. Lecker. Ich nahm einen größeren Schluck.

  Das Bootshaus bestand aus einem großen Aufenthaltsraum, der viele Auszeichnungen an den Wänden zeigte. Außerdem hingen dort auch Kajaks herum. Hinten befanden sich wohl noch ein paar Zimmer. Dorthin liefen wir dann auch.

  »Hier drüben kann man sich besser unterhalten«, erklärte er, und tatsächlich war die laute Musik nicht mehr so zu hören. »Also, sagst du mir, warum du doch gekommen bist?«

  Er wusste, warum ich hier war. Immerhin hatte er das mit Tanya und Nick mitbekommen.

  Dave öffnete eine Tür, damit ich mit ihm hineinging, während ich einen weiteren Schluck vom Punsch nahm. In dem Zimmer befand sich ein Schreibtisch, zwei Stühle und ein fast leer geräumtes Regal. Kein Raum, der oft benutzt wurde, so wie es schien.

  Ich setzte mich auf einen der Stühle.

  »Ablenkung«, murmelte ich und nippte an dem Becher, um etwas zu tun zu haben.

  Dave drückte sich an den Schreibtisch und sah mich abwartend an.

  Auf was wartete er?

  »Dann bist du genau am richtigen Ort«, sprach er und grinste.

  Dave sah wie immer attraktiv aus. Dunkelblaues Hemd, Stoffhose. Tolles Haar, tolle Augen, tolle ... ach, ich konnte den ganzen Abend so weitermachen, aber ich hatte einfach kein Interesse.

  Nick war der Mann, der das Kribbeln in mir verursachte. Die Zeit, in der ich Dave jede Minute am liebsten angesehen hatte, fühlte sich weit weg an.

  »Dave, ich wollte dir sagen ...«

  Mein Hals begann zu kribbeln oder war es meine Zunge? Dann verschwamm vor mir leicht Daves Statur. Mehrmals blinzelte ich, bis das Bild wieder klarer wurde.

  Dave sah mich immer noch lächelnd an.

  »Du bist wirklich hübsch, weißt du das? Ist mir echt peinlich, dass mir das erst jetzt aufgefallen ist«, begann er.

  Ich ertastete meine Stirn. Fieber hatte ich keines.

  »Danke«, murmelte ich, und wieder begann alles vor meinen Augen zu verschwimmen.

  »Du kannst mir später danken.«

  Ich blinzelte wie verrückt, bevor ich darüber nachdenken konnte, was Dave gesagt hatte.

  »Schade, dass du heute Jeans trägst.«

  »Ich habe genug von Kleidern«, antwortete ich ehrlich und meinte eigentlich damit Nick. Aber die Kleider aus meinem Schrank zu verbannen, war die erste Maßnahme, ihn endlich zu vergessen.

  Plötzlich spürte ich etwas an meinem Bein. Ich schaute hinunter und erkannte, dass es Daves Hand war, die über meinen Oberschenkel strich. Obwohl es eine einfache Berührung war, fühlte es sich an, als würden tausende kleine Nadeln meine Haut berühren. Was war denn los mit mir?

  »Ich muss ...«, setzte ich an, und war im Begriff mich zu erheben, als Dave mich wieder auf den Stuhl zurückdrückte.

  »Das schaffst du eh nicht«, kommentierte er meinen Versuch und hatte recht. Mir wurde schwindelig und ich bekam das Gefühl, als würde der Raum sich drehen. »O’Donnell macht sich wirklich nichts aus dir, wenn er zulässt, dass du hierherkommst«, flüsterte er mir ins Ohr, und ich zuckte zusammen, weil ich das nicht kommen gesehen hatte.

  »Dave, lasch misch ...« Ich begann zu nuscheln, als wäre ich stockbesoffen. Der Boden drehte sich weiterhin, mein Magen begann zu schmerzen. Oh Gott, das war nicht normal. Das war keine normale Reaktion meines Körpers!

  Der Becher fiel mir aus der Hand und landete wohl auf dem Boden, ich konnte nicht so viel erkennen. Er hat mir etwas in den Becher gekippt.

  »Du wirst ihn in den Mund nehmen und schön saugen, hast du das verstanden, Jill?«

  WAS?

  Ich wankte auf dem Stuhl, konnte aber nicht mal mehr die Kraft aufbringen, um aufzustehen und wegzurennen. Denn das hätte wohl jedes vernünftige Wesen gemacht. Nur war ich Idiotin auf diesen Vergewaltiger reingefallen. Wie dumm konnte man sein? Wie dumm konnte ich nur sein?

  Auf einmal spürte ich, wie mir mein Shirt über den Kopf gezogen wurde. Wie eine Puppe ließ ich es geschehen. Der Nebel, der sich um meinen Kopf gebildet hatte, wurde immer dichter. Egal wie sehr ich das hier nicht wollte, mein Körper konnte sich nicht dagegen wehren.

  Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien. Aber mehr als ein Ächzen kam nicht über meine Lippen. Weitere Nadelstiche folgten an meinem Oberarm. Mittlerweile sah ich nur noch einen dunklen Fleck vor mir stehen. Dave fing an, mich zu berühren. Nein! Das wollte ich nicht!

  Dann passierte es ganz schnell. Es polterte. Ich hörte Rufe und weiteres Gepolter. Und alles bekam ich auf diesem Stuhl mit, auf dem ich schlaff wie ein schutzloses Baby saß.

  Nick

  »Wo ist sie?«, brüllte ich Josh an, den ich an seinem verschissenen Kragen packte und bedrohlich ansah. Er wusste ganz genau, wen ich meinte. Seine Augen waren vor Überraschung vergrößert, er begriff aber schnell, dass eine Lüge ihn so einiges kosten würde, wie z.B. eine gebrochene Nase.

  Die Party war schon im vollem Gange und natürlich befanden sich unter dem Schwimmteam kaum Frauen. Viele wussten bereits über diese kranke Scheiße Bescheid, die hier ablief.

  Winter stand hinter mir und hielt sich im Hintergrund. Ich wusste, er würde eingreifen, falls es nötig wäre.

  Die Musik war längst leiser geschaltet und alle starrten uns an.

  »In einem der Hinterzimmer«, antwortete Josh, der Captain des Teams. Er hatte sich bereits mit Blake angelegt gehabt, als dieser Amber angemacht hatte. Noch so ein Idiot von denen würde nicht so glimpflich davonkommen.

  Mit viel Wucht ließ ich von ihm ab. Josh stolperte zurück.

  Während ich mich auf alles bereit machte, was mich in diesen Zimmern erwarten würde, redete Josh sich heraus.

  »Sie ist aus freien Stücken hier. Wenn sie zu dir gehört, hättest du ...«

  »Du kannst davon ausgehen, dass du tot bist, wenn ihr was passiert ist«, rief ich ihm nach und marschierte nach hinten.

  »Er meint das ernst. Scheiß dir schon mal in die Hose, du Witzfigur von einem Sportler«, erklärte Winter ihm lachend.

  Es befanden sich drei Türen hier hinten. Ich brach die erste Tür auf, wie ich es auf dem Spielfeld tun würde. Mit voller Wucht in den Mann bzw. in das Holz.

  Die Tür gab nach.

  Mir fiel sofort Jills schlaffer Körper in dem Stuhl auf und dass sie kein Shirt mehr trug. Dieser miese Dreckskerl stand direkt vor ihr, er war gerade dabei seine Hose zu öffnen. Die Rechnung mit ihm musste endlich beglichen werden.

  Der Schock saß tief in seinem Gesicht, als er mich erkannte.

  »Warte!«, rief er aus, aber da stürzte ich mich schon auf ihn.

  Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf. Einer davon war, wie Mom mir im zarten Alter von sechs Jahren erklärt hatte, dass Gewalt niemals eine Lösung war.

  »Ich weiß, dass du sauer auf diesen Simon bist, mein Schatz. Aber wenn du ihn auch haust, geht das immer so weiter. Ihr solltet euch nicht prügeln, nur weil ihr euch nicht leiden könnt. Gewalt ist keine Lösung.«

  Und wie das eine Lösung war!

  Ich griff mir sein Hemd und zog ihn um mich herum direkt in da
s Regal vor uns. Es fiel krachend zusammen, als Dave hineinsackte.

  Dann schlug ich ihm meine Faust ins Gesicht und dann gleich nochmal. Dave kam nicht einmal dazu, sich zu wehren.

  Er hat sie betäubt. Er hat sie angefasst. Er wollte ...

  »O’Donnell!«

  Jemand berührte mich an der Schulter, während ich mir diesen Pisser noch mal greifen wollte. Ich wandte mich um und sah Winter, der mich mit so einer ruhigen Gelassenheit anschaute, dass ich mehrmals blinzeln musste.

  »Nick, das mach ich, okay. Kümmere dich um dein Mädchen!«

  Winter und ich nannten uns nie beim Vornamen, deswegen wusste ich, dass es genau das Richtige war.

  Ich sah zu Jill, die immer noch reglos in ihrem Stuhl saß. Winter hatte ihr wohl eine Decke übergelegt, damit sie niemand in dem Zustand sehen konnte.

  Hastig ging ich zu ihr und kniete mich runter, um sie genauer anzusehen.

  Als ich die Hand auf ihren Oberschenkel legte, begann sie zu zittern.

  Ihre Augen wirkten glasig, ein paar Tränen hatte sie bereits geweint. Jill war blass wie die weiße Wand hier drin.

  »Jill, ich bin es. Nick.«

  Ich berührte ihre Wange und fühlte, wie kühl sie war. Kalter Schweiß.

  Sie reagierte noch immer nicht, als sie sich auf einmal nach vorne beugte und sich vor meinen Füßen erbrach.

  Instinktiv hielt ich ihr die Haare zurück.

  »Wie viel habt ihr Jill gegeben?«, fragte Winter Dave wütend und zog ihn vom zerstörten Regal weg. Dieser blutete bereits heftig aus Nase und Mund.

  »K-keine Ahnung. Josh hat wie immer dosiert«, antwortete der zitternd.

  Blake kam mit Amber und ein paar anderen Jungs durch den Flur ins Zimmer.

  Amber starrte Jill geschockt an, und Blake wirkte auch ziemlich fertig bei dem Anblick. Dann funkelte er mich wütend an.

  »Nehmt die Bude auseinander und ruft einen Krankenwagen«, rief er und meinte damit die weiteren Jungs aus dem Team. Dankend nickte ich ihm zu und bemerkte, dass Jill aufgehört hatte sich zu übergeben.

  »Jill?« Ich kniete mich wieder hin. »Ich nehme dich jetzt auf den Arm, hab keine Angst, okay?« Sie reagierte wieder nicht, nur das Zittern wurde stärker. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um die Wut, die ich spürte, zu kompensieren. Sie hatten ihr wehgetan, und ich hatte sie nicht beschützen können, weil ständig diese Missverständnisse zwischen uns standen.

 

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