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The Selected Poetry of Rainer Maria Rilke

Page 20

by Rainer Maria Rilke


  Nein, er wird fortgehen. Zum Beispiel während sie alle beschäftigt sind, ihm den Geburtstagstisch zu bestellen mit den schlecht erratenen Gegenständen, die wieder einmal alles ausgleichen sollen. Fortgehen für immer. Viel später erst wird ihm klar werden, wie sehr er sich damals vornahm, niemals zu lieben, um keinen in die entsetzliche Lage zu bringen, geliebt zu sein. Jahre hernach fällt es ihm ein und, wie andere Vorsätze, so ist auch dieser unmöglich gewesen. Denn er hat geliebt und wieder geliebt in seiner Einsamkeit; jedesmal mit Verschwendung seiner ganzen Natur und unter unsäglicher Angst um die Freiheit des andern. Langsam hat er gelernt, den geliebten Gegenstand mit den Strahlen seines Gefühls zu durchscheinen, statt ihn darin zu verzehren. Und er war verwöhnt von dem Entzücken, durch die immer transparentere Gestalt der Geliebten die Weiten zu erkennen, die sie seinem unendlichen Besitzenwollen auftat.

  Wie konnte er dann nächtelang weinen vor Sehnsucht, selbst so durch-leuchtet zu sein. Aber eine Geliebte, die nachgiebt, ist noch lang keine Liebende. O, trostlose Nächte, da er seine flutenden Gaben in Stücken wiederempfing, schwer von Vergänglichkeit. Wie gedachte er dann der Troubadours, die nichts mehr fürchteten als erhört zu sein. Alles erworbene und vermehrte Geld gab er dafür hin, dies nicht noch zu erfahren. Er kränkte sie mit seiner groben Bezahlung, von Tag zu Tag bang, sie könnten versuchen, auf seine Liebe einzugehen. Denn er hatte die Hoffnung nicht mehr, die Liebende zu erleben, die ihn durchbrach.

  Selbst in der Zeit, da die Armut ihn täglich mit neuen Härten erschreckte, da sein Kopf das Lieblingsding des Elends war und ganz abgegriffen, da sich überall an seinem Leibe Geschwüre aufschlugen wie Notaugen gegen die Schwärze der Heimsuchung, da ihm graute vor dem Unrat, auf dem man ihn verlassen hatte, weil er seinesgleichen war: selbst da noch, wenn er sich besann, war es sein größestes Entsetzen, erwidert worden zu sein. Was waren alle Finsternisse seither gegen die dichte Traurigkeit jener Umarmungen, in denen sich alles verlor. Wachte man nicht auf mit dem Gefühl, ohne Zukunft zu sein? Ging man nicht sinnlos umher ohne Anrecht auf alle Gefahr? Hatte man nicht hundertmal versprechen müssen, nicht zu sterben? Vielleicht war es der Eigensinn dieser argen Erinnerung, die sich von Wiederkunft zu Wiederkunft eine Stelle erhalten wollte, was sein Leben unter den Abfällen währen ließ. Schließlich fand man ihn wieder. Und erst dann, erst in den Hirtenjahren, beruhigte sich seine viele Vergangenheit.

  Wer beschreibt, was ihm damals geschah? Welcher Dichter hat die Über-redung, seiner damaligen Tage Länge zu vertragen mit der Kürze des Lebens? Welche Kunst ist weit genug, zugleich seine schmale, vermantelte Gestalt hervorzurufen und den ganzen Überraum seiner riesigen Nächte.

  Das war die Zeit, die damit begann, daß er sich allgemein und anonym fühlte wie ein zögernd Genesender. Er liebte nicht, es sei denn, daß er es liebte, zu sein. Die niedrige Liebe seiner Schafe lag ihm nicht an; wie Licht, das durch Wolken fällt, zerstreute sie sich um ihn her und schimmerte sanft über den Wiesen. Auf der schuldlosen Spur ihres Hungers schritt er schweigend über die Weiden der Welt. Fremde sahen ihn auf der Akropolis, und vielleicht war er lange einer der Hirten in den Baux und sah die versteinerte Zeit das hohe Geschlecht überstehen, das mit allem Erringen von Sieben und Drei die sechzehn Strahlen seines Sterns nicht zu bezwingen vermochte. Oder soll ich ihn denken zu Orange, an das ländliche Triumphtor geruht? Soll ich ihn sehen im seelen-gewohnten Schatten der Allyscamps, wie sein Blick zwischen den Gräbern, die offen sind wie die Gräber Auferstandener, eine Libelle verfolgt?

  Gleichviel. Ich seh mehr als ihn, ich sehe sein Dasein, das damals die lange Liebe zu Gott begann, die stille, ziellose Arbeit. Denn über ihn, der sich für immer hatte verhalten wollen, kam noch einmal das anwachsende Nichtanderskönnen seines Herzens. Und diesmal hoffte er auf Erhörung. Sein ganzes, im langen Alleinsein ahnend und unbeirrbar gewordenes Wesen versprach ihm, daß jener, den er jetzt meinte, zu lieben verstünde mit durchdringender, strahlender Liebe. Aber während er sich sehnte, endlich so meisterhaft geliebt zu sein, begriff sein an Fernen gewohntes Gefühl Gottes äußersten Abstand. Nächte kamen, da er meinte, sich auf ihn zuzuwerfen in den Raum; Stunden voller Entdeckung, in denen er sich stark genug fühlte, nach der Erde zu tauchen, um sie hinaufzureißen auf der Sturmflut seines Herzens. Er war wie einer, der eine herrliche Sprache hört und fiebernd sich vornimmt, in ihr zu dichten. Noch stand ihm die Bestürzung bevor, zu erfahren, wie schwer diese Sprache sei; er wollte es nicht glauben zuerst, daß ein langes Leben darüber hingehen könne, die ersten, kurzen Scheinsätze zu bilden, die ohne Sinn sind. Er stürzte sich ins Erlernen wie ein Läufer in die Wette; aber die Dichte dessen, was zu überwinden war, verlangsamte ihn. Es war nichts auszudenken, was demütigender sein konnte als diese Anfängerschaft. Er hatte den Stein der Weisen gefunden, und nun zwang man ihn, das rasch gemachte Gold seines Glücks unaufhörlich zu verwandeln in das klumpige Blei der Geduld. Er, der sich dem Raum angepaßt hatte, zog wie ein Wurm krumme Gänge ohne Ausgang und Richtung. Nun, da er so mühsam und kummervoll lieben lernte, wurde ihm gezeigt, wie nachlässig und gering bisher alle Liebe gewesen war, die er zu leisten vermeinte. Wie aus keiner etwas hatte werden können, weil er nicht begonnen hatte, an ihr Arbeit zu tun und sie zu verwirklichen.

  In diesen Jahren gingen in ihm die großen Veränderungen vor. Er vergaß Gott beinah über der harten Arbeit, sich ihm zu nähern, und alles, was er mit der Zeit vielleicht bei ihm zu erreichen hoffte, war »sa patience de supporter une âme<. Die Zufälle des Schicksals, auf die die Menschen halten, waren schon längst von ihm abgefallen, aber nun verlor, selbst was an Lust und Schmerz notwendig war, den gewürzhaften Beigeschmack und wurde rein und nahrhaft für ihn. Aus den Wurzeln seines Seins entwickelte sich die feste, überwinternde Pflanze einer fruchtbaren Freudigkeit. Er ging ganz darin auf, zu bewältigen, was sein Binnenleben ausmachte, er wollte nichts überspringen, denn er zweifelte nicht, daß in alledem seine Liebe war und zunahm. Ja, seine innere Fassung ging so weit, daß er beschloß, das Wichtigste von dem, was er früher nicht hatte leisten können, was einfach nur durchwartet worden war, nachzuholen. Er dachte vor allem an die Kindheit, sie kam ihm, je ruhiger er sich besann, desto ungetaner vor; alle ihre Erinnerungen hatten das Vage von Ahnungen an sich, und daß sie als vergangen galten, machte sie nahezu zukünftig. Dies alles noch einmal und nun wirklich auf sich zu nehmen, war der Grund, weshalb der Entfremdete heimkehrte. Wir wissen nicht, ob er blieb; wir wissen nur, daß er wiederkam.

  Die die Geschichte erzählt haben, versuchen es an dieser Stelle, uns an das Haus zu erinnern, wie es war; denn dort ist nur wenig Zeit vergangen, ein wenig gezählter Zeit, alle im Haus können sagen, wieviel. Die Hunde sind alt geworden, aber sie leben noch. Es wird berichtet, daß einer aufheulte. Eine Unterbrechung geht durch das ganze Tagwerk. Gesichter erscheinen an den Fenstern, gealterte und erwachsene Gesichter von rührender Ähnlichkeit. Und in einem ganz alten schlägt plötzlich blaß das Erkennen durch. Das Erkennen? Wirklich nur das Erkennen? —Das Verzeihen. Das Verzeihen wovon? —Die Liebe. Mein Gott: die Liebe.

  Er, der Erkannte, er hatte daran nicht mehr gedacht, beschäftigt wie er war: daß sie noch sein könne. Es ist begreiflich, daß von allem, was nun geschah, nur noch dies überliefert ward: seine Gebärde, die unerhörte Gebärde, die man nie vorher gesehen hatte; die Gebärde des Flehens, mit der er sich an ihre Füße warf, sie beschwörend, daß sie nicht liebten. Erschrocken und schwankend hoben sie ihn zu sich herauf. Sie legten sein Ungestüm nach ihrer Weise aus, indem sie verziehen. Es muß für ihn unbeschreiblich befreiend gewesen sein, daß ihn alle mißverstanden, trotz der verzweifelten Eindeutigkeit seiner Haltung. Wahrscheinlich konnte er bleiben. Denn er erkannte von Tag zu Tag mehr, daß die Liebe ihn nicht betraf, auf die sie so eitel waren und zu der sie einander heimlich ermunterten. Fast mußte er lächeln, wenn sie sich anstrengten, und es wurde klar, wie wenig sie ihn meinen konnten.

  Was wußten sie, wer er war. Er war jetzt furchtbar schwer zu lieben, und er fühlte, daß nur Einer dazu imstande sei. Der aber wollte noch nicht.

  NICHT GESAMMELTE GEDICHTE

 
1913–1918

  Notes

  DIE SPANISCHE TRILOGIE

  [I]

  Aus dieser Wolke, siehe: die den Stern

  so wild verdeckt, der eben war—(und mir),

  aus diesem Bergland drüben, das jetzt Nacht,

  Nachtwinde hat für eine Zeit—(und mir),

  aus diesem Fluß im Talgrund, der den Schein

  zerrissner Himmels-Lichtung fängt—(und mir);

  aus mir und alledem ein einzig Ding

  zu machen, Herr: aus mir und dem Gefühl,

  mit dem die Herde, eingekehrt im Pferch,

  das große dunkle Nichtmehrsein der Welt

  ausatmend hinnimmt—, mir und jedem Licht

  im Finstersein der vielen Häuser, Herr:

  ein Ding zu machen; aus den Fremden, denn

  nicht Einen kenn ich, Herr, und mir und mir

  ein Ding zu machen; aus den Schlafenden,

  den fremden alten Männern im Hospiz,

  die wichtig in den Betten husten, aus

  schlaftrunknen Kindern an so fremder Brust,

  aus vielen Ungenaun und immer mir,

  aus nichts als mir und dem, was ich nicht kenn,

  das Ding zu machen, Herr Herr Herr, das Ding,

  das welthaft-irdisch wie ein Meteor

  in seiner Schwere nur die Summe Flugs

  zusammennimmt: nichts wiegend als die Ankunft.

  [II]

  Warum muß einer gehn und fremde Dinge

  so auf sich nehmen, wie vielleicht der Träger

  den fremdlings mehr und mehr gefüllten Marktkorb

  von Stand zu Stand hebt und beladen nachgeht

  und kann nicht sagen: Herr, wozu das Gastmahl?

  Warum muß einer dastehn wie ein Hirt,

  so ausgesetzt dem Übermaß von Einfluß,

  beteiligt so an diesem Raum voll Vorgang,

  daß er gelehnt an einen Baum der Landschaft

  sein Schicksal hätte, ohne mehr zu handeln.

  Und hat doch nicht im viel zu großen Blick

  die stille Milderung der Herde. Hat

  nichts als Welt, hat Welt in jedem Aufschaun,

  in jeder Neigung Welt. Ihm dringt, was andern

  gerne gehört, unwirtlich wie Musik

  und blind ins Blut und wandelt sich vorüber.

  Da steht er nächtens auf und hat den Ruf

  des Vogels draußen schon in seinem Dasein

  und fühlt sich kühn, weil er die ganzen Sterne

  in sein Gesicht nimmt, schwer—, o nicht wie einer,

  der der Geliebten diese Nacht bereitet

  und sie verwöhnt mit den gefühlten Himmeln.

  [III]

  Daß mir doch, wenn ich wieder der Städte Gedräng

  und verwickelten Lärmknäul und die

  Wirrsal des Fahrzeugs um mich habe, einzeln,

  daß mir doch über das dichte Getrieb

  Himmel erinnerte und der erdige Bergrand,

  den von drüben heimwärts die Herde betrat.

  Steinig sei mir zu Mut

  und das Tagwerk des Hirten scheine mir möglich,

  wie er einhergeht und bräunt und mit messendem Steinwurf

  seine Herde besäumt, wo sie sich ausfranst.

  Langsamen Schrittes, nicht leicht, nachdenklichen Körpers,

  aber im Stehn ist er herrlich. Noch immer dürfte ein Gott

  heimlich in diese Gestalt und würde nicht minder.

  Abwechselnd weilt er und zieht, wie selber der Tag,

  und Schatten der Wolken

  durchgehn ihn, als dächte der Raum

  langsam Gedanken für ihn.

  Sei er wer immer für euch. Wie das wehende Nachtlicht

  in den Mantel der Lampe stell ich mich innen in ihn.

  Ein Schein wird ruhig. Der Tod

  fände sich reiner zurecht.

  DER GEIST ARIEL

  (Nach der Lesung von Shakespeares Sturm)

  Man hat ihn einmal irgendwo befreit

  mit jenem Ruck, mit dem man sich als Jüngling

  ans Große hinriß, weg von jeder Rücksicht.

  Da ward er willens, sieh: und seither dient er,

  nach jeder Tat gefaßt auf seine Freiheit.

  Und halb sehr herrisch, halb beinah verschämt,

  bringt mans ihm vor, daß man für dies und dies

  ihn weiter brauche, ach, und muß es sagen,

  was man ihm half. Und dennoch fühlt man selbst,

  wie alles das, was man mit ihm zurückhält,

  fehlt in der Luft. Verführend fast und süß:

  ihn hinzulassen—, um dann, nicht mehr zaubernd,

  ins Schicksal eingelassen wie die andern,

  zu wissen, daß sich seine leichte Freundschaft,

  jetzt ohne Spannung, nirgends mehr verpflichtet,

  ein Überschuß zu dieses Atmens Raum,

  gedankenlos im Element beschäftigt.

  Abhängig fürder, länger nicht begabt,

  den dumpfen Mund zu jenem Ruf zu formen,

  auf den er stürzte. Machtlos, alternd, arm

  und doch ihn atmend wie unfaßlich weit

  verteilten Duft, der erst das Unsichtbare

  vollzählig macht. Auflächelnd, daß man dem

  so winken durfte, in so großen Umgang

  so leicht gewöhnt. Aufweinend vielleicht auch,

  wenn man bedenkt, wie’s einen liebte und

  fortwollte, beides, immer ganz in Einem.

  (Ließ ich es schon? Nun schreckt mich dieser Mann,

  der wieder Herzog wird. Wie er sich sanft

  den Draht ins Haupt zieht und sich zu den andern

  Figuren hängt und künftighin das Spiel

  um Milde bittet.… Welcher Epilog

  vollbrachter Herrschaft. Abtun, bloßes Dastehn

  mit nichts als eigner Kraft: »und das ist wenig.«)

  [So angestrengt wider die starke Nacht]

  So angestrengt wider die starke Nacht

  werfen sie ihre Stimmen ins Gelächter,

  das schlecht verbrennt. O aufgelehnte Welt

  voll Weigerung. Und atmet doch den Raum,

  in dem die Sterne gehen. Siehe, dies

  bedürfte nicht und könnte, der Entfernung

  fremd hingegeben, in dem Übermaß

  von Fernen sich ergehen, fort von uns.

  Und nun geruhts und reicht uns ans Gesicht

  wie der Geliebten Aufblick; schlägt sich auf

  uns gegenüber und zerstreut vielleicht

  an uns sein Dasein. Und wir sinds nicht wert.

  Vielleicht entziehts den Engeln etwas Kraft,

  daß nach uns her der Sternenhimmel nachgiebt

  und uns hereinhängt ins getrübte Schicksal.

  Umsonst. Denn wer gewahrts? Und wo es einer

  gewärtig wird: wer darf noch an den Nacht-Raum

  die Stirne lehnen wie ans eigne Fenster?

  Wer hat dies nicht verleugnet? Wer hat nicht

  in dieses eingeborne Element

  gefälschte, schlechte, nachgemachte Nächte

  hereingeschleppt und sich daran begnügt?

  Wir lassen Götter stehn um gohren Abfall,

  denn Götter locken nicht. Sie haben Dasein

  und nichts als Dasein, Überfluß von Dasein,

  doch nicht Geruch, nicht Wink. Nichts ist so stumm

  wie eines Gottes Mund. Schön wie ein Schwan

  auf seiner Ewigkeit grundlosen Fläche:

  so zieht der Gott und taucht und schont sein Weiß.

  Alles verführt. Der kleine Vogel selbst

  tut Zwang an uns aus seinem reinen Laubwerk,

  die Blume hat nicht Raum und drängt herüber;

  was will der Wind nicht alles? Nur der Gott,

  wie eine Säule, läßt vorbei, verteilend

  hoch oben, wo er trägt, nach beiden Seiten

  die leichte Wölbung seines Gleichmuts.

  DIE GROSSE NACHT

  Oft anstaunt ich dich, stand an gestern begonnenem Fenster,

  stand und s
taunte dich an. Noch war mir die neue

  Stadt wie verwehrt, und die unüberredete Landschaft

  finsterte hin, als wäre ich nicht. Nicht gaben die nächsten

  Dinge sich Müh, mir verständlich zu sein. An der Laterne

  drängte die Gasse herauf: ich sah, daß sie fremd war.

  Drüben—ein Zimmer, mitfühlbar, geklärt in der Lampe—,

  schon nahm ich teil; sie empfandens, schlossen die Läden.

  Stand. Und dann weinte ein Kind. Ich wußte die Mütter

  rings in den Häusern, was sie vermögen—, und wußte

  alles Weinens zugleich die untröstlichen Gründe.

  Oder es sang eine Stimme und reichte ein Stück weit

  aus der Erwartung heraus, oder es hustete unten

  voller Vorwurf ein Alter, als ob sein Körper im Recht sei

  wider die mildere Welt. Dann schlug eine Stunde—,

  aber ich zählte zu spät, sie fiel mir vorüber.—

  Wie ein Knabe, ein fremder, wenn man endlich ihn zuläßt,

  doch den Ball nicht fängt und keines der Spiele

  kann, die die andern so leicht an einander betreiben,

  dasteht und wegschaut,—wohin—?: stand ich und plötzlich,

  daß du umgehst mit mir, spielest, begriff ich, erwachsene

  Nacht, und staunte dich an. Wo die Türme

  zürnten, wo abgewendeten Schicksals

  eine Stadt mich umstand und nicht zu erratende Berge

  wider mich lagen, und im genäherten Umkreis

  hungernde Fremdheit umzog das zufällige Flackern

  meiner Gefühle—: da war es, du Hohe,

  keine Schande für dich, daß du mich kanntest. Dein Atem

  ging über mich. Dein auf weite Ernste verteiltes

  Lächeln trat in mich ein.

  [Du im Voraus]

  Du im Voraus

  verlorne Geliebte, Nimmergekommene,

 

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