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Feel Again

Page 32

by Mona Kasten


  Ich schluckte mehrmals hintereinander und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzukämpfen, die mir bei seinen Worten in die Augen gestiegen waren. Mein Blick war verschleiert, deshalb konnte ich Rileys Reaktion nicht sehen, aber plötzlich spürte ich, dass Isaac sich neben mir bewegte. Im nächsten Moment ergriff er meine Hand und verschränkte unsere Finger. Er drückte sanft zu, nur einmal.

  Ich wagte es nicht, ihn anzusehen, aus Angst, ich könnte die Fassung verlieren.

  »Morgan«, setzte Riley in diesem Moment an und stieß dann die Luft hörbar aus. Ich konnte mir nur vorstellen, wie schwer dieser Moment für sie sein musste. Wir hatten nie über Gefühle geredet, hatten nie laut ausgesprochen, wie es in uns drin aussah. Dass sie jetzt im Begriff war, vor all diesen Menschen genau das zu tun, machte mir ein weiteres Mal an diesem Tag bewusst, wie wenig wir noch gemeinsam hatten.

  Sie lachte, ein kurzer, unsicherer Laut, bevor sie weitersprach: »Ich bin nicht gut mit Worten. Vor allem nicht, wenn ich unter Druck stehe und mir siebzig Menschen zuhören.« Alle lachten mit ihr. »Aber ich kann so viel sagen: Als ich dich kennengelernt habe, habe ich mich an keinem guten Punkt in meinem Leben befunden. Ich habe viele Fehler gemacht. Ungesunde Dinge getan, die mich mit Sicherheit früher oder später das Leben gekostet hätten. Aber seitdem ich dich kenne, hat das Bedürfnis, mich selbst zu zerstören, abgenommen.« Ich hörte ihre Stimme beben und hätte am liebsten die Arme um sie geschlungen. Aber das war nicht mehr meine Aufgabe. »Nur dank dir bin ich heute hier. Du hast mich dazu gebracht, wieder Freude empfinden zu können. Es gibt nicht genug Worte, die meinen Dank dafür ausdrücken könnten.«

  Harlow reichte ihr ein Taschentuch, und Riley tupfte damit über die Stellen unter ihren Augen. Inzwischen kämpfte auch Morgan mit den Tränen, und ich musste den Blick abwenden. Stattdessen starrte ich auf Isaacs und meine Hände, die auf meinem Oberschenkel lagen.

  »Du bist mein bester Freund. Durch dich fühle ich mich nicht mehr allein, sondern habe ein Zuhause gefunden. Ich verspreche dir, mit dir zu lachen und zu weinen. Mit dir zu wachsen und deine Träume zu unterstützen. Ich verspreche dir, bei keinem Abenteuer von deiner Seite zu weichen und dich zu lieben, jeden Tag und alle Nächte, jede Sekunde unseres Lebens.«

  Riley hatte ihr Zuhause gefunden.

  Sie das sagen zu hören, machte mich auf der einen Seite so unfassbar glücklich und tat auf der anderen Seite so unfassbar weh, dass ich mit meinen Gefühlen völlig überfordert war und kaum atmen konnte. Wir hatten uns seit dem Tod unserer Eltern nichts anderes gewünscht als eine Familie. Menschen, denen wir vertrauen konnten und die uns glücklich machten. Dass sie das mit Morgan gefunden hatte, war mehr, als ich mir je für sie hätte erhoffen können. Er würde sie nicht verletzen. Und sie würde ihn nicht wegstoßen. Dessen war ich mir vollkommen sicher.

  Ich bemerkte erst, dass ich angefangen hatte zu weinen, als Tränen auf meine und Isaacs Hände tropften, eine nach der anderen. »Hey«, murmelte Isaac. Sein Daumen strich in sanften Kreisen über meine Haut.

  Ich sah ihn an. Einen Moment lang verlor ich mich in seinen Augen und ließ zu, dass seine Hand mir Wärme spendete. Dann richtete ich meinen Blick wieder nach vorne.

  Der erste Trauzeuge reichte Morgan ein kleines Kissen, auf dem die Ringe lagen. Morgan nahm Rileys Ring und hielt ihn an ihren linken Finger. »Ich gebe dir diesen Ring als ein Symbol meiner Liebe, mit allem, was ich bin, und allem, was ich habe.«

  Er schob ihn langsam auf ihren Finger. Riley nahm den anderen Ring und wiederholte die Worte, während sie ihn Morgan ansteckte.

  Ich hatte keine Ahnung, was danach geschah. Ich war wie betäubt. Das Einzige, was ich verschwommen wahrnahm, war, wie meine Schwester und ihr Mann, Mr und Mrs Compton, sich unter Applaus küssten.

  KAPITEL 29

  Isaac und ich schwiegen, als wir den anderen Gästen in die große Scheune folgten, wo die eigentliche Feier stattfinden würde. Ich sah mich nicht nach unserem Tisch um, sondern steuerte augenblicklich die Bar an. Doch dort angekommen merkte ich, dass ich gar kein Verlangen nach Alkohol hatte. Ich wollte einfach nur ins Bett.

  Isaac fand mich wenig später und lehnte sich neben mich an den Tresen.

  »Das war eine schöne Trauung«, sagte er, als würde er übers Wetter reden.

  Ich sah an ihm hoch und versuchte, den Ausdruck in seinen Augen zu deuten – vergeblich.

  »Ein bisschen zu schön für meinen Geschmack«, erwiderte ich und wischte mir mit dem Finger unterm Auge entlang, um auch die letzten verschmierten Mascaraspuren zu beseitigen.

  »Ist alles okay?«, fragte er nun, diesmal viel leiser.

  Ich zuckte mit den Schultern, obwohl ich eigentlich heftig den Kopf hätte schütteln sollen. Überhaupt nichts war okay, aber ich glaubte, dass er mich inzwischen genug kannte, um das genau zu wissen.

  Isaac sah unschlüssig zwischen mir und dem Innenraum hin und her. »Wollen wir zu unserem Tisch?«

  Wieder zuckte ich mit den Schultern, ließ es aber zu, dass er mir das Glas abnahm, es auf den Tresen stellte und mir eine Hand auf den Rücken legte. Er führte mich zu den großen runden Tischen, die alle mit weißen, langen Tüchern bedeckt waren. Auf ihnen befanden sich schwarze Servietten und Glasflaschen, in denen schwarze Rosen steckten. Es bestand kein Zweifel, dass Janice und Harlow die Dekoration auf Rileys Kleid abgestimmt hatten. Mir gefiel es. Die Stühle waren weiß und bildeten einen schönen Kontrast zu der Scheune, die aus dunklem Holz bestand. An manchen Ecken war sie schon recht heruntergekommen, aber mit den vielen Lichterketten, die in jeder Ecke hingen und den Raum in ein schönes, warmes Licht tauchten, fiel das kaum auf. Um uns herum »oh«-ten und »ah«-ten die Gäste, als sie nach und nach hereinkamen und ihren Sitzplatz fanden.

  Isaac und ich saßen an Rileys und Morgans Tisch. Isaac wurde sofort von Morgans Mom in ein Gespräch verwickelt, während ich danebensaß und am Saum meines Kleids herumfummelte.

  Ich war froh, als Riley und Morgan nach einer gefühlten Ewigkeit zu uns kamen. Sofort nahm ich meine Schwester fest in den Arm und hielt sie an mich gedrückt. Ich vergrub das Gesicht an ihrem Hals, und ihre Umarmung wurde so fest, dass ich kaum Luft bekam.

  Wenig später wurde das Büffet eröffnet. Das Essen sah köstlich aus, aber ich bekam keinen einzigen Bissen herunter. Ich stocherte auf meinem Teller herum und versuchte angestrengt, Small Talk mit Morgans Eltern zu halten. Hin und wieder spürte ich Isaacs Blick auf mir, doch er sagte nichts.

  Nach dem Essen gab es ein paar Reden von befreundeten Pärchen und Morgans Vater. Ein Toast wurde ausgesprochen, und danach beobachtete ich von meinem Platz am Tisch aus, wie Riley und Morgan ihren Hochzeitstanz tanzten. Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie ganz dicht an sich. Mit der anderen hielt er ihre Hand fest und drückte sie sich auf die Brust. Es war keine einstudierte Choreografie, sondern ein Moment nur für die beiden. Ich wünschte mir inständig, ich hätte meine Kamera mitgenommen, um die beiden zu fotografieren. Aber Frank lag zu Hause – auf Rileys Wunsch hin. Sie hatte mir gesagt, ich solle die Feier genießen und nicht arbeiten. Dabei wäre mir nichts lieber gewesen, als in diesem Moment etwas zu tun zu haben.

  Noch bevor die letzten Takte verklungen waren und die Band in den nächsten Song überleitete, küssten sich meine Schwester und ihr Mann kurz. Dann ließen sie sich los und kamen direkt auf uns zu. Riley streckte Isaac die Hand entgegen, und im selben Moment griff Morgan nach meiner. Das nächste Lied fing an, und er führte mich in eine Drehung und dabei mitten auf die Tanzfläche.

  »Und? Ist doch gar nicht so schlimm wie erwartet, oder?«, fragte er mich mit seiner dunklen Stimme.

  Ich lächelte schwach. Ich warf einen Blick zur Seite und sah, wie meine Schwester mit Isaac tanzte. Sie strahlte bis über beide Ohren. »Danke, dass du Riley glücklich machst«, sagte ich leise.

  »Es ist das Beste, was ich jemals machen durfte. Ich werde mein Leben damit verbringen, jeden Tag zum besten ihres Lebens zu machen. Ich hoffe, das weißt du.«

  »Natürlich.«

  »Ich me
ine es ernst. Ich weiß, dass du Vorbehalte hattest, was die Hochzeit angeht, aber ich liebe Riley. Ich würde alles für sie tun. Ich weiß, dass nichts das wiedergutmachen kann, was euch zugestoßen ist – aber ich werde ihr jeden Tag zeigen, wie sehr sie geliebt wird.«

  Ich spürte, wie mir schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. »Du musst dringend aufhören, mich zum Weinen zu bringen.«

  Er lachte bloß rumpelnd und zog mich noch fester an sich heran.

  »Du bist auch meine kleine Schwester, Sawyer. Du kannst immer zu mir – zu uns – kommen, wenn irgendetwas ist. Ich hoffe, das weißt du. Wir sind alle eine Familie, seit heute auch ganz offiziell.«

  Zum Glück war er so groß und hielt mich so dicht an sich gedrückt, sonst hätte jeder die Tränenspuren auf meinen Wangen gesehen.

  Ich wusste es zu schätzen, dass er das sagte, auch wenn es nicht stimmte. Das hier war nicht meine Familie. Ich kannte einen Großteil der Menschen ja nicht mal, und ich hatte auch nicht das Bedürfnis, sie näher kennenzulernen.

  Aber ich schwieg und ließ den Rest des Liedes über mich ergehen. Am Ende machte Morgan einen Schritt von mir weg und sah mich prüfend an.

  »Sehe ich schlimm aus?«, fragte ich und zuckte beim nasalen Klang meiner Stimme zusammen. Bäh.

  »Ein bisschen wie ein Waschbär«, erwiderte er lächelnd und wischte mir über die Wange.

  »Ich gehe am besten mal kurz …«, murmelte ich. Morgan hielt mich noch kurz fest.

  »Bei Riley hat es Jahre gedauert, bis sie mir geglaubt und mir vertraut hat. Und auch bei dir werde ich nicht lockerlassen, Sawyer, und es immer und immer wiederholen, bis du es verstehst.«

  Ich nickte und machte auf dem Absatz kehrt, bevor er noch mehr sagen konnte. In schnellen Schritten lief ich in Richtung der Waschräume. Doch ich kam nicht weit. Plötzlich fasste mich jemand am Arm. Ich stolperte und kam zum Stehen. Verwirrt blickte ich auf.

  Und erstarrte zur Salzsäule.

  Es fühlte sich an, als hätte jemand die ganze Luft aus dem Raum gesogen. Mir wurde schwindelig und heiß und kalt zugleich, und mein Herz schlug erst gar nicht mehr und dann mit einem Mal viel zu schnell.

  Vor mir stand Melissa.

  Sie hatte sich kein bisschen verändert, sondern sah noch genauso aus wie vor fünf Jahren: groß und dürr, das gleiche hellblonde Haar, die gleiche markante Nase und die gleichen blauen Augen, wie auch ich sie hatte. Nur die länglichen Falten neben ihren Mundwinkeln waren länger geworden, sodass sie noch bitterer aussah als damals und viel älter als ihre zweiundvierzig Jahre.

  »Hallo, Sawyer«, sagte sie spöttisch. »Lange nicht gesehen.«

  Ich starrte sie an. Schweiß trat auf meine Stirn, während gleichzeitig auf meinem gesamten Körper eine Gänsehaut ausbrach.

  Wieso war sie hier? Was zum Teufel machte sie auf Rileys Hochzeit?

  »Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, hast du kotzend über meinem Klo gehangen, weil du zu viel gesoffen hattest. Am nächsten Morgen warst du weg.«

  Ich entriss ihr meinen Arm und machte einen Schritt von ihr weg. Doch ich konnte mich nicht umdrehen. Warum konnte ich mich nicht umdrehen?

  »Aber keine Sorge, Riley hat mir alles erklärt«, fuhr Melissa ungerührt weiter. Ihr Ton triefte vor Spott und Hass. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Hilflos sah ich mich um, suchte Riley oder Morgan, irgendwen, der mich aus diesem Albtraum befreien konnte.

  »Hast du mir wirklich gar nichts zu sagen?«

  Ich starrte sie wortlos an.

  Sie lachte humorlos, ein fieser, kurzer Laut, der schreckliche Erinnerungen in mir wachrief.

  Ich erinnerte mich an meinen zehnten Geburtstag, als ich niemanden aus meiner Klasse hatte einladen dürfen und den Tag alleine in meinem Zimmer verbracht hatte, ohne Geschenke und ohne Umarmung. Es war der erste Geburtstag ohne meine Eltern gewesen. Ich erinnerte mich daran, als ich dreizehn gewesen und Riley so krank geworden war, dass sie nicht mehr laufen konnte und im Bad ohnmächtig wurde. Ich hatte versucht, sie zu halten, hatte aber das Gleichgewicht verloren und war dabei mit der Schläfe auf die Badewanne geknallt. Ich hatte schlimm geblutet und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung erlitten. Melissa hatte es nicht interessiert.

  »Du bist wirklich genau wie deine Mutter«, zischte sie jetzt und riss mich aus meinen Gedanken.

  Ich fand meine Stimme wieder. »Was?«, krächzte ich.

  »Genauso dumm und genauso undankbar. Ich habe dich großgezogen, und du schaffst es noch nicht mal, mich ordentlich zu begrüßen?«

  Allmählich schienen die Synapsen in meinem Hirn wieder zu funktionieren. »Hast du sie noch alle?«, knurrte ich und wollte mich von ihr entfernen, als sie erneut nach meinem Arm griff und mich festhielt.

  »Du bist genau wie deine Mutter. Tanzt mit deinem frisch angetrauten Schwager, als würdest du gleich mit ihm in die Kiste springen wollen. Ich kann nicht glauben, dass du Riley das antust«, fauchte sie mich an. Ihre Finger krallten sich immer fester in meinen Arm. Ich versuchte, mich zu befreien, aber verdammt, sie war stark.

  »Lass mich sofort los«, sagte ich tödlich leise und war selbst überrascht davon, wie ruhig meine Stimme klang. In meinem Inneren brach in diesem Moment nämlich alles auseinander, was ich die letzten Jahre versucht hatte zusammenzuhalten.

  Wieso war sie hier?

  »Was ist mit dem Typ, mit dem du hergekommen bist? Reicht dir der nicht?«, fuhr sie fort und die Falten neben ihrem Mund schienen noch tiefer zu werden. Eine Ader an ihrem Hals trat hervor, und ihre Nägel gruben sich in meine Haut. »Du bist wirklich ganz deine Mutter.«

  »Lass mich sofort los, Melissa«, wiederholte ich. Meine Brust fühlte sich so eng an, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu ersticken.

  Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich um uns herum ein paar Köpfe in unsere Richtung drehten. Aufgeregtes Flüstern und Tuscheln erklang in meinen Ohren und wurde immer lauter.

  Das konnte jetzt nicht passieren.

  Das konnte wirklich nicht passieren.

  »Ihr wolltet es ja nie hören. Ich wolltet nicht wahrhaben, was für eine widerliche Schlampe Erin …«

  Ich hörte nur ein Klatschen.

  Dann fühlte ich ein heftiges Brennen in meiner rechten Hand. Und sah Melissa, die zurücktaumelte und zu Boden ging. Sie presste sich die Hand gegen die Nase und starrte zu mir hoch. Als sie die Hand wegnahm, sah ich Blut an ihren Fingern.

  Ich wich einen Schritt zurück, bis ich gegen einen Tisch stieß und mich daran festklammerte.

  Ich konnte kein Blut sehen, nicht, seit ich Mom damals in der Badewanne gefunden hatte.

  »Was zur Hölle?«, erklang Rileys Stimme unvermittelt. Sie eilte durch die Traube von Menschen, die sich um uns herum versammelt hatte, und kam zu einem abrupten Stopp, als sie Melissa mit ihrem blutigen Gesicht auf dem Boden liegen sah. Ihre Hand flog zu ihrem Mund, und sie wurde kalkweiß.

  Als zu mir herumwirbelte und mich ansah, war ihr Blick voller Enttäuschung und Unglauben.

  Melissa erhob sich mit Morgans Hilfe. Er nahm das Anstecktuch aus seiner Brusttasche und reichte es ihr, damit sie es sich unter die Nase halten konnte.

  »Gott, Melissa, das tut mir leid«, murmelte Riley und fasste sie behutsam am Arm.

  Mein Mund klappte auf. Und wieder zu. Fassungslos starrte ich meine Schwester an. »Du hast sie zu deiner Hochzeit eingeladen?«, flüsterte ich. Die Band hatte längst aufgehört zu spielen, sonst hätte Riley mich nicht verstanden.

  Riley presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Schließlich nickte sie knapp.

  Ich zitterte am ganzen Körper. »Sag mir, dass das nicht wahr ist«, brachte ich mühsam beherrscht hervor. »Sag mir, dass du das nicht gemacht hast.«

  Riley machte einen Schritt auf mich zu, aber ich wich zurück. »Sawyer …«, sagte sie flehentlich.

  »Wer bist du?«, fragte ich. Ich hatte ernsthafte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. »Nach allem, was sie uns angetan hat!«

  »Genau deswegen h
abe ich es dir nicht gesagt. Weil ich wusste, dass du eine große Sache daraus machen würdest«, gab Riley zurück. Ihre Stimme bebte.

  »Du hast dich kein Stück verändert«, schaltete sich Melissa dazwischen. »Du bist immer noch dasselbe verzogene Miststück von damals.«

  »Melissa«, zischte Riley. »Du hast es mir versprochen.«

  Melissa deutete mit ihrer freien Hand auf mich. »Guck dir doch an, was aus ihr geworden ist, Riley!«, sagte sie aufgebracht. »Das kannst du doch unmöglich gut finden! Und für so was habe ich Jahre meines Lebens geopfert.«

  Es war zu viel. Es war einfach zu viel. Es gab eine Grenze, was ein einzelner Mensch an einem Tag alles ertragen konnte. Und meine war hiermit erreicht.

  »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?«, schrie ich Melissa an. Es war, als wären in mir mehrere Sicherungen auf einmal durchgebrannt. »Wie kannst du es wagen, mich vor all diesen Leuten zu beleidigen und mir diese Dinge an den Kopf zu werfen?« Ich wurde immer lauter und machte einen drohenden Schritt auf sie zu.

  Plötzlich war Isaac da und stellte sich mir in den Weg.

 

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