by Stella Tack
»Aber Mama …«
»Nichts aber«, unterbrach sie mich. Ohne Rücksicht nahm sie mich am Arm und zog mich quer durch den Raum. »Lächeln!«, zischte sie, während ich verzweifelt zu Ryan zurücksah. Kopfschüttelnd und mit besorgtem Blick folgte er uns.
Meine Mom ging so schnell, dass ich Mühe hatte, nicht zu stolpern. Ich versuchte, mich zu entspannen und ein professionelles Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Es waren schließlich nur vier Stunden. Aber mein ganzer Körper sträubte sich dagegen, sehnte sich nach Ryan.
Er hatte gesagt, dass er mich liebte. Dass er es schon immer getan hat. Wie sollte ich denn jetzt weiter höfliche Konversation betreiben, wenn ich am liebsten Ryan in ein freies Zimmer schleifen und ihn so lange küssen würde, bis er diese drei Worte so oft wiederholt hatte, dass ich mir sicher sein konnte, sie mir nicht eingebildet zu haben.
Doch meine Mutter zog mich unerbittlich zu den Investoren. Ein Mann Ende fünfzig begrüßte mich freundlich.
»Ivy Redmond«, tönte er. »Da sind Sie ja. Ihre Rede hat uns allen sehr gefallen.«
»Ja, danke. Schön, dass Sie da sind«, erwiderte ich höflich.
»Sagen Sie, meine Liebe«, sagte der Mann munter, während er mich aufmerksam musterte. »Da Sie ja so ein schlaues Köpfchen sind, würde es mich ausgesprochen interessieren, was Sie vom aktuellen Aktienmarktanteil von RedEnergies halten. Der Kurs geht wohl wieder nach oben, denken Sie nicht?«
»Oh ja, das kann gut sein«, stammelte ich und fing mir einen strafenden Blick von meiner Mutter ein.
Hilflos sah ich mich um. Irgendjemand musste mich doch retten können. Hauptsache, ich musste nicht die Frage beantworten, ob RedEnergies proaktiv in den westeuropäischen Markt einsteigen würde, wenn sich die Unruhen in den Zinssätzen des amerikanischen Finanzmarkts verringert hätten.
»Ivy, Liebling, da bist du ja!«
Holy Moly! Be careful what you wish for.
Alex stand plötzlich neben mir und strahlte mich an. Noch ehe ich etwas sagen konnte, beugte er sich zu mir herab und gab mir einen Kuss – auf die Lippen! Verdattert starrte ich ihn an. Was sollte das denn jetzt?
»Alexander, wie schön, Sie zu sehen«, rief meine Mutter, klang dabei aber eher verärgert über die abrupte Störung als tatsächlich erfreut.
Alex lächelte einnehmend. »Mrs Redmond, ich muss Ihnen zu dem gelungenen Abend gratulieren.«
»Danke schön«, sagte meine Mutter knapp und nickte, als ihr auffiel, dass die Umstehenden uns neugierig musterten. »Meine Herrschaften, darf ich vorstellen: Alexander van Klemmt. Seine Eltern sind im juristischen Bereich tätig und er studiert an der gleichen Universität wie meine Tochter.«
Studierte. Aber das würde sie natürlich nicht sagen, weil sie sonst einige unangenehme Dinge erklären müsste.
»Van Klemmt? Ist Ihr Vater zufällig Henry van Klemmt, der im Invers-Fall verhandelt hat?«, erkundigte sich ein Mann mit Schmerbauch.
»Ja«, bestätigte Alex. »Das ist er. Sie müssen sich unbedingt mit meinem Vater darüber unterhalten, er kann Ihnen alles Nähere erzählen. Der Invers-Fall ist sein drittliebstes Gesprächsthema, gleich nach kubanischen Zigarren und dem alles entscheidenden Hole-in-one, das er am Tag meiner Geburt geschlagen hat.«
Was zum Teufel tat er da gerade?
»Können wir etwas für dich tun, Alexander?«, fragte meine Mutter steif.
Er nickte und zog ein leidenschaftliches Gesicht. »Ich war so frei, Ihre Unterhaltung über den Aktienmarkt mit anzuhören, und ich würde mich liebend gern dieser Diskussion anschließen. Es gibt kein Thema, das mich derzeit mehr anö…äh…interessiert.«
»Tatsächlich?«, fragte meine Mutter.
»Wirklich?«, echote ich ungläubig.
»Unbedingt«, sagte er dramatisch und drückte meine Hand. »Schatz, wärst du so lieb und holst mir etwas zu trinken? Am liebsten einen Single Malt«, sagte er und ließ unauffällig etwas in meine Hand gleiten, das sich wie eine Schlüsselkarte anfühlte.
»Sind Sie denn schon einundzwanzig, junger Mann?«, fragte der Mann vor uns stirnrunzelnd.
»Nein, natürlich nicht, wie dumm von mir.« Seufzend klatschte sich Alex die Hand gegen die Stirn. »Dann hole mir doch bitte einen Kindersekt, Ivy. Den guten Stoff mit Pfirsichgeschmack. Lass dich nicht mit billigem Himbeeraroma abspeisen, ich weiß, dass sie ein paar Flaschen Pfirsich ganz unten bunkern.«
»Ich … ähm … na klar«, stotterte ich verwirrt.
Alex nickte ernst und hauchte mir erneut einen Kuss auf die Wange. »Zimmer 81. Viel Spaß«, raunte er mir ins Ohr, bevor er sich räusperte und um einiges lauter sagte: »Pass auf dich auf und nimm deinen Security mit.«
Alex half mir tatsächlich, mit Ryan verschwinden zu können? Am liebsten hätte ich ihn umarmt.
»Natürlich, Schatz. Bin gleich zurück«, sagte ich mit einem strahlenden Lächeln.
Betont langsam ging ich in Richtung Bar, während ich mich hektisch nach Ryan umsah. Ich entdeckte ihn nur wenige Meter entfernt. Er stand mit verschränkten Armen an einer Säule und starrte mich fassungslos an. War etwas passiert? Was auch immer es war, es würde leider warten müssen, denn erst einmal musste ich uns beide unbemerkt in den Aufzug und dann hoch bis in Zimmer 81 schmuggeln.
»Ryan, es gibt einen Notfall … äh … oben«, sagte ich wenig elegant, schnappte mir seine Hand und schleifte ihn hinter mir aus dem großen Festsaal hinaus.
Ryan schüttelte meine Hand ab und blieb stehen. Was machte er denn da? »Was war das gerade?«, fragte er mit einem leichten Zittern in der Stimme.
»Was genau meinst du?«, fragte ich verwundert und griff erneut nach seiner Hand. Dieser sture Esel sollte sich endlich in Bewegung setzen, bevor wir noch Aufmerksamkeit erregten.
Ryan schluckte und ließ sich von mir weiterziehen. Erst als wir an der Rezeption vorbei – und somit außer Hörweite – waren und vor dem Aufzug standen, blieb er stehen und wand sich wieder aus meinem Griff.
Wütend funkelte er mich an. »Du hast Alex geküsst! Ich dachte, ihr seid nicht zusammen.«
Fassungslos starrte ich ihn an. »Das war doch nicht echt!«, sagte ich aufgebracht und drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen.
Er sah aus, als würde er mir kein Wort glauben. Seine Nasenflügel bebten. »Scheiße, das wirkte aber verdammt echt. Du kannst nicht mit van Klemmt zusammen sein.«
»Ach nein? Was für ein Glück, dass wir es auch nicht sind.« Schnaubend schob ich ihn in den Aufzug hinein und drückte den Knopf zum achten Stock.
Die Türen glitten zu und wir setzten uns extrem langsam in Bewegung. Frustriert pustete ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Wenn ihr nicht zusammen seid, was sollte das dann gerade?«
»Keine Ahnung, Ryan. Es ist Alex. Er macht ständig schräges Zeug. Vielleicht ist er auf seinem Ego ausgerutscht und dabei auf meine Lippen geknallt.«
»Das ist nicht witzig, Ivy«, knurrte er.
»Nein, ist es nicht.« Seufzend sah ich zu ihm hoch. Merkte er denn gar nicht, wie ich mich fühlte? Dass es für mich nur ihn gab? »Bitte sag mir noch mal, dass du mich liebst«, flüsterte ich.
»Ich … nein. Darauf kannst du lange warten.« Er schnaubte. »Ich musste gerade zusehen, wie du zwei Minuten nachdem ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe, einen anderen geküsst hast.«
Frustriert blies ich die Backen auf. »Verdammt, Ryan«, stieß ich hervor. »Das hat er doch nur gemacht, um uns zu helfen, damit wir von meiner Mutter loskommen. Er hat uns sogar eine Schlüsselkarte für ein Hotelzimmer besorgt. Siehst du?«, sagte ich und hielt ihm die Karte unter die Nase.
Ryan sah mich nur stirnrunzelnd an.
Verdammt, dieser Typ machte mich wahnsinnig! »Hör auf, so ein Gesicht zu ziehen, Ryan.«
»Welches Gesicht?«
»Das da! Ich liebe dich, hörst du? Ich liebe alles an dir, Piercings, Tattoos, deine Komplexe, deine Ängste und sogar deinen schrägen Humor. Ich liebe dich mit allem, was dazugehört, und wenn du noch
ein Wort über Alex sagst, knalle ich dir eine.«
Er starrte mich fassungslos an. Plötzlich schien die Luft zwischen uns zu knistern. Unser Atem klang rau und viel zu laut. Die Anziehungskraft zwischen uns wurde immer stärker. Ryan machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen und das Nächste, was ich fühlte, waren seine Lippen, die sich auf meine pressten. Für eine köstliche Sekunde konnte ich ihn wieder schmecken. Meine Unterlippe prickelte und verzog sich zu einem kaum merklichen Schmunzeln, als ich sein Zungenpiercing fühlte, das sich frech einen Weg in meinen Mund bahnte.
Ich war gerade dabei, meine Hände in seinem Haar zu vergraben, als der Aufzug stehen blieb und die Türen aufgingen. Ryan und ich stoben auseinander. Verlegen starrten wir das alte Ehepaar an, das in dem Moment den Aufzug betrat. Die zwei trugen weiße Bademäntel und schienen auf dem Weg zum Pool auf dem Dach zu sein, denn sie drückten den obersten Knopf.
»Guten Abend«, brachte ich mit Mühe heraus.
Ryan gab nur einen erstickten Laut von sich. Quälend langsam fuhren wir nach oben. Ryan stand direkt neben mir, seine Finger berührten meine – und als die Aufzugtüren sich endlich wieder öffneten, stürzten wir beinahe in den Flur und eilten zu unserem Zimmer.
Alex hatte uns eine Suite besorgt. Eine recht exklusive, denn es befand sich nur noch ein weiteres Zimmer hier oben. Ich hielt die Schlüsselkarte an den Sensor und schubste Ryan förmlich nach drinnen. Das Licht ging automatisch an, blieb jedoch gedämpft. Mein Blick fiel auf die Fensterfront, durch die man ganz Miami überblicken konnte. Unsere Silhouetten, die sich darin spiegelten, sahen aus, als wollten sie miteinander verschmelzen.
»Sag es noch mal«, bat ich Ryan und hörte selbst, wie zittrig meine Stimme klang.
Ryan grinste. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln und zauberten die Grübchen hervor, die ich so sehr mochte. »Ich liebe dich, Ivy. Seit dem ersten Tag.«
Zitternd schloss ich die Augen, als sich warme Hände um mein Gesicht legten.
»Ich liebe dich, Ivy Redmond. Und es war dumm von mir, jemals so zu tun, als wäre das nicht so.«
Meine Unterlippe bebte. »Was ist, wenn du wegen mir Ärger bekommst?«, fragte ich leise. Obwohl es unangenehm war, ich musste es tun. Denn das Problem verschwand nicht, nur weil wir es vergessen wollten.
»Dann werde ich die Konsequenzen mit Stolz tragen. Aber dich werde ich nicht mehr hergeben, nicht für allen Ärger der Welt«, flüsterte Ryan. Seine Lippen schwebten nur wenige Millimeter vor meinen, sodass ich seinen Atem fühlen konnte. Seine Worte drangen durch meine Haut und ließen meine Seele tanzen. Und endlich, endlich küsste er mich.
Seine Hände wanderten meinen Rücken hinab und hielten mich fest, als meine Knie nachzugeben drohten. Meine Zunge kam seiner entgegen. Suchte, fand und streichelte, während ich mit zitternden Fingern an seiner Krawatte zerrte. Der Stoff löste sich geräuschlos und Ryan zog sein Jackett aus, ohne den Kuss zu unterbrechen. Stöhnend schlang er die Arme um meine Taille und dirigierte mich langsam Richtung Bett.
Ich stolperte bei dem Versuch, endlich die High Heels loszuwerden. Doch Ryan fing mich auf. Er hob mich hoch und trug mich die letzten Schritte bis zum Bett, wo er mich vorsichtig auf die kühle Bettdecke legte. Er kniete sich über mich, küsste mich noch mal, bevor er sich aufrichtete und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Heftig atmend sah ich zu, wie Knopf um Knopf seine Tätowierungen zum Vorschein kamen. Quälend langsam zog er das Hemd aus und ließ es achtlos zu Boden gleiten. Endlich konnte ich seinen nackten Oberkörper bewundern. Ryan war so unglaublich attraktiv, dass mir kurz die Luft wegblieb.
»Ivy«, flüsterte er heiser. »Wenn du mich weiter so ansiehst, wird das hier zu schnell vorbei sein.«
»Wie sehe ich dich denn an?« Klang ich wirklich so atemlos, wie ich mich fühlte?
Ryan beugte sich vor und küsste eine Spur meinen Hals hinab. Seine Lippen und seine Zunge tanzten über meine Haut, bis ich eine Gänsehaut bekam. Stöhnend grub ich meine Nägel in seinen Rücken und zog ihn näher an mich heran.
»Wie das beste Gatorade, das du jemals getrunken hast«, sagte er und schnappte nach Luft, als ich meine Finger in seine Haare krallte.
Anstatt einer Antwort zog ich ihn wieder zu meinen Lippen herab und küsste ihn. Unser Atem vermischte sich und mein Puls beschleunigte sich. Ryans Hände wanderten langsam über meine Arme. Sein Gewicht war angenehm schwer auf mir, während er tausend kleine Küsse auf meinem Gesicht, Kinn und Hals verteilte.
Fahrig spielte ich mit seinem Haar, als er hinter mich griff, um den Reißverschluss meines Kleides zu öffnen. Mit wenigen Bewegungen strich er den Stoff von meinen Schultern. Seine Fingerspitzen wanderten über meine Arme, über meinen Bauch und dann über meine Beine, als er mir langsam das Kleid auszog, um es dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Mein ganzer Körper kribbelte und das Blut rauschte in meinen Ohren.
Ryan beugte sich wieder über mich, hauchte zarte Küsse auf meine Haut, während ich meine Hände über seinen straffen Oberkörper wandern ließ. Mit jeder entgegengebrachten Berührung wurde sein Atem schneller. Ryan zog sanft am Bund meines Slips und schob den Stoff meinen Oberschenkel hinab. Ich schauderte.
Ryan sah zärtlich auf mich herab. »Du musst keine Angst haben. Ich passe auf dich auf. Ich liebe dich, Ivy.«
Ich lächelte. Nichts, mit Abstand gar nichts, was ich jemals zuvor gefühlt hatte, war mit dem hier vergleichbar. Ich musste keine Zweifel haben. Keine Angst. Das hier war richtig. Das hier war Ryan. Schlank und wunderschön. Mit straffen Muskeln, die sich unter seiner Haut abzeichneten. Ich folgte mit den Fingern den Linien seines flachen Bauchs und streichelte seine kräftigen, runden Schultern. Er war schön. So wunderschön …
Ryan schenkte mir ein bezauberndes Lächeln, das sein gesamtes Gesicht strahlen ließ, bevor er sich schnell aufrichtete, seine Hose einfach samt Unterhose auszog und neben sich warf. Das Auftreffen der Kleidungsstücke hörte ich gar nicht mehr. Er legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich, als würde sein Leben davon abhängen. Ich fühlte jede seiner Berührungen überdeutlich genau. Diese Woge aus Gefühlen war so neu und ungewohnt … und ließ mich gleichzeitig befriedigt wie auch erwartungsvoll zurück. Es schien beinahe unmöglich, aber mit jeder Sekunde, die er hier bei mir war, mit jedem Blick, den er mir schenkte, und mit jeder Berührung schlug mein Herz schneller. Unsere Lippen suchten einander, unsere Zungen fanden sich, bis Ryan einen atemlosen Laut ausstieß und den Kuss unterbrach.
»Warte kurz!«
Er drehte sich um und angelte nach seiner Hose. Ich hörte ein Knistern, dann war er wieder bei mir. Mein ganzer Körper kribbelte, zitterte und ich konnte Ryan überall fühlen. Auf mir, um mich und langsam, beinahe zögerlich, auch in mir.
Ryan
Ivy lag in meinen Armen und schlief. Sie hatte sich schon beinahe verzweifelt an mich geklammert. Ihr Kopf lag auf meiner Schulter und ihre Haare kitzelten meine Nase.
Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, denn draußen war es immer noch dunkel. Am liebsten würde ich wieder die Augen schließen und weiterschlafen, doch die Schmerzen in meiner Schulter hielten mich wach. Ich überlegte kurz, eine Schmerztablette zu nehmen, allerdings wollte ich mich nicht von Ivy lösen. Im Grunde genommen wollte ich sie nie wieder loslassen. In Gedanken versunken betrachtete ich den Schwung ihrer Lippen.
Ivy war so wunderschön. Ich wollte gar nicht dran denken, wie knapp ich daran vorbeigeschrammt war, die Sache mit ihr vollkommen zu vermasseln. Ich hätte von Anfang an für sie da sein sollen. Aber das würde ich nachholen. Jede verlorene Sekunde. Ich würde alles tun, um Ivy glücklich zu machen – und wenn es Monate dauern sollte.
Wenigstens hatte sie mir verziehen. Zumindest schien es so. Ich lächelte, als ich mir die letzten Stunden in dieser Suite noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Sanft küsste ich Ivy auf den Mundwinkel und schmunzelte, als sie daraufhin leise murmelnd ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub. Ich kuschelte mich an sie und wusste, dass sie alles war, was ich brauchte. Hoffentlich gab sie mir diese eine weitere Chance, um …
mehr als ihr Security zu sein. Ich wollte ihr Freund sein. Auch wenn der Gedanke ein bisschen angsteinflößend war.
Als die Schmerzen in meiner Schulter noch mehr zunahmen, löste ich mich vorsichtig von Ivy und angelte nach den Pillen in meiner Tasche. Im gleichen Augenblick hörte ich, wie sie sich bewegte, gefolgt von einem Gähnen.
»Ryan?« Ihre Stimme klang so rau, dass ich lachen musste.
Ich schluckte die Schmerztabletten hinunter, bevor ich mich wieder zurücklegte und sie in meine Arme zog.
»Ich bin hier«, murmelte ich beruhigend. »Schlaf weiter. Es ist noch viel zu früh für Morgenmuffel.«
»Kannst du nicht schlafen?«, flüsterte sie.
Ich seufzte. »Nein. Ich muss andauernd daran denken, was für ein Idiot ich gewesen bin. Dass ich dich beinahe für immer verloren hätte.«
Ivy versteifte sich kaum merklich. »Ryan, da gibt es etwas, das ich dir sagen muss«, gestand sie unsicher.
»Geht es um Kanada?«, fragte ich.
Sie blinzelte verwundert. »J…ja, woher weißt du das?«
»Alex hat es mir erzählt«, sagte ich nur und stützte mein Kinn an ihrer Schulter ab. Gedankenverloren spielte ich mit ihren Haaren. Das Pink war so ausgewaschen, dass es beinahe nicht mehr zu sehen war. Ich vermisste es ein wenig.
»Er wollte, dass ich dich davon abhalte zu fliegen.«
»Und?«, fragte sie atemlos. »Wirst du mich davon abhalten?«
Ich hob den Blick und küsste ihre Schulter. »Willst du denn nach Kanada?«
Ivy zögerte und nickte kaum merklich. »Ja«, hauchte sie. »Ich glaube, ich will das immer noch.«
»Dann komme ich mit«, sagte ich schlicht.
Ihre Augen wurden groß. »Einfach so?«
»Einfach so.« Ich lächelte schief. »Wer bin ich denn, dir vorzuschreiben, wie deine Träume auszusehen haben? Wenn du in Kanada studieren willst, dann mach das. Solltest du dort nicht glücklich werden, begleite ich dich einmal quer durch die Welt, bis du das gefunden hast, was du suchst.«
»Das hört sich wundervoll an«, sagte sie leise. »Aber was ist mit dir? Was sind deine Träume?«