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Bevor wir fallen

Page 22

by Bowen, Sarina


  »So was besitze ich gar nicht, also hab ich die Unterwäsche einfach ganz weggelassen«, antwortete ich seelenruhig, während ich mir die Haare bürstete.

  Sie kreischte. »Sieht ganz so aus, als würdest du meine Hilfe gar nicht brauchen.«

  »Oh doch. Die große Frage lautet: Gehhilfen oder Rollstuhl?« In meinem Leben zurzeit die wichtigste Modefrage.

  Dana überlegte. »Rollstuhl. Keine Frage. Dann kann man dir leichter die Kleider vom Leib reißen.«

  Ich rollte zur Tür. »Ist jetzt der Moment gekommen, in dem ich dir sage, dass du nicht aufbleiben sollst?«

  Sie hob die Augenbrauen. »Ich erwarte eine ausführliche Berichterstattung.«

  Ich klopfte zweimal verlegen an Hartleys Tür. Dann lauschte ich dem leisen Wummern von House Musik, bis er mir öffnete.

  Er trug nur eine Jeans, unter seinem Arm klemmte ein Basketball. Bei seinem Anblick bekam ich augenblicklich einen trockenen Mund. Trotz der spärlichen Beleuchtung konnte ich jeden perfekten Muskel an seiner Brust erkennen und die Spur feiner brauner Haare, die sich vom Bauchnabel aus nach unten fortsetzte und unter dem Hosenbund verschwand.

  Ich rollte ein Stück ins Zimmer.

  Achtlos warf er den Ball beiseite und trat auf mich zu. Auf mich. Als er sich vorbeugte, schlang ich die Arme um seinen Nacken. Die Haut unter meinen Händen war samtweich. Hartley packte meine Hüften, hob mich aus dem Rollstuhl und zog mich an seine Brust. Einen Arm legte er unter meinen Po. So hielt er mich, Nase an Nase, und musterte mich aus seinen ernst blickenden braunen Augen.

  »Callahan«, flüsterte er.

  »Was?«

  Seine Antwort war ein süßer, langer Kuss.

  Ich wollte das mit ihm so sehr. Trotzdem hämmerte mein Herz wie verrückt, und ich fragte mich, was das alles zu bedeuten hatte. Ich zog mich ein Stück zurück, sodass ich ihm in die Augen schauen konnte.

  »Hartley? Ich … Nur eine Affäre, das kann ich nicht. Manche Mädchen bringen das vielleicht zustande, aber …«

  Er presste zwei Finger auf meine Lippen. »Ich gehöre dir, Callahan.« Er legte eine Hand an meine Wange, und ich schmiegte mich daran, genoss das Gefühl seiner warmen Haut an meiner.

  »Du bist die erste Person, mit der ich morgens reden, und die letzte, die ich vor dem Einschlafen sehen möchte.«

  Ich wollte glücklich nach Luft schnappen, doch er hinderte mich daran, indem er seine Lippen auf meine drückte. Behutsam setzte er mich auf seinem Bett ab und strich mir mit dem Daumen das Haar aus dem Gesicht. Dann vertiefte er seinen Kuss.

  Als unsere Münder verschmolzen, löste sich ein tiefes Stöhnen aus seiner Brust, ein Laut, der mein Rückgrat zum Schwingen brachte. Ich spürte die Berührung seiner Zunge vom Scheitel bis zur Sohle.

  »Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe«, flüsterte er mir ins Ohr. Dann strich er mit den Lippen über meine Wange, während er mit den Händen meinen Körper umfasste und mich eng an seine nackte Brust zog.

  Wir küssten uns und wälzten uns auf seinem Bett wie zwei Verhungernde bei einem unerwarteten Festmahl.

  Ich ließ meine Hände über seinen Körper gleiten. Es gab keinen Grund mehr, mich zurückzuhalten, und ich wollte ihn am liebsten überall gleichzeitig berühren. Während ich mit den Fingern seine harten Brustmuskeln erkundete, zog er mit den Lippen eine Spur aus Küssen meinen Hals hinunter. Er ließ seinen Mund über meinen Körper wandern und hob den Saum meines Tops, um mit der Nase über meinen Bauch zu fahren. Als er mit den Lippen unter den Bund meiner Yogahose abtauchte, stockte mir der Atem.

  Er hob den Kopf. »Vielleicht sollten wir unseren Freund Digby dazuholen.«

  »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.

  Hartleys Muskeln wölbten sich, als er die Arme rechts und links von mir auf die Matratze stützte, sodass sich sein Gesicht ganz nah vor meinem befand. »Du musst mir sagen, was du möchtest«, flüsterte er, indem er mir eine Haarsträhne hinters Ohr strich. »Ich weiß ja nicht, wozu du bereit bist.«

  Ich hatte geglaubt, bereits jeden erdenklichen Ausdruck seiner braunen Augen zu kennen, aber ich hatte mich geirrt. In diesem Moment loderte darin so viel heißes Verlangen, dass ich kaum glauben konnte, dass ich mich wirklich in seinem Bett befand; dass das hier nicht bloß irgendein Missverständnis war.

  »Ich möchte, dass du …« Ich verstummte, weil es mir so schwerfiel, die Worte laut auszusprechen. »Ich will alles. Ich will, dass du das Gleiche mit mir machst, was du mit anderen Mädchen gemacht hast.«

  Sein Blick brannte wie ein Laser auf meiner Haut. »Aber mit dir ist es nicht das Gleiche.«

  Mir blieb beinahe das Herz stehen. »Wieso?«

  »Weil ich …« Seine braunen Augen kamen noch näher. »Weil ich noch kein Mädchen so geliebt habe wie dich.«

  Der nächste Kuss war lang und bedächtig und vielversprechend. Als wir Luft holten, griff ich nach seinem Reißverschluss. Hartley beobachtete mich dabei und wurde tatsächlich ein wenig rot. Langsam zog ich ihn herunter, und als ich in seine Boxershorts langte und ihm umfasste, stöhnte Hartley auf.

  Er fummelte an meinem Top herum und zog es mir schließlich über den Kopf. Dann legte er eine Hand an den Bund meiner Yogahose. »Ist das okay?«, fragte er mir belegter Stimme. Er sah mich mit dem Blick eines Mannes an, der eine Frau auszieht – feierlich und sehnsüchtig.

  Ich nickte.

  Er streifte mir zuerst die Hose ab und zog dann seine eigene aus. Als er sich wieder über mich beugte, lagen wir endlich Haut an Haut. Die Stimmung war ganz anders als an unserem verrücktesten Abend aller Zeiten. Unsere Küsse waren tief und dringlich. Und unsere Körper berührten sich mit solcher Sanftheit und Sehnsucht, dass ich ein Kribbeln hinter den Augen spürte.

  »Hartley«, hauchte ich, »liebe mich.«

  »Sicher?«, keuchte er. »Du hast auf mich gewartet, und genauso würde ich auf dich warten.« Er schwebte über mir, seine Nase war nur Millimeter von meiner entfernt.

  Ich hatte lange genug gewartet. Ich hatte Hartley nie direkt gesagt, dass ich noch Jungfrau war. Und ich konnte jetzt unmöglich innehalten und dieses Gespräch führen. Also legte ich ihm nur zwei Finger auf die Lippen.

  »Du musst mich nicht bemuttern, Hartley.«

  Seine Schultermuskulatur spannte sich, als er meine Finger von seinem Mund nahm. Dann drückte er die Hüften gegen meine.

  Uns beiden stockte der Atem.

  »Das würde ich nie tun, Callahan. Du bist der zähste Mensch, den ich kenne.«

  Er öffnete die Nachttischschublade und zog ein kleines Plastiktütchen daraus hervor. Er riss es mit den Zähnen auf und schob die Hand zwischen uns, um sich das Kondom überzustreifen.

  Mein Herz begann, vor nervöser Vorfreude zu pochen. Doch Hartley ließ sich Zeit. Vorsichtig stützte er sich auf einen Ellbogen und umschloss mit einer Hand mein Kinn. Er betrachtete mich mit solcher Leidenschaft, dass ich glaubte, innerlich zu verbrennen.

  »Ich wollte dich schon die ganze Zeit über, Callahan.« Er ließ die Fingerspitzen über meinen Hals und meine Schulter tanzen, bevor er eine Spur aus Schauern über meinen ganzen Arm regnen ließ. Dann führte er meine Hand an seine Lippen und küsste die Innenseite. »Ich war bloß zu dämlich, etwas zu sagen.«

  Meine Augen begannen zu brennen. »Ich kann es nicht glauben …«, begann ich und atmete einmal tief durch die Nase ein, um die Tränen aufzuhalten.

  »Was?«

  »Dass wir endlich zusammen hier liegen. Ich habe so sehr versucht, dich nicht gernzuhaben.«

  Er legte meine Hand auf sein Herz. »Mein Fehler. Aber jetzt kann ich anfangen, es wiedergutzumachen.«

  Er ließ meine Hand los, streichelte über meinen Körper und jagte dabei wohlige Schauer über meine Haut. Als er mich zum ersten Mal dort berührte, an meiner intimsten Stelle, blieb mir die Luft weg. Er ließ sich Zeit, führte mich mit seiner Hand in Versuchung, während er mich mit seinen Küssen um den Verstand brachte.

  Ich schloss die Augen und ließ mich in all diese neuen
Empfindungen hineinfallen. Nie war ich glücklicher gewesen als in diesem Moment. Trotz all des Unglücks, das im vergangenen Jahr über mich gekommen war, war mein Leben noch nicht vorbei. Im Gegenteil, es fing gerade erst an.

  »Sieh mich an«, bat Hartley.

  Als ich den Blick hob, sah ich seine braunen Augen über mir leuchten.

  »Ich liebe dich, Corey«, sagte er, und im nächsten Moment spürte ich einen Druck zwischen den Beinen und dann ein scharfes Ziehen.

  »Oh«, seufzte ich, als mich das unbekannte Gefühl der Fülle überraschte.

  »Tue ich dir weh?«, fragte er zwischen zusammengepressten Lippen hervor.

  Ich strich mit den Händen über seine festen Hüften. »Ich spüre dich. Und ich will dich spüren. Mach nur erst einmal ganz langsam.«

  Er schloss genussvoll die Augen, und sein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. Dann zog er sich sehr behutsam zurück, was mir ein frustriertes Stöhnen entlockte. Doch in der nächsten Sekunde schob er sich wieder nach vorne, und das wunderbare Gefühl der Fülle kehrte zurück. Als er erneut zurückwich, küsste er mich dabei und bewegte sich so langsam, dass ich befürchtete, er würde nie wieder zu mir zurückkommen. Doch da war er, rückte vor und ließ mich vor Verlangen nach Luft schnappen.

  Er beugte sich zu mir hinunter, bis seine Lippen mein Ohr berührten. »Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst«, flüsterte er.

  Dann begann er, sich im sanften Rhythmus mit seinen Küssen zu bewegen. Als er die Hüfte neigte, hörte ich mich aufstöhnen. Der Schmerz ließ langsam nach und wich einer köstlichen Schärfung meiner sämtlichen Sinne. Nichts zählte mehr außer dem Geschmack seines Mundes und die Hitze seiner Haut.

  Ich grub die Finger in sein dichtes Haar. Doch was mich wirklich bewegte, waren die Laute, die er von sich gab. Es begann mit einem lustvollen tiefen Vibrieren an meinem Ohr. Dann atmete er sehr tief ein und stieß ein langes Stöhnen aus. Als wir uns gemeinsam bewegten, ging sein Atem plötzlich flach. Und alles daran war absolut schön.

  Hartley

  Mach. Langsam.

  Das wunderbarste Mädchen der Welt zu lieben war berauschend. Ich hatte mich selbst so lange belogen, wie sehr ich mich hiernach gesehnt hatte, dass es sich als echte Zumutung für meine Selbstbeherrschung entpuppte, der Spannung nun endlich nachzugeben. Ich stand total unter Strom. Ich glich einem Drachen bei Windstärke zehn. Ich war ein Seismograf, der zitternd ein Erdbeben ankündigte. Wahrscheinlich würde ich mich gründlich blamieren.

  Ich schlang die Arme um Corey, rollte uns herum und ließ den Kopf auf das Kissen plumpsen. »Auszeit«, japste ich. »Sonst lass ich mich hinreißen.«

  Sie lag mit glühenden Wangen auf meiner Brust, ihre rosigen Lippen geschwollen von meinen Küssen.

  »Das macht doch nichts«, hauchte sie. Mit den Händen glitt sie über meine Brustmuskeln und reizte mit den Fingernägeln meine Nippel.

  Verdammt, sie war drauf und dran, mich fertigzumachen. Ich nahm ihre Hände in meine und versuchte, nicht auf ihre Brüste zu schauen, die meinem Gesicht viel zu nahe kamen.

  »Aber das hier gefällt mir auch ziemlich gut.« Ich lächelte sie an und zog ihre Arme neben mich, bis ihre Ellbogen mich einrahmten. Dann griff ich nach ihren Hüften und zog sie auf mich.

  Sie riss die Augen auf. Das alles war neu für sie, und ich wollte ihr auf keinen Fall Angst einjagen. Aber ich wusste, dass Corey es mir gesagt hätte, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre. Ihr Gesichtsausdruck machte mich fertig: ein bisschen verwundert, ein bisschen wagemutig, dazu ein Schuss »Oh mein Gott«. Corey war immer hundertprozentig sie selbst – so etwas wie Hinterhältigkeit oder Täuschung gab es bei ihr nicht. Und ich konnte bei ihr genauso offen sein. Es gab keinen Grund, irgendetwas vor ihr zu verbergen. Sie wollte alles von mir, egal, was es war. Und ich konnte ihr endlich alles geben.

  Sie biss sich auf die Lippe und begann sich, zunächst behutsam, zu bewegen. Doch dann übernahm ihr Körper die Führung, der genau wusste, wonach es ihm verlangte. Ich sah ihr ins Gesicht, als sie fand, wonach sie sich gesehnt hatte. Sie schloss die Augen, und wieder stieß sie diesen Laut aus – ein so tiefes, zartes Seufzen, dass ich es bis in die Zehenspitzen spürte. Darauf ließ sie ein hauchzartes, leises Stöhnen folgen.

  Heilige Scheiße. »Mir gefällt, wie sich das anhört«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

  Und dann ging alles sehr schnell. Ich richtete mich wie ein Klappmesser auf und eroberte ihren Mund. Sie schürzte die Lippen, als ich mit den Händen ihre Beine dirigierte, um ihre Bewegungen zu intensivieren. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich fühlte meinen Körper innehalten – auf dieselbe Art, auf die die Luft still steht, bevor ein Sturm losbricht. Als ich knurrte, vibrierte der Laut durch unsere beiden Körper. Corey schnappte nach Luft, als ich die Hüften von der Matratze hob.

  Die Empfindungen schlugen wie Wellen über mir zusammen und ich verlor mich darin, meine Erleichterung und ihre lustvollen Laute waren alles, was ich noch mitbekam.

  Corey

  Wir lagen schwer atmend nebeneinander. Hartley hatte seine kräftigen Beine um meine geschlungen. Er streichelte meine Brust, seine Lippen streiften über meine Stirn.

  Wow, dachte ich. Oder sagte es laut, keine Ahnung, denn mein Hirn hatte einen Kurzschluss erlitten.

  Er zog mich an sich, damit ich mich an seine Brust schmiegte.

  »Verdammt, das war es dann wohl mit ›langsam machen‹«, keuchte er. »Aber ich habe so lange darauf gewartet.«

  Als er mir einen Kuss auf die Stirn drückte, grinste ich wie eine Idiotin.

  Sein Herz hämmerte gegen meine Hand. Ich liebte diesen Teil – die selbstvergessenen Streicheleinheiten, die allmählich sich beruhigende Atmung. Kuscheln nach dem Sex – endlich einmal eine Beschäftigung, bei der meine Behinderung absolut kein Problem darstellte. Ich stieß ein seliges kleines Lachen an seiner Schulter aus.

  »Was ist so komisch?«, fragte er flüsternd.

  »Nichts, ich habe nur gerade gedacht, dass man hierfür keine zwei gesunden Beine benötigt. Dass wir gerade zwei ganz normale Menschen sind.«

  Hartley drückte seine Stirn gegen meine, um mir aus nächster Nähe in die Auge schauen zu können. »Wir sind zwei ganz normale Menschen, du Dussel.« Er gab mir rasch einen Kuss. »Wir sehen bloß besser aus. Und wir haben die besseren Noten.«

  »Du hast vergessen zu erwähnen, wie bescheiden wir sind.«

  »Stimmt.«

  Ich empfand Wehmut, als ich die Liebe in seinen braunen Augen sah. »Ich wünschte bloß, ich könnte dir mein wahres Selbst schenken. Nicht das angeknackste.«

  Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Es gibt nur eine Callahan, und das ist diejenige, die mir den Kopf zurechtgerückt hat. Und die gehört mir schon.«

  »Hartley, du musst doch wollen, dass ich mit dir mithalten kann. Auf dem Eis. Beim Laufen. Wie könntest du dir das nicht wünschen?«

  Er schlang die Arme fester um mich. »Ich wünsche mir vieles. Zum Beispiel ein paar Millionen Dollar. Ich wünsche mir einen Vater, der mich beim Namen nennt, und dass die Bruins den Stanley Cup gewinnen. Aber im Moment geht es mir ohne das alles verdammt gut. Es besteht also absolut kein Anlass, im Selbstmitleid zu versinken.«

  Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und hätte mich am liebsten nie wieder von dort wegbewegt. »Ich tue es aber trotzdem manchmal.«

  Er strich über meine Haare und senkte die Stimme. »Versteh mich nicht falsch. Wenn ich dich jemals in einem Video übers Eis auf das gegnerische Tor zustürmen sehe, werde ich bestimmt flennen wie ein kleines Mädchen.« Er streifte meine Wange mit den Lippen. »Aber dann würde ich dir einfach ein paar von deinen Sachen ausziehen, um mich daran zu erinnern, wie schön das Leben ist.«

  Obwohl das so ziemlich das Schönste war, das Hartley bisher zu mir gesagt hatte, nagte immer noch ein leiser Zweifel an mir.

  »Hartley?«

  »Ja, Schönste?«

  »Was, wenn ich nicht … mit dir zusammen sein und e
s genießen kann?«

  Er schloss mich fest in die Arme. »Aber das kannst du doch.«

  »Und wenn ich es nicht könnte?«

  »Gut. Was, wenn ich mir nicht das Bein, sondern den Schädel gebrochen hätte? Wir können natürlich hier liegen und uns sämtliche beschissenen Möglichkeiten vorstellen. Wir können aber auch hier liegen und noch ein bisschen rummachen.«

  »Ich wollte bloß …« Ich holte tief Luft. »Ich wollte bloß sagen, dass ich dich liebe, Hartley.«

  »Ich weiß, Schönste.«

  Und dann küsste er mich wieder.

  Später rappelte ich mich auf und rollte zum Pinkeln in Hartleys Badezimmer. So wie der Arzt in der Notaufnahme es mir geraten hatte. Dann borgte ich mir Hartleys Zahnbürste, da ich nicht annahm, dass er etwas dagegen hatte.

  Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, schlief er bereits fest.

  Ich rollte mich zu ihm ins Bett und raffte Laken und Bettdecke über uns. Und ehe ich die Augen zumachte, drückte ich ihm, einfach nur, weil ich es konnte, einen flüchtigen Kuss auf die Schulter.

  21

  Die Älteren Semester

  Corey

  Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, hielt Hartley meine Hand und strich mit dem Daumen langsam über die Innenfläche.

  Als ich den Kopf drehte, um in sein hübsches Gesicht zu schauen, bemerkte ich den ernsten Ausdruck darin. Die Augen hatte er geschlossen. Da er es nicht sehen konnte, behielt ich das riesige Grinsen, das mir seit gestern im Gesicht klebte, bei.

  »Es gibt nichts Schöneres«, murmelte er schläfrig, »als in meinem Bett neben dir aufzuwachen. Ich hab wohl endlich mal was richtig gemacht.«

  Wir lagen eine Weile träge und schweigend nebeneinander. Es war Sonntag. Ich musste nirgendwo anders sein als hier neben ihm.

  Ich hob seine Hand an die Lippen und küsste sie. »Hartley«, flüsterte ich. »Neulich, an dem Abend, an dem ich zu viel getrunken hatte, hast du gesagt, du hättest dein eigenes Päckchen zu tragen.«

  »Ja.«

  »Und was ist das?«

 

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