by L.J. Shen
Und ob du sie brauchst!
»Hör mir zu, Mom …«
»Mom, ganz richtig. Ich bin deine Mutter«, rief sie mir in Erinnerung und zog wieder an ihren Haaren, als wäre es ein nervöser Tick. »Und damit die verantwortliche Erwachsene, was diese Entscheidung anbelangt. Ich will diese Medikamente nicht länger nehmen.«
»Aber …«
»Kein Aber.«
»Du brauchst sie, Mom. Ich sag ja nicht, für immer. Trotzdem musst du dich durchchecken lassen und wohlüberlegt mit dieser, äh, Situation umgehen. Bitte, lass uns Dr. Knaus aufsuchen. Er hat jahrelange Erfahrung mit Erkrankungen wie deiner. Er wird wissen, was zu tun ist.«
»Hat er mir darum die falschen Medikamente verschrieben?«
»Er versucht durch Ausprobieren, das richtige Medikament für dich zu finden, um dich ins Gleichgewicht zu bringen. Und sobald ihm das gelungen ist …«
»Edie Van Der Zee.« Plötzlich klang ein stählerner Ton in ihrer Stimme mit, er fühlte sich an wie ein Peitschenhieb. Meine Schultern sackten herab. Ich drang nicht zu ihr durch. Sie lebte hinter einer Schutzwand, die ich nicht beiseitezuschieben vermochte. »Genug jetzt! Ich verstehe, dass du unbedingt surfen gehen willst und dieser Arzttermin dir die perfekte Rechtfertigung liefert, um ein paar Stunden lang die Arbeit zu schwänzen, dennoch erwarte ich, dass du meine Entscheidung respektierst. Es ist mein Körper. Es gibt Dinge zu planen, und ich wünsche mir einen Familienurlaub, mit dessen Organisation ich gleich morgen früh beginnen werde. Außerdem nehme ich von den Tabletten zu. Das ist eine nachgewiesene Nebenwirkung. Sie sorgen dafür, dass ich ständig müde bin. Und ich habe ihretwegen eine Blasenentzündung. Schon wieder. Ich garantiere dir, dass es mir mehr guttut, Yoga zu machen und diesen Kräutertee zu trinken, den dein Daddy mir abends kocht, wenn er zu Hause ist.«
Für einen Moment schloss ich nur die Augen. Meine Mutter glaubte, dass ich stinkig war, weil ich morgen surfen wollte. Sie hielt sich für ein Mittel zum Zweck, eine Schachfigur, ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Sie hatte eindeutig viel zu lange mit meinem Vater zusammengelebt. Ich erhob mich vom Bettrand und fuhr mit den Fingern durch mein langes ungekämmtes Haar.
»Solltest du irgendetwas brauchen, weißt du, wo du mich findest«, murmelte ich.
Sie nickte knapp, bevor sie die Wiedergabetaste auf der Fernbedienung drückte und die Augen ihrer Seifenoper zuwandte. »Das Gleiche gilt für dich, Liebes.«
Ich verließ ihr Zimmer, dabei versuchte ich, mich zu erinnern, wobei sie mir jemals geholfen hätte. Mir fiel nichts ein.
Ein eigenartiges Gefühl ergriff von mir Besitz. Als würde alles den Bach runtergehen, ohne dass ich es verhindern könnte. Ich hatte Trent in flagranti mit einer anderen Frau – Gott, sie hatte ausgesehen wie Ende dreißig – erwischt, und meine Mutter baute immer mehr ab, verlor vor meinen Augen zusehends den Verstand.
Ich stopfte mein Handy in meinen JanSport-Rucksack, schnappte mir meine Schlüssel und mein Surfbrett und fuhr mitten in der Nacht an den Strand, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie dumm und gefährlich das war.
Alles schien so sinnlos.
Alles – bis auf den Ozean.
KAPITEL 11
TRENT
Ich musste mein Cardio-Training intensivieren.
Zumindest versuchte ich, mir damit zu erklären, warum ich mich in eine kurze Sporthose, ein graues Dri-fit-Trikot und meine Prada-Laufschuhe gezwängt hatte. Ich übertrieb es dieser Tage mit dem Gewichtheben. Es wurde Zeit für etwas Gymnastik.
Fast wäre ich dieser Selbsttäuschung erlegen, hätte ich nicht um sechs Uhr morgens an einem Sandstrand herumgestanden und den jungen Surfern zugesehen, wie sie auf ihren Brettern ins Meer paddelten, und dabei Ausschau nach einer blonden Mähne gehalten.
Du bist komplett übergeschnappt und schießt weit über das Ziel hinaus.
Ich fing an zu joggen, wobei ich immer wieder über die Schulter einen Blick zu der aufgewühlten See warf. Edie war nicht da. Ich ließ den letzten Abend im Kopf Revue passieren und versuchte, ihn aus ihrer Warte zu betrachten. Sonya war mit Broschüren über Gebärdensprache bei mir vorbeigekommen. Sie hatte mich für mein Bemühen, mit Luna zu kommunizieren, gelobt und mit mir durchforstet, welche Kurse für uns in erreichbarer Nähe stattfanden und was sie anzubieten hatten. Alles war rein geschäftsmäßig gewesen. Tatsächlich hatte ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr mit ihr geschlafen. Die Arbeit und sonstiger Mist hatten mich zu sehr auf Trab gehalten. Dann hatte Sonya gesagt, dass sie durstig sei, und da Rina schon gegangen war, war ich losgezogen, um uns Kaffee zu holen. Im Flur hatte ich Edie entdeckt. Sie lehnte mit dem Rücken zu mir an einer Wand und telefonierte. Ich blieb zwar nicht stehen – ich war kein verfluchter Stalker, auch wenn ich mich in ihrer Nähe wie einer fühlte –, aber ich verlangsamte meine Schritte, darum bekam ich ihr Gespräch mit.
»Nein, Bane. Ich kann nicht. Ich weiß, du meinst es gut, aber … es geht nicht.«
Ich hoffte, dass er ihr seinen Schwanz offerierte. Dass sie ihm eine Abfuhr erteilte und die Beziehung damit beendete.
»Du weißt, wie gern ich dich sehen möchte, aber am Samstag geht’s nicht. Ich wünschte, du würdest zulassen, dass ich dich zu Hause besuche. So übel kann deine Mutter doch gar nicht sein, und ich vermisse … uns.«
Sie vermisste ihn.
Sie vermisste das mit ihnen.
Ich verzichtete darauf, den Rest zu belauschen, und machte in die andere Richtung kehrt.
Der Kaffee, den ich Sonya brachte, schmeckte grauenvoll.
»Bist du sicher, dass du zwei Löffel Zucker reingetan hast?« Sie hatte missbilligend die Lippen verzogen, ohne die Augen von den Broschüren, die wir durchgegangen waren, zu lösen.
Anstatt ihr zu antworten, hatte ich ein Bein unter dem Tisch angehoben und ihre Schenkel gespreizt, indem ich die Spitze meines Schuhs dazwischenschob. Sie hatte kurz aufgeblickt, und ihr Stirnrunzeln war einem Grinsen gewichen. Mein Büro war das einzige ohne Glaswände – zwar verfügte es über ein deckenhohes Fenster, aber es war dunkel draußen, und die Jalousien waren geschlossen. Ich mochte kein Publikum, das machte mich zu einer Ausnahmeerscheinung unter den HotHoles. Was ironisch war, wenn man bedachte, dass ich die meiste Aufmerksamkeit erregte.
»Beug dich über den Schreibtisch«, befahl ich, meine Stimme so ausdruckslos wie mein Blick.
»Wir haben uns noch nicht auf einen Gebärdensprachkurs festgelegt.« Verführerisch lächelnd deutete sie auf die über meinen Schreibtisch verstreuten Prospekte. »Übrigens bin ich überglücklich, dass du beschlossen hast, in dieser Richtung aktiv zu werden. Das ist absolut …«
Ich blendete sie aus. Ich war null aktiv geworden. Die Idee stammte von Edie, und da sie gut war, hatte ich sie aufgegriffen. Jetzt hatte sie mir eine schlechte Idee eingegeben – es mit einer anderen zu treiben, um sie aus meinen Gedanken zu verbannen –, und auch die würde ich umsetzen.
»Ich bin für den hier.« Ich griff mir wahllos eine Broschüre und warf sie wie einen Bumerang zu Sonya, bevor ich mich zurücklehnte und mit meinem Fuß ihren Schritt massierte. Sie hatte ihr marineblaues Kleid hochgezogen, damit mein Derby-Schuh leichter herankam. »Jetzt beug dich vor.«
Sonya verstaute den Prospekt in ihrer Umhängetasche auf dem Fußboden, dann stand sie auf und schlenderte zu mir herüber. Sie setzte sich auf meinen Schoß, schlang mir die Arme um den Hals und lehnte sich vor, um mich zu küssen. Doch das hätte den Zweck verfehlt. Abgesehen davon war ich nie besonders scharf aufs Küssen gewesen. Ich vögelte. Ausnahmslos schmutzig, hart und grob. Manchmal schmerzhaft. Küssen hieß, etwas von sich selbst preiszugeben. Und das war eine Gefälligkeit, die ich mir nicht leisten konnte.
»Na, na. Von Knutschen war keine Rede. Du bist zu mir gekommen, du weißt, was auf dem Programm steht. Worauf hast du heute Bock?« Sonya mochte mein schmutziges Mundwerk, sie bat mich nur, mich zu mäßigen, wenn meine Tochter in der Nähe war. Ich verletzte ihre Gefühle nicht. Sonya und ich bewegten uns auf derselben Ebene. Sprich, wir hatte
n weder die Zeit für einen Partner, noch konnten wir ihm irgendetwas bieten. Wir wollten uns einfach nur auf unsere Karrieren, unseren Nachwuchs und darauf konzentrieren, diesen Gewittersturm, den man Leben nennt, mit heiler Haut zu überstehen. Ich hatte sie nie nach ihrem Sohn Roman oder dessen Vater gefragt. Es interessierte mich nicht.
»Bitte nimm mich hart ran.« Lächelnd richtete sie sich auf. Ich erhob mich ebenfalls und schlug ihren Rock hoch.
Kratz diese juckende Stelle.
Mit deinen Fingernägeln.
Bis sie blutet.
Ich drang in sie ein, und sie fühlte sich feucht und bereit und falsch an. Mein Schwanz mit dem Kondom glitt mühelos ein und aus. Meine Gedanken drifteten davon. Den Blick auf die rubinrote Mähne fixiert, die ihr über die Schultern fiel, hielt ich ihren Nacken fest.
Nicht das richtige Haar.
Nicht die richtige Frau.
Nichts an ihr war richtig.
Dann war Edie hereingeplatzt. Sie hatte so geknickt und schuldbewusst ausgesehen, als führte sie wieder etwas gegen mich im Schilde. Sollte ich noch irgendeinen Zweifel daran gehegt haben, was sie in mein Büro führte, löste er sich in Luft auf, als unsere Blicke kollidierten, während ich Sonya einen Schlag auf ihren hochgereckten Hintern versetzte und sie noch heftiger gegen meinen Schreibtisch rumste.
Ich stieß ein Schnauben aus und besann mich wieder auf die Gegenwart, indem ich die acht Kilometer vom Tobago Beach zum Morello Reef joggte.
Dort machte ich kehrt und sprintete den ganzen Weg zurück nach Hause, ohne dass mir die Puste ausging oder mein Herz aus dem Takt geriet.
Ich brauchte kein Cardio-Training.
Ich musste diese juckende Stelle kratzen, bis ich verblutete.
Größtenteils mochte ich die Ehefrauen meiner Kumpels. Es waren nette Ladys mit Klasse. Vicious’ Millie war meine Favoritin, weil sie ihre Nase nie zu tief in meine Angelegenheiten steckte. Auch mit ihrer Schwester Rosie, die mit Dean verheiratet war, kam ich gut aus. Sie steckte ihre Nase in meine Angelegenheiten – Rosie gehörte zu diesen extrovertierten Menschen, die über alles und jeden Bescheid wissen und reden müssen –, aber sie respektierte meine Entscheidungen immer. Jaimes Mel war eine andere Geschichte.
Weil Mel Ideen hatte.
So hatte sie jüngst – genauer gesagt, seit wir alle zurück nach Todos Santos gezogen waren – den Vorsatz gefasst, mir eine Ehefrau zu suchen. Weiß der Geier, wie sie auf den Gedanken kam, ich bräuchte eine. Wie bereits erwähnt, hatte ich trotz meiner dreiunddreißig Lenze noch nie auch nur eine feste Freundin gehabt. Nicht einmal für einen Monat. Ich war in armen Verhältnissen aufgewachsen, mit Eltern, die reich mit Liebe gesegnet waren. Einer Liebe, die Vorurteilen und gesellschaftlichen Erwartungen den Stinkefinger zeigte. Mir war nie eine Frau über den Weg gelaufen, die mir so sehr den Verstand raubte wie Trish Smith das bei Darius Rexroth gelungen war. Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, drei Jobs anzunehmen, um jemandem einen Verlobungsring kaufen zu können. Oder ungeachtet meiner Neigung, seekrank zu werden, einer Frau auf einer Bootstour einen Heiratsantrag zu machen, weil das ihr großer Traum war.
Viele Leute glauben, dass die Beziehungen von Scheidungskindern zum Scheitern verurteilt sind. Sie irren sich. Wenn man aus einer zerrütteten Familie stammt, setzt man alles daran, die Fehler seiner Eltern nicht zu wiederholen, weil man aus eigener Erfahrung weiß, wie viel Entbehrung ein Zuhause ohne Liebe bedeutet.
Menschen wie ich, die erlebt haben, wie ihre Eltern im Park verstohlene Küsse tauschen und im Sonnenschein miteinander lachen, obwohl sie nicht wissen, wie sie ihre nächste Stromrechnung oder die Schulbücher fürs kommende Jahr bezahlen sollen, sind die Angeschmierten. Ich hatte hohe Erwartungen, und bislang war mir keine Kandidatin begegnet, die sie erfüllte.
Das Problem war, dass ich niemanden brauchte, der sie erfüllte. Im Gegenteil, angesichts des Ballasts, den ich mit mir herumschleppte, brauchte ich jemanden, der sie zerschmetterte.
Darum wusste ich, dass sich mein Rendezvous mit Katie heute Abend als Schuss in den Ofen erweisen würde.
Ich hatte aus selbstsüchtigen Motiven eingewilligt, mit ihr auszugehen. Wenn ich stumm wie ein Fisch bliebe und mich wie ein Stoffel benahm, würde Mel den Versuch, mich unter die Haube zu bringen, endlich aufgeben. Katie war das erste Date, auf das ich mich einließ, und falls alles nach Plan lief, würde es auch mein letztes sein.
Camila hatte freitagabends frei. Das war unumstößlich. Diese Zeit gehörte ihrem Enkelsohn. Ergo brauchte ich einen Babysitter.
Was der einzige Grund war, warum ich am Morgen gleich als Erstes an Edies Schreibtisch haltmachte.
Mit gesenktem Kopf und konzentrierter Miene tippte sie etwas auf ihrem Laptop ein. Sie rollte einen Stift mit den Zähnen in ihrem Mund hin und her, was ich zu übersehen versuchte. Ich stellte meinen Kaffeebecher auf ihrem Schreibtisch ab und schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern. Wie in Zeitlupe blickte sie auf und zog fragend eine Braue hoch.
»Hi«, sagte ich. Hi. So begrüßte ich normalerweise niemanden. Jedenfalls keine Mitarbeiterin. Gewöhnlich kam ich direkt zum Punkt. Sie antwortete nicht, aber zumindest wirkte sie entspannt. Keine Ahnung, wieso ich mit etwas anderem gerechnet hatte. Sie wollte Sex mit mir? Na, und wennschon. Edie war ein Teenager. Sie würde mit jedem großen, dunkelhäutigen, attraktiven Kerl, der nicht aus allen Knopflöchern stank, vögeln wollen. Zudem durfte man nicht vergessen, dass sie nicht gerade in der Position war, mir Scherereien zu machen. Ich wusste, was sie in meinem Büro gesucht hatte. Auf meinem Speicherstick befanden sich sämtliche Dateien und Tabellen meine Kontakte und Firmen betreffend. Ich hatte große Karrierepläne, und ihr Vater kam darin nicht vor. Wie er sie dazu gebracht hatte, ihm zu helfen, war mir ein Rätsel, aber zumindest wusste ich jetzt, dass Edie Van Der Zee nicht im Team Rexroth spielte und man ihr deshalb mit Misstrauen begegnen sollte.
»Willst du mir den Zweck deines Besuchs verraten oder einfach warten, bis deine Kumpels dich hier aufgabeln, um mit dir mittagessen zu gehen?« Sie kreuzte die Arme vor der Brust.
»Ich brauche heute Abend einen Babysitter«, erwiderte ich, ohne auf ihren ätzenden Spott einzugehen. Das war unter meiner Würde.
»Weswegen?«
»Ich gehe aus.«
»Mit wem?«
»Das geht dich einen feuchten Dreck an.«
»Ganz im Gegenteil, Mr Rexroth. Solange du dir anmaßt, mir vorzuschreiben, mit wem ich schlafen darf und mit wem nicht, schuldest du mir zumindest darauf eine Antwort.«
Ich schlug mit der Hand auf den Schreibtisch, beugte mich vor und bleckte die Zähne. »Zuallererst wirst du deinen Ton mäßigen, bevor ich ernsthaft aus der Haut fahre. Spoilerwarnung: Das würde dir nicht gefallen. Abgesehen davon liegst du mal wieder falsch. Ich habe dir nicht vorgeschrieben, mit wem du nicht schlafen darfst. Sondern dass du überhaupt keinen Sex haben wirst. Du solltest aufmerksamer zuhören, Schnuckelchen. Das ist schon der zweite Test, den du versiebst.«
Sie warf den Kopf zurück und brach in Gelächter aus, das ihre weißen, vorn leicht schiefen Zähne sehen ließ. Sie waren wunderschön. Genau wie sie selbst. Ich richtete mich auf, meine Kiefermuskeln mahlten.
»Ich liebe deine Doppelmoral. Besonders nach gestern. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Witzbold bist?«
»Nein«, grummelte ich.
»Was wohl daran liegt, dass es nicht zutrifft. Du nervst, und das ohne Ende.«
Das hier lief gerade aus dem Ruder. Ich setzte ein schmales Lächeln auf und strich mein gestärktes weißes Hemd glatt. »In mein Büro, Van Der Zee. Du hast zehn Sekunden, um dich mir anzuschließen.«
Sie schnaubte entrüstet, doch dann hörte ich das Klackern ihrer Schuhe hinter mir. Wir traten in mein Büro, und ich schloss die Tür. Auf der Etage ging es heute zu wie in einem Bienenstock, und die Leute würden schon bald anfangen, Fragen zu stellen. Von uns vier Firmengründern war ich der Einzige, der auch nur eine Minute seiner Zeit für Edie erübrigte. Und sie hielt sich ständig in meinem Büro auf.
r /> »Ich erwarte dich pünktlich um sieben.« Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und notierte meine Adresse auf einem Haftzettel.
Sie stand so dicht bei der Tür, dass sich die Klinke in ihren Rücken grub, und starrte mich mit Mordlust in den Augen an. »Da kannst du lange warten – es sei denn, du sagst mir, wohin du gehst.«
»Zu einem Date.«
»Du triffst keine Verabredungen«, wies sie mich mit ausdrucksloser Stimme hin.
Endlich blickte ich auf. »Was zur Hölle veranlasst dich zu dieser Annahme?«
Sie war korrekt, andererseits hängte ich das auch nicht an die große Glocke. Edie zupfte mit den Zähnen an ihrer Unterlippe und schaute zur Decke, als würde sie sich am liebsten dafür ohrfeigen, mit ihrem Wissen herausgerückt zu sein. Weil sie damit preisgab, dass sie sich für mein Liebesleben – beziehungsweise dessen Nichtvorhandensein – interessierte.
»Ich habe neulich mitbekommen, wie Vicious Jaime zusammengefaltet und ihm befohlen hat, dir Mel und ihre Verkupplungsversuche vom Hals zu halten, weil du sowieso einsam und allein sterben wirst. Er behauptet, dass du Menschen hasst.«
»Ach ja? Das behauptet er?« Nachdenklich strich ich mir mit dem Finger über die Lippen. Es war nicht ganz unwahr. Auch wenn ich den Menschen eher gleichgültig als feindselig gegenüberstand.
»Und er hat recht. Du hasst mich.«
Ich hasse dich nicht. Nicht einmal ansatzweise. Egal, wie sehr ich mich auch bemühe.
Seufzend blickte sie über meine Schulter hinweg und betrachtete die Skyline von Los Angeles. »Geh nicht zu diesem Date, Trent. Ich weiß, was gestern passiert ist. Diese Frau … sie war dein Bane. Ein Zeitvertreib. Aber ein Rendezvous ist etwas anderes als Sex.«