Scandal Love
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»Ich arbeite noch daran.«
»Wieso dauert das so lange?«
»Weil ich immer nur dienstags Zeit mit ihm verbringe«, erklärte ich, dabei ließ ich geflissentlich unter den Tisch fallen, dass ich am Freitag seine Tochter gehütet hatte. Würde es meinen Vater kümmern, wo ich mich aufhielt – was nicht der Fall war –, hätte er mich gefragt. Trent zu bitten, Stillschweigen zu bewahren, erübrigte sich. Wir waren uns beide der Brisanz bewusst – erst recht, nachdem er mir so viel Geld gegeben hatte.
Was sich zuvor wie ein Geheimnis angefühlt hatte, kam mir jetzt vor wie eine verborgene Sünde.
»Außerdem nimmt er den Stick überall mit hin. Es ist das einzige Medium, auf dem er alles Wichtige speichert.«
»Hmm.« Jordan strich sich übers Kinn und sah aus dem Fenster. Die Sonne war im Untergehen begriffen, und ein bläulicher Schimmer driftete durch die Vorhänge. Es war an der Zeit, ihm zu zeigen, was ich am Freitag aus Trents Wohnung hatte entwenden können. Ich war nicht stolz auf diesen Diebstahl, allerdings hatte ich ihn begangen, bevor er mir die Kohle gab. Die Tatsache, dass er mich angeschnauzt, mich herabgewürdigt und praktisch rausgeworfen hatte, linderte mein schlechtes Gewissen nur ein klein wenig. Ich stand auf, ging zu meinem Rucksack und entnahm ihm eine bezahlte Rechnung, die ich auf Trents Küchentresen unter einem Stapel anderer Rechnungen gefunden hatte, die offenbar darauf warteten, abgeheftet zu werden.
»Was ist das?« Missbilligend überflog er das Blatt.
Ich tippte auf die obere linke Ecke. »Amanda Campbell, PI. Sie ist eine Privatermittlerin. Er hat sie zu irgendeinem Zweck engagiert.«
»Wo hast du das gefunden?«, fragte er.
Die Lüge kam mir leicht über die Lippen. »In seinem Büro.«
»Was denkst du, worum es dabei geht?«
»Ich kenne ihn nicht sehr gut, trotzdem würde es mich überraschen, wenn es dich betrifft.« Trent erwähnte meinen Vater nie. Weder mir noch sonst jemandem in der Firma gegenüber. Offenbar strafte er ihn komplett mit Missachtung. Aber was wusste ich schon über diesen Kerl? Außer dass er mich nicht ausstehen konnte.
»Ich kann mir denken, um wen es geht.«
»Tatsächlich?« Ich räusperte mich, versuchte, nicht zu neugierig zu klingen.
»Um die Mutter seines Kindes.«
Die Mutter seines Kindes. Nachdem ich erfahren hatte, dass Trent Lunas Vater war, hatte ich Camila ausgehorcht und herausbekommen, dass ihr Name Val war, sie aus Brasilien stammte und die beiden nie zusammen gewesen waren. Jedenfalls nicht als Paar.
Sorgsam beobachtete ich Jordans Gesichtsausdruck, wie er sich von gelangweilt und geringschätzig zu interessiert wandelte. Er war geradezu besessen von Trent, und das irritierte mich. Er faltete die Rechnung zusammen und steckte sie ein.
»Ich brauche mehr«, sagte er. »Und das schleunigst.«
Ernüchtert strich ich mir mit einem Seufzer die Haare aus der Stirn. »Bitte, darf ich den Papierkram ausfüllen, damit Theo mich irgendwann diesen Sommer besuchen kann? Nur übers Wochenende.«
Mich.
Mich besuchen.
Bei mir sein.
Mich heil machen.
»Das kommt nicht infrage.« Jordan erhob sich von seinem Stuhl und mimte den Mustergatten, indem er eine Staatsaktion daraus machte, meiner Mutter eine Tasse Tee zuzubereiten. Für ihn war die Unterhaltung beendet. Für mich hatte sie gerade erst angefangen. Er nahm die dampfende Tasse und marschierte aus der Küche. Ich lief ihm hinterher, den Gang entlang mit seinem glatten Marmor, den wunderschönen Bögen und den hässlichen Wahrheiten hinter der Fassade. Ich war versucht, ihn am Ärmel seines Prada-Anzugs festzuhalten, in Anbetracht der Konsequenzen verkniff ich es mir jedoch.
»Bitte«, beschwor ich ihn.
»Ihn ein Wochenende lang zur Schau zu stellen verstößt gegen unsere Abmachung, Edie.«
»Jordan …«
»Vater. Konzentriere dich auf Rexroth, und vergiss das andere. Du brauchst eine Aufgabe. Das ist sie. Unterstütze deine Familie.«
»Theo ist meine Familie!«
Er blieb vor der geschlossenen Schlafzimmertür stehen und fuhr zu mir herum. Seine Miene verriet mir, dass ich zu weit gegangen war.
»Solltest du nicht abliefern, sorge ich dafür, dass Theodore dort rausfliegt. Ich will alles über Rexroth wissen. Jedes Detail. Im Übrigen verhandle ich nicht mit Kindern.«
»Du wirst mir das nicht antun.« Meine Stimme zitterte. Was, wenn ich nichts Verfängliches mehr über Trent herausfände? Was, wenn ich es täte und mich anschließend selbst nicht mehr im Spiegel ansehen könnte, ohne mich zu übergeben?
»Und ob ich das werde! Und du weißt es.«
»Du brichst mir das Herz.« Dieses Eingeständnis hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge, es kam einer Kapitulation gleich.
»Es ist ohnehin längst gebrochen. Da gibt es nichts mehr, was noch zerstört werden könnte.« Er sprach von Theo.
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er mir die Tür vor der Nase zuschlug.
Mein Vater hatte mir zwei Optionen gelassen – Trents Untergang herbeizuführen, um den Menschen zu schützen, den ich liebte, oder dessen Wohlergehen aufs Spiel zu setzen, um einen unschuldigen Mann zu retten.
Ich wusste, welche Wahl ich treffen würde.
Bei dem Gedanken wurde mir schlecht.
KAPITEL 15
TRENT
Mit nichts als einem Paar Designer-Boxershorts am Leib behielt ich von meiner behaglichen Terrasse aus den Tobago Beach im Auge und rauchte einen dicken Joint. Mein Bling-H2O-Wasser hatte dank meiner Haushälterin, die alle zehn Minuten einen frischen Eiswürfel hineinwarf, trotz der unbarmherzigen Hitze immer noch Zimmertemperatur. Ich spähte über den Rand meiner Ray-Ban Wayfarer hinweg zu den schwarzen Punkten, die den goldenen Sand übersäten. Ich verstand nicht, wieso man Wasser für vierzig Dollar die Flasche kaufen sollte, trotzdem tat ich es, weil ich es mir leisten konnte. Weil ich früher einmal so arm gewesen war, dass ich die durchgelaufenen Sohlen meiner alten Schuhe mit Superkleber bestrich, den ich in der Sonne trocknen ließ, damit ich mir nicht die Füße auf dem Asphalt zerschrammte.
Ich war von meinem eigenen Kontostand fasziniert, was typisch war für einen reichen Mann, der seine Kindheit in Armut verbracht hatte. Mit meiner Kohle zu protzen war fast wie ein Zwang – eine Macke, auf die ich nicht stolz war –, während Edie Van Der Zee sich von Reichtum abgestoßen fühlte. Kein Wunder, dass wir einander nicht mochten.
Sei’s drum.
Ich klopfte die Asche in dem Aschenbecher neben meinem Liegestuhl ab, während aus meinem Mund träge Rauchkringel in die Höhe schwebten. Dann nahm ich meine Zielpersonen ins Visier, die vor wenigen Augenblicken das Gebäude, in dem ich wohnte, verlassen hatten. Meine Mutter, Luna und Edie.
Sie gingen nah beieinander und bewegten sich beinahe wie in Zeitlupe, aber ich konnte sie nicht unterscheiden. Von Luna abgesehen. Sie war der kleinste der Punkte. Eine der Frauen – vermutlich meine Mutter – breitete ein rotes Handtuch, dessen Farbe aus der Ferne kaum zu identifizieren war, auf dem Strand aus. Die beiden anderen Gestalten liefen zum Wasser, vielleicht sogar Hand in Hand. Mein Herz geriet ins Stottern, und ich trank einen Schluck Wasser, während meine Augen ihnen folgten und zusahen, wie sie dicht vor den Wellen, die ans Ufer schlugen, stehen blieben. Sie tauchten nur die Zehen ins Meer. Mehr nicht.
Krieg dich verdammt noch mal wieder ein. Luna passiert schon nichts.
Um mich abzulenken, schnappte ich mir meinen Laptop und fing an zu arbeiten, doch von Zeit zu Zeit schweifte mein Blick zum Strand, und ich versuchte zu erraten, welche der Punkte meine Mädchen waren. Welcher Edie. Eine halbe Stunde später vibrierte mein Handy, und ich griff danach. Es war meine Mutter, die mich via Videochat anrief. Ich wischte mit dem Finger über das Display, und sie wurde sichtbar, leicht verschwommen zwar, aber sie wirkte glücklich, wie sie in die Kamera ihres Telefons lächelte und mir zuwinkte. »Hallo!«
»Hi, Mom.« Ic
h musste grinsen. So beschissen es auch gewesen war, in Armut aufzuwachsen, würde ich trotz allem mit keinem meiner Kumpels tauschen wollen. Meine Eltern waren astrein, was niemand sonst in meiner Clique von seinen behaupten konnte.
»Dieses Mädchen …« Sie wandte den Kopf zum Meer, bevor sie wieder hersah und lachte. »Sie ist wirklich toll! Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Spaß sie und Luna haben. Sie hat ihr beigebracht, wie man wellenreitet.« Anscheinend traten mir die Augen aus den Höhlen, denn sie fügte hastig hinzu: »Nur im Sand. Sie hat sie einfach bäuchlings auf ein Brett gelegt und ihr gezeigt, was sie machen muss. Gerade sammeln sie Muscheln. Edie hat Luna versprochen, hinaus ins tiefere Wasser zu surfen und ihr ein paar ganz besondere Exemplare zu besorgen. Deine Tochter … sie hat noch nie so glücklich ausgesehen, Trent.«
Ich schluckte schwer, bevor ich aufstand, mit dem Telefon durch die Schiebetür in mein Wohnzimmer trat und mir mit der Hand übers Gesicht fuhr.
»Zeig sie mir«, bat ich mit erstickter Stimme. »Zeig mir die beiden.«
Ihr Handy wackelte, als sie versuchte, die Mädchen, die am Wasser saßen, mit der Kamera heranzuzoomen. Ich sah Luna, die in ihrem schwarzen Badeanzug (mit Rosa konnte man sie jagen) im Sand kniete und aufmerksam beobachtete, wie Edie einen Haufen Muscheln inspizierte, vielleicht auch zählte. Beide hielten ihre Köpfe gesenkt, und ihre Zungen spitzten aus ihren Mundwinkeln, als wären sie hoch konzentriert bei der Sache. Edie hatte eine rote Bikinihose an und dazu ein langes, elastisches – ebenfalls rotes – Wassersporthemd. Ihre wellige Mähne war zu einem Dutt an ihrem Hinterkopf gezwirbelt, doch ein Teil ihrer Haare hatte sich daraus gelöst und fiel über ihre Schultern.
»Näher.« Mein Adamsapfel hüpfte, als ich schluckte.
Die Kamera tanzte auf und ab, während meine Mutter aufstand und zu ihnen hinüberging. Je mehr ich zu sehen bekam, desto weniger hatte ich das Gefühl, die Van-Der-Zee-Situation unter Kontrolle zu haben. Luna strahlte übers ganze Gesicht und grinste bis über beide Ohren.
»Was hältst du von der hier, Bazillchen?« Edie pflückte eine Muschel aus dem Haufen und zog die Nase kraus. Kopfschüttelnd verdrehte Luna die Augen.
»Die ist fade, oder? Ja, finde ich auch«, kommentierte Edie. Sie machte Anstalten, sie ins Meer zu werfen – nachdem ich sie ein paar Minuten beobachtet hatte, begriff ich, dass die Muscheln, die sie als unwürdig erachteten, dahin zurückbefördert wurden, woher sie gekommen waren.
Luna stoppte sie in letzter Sekunde, indem sie aufsprang, Edies Faust festhielt und abermals den Kopf schüttelte. Edie öffnete die Hand, und Luna nahm die Muschel an sich.
»Was ist?«, fragte Edie. Sie waren ganz mit dem Aussortieren ihrer Fundstücke beschäftigt und hatten noch nicht einmal bemerkt, dass meine Mutter alles dokumentierte. Luna zeigte auf die Muschel und zog eine Braue hoch.
»Sie ist zerbrochen«, stellte Edie fest. Luna nickte. Ich kam nicht mehr mit.
»Du willst sie behalten, gerade weil sie zerbrochen ist?« Ein Lächeln breitete sich über das Gesicht des blonden Teenagers.
Luna zuckte mit den Schultern.
»Das ist eine wunderschöne Geste, Bazillchen.« Edie streichelte Lunas Arm, bevor sie merkte, was sie da tat, und die Hand hastig zurückzog. Aus Gründen, die ich mir selbst nicht erklären konnte, nahm ich mir vor, Edie zu sagen, dass sie meine Tochter jederzeit berühren durfte. Wenn es etwas gab, worin ich gut war, dann darin, Luna zu knuddeln und zu drücken. Sie scheute sich nicht vor Zuneigungsbekundungen, wenn sie von der richtigen Person kamen.
»He, ich hab eine Idee. Darf ich die Muschel an mich nehmen? Ich verspreche, dass ich gut auf sie aufpassen und sie dir wiedergeben werde«, sagte Edie. Luna zögerte kurz, doch dann legte sie sie auf Edies Handfläche ab.
Sie lächelten sich an. Ich ließ mich auf die Couch fallen und sah dem zu, was sich da vor meinen Augen abspielte. Die Kamera wechselte die Perspektive, meine Mutter erschien wieder im Bild, dieses Mal grinsend wie ein Honigkuchenpferd.
»Edie ist das Beste, was unserer Familie jemals passiert ist, Trent.«
Sie irrte sich, aber ich brachte es nicht über mich, ihr zu sagen, wer Edie in Wahrheit war.
Der Untergang ihres Sohns.
Luna kam zurück, angefüllt mit Geschichten, die sie nicht erzählen konnte. Meine Mutter bot an, sie in die Badewanne zu stecken und Abendessen für sie zu machen, und ich nutzte die Gelegenheit, um an die frische Luft zu kommen und das Wirrwarr meiner Gedanken zu sortieren.
»Meine Güte, Edie ist noch immer surfen.« Meine Mutter schaute mit gerunzelter Stirn auf ihre David-Yurman-Uhr. Wenn sie wüsste, dass sie von demselben Mädchen sprach, das ihr vor einigen Wochen die Handtasche geklaut hatte! »Aber ich bin sicher, sie wird jeden Moment aus dem Wasser kommen. Die Sonne geht schon unter.«
Ohne groß nachzudenken, schlüpfte ich in meine Sportklamotten und verließ die Wohnung. Vorgeblich, um wieder am Strand zu joggen, doch das war ausgemachter Schwachsinn.
Ich ging dorthin, um sie zu finden.
Um sie zu fangen.
Aber was zur Hölle würde ich mit ihr machen, sobald ich sie erwischt hätte?
Sie ausfindig zu machen war leicht. Edie war als Einzige noch am Strand. Auf der Promenade herrschte weiterhin geschäftiges Treiben, es ging dort so munter und farbenfroh zu wie bei einem Festival, aber die Wellenreiter und Sonnenanbeterinnen waren längst abgezogen. Das Gesicht dem Sonnenuntergang zugewandt, den Kopf auf ihren schwarzen Rucksack gestützt, lag sie mit nichts als ihrem Bikini bekleidet im kühlen Sand. Sie hatte sich ihres Surfer-Shirts entledigt, genau wie ihrer Sonnenbrille. Ihre Augen waren geschlossen, und sie bewegte die Lippen zu dem Song, dem sie gerade über ihre Ohrhörer lauschte. Ihr gelbes Surfbrett lag neben ihr wie ein treuer Kumpan. Wie ein lebendiges Wesen. Wie ein Haustier.
Ich näherte mich ihr, dann blieb ich neben ihr stehen und betrachtete sie einfach nur. Shit, ich war kurz davor, mir ein Kontaktverbot einzuhandeln, aber ich konnte nicht anders, als sie anzuschauen. Sie erweckte etwas in mir zum Leben, genau wie sie es bei Luna geschafft hatte. Ich wusste nicht, was es war, aber ich genoss die Wärme, die unerwartet damit einherging. Indessen regte mich eines tierisch auf, nämlich, dass Luna und ich angeschmiert waren, weil das Herz dieses Mädchens jemand anderem gehörte.
Was für unser Wohlbefinden nicht gerade förderlich sein würde.
»Heilige Scheiße!«, stieß sie schrill hervor, bevor sie aufsprang, die Ohrhörer herausriss und auf ihren Rucksack knallte. »Du musst aufhören, dich wie ein perverser Spanner an mich ranzuschleichen, Mann! Was tust du hier?«
Ich habe nicht den blassesten Schimmer, aber du musst dafür sorgen, dass ich verschwinde.
Alles an ihr kam mir reif vor. Sie war verführerisch, und das nicht nur in körperlicher Hinsicht. Wie ein vertrauter Song, der mit süßen Erinnerungen verknüpft ist. Oder wie ein erstes Mal. Das erste Bier. Der erste Joint. Der erste Kuss. Ich wusste, dass sie mich bis ins Grab verfolgen würde, wenn ich nichts dagegen unternähme – und ich rettungslos verloren wäre, falls ich es täte.
Ich beobachtete, wie ihre Brüste sich hoben und senkten, wie sie hektisch nach Luft schnappte, als ich mit einem Selbstvertrauen näher kam, das ich zum ersten Mal seit Jahren nicht wirklich spürte. Sie wich Schritt um Schritt zurück. Der Strand war menschenleer, die Sonne bereits untergegangen. Ich rückte ihr auf die Pelle, jagte ihr wahrscheinlich eine Heidenangst ein, aber ich war zu sehr von der Rolle, um mich darum zu scheren. Ich wollte nass werden und mich von der Strömung mitreißen lassen, ohne auch nur den Fuß ins Wasser zu tauchen.
Ich wollte das, was verboten und falsch und völlig verrückt war.
Ich begehrte die Tochter meines Geschäftspartners, die kaum mehr als halb so alt war wie ich. Der Tanz war zu Ende, als sie mit dem Rücken gegen das blau gestrichene Geländer der Strandwache prallte und mir nicht mehr ausweichen konnte. Ich beugte mich zu ihr, inhalierte ihren Duft nach See und frischem Schweiß, der mir in Kombination mit ihrem einzigartigen süßen Eigengeruch schier den Ve
rstand raubte. Ich wollte die Nase für immer in ihrem vom Wind zerzausten Haar vergraben und nie wieder Atem schöpfen. Und ich wollte sie küssen, was völlig abstrus war, weil ich vom Küssen generell nichts hielt.
Besitzgierig legte ich die Hand an ihre Wange und stellte fest, dass sie kalt war. Edie zitterte am ganzen Leib. Während ich ein langärmliges Sporttrikot trug, hatte sie nur ihren Bikini an. Lustmolch, der ich war, senkte ich den Blick. Ihre Nippel waren aufgerichtet und hart, sie zeigten geradewegs auf mich. Meine Hand glitt gemächlich von ihrer Wange an ihren Hals. Sie entzog sich mir weder, noch schaute sie weg. Ich streichelte ihre weiche Haut, arbeitete mich zu ihrem Schlüsselbein vor und ließ den Daumen durch das Bikinioberteil über eine ihrer Brustspitzen gleiten. Ich starrte sie schweigend an, zu erregt, um die Scham zu fühlen, die es mit sich bringt, wenn man mit einem Teenager rummacht.
Als sie hochsah, standen Furcht und Begehren in ihren Augen, deren unendliche Tiefe mich dazu verlockte, mich in ihnen zu verlieren.
»Mach das noch mal«, flüsterte sie, und ihr Puls schnellte unter meiner Handfläche in die Höhe. Ich merkte, dass sie näher an mich heranrückte, und obwohl unsere Körper sich nicht berührten, war das keine gute Nachricht für meinen Schwanz.
Sie taute auf, wurde immer wärmer.
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, strich ich erneut mit dem Daumen über ihren Nippel. Sie stöhnte und streckte die Arme aus, um mich anzufassen. Ich trat einen Schritt zurück und machte ts, ts.
»Es ist nicht fair, dass du der Einzige bist, der Spaß hat«, seufzte sie frustriert, ihr Körper noch immer meinem zugeneigt.
Ich hob eine Braue. »Du glaubst, es macht Spaß, mit blauen Eiern heimzugehen?«
»Das müsste ja nicht sein.«
»Leider doch.«
»Wenn du meinst.«
»Die Dinge, die ich mit dir machen möchte …« Ich legte eine Kunstpause ein, ließ meinen warmen Atem über ihre kühle Haut driften. »… würden dich zugrunde richten.«
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Noch mal.«