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Scandal Love

Page 26

by L.J. Shen


  »Niemand wird davon erfahren«, stieß ich zähneknirschend hervor und riss Jaime den Joint aus der Hand. »Wir sind diskret.«

  Doch nicht einmal das war wahr. Erst vor zwei Tagen hatte ich im Aufzug meinen Finger in ihrem Hintern, nachdem sie mir kurz davor einen geblasen hatte. Wir mussten mehr Vorsicht walten lassen, und ich musste aufhören, mich von der gefährlichsten Muschi weit und breit in Versuchung führen zu lassen. Edie Van Der Zee war nicht vertrauenswürdig, sie wollte ihrem Vater sämtliche relevanten Informationen über mich liefern. Sie konnte sich als mein Verhängnis entpuppen, trotzdem bekam ich wie ein Cracksüchtiger nicht genug von ihrem Gift.

  »Schläfst du mit ihr, um ihrem Vater eins auszuwischen? Weil er dich loszuwerden versucht?«, hakte Jaime nach.

  »Nein, verflucht«, gab ich verächtlich zurück.

  »Hast du Gefühle für sie?«, wollte Dean wissen.

  Ich verdrehte die Augen und wendete mich Vicious zu. »Kannst du ihnen nicht das Maul stopfen?«

  Er zuckte die Achseln. »Sehe ich aus wie dein Bodyguard? Im Übrigen scheinst du auch allein ganz gut klarzukommen.«

  Ich wollte ihnen gerade eröffnen, dass Jordan schon bald kein Problem mehr für mich darstellen würde, als hinter Dean ein Schrei ertönte. Ich ließ den Joint ins Gras fallen und eilte der Stimme entgegen, die ich sofort erkannte, weil ich mich seit Langem obsessiv mit ihr befasste.

  Luna weinte.

  »Ich habe ihr nichts getan! Ich schwöre!«, beteuerte Daria schrill und rannte über den saftigen, tipptopp gemähten Rasen. Rosa Schleifen zierten ihre blonden Rattenschwänzchen, und sie trug das Ballett-Outfit, in das sie so vernarrt war – was ihre Mutter, eine ehemalige Balletttänzerin, mit besonderem Stolz erfüllte –, aber sie schien sich allmählich in jeder Hinsicht zu einem kleinen Luder zu entwickeln.

  »Oje! Luna-Schätzchen, was ist denn passiert?« Mel hastete zeitgleich mit mir zu ihr. Edie hatte sich auf ein Knie niedergelassen und zog Luna in ihre Arme. Diese barg das Gesicht an Edies Schulter, und Edie strafte Daria mit einem derart eisigen Blick ab, wie ich ihn nie zuvor bei ihr gesehen hatte.

  »Das war überhaupt nicht in Ordnung, Fräulein. Macht es dir Spaß, ihr wehzutun?«

  Ihr wehzutun? Es war das erste Mal, dass ich keine Bedenken gehabt hätte, ein Kind anzuschnauzen. Ich wollte Daria anbrüllen, bis meine Stimmbänder wund wären.

  »Was zur Hölle ist hier los?« Ich erreichte das Trio gleichzeitig mit Mel, die mich hilflos anschaute. Wir hatten uns nicht mehr gesprochen, seit ich das von ihr arrangierte Date in den Sand gesetzt hatte. Danach hatte sie keinen weiteren Verkupplungsversuch mehr unternommen. Was ich als Sieg erachtete.

  »Ich wollte uns nur kurz eine Limonade holen«, erklärte Edie, bevor sich die schuldbewusst dreinblickende Daria zu Wort melden konnte. »Auf dem Weg zum Haus bemerkte ich, dass Daria Lunas Seepferdchen in der Hand hielt. Sie hat es entzweigerissen und die Füllung herausgerupft.« Edie drückte Luna, die nun noch lauter weinte, fester an sich. Dann stand sie auf, mit meiner Tochter im Arm, als wäre sie ihr eigenes Kind.

  Es machte mich fertig.

  Und froh.

  Und traurig.

  Und völlig sprachlos.

  Ich wandte mich Daria zu. Mel folgte meinem Beispiel. Sie war ebenfalls aufgebracht, und die Tatsache, dass sie diese Sache ernst nahm, ließ etwas von meiner Wut verrauchen.

  »Warum, Daria? Was hast du dir dabei gedacht?« Mel ging vor ihrer Tochter in die Hocke und fasste sie bei den Schultern. Ihre Stimme war sanft, ihr Blick hingegen forschend und streng. Dies war nicht das erste Mal, dass Daria gemein zu Luna war.

  Das Mädchen zuckte mit einer Achsel und starrte verstockt zu Boden.

  »Luna ist immer so nett zu dir«, wies Mel sie zurecht. Niemand fragte Luna, was passiert war, weil jeder wusste, dass sie nicht antworten würde. Sie klammerte sich noch immer an Edie fest, als Daria zum anderen Ende des Gartens zeigte. Wir folgten der Blickrichtung und sahen Vaughn und Knight, die an einem der Picknicktische saßen und die Burger mampften, die ich für sie gemacht hatte.

  »Was meinst du?« Mel klang irritiert. Die Arme. Ihre Tochter war schon mit sechs verrückt nach Jungen. Auf Jaime kamen fünfzehn lange Jahre zu.

  »Knight ergreift immer Partei für sie.«

  »Es gibt keine Partei zu ergreifen. Luna hat nichts gegen dich.« Mels geblümtes Kleid bauschte sich im Wind. Um meine Rage im Zaum zu halten, richtete ich das Augenmerk wieder auf meine Mädchen. Noch immer erschüttert über Lunas Reaktion, schmiegte Edie deren Gesicht an ihre Schulter und schüttelte den Kopf.

  »Erklär mir das bitte, Süße«, forderte Mel Daria auf.

  Hatte ich gerade meine Mädchen gedacht? Großer Gott, ja. Ich hatte Edie als mein Mädchen tituliert, dabei war sie das nicht und würde das auch nie sein. Doch in diesem Moment kam es mir ganz so vor. Als gehörte sie zu mir, und das nicht, weil ich scharf auf ihr Hinterteil war – was ich nicht leugnen konnte –, sondern weil sie für mich bestimmt war.

  »Knight will immer mit ihr spielen, auch wenn Vaughn und ich gerade etwas anderes machen. Dabei spielt Luna noch nicht mal. Es ist einfach doof. Sie steht nur dabei und guckt blöd.«

  Ich machte einen Schritt nach vorn, aber das erwies sich als überflüssig. Edie war wie der Blitz bei Daria, mit einem Ausdruck im Gesicht, der einfach unbezahlbar war. Sie hatte das Zeug, ebenso einschüchternd zu sein wie ihr Vater. Sie wollte es nur nicht ausspielen.

  »Das reicht jetzt, Daria. Du bist eifersüchtig, mehr nicht. Das ist okay, das geht uns allen manchmal so. Was hingegen nicht okay ist, ist die Art, wie du deiner Eifersucht Luft machst, nämlich indem du es an Luna und ihrem Lieblingsspielzeug auslässt. Ich finde, du solltest dich bei ihr entschuldigen, meinst du nicht?«

  Für einen Augenblick herrschte Stille. Mit schockierter, tief verlegener Miene flocht Daria die Finger ineinander und zupfte an ihrem rosa Tutu. Die Hände um Edies Schultern geschlungen, beobachtete Luna sie von deren Halsbeuge aus.

  »Sie hat recht«, seufzte Melody und sah mich mit einem Ausdruck von Überforderung in ihrem Gesicht an. Ich zuckte die Achseln. Nicht mein Problem.

  Emilia kam nun das erste Mal seit unserem Eintreffen aus der Küche, beladen mit einer Schüssel Obstsalat. Sie stellte sie auf dem Tisch ab, eilte zu uns und strich sich die violetten Haare aus der Stirn.

  »Was ist denn passiert?«

  Melody setzte sie ins Bild. Daria entschuldigte sich, woraufhin Luna sich endlich aus Edies Armen löste und mit Emilia mitging, um sich das Gesicht zu waschen.

  Mel, Edie und ich standen in einem Halbkreis zusammen. Die Sonne heizte die aufgebrachte erzürnte Stimmung zusätzlich an, einer von uns konnte jeden Moment explodieren.

  »Ich werde mir jetzt die Limonade holen.« Edie wandte sich ab und verschwand im Haus. Mel taxierte mich argwöhnisch, und zum millionsten Mal in diesem Jahr dankte ich Gott dafür, dass ich der Stumme war und sie nicht wirklich einen Kommentar von mir erwartete.

  Ich verzog mich ebenfalls nach drinnen und hielt nach Luna und Emilia Ausschau. Ich vertraute Vicious’ Frau. Sie und Rosie verstanden es, einem das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein, auch wenn das nicht der Fall war.

  Ich passierte die beiden leeren Badezimmer im Erdgeschoss und wollte schon nach oben zu den Schlafzimmern gehen, als ich am Fuß der Treppe innehielt, weil ich Edie in Vaughns von Lastern, Soldaten und anderem Spielkram überfrachteten Zimmer entdeckte. Sie stand neben der Rutsche, die aus einer Burg herausführte, und hielt einen kleinen Gegenstand in der Hand. Ich kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, was es war. Ein Spielzeugsoldat.

  Sie wirkte … traurig. Es war das erste Mal, dass ich sie so niedergeschlagen erlebte, fast verzweifelt. Sie sah am Boden zerstört aus, was ich nie zuvor registriert hatte, weil mich der hübsche Hintern, die verführerischen Brüste und mein Hass auf ihren Vater immer davon abgelenkt hatten, wie seelisch angeschlagen dieses Mädchen war. Verflucht.

  Es gab keine Rechtfertigung für mein Handeln. Dafü
r, dass ich in das Zimmer trat, die Tür hinter mir schloss und innerlich aufgewühlt zu ihr ging, während sie den Blick von dem Spielzeug hob und in meinen Augen las wie in einem offenen Buch.

  Ich hätte es darauf schieben können, dass sie meine Tochter beschützt hatte, doch das wäre nicht die Wahrheit gewesen.

  Oder darauf, dass ich ihre Vielschichtigkeit erkannte, während sie den kleinen Soldaten in ihrer zarten Hand hielt, aber auch das wäre gelogen gewesen.

  Ich tat es, weil ich nicht anders konnte. Scheiß auf die Konsequenzen, auf Jordan Van Der Zee und auf alles, was zwischen uns stand. Zum ersten Mal seit fünf Jahren legte ich meine Lippen auf die einer Frau und küsste sie. Begierig.

  Meinen Mund auf ihren zu pressen war wie Fahrradfahren. Ich tat es unterbewusst, doch gleichzeitig fühlte es sich so ungewohnt an, dass es mir den Atem raubte. Meine Hände umfingen ihr Gesicht und zogen sie zu mir heran, meine Zunge schnellte zwischen ihre geöffneten Lippen. Stöhnend gab sie sich dem Kuss hin, indem sie sich an mir festklammerte, als hätte sie das schon seit unserer ersten Begegnung tun wollen. Ich intensivierte den Kuss, genoss das unvertraute Gefühl, mit meiner Zunge über die eines anderen Menschen zu streichen. Es war ein feuchter, intimer Kuss. Ich wollte sie verschlingen.

  »Meine kleine Tide«, flüsterte ich und grub die Zähne in ihre Unterlippe, bis ich das mir wohlbekannte lustvolle Wimmern vernahm. »Ja, das bist du.«

  »Und du bist ein Seepferdchen.«

  »Ich wünschte, das wäre wahr.«

  »Das ist es.«

  »Ja, vielleicht«, räumte ich ein und klang zum ersten Mal seit Langem verunsichert.

  »Aber ich bin nicht deine Tide, Trent.« Kummer klang in ihren Worten mit, und ich begriff, dass sie recht hatte. Sie wollte mich ans Messer liefern.

  »Nein. Du bist meine Delilah, Edie, und ich bin dein Samson. Du willst mich ruinieren, mich zerstören, mich verraten, mir meine Macht nehmen. Ich sollte mich von dir fernhalten, aber ich begehre dich zu sehr. Und wenn alles vorüber, wenn von uns nicht mehr übrig ist als verschwitzte Körper, kaputte Seelen und gebrochene Herzen, wirst du mich als den Mann in Erinnerung behalten, der dich zum Weinen brachte, und ich dich als das Mädchen, das ich opfern musste, um mich selbst zu retten.«

  Wir schauten uns an und hätten fast gelächelt. Wer hätte gedacht, dass ich einmal auf diese Weise gegen meine Prinzipien verstoßen würde, mit einer Frau, die einerseits meiner Gnade ausgeliefert war und andererseits Verrat im Sinn hatte. Ich streichelte ihre Wangen, dabei ergriff ich erneut Besitz von ihrem Mund, küsste sie voll Hingabe, Leidenschaft und Bedauern – mit allem, was ich zu geben hatte. In dem Wissen, dass dies vermutlich eine einmalige Sache war, verschlangen wir uns küssend und knabbernd mit den Lippen. Endlich konnte ich tun, wonach ich mich verzehrte, seit ich sie an der Seite ihres Vaters in Deans Garten hatte stehen sehen, mit einem streitlustigen Ausdruck im Gesicht, als wollte sie der ganzen Welt den Krieg erklären.

  Ich öffnete mich gegenüber einem Menschen, der nicht meine Mutter, mein Vater oder einer meiner drei Freunde war, dabei spürte ich instinktiv, wie das Unheil seinen Lauf nahm.

  Unsere Lippen waren geschwollen, unsere Lider halb geschlossen, als wir erwischt wurden, während wir inmitten des kunterbunten Spielzimmers eng umschlungen an einer Kunststoffburg mit Rutsche lehnten. Die Tür schwang auf, und Vicious erschien im Türrahmen. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, betrachtete er uns gelangweilt. Knight und Vaughn standen neben ihm und klammerten sich jeweils an einem seiner Beine fest, während sie die Szene auf sich wirken ließen, ohne sie wirklich zu durchblicken. »Du hast behauptet, ihr wärt diskret. Dass ihr nicht auffliegen werdet.« Spöttisch spie mein Kumpel mir meine eigenen Worte entgegen.

  Mein Impuls, alles abzustreiten, wurde von meinem Bedürfnis, Anspruch auf Edie zu erheben, erstickt. Ich nahm die Hände von ihrem Gesicht, wenn auch nur, um mich ihm zuwenden zu können.

  »Ihr müsst gehen.«

  »Und du brauchst einen cleveren Plan, bevor ihr Vater dich am Ende noch umbringt«, gab Vicious ungerührt zurück.

  »Was ich brauche …« Ich sah zu Boden, um mich davon abzuhalten, vor den Kindern zu fluchen. »… ist deine Unterstützung. Sonst raste ich noch aus.«

  Vicious trat einen Schritt zurück. Ehe er die Tür schloss, hörte ich ihn sagen: »Höchste Zeit, dass wir Popcorn machen, Jungs. Diese zwei werden uns die beste Show in der ganzen Stadt liefern.«

  KAPITEL 23

  EDIE

  Rosie mochte ich am liebsten.

  Sie waren alle nett, aber mit Emilias Schwester wurde ich auf Anhieb warm. Bekleidet mit einem »Queens of the Stone Age«-T-Shirt und zerrissenen Jeans wiegte sie ihren Sohn Lev in den Armen, als sie mir zunickte.

  »Ja, das klingt ganz nach unserer Daria.«

  »Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber dieses Mädchen ist herzlos. Keine Ahnung, wo ich genauso ein Seepferdchen für Luna auftreiben soll.« Ich griff mir eine Weintraube aus der Obstschale auf dem Tisch.

  Rosie atmete tief durch, dabei rasselten ihre Lungen, als wären ihre Atemwege blockiert.

  Nachdem Trent und ich von Vicious beim Knutschen im Spielzimmer seines Sohns überrascht worden waren, hatte er uns nahegelegt, uns nicht auf seinem Grund und Boden an die Wäsche zu gehen. Trent hatte sich das nicht kampflos gefallen lassen, sondern ihm die Meinung gegeigt und ihn dabei mit einem Blick voller Mordlust durchbohrt. Wir hatten das Zimmer gemeinsam verlassen, nahe dran, uns bei der Hand zu halten.

  Doch wir taten es nicht.

  Noch immer spürte ich den Nervenkitzel, den der Kuss bewirkt hatte, in jeder einzelnen Faser. In meinen geschwollenen brennenden Lippen. Sie pochten und summten, als wären sie eigenständige Wesen, vom Rest meines Körpers losgelöst.

  Rosie beugte sich gerade über den Tisch zu mir, als Emilia und Melody sich uns mit Weinflaschen bewaffnet näherten. Ich wusste, dass sie mir kein Glas anbieten würden, was mir vor Augen führte, wie wenig gleichwertig ich für diese Menschen allein wegen meines Alters war. »Was läuft da zwischen Trent und dir? Er war schon immer still und geheimnisvoll und auch ein bisschen einschüchternd.« Rosie wackelte mit den Augenbrauen.

  »Kennt Emilia ihn gut?«, fragte ich, teils, um einer Antwort auszuweichen, hauptsächlich aber, weil ich mehr über ihn erfahren wollte. Rosie schüttelte den Kopf, ihr Blick besagte, dass sie mich nicht so einfach vom Haken lassen würde.

  »Ich bezweifle, dass irgendwer ihn wirklich gut kennt, seine Freunde eingeschlossen.«

  »Um wen geht es?« Emilia setzte sich neben mich und drückte lächelnd meine Schulter. »Danke, dass du heute gekommen bist, Edie. Luna vergöttert dich, und ich liebe es, sie strahlen zu sehen.«

  Gott, sie sah umwerfend aus, und das sogar in ihrem blauen Alice im Wunderland-Kleid und der gelben Strickjacke. Kein Wunder, dass Vicious betört von ihr war.

  »Wir reden über Trent. Welche Überraschung, nicht?« Rosie pflanzte einen Kuss auf Levs blonden Schopf, woraufhin dieser aufwachte und nach ihren Brüsten tastete.

  »Wie der Vater, so der Sohn.« Rosie verdrehte die Augen, hob ihr T–Shirt hoch und entblößte eine Brust. Ich schaute zur Seite und kam mir vor wie ein dummer unreifer Teenager, obwohl es völlig normal war, dass eine Mutter, wie von der Natur vorgesehen, ihr Baby stillte.

  »Was ist denn mit ihm?«, meldete Mel sich zu Wort und setzte sich zu uns an den Tisch. Luna war mit ihrem Vater auf der anderen Seite des Gartens, und ich hatte plötzlich das Gefühl in einer Vorstadtversion von Sex and the City gelandet zu sein. Mel öffnete eine der Weinflaschen und schenkte zwei Gläser ein, eins für sich und eins für Millie.

  »Meine Fresse. Du trinkst, obwohl du stillst?« Rosie runzelte die Stirn. »Was denn? Lev versteht noch kein einziges Wort. Bis zu seinem ersten Geburtstag werde ich mir meine vulgäre Sprache abgewöhnen«, quittierte sie den vorwurfsvollen Blick ihrer Schwester.

  »Wer’s glaubt, wird selig.« Millie rollte die Augen und genehmigte sich einen kräftigen Schluck Wein. Ih
re Tochter Bailey war sogar noch jünger als Lev. »Ich pumpe die Milch ab und schütte sie weg. Bailey bekommt fast ausschließlich Fläschchen. Der Hebamme zufolge weiß sie nicht recht, wie sie andocken soll, was seltsam ist, weil ihr Vater diesbezüglich keine Probleme hat.«

  »Danke für die unappetitliche Info.« Rosie schnitt eine Grimasse.

  »Also, was ist jetzt mit Trent?«, hakte Mel erneut nach. »Ich habe versucht, ihn mit einer meiner Freundinnen zu verkuppeln, aber er ist einfach ein hoffnungsloser Fall. Er hat das Date mit Absicht vermasselt.«

  In meinem Bauch flatterten Schmetterlinge, und ein Lächeln zupfte an meinen Lippen. Ich hatte es gewusst.

  »Er wollte nicht zu dieser Verabredung gehen«, brachte Emilia zu seiner Verteidigung vor. »Ich vermute, es ist wegen Val. Er hatte noch nie eine feste Beziehung, und seit der Sache mit ihr hat er sich von diesem Gedanken gänzlich verabschiedet. Was ein Jammer ist.«

  Mel hob achselzuckend eine Braue, bevor sie ihr Glas in einem Zug leerte. »Vielleicht kommt sie ja doch noch zurück.«

  »Wohl kaum!« Rosie schnaubte verächtlich.

  »Ich wünschte, sie täte es. Luna braucht eine Mutter«, bemerkte Emilia.

  »Falls sie zurückkommt, würde ich darauf wetten, dass er sie nie mehr gehen lässt. Er hätte ihr eine faire Chance geben sollen, als sie ihm eröffnete, dass sie schwanger ist. Jaime sagt, dass Trent sich deswegen noch heute manchmal Vorwürfe macht. Er ist ein guter Vater, dagegen hat er Val nie in Aussicht gestellt, mehr für ihn zu sein als Lunas Mutter. Das soll nicht heißen, dass ich ihr Verhalten nachvollziehen kann oder gutheiße, aber sollte sie zurückkehren, würde er vielleicht wirklich versuchen, eine funktionierende Beziehung mit ihr zu führen. Ergibt das Sinn?«, fragte Mel in ihrem sachlichen aufgeschlossenen Ton.

  »Nein«, sagte Rosie und bettete Levs Kopf auf ihrem Arm um, derweil er gierig an ihrer Brust nuckelte.

 

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