by Laura Kneidl
Ich erwiderte Auris Lächeln. All die Wut, die ich in den letzten Tagen empfunden hatte, erschien mir plötzlich wie eine weit entfernte Erinnerung. »Das ist lieb von dir. Und jetzt lass dich drücken.«
Ich breitete die Arme aus, und Auri kam meiner Bitte nach. Er umarmte mich fest, und ich schmiegte mich an seine Brust, als könnte ich so die vergangenen drei Tage, die wir getrennt voneinander verbracht hatten, nachholen.
Ich war froh, Auri wiederzuhaben. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermissen würde, wenn in einigen Wochen die neue Footballsaison startete und er mit seinem Team von Spiel zu Spiel reisen würde. Das würde eine harte Zeit werden. Ich kam zwar auch ohne Auri gut klar, aber Tatsache war: Ich war nicht gerne von ihm getrennt. In seiner Nähe zu sein, machte mich glücklich, nicht zuletzt weil er die beschissensten Momente in meinem Leben erträglicher machte.
Ich löste mich aus unserer Umarmung, bevor sie uns unangenehm werden konnte, und wir setzten unseren Weg fort.
»Ich finde, du schuldest einem deiner Lieblingsmenschen für das ganze Drama noch ein Geheimnis.«
Auri schnaubte. »Warum wusste ich, dass du das sagen wirst?«
»Weil du mich so gut kennst?« Erwartungsvoll sah ich zu ihm auf.
»Lass mich überlegen …« Nachdenklich schürzte Auri die Lippen und schwieg einige Sekunden. »Okay, ich war sechzehn und total in dieses eine Mädchen verknallt. Wochenlang habe ich mich nicht getraut, sie um ein Date zu bitten, aber schließlich hab ich meine Angst überwunden und sie gefragt. Sie hat Ja gesagt. Doch ich war vor dem Date so nervös, dass ich versehentlich das Parfüm meiner Mutter aufgetragen habe. Das Mädchen dachte, ich würde nach einer anderen riechen. Sie ist, noch bevor wir unser Essen bestellen konnten, durch die Hintertür abgehauen. Ich hab es nicht gecheckt und eine ganze halbe Stunde auf sie gewartet.«
»Aw, das ist irgendwie traurig.«
Auri zuckte mit den Schultern. »Das mit uns hätte eh nicht geklappt. Und jetzt du.«
»Ich habe keine peinliche Date-Geschichte, aber als ich elf Jahre alt war, war ich furchtbar verliebt … in Edward Cullen.« Das auszusprechen, war mir wahnsinnig peinlich. Ich war damals ein großer Twilight -Fan gewesen, und Robert Pattinson mochte ich noch heute, aber meiner Schwärmerei für Edward war ich schon lange entwachsen.
»Ich fand Jacob immer besser«, bemerkte Auri, anstatt mich auszulachen. Was mich eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Immerhin wusste ich, dass er die Bücher gelesen hatte. Wir hatten sogar schon zwei- oder dreimal darüber geredet, waren dabei aber nie bis in die Tiefen meines früheren Fangirl-Herzens vorgedrungen. »Er ist sportlich und kann sich in einen Wolf verwandeln. Ich mag Wölfe.«
Ich grinste. »Und ich mag Glitzer.«
»Das stimmt nicht. Du hasst Glitzer.«
Ich verzog die Lippen. »Erwischt, aber nur weil man das Zeug nicht mehr loswird! Ich schwöre dir, einmal hab ich eine Geburtstagskarte damit verziert und noch drei Wochen danach Glitter an Stellen gefunden, an denen er wirklich nichts zu suchen hat.«
»Redest du von der Karte, die du für Micah gemacht hast?«
Wir hatten den Park erreicht. Der asphaltierte Bürgersteig unter unseren Füßen mündete in einen Kiesweg.
»Ja. Einmal und nie wieder!« Ich schüttelte den Kopf bei der Erinnerung.
Auri lachte, wurde kurz darauf aber ernst. Er räusperte sich. »Apropos Glitzer … Ich wollte dir das schon die ganze Zeit vorschlagen. Was hältst du davon, wenn wir aus Julians altem Zimmer ein Nerd- und Bastelzimmer für uns machen?«
Ich blinzelte, etwas irritiert von der plötzlichen Überleitung. »Sagst du das nur, um unsere Sachen vor deinen Teamkollegen verstecken zu können?«
»Auch, aber nicht nur«, antwortete Auri und fuhr sich nervös mit der Hand über den Kopf, als befürchtete er, womöglich das Falsche gesagt zu haben. »Ich glaube, es wäre wirklich cool. Und seien wir mal ehrlich, Cas, keiner von uns will einen neuen Mitbewohner. Wäre es so, hätten wir uns schon längst einen gesucht.«
»Du willst wirklich keinen neuen Mitbewohner?«, hakte ich hoffnungsvoll nach.
»Nein. Warum auch? Mit uns läuft es super, und jemand Neues würde nur die Dynamik kaputt machen.«
Bei seinen Worten wurde mir ganz warm. »Wirklich? Dasselbe habe ich auch schon die ganze Zeit gedacht.«
»Und warum hast du nichts gesagt?«
»Keine Ahnung. Dasselbe könnte ich dich fragen«, redete ich mich raus und senkte verlegen den Kopf, aber bereits kurz darauf blickte ich wieder zu Auri auf.
Ohne zu blinzeln, sah er mich an. Sein Blick hatte eine Intensität, die mich in ihren Bann zog. »Dann waren wir wohl beide etwas feige.«
»Sieht ganz danach aus.«
18. Kapitel
»Hast du mich vermisst, mein Süßer?«
»Schon ein bisschen«, antwortete Julian mit einem Grinsen.
Ich verdrehte die Augen, hob Laurence vom Boden auf und drückte den Kater an meine Brust. Er versteifte sich ein wenig, ließ die aufgezwungenen Streicheleinheiten aber über sich ergehen, während ich meine Nase in seinem Fell vergrub und glücklich seufzte.
Laurence und ich hatten zwar unsere Startschwierigkeiten gehabt, und ich wusste, dass ich nicht sein Liebling war, aber ich vermisste es, das Fellknäuel um mich zu haben. Mit ihm war ich nie alleine zu Hause gewesen, und während der kälteren Monate hatte er sich oft neben mich gelegt und sich an mich geschmiegt. Das würde ich diesen Winter sehr vermissen. Vielleicht konnte ich mir Laurence wenigstens hin und wieder ausleihen, so wie Micah, als sie mit Julian eine schwere Zeit durchgemacht hatte.
Mit dem Kater auf dem Arm ging ich zu Micah, die auf der Couch saß und gebannt auf den Fernseher starrte. In den Händen hielt sie einen Controller. Sie hatte sich die PlayStation vergangenes Jahr gekauft, aber bis vor Kurzem kaum gezockt. Das hatte sich in den letzten Wochen der Semesterferien und mit Julians häufiger Abwesenheit geändert. Sang- und klanglos war dieser bereits wieder im Arbeitszimmer verschwunden.
»Nein. Fick dich! Nein! «, brüllte Micah verzweifelt und stieß ein Knurren aus, als ihr Avatar ein Messer durch die Brust gestoßen bekam und die Meldung angezeigt wurde, sie habe die Runde verloren. »Verdammter Drecksack!«
Ich schnaubte. »Du bist wirklich eine schlechte Verliererin.«
»Das hat damit gar nichts zu tun.« Micah warf den Controller achtlos neben sich auf die Couch. »Dieses Mistvieh kotzt mich einfach nur an. Ich versuche es bereits seit Tagen zu besiegen und schaffe es nicht.«
Das war einer der Gründe, weswegen ich mir zwar gerne Let’s Play anschaute, aber nie selbst spielte. Ich hatte einfach nicht die Geduld und die Nerven dafür. Stattdessen lag ich viel lieber herum und sah anderen dabei zu, wie sie sich an den Spielen abmühten.
»Du könntest nach einer Strategie googeln.«
Schockiert sah mich Micah mit weit aufgerissenen Augen an. »Niemals! So was macht man nicht!«
»Es würde dir Zeit sparen«, konterte ich.
»Das wäre Schummeln.«
Amüsiert beobachtete ich, wie Laurence versuchte, seinen Kopf in die weiten Ärmel meines Oversize-Pullovers zu schieben.
»Wer sagt das?«
»Ich und jeder andere Gamer, der etwas auf sich hält.« Micah schaltete den Fernseher aus und sprang auf die Beine. Von den Stunden, die sie vermutlich schon auf dieser Couch verbracht hatte, war ihr Shirt hoffnungslos zerknittert. »Aliza meinte, sie kommt etwas später und dass sie dafür was zu essen mitbringt.«
Augenblicklich bekam ich Appetit. »Hat sie gesagt, was?«
»Hab nicht gefragt.« Micah öffnete den Kühlschrank und hielt eine Flasche hoch. »Möchtest du eine Diet Coke?«
Ich nickte, und sie schenkte uns zwei Gläser ein.
Laurence hatte seinen Versuch, in meinen Pullover zu kriechen, aufgegeben und sich stattdessen neben mir auf das Sofa gelegt, sein kleines Köpfchen gegen meinen Oberschenkel gedrückt. Ich lächelte auf ihn herab und kraulte ihn sanft hinter den Ohren, was ihm ein leises Schnurren entlockte, das von meinen Ohren geradewegs in mein Herz wanderte.
Micah reichte mir mein Glas. »Ihr solltet euch auch eine Katze holen. Dann könnten wir für die beiden Spiel-Dates arrangieren. Das wäre einfach supersüß.«
»Gibt es auch etwas und jemanden, den du nicht verkuppeln möchtest?«
Micah zuckte mit den Schultern. »Ich bringe Menschen und Tiere einfach gerne zusammen. Aber ernsthaft, wollt ihr wirklich keine Katze? Auri vermisst Laurence doch sicherlich auch.«
»Schon, aber das ist nicht so einfach«, sagte ich und nippte an meiner Cola. »Auri hat viel um die Ohren, und das Semester geht bald wieder los. Wir wären nicht so oft zu Hause. Und was, wenn das Studium vorbei ist? Wer von uns bekommt die Katze?« Dass Auri und ich eines Tages nicht mehr zusammenwohnen würden, war eine Realität, der ich mich irgendwann stellen musste. Doch nicht heute. Nicht jetzt. Ich wollte einen schönen Abend mit Micah und Aliza verbringen, also schob ich den Gedanken weit von mir und wechselte schnell das Thema. »Wie geht es Lilly?«
»Gut, wir schreiben fast jeden Tag und telefonieren oft.« Micah ließ sich wieder neben mich auf die Couch plumpsen. »Sie sagt, sie vermisst Mayfield, aber es war die richtige Entscheidung umzuziehen, auch wenn sie mit New Jersey noch nicht ganz warm geworden ist.«
»Das kommt sicherlich bald.«
Micah nickte zustimmend. Dann zog sie ihr Handy aus der hinteren Hosentasche und zeigte mir Fotos von Lillys und Tanners gemeinsamer Wohnung, die absolut umwerfend und um einiges größer war als das Apartment, das ich mir mit Auri teilte. Jedes Möbelstück wirkte handverlesen. Ich vermutete, dass dort ein Innenarchitekt am Werk gewesen war, schließlich stammten die beiden aus reichen Familien mit genügend Geld.
Anschließend quatschten Micah und ich noch ein wenig über die Albtraumlady , deren Geschichte allmählich Form annahm. Micah hatte weitere Szenen skizziert und die ersten fünf Seiten, die bereits ausgearbeitet waren, koloriert. Die Farbtöne waren grau und verwaschen, sodass alleine der Anblick eine trübselige Stimmung erzeugte. So wie es hoffentlich die gesamte Story tun würde, wenn sie irgendwann einmal fertig war. Ich hatte außerdem noch einige Notizen für die Handlung angelegt, die ich allerdings erst in eine sinnvolle Reihenfolge bringen musste.
»Was hältst du von der Idee, Rückblenden einzubauen? Man könnte sie in Schwarz-Weiß zwischen die einzelnen Kapitel setzen«, sagte Micah, bevor sie aufsprang, um den Summer für die Haustür zu drücken, da es gerade geklingelt hatte.
»Würde das den Leser nicht zu sehr aus der eigentlichen Handlung rausreißen?«
»Glaubst du? Es wäre ja immer nur eine Seite, höchstens zwei.«
Nachdenklich neigte ich den Kopf. »Aber gerade in den finalen Kapiteln bremst das schon etwas aus.«
Micah spähte durch den Spion in den Hausflur, bevor sie wieder zu mir sah. »Okay, dann keine Rückblenden.«
»Wir können ja noch mal darüber nachdenken, wenn die Hauptstory fertig ist«, schlug ich vor. Die eigentliche Geschichte sollte nicht unter den Rückblenden leiden, aber sie würden Micah und mir die Möglichkeit geben, den Leuten näherzubringen, warum die Albtraumlady war, wie sie war. »Vielleicht finden wir einen Weg, die Rückblenden mit der gegenwärtigen Handlung zu verknüpfen, damit es runder wirkt.«
»Klingt gut«, sagte Micah und öffnete die Tür für Aliza. »Hey!«
»Hey. Sorry, dass ich zu spät bin. Dafür hab ich Essen mitgebracht.« Sie hob die gläserne Schüssel hoch, die sie in den Händen hielt.
Micah nahm sie ihr ab und spähte hinein. »Was ist das?«
»Biryani mit angebratenem Reis, aber ohne Fleisch, dafür mit karamellisiertem Tofu und verschiedenem Gemüse. Allerdings habe ich es ein bisschen mit den Kräutern übertrieben«, antwortete Aliza und hängte ihre Tasche an die Garderobe.
Sie sah weniger herausgeputzt aus als sonst, ohne Make-up, die Haare zu einem unordentlichen Knoten auf dem Kopf zusammengebunden. Aliza war nicht übermäßig eitel, aber inzwischen postete sie häufiger auch Fotos von sich auf ihrem Blog oder Instagram; dass sie sich dafür herrichtete, war nur verständlich. Ich hätte mich wohl auch nicht im Gammel-Look Hunderttausenden von Leuten präsentieren wollen – Menschen waren im Internet oft noch gemeiner als im echten Leben. Ich hatte unter Alizas Postings schon so manch eine Beschimpfung gelesen. Aber nicht alle fiesen Kommentare waren Beleidigungen, oft waren es auch einfach unüberlegte Bemerkungen, die jedoch ebenso verletzend sein mussten.
»Es wird trotzdem super schmecken. Ich wärme es in der Mikrowelle auf.«
»Was? Nein!« Aliza entriss Micah die Schüssel wieder und lief zielstrebig in die Küche, in der sie sich problemlos zurechtfand. Sie schaltete den Herd ein und holte einen Topf, in den sie das Biryani gab, das sie langsam umrührte, während das Ceranfeld warm wurde. »Das lassen wir jetzt zehn Minuten köcheln.«
»In der Mikrowelle wären es nur zwei Minuten«, warf Micah ein.
Aliza holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank. »Vielleicht, aber so schmeckt es besser. Vertrau mir.«
Micah nickte brav, da Aliza es nun mal wirklich besser wusste.
»Wie war dein Tag bisher?« Ich schob Laurence, der noch immer an mich gekuschelt lag, vorsichtig zur Seite, um aufzustehen. Er hob den Kopf und warf mir einen trägen Blick zu, bevor er sich wieder zu einer haarigen Kugel zusammenrollte, wobei gefühlt die Hälfte seines Fells an meiner Leggins kleben blieb.
Aliza ließ sich auf einen der Hocker vor der Küchentheke fallen. »Stressig. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Ich muss bis morgen ein Paper abgeben, und in meinem Postfach befinden sich gefühlt eine Million ungelesene Mails, die darauf warten, beantwortet zu werden. Außerdem hat Estelle mich heute angerufen und …«
»Warte, wer war noch mal Estelle?«, hakte ich ein.
»Meine Lektorin.«
»Ah, okay. Sorry. Ich bin echt schlecht mit Namen.«
Vor einigen Monaten, nachdem der Artikel mit ihr im Cooking Delicious Magazine erschienen war, hatte Aliza ein Angebot von einem Verlag erhalten, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Was einer der Gründe war, weshalb wir sie nur noch halb so oft zu Gesicht bekamen, wie uns lieb war.
»Und was wollte sie?«, fragte Micah, die am Herd stand und den Reis umrührte.
»Der Verlag hat beschlossen, meine Veröffentlichung vorzuziehen. Sie wollen das Buch noch dieses Jahr rausbringen. Im Oktober.«
Mein erster Reflex war, Aliza dazu zu gratulieren, doch ihre grimmige Miene verriet mir, dass dies in ihren Augen eher keine erfreuliche Nachricht war.
Micah hielt in der Bewegung inne. »Und das findest du nicht gut?«
Aliza schüttelte den Kopf und stützte das Kinn auf ihren Händen ab. »Versteht mich nicht falsch. Ich freu mich riesig auf das Buch, es ist eine tolle Chance, aber ich weiß gerade nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll. Ich hab die Veröffentlichung nächstes Jahr genau durchgeplant und extra vor die Frühjahrsferien legen lassen, damit ich das richtig genießen kann und Zeit habe.«
Ich nickte verständnisvoll. »Kannst du das dem Verlag nicht sagen?«
»Habe ich, aber die lassen nicht mit sich reden«, antwortete Aliza, wobei ihre Stimme einen verzweifelten Klang annahm, der mir ein wenig Sorgen bereitete. »Sie meinen, mit Thanksgiving, Black Friday und Weihnachten wären bessere Umsatzzahlen zu erwarten, und nachdem sie mir nicht gerade wenig bezahlt haben, kann ich das verstehen. Es ist trotzdem scheiße. Ich will die Veröffentlichung nicht nur halbherzig angehen, aber nächstes Semester müssen meine Noten besser werden, sonst war’s das.«
»Scheiße.«
Micah holte drei Teller aus dem Schrank. »Das klingt anstrengend. Kannst du kein Urlaubssemester einlegen?«
»Auf keinen Fall. Ich will das Studium nicht schleifen lassen.«
»Du würdest ja nur eine kleine Pause machen«, wandte ich ein.
»Schon, aber ich hab Angst, dass ich es nicht schaffe, danach wieder einzusteigen. Das Studium ist mir wirklich wichtig.«
»Genau wie dein Buch.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
»Natürlich.«
»Und was willst du jetzt machen?«, fragte Micah, während sie das Reisgericht auf drei Tell
er verteilte. Es roch absolut köstlich und sah genauso gut aus.
Aliza zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Falls du Hilfe brauchst, ich bin jederzeit für dich da.«
»Ich auch!«, warf ich eilig ein.
»Danke, das weiß ich«, sagte Aliza mit einem Lächeln. Sie wirkte noch immer nachdenklich, aber etwas weniger besorgt. Manchmal musste man eben nur hören, dass man nicht alleine und immer jemand da war, der bereit war zu helfen, wenn man Hilfe nötig hatte. »Und wie war euer Tag?«
»Entspannt.« Ein anderes Wort fiel mir nicht ein.
Ich war erst gegen Mittag aufgewacht, eine Nachricht von Auri hatte mich geweckt. Vom Bett war ich direkt auf die Couch gefallen, wo ich einige Stunden verbracht hatte, ehe ich mich dazu hatte aufraffen können, wenigstens kurz zu duschen, bevor ich zu Micah rüberging. Manchmal fühlte ich mich schlecht, dass ich so faul war, während anscheinend jeder um mich herum mehr zu tun hatte, aber gleichzeitig genoss ich es. Ich wusste, dass dieser Zustand nicht mehr lange anhalten würde.
Während wir aßen, erzählte Micah Aliza ausführlich von dem Boss-Kampf, den sie in ihrem Spiel ausfocht und zu gewinnen versuchte. Anschließend fütterten wir Laurence und machten es uns auf der Couch bequem. Wir beschlossen, einen Film zu gucken, und überließen Aliza die Auswahl. Zwar mochte sie Serien wie Stranger Things oder Good Omens , aber ihre große Leidenschaft galt dramatischen Liebesgeschichten, weshalb ihre Wahl auf einen Bollywood-Film namens Yeh Jawaani Hain Deewani fiel. Der Film war ganz okay, aber ich ertappte mich dabei, wie mein Griff immer wieder zum Handy ging, um mit Auri zu schreiben, der mit ein paar seiner Teamkollegen unterwegs war.
Gegen Ende des Films kam Julian endlich aus dem Arbeitszimmer. Er trug einige Mappen und einen Laptop unter den Arm geklemmt. »Ich muss noch mal ins Büro.«
Micah griff nach der Fernbedienung und stoppte den Film. Ihre amüsierte Miene angesichts des Kitschs, der sich vor unseren Augen abspielte, war einem ernsten Gesichtsausdruck gewichen. Mit zusammengezogenen Brauen sah sie Julian an. »Ernsthaft? Es ist schon nach zehn.«