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Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition)

Page 8

by Emily Key


  »Klingt nach Melissa«, sagte ich, darum bemüht, mir nichts anmerken zu lassen. »Es tut mir leid.«

  »Sag das nicht!« Wieder wandte er mir den Kopf zu und sah mich an. »Mach es nicht zu etwas Schlechtem, wenn es sich so lebendig anfühlt.«

  Verdutzt schaute ich ihm in die Augen. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und die Möwen begannen ihre Kreise zu ziehen. Ich leckte über meine Lippen und schluckte schwer. Als er sich schließlich räusperte, war der Augenblick zerstört, doch die Gänsehaut blieb. »Okay. Ich sollte dann mal wieder.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter hinter sich. Ohne dass ich den Blick von ihm nehmen konnte, nickte ich wie in Trance.

  »Ja solltest du.« Wenige gespannte Herzschläge später stützte er sich auf die Hände und sprang leichtfüßig ins Wasser zurück.

  »Hannah?«, fragte er mich noch einmal, während mein Blick unverwandt auf ihm lag. »Wir sehen uns Freitagabend, richtig?«

  Wollte er sich versichern? Wieder nickte ich. Er konnte mich bereits nicht mehr hören, als ich ein »Natürlich« murmelte. Das Gefühl, dass ich auf eine seltsame Art verlassen wurde, beschlich mich, als ich ihm hinterher sah, bis die andere Seite der Düne ihn verschluckte.

  Würde ich nicht aufpassen, bekäme ich ein Problem.

  Eines, das circa ein Meter neunzig groß war, dunkelblondes zerzaustes Haar und blaue Augen wie der Ozean hatte.

  Und dessen Hochzeitsplanung in meiner Hand lag.

  Kapitel 8

  Hannah

  Heute war Freitag. Seit jenem Morgen hatte ich bis auf zwei E-Mails, um Termine zu bestätigen, nichts mehr von Adam gehört. Ob es ein Segen oder Fluch war, dessen war ich mir noch nicht sicher, denn meine Gedanken wurden nach wie vor von ihm beherrscht und vollkommen ausgefüllt. Ich war mir nicht sicher, welchen Schlachtplan ich verfolgen würde, wusste nur, dass ich mich zwingen würde, das alles auf höchst professioneller Ebene zu halten. Zumindest war es das, was mir mein Engel riet. Mit Melissa wollte und konnte ich irgendwie nicht darüber reden, ... vielleicht hatte ich zu viel Angst vor ihrem Urteil oder der Möglichkeit, dass sie mir dazu raten könnte, endlich einmal nur auf mich zu achten. Melissa hatte mir klar und deutlich vermittelt, wie besonders es war, dass es endlich mal einen Mann gab, der mich herausforderte. Der nicht sofort alles umsetzte, was ich sagte. Es war gleichzeitig Wohltat und Fluch, da ich seine Hochzeit mit der bezaubernden Kelly plante und somit nicht einmal in Erwägung ziehen konnte, ihn näher kennenzulernen. Also anders, als auf die professionelle Schiene. War es nicht wie verhext? Endlich mal hatte ich jemanden getroffen, der mich interessierte und dann war er unerreichbar. Das Kribbeln zwischen meinen Beinen setzte ein, nur als ich daran dachte, wie er in der Bucht auf dem Stein neben mir gesessen hatte. Wie mich ein Blitz durchfahren hatte, als die wohlige Wärme seiner Haut sich langsam auf mich übertrug. Ich war mir sicher, dass ich mich in seinen Armen aufgehoben und beschützt fühlen würde. Fuck, ich war eine romantische Hormonkuh. Gedanklich steckte ich mir den Finger in den Hals und würgte.

  Nachdem ich meine Arbeit heute schon nachmittags beendet hatte – selbstverständlich nur, weil ich noch etwas essen wollte, bevor ich in den Club aufbrach und nicht, um mich ausgiebig fertigzumachen – stieg ich jetzt unter die Dusche. Wie herrlich leicht es doch war, sich selbst zu belügen. Das warme Wasser spülte die trüben Gedanken fort und holte das behagliche Kribbeln in meinem Bauch zurück, welches mir signalisierte, dass ich mich auf heute Abend freute. Das war nicht gut, ganz und gar nicht gut, aber keine innere Ermahnung war erfolgreich. Rein gar nichts brachte irgendwas. Egal wie sehr ich mich zur Beherrschung und zur Ordnung rief oder mich selbst eine Schlampe schimpfte, meine Libido und meine Gedanken entwickelten ein Eigenleben. Mit dem Bild von Adam vor Augen, wie er mich schief angrinste, glitt meine Hand wie von selbst über meinen Bauch, meine weiblichen Hüften und verschwand zwischen meinen Beinen. Ich ... es prickelte dort, wo meine Klitoris saß und sie verlange nach Aufmerksamkeit, wie beinahe mittlerweile jede Nacht. Das vertraute Ziehen in der Magengegend, welches mir signalisierte, dass ich dringend mal wieder Sex haben sollte, schmerzte fast. Mein Vibrator war zwar gut, aber nicht genug, deshalb lautete meine Mission für dieses Wochenende: ›Mobilisiere alte Kontakte, und hab Sex mit einem Mann aus Fleisch und Blut und einem richtigen Schwanz‹. Ich genoss die Wärme, die von oben auf mich herabfloss, griff nach dem Duschkopf, änderte den Wasserstrahl und ließ ihn über meine Klitoris gleiten. Unnatürlich bogen sich meine Beine, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und mich mit dem Hintern an den kalten großen Fliesen in meinem Bad abstützte. Die Wassertemperatur etwas kühler drehend, drückte ich mit der einen Hand den Duschkopf auf meine Perle und fingerte mich mit der anderen selbst. Unbequem, aber ich sehnte mich so dringend nach Erlösung, dass ich nicht anders konnte, als das Gefühl zu halten und mich ganz meiner Fantasie von einem halb nackten Adam hinzugeben, dessen großer Schwanz – natürlich hatte er in meinem Kopf einen riesigen – sich durch die halb geöffnete Jeans drückte und um Erlösung bettelte. Vor meinen inneren Augen war er genauso heiß auf mich, wie ich auf ihn, und er war es, der mich fingerte und mit festen, gezielten Bewegungen den empfindlichen Knoten bearbeitete, welcher verborgen unter meinen Schamlippen lag. Gerade, als ich mir vorstellte, wie ich ihn in die Schulter biss, seinen Namen rief und er seinen Schwanz fest in mich stieß, sah ich Sternchen vor meinen geschlossenen Augen und kam gewaltig. Vor Erschöpfung entließ ich den Duschkopf aus meinen Händen und ich zog gerade noch rechtzeitig meinen Fuß weg, ansonsten wäre er mir wohl darauf geknallt. Scheiße. Was war das gewesen? Verflucht noch mal! Mein Gesicht war von Schweiß überzogen. Ich fuhr mir über die Stirn und steckte anschließend die Brause dorthin, wohin sie auch gehörte. Das musste aufhören! Das durfte nicht mehr passieren. Es war das eine, sich selbst zu befriedigen, aber etwas ganz anderes, wenn ich dabei an den Mann dachte, der für mich unerreichbar war.

  Heute, wenn ich mich sowieso auftakelte, um in eine Bar zu gehen, würde ich das Weite suchen und noch einen der zahlreichen Beachclubs in der Stadt aufsuchen, sobald die Entscheidung des Brautpaares gefallen war. Es war Sommer, viele Touristen waren hier, um Urlaub zu machen, und meine Schwester bezeichnete Malibu um diese Jahreszeit immer als das ›Land der feuchten Frauenträume‹. Kaum eine andere Stadt platzte so sehr mit jungen, gebräunten, durchtrainierten Sportlern aus allen Nähten wie dieser Teil Kaliforniens. Energisch wusch ich mich und stieg dann aus der Dusche. Es wäre doch gelacht, wenn es mir nicht gelänge, heute Abend jemanden aufzureißen.

  ***

  Zwei Stunden später, es war fast zehn Uhr, betrat ich den Grunge Club, in welchem wir uns verabredet hatten. Ich war pünktlich. Sobald ich im Laden stand, stellte ich fest, dass ich leicht overdressed war, aber es war in Ordnung. Ich trug ein schwarzes Seidenkleid, welches keine Ärmel hatte und am Rundhalsausschnitt mit schwarzen und dunkelgrauen funkelnden Steinen besetzt war. Da das Teil relativ gerade war, wurde zwar nicht meine Taille betont, aber es schmeichelte eindeutig meinem großen Busen und den weiblichen, vollen Hüften. Dazu trug ich Ohrringe in dem gleichen dunklen Ton, und weil ich die Haare zu einem lockeren Knoten im Nacken geschlungen hatte, funkelte der Ausschnitt mit den Onyxen in meinen Ohrlöchern um die Wette. Die Smokey-Eyes, welche ich mir geschminkt hatte, waren am zeitaufwendigsten gewesen. Zwar war ich kein Profi, aber mit Hilfe eines Anleitungsvideos bei Youtube stellte das alles kein Problem mehr dar. Lippen im Nude-Look und Volume-up-Boost, welcher farblos schimmerte, rundeten das Bild ab. Einen echten Blickfang stellten die schwarzen zwölf Zentimeter Plateau-Peeptoes dar. Allerdings war trotz allem das Kleid das Highlight. Es zog sich verführerisch über meinen Po, aber nicht so eng, dass man dachte, es wäre zu klein. Es war perfekt und ich hatte lange Zeit auf einen Anlass gewartet, es tragen zu können. Warum genau heute, wusste ich nicht, aber als ich meinen Kleiderschrank nach dem passenden Outfit durchsucht hatte, war ich darauf gestoßen und hatte mich noch einmal verliebt. Als ich dann hineingeschlüpft war und merkte, dass ich mich darin genau richtig fühlte, hatte ich es dabei belassen.

  Geistesabwesend bezahlte ich die fünf
zehn Dollar Eintritt und ging durch den langen Gang, der in schwarzem und dunklem Rot gehalten war. Wie in solchen Locations üblich, hingen Hunderte von Aufklebern und Flyern an den Wänden. Diverse Poster von Bands, die bald hier spielen oder ein neues Album herausbringen würden, waren kunstvoll schräg, übereinander, umgedreht oder halb zerrissen angeklebt. Nachdem ich den Hauptraum betreten hatte, sah ich mich kurz um. Einige Grüppchen von Männern standen bereits zusammen, eine Bedienung balancierte ein Tablett mit Shots, vermutlich mit Tequila gefüllt, durch den Raum, und die leise Musik, gepaart mit den rötlichen und blauen Lichtstrahlern, beschwor ein gemütliches Gefühl in mir herauf. Ein wenig schmuddelig, aber genau eine Bar nach meinem Stil. Nicht so ein durchdesignter Club, wie sie jetzt in der Innenstadt zuhauf eröffnet worden waren. Da wir nicht ausgemacht hatten, wo genau wir uns treffen würden, steuerte ich einfach die Bar an. Der Raum selbst war übersichtlich, deshalb sollte es mir nicht so schwer fallen, die beiden zu finden. Und wenn ich ein Getränk in der Hand hätte, könnte ich mich an etwas festhalten. Der süße Barkeeper bediente mich sofort. Nachdem ich das kühle Bier, an welchem das Kondenswasser augenblicklich verführerisch abperlte, zwischen meinen Fingern hielt, nahm ich einen Schluck. Der Barmann zwinkerte mir zu. Auch wenn der Kerl nett anzusehen war, war er dummerweise bestimmt zehn Jahre jünger als ich. Leider konnte ich einen Toy Boy nicht gebrauchen. Als der herbe Geschmack meine Nerven traf, seufzte ich auf. Gott war das gut! Schon ewig war ich nicht mehr aus gewesen, und normalerweise trank ich keinen Alkohol, wenn ich mit Klienten unterwegs war. Aber zum einen würde ich mich, auch wenn dies eine offizielle Veranstaltung war, nicht in einer Bar blamieren, und zum anderen hatte ich wohl noch nie ein Pärchen betreut, das über solch eine alternative Band nachdachte. Es passte einfach nichts anderes als ein Flaschenbier in dieses Umfeld. Ich war mir fast sicher, dass Adam, der die Band besonders mochte, nichts dagegen hätte, und Kelly ... energisch verdrängte ich den Gedanken. Es war einfach egal. Der Deal war so gut wie abgewickelt und es fehlten nur noch winzige Details. Band, Abendessen, Blumen. Okay, als ich jetzt darüber nachdachte, musste ich zugegeben, dass es mit Abstand die größten Aspekte waren, die eine Hochzeit betrafen, aber nein. Nein, ich würde mich nicht davon aus der Ruhe bringen lassen, weil ich den Bräutigam ein klein wenig heiß fand und mit seinem Bild vor Augen einen Orgasmus nach dem nächsten bekam. Nein. Wieder nahm ich einen Schluck von meinem Bier und sah auf meine Uhr. Gerade als ich mich innerlich über seine Verspätung beschweren wollte, weil ich Unpünktlichkeit nicht leiden konnte, sah ich Adam wie ein beschissenes Model aus einer verdammten Calvin-Klein-Werbung auf mich zu schlendern.

  »Hi!«, sagte er verschmitzt grinsend und fuhr sich durch sein bereits zerzaustes Haar. Es sah seidenweich aus. ›Weib, was denkst du da?‹ »Cool, dass du da bist!« Sofort fiel mir die vertraute Anrede auf. Sie jagte eine Gänsehaut über meinen Körper. Der Routine geschuldet wollte ich ihn gerade maßregeln und ihn darauf hinweisen, dass wir uns siezen mussten, wenn wir professionell zusammenarbeiten wollten, als er mir zuvorkam. »Also, es sind nur du und ich. Kelly musste spontan auf eine Fortbildung.« Das schiefe Lächeln, das seine markanten Züge zierte, schoss in mein Höschen. Fuck! Ich war am Arsch. Aber so was von. Ich sollte dringend mein Gewissen töten.

  Wenig damenhaft riss ich die Augen auf.

  »Ähm, okay.«, sagte ich nicht sonderlich geistreich und kniff mir in den Nasenrücken. »Das ist schade?« Obwohl ich es als Aussage formulieren wollte, war es eher eine Frage, die meinen Mund verließ.

  »Ja, einer ihrer Kollegen wurde krank, und da der Kurs bereits bezahlt war ... wie auch immer. Willst du noch eines?« Er deutete auf meine Flasche, und ich nickte. Himmel ja, wenn ich alleine mit Adam Moore eine verfluchte Band für seine Hochzeit aussuchen musste, dann ja. Dann brauchte ich noch ein verdammtes Bier. Wie sollte ich einen Abend mit diesem Sex auf Beinen überstehen? Und zwar so, dass ich dabei nicht wie ein Teenager gekommen war, ohne dass er mich berührte? Mein Körper begann zu kribbeln, als sich unsere Finger kurz berührten, weil er mir die Flasche aus der Hand nahm. ›Sehr professionell, Hannah‹, höhnte der Teufel lachend. ›Ein Bier in zwei Zügen leer zu trinken!‹ Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken, und das Prickeln in meiner Körpermitte verstärkte sich, als ich Adam von hinten betrachtete. Er schien aus dem Büro zu kommen, denn er trug eine gut sitzende dunkelblaue Anzughose und ein hellblaues Hemd, welches – Slim Fit sei Dank – über seinen Schultern ein wenig spannte und die Taille betonte. Es ließ erahnen, dass sich darunter die Muskeln eines Sportlers verbargen. Gestählte, gebräunte Haut, die seidenweich war und ...

  »Hier bitte!«, sagte er und unterbrach mein Starren. Eilig nahm ich die Flasche in die Hand und er grinste mich kühn an. »Man sollte meinen, langsam wärst du an meinen Anblick gewöhnt«, flüsterte er mir zu, als er sich in meine Richtung beugte. So nah, dass ich den frischen Duft seiner Wäsche und den salzigen Geruch nach Meeresbrise riechen konnte.

  »Ich war in Gedanken«, stellte ich automatisch klar und rollte die Augen. »Bist du immer so arrogant?«

  »Ahhh ... willst du heute eher Mrs. Stone als Hannah sein? Die kühle, distanzierte Hochzeitsplanerin?«, fragte er mit spöttisch in die Höhe gezogener Braue.

  Mir entwich ein Schnauben. »Na du bist ja scheinbar lieber Adam!«

  »Wir haben vereinbart, dass es okay ist, wenn wir uns duzen, solange niemand dabei ist. Et voilà. Ich kenne hier niemanden!« Er machte eine ausladende Handbewegung, die den ganzen Club mit einschloss, und grinste mich so selbstsicher und verwegen an, dass ich nicht anders konnte als mich davon einlullen zu lassen.

  »Flirtest du etwa mit mir?«, fragte ich ihn, ehe ich es zurückhalten konnte. Mein Blick fiel auf seine gebräunten Unterarme, deren Muskelspiel mich ablenkte. Sicherlich war er immer noch oft am Strand, im Meer und surfte. Er hatte bestimmt wahnsinnig viel Kraft und ... Falsche Gedanken, Frau Hochzeitsplanerin!

  »Zeig mir einen Mann in diesem Raum, der dich nicht ansabbert und mich nicht mit offensichtlicher Eifersucht betrachtet, weil ich hier mit dir sitze.« Er beugte sich so nah zu mir, dass ich die Sprenkel in seinen Augen sehen konnte. Gott, hatte ich seinen Blick erwähnt, der so durchdringend war, dass ich meinte, er würde mir auf die Seele blicken? Ich erschauderte im positiven Sinn.

  Sekundenlang von ihm gefangen, zwang ich mich, seinem Blick auszuweichen. Rasch sah ich mich im Raum um. Ich würde nicht behaupten, dass jeder Mann mich ansah, aber ein paar. Einer prostete mir sogar mit seiner Flasche zu, als ich ihn anblickte.

  »Siehst du?« Die rhetorische Frage ließ mich nicken. Sein Duft nach Meer und Mann strömte mir in die Nase. »Also finde ich, wenn schon jeder denkt, dass du meine Freundin bist ...« Er stieß mich bei seinen Worten kameradschaftlich in die Seite. »... dann kann ich dich auch duzen und Hannah sagen.«

  Kurz dachte ich über seine Worte nach, und gelangte dann zum Schluss, dass er recht hatte. Nur erweckten wir wirklich den Eindruck, dass wir ein Pärchen waren? Gut, unsere Körperhaltung war dem anderen zugeneigt und wir ... sahen uns vertraut an, besser ließ es sich nicht beschreiben. Aber konnte man wirklich denken, dass dieser schöne Mann ›mein‹ Mann war?

  Wollte ich ihn heute duzen? Tausend Gedanken rasten mir durch den Kopf. Zum einen war das wirklich die Vereinbarung und zum anderen, wenn ich an einem Freitagabend schon arbeiten musste, wieso dann nicht mit ein wenig Spaß?

  »Ja, sorry«, sagte ich schließlich und nickte ihm zu. »War eine heftige Woche.«

  Er betrachtete mich flüchtig von der Seite. Die Art und Weise, wie er es tat, ließ darauf schließen, dass er mich am liebsten gefragt hätte, was so schlimm gewesen war. Aber da ich ihm das ohnehin nicht beantworten konnte, war ich ihm dankbar, dass er schwieg. Niemals hätte ich ihm sagen können, dass meine Gedanken nur von ihm beherrscht wurden, dass meine Vagina ein Eigenleben entwickelte, sobald er in der Nähe war, und dass ich begann ... Kelly ihr Glück, solch einen Mann an Land gezogen zu haben, zu missgönnen. Und das durfte nicht passieren, also ja. Ja, es war besser, dass er nicht fragte und ich somit nicht antworten musste. Denn Lügen zählte nich
t zu meinen Stärken.

  Er stieß seine Bierflasche, leicht an meine.

  »Du siehst sehr hübsch aus, Hannah!«, sagte er plötzlich leise und beugte sich wieder nahe zu mir. So, als dürfte niemand außer mir die Worte hören. So, als würde er sie niemals zu jemand anderem sagen. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper, obwohl mich Hitze durchströmte.

  »Danke«, murmelte ich seltsam berührt. Es wäre nicht fair, wenn ich behaupten würde, ich würde nie hören, dass ich gut aussah, aber dass Adam Moore es sagte ... er ließ es wie ein Versprechen klingen. Gepaart mit der Droge der Versuchung. Ein Schwur nach Hitze und Verlangen, und das war ganz und gar nicht gut. Aber mein Körper wollte einfach diese irrsinnigen Reaktionen, welche er in mir auslöste, nicht unterbinden. Außerdem wärmten seine Worte mein Innerstes.

  Dank des Moderators, der endlich die Band ankündigte, wurde mein peinliches Schweigen und die Tatsache, dass er mich immer noch ununterbrochen ansah, beendet. Es wurde auch langsam Zeit, wir sollten das hier anhören und dann, dann würde ich in eine andere Bar weiterziehen und ... und jemanden aufreißen, von dem ich mich vögeln lassen würde.

  Richtig, das war der Plan und er war perfekt.

  »Nun gut«, begann ich, darum bemüht, auf sicheres Terrain zurückzufinden. Ich rief in meinem Kopf die Einzelheiten über die Band ab. »Die Jungs sind frei an eurem Hochzeitstag. Das heißt, wenn ihr sagt, ihr wollt sie, sollte man das schnell ...«

  »Hannah?«, unterbrach mich Adam mit einem eindringlichen Ausdruck, der mir im selben Moment vermittelte, dass er meine Haut streichelte, obwohl er mich gar nicht berührte. »Lass uns doch einfach den Abend genießen, okay?«, sagte er mit einem tiefen Blick in meine Augen. Mein Körper und mein Innerstes verlangten danach, dass ich nickte, aber meine Professionalität, die in meinem Kopf bestehen blieb, schrie los. Also tat ich das, was meinem Naturell entsprach.

 

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