Book Read Free

Der Himmel wird beben

Page 38

by Kiefer, Lena


  Der Griff an meinen Schultern wurde fester, und Lucien zwang mich, ihn anzusehen. »So darfst du nicht denken. Du bist ein Schakal und das war ein Exit-Job, ein Auftrag, sonst nichts. Du hattest keine Wahl, es war die richtige Entscheidung. Hörst du? Es war die richtige Entscheidung.«

  Ich nickte mechanisch und er streichelte meine Wange.

  »Halt noch ein bisschen durch, okay? Es ist bald vorbei.«

  Ich nickte wieder. Er hatte recht, ich hatte keine Wahl gehabt. Wenn ich Troy nicht getötet hätte, wäre Lucien gestorben.

  Lucien. Plötzlich wurde die Kälte von meiner Angst verdrängt.

  »Deine Verletzung!«, rief ich. »Wo hat er dich getroffen?« Meine zittrigen Finger tasteten seinen Pullover ab. Der Stoff war hart und steif vor Blut.

  »Ist nur mein Arm, halb so wild. Es tut weh, aber ich werde es überleben.« Lucien lächelte schwach. »Sieht so aus, als hättest du mir das Leben gerettet. Schon wieder.«

  »Ja, Tod am Strand ist wohl der Start deiner vielversprechenden Stunt-Karriere.« Ich lachte dünn. »Sind wir damit jetzt quitt?«

  »Noch lange nicht.« Er küsste mich schnell. »Komm, wir müssen uns beeilen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, um die OmnI sicherzustellen.«

  Ich sah wieder auf den Leichnam. »Was machen wir mit der … mit ihm?«

  Lucien verzog das Gesicht. »Ich werde ihn beschweren und ins Meer werfen müssen. So oder so wird ReVerse sich fragen, wo er geblieben ist. Aber auf die Art gewinnen wir genug Zeit, um zu verschwinden.«

  Mir graute vor dem Gedanken, Troy berühren zu müssen. Trotzdem straffte ich die Schultern. »Okay. Dann lass uns anfangen.«

  »Ich kann das allein machen.«

  »Nein. Ich habe ihn getötet.« Ich schluckte. »Es wäre feige, mich davor zu drücken. Außerdem wird es mit deinem Arm schwierig, ihn zum Wasser zu ziehen.«

  »Gut.« Lucien lief in den Bungalow und holte den Störsender. »Ich muss ihn deaktivieren, sonst schickt Maraisville bald eine FlightUnit. Aber solange sie zusehen, werden wir nicht über unsere Flucht reden können. Wir dürfen uns also nichts anmerken lassen, bis wir die InterLinks entfernt haben.«

  »Wie sollen wir die Links überhaupt entfernen? Wir haben das Set nicht mehr.«

  »Ich habe eins aus Maraisville mitgebracht.«

  Überrascht sah ich ihn an.

  »Wie lange planst du das denn schon? Seit wir wieder hier sind?«

  »Nein.« Er schüttelte den Kopf und sein Lächeln wurde verlegen. »Seit ich das erste Mal auf die Insel gekommen bin.«

  »Aber –«

  »Sagen wir einfach, dass ich wirklich sehr verliebt in dich bin und immer war. Und dass ich darauf gehofft habe, mein Gefühl hätte mich nicht getäuscht.« Er hob die Schultern und ich küsste ihn noch einmal, bevor er auf den Knopf an dem Stift drückte. Nur wenige Sekunden später brach aufgeregtes Stimmgewirr über uns herein.

  »Wo wart ihr?«

  »Was ist passiert?«

  »Ist das Rankin?«

  »Weiß Ophelia, wo die OmnI ist?«

  Es war, als wäre ganz Maraisville in der Überwachungszen­trale – und jeder Einzelne von ihnen stellte uns Fragen. Irgendwann bat Lucien harsch um Ruhe. Danach sprach nur noch Imogen.

  »Also, der Reihe nach. Was ist mit der OmnI?« Man hatte meine InterLinks ebenfalls online geschaltet.

  »Sie befindet sich in der Nähe«, sagte ich. »Direkt bei –«

  »Wir werden uns darum kümmern«, unterbrach mich Lucien.

  »Ich schicke Unterstützung, wenn ihr mir den Standort durchgebt.« Imogen klang geschäftsmäßig.

  »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wir wollen erst herausfinden, ob Ophelia richtig liegt. Was bringt es, wenn die Kavallerie anrückt und es ist eine Sackgasse?«

  Ich hätte beleidigt sein müssen, aber ich wusste, warum ­Lucien das tat. So wollte er uns Zeit verschaffen, um abzuhauen, bevor ganz Maraisville auftauchte.

  »In Ordnung, aber ruft sofort Verstärkung, wenn ihr sicher seid«, sagte Dufort. »Ist Rankin tot?«

  Mein Blick fiel auf die Leiche und ich schauderte. Eine Antwort brachte ich nicht über die Lippen.

  »Ja.« Lucien erledigte das für mich. »Er hat herausgefunden, wer ich wirklich bin, deswegen wollte er mich töten. Ophelia hat das verhindert.«

  Kurz herrschte Stille am anderen Ende. Waren sie etwa überrascht, dass ich nicht einfach zugesehen hatte, wie Troy Lucien umbrachte? Wofür hielten die mich? Hm, vielleicht für das Mädchen, das den König erschießen wollte?

  »Gute Arbeit, Ophelia«, sagte Dufort schließlich. Es war das erste Lob von ihm seit meiner Zeit als Anwärterin. Aber das bedeutete nichts mehr. Für ihn und alle anderen in Maraisville würde ich immer eine Verräterin sein.

  »Danke«, brachte ich heraus.

  »Geht es dir gut?« Das war Imogen.

  »Sie hat zum ersten Mal getötet, natürlich geht es ihr nicht gut«, sagte Lucien scharf. »Aber wir werden das schon schaffen.«

  Niemand fragte, wieso wir offline gewesen waren, niemand interessierte sich dafür, wie Troy genau gestorben war. Während wir einige Steine hinter den Bungalows zusammensuchten, um den Leichnam damit zu beschweren, hielt Lucien jedoch inne.

  »Imogen?«, fragte er in die Stille auf den EyeLinks. »Wo ist Phoenix?«

  Erst jetzt bemerkte auch ich, dass in dem Wirrwarr der sarkastische Ton des Schakalchefs gefehlt hatte.

  »Er ist nicht hier«, antwortete Imogen. »Er begleitet Leo­pold zu einem Termin.«

  »Was für ein Termin?« Lucien und ich wechselten einen Blick.

  »Ein Treffen mit dem König von Großasien. Die Probleme mit den Widerstandsgruppen nehmen zu. Sie wollen ihre Ressourcen bündeln.«

  »Wo findet es statt?«, fragte ich.

  »Darüber darf ich nicht sprechen. Nur wenige Eingeweihte wissen davon. Wir können kein Risiko eingehen.«

  Ich hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend und sah an Luciens Gesichtsausdruck, dass es ihm genauso ging.

  »Also hat Phoenix meine Warnung nicht ernst genommen.« Nach dem Gespräch mit Costard hatte ich dazu geraten, dass Leo­pold die Stadt nicht verließ.

  »Nein.« Imogen seufzte. »Ich habe alles versucht, um das Treffen zu verschieben, aber es war zu wichtig. Wir haben allerdings die höchsten Sicherheitsvorkehrungen getroffen und Haslock ist persönlich mit zwanzig seiner Gardisten dabei. Leo­pold ist morgen wieder zurück, keine Sorge.«

  Das ungute Gefühl blieb, aber für Maraisville war das Thema beendet und wir machten weiter. Bald hatten wir genug Steine zusammen und Lucien sah mich an.

  »Bereit?«

  »Nein. Aber bringen wir es hinter uns.«

  Es war das Furchtbarste, was ich je getan hatte. Schweigend arbeiteten wir uns voran, platzierten die Steine so in Troys Kleidung, dass sie ihn auf den Boden des Meeres ziehen würden. Ich vermied es, meinem Erzfeind in das reglose Gesicht zu sehen, aber als wir ihn zum Wasser schleppten, schaute ich doch hin.

  Meine Kugel hatte ihn an der Stirn über der linken Braue getroffen, aber bis auf diese Wunde waren seine Züge entspannt und unversehrt, so als würde er nur schlafen. Aber das stimmte nicht. Ich hatte dafür gesorgt, dass er nie wieder schlafen würde – oder aufwachen. Mein Magen rumorte und Übelkeit schwappte in meine Kehle. Troy war ein widerwärtiger Mensch gewesen, er hatte mich gehasst und mir geschadet, wo er konnte. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, ich hätte ihn nicht töten müssen.

  Wir trugen die Leiche auf einige Felsen und warfen sie von dort ins Wasser, damit sie nicht von der nächsten Welle an den Strand gespült wurde. Mit einem Platschen landete Troy im Meer und verschwand in der dunklen Tiefe. Ich wusste, er war tot und keine Gefahr mehr für uns. Allerdings hatte ich den Verdacht, dass er in meinem Kopf noch eine ganze Weile herumgeistern würde.

  Schweigend kletterten wir wieder hinunter zum Strand. Dort angekommen, wischte ich mir das getrocknete Blut mit etwas Meerwasser von
der Stirn. Das brannte in der Platzwunde, aber der Schmerz vertrieb die Taubheit und war somit willkommen.

  Erst als Lucien und ich zurück am Bungalow waren, sprachen wir wieder.

  »Wird es irgendwann leichter?«, fragte ich und sah in die Richtung, wo Troy auf den Grund gesunken war.

  »Nein.« Lucien schüttelte den Kopf. »Du wirst lernen, damit zu leben, weil du dir sagen kannst, dass es das Richtige war. Leichter wird es deswegen nicht, aber du solltest dir das auch nicht wünschen. Sei lieber froh darüber, dass es dir etwas ausmacht.«

  »Warum?«

  »Wenn es anders wäre, dann würde das bedeuten, du fühlst nichts mehr.« Er lächelte leicht, als ich ihn ansah. Dann verzog er das Gesicht, als er den Arm bewegte.

  »Wir sollten nach deiner Wunde sehen«, sagte ich besorgt.

  »Keine Einwände«, ächzte er.

  Im Bungalow befreite ich Lucien vorsichtig von seinem Pullover und schob den Ärmel des Shirts hoch. Die Kugel hatte ihn am Oberarm getroffen, nah an der Schulter, ein glatter Durchschuss, der immer noch blutete.

  Ich fand zum Glück ein halbwegs sauberes Tuch, das ich auf die Wunde drückte. Die Behandlung mit Meerwasser kam hier nicht infrage.

  »Wir müssen sie versorgen. Sie ist zu groß, um sich selbst zu verschließen.«

  »Oben habe ich ein spezielles NanoHealing-Set, das die Haut versiegelt«, sagte Lucien. »Es ist in meinem Zimmer, in einer Tasche auf dem Balken über dem Schrank.«

  »Okay, ich gehe hoch und hole das Set und frische Kleidung«, entschied ich. Da sich mittlerweile so viele ReVerse-Mitglieder auf der Insel befanden, war es unmöglich, ungesehen ins Haus hinein- und wieder hinauszukommen. Bei Luciens Verletzung würde sofort jemand Fragen stellen. »Wenn wir dich versorgt haben, können wir uns für die Suche nach der OmnI ausrüsten.«

  »Klingt nach einem Plan … wenn dich niemand aufhält. Man könnte oben etwas gehört haben.«

  »Glaube ich nicht. Wenn der Wind über die Klippen pfeift, schafft es der Schall nicht bis zum Hotel.« Ich band das Tuch fest um seinen Arm, dann wandte ich mich ab.

  »Hey.« Lucien hielt mich auf. »Unser Plan steht noch, oder?«

  »Natürlich.« Ich wusste, er meinte nicht den Plan für die nächsten zwei Stunden, sondern den für danach. »Ich bin gleich wieder da.«

  Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, ihn zu küssen, lief hinaus und trat den Weg nach oben an. Noch ein paar Stunden durchhalten und funktionieren, dann war das alles vorbei.

  Noch ein paar Stunden, dann waren wir frei.

  37

  Nachdem sein altes Zimmer bei dem Angriff zerstört worden war, hatte Lucien eines im ersten Stock bekommen, das zum Hof ging. Die Aussicht war somit deutlich schlechter, aber immerhin musste ich nicht durch drei Etagen, um seine Sachen zu holen.

  Mir begegneten ein paar ReVerse-Leute, aber sie beachteten mich kaum. Ich hatte meinen Zopf geöffnet und die Haare über die Stirn gestrichen, damit man die Platzwunde nicht sah. So schaffte ich es ohne Unterbrechungen in Luciens Zimmer.

  Schnell huschte ich dort ins Bad und besah mir den Schaden. Es war nicht so schlimm, ein Riss über dem rechten Auge, der sich bereits geschlossen hatte. Ich reinigte die Stelle eilig mit sauberem Wasser und band meinen Zopf neu. Dann stieg ich im Zimmer auf einen Stuhl und angelte nach der Tasche oben auf dem Balken. Als ich mich danach streckte, spürte ich die Stellen, wo Troy mich getroffen hatte. Seine leeren Augen tauchten vor mir auf. Gewaltsam schob ich die Erinnerung beiseite.

  Ich hatte die Tasche gerade zu mir heruntergezogen, als Schritte ertönten. Erst glaubte ich, dass jemand an Luciens Zimmer vorbeiging, aber dann wurden sie langsamer und es klopfte. Hastig stieg ich vom Stuhl und quetschte mich in die Lücke zwischen Wand und Schrank. Vielleicht hatte ich Glück und der Besucher verschwand wieder, wenn niemand öffnete.

  »Emile?«, fragte eine weibliche Stimme. Ich rollte mit den Augen. Elodie schien nicht aufzugeben. Lucien hatte in den letzten zwei Wochen keinerlei Interesse mehr an ihr gezeigt und trotzdem rannte sie ihm nach wie ein kleines Hündchen. Ich presste die Tasche an meine Brust und atmete ein. Die Lücke war verdammt eng.

  »Emile, bist du da?« Die Tür öffnete sich vorsichtig und Elodie kam herein. Ich hielt die Luft an. Wenn sie mich hier entdeckte, war jede Chance auf einen dezenten Abgang dahin.

  Sie machte ein paar Schritte in den Raum hinein, ich hörte ihre Schuhe auf dem Fliesenboden. Verschwinde, flehte ich stumm, bitte hau ab. Da knarzte etwas. Hatte sie sich aufs Bett gesetzt? Wollte sie etwa warten, bis Lucien zurückkam?

  Einige Minuten lang regte sich Elodie nicht, dann stand sie wieder auf. Aber statt nun endlich hinauszugehen, lief sie im Zimmer herum, berührte die Vorhänge, sah aus dem Fenster. Mir lief die Zeit davon. Konnte ich gegen sie kämpfen und gewinnen, ohne dass jemand etwas mitbekam? Ich war zwar angeschlagen, aber normalerweise besser als sie. Versuchen musste ich es.

  Elodie blieb reglos stehen, dann zog sie ihren Pullover aus und warf ihn aufs Bett. Ich wappnete mich, bereitete mich vor, sie anzugreifen. Adrenalin brachte meinen Körper auf maximale Anspannung, mein Gehirn auf höchste Konzentration. Elodie drehte sich zu mir um, erst ihre Hüften, dann den Oberkörper, schließlich ihren Kopf …

  … und öffnete im gleichen Moment die Tür zum Badezimmer. Sie verschwand dahinter, das Schloss schnappte zu und ich keuchte erleichtert auf. Sie hatte mich nicht gesehen.

  Schnell schob ich mich aus meinem Versteck, schnappte irgendetwas zum Anziehen für Lucien aus dem Schrank, spähte auf den Flur und lief dann zum Ausgang. Niemand hielt mich auf.

  Als ich auf dem Weg zum Strand war, ging ich schneller, dann rannte ich. Wieder rutschte ich mehr, als dass ich hinunter lief, aber dafür kam ich in Rekordzeit unten an. Lucien hatte sich auf die gestapelten Liegen gesetzt und sprang auf, als ich hereinkam. Er sah besorgt aus.

  »Du hast lange gebraucht. Was war los?« Er öffnete die Tasche und suchte nach dem Notfallset. Mir fiel ein silbernes Etui ins Auge – das Equipment, um die InterLinks zu entfernen. Er hatte das tatsächlich alles geplant.

  »Elodie«, sagte ich. »Sie wollte dich verführen, schätze ich.«

  »Wohl eher Emile. Wenn sie wüsste, wer ich wirklich bin, hätte sie kaum Bock auf mich.« Lucien grinste und hielt mir den Injektor hin. »Würdest du?«

  »Klar.« Ich schob den Ärmel seines Shirts etwas weiter nach oben und knotete das Tuch los. Die Wunde blutete noch. Schnell injizierte ich den Inhalt des SubDerm-Injektors und sah zur Seite, während ich flüchtig über Luciens Arm strich.

  »Danke.« Er lächelte.

  Man konnte förmlich zusehen, wie das Medikament wirkte. Keine fünf Minuten später wirkte Lucien fast wie immer. Nur der Blutverlust machte ihn etwas blass.

  »Geht es?«, fragte ich.

  »Es tut noch weh, aber die äußere Schicht hat sich geschlossen. Das ist das Gute an …«, sein kurzes Zögern hörte vermutlich nur ich, »Haut. Sie regeneriert schnell.« Er nahm die mitgebrachte Jacke und zog sie über. Dann straffte er die Schultern. »Gehen wir. Wir müssen eine OmnI sicherstellen.«

  Ich ließ den blutigen Pullover hinter dem Bungalow verschwinden und wir nahmen den Pfad nach oben.

  Lucien nahm für ein paar Meter meine Hand, dann ließ er sie wieder los.

  Wir betraten das Gebäude durch den hinteren Eingang und gingen in Richtung der Ausrüstungskammer. Zum Glück war das Abendessen vorbei und die meisten schon in ihren Zimmern oder den Gemeinschaftsräumen. Die zwei ReVerse-Leute, die in der Zentrale arbeiteten, grüßten uns und machten dann weiter. Wir gehörten zur oberen Riege des Widerstandes. Die niederen Ränge stellten unser Vorgehen nicht infrage.

  Während ich ein Pad mit den Karten der Umgebung bestückte und Lucien Waffen in eine Tasche packte, dachte ich daran, wie wir uns in diesem Raum auf den Amber-Island-Einsatz vorbereitet hatten. Es war noch gar nicht lange her und trotzdem war jetzt alles anders. Wir wussten, dass wir zusammengehörten und uns nicht trennen würden, für niemanden
und nichts auf der Welt. Trotz allem, was in den letzten Stunden passiert war, hatte ich Hoffnung, dass nun alles gut werden würde. Nur noch eine Etappe und wir waren am Ziel.

  Alles war schnell gepackt, wir hatten mittlerweile Routine darin. Mit einem ansehnlichen Waffenarsenal und einigen Extras waren wir theoretisch ausgerüstet, um die OmnI zu befreien – auch wenn wir die Sachen wahrscheinlich nicht brauchen würden. Als ich das letzte Mal vor Ort gewesen war, hatte ich zwar einige Wachleute gesehen, aber wir mussten ja nur herausfinden, ob die OmnI sich dort befand. Den Rest konnte Maraisville erledigen.

  »Fertig?« Lucien sah mich an.

  »Fertig.« Ich atmete durch.

  »Fertig wofür?«

  Ich fuhr herum. Knox stand mit verschränkten Armen in der Tür.

  »Troy hat uns einen Spezialauftrag gegeben«, reagierte ­Lucien schnell.

  »Ach ja?« Knox wirkte misstrauisch, aber er sah nur mich an. »Wo ist Troy? Er hat vor einer Weile nach euch gefragt. Ich habe ihn zum Strand geschickt.«

  »Er musste schon wieder weg.« Ich hob die Schultern, als würden mich Troys Pläne nicht interessieren. »Nachdem er uns den Auftrag gegeben hat, ist er gleich verschwunden.«

  »Was für ein Auftrag ist das denn?«

  Lucien nahm die Tasche. »Wir sollen für Costard ein paar Signal­verstärker besorgen. Es ist nichts Wichtiges, aber eilig.«

  »Signalverstärker? Für den DataPod? Er sagte doch, er hätte alles, was er braucht.«

  »Wieso den DataPod?« Rasch lief ich aus dem Lager und sah zu dem Tisch, wo in den letzten Wochen der DataPod auf seinen Einsatz gewartet hatte. Er war nicht mehr da. »Wo ist er?«, fragte ich Knox. Er runzelte die Stirn.

  »Costard hat ihn heute Morgen mitgenommen. Er hatte ihn schon letzte Woche gecheckt und einen ziemlich üblen Virus entdeckt, für den er erst ein Programm entwickeln musste.« Er schob seine Hände in die Taschen. »Du warst Laufen, deswegen hast du ihn wahrscheinlich verpasst.«

  »Und das sagst du mir nicht?!«, fuhr ich ihn an. Bitterer Speichel sammelte sich in meinem Mund. Die OmnI hatte den Data­Pod und er war virusfrei. Vielleicht war es längst zu spät, um sie aufzuhalten.

 

‹ Prev