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Collected Works of Martin Luther

Page 203

by Martin Luther

8 Das sie sich müssen zu den felsen halten / wenn ein Platzregen von bergen auff sie geusst / weil sie sonst keinen trost haben.

  9 SJe reissen das Kind von den brüsten / vnd machens zum waisen / vnd machen die Leute arm mit pfenden.

  10 Den Nacketen lassen sie on kleider gehen / vnd den Hungerigen nemen sie die garben.

  11 Sie zwingen sie öle zu machen auff jrer eigen mülen / vnd jre eigen kelter zutretten / Vnd lassen sie doch durst leiden.

  12 Sie machen die Leute in der stad süfftzend / vnd die Seele der erschlagenen schreiend / vnd Gott stürtzet sie nicht.

  13 Darumb sind sie abtrünnig worden vom liecht / vnd kennen seinen weg nicht / vnd keren nicht wider zu seiner strassen.

  14 Wenn der tag anbricht / stehet auff der Mörder / vnd erwürget den armen vnd dürfftigen / Vnd des nachts ist er wie ein Dieb.

  15 Das auge des Ehebrechers hat acht auff das tunckel / vnd spricht / Mich sihet kein auge / vnd meinet er sey verborgen.

  16 Jm finstern bricht er zun Heusern ein / Des tages verbergen sie sich mit einander / vnd schewen das liecht.

  17 Denn wo jnen der morgen kompt / ists jnen wie ein finsternis / Denn er fület das schrecken der finsternis.

  18 Er feret leichtfertig wie auff eim wasser da hin / seine Habe wird geringe im Lande / vnd bawet seinen Weinberg nicht.

  19 Die Helle nimpt weg die da sündigen / Wie die hitze vnd dürre das Schneewasser verzeret.

  20 ES werden sein vergessen die barmhertzigen / Seine lust wird wormicht werden / sein wird nicht mehr gedacht / Er wird zubrochen werden wie ein fauler Bawm.

  21 Er hat beleidiget / die Einsame die nicht gebirt / Vnd hat der Widwen kein guts gethan.

  22 Vnd die Mechtigen vnter sich gezogen mit seiner krafft / Wenn er stehet / wird er seines Lebens nicht gewis sein.

  23 Er macht jm wol selbs eine sicherheit / Doch sehen seine augen auff jr thun.

  24 Sie sind eine kleine zeit erhaben / vnd werden zu nicht / vnd vnterdruckt / vnd gantz vnd gar ausgetilget werden / Vnd wie die erste blüet an den ehern / werden sie abgeschlagen werden.

  25 Jsts nicht also? wolan / wer wil mich lügen straffen / vnd beweren / das meine Rede nichts sey?

  Capitel 25

  1 DA ANTWORTET Bildad von Suah / vnd sprach/

  2 Jst nicht die Herrschafft vnd furcht bey jm / der den frieden macht vnter seinen Höhesten?

  3 Wer wil seine Kriegsleute zelen? vnd vber welchen gehet nicht auff sein liecht?

  4 Vnd wie mag ein Mensch gerecht fur Gott sein? vnd wie mag rein sein eins weibs kind?

  5 Sihe / der Mond scheinet noch nicht / vnd die Sterne sind noch nicht rein fur seinen augen.

  6 Wie viel weniger ein Mensch / die made / vnd ein Menschen Kind / der wurm.

  Capitel 26

  1 HJOB ANTWORTET / vnd sprach/

  2 Wem stehestu bey? Dem der keine krafft hat / Hilffstu dem der keine stercke in armen hat?

  3 wem gibstu rat? Dem der keine weisheit hat? vnd zeigest einem Mechtigen / wie ers ausfüren sol?

  4 Fur wen redestu? vnd fur wen gehet der odem von dir?

  5 Die Risen engsten sich vnter den wassern / vnd die bey jnen wonen.

  6 Die Hell ist auffgedeckt fur jm / vnd das verderben hat keine decke.

  7 Er breitet aus die Mitternacht nirgent an / vnd henget die Erden an nichts.

  8 Er fasset das Wasser zusamen in seine wolcken / vnd die Wolcken zureissen drunder nicht.

  9 Er helt seinen Stuel / vnd breitet seine wolcken dafur.

  10 Er hat vmb das Wasser ein ziel gesetzt / bis das liecht sampt dem finsternis vergehe.

  11 Die seulen des Himels / zittern / vnd entsetzen sich fur seinem schelten.

  12 Fur seiner Krafft wird das Meer plötzlich vngestüm / vnd fur seinem verstand erhebt sich die höhe des meers.

  13 Am Himel wirds schön durch seinen Wind / vnd seine Hand bereitet die gerade Schlangen.

  14 Sihe / also gehet sein thun / Aber dauon haben wir ein gering wörtlin vernomen / Wer wil aber den donner seiner macht verstehen?

  Capitel 27

  1 VND HIOB fur fort vnd hub an feine Sprüche / vnd sprach/

  2 So war Gott lebt / der mir mein Recht nicht gehen lesst / vnd der Allmechtige / der mein Seel betrübt.

  3 So lange mein odem in mir ist / vnd das schnauben von Gott in meiner nasen ist/

  4 meine lippen sollen nichts vnrechts reden / vnd mein zunge sol keinen betrug sagen.

  5 Das sey ferne von mir / das ich euch recht gebe / Bis das mein ende kompt / wil ich nicht weichen von meiner frömkeit.

  6 Von meiner gerechtigkeit die ich habe / wil ich nicht lassen / Mein gewissen beisset mich nicht meines gantzen Lebens halben.

  7 Aber mein Feind wird erfunden werden ein Gottloser / vnd der sich wider mich aufflehnet / ein vnrechter.

  8 Denn was ist die hoffnung des Heuchlers / das er so geitzig ist / vnd Gott doch seine seele hin reisset?

  9 Meinstu / das Gott sein schreien hören wird / wenn die angst vber jn kompt?

  10 Wie kan er an dem Allmechtigen lust haben / vnd Gott etwa anruffen?

  11 JCh wil euch leren von der hand Gottes / vnd was bey dem Allmechtigen gilt / wil ich nicht verhelen.

  12 Sihe jr haltet euch alle fur klug / Warumb gebt jr denn solch vnnütze ding fur?

  13 Das ist der lohn eins gottlosen Menschen bey Gott / vnd das erbe der Tyrannen / das sie von dem Allmechtigen nemen werden.

  14 Wird er viel Kinder haben / so werden sie des Schwerts sein. Vnd seine Nachkömlinge werden des Brots nicht sat haben.

  15 Seine Vbrigen werden im Tod begraben werden / Vnd seine Widwe werden nicht weinen.

  16 Wenn er geld zusamen bringet wie erden / vnd samlet Kleider wie leimen.

  17 So wird er es wol bereiten / Aber der Gerecht wird es anziehen / vnd der Vnschüldige wird das geld austeilen.

  18 Er bawet sein Haus wie eine Spinne / vnd wie ein Hütter eine Schawr macht.

  19 DEr Reiche wenn er sich legt / wird ers nicht mit raffen / Er wird seine augen auff thun / vnd da wird nichts sein.

  20 Es wird jn schrecken vberfallen / wie Wasser / des nachts wird jn das vngewitter wegnemen.

  21 Der Ostwind wird jn wegfüren / das er da hin feret / Vnd vngestüm wird jn von seinem ort treiben.

  22 Er wird solchs vber jn füren / vnd wird sein nicht schonen / Es wird jm alles aus seinen henden entpfliehen.

  23 Man wird vber jn mit den henden klappen / vnd vber jn zisschen da er gewesen ist.

  Capitel 28

  1 ES HAT das Silber seine genge / vnd das Gold seinen ort da mans schmeltzt.

  2 Eisen bringet man aus der erden / Vnd aus den steinen schmeltzt man ertz.

  3 Es wird je des finstern etwa ein ende / vnd jemand findet ja zu letzt den Schifer tieff verborgen.

  4 Es bricht ein solcher Bach erfür / das die drumb wonen / den weg daselbs verlieren / Vnd fellt wider / vnd scheusst da hin von den Leuten.

  5 Man bringet auch fewr vnten aus der Erden / da doch oben speise auffwechst.

  6 Man findet Saphir an etlichen örtern / vnd Erdenklösse da gold ist.

  7 Den steig kein Vogel erkand hat / vnd kein Geiers auge gesehen.

  8 Es haben die stoltzen Kinder nicht drauff getretten / vnd ist kein Lewe drauff gegangen.

  9 Auch legt man die hand an die fels / vnd grebt die Berge vmb.

  10 Man reisset Beche aus den felsen / vnd alles was köstlich ist / sihet das auge.

  11 Man wehret dem Strome des wassers / vnd bringet das verborgen drinnen ist / ans liecht.

  12 WO wil man aber Weisheit finden? Vnd wo ist die stete des verstands?

  13 Niemand weis wo sie ligt / vnd wird nicht funden im Lande der lebendigen.

  14 Der abgrund spricht / Sie ist in mir nicht / vnd das Meer spricht / sie ist nicht bey mir.

  15 Man kan nicht Gold vmb sie geben / noch Silber darwegen / sie zu bezalen.

  16 Es gilt jr nicht gleich Ophirisch gold / oder köstlicher Onich vnd Saphir.

  17 Gold vnd Demant mag jr nicht gleichen / noch vmb sie gülden Kleinot wech
seln.

  18 Ramoth vnd Gabis acht man nicht / die Weisheit ist höher zu wegen denn Berlen.

  19 Topasius aus Morenland wird jr nicht gleich geschetzt / Vnd das reineste Gold gild jr nicht gleich.

  20 WO her kompt denn die Weisheit? vnd wo ist die stete des Verstands?

  21 Sie ist verholen fur den augen aller Lebendigen / auch verborgen den vogeln vnter dem Himel.

  22 Das verdamnis vnd der tod sprechen / Wir haben mit vnsern ohren jr gerücht gehöret.

  23 Gott weis den weg dazu / vnd kennet jre stete.

  24 Denn er sihet die ende der Erden / vnd schawet alles was vnter dem Himel ist.

  25 Da er dem Winde sein gewicht machete / vnd setzete dem Wasser seine gewisse masse.

  26 Da er dem Regen ein ziel machete / vnd dem Blitzen vnd Donner den weg.

  27 Da sahe er sie / vnd erzelet sie / bereitet sie vnd er fand sie.

  28 Vnd sprach zum Menschen / Sihe / die furcht des HERRN / das ist die Weisheit / vnd meiden das böse / das ist Verstand.

  Capitel 29

  1 VND HIOB hub abermal an seine Sprüche / vnd sprach/

  2 O das ich were wie in den vorigen monden / in den tagen da mich Gott behütet.

  3 Da seine Leuchte vber meinem heubt schein / vnd ich bey seinem Liecht im finsternis gieng.

  4 Wie ich war zur zeit meiner Jugent / da Gottes geheimnis vber meiner Hütten war.

  5 Da der Allmechtige noch mit mir war / vnd meine Kinder vmb mich her.

  6 Da ich meine trit wusch in butter / vnd die fels mir ölebeche gossen.

  7 Da ich ausgieng zum thor in der Stad / vnd mir lies meinen Stuel auff der gassen bereiten.

  8 Da mich die Jungen sahen / vnd sich versteckten / Vnd die Alten fur mir auffstunden.

  9 Da die Obersten auffhöreten zu reden / vnd legeten jre hand auff jren mund.

  10 Da die stimme der Fürsten sich verkroch / vnd jre zunge an jrem gumen klebte.

  11 Denn welchs ohre mich hörete / der preiset mich selig / vnd welchs auge mich sahe / der rhümet mich.

  12 DEnn ich errettet den Armen der da schrey / vnd den Waisen der keinen Helffer hatte.

  13 Der segen des der verderben solte / kam vber mich / Vnd ich erfrewet das hertz der Widwen.

  14 Gerechtigkeit war mein Kleid / das ich anzog wie einen rock / vnd mein Recht war mein fürstlicher Hut.

  15 Jch war des Blinden auge / vnd des Lamen füsse.

  16 Jch war ein Vater der armen / vnd welche sache ich nicht wuste / die erforschet ich.

  17 Jch zubrach die backenzeen des Vngerechten / vnd reis den Raub aus seinen zeenen.

  18 Jch gedacht / Jch wil in meinem nest ersterben / vnd meiner tage viel machen / wie sand.

  19 Meine Saat gieng auff am wasser / vnd der taw bleib vber meiner Erndte.

  20 Meine herrligkeit ernewete sich jmer an mir / vnd mein Bogen besserte sich in meiner hand.

  21 MAN höret mir zu / vnd schwiegen vnd warteten auff meinen rat.

  22 Nach meinen worten redet niemand mehr / vnd meine Rede trouff sie.

  23 Sie warteten auff mich / wie auff den Regen / Vnd sperreten jren mund auff / als nach dem Abendregen.

  24 Wenn ich mit jnen lachete / wurden sie nicht zu küne darauff / vnd das liecht meins angesichts machte mich nicht geringer.

  25 Wenn ich zu jrem Geschefft wolt komen / so must ich oben ansitzen / Vnd wonet wie ein König vnter Kriegsknechten / da ich tröstet die leide trugen.

  Capitel 30

  1 NV ABER lachen mein die jünger sind denn ich / welcher Veter ich verachtet hette zu stellen vnter meine Schafhunde.

  2 Welcher vermügen ich fur nichts hielt / die nicht zum Alter komen kundten.

  3 Die fur hunger vnd kumer einsam flohen in die Einöde / newlich verdorben vnd elend worden.

  4 Die da Nesseln ausraufften vmb die püssch / vnd Wegholdern wurtzel war jre speise.

  5 Vnd wenn sie die er ausrissen / jauchzeten sie drüber / wie ein Dieb.

  6 An den grawsamen Bechen woneten sie / in den löchern der erden vnd steinritzen.

  7 Zwisschen den Püsschen rieffen sie / vnd vnter den Disteln samleten sie.

  8 Die Kinder loser vnd verachter Leute / die die geringsten im Lande waren.

  9 Nu bin ich jr Seitenspiel worden / vnd mus jr Merlin sein.

  10 Sie haben einen Grewel an mir / vnd machen sich ferne von mir / vnd schonen nicht fur meinem angesicht zu speien.

  11 SJe haben meine Saelen ausgespannen / vnd mich zu nicht gemacht / vnd das meine abgezeumet.

  12 Zur rechten da ich grunet / haben sie sich wider mich gesetzt / Vnd haben meinen fus ausgestossen / vnd haben vber mich einen weg gemacht / mich zu verderben.

  13 Sie haben meine steige zubrochen / Es war jnen so leicht mich zubeschedigen / das sie keiner hülffe dazu durfften.

  14 Sie sind komen wie zur weiten Lücken er ein / vnd sind on ordnung daher gefallen.

  15 Schrecken hat sich gegen mich gekeret / Vnd hat verfolget wie der wind meine herrligkeit / vnd wie ein lauffende wolcke meinen glückseligen stand.

  16 Nu aber geusset sich aus meine Seele vber mich / vnd mich hat ergrieffen die elende zeit.

  17 Des nachts wird mein Gebein durchboret allenthalben / vnd die mich jagen / legen sich nicht schlaffen.

  18 Durch die menge der krafft werde ich anders vnd anders gekleidet / Vnd man gürtet mich da mit / wie mit dem loch meines Rocks.

  19 Man hat mich in Dreck getretten / vnd gleich geacht dem staub vnd asschen.

  20 SChrey ich zu dir / so antwortestu mir nicht / Trette ich erfur / so achtestu nicht auff mich.

  21 Du bist mir verwandelt in einen Grawsamen / vnd zeigest deinen gram an mir mit der stercke deiner Hand.

  22 Du hebest mich auff / vnd lessest mich auff dem winde faren / vnd zurschmeltzest mich krefftiglich.

  23 Denn ich weis du wirst mich dem Tod vberantworten / da ist das bestimpte Haus aller Lebendigen.

  24 Doch wird er nicht die Hand ausstrecken ins Beinhaus / vnd werden nicht schreien fur seinem verderben.

  25 Jch weinete ja in der harten zeit / vnd meine Seele jamert der armen.

  26 Jch wartete des Guten / Vnd kompt das böse / Jch hoffte auffs Liecht / vnd kompt finsternis.

  27 Mein eingeweide sieden / vnd hören nicht auff / Mich hat vberfallen die elende zeit.

  28 Jch gehe schwartz einher / vnd börnet mich doch keine Sonne nicht / Jch stehe auff in der Gemeine vnd schreie.

  29 Jch bin ein bruder der Schlangen / vnd ein geselle der Straussen.

  30 Meine haut vber mir ist schwartz worden / vnd meine Gebeine sind verdorret fur hitze.

  31 Meine Harffe ist eine klage worden / vnd meine Pfeiffe ein weinen.

  Capitel 31

  1 JCH HABE einen Bund gemacht mit meinen augen / das ich nicht achtet auff eine Jungfraw.

  2 Was gibt mir aber Gott zu lohn von oben? vnd was fur ein erbe der Allmechtig von der höhe?

  3 Solt nicht billicher der Vnrechte solch vnglück haben? vnd ein Vbeltheter so verstossen werden?

  4 Sihet er nicht meine wege / vnd zelet alle meine genge?

  5 Habe ich gewandelt in eitelkeit / Oder hat mein fus geeilet zum betrug?

  6 So wege man mich auff rechter wage / so wird Gott erfaren meine frömkeit.

  7 Hat mein gang gewichen aus dem wege / vnd mein hertz meinen augen nachgefolget / vnd ist etwas in meinen henden beklebt.

  8 So müsse ich seen / vnd ein ander fresse es / Vnd mein Geschlecht müsse ausgewurtzelt werden.

  9 HAT sich mein hertz lassen reitzen zum Weibe / vnd habe an meines Nehesten thür gelauret.

  10 So müsse mein Weib von einem andern geschendet werden / vnd andere müssen sie beschlaffen.

  11 Denn das ist ein laster / vnd eine missethat fur die Richter.

  12 Denn das were ein fewr / das bis ins verderben verzeret / vnd alle mein Einkomen auswurtzelte.

  13 Hab ich verachtet das recht meines Knechts oder meiner Magd / wenn sie eine Sache wider mich hatten.

  14 Was wolt ich thun / wenn Gott sich auffmacht? vnd was würde ich antw
orten / wenn er heimsucht?

  15 Hat jn nicht auch der gemacht / der mich in Mutterleibe machte? vnd hat jn im Leibe eben so wol bereit?

  16 Hab ich den Dürfftigen jr begirde versaget / vnd die augen der Widwen lassen verschmachten?

  17 Hab ich meinen bissen allein gessen / vnd nicht der Waise auch dauon gessen?

  18 Denn ich hab mich von Jugent auff gehalten wie ein Vater / vnd von meiner Mutterleib an hab ich gerne getröst.

  19 HAB ich jemand sehen vmbkomen / das er kein Kleid hatte / vnd den Armen on decke gehen lassen?

  20 Haben mir nicht gesegenet seine seiten / da er von den fellen meiner Lemmer erwermet ward?

  21 Hab ich mit meiner hand vber den Waisen gefaren / weil ich mich sahe im Thor macht zu helffen haben?

  22 So falle meine schulder von der achseln / vnd mein arm breche von der rören.

  23 Denn ich fürchte Gott wie ein vnfal vber mich / vnd kündte seine Last nicht ertragen.

  24 Hab ich das Gold zu meiner zuuersicht gestellet / vnd zu den Goldklumpen gesagt / mein trost?

  25 Hab ich mich gefrewet / das ich gros Gut hatte / vnd meine hand allerley erworben hatte?

  26 Hab ich das Liecht angesehen / wenn es helle leuchtet / vnd den Mond / wenn er vol gieng?

  27 Hat sich mein hertz heimlich bereden lassen / das meine hand meinen mund küsse?

  28 Welchs ist auch eine missethat fur die Richter / Denn da mit hette ich verleugnet Gott von oben.

  29 HAB ich mich gefrewet / wenns meinem Feinde vbel gieng / vnd habe mich erhaben / das jn vnglück betretten hatte?

  30 Denn ich lies meinen mund nicht sündigen / das er wündschete einen fluch seiner Seelen.

  31 Haben nicht die Menner in meiner Hütten müssen sagen? o wolt Gott / das wir von seinem fleisch nicht gesettiget würden.

  32 Draussen muste der Gast nicht bleiben / sondern meine thür thet ich dem Wanderer auff.

  33 Hab ich meine schalckheit wie ein Mensch gedeckt / das ich heimlich meine missethat verbörge?

  34 Hab ich mir grawen lassen fur der grossen Menge / vnd die verachtung der Freundschafften mich abgeschreckt hat? Jch bleib stille / vnd gieng nicht zur thür aus.

 

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