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Collected Works of Martin Luther

Page 289

by Martin Luther


  4 Er gab jnen das alles Fleisch sie fürchten musten / vnd sie herrschen solten vber Thier vnd Vogel.

  5 Er gab jnen vernunfft / sprache / augen / ohren vnd verstand / vnd erkentnis /

  6 vnd zeigt jnen beide guts vnd böses.

  7 Vnd hat sie fur andern Thieren sonderlich angesehen /

  8 jnen zu zeigen sein grosse Maiestet.

  9 Er hat sie geleret / vnd ein Gesetz des lebens gegeben.

  10 Er hat einen ewigen Bund mit jnen gemacht / vnd seine Rechte offenbart.

  11 Sie haben mit jren augen seine Maiestet gesehen / vnd mit jren Ohren seine herrliche Stim gehöret.

  12 Vnd er sprach zu jnen / Hütet euch fur allem vnrecht. Vnd befalh einem jglichen seinen Nehesten.

  13 Jr wesen ist jmer fur jm / vnd nicht verborgen. Gen. 1; Gen. 2; Gen. 9.

  14 JN allen Landen hat er Herrschafften geordnet /

  15 Aber vber Jsrael ist er selbs Herr worden.

  16 Alle jre Werck sind fur jm so offenbar / wie die Sonne / vnd seine Augen sehen on vnterlas / alle jr wesen.

  17 Auch sind alle jr bosheit jm vnuerborgen / vnd alle jre sünde sind fur jm offenbar.

  18 Er behelt die wolthat des Menschen / wie ein Siegelring / vnd die gute werck / wie ein Augapffel.

  19 Vnd zu letzt / wird er auffwachen / vnd einem jglichen vergelten auff seinen Kopff / wie ers verdienet hat.

  20 Aber die sich bessern / lesst er zu gnaden komen / Vnd die da müde werden / tröstet er / das sie nicht verzagen.

  21 SO bekere dich nu zum HERRN / vnd las dein sündlich Leben /

  22 Bitte den HERRN / vnd höre auff vom bösen.

  23 Halte dich zu dem Höhesten / vnd wende dich vom Vnrecht /

  24 vnd hasse mit ernst die Abgötterey.

  25 Wer wil den Höhesten loben in der Helle?

  26 Denn allein die Lebendigen können loben / Die Todten / als die nicht mehr sind / können nicht loben /

  27 Darumb lobe den HERRN / die weil du lebest vnd gesund bist.

  28 OWie ist die barmhertzigkeit des HERRN so gros / vnd lesset sich gnedig finden / denen so sich zu jm bekeren.

  29 Denn was kan doch ein Mensch sein / Sintemal er nicht vnsterblich ist?

  30 Was ist heller denn die Sonne? Noch mus sie vergehen / Vnd was fleisch vnd blut dichtet / das ist ja böse ding.

  31 Er sihet die vnmessige höhe des Himels / Aber alle Menschen sind erden vnd staub.

  Capitel 18

  DER DA ABER ewig lebet / alles was der macht / das ist volkomen.

  2 Der HERR ist allein Gerecht / Niemand kan seine Werck aussprechen / Wer kan sein grosse Wunder begreiffen?

  3 Wer kan seine grosse macht messen?

  4 Wer kan seine grosse barmhertzigkeit erzelen?

  5 Man kan sie weder wehren noch mehren / vnd kan seine grosse Wunder nicht begreiffen.

  6 ABer ein Mensch / wenn er gleich sein bestes gethan hat / so ists noch kaum angefangen / Vnd wenn er meinet / er habs volendet / So feilet es noch weit.

  7 Denn was ist der Mensch? Wo zu taug er? Was kan er fromen oder schaden thun?

  8 Wenn er lange lebet / so lebet er hundert jar. Gleich wie ein Tröpfflin wassers gegen das Meer / vnd wie ein Körnlin / gegen dem sand am Meer / So geringe sind seine jare gegen die Ewigkeit.

  9 DArumb hat Gott gedult mit jnen / vnd schüt seine Barmhertzigkeit aus vber sie.

  10 Er sihet vnd weis wol / wie sie alle des Todes sein müssen /

  11 Darumb erbarmet er sich deste reichlicher vber sie.

  12 Eins Menschen barmhertzigkeit / gehet allein vber seinen Nehesten / Aber Gottes barmhertzigkeit / gehet vber alle Welt.

  13 Er straffet vnd züchtiget / Er leret vnd pfleget / wie ein Hirte seiner herde.

  14 Er erbarmet sich aller / die sich ziehen lassen / vnd vleissig Gottes wort hören.

  15 MEin Kind / Wenn du jemand guts thust / So mache dich nicht vnnütz / Vnd wenn du etwas gibst / So betrübe jn nicht mit harten worten.

  16 Der Thaw kület die Hitze / Also ist ein gut wort besser denn die Gabe /

  17 Ja ein wort ist offt angenemer / denn ein grosse gabe / Vnd ein holdseliger Mensch gibt sie alle beide.

  18 Ein Narr aber rückts einem vnhöflich auff / Vnd ein vnfreundliche Gabe ist verdrieslich.

  19 LErne vor selbs / ehe du ander lerest.

  20 Hilff dir vor selber / ehe du andere artzneiest.

  21 Straffe dich vor selbs / ehe du andere vrteilst / So wirstu gnad finden / wenn andere gestrafft werden.

  22 SPare deine Busse nicht / bis du kranck werdest / Sondern bessere dich / weil du noch sündigen kanst. Verzeuch nicht from zu werden / vnd harre nicht mit besserung deines Lebens / bis in den Tod.

  23 VNd wiltu Gott dienen / so las dirs ernst sein / auff das du Gott nicht versuchest /

  24 Gedenck an den zorn / der am ende komen wird / vnd an die rache / wenn du dauon must.

  25 Denn wenn man sat ist / Sol man gleich wol dencken / das man wider hungern kan / Vnd wenn man reich ist / Sol man dencken / das man wider arm werden kan.

  26 Denn es kan vor abends wol anders werden / weder es am morgen war / Vnd solchs alles geschicht bald fur Gott.

  27 EJn weiser Mensch / ist in diesem allem sorgfeltig / vnd hütet sich fur sünden / weil er noch sündigen kan.

  28 Wer verstendig ist / der nimpt solche Weisheit an / Vnd wer sie kriegt / der lobet sie.

  29 Wer solche Lere gelernet hat / der kan sich weislich halten / vnd wol dauon reden zur besserung.

  30 FOlge nicht deinen bösen Lüsten / sondern brich deinen willen /

  31 Denn wo du deinen bösen lüsten folgest / So wirstu dich deinen Feinden selbs zum spot machen.

  32 SEy nicht ein Brasser / vnd gewehne dich nicht zum schlemmen /

  33 Auff das du nicht zum Bettler werdest / Vnd wenn du nimer Geld im Sekel hast / auff Wucher nemen müssest.

  Capitel 19

  EJN ERBEITER / der sich gern vol seufft / der wird nicht reich / Vnd wer ein geringes nicht zu rat helt / Der nimpt für vnd für abe.

  2 WEin vnd Weiber bethören die Weisen /

  3 Vnd die sich an Huren hengen werden wild / vnd kriegen Motten vnd Würme zu lohn / Vnd verdorren den andern zum mercklichen Exempel.

  4 WEr bald gleubet / der ist Leichtfertig / Vnd thut jm / wenn er sich so verfüren lesst / selbs schaden.

  5 WEr sich frewet / das er schalckheit treiben kan / der wird verachtet / Wer aber solche vnnütze Schwetzer hasset / der verhütet schaden.

  6 HOrestu was böses / das sage nicht nach / Denn schweigen schadet dir nicht /

  7 Du solts weder Freund noch Feinde sagen /

  8 Vnd offenbars nicht / wo du es on böse gewissen thun kanst /

  9 Denn man höret dir wol zu / vnd mercket drauff / Aber man hasset dich gleichwol.

  10 HAstu etwas gehöret / las es mit dir sterben / so hastu ein rügig Gewissen / Denn du wirst ja nicht dauon bersten.

  11 Aber ein Narr bricht heraus wie ein zeitig Kind heraus wil /

  12 Wenn ein wort im Narren steckt / so ists eben / als wenn ein Pfeil in der Hufft steckt.

  13 SPrich deinen Nehesten drumb an / vileicht hat ers nicht gethan / Oder hat ers gethan / das ers nicht mehr thu.

  14 SPrich deinen Nehesten drumb an / vileicht hat ers nicht geredt / Hat ers aber geredt / das ers nicht mehr thu.

  15 SPrich deinen Freund drumb an / Denn man leuget gern auff die Leute / drumb gleube nicht alles / was du hörest.

  16 Es entferet offt einem ein wort / vnd meinets doch nicht also / Denn wer ist / dem nicht zu weilen ein wort entferet?

  17 SPrich deinen Nehesten drumb an / ehe du mit jm pochest / vnd dencke an Gottes gebot.

  18 Denn die furcht Gottes / machet weislich thun in allen Sachen vnd Gottes gebot / leret klüglich faren in allem Handel.

  19 ARglistigkeit ist nicht Weisheit / vnd der Gottlosen tücke sind keine klugheit /

  20 Sondern ist eine bosheit / vnd Abgötterey / vnd eitel torheit vnd vnweisheit.

  21 ES ist besser / geringe klugheit mit Gottes furcht / Denn grosse klug
heit / mit Gottes verachtung.

  22 ES ist mancher Scharffsinniger / vnd doch ein Schalck / vnd kan die Sachen drehen / wie ers haben wil.

  23 Derselbe Schalck / kan den Kopff hengen vnd ernst sehen / vnd ist doch eitel betrug.

  24 Er schleget die Augen nider / vnd horchet mit Schalcks ohren / Vnd wo du nicht acht auff jn hast / So wird er dich vbereilen.

  25 Vnd ob er schwach ist / dir schaden zu thun / So wird er dich doch / wenn er seine zeit sihet / berücken.

  26 Man sihets einem wol an / vnd ein vernünfftiger merckt den Man an seinen geberden /

  27 Denn seine Kleidung / lachen vnd gang / zeigen jn an.

  Capitel 20

  ES STRAFFET EINER offt seinen Nehesten / zur vnzeit / Vnd thet weislicher / das er schwiege.

  2 ES ist besser frey straffen / Denn heimlich hass tragen /

  3 Vnd wers zu danck annimpt / dem bringets fromen.

  4 WEr gewalt vbet im Gericht / Der ist eben als ein Hofemeister / der eine Jungfraw schendet / die er bewaren sol.

  5 ETlicher schweiget / darumb / das er sich nicht kan verantworten.

  6 Etlicher aber schweiget / vnd wartet seiner zeit.

  7 Ein weiser Man schweiget / bis er seine zeit ersihet / Aber ein jecher Narr / kan der zeit nicht erharren.

  8 WEr viel plaudert / der macht sich feindselig / Vnd wer sich viel gewalts anmasset / dem wird man gram.

  9 ES glückt manchem / in bösen sachen / Aber es gedeiet jm zum verderben.

  10 ES gibt offt einer etwas / Das ers vbel anlegt / Dagegen / gibt einer / da ers seer wol anlegt.

  11 WEr seer pranget / Der verdirbt drüber / Wer sich aber drücket / der kompt empor.

  12 MAncher keuffet am ersten wolfeil / Aber hernach / mus ers thewr gnug bezalen.

  13 EJn weiser Man machet sein Geschenck werd / mit lieblichen worten / Aber was die Narren schencken / machen sie selbs vnwerd.

  14 DEs Narren geschenck wird dir nicht viel frumen / Denn mit einem auge gibt er / vnd mit sieben augen sihet er / was er dafur kriege.

  15 Er gibt wenig / vnd rücket einem viel auff / vnd schreiets aus / als ein Weinrüffer /

  16 Heute leihet er / morgen wil ers wider haben / Das sind feindselige Leute.

  17 DEr Narr klagt / Mir ist niemand trewe / niemand danckt mir fur meine Wolthat /

  18 Auch die mein Brot essen / reden nichts guts von mir.

  19 O wie offt vnd von vielen wird er verspottet /

  20 Er fellet fehrlicher / durch solche rede / denn so er vom Söller fiele. Also gehets den Bösen / das sie doch zu letzt plötzlich fallen müssen.

  21 EJn grober vngezogen Mensch / plaudert vnfursichtiglich / Vnd wesscht jmer fort / wie es jm einfelt.

  22 WEnn ein Narr schon etwas guts redet / so taug es doch nicht / Denn er redets nicht zu rechter zeit.

  23 MAnchem wehret sein armut / das er nichts vbels thut / Dauon hat er das vorteil / das er kein böse Gewissen hat.

  24 MAncher thut lieber das ergeste / Denn das er seine Ehre verliere / Vnd thuts vmb gottloser Leute willen.

  25 MAncher dienet dem andern zu vnrechten Sachen / Vnd eben damit krieget er jn zum Feinde.

  26 DJe Lügen ist ein hesslicher schandfleck / an einem Menschen / Vnd ist gemein bey vngezogen Leuten.

  27 Ein Dieb ist nicht so böse / als ein Mensch der sich zu Lügen gewehnet / Aber zu letzt komen sie beide an den Galgen.

  28 LJegen ist dem Menschen ein schendlich ding / Vnd er kan nimer mehr zu ehren komen.

  29 EJn weiser Man bringet sich selbs zu ehren / durch seine weise Rede / Vnd ein kluger Man / ist lieb vnd werd bey Fürsten.

  30 WEr seinen Acker vleissig bawet / der macht seine Hauffen gros / Vnd wer bey Fürsten sich helt / das er lieb vnd werd ist / der kan viel böses verkomen.

  31 GEschenck vnd Gaben verblenden die Weisen / Vnd legen jn einen Zaum ins maul / das sie nicht straffen können.

  32 EJn weiser Man / der sich nicht brauchen lesst / vnd ein vergrabener Schatz / Wo zu sind sie beide nütze?

  33 Es ist besser / das sich der Vnweise verkrieche / denn der Weise.

  Capitel 21

  MEIN KIND / hastu gesündiget / so höre auff / Vnd bitte / das dir die vorigen auch vergeben werden.

  2 Fleuch fur der sünde / wie fur einer Schlange / Denn so du jr zu nahe komest / so sticht sie dich /

  3 Jre zeene sind wie Lewen zeene / vnd tödten den Menschen.

  4 EJn jgliche sünde ist / wie ein scharff Schwert / vnd verwundet das niemand heilen kan.

  5 WEr gewalt vnd vnrecht thut / mus zu letzt zum Bettler werden / Vnd wer Stoltz ist / kompt zu letzt von Haus vnd hofe.

  6 Denn so bald der Elende rüfft / so hörets Gott / vnd die rache wird eilend komen.

  7 Wer jm nicht sagen lesst / der ist schon auff der ban des Gottlosen. VNd wer Gott fürchtet / der nimpts zu hertzen /

  8 Wer aber noch dazu trotzt / den sihet Gott von fern / Vnd ein Kluger merckt wol / das er vntergehen wil.

  9 WEr sein Haus bawet mit ander Leute gut / Der samlet steine jm zum Grabe.

  10 DJe Rotte der Gottlosen ist / wie ein Hauff wergs / das mit fewr verzehret wird.

  11 DJe Gottlosen gehen zwar auff einem feinen Pflaster / des ende der Hellen abgrund ist.

  12 WEr Gottes gebot helt / der folget seinem eigen Kopff nicht /

  13 Vnd Gott mit ernst fürchten / ist weisheit.

  14 WO nicht vernunfft in ist / Das lesst sich nicht ziehen /

  15 Etliche sind vernünfftig gnug / richten aber damit viel vnglücks an.

  16 EJns weisen Mans lere fleusst daher wie ein Flut / Vnd wie eine lebendige Quelle.

  17 DEs Narren hertz ist wie ein Topff / der da rinnet / Vnd kan keine Lere halten.

  18 WEnn ein Vernünfftiger / ein gute Lere höret / so lobet er sie / vnd breitet sie aus / Höret sie aber ein mutwilliger / So misfelt sie jm / vnd wirfft sie hinder sich.

  19 DJe rede des Narren drücket wie eine Last auff dem wege / Aber wenn ein Weiser redet / das ist lieblich zu hören.

  20 JM Rat hat man acht / was der Weise redet / vnd was er ret / das gilt

  21 Des Narren rede sihet wie ein eingefallen Haus / vnd des Vnuerstendigen rat / kan man nicht wissen / was es ist.

  22 WEnn man den Narren ziehen wil / So stellet er sich / als wolt man jm Fessel an hende vnd füsse legen.

  23 Aber ein Weiser achts fur einen gülden Schmuck / vnd fur ein Geschmeide am rechten arm.

  24 EJn Narr leufft frey einem ins Haus / Aber ein Vernünfftiger schewet sich.

  25 Ein Narr kucket frey einem zum fenster hinein / Aber ein Vernünfftiger bleibt eraussen stehen.

  26 ES ist ein vnuernunfft / einem an der Thür horchen / Ein Vernünfftiger hielt es fur eine schmach.

  27 DJe vnnützen Wesscher plaudern / Das nichts zur sachen dienet / Die Weisen aber bewegen jre wort mit der Goldwage.

  28 DJe Narren haben jr Hertz im maul / Aber die Weisen haben jren mund im hertzen.

  29 EJn Narr lachet vber laut / Ein Weiser lechelt ein wenig.

  30 WEnn der Gottlos einem schalck flucht / So flucht er jm selber.

  31 DJe Ohrenbleser thun jnen selbs schaden / Vnd hat sie niemand gern vmb sich.

  Capitel 22

  EJN FAULER MENSCH / ist gleich wie ein Stein / der im kot ligt /

  2 Wer jn auff hebt / der mus die Hende wider wisschen.

  3 EJn vngezogen Son / ist seinem Vater eine vnehre.

  4 Ein vernünfftige Tochter / kriegt wol einen Man / Aber ein vngeratene Tochter / lesst man sitzen / vnd sie bekümmert jren Vater.

  5 Vnd welche wilde ist / die ist beide dem Vater vnd Man eine vnehre / Vnd wird von beiden gehasset.

  6 EJn rede / so zur vnzeit geschicht / reimet sich eben / wie ein Seitenspiel / wenn einer trawrig ist / Straff vnd lere / sol man zu rechter zeit vben.

  7 WEr einen Narren leret / der flicket Scherben zusamen / vnd thut eben / als wenn man einen / aus einem tieffen Schlaff weckt.

  8 Wer mit einem Narren redet / der redet mit einem Schlaffenden /

  9 Wens aus ist / so spricht er
/ Was ists?

  10 VBer einen Todten pfleget man zu trawren / denn er hat das Liecht nicht mehr / Aber vber einen Narren solt man trawren / das er keinen verstand hat.

  11 Man sol nicht zu seer trawren vber den Todten / Denn er ist zu Ruge komen /

  12 Aber des Narren leben ist erger / denn der tod.

  13 Sieben tage trawret man vber einen Todten / Aber vber einen Naren vnd Gottlosen / jr lebenlang.

  14 REde nicht viel mit einem Narren / vnd gehe nicht viel vmb mit einem Vnuerstendigen.

  15 Halte dich von jm / Das du nicht in einen schweis gefürt / vnd von seinem vnflat bekleckt werdest /

  16 Weiche nur von jm / so bleibestu mit frieden / vnd komest nicht in angst vnd not vber seiner Torheit.

  17 Was ist schwerer denn bley? Vnd wie wil man einen Narren anders heissen den Bley?

  18 Es ist leichter / sand / saltz vnd eisen tragen / denn einen vnuerstendigen Menschen.

  19 GLeich wie ein Haus / das fest in einander verbunden ist / nicht zufellt / vom Sturmwind / Also auch ein hertz das seiner Sachen gewis ist / das fürcht sich fur keinem schrecken.

  20 GLeich wie der schöne Tünch / an der schlechten Wand / wider den Regen /

  21 vnd ein Zaun auff hohem Berge / wider den Wind / nicht kan bestehen.

  22 Also stehet das blöde hertz des Narren in seinem fürnemen / wider kein erschrecken.

  23 WEnn man das auge drückt / so gehen threnen heraus /

  24 Vnd wenn man einem das Hertz trifft / so lesst er sich mercken.

  25 WEr vnter die Vogel wirfft / der scheucht sie weg / Vnd wer seinen Freund schmehet / der zertrennet die Freundschafft.

  26 WEnn du gleich ein Schwert zückest / vber deinen Freund / so machstu es nicht so böse (als mit schmehen) Denn jr könnet wol wider Freunde werden /

  27 wenn du jn nicht meidest / vnd redest mit jm. Denn man kan alles versünen / Ausgenomen die schmach / verachtung / offenbarung der heimligkeit / vnd böse tück / Solche stücke veriagen den Freund.

  28 BLeib trew deinem Freund / in seiner Armut / Das du dich mit jm frewen mügest / wens jm wolgehet.

  29 HAlt feste bey jm / wens jm vbel gehet / Auff das du seines Glücks auch geniessen mügest.

 

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