Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht
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Es ist jedoch bei Weitem nicht lang genug, um meine Sehnsucht zu befriedigen.
Als ihre Tränen versiegen, wird sie in meinen Armen ganz schlaff. Die ganze Anspannung fällt von ihr ab, und sie wirkt wie ein nasser Lappen, den man ausgewrungen hat. Unser Atem ist im Einklang, als wären wir ein einziges Lebewesen. Sie macht keinerlei Anstalten, sich zurückzuziehen, und scheint in meinen Armen vollkommen zufrieden zu sein.
Gott, wie habe ich das vermisst.
Wie habe ich sie vermisst.
Als sie die Stille endlich durchbricht, zittert ihre Stimme.
»Habe ich die Freundschaftsgrenze überschritten?«
Ich zucke leicht mit den Schultern und bemühe mich um einen beiläufigen Tonfall. »Freunde umarmen sich.«
Sie lässt mich los und zieht sich zurück, um mich anzuschauen. Weniger als zwei Zentimeter trennen unsere Gesichter voneinander. Es bringt mich fast um, sie nicht zu küssen, aber ihre verquollenen Augen und der verlorene Ausdruck auf ihrem Gesicht genügen, um die Lust, die in mir aufsteigt, zu unterdrücken.
»Danke, Ryder.« Ihre Stimme bricht, als sie meinen Namen sagt. »Fürs Zuhören. Dafür, dass du du bist … selbst wenn wir nicht wir sind.«
Ich nicke und spüre, wie mein Herz zersplittert. »Jederzeit.«
Sie steht auf, und ich reiße mich zusammen, damit sie nicht merkt, wie sehr es mich schmerzt, sie aus meinen Armen gleiten zu lassen, und wie schwer es mir fällt, meine Hände von ihrem Körper zu lassen, nun, da ich eine heftige Erinnerung daran hatte, wie gut wir zueinander passen – wie Sterne im selben Sternbild.
Wir berühren uns nicht noch einmal, als wir die Abstellkammer verlassen. Die Welt draußen vor unserem stillen Zufluchtsort kommt mir gleißend hell vor. Ich würde fast alles geben, um dorthin zurückkehren zu können. Ich würde jede Nacht, die ich je in einem Fünfsternehotel verbracht habe, gegen ein paar weitere gestohlene Augenblicke mit ihr in der Dunkelheit eintauschen, um staubige Luft einzuatmen und ihre Hände auf meiner Haut zu spüren.
Stevens und Smith folgen uns mit ein wenig Abstand auf Schritt und Tritt, während wir aus der Arena hinausgehen und die Bühnenscheinwerfer hinter uns lassen. Wir sprechen nicht miteinander und sind jeder in unsere eigenen Gedanken vertieft. So kehren wir in die protzige Eingangshalle unseres Hotels zurück, lächeln den Fans zu, die uns erkennen, als wir die Lobby durchqueren, und gehen ein wenig schneller, bevor sie Felicitys rot geweinte Augen bemerken und Fragen stellen, die zu beantworten sie nicht bereit ist.
Offenbar noch nicht einmal dann, wenn ich derjenige bin, der die Fragen stellt.
Ich will sie bedrängen. Sie zwingen, mir zu erzählen, was sie während unserer Trennung durchgemacht hat. In sie dringen und die Worte eins nach dem anderen aus ihr herausziehen, bis es zwischen uns keine Geheimnisse mehr gibt.
Aber ich habe meine eigenen Geheimnisse, Dinge, die sie immer noch nicht weiß: in Bezug auf meine Verhaftung hinter dem Viper Room und die Nachricht, die ich ihr in dieser Nacht auf dem Nachttisch hätte hinterlassen sollen, um ihr zu erklären, wo ich hingegangen war. Das Gewicht dieser unausgesprochenen Worte drückt jedes Mal, wenn sie mich mit Skepsis in den Augen anschaut, ein wenig fester auf meine Kehle. Ich habe den Eindruck, dass sie damit rechnet, dass ich jeden Moment wieder entgleisen könnte.
Ich habe ihr jeden nur erdenklichen Grund gegeben, mir zu misstrauen. Ob mich nun Stolz oder Sturheit davon abhält, ihr die Wahrheit zu sagen, spielt eigentlich keine Rolle. Nach dem, was ich gestern am Pool mit angehört habe, weiß ich, dass sich zwischen uns nichts ändern würde, wenn sie sie hören würde.
Rein platonisch.
Die Worte hallen in meinen Ohren wider, während ich mich an ihrer Zimmertür von ihr verabschiede und versuche, mir nicht zu viele Gedanken um den gequälten Ausdruck in ihren Augen zu machen, als ich davongehe. Ich betrete meine Suite und bin nicht wirklich überrascht, als ich Lincoln vorfinde, der breit ausgestreckt quer auf meinem Bett liegt und auf dem riesigen Flachbildschirm Videospiele spielt.
»Was machst du hier?«, brumme ich und lasse mich auf das Sofa am Fenster fallen. »Du hast doch dein eigenes Zimmer direkt nebenan.«
»Deins ist größer.« Sein Tonfall ist vollkommen ungerührt, und er wendet die Augen für keine Sekunde vom Bildschirm ab. »Wie geht es ihr?«
»Besser.« Ich spreche leise, damit die Worte nicht durch die Wand dringen.
»Also wird sie morgen Abend auftreten können? Kein Geheule mehr?«
»Jetzt halt mal die Luft an, Linc. Sie hat in letzter Zeit eine Menge durchgemacht.«
»Ich habe nie etwas anderes behauptet. Ich will nur sichergehen, dass sie bereit ist, auf die Bühne zu gehen, bevor wir ihr vor zwanzigtausend Leuten ein Mikro in die Hand drücken.«
»Sie wird das schaffen. Sie brauchte nur einen kurzen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren.«
»Das scheint in letzter Zeit ein recht häufiges Phänomen zu sein.« Er stöhnt, als seine Videospielfigur in einem Schwall aus animiertem Blut getötet wird, und legt endlich den kabellosen Controller weg, um mich anzuschauen. »Bei dir scheint das beispielsweise gestern Abend auch aufgetreten zu sein.«
Ich schnaube.
»Wo warst du überhaupt? Du hast ein großartiges Steak verpasst und konntest außerdem nicht dabei zusehen, wie Aiden und ich beim Pokern groß abgesahnt haben.«
Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu, da ich von unserem Bassisten eine vollkommen andere Version der Ereignisse gehört habe.
Lincoln seufzt. »Also gut, das ist eine Lüge. Wir wurden fertiggemacht. Jeder von uns hat ein paar Hundert Dollar verloren.«
»Das klingt schon wahrscheinlicher.«
»Also, wo warst du? Hast du den Strip erkundet? Warst du in einem Club? Hast du dir eine der verboten heißen Frauen geangelt, die sich auf der Kasinoebene tummeln?«
»Ich habe dem Team dabei geholfen, unsere Bühne aufzubauen.«
Er zieht die Augenbrauen hoch. »Also … arbeitest du jetzt nebenberuflich als Roadie?«
Ich nicke knapp.
»Warum zum Teufel solltest du das tun?«
Ich lege meine Füße auf den Sofatisch. »Ich brauchte die Ablenkung. Und da mein Surfbrett ein paar Tausend Kilometer entfernt ist, war körperliche Arbeit die nächstbeste Option.«
Oder so schien es zumindest zu dem Zeitpunkt. Ich arbeitete bis Mitternacht – schleppte Ausrüstung, schloss Lautsprecher an und zog die schweren Bolzen fest, während wir den Laufsteg Stück für Stück zusammensetzten. Ich dachte mir, dass ich viel zu müde sein würde, um über Felicity nachzudenken, als ich endlich ins Bett fiel.
Doch wie sich herausstellte, war das vergebene Mühe – ich habe mich nicht nur die ganze Nacht lang hin und her gewälzt, sondern bin auch den ganzen Tag über mit einem heftigen Muskelkater in den Armen herumgelaufen.
»Ich bin überrascht, dass das Team dich hat mithelfen lassen.« Linc sieht mich skeptisch an. »Weißt du überhaupt, wie man eine Bühne zusammenbaut?«
»Weißt du noch, wo ich früher mal gearbeitet habe? Dieser große Plan, das Familienunternehmen fortzuführen, den ich verwarf, um meine Musikkarriere zu verfolgen?«
»Die Firma deines Dads.« Nun scheint er zu begreifen. »Ah. Richtig. WOODS ELEKTRIK. Ihr habt Soundanlagen für Bühnen aufgebaut und so was. Also …«
»Es ist wie Fahrradfahren.« Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. »Wir sollten dem Bühnenteam wirklich einen Bonus zahlen. Das sind gute Jungs, und sie arbeiten härter als jeder, dem ich je begegnet bin.«
Er hält kurz inne. »Die körperliche Arbeit hat dir ganz schön zugesetzt, was?«
»Meine Arme tun so weh, dass ich mir nicht mal einen runterholen kann.«
Er schnaubt laut. »Und das ist mein Stichwort, um mich aus dem Staub zu machen. Ruh dich aus, Mann. Du darfst beim Konzert morgen Abend nicht schwächeln.«
Ich verdrehe die Augen, als er zur Verbindungstür geht, die in sein Zimmer führt.
»Und viel Spaß mit
deinen Kavaliersschmerzen!«, ruft er mit voller Lautstärke – laut genug, dass Carly und Felicity ihn nebenan hören können, wenn das Kichern, das plötzlich hinter der Wand losbricht, ein Hinweis darauf ist.
Ich werfe ihm ein Kissen hinterher, doch er ist bereits verschwunden.
Blödmann.
Irgendwie übertrifft das Konzert in Vegas unseren Auftritt in L. A. noch. Alles läuft wie am Schnürchen. Unsere Übergänge sind vollkommen fließend, unsere Choreografie wirkt, nun, da wir bereits ein paar Stunden auf einer richtigen Bühne aufgetreten sind, natürlicher. Die Menge ist genauso begeistert wie das Publikum bei der Premiere, wippt auf den Sitzen hin und her und singt mit, während Felicity und ich die Setliste abarbeiten. Als wir uns ein Mikro teilen, fühlt es sich an, als hätten wir uns in emotionaler Hinsicht noch nie mehr eingebracht. Wir schauen uns tief in die Augen, und der Scheinwerfer strahlt in der dunklen Arena wie ein Heiligenschein auf uns herunter.
’Cause love don’t burn out, even though you’re gone
And hate don’t come just ’cause you write it in a song …
Als die letzten Töne von »Faded« verklingen und unsere Plattform in den Tiefen der Bühne versinkt, sind wir beide vollkommen berauscht. Ich kann spüren, wie die Energie von ihrer Haut auf meine überspringt, während wir in der Dunkelheit durch die Katakomben der Arena gehen und sich unsere nackten Arme bei jedem Schritt berühren. Im Backstagebereich haben Aiden und Linc bereits den Champagner geöffnet. Sie trinken das Zeug direkt aus der Flasche. Felicity und ich prosten uns stattdessen gegenseitig mit gekühlten Wasserflaschen zu.
»Auf dich«, murmle ich und schaue ihr tief in die Augen.
Sie wendet den Blick rasch wieder ab, aber das Pochen ihrer Venen am Hals bleibt mir nicht verborgen.
Auf uns, füge ich in Gedanken hinzu.
Sie mag so tun, als würde sie diese seltsame neue Spannung zwischen uns nicht spüren, aber unsere Augen finden sich während unserer Treffen mit den VIPs immer wieder. Auch wenn sie es vermutlich nicht zugeben würde, aber das Eis zwischen uns ist seit dem Moment gestern in der Abstellkammer etwas aufgetaut. Ihre Stimme klingt nun jedes Mal, wenn sie meinen Namen sagt, ein wenig anders, und wenn sie mich anschaut, liegt ein neues Funkeln in ihren Augen.
Vielleicht ist es dumm, vielleicht droht mir eine herbe Enttäuschung … Aber ich kann die Hoffnung, die sich in meiner Brust regt, nicht unterdrücken, als ich sie wieder dabei erwische, wie sie mich von der anderen Seite des Raums aus ansieht.
Nur Freunde, rufe ich mir ins Gedächtnis. Bleib locker. Bedräng sie nicht.
Ich zwinkere ihr über die Köpfe von drei quietschenden Fans hinweg zu und beobachte, wie ihre Wangen heftig erröten.
Zum Teufel mit der Freundschaft, verlangt mein pochender Schwanz. Schnapp dir ihre Hand, zieh ihr dieses glitzernde kleine Kleid aus und nimm dir, was dir gehört.
Mein Kiefer verkrampft sich zu einem Lächeln, während ich für ein weiteres Selfie posiere und meine Augen mit Gewalt von ihr abwende. Ihre Fans umringen sie nun von allen Seiten. Um ihretwillen versuche ich, den charmanten, flirterprobten Leadsänger zu spielen, dessentwegen sie hergekommen sind.
»Sagt ›Wildwood‹ auf drei!«, ruft Carly in einem gespielt ernsten Tonfall und schießt voller Schadenfreude das Foto.
Das. Ist. Die. Hölle.
Der letzte Schwung VIPs bringt eine heftig betrunkene Junggesellinnenabschiedstruppe mit sich. Dank der Superplatintickets, die sie gekauft haben, lässt Carly zu, dass sie mich sehr viel länger belagern als die vorangegangenen Gruppen. Ich verbringe eine halbe Stunde damit, die plumpen Avancen der zukünftigen Braut abzuwehren und mich so gut es geht mit Anstand aus der Affäre zu ziehen. Dennoch ist der Rest der Band längst weg, als Carly die Truppe endlich nach draußen führt. Ich schaue mich mit düsterer Miene im Raum um.
»Du solltest ein wenig schlafen.« Carly wedelt mit einer Hand vor ihrer Nase herum. »Und vielleicht duschen. Du riechst wie eine Parfümerie im Einkaufszentrum.«
»Das passiert eben, wenn jemand eine komplette Junggesellinnenabschiedstruppe auf dich hetzt.« Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu.
»Tut mir leid.« Sie lacht und man merkt, dass es ihr kein bisschen leidtut. »Geh. Genieß deinen Frieden. Ich entlasse dich aus deinen Pflichten.«
»Wie großherzig.«
»Ja, das wird sich allerdings schlagartig ändern, wenn du morgen früh zu spät dran sein solltest – wir reisen im Morgengrauen ab, also schwing deinen Hintern pünktlich in den Bus.«
»Wohin geht es?«
»Nach Tucson.« Sie verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich fürchte, das wird nicht ganz so glamourös werden wie hier auf dem Strip.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das hier ist ohnehin nicht so wirklich mein Ding.«
»Früher war es das mal.«
Ich erwidere nichts.
»Als ich dich vor vier Jahren in Nashville kennenlernte, hattet ihr Jungs gerade angefangen, euch mit Lacey zusammenzutun. Ihr hattet euch mehrere feste Auftritte in Kneipen überall in der Stadt gesichert. Wenn ich mich richtig erinnere, war das Einzige, was du wolltest – abgesehen von einem ständigen Strom an frischen Groupies zur freien Verfügung und einem unerschöpflichen Vorrat an Jack Daniel’s –, dieses Scheinwerferlicht.« Sie legt den Kopf schief. »Du hättest alles gegeben, um ein Teil dieser Szene zu sein, über die du jetzt so abfällig sprichst.«
»Dinge ändern sich.«
»Da sagst du was.« Sie lacht, aber ihr Blick ist ernst. »Wenn du mir vor sechs Monaten gesagt hättest, dass ich als Tourneemanagerin für Wildwood arbeiten würde – verdammt, wenn du mir vor sechs Monaten gesagt hättest, dass Wildwood überhaupt auf Tournee gehen würde …« Sie schüttelt den Kopf. »Ich hätte das für unmöglich gehalten.«
Ich widerspreche ihr nicht.
»Gehst du zurück ins Hotel?«, frage ich und deute in Richtung Ausgang, wo Stevens in den Schatten steht.
»Nein, ich habe hier noch eine Menge zu tun.« Sie schnappt sich ihr Tablet vom Tisch und scrollt durch das, was auf dem Bildschirm angezeigt wird. »Weißt du … du könntest für mich mal nach Felicity sehen.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
»Nur um sie wissen zu lassen, dass ich mich verspäten werde.« Sie sieht mich mit großen runden Augen an und ihr Tonfall ist ein wenig zu unschuldig. »Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht, so ganz allein in unserem Zimmer.«
Ich verziehe die Lippen. »Nein, das können wir nicht zulassen.«
Sie grinst.
Ich zwinkere ihr zu und drehe mich um, doch sie ruft mir noch etwas hinterher, bevor ich den Ausgang erreiche.
»Hey …« Sie verzieht den Mund zu einem gequälten Ausdruck. »Sorg außerdem dafür, dass Aiden und Linc es mit diesen Mädels, die ich sie nach oben schleppen sah, nicht übertreiben. Wir brechen um Punkt acht Uhr auf, mit oder ohne sie.«
Ich nicke, verlasse den Raum und frage mich einmal mehr, was es mit diesen seltsamen Vibes zwischen unserer Tourneemanagerin und unserem Bassisten auf sich hat. Diese Überlegung verschwindet jedoch schnell und wird von Gedanken an die Frau ersetzt, die oben allein in ihrem Hotelzimmer wartet. Ein Zimmer, das praktischerweise eine Verbindungstür zu meinem aufweist.
Ich muss schmunzeln und beschleunige meine Schritte.
Es ist ein Uhr früh. Ich sollte sie vermutlich schlafen lassen. Ich sollte sie vermutlich packen lassen.
Zum Teufel damit.
Zum Teufel mit platonisch.
Zum Teufel mit jeder Lüge, die sie sich selbst und mir in den vergangenen paar Wochen erzählt hat.
Meine Entschlossenheit wird immer stärker, als ich in den Aufzug trete und nach oben auf die Penthouse-Ebene fahre. Sie verfestigt sich zu einem Plan, während ich mein T-Shirt ausziehe und unter die Dusche trete, um mich vom Schweiß des abendlichen Auftritts und von billigem Parfüm zu befreien.
Ich werde an ihre Tür klopfen und ihr alles erzählen, angefangen mit der Nacht vor zwei Jahren, in
der ich verhaftet wurde. Es ist an der Zeit, dass sie die Wahrheit erfährt. Das hätte ich schon längst tun sollen.
Als ich mein Bad mit einem Handtuch um die Hüften verlasse, erstarre ich beim Anblick einer dunkelhaarigen Frau, die auf meinem Bett sitzt und auf mich wartet …
Und das Einzige, was sie trägt, ist ein Lächeln.
19. KAPITEL
Felicity
Meine Hand zittert an der Tür, die von meinem Zimmer in seins führt. Vor einem Moment habe ich gehört, wie die Dusche ausgeschaltet wurde, also weiß ich, dass er zurück ist. Ob ich mutig genug bin, um der Sehnsucht in mir nachzugeben, bleibt abzuwarten.
Hör auf zu denken.
Hör auf zu zweifeln.
Tu es einfach.
Bevor ich es mir ausreden kann, drücke ich probeweise die Klinke herunter. Mir stockt der Atem, als ich feststelle, dass die Tür nicht verriegelt ist.
Eine offene Einladung.
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, schiebe ich die Tür auf und klopfe leise auf das Holz, während sie nach innen aufschwingt.
»Ryder?«, rufe ich und trete über die Schwelle. »Bist du h… Oh mein Gott.«
Ich erstarre mitten in der Bewegung.
Sämtliches Blut weicht aus meinem Gesicht.
Mein kaum geheiltes Herz bekommt schon wieder überall Risse.
Auf seinem Bett sitzt eine splitterfasernackte Frau. Sie lächelt mich an. In ihrem Blick schimmern Alkohol und Lust. Mit ihrem langen rabenschwarzen Haar und den himmelblauen Augen ist sie aufreizend schön. Ich sage mir, dass ich mich in Bewegung setzen sollte, dass ich mich davonmachen sollte, aber ich stehe wie angewurzelt da und sehe voller Entsetzen, wie Ryder aus dem Bad kommt. Er ist immer noch tropfnass und trägt lediglich ein Handtuch um die Hüften.
Er erstarrt, als er die Frau sieht. Dann reißt er seine zweifarbigen Augen schockiert auf und dreht den Kopf in meine Richtung, als er mich entdeckt.
Ich schwöre, dass er aussieht, als hätte man ihm einen unerwarteten Schlag verpasst.
»Felicity …«, keucht er und macht einen Schritt auf mich zu. »Nein. Das ist nicht …«