Feen Buch 1: Der Weg nach Imanahm

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Feen Buch 1: Der Weg nach Imanahm Page 10

by Peter Singewald


  Nach dem Abendessen mussten die Kinder noch ein wenig lernen. Auch dies etwas, worauf Darun bestanden hatte. Er war der Meinung, dass man mit dem richtigen Wissen viel weiter kommen konnte, als wenn man sich nur auf seiner Hände Arbeit verlassen würde. Breka konnte ihm da nicht widersprechen, auch wenn sie einiges von dem, was er den beiden Jungen beigebracht hatte, für unnütz hielt. Wozu sollten die beiden bloß die ganzen Städte und Gebräuche kennen? Sie würden sie doch eh nie sehen. Und warum sie die Sprache der Drachen lernen sollten, würde ihr immer ein Rätsel bleiben. Nur Priester lernten normalerweise diese Sprache und eines der ersten Dinge, die Darun ihnen beigebracht hatte, war, dass es sogar mancherorts verboten war, diese Sprache zu sprechen, wenn man nicht zum Klerus gehörte.

  „Mama? Müssen wir wirklich dieses blöde Rechnen machen?“

  „Enki, was habe ich denn über das Lernen gesagt?“

  „’Alles, was man lernt, ist gut’. Richtig Mama?“

  „Ja, Enki.“

  „Na gut, ich mache ja schon.“

  Immerhin wusste Breka wenigsten beim Rechnen, wie wichtig es war. Selbst in ihrer hochmütigen Dummheit, als Sie noch die Clanburgen der Kariaks für die größten und beeindruckendsten Gebäude der Welt gehalten hatte, hatte sie schon den Sinn dahinter gesehen, die Größe der Ländereien und die Höhe der Steuern berechnen zu können, auch wenn sie dafür Untergebene gehabt hatte. Darun hatte ihr jedoch mehr beigebracht, als sie je für möglich gehalten hatte. Und inzwischen hatte sie sogar einen gewissen Stolz auf die Bildung ihres Gemahls und das, was er ihr beigebracht hatte, entwickelt.

  Und dass ihre Kinder vielleicht eines Tages durch größeres Wissen ein besseres Leben führen konnten, als nur die Felder zu bestellen, hoffte auch sie.

  Schließlich sollten die Kinder es einmal besser haben und nicht wie ihre Eltern auf einem Bauernhof leben müssen.

  Breka wusste, wo Sie stand, und, entgegen der Meinung ihrer Nachbarn, war sie glücklich. So glücklich wie eine Prinzessin in der Verbannung sein konnte. Sie hatte ihr Leben, sie hatte ihre Kinder, sie hatten ihren Geliebten. Sie hatte keine Festung mehr, wie auch keine Untertanen. Aber was sollte sie mit Untertanen, wenn diese sie töten wollten. Sie liebte Darun und auch ohne diese Bedrohung wäre sie ihm inzwischen überallhin gefolgt. Und er tat alles, um ihr den Verlust ihrer Herrschaft erträglicher zu machen. Die letzten Jahre waren gut zu ihnen gewesen. Nach der langen Flucht hatten sie sich nach einem abgeschiedenen Hof umgesehen, und waren schließlich hier gelandet. Sie hatten auch ihre Namen geändert, und sie hatte sich für etwas entschieden, was in Klang und Bedeutung ihrem alten Namen ähnelte. Ihr Gemahl, der in den Jahren, in denen er seinem Beruf nachgegangen war, gelernt hatte, mit Verkleidungen zu leben, hatte sich jedoch für etwas vollkommen anderes entschieden und war Darun geworden.

  All das war nötig geworden, weil sie nicht nur vor Brekas Verwandten hatten fliehen müssen, sondern auch vor Daruns Feinden, die ihm den einen oder anderen Mord immer noch übel nahmen. Darun war immer vorsichtig gewesen, aber er wusste auch, dass man mit ausreichend Mitteln und genügend Zeit jeden finden konnte, auch wenn man ihn nicht kannte, über ihn nichts wusste und derjenige nicht gefunden werden wollte.

  Deshalb war Breka auch nicht entsetzt gewesen, als sie sehr viel später erfuhr, dass ihr Gemahl wirklich keine Spuren zurückgelassen hatte, als sie geflohen waren. Er hatte nicht nur die Ges Raubtieren zum Fraß vorgeworfen, sondern auch den Geshändler. Zwei Reisende, die ihnen begegnet waren, als sie unvorsichtigerweise einen Waldweg entlang kamen, hatte er verscharrt. Von dem freundlichen Gastwirt, der ihnen in einer stürmischen Nacht Unterschlupf gewährt hatte, sagte man später, er hätte Selbstmord begangen. Darun hatte nichts dem Zufall überlassen und alle Augen geschlossen, die sie gesehen haben mochten. Breka war sich sicher, dass er ihr nicht einmal alles gesagt hatte. Aber sie wollte auch nicht wirklich wissen, wie und wo er in den langen Jahren, in denen er als gedungener Mörder gearbeitet hatte, seine Opfer getötet hatte. Sie wusste nur so viel, dass es sehr viele sein mussten, denn Darun schien unerschöpfliche Reserven an Schätzen zu besitzen. Darüber hinaus war er auch noch stolz auf seinen Ruf. Und Breka, gegen jedes normale Empfinden, war stolz darauf, dass er seinen Beruf mit so großem Können ausgeübt hatte, dass man ihn nur noch unter seinem Spitznamen kannte. Gach-Ensh. Selbst sie hatte von diesem Mörder gehört, denn in ihren Kreisen war Mord ein, wenn schon nicht legitimes dann doch oft in Erwägung gezogenes, politisches Mittel. Doch den Gach-Ensh auf jemanden anzusetzen wäre bei den Kariak vollkommene Verschwendung gewesen, da ihre schwachen Festungen selbst für die meisten anderen gedungenen Mörder keine echte Herausforderung darstellten. Deshalb war es damals auch umso verwunderlicher gewesen, dass Darun den Auftrag sie zu töten, angenommen hatte. Sheka hatte ihn darüber auch irgendwann einmal auf ihrer Flucht befragt. Und Daruns Antwort schmeichelte ihr mehr, als sie zugeben mochte. Er hatte sie all die Jahre nie aus den Augen gelassen, auch wenn Meere und Gebirge sie trennten. Immer hatten bezahlte Spitzel ihm von ihr berichtet, sobald er sie sich hatte leisten können. Deswegen hatte er auch frühzeitig die Absichten ihres Gemahls erkannt, und war zu den Kariak geeilt. Es schien jedoch zu spät gewesen zu sein, denn der Mörder war bereits gedungen worden. Darun hatten ihn aufgespürt und ihn dieses Auftrags entledigt. Als er dies erzählt hatte, hatte er sanft gelächelt, gerade so, als wenn er in einer süßen Erinnerung geschwelgt hatte.

  Breka liebte ihn, sie konnte nichts dagegen tun. Sie sah das, was hinter dem kaltblütigen Mörder steckte. Sie sah seine Sanftmut, sein großes Wissen und sein unglaubliches Geschick mit allem, was er anpackte.

  Als sie dieses Dorf erreicht hatten, hatte Darun schnell Freunde im Dorf gefunden. Seine Späße waren beliebt und nur seine besten Freunde bemerkten manchmal, dass er gebildeter war, als er zugeben mochte.

  Insgesamt galten die beiden mit ihren klugen Kindern als Außenseiter und als sehr seltsam. Sie waren nicht beliebt, wurden aber geachtet. Sie waren keine guten Bauern, dennoch wuchs ihr Wohlstand jedes Jahr. Ihre Sprache war so voller fremder Ausdrücke und seltsamer Aussprachen, dass sie von sehr weit weg kommen mussten. Dabei fiel es Darun sogar sehr leicht, in diesen fremden Dialekt zu fallen, gerade so, als wäre er hier aufgewachsen. Nur Breka konnte niemand wirklich verstehen, weswegen sie sich oft noch einsamer fühlte.

  In der einzigen Dorfschenke zerrissen sich die Einwohner den Mund über sie. Selbst wenn Darun hereinkam, hielten die Zungen nicht inne. Aber ihn schien es nicht zu stören. Manchmal setzte er sich sogar dazu und gab den Betrunkenen neuen Anstoß zum Schwatzen. Seine Erklärungen zu den Ungereimtheiten, die sein Verhalten und das seiner Frau aufwarfen, mochten auf den ersten Blick und im Moment des Zuhörens schlüssig und einleuchtend sein. War jedoch erst ein wenig Zeit vergangen und der Rausch aus den Köpfen und Herzen der Bauern verschwunden, erinnerten sie sich an ältere Erklärungen, die sich nicht in Einklang mit dem bringen ließen, was sie am Vorabend gehört hatten.

  Sie waren wirklich ein seltsames Paar.

  Dennoch mochten die Dorfbewohner sie nicht mehr missen, denn beide waren, auf ihre Art, immer hilfsbereit. Sie wussten auf vieles eine Antwort, die über das althergebrachtes hinausging und wenn irgendjemand etwas zu verkaufen hatte, kam er zu Darun und Breka, um sie um ihre Hilfe zu bitten. Denn wenn einer von ihnen etwas verkaufte, konnte man sicher sein, dass sie mehr dafür erhielten als irgendjemand anderes im Dorf oder der Umgebung.

  Breka konnte leise das kratzen der Griffel auf dem Schiefer hören. Ein erbärmliches Material, aber gut zum Lernen. Sie saß am Tisch neben Ihren Kindern, um ein paar alte Kleidungsstücke auszubessern. Dabei behielt sie immer den Eingang im Auge, so wie Darun es sie gelehrt hatte.

  Plötzlich wandte Sie den Kopf zur Gänze der Tür zu. Und auch die beiden Jungs folgten Ihrem Blick. Draußen war ein Geräusch zu hören gewesen und Breka wusste, dass dies alles bedeuten konnte. Enki und Shek rutschten Unruhig auf Ihren Stühlen hin und her.

  Dann wurde die Tür aufgestoßen.

  Das schwache Licht von draußen machte aus der Gestalt, die im Türrahmen stand, einen Schatten. Sie
schien auf etwas zu warten.

  Alle drei sprangen sie auf und liefen auf die Gestalt zu, denn auch als Schatten würden sie doch immer und überall ihren Gemahl und Vater erkennen. Und Darun begann herzhaft zu lachen, als er die drei auf sich zukommen sah. Sie umarmten sich und Darun trug die zwei kleinen zurück ins Haus.

  „Entschuldigt bitte, dass ich so lange gebraucht habe. Es war ein fahrender Händler in der Stadt und Gegun vom Hoyerhof bat mich, dem Händler noch ein paar Sachen aus dem Kreuz zu leiern.“

  Breka sah Darun lächelnd an.

  „Und hat der Händler noch irgendetwas wieder mitgenommen?“

  „Nur das, was er ertauscht hat.“ Er schwieg für einen kurzen Moment. „Ich glaube nicht, dass er so schnell wiederkommen wird. Gegun und die anderen waren sehr zufrieden.“

  Die beiden Kinder konnten dem Gespräch nicht folgen, zeigten ihrem Vater aber freudig ihre Rechenaufgaben. Darun lobte Sie und korrigierte gleich zwei Fehler. Allerdings tat er dies in der Sprache der Drachen.

  Wenig später, als Breka und Darun zusammen im Bett lagen und die Kinder bereits schliefen schmiegte er sich fast Schutzsuchend an sie heran.

  „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch.“ Sie zögerte und sah ihn an. „Was hast du?“

  Darun schwieg. Sein Atem fuhr ruhig und sanft über ihren Hals.

  „Ich war am überlegen, dass es uns doch eigentlich ganz gut geht.“

  Wieder schwieg er. Breka konnte fast spüren, wie er nach den richtigen Worten rang, was sehr selten bei ihm vorkam.

  „Ich meine, wir arbeiten uns nicht zu Tode, und du bist auch ein bisschen glücklich.“

  Breka wusste, dass er sich immer wieder Vorwürfe machte, dass er ihre Einsamkeit nicht vertreiben konnte, und auch oft nicht für sie da sein konnte. Deshalb umarmte sie ihn jetzt leidenschaftlich, um ihm zu zeigen, dass er sich darum keine Sorgen zu machen brauchte. Als sie die Umarmung wieder löste, fuhr er fort.

  „Weißt du, ich wünsche mir einfach noch eine Tochter, die so schön ist wie du.“

  Das verschlug Breka für einen Moment doch den Atem. Aber nicht für lange.

  *

  Pethen ging es inzwischen besser. Seine Unbeherrschtheit vor zwei Jahren hatte zwar ein ernstes Nachspiel gehabt, aber dafür glaubten jetzt keiner mehr, dass er untalentiert war.

  Es war noch gar nicht so lange her, dass er mit seinen Strafdiensten zu Ende gekommen war. Die Meister hatten ihn fast alles putzen lassen, was dreckig wurde. Er hatte einen Großteil aller Küchenarbeiten machen müssen, und seine Ausbildung war ein Jahr lang weniger als rudimentär gewesen. Nur Meister Zelon hatte sich bereitgefunden, ihm in dieser Zeit überhaupt etwas beizubringen. Aber er war froh, dass er diese Arbeiten hatte machen können. Denn nur um ein Haar war er der Verbannung entgangen. Und es war besser in der Schule der letzte Trottel und Lakai zu sein, als draußen mit seinem unkontrollierten Talent vor den Priestern von Sonne und Schwert auf der Flucht.

  Und wenigstens brauchte er jetzt, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte, nicht mehr an dem Unterricht von Meister Enkan teilzunehmen. Er konnte sich sozusagen aussuchen, zu welchen Meistern er ging, denn sie hatten eingesehen, dass sein Talent anders war, als das der anderen Schüler. Diese Vereinbarung hatte noch einen weiteren Vorteil. Da er niemals an dem Unterricht von Meister Enkan teilgenommen hätte, wenn man ihm die Wahl ließ, brauchte Meister Enkan es nicht ablehne, ihn zu lehren, was er wohl unter Garantie getan hätte. Seit dem Vorfall vor zwei Jahren hatte er manchmal Probleme, zu atmen, und wenn es kalt wurde, schmerzten ihn die Knochen in seiner Brust. Einige der anderen Schüler behaupteten, dass sie ihn dann mit schmerzverzerrten Gesicht und verkrampften Händen in den Gängen stehen sahen. Aber Pethen hätte dieses Gerüchts nicht bedurft, um von den Schmerzen des Meisters zu wissen. Seit dem Vorfall hatte sich etwas in ihm geöffnet. Er hatte niemandem davon erzählt, aber er hatte im Unterricht über die Magie, die den Geist angreift, einiges gehört und sich noch mehr zusammengereimt.

  Und zwar meinte er, dass sein eigener Geist beständig die Gefühle anderer empfing, etwas, was er sich wahrlich nicht gewünscht hatte.

  „Kuckt mal, da ist der Pethen.“

  „Was ist mit dem.“

  „Vor dem musst du dich in Acht nehmen.“

  „Wieso?“

  „Er hat mal einen Lehrer getötet.“

  Pethen hörte dieses Geschwätz. Er kannte die Gerüchte schon. Er wusste aber auch, dass diejenigen, die sie erzählten, es eigentlich besser wussten. Er hatte sich erst einmal in ein solches Gespräch eingemischt. Danach nie wieder. Pethen zog seinen Umhang fester um sich, denn die klammen Lehmhölen wurden niemals richtig warm. Zumindest gab er sich diesen Grund als Entschuldigung für sein Frösteln vor.

  „Ehrlich?“

  „Wenn ich es dir doch sage.“

  „Erzähl keinen Unsinn. Du weißt auch, dass er noch niemanden getötet hat.“

  Pethen wusste, dass es einige gab, die ihn ein wenig bewunderten. Dennoch gab es unter den Schülern niemanden, der wirklich mit ihm befreundet war. Die Zeit in der Pethen die ganzen niederen Arbeiten gemacht hatte, war für seine Beziehung zu den anderen Schülern eher schädlich gewesen. Und für die Lehrer blieb er einfach ein Geheimnis, das sich ihrem Forschungsdrang widersetzte.

  Das er „noch“ niemanden getötet haben sollte, war ihm nicht entgangen.

  „Erzählt schon, was hat er denn nun gemacht?“

  „Na gut, ich gebe ja zu, dass er niemanden getötet hat, viel gefehlt hat da aber nicht.“

  „Er sieht gar nicht so stark aus.“

  „Wieso stark?“

  „Wenn er sich mit einem Lehrer anlegt und ihn verletzt hat ...“

  „Ach, du denkst, er hat ihn verprügelt.“ Die älteren Schüler lachten, wenn auch vorsichtig und mit einem Blick auf Pethen, der im Übungsraum zwei Reihen weiter vorne kniete.

  „Nein, nein, nein. Er hat ihn mit Magie angegriffen und dabei das ganze Zimmer verwüstet. Es war ein Wunder, dass niemand anderes verwundet wurde.“

  „Jetzt übertreib nicht schon wieder so maßlos, Rujen.“

  „Stimmt es etwa nicht, dass keiner mehr seine Sachen nach dem Angriff wiederfinden konnte?“

  „Der Meister ist einmal von dem Angriff durch die Luft geschleudert worden. Ich weiß nicht, was er“, damit nickte der Schüler in Pethens Richtung, „noch so alles bewirken kann, aber sein Angriff hat wirklich nichts anderes als den Meister getroffen.“

  Wie sollte es bloß erst werden, wenn die Schüler, die es gesehen hatten, nicht mehr an der Schule waren. Die Gerüchte würden vermutlich in den Himmel wuchern.

  Pethen stand auf. Es wurde Zeit, sich der Angst zu stellen. Seine eigene Angst war schlimm genug. Aber jetzt konnte er die Angst der anderen spüren. Verachtung, Abscheu und ein kleines bisschen Furcht floss ihm fast den ganzen Tag über entgegen. Die Neugier, die ihn zu einem Ding machte, das man studieren musste, war nicht viel besser. Aber diese unwissende Angst raubte ihm fast den Verstand.

  Er stählte seinen Verstand, sang in seinem Kopf immer wieder eines der Lieder, die seine Mutter in ihrer Verzweiflung über ihn gesungen hatte. ... Die Sonn’ bringt alles das ins Licht, was in der Sünde dunkel lebt. Der Gläub’ge fürchtet sich nicht, der Götter Segen um ihn schwebt ... Pethen wusste nicht, warum sie immer dieses Lied gesungen hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie ihn für böse hielt. Was ihn aber am meisten an diesem Lied irritierte, war, dass er sich auf kein anderes besinnen konnte, wenn er sich vor den Gefühlen der anderen schützen wollte.

  Die drei Schüler, die eben noch über ihn gesprochen hatten, wurden sehr still. Auch die anderen Schüler, die an ihrem Plätzen gesessen hatten oder in ihre eigenen Gespräche vertieft gewesen waren, sahen nach und nach zu Pethen hinüber.

  „Entschuldigt bitte, dass ich einfach so zu euch rüber komme, aber ich konnte nicht überhören, dass ihr über mich gesprochen habt.“

  Der junge Tingens – die Gedanken des neuen Schülers strahlten in ihrer Angst so stark in Pethens Richtung, dass er nicht verhindern konnte, einiges davon zu Lesen und so den Namen zu erfahren –
blickte sich verwirrt nach den anderen beiden um. Diese waren bisher nur verwirrt. Die Angst würde aber wohl bald folgen.

  „Ich weiß nicht, was ich von euren Gerüchten halten soll.“ ... der Götter Segen um ... „Ich wollte euch nur bitten, sie wenigstens nicht mehr zu verbreiten, wenn ich dabei bin.“ Er sah die drei, einen nach dem anderen an. Jetzt setzte die Angst ein ... alles das in Licht, was ... Sie glaubten, er bedrohe sie. „Ich will euch doch nichts tun.“ Pethen spürte, wie die anderen hinter ihm näher kamen. ... Der Gläub’ge ... Er drehte sich um und sie schreckten zurück. Pethen fasste sich an den Kopf, um sich zusätzlichen Schutz vor den Gedanken der andere zu geben. Seine Augen schlossen sich wie von selbst und seine Haltung verkrampfte sich. Trotzdem konnte er sie alle noch sehen. Rote, orangene und gelbe Wesen, ihre Gefühle nach außen strahlend. Bei einigen waren die Ängste so stark, dass er nur noch einen verschwommenen Haufen aus blau sehen konnte. Die Wände zeigten keine Gefühle, aber dennoch konnte er sie deutlich ausmachen, denn von ihnen prallten einige der schwächeren Gefühlswellen ab.

  Pethen konnte die beiden älteren Schüler hinter sich aufstehen ... sehen?

  Plötzlich betrat eine weißliche Gestalt den Raum, neutral, ohne Angst, in sich selbst ruhend. Schlagartig wurde die Welt um Pethen herum weniger grell. Die Angst ließ nach, die Abscheu. Meister Zelon war eingetroffen und sie schien sofort zu sehen, was vor sich ging. Sie wurde ganz leicht rosa, ein wenig Wut schien da zu sein. Aber ihre Stimme klang, als wenn sie sich kaum beherrschen könnte.

  „Was ist denn hier los? Habt ihr nichts vorzubereiten? Auf eure Plätze!“

  Nicht ein Murren war zu hören und langsam nahmen die Farben um Pethen herum wieder ab. Während sie sich setzten, warfen viele der Schüler noch einmal Blicke zu ihm herüber. Pethen stand immer noch verkrampft an seinem Platz.

 

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