Was auch immer geschieht 02 - Feeling close to you

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Was auch immer geschieht 02 - Feeling close to you Page 34

by Iosivoni, Bianca


  Der Chat explodierte geradezu vor Nachrichten und raste so schnell durch, dass ich kaum ein Wort davon erkennen konnte. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wie Cole, Linc und die anderen Mods das schafften. Zumal jetzt auch noch der private Chat mit den Moderatoren aufblinkte. Irgendjemand fragte, ob wir nun ein paar Schlagworte filtern sollten, damit die Leute nicht mehr so eskalierten und etwas Ruhe einkehrte. Ich tippte ein schnelles »Okay«, dann wandte ich mich wieder direkt an die Zuschauer.

  »Mir tut es auch leid, dass ich euch nichts gesagt habe und einfach verschwunden bin. Das war nicht cool. Wenn ihr keinen Bock mehr auf mich habt, kann ich das gut verstehen. Aber wenn doch, dann verspreche ich euch, so etwas nie wieder zu tun. Ich kann nicht alles erzählen, was in meinem Leben so passiert, weil es auch andere Menschen betrifft, aber ich werde ab jetzt immer ehrlich zu euch sein. Versprochen.«

  Und wieder rasten die Antworten nur so durch den Chat, diesmal vor allem in Form von unzähligen Emojis. Manche weinend, manche lachend, und ganz viele Herzen. Bei dem Anblick musste ich unweigerlich lächeln.

  »So, und jetzt, wo wir das geklärt haben, machen wir eine kurze Pause und erholen uns davon. Bin gleich zurück«, sagte ich, nahm die Kopfhörer ab und stand auf.

  Ganz automatisch hatte ich nach dem Handy gegriffen, das auf dem Schreibtisch neben der Tastatur lag. Bis eben hatte ich nicht mal gemerkt, dass ich unbewusst auf eine Reaktion gehofft hatte, aber als ich auf das Display sah, spürte ich die Enttäuschung umso deutlicher. Teagan hatte sich nicht bei mir gemeldet. Höchstwahrscheinlich schaute sie gerade nicht mal zu. Dafür trudelte jetzt eine neue Nachricht von einer ganz anderen Person ein und ließ mich mitten im Flur innehalten.

  Callie

  Hab das eben im Livestream gesehen. Ich bin stolz auf dich, Donovan Parker!

  Ich grinste, weil das so typisch für meine beste Freundin war. Das Antworten würde ich allerdings auf später verschieben müssen, denn jetzt warteten ziemlich viele Leute auf mich.

  Mit den Worten »Sorry für die Unterbrechung« kehrte ich wenige Minuten später vor die Kamera zurück und setzte die Kopfhörer auf. »Ich schwöre, ich hab mich nicht im Bad eingeschlossen, um zu heulen«, witzelte ich und hielt zum Beweis meine Einhorntasse in die Höhe. »Damit können wir jetzt weitermachen. Uuund ich schlage vor, wir beginnen heute mit einer Runde Dead by Daylight. Mal sehen, ob irgendjemand online ist, mit dem wir zocken können«, fügte ich hinzu und trank einen Schluck von meinem Kaffee.

  Dann startete ich auch schon das Spiel. Nicht nur, um die Zuschauer von meinem kleinen Geständnis eben abzulenken, sondern auch, um mich selbst davon abzulenken. Und von dem Gedanken, dass jetzt so viele Menschen etwas so Intimes über mich wussten. Über Teagan und mich.

  Vielleicht hätte ich besser die Klappe halten sollen, aber … ganz ehrlich? Das hatte ich mein Leben lang gemacht. Und wo hatte es mich hingeführt? Nirgends. Die Wahrheit zu sagen, war die richtige Entscheidung gewesen, selbst wenn ich meinen Zuschauern nicht alles erzählen konnte und wollte. Das mit meiner Mom zum Beispiel. Das war nicht bloß privat, sondern etwas, von dem ich wusste, dass Mom und Dad nicht wollten, dass überhaupt jemand außer ihnen davon erfuhr. Dafür waren sie viel zu stolz. Aber auch wenn ich nicht alles hatte erzählen können, fühlte ich mich jetzt definitiv … besser. Leichter irgendwie. Selbst wenn ich noch immer keine Ahnung hatte, wie ich Teagan dazu kriegen sollte, mir zuzuhören.

  Mittlerweile war ich in der Lobby bei Dead by Daylight und klickte auf den Spielmodus, bei dem man zusammen mit Freunden überleben musste.

  »Schauen wir mal, wen wir zu einer Runde einladen können«, murmelte ich – und hielt im selben Moment mit dem Mauszeiger inne.

  TRGame war online.

  Mein Puls begann zu hämmern, und meine Hände wurden feucht. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken oder es irgendwie zu kommentieren, schickte ich ihr ebenfalls eine Einladung zu dieser Runde, und vermied jeden Blick in den Chat auf dem anderen Monitor. Nach ihren letzten Nachrichten machte ich mir ohnehin nicht besonders große Hoffnungen, dass sie dabei sein würde. Aber wenn doch …

  Die ersten Überlebenden tauchten in der Lobby auf. Da war MarshallBrownie, ein YouTuber, den ich vor ein paar Jahren auf einer Convention kennengelernt hatte. Seither zockten wir immer mal wieder zusammen. Bisher hatte ich ihn allerdings noch nie bei DbD erlebt, und seinem Rang nach zu urteilen, spielte er das auch nicht allzu oft. Das dürfte interessant werden.

  Als Nächster jointe Cole, der es irgendwie hinbekam, gleichzeitig zu spielen und den Chat zu moderieren. Zum Glück gab es für Letzteres mittlerweile genügend andere Leute, sodass ich mir keine Gedanken darum machen musste.

  Der vierte Mitspieler – genauer gesagt, die vierte eingeladene Mitspielerin – ließ sich Zeit. Cole und MarshallBrownie waren schon bereit, aber ich zögerte noch damit, ebenfalls auf Bereit zu klicken. Weil ich noch immer wartete. Weil ich noch immer hoffte, auch wenn es total dämlich war. Welchen Grund hätte Teagan schon, jetzt zusammen mit uns, zusammen mit mir zu spielen? Wahrscheinlich war sie bereits mitten in einem anderen Game oder streamte gerade selbst oder … keine Ahnung.

  Ich zögerte das Ganze noch zwei, drei Minuten hinaus, in denen ich mit den Leuten im Chat über alles Mögliche quatschte, dann klickte ich auf Bereit , damit die anderen genau wie die Zuschauer nicht noch länger warten mussten. Es war einen Versuch wert gewesen, oder?

  »Was meint ihr? Schaffen wir es, dem Killer direkt in der ersten Runde zu entkommen?«, fragte ich und warf erst einen fragenden Blick Richtung Kamera, dann schaute ich zum zweiten Monitor, wo der Chat noch immer schnell durchlief, aber mittlerweile wenigstens wieder lesbar war.

  Kommt drauf an, wer der Killer ist

  nahh, du bist total aus der übung!

  wahrscheinlich hängst du als erster

  »Danke für euer Vertrauen.« Ich schnaubte. »Echt jetzt.«

  Ich sah zurück zum anderen Monitor. Die Runde war noch nicht gestartet, weil uns noch immer ein weiterer Mitspieler und ein Killer fehlten. Manchmal ging es total schnell, an anderen Tagen wartete man eine Ewigkeit, bis man endlich loslegen konnte. Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee und wandte mich wieder dem Chat zu.

  Popcorn steht bereit! Kannst dich töten lassen, Parker

  also ich wette, parker überlebt

  !!!!!!!!

  Sie ist da

  TRGAME IST DA

  OMG OMG OMG

  Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und musste husten. Was zur Hölle …? Plötzlich raste mein Herz, und ich musste mich geradezu dazu zwingen, den Kopf zu drehen, um auf den anderen Bildschirm zu schauen.

  Insgeheim rechnete ich damit, dass mich die Zuschauer gerade nur verarschten. Dass irgendjemand damit angefangen hatte und die anderen ganz schnell aufgesprungen waren. Doch dann hörte ich die typische Musik und das Herzklopfen, das zum Spiel gehörte und andeutete, dass es gleich losging. Gerade so erhaschte ich noch einen Blick auf unseren vierten und letzten Mitspieler, bevor der Bildschirm schwarz wurde und der Ladebalken erschien.

  Es war Teagan.

  Parker

  Können wir uns treffen und reden?

  Ein paar Minuten später

  Parker

  Teagan?

  Noch ein paar Minuten später

  Teagan

  Warum?

  Teagan

  Und warum jetzt?

  Teagan

  Was soll das bringen?

  Parker

  Ich weiß, dass du in der Stadt bist

  Parker

  Linc hat mir erzählt, dass er dich getroffen hat

  Parker

  Ich will dir alles erklären

  Parker

  Bitte

  Zwanzig Minuten später

  Parker

  Also …?

  Teagan

  Also …?

  Parker

  Du. Ich. Treffen?

  Teagan

  Du lässt nicht locker, oder?

  Parker

  Niemals

  Teagan

  Noch ein paar Minuten später

/>   Teagan

  Okay

  Parker

  Okay??

  Teagan

  Ja. Morgen. Elf Uhr. Bei dem kleinen Café an der Strandpromenade. Hab den Namen vergessen … Das mit dem leckeren Eis

  Parker

  Alles klar

  Teagan

  Und jetzt geh endlich zurück zu deinem Stream

  Parker

  Ganz wie die Lady wünscht

  Level 27

  Teagan

  In Gedanken verfluchte ich Parker, aber noch mehr verfluchte ich mich selbst dafür, diesem Treffen zugestimmt zu haben. Denn, ganz ehrlich? Was erhoffte ich mir bitte davon?

  Nur weil wir einmal wieder zusammen gezockt hatten, war nicht wieder alles in Ordnung. Er würde sicher nicht vor mir auf die Knie fallen und um Verzeihung bitten, ich würde ganz bestimmt nicht zu ihm auf den Boden sinken und behaupten, alles wäre vergeben und vergessen und dann würden wir erst recht nicht zusammen in den Sonnenuntergang reiten. Definitiv nicht.

  Zumal es elf Uhr an einem Sonntag war und damit noch eine Weile dauern würde, bis die Sonne unterging. Außerdem hatte ich Angst vor Pferden.

  Aber ich wollte Klarheit. Ich wollte endlich erfahren, was passiert war und warum Parker entschieden hatte, mich von einem Tag auf den anderen so aus seinem Leben auszuschließen. Warum er wochenlang nicht mehr gestreamt hatte und auch nicht mehr in der WG gewesen war.

  Aber auch wenn ich Antworten wollte, zwang ich mich dazu, keinerlei Erwartungen zu haben. Keine … Hoffnung. Nicht, nachdem ich wochenlang versucht hatte, Parker eine Antwort zu entlocken, und er mich einfach immer weiter ­ignoriert hatte. Aber ich musste die Wahrheit wissen. Und ein Teil von mir wollte ihm auch die Chance geben, sich zu erklären. Selbst wenn er sie vielleicht nicht verdient hatte.

  Ich nippte an meinem Coffee-to-go, den ich mir in dem kleinen Café an der Strandpromenade gekauft hatte, vor dem wir uns treffen wollten, und kniff die Augen gegen die Helligkeit zusammen. Ich hätte wirklich daran denken sollen, meine Sonnenbrille mitzunehmen, aber die lag vermutlich irgendwo zwischen meinen mittlerweile ausgepackten Sachen in meinem WG-Zimmer. Oder meine Mitbewohnerin Gabriela hatte sie sich gekrallt, weil sie ihre eigene wieder mal im Hörsaal oder der Mensa oder an jedem beliebigen anderen Ort auf dem Campus hatte liegen lassen.

  Abgesehen von ihrem ausgeprägten Talent, Dinge zu verlegen, hatte ich wirklich Glück mit meiner Mitbewohnerin. Gabriela und ich teilten uns nicht nur die Wohnung, sondern hatten einen ähnlichen Musik- und Filmgeschmack. Und als sie erfahren hatte, dass ich bis zu meinem Umzug live Videospiele gezockt hatte, war sie fast ausgeflippt und hatte sofort meinen Channel abonniert. Meine Warnung, dass ich vor allem abends und nachts streamte und es dabei schon mal laut werden konnte, hatte sie nur mit einem Lachen quittiert. Und so, wie ich Gabriela bisher einschätzte, würde sie wahrscheinlich zuschauen und mitfluchen, statt sich über den Lärm zu beschweren.

  Beim Gedanken daran, dass ich schon bald wieder streamen würde, breitete sich eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude in mir aus. Auch wenn in der Onlinewelt noch immer das reinste Chaos herrschte. Zumindest, was Parker und mich anging. Zuerst hatte es lediglich Fragen und Gerüchte darüber gegeben, wieso erst ich, dann Parker und dann wieder ich nicht mehr streamte. Irgendwann hatte irgendwer behauptet, wir wären zusammen gewesen und hätten uns getrennt. Ab dem Zeitpunkt war der Shitstorm losgegangen, der sich – Überraschung! – hauptsächlich gegen mich gerichtet hatte. Schließlich hatte ich dem armen, armen Parker das Herz gebrochen. Daran, dass er mein Herz gebrochen haben könnte, dachte natürlich niemand. Aber nach dem Stream gestern, den ich zufällig mitverfolgt hatte …

  Ich starrte auf den Pappbecher in meiner Hand hinab, während mir der Wind ein paar Haarsträhnen ins Gesicht wehte. Ich hatte gehört, was Parker gesagt hatte. Ich hatte jedes einzelne Wort gehört und die Wahrheit in seinen Augen lesen können. Allein bei der Erinnerung daran zog sich alles in mir zusammen und gleichzeitig breitete sich eine kribbelnde ­Wärme aus, bis ich nicht mehr wusste, wohin mit all den Gefühlen.

  Mit der Zeit hab ich TR besser kennengelernt und mich in sie verliebt.

  Vor einer Weile habe ich einem Mädchen versprochen, sie niemals im Stich zu lassen, mich niemals einfach so von ihr abzuwenden. Aber genau das habe ich in den letzten Wochen getan.

  Ich legte den Kopf in den Nacken, um gegen das Brennen in meinen Augen anzukommen und tat alles, um bloß nicht zu blinzeln. Denn wenn ich blinzelte, würde die Feuchtigkeit, die sich bereits in meinen Augen sammelte, über meine Wangen laufen und dann würde ich richtig weinen. Bisher war es nur … nur … keine Ahnung. Ein Systemfehler. Auf jeden Fall keine Tränen. Nicht wirklich, denn ich weigerte mich noch immer, wegen eines Kerls rumzuheulen. Selbst wenn dieser Kerl Parker war. Und auch wenn sein Geständnis vor rund sechzigtausend Menschen mir die Knie weich werden ließ und mich dazu brachte, ihm um den Hals fallen zu wollen. Gleichzeitig würde ich ihm für sein Verhalten diesen Hals am liebsten umdrehen. Ergab das einen Sinn?

  Als ich wieder an meinem Kaffee nippte, bemerkte ich eine Gestalt, die in diesem Moment die Strandpromenade entlang auf mich zukam – und erstarrte.

  Auf den ersten Blick hatte sich Parker kein bisschen verändert. Er war noch immer groß, breitschultrig, etwas schlaksig. Mit seinen dunklen Haaren und den intensiv blauen Augen zog er noch immer die Aufmerksamkeit aller Frauen und Mädchen auf der Promenade auf sich. Doch das typische lässige Lächeln fehlte, ebenso wie das humorvolle, fast schon herausfordernde Funkeln in seinen Augen. Stattdessen lag ein angespannter Zug um seinen Mund, den ich so nicht von ihm kannte. Weder online noch in echt.

  Trotzdem stockte mir bei seinem Anblick der Atem. Und obwohl ich mich dagegen wehrte, kehrten mit einem Schlag all diese dämlichen Empfindungen zurück – das Kribbeln im Bauch, das unangenehme Ziehen in der Brust, getoppt nur von dem kleinen Salto, den mein Magen machte, als Parker immer näher kam.

  Ich biss die Zähne zusammen und gab alles, um eine möglichst unbeteiligte Miene aufzusetzen. Genau das hatte ich schließlich in den letzten Jahren an der Highschool perfektioniert. Aber so ganz wollte mir das nicht gelingen. Nicht nach dem Stream gestern. Nicht nach den Nachrichten, die wir ausgetauscht hatten. Nicht nach allem, was er gesagt hatte.

  Als er vor mir stehen blieb, mischte sich sein mittlerweile vertrauter Duft nach Rosmarin und grünen Äpfeln unter die salzige Meeresluft. Ich musste mich dazu zwingen, nicht einfach die Augen zu schließen, tief einzuatmen und an den Moment unserer allerersten Begegnung zurückzudenken. An die Umarmung mitten auf der RTX Convention in Texas, als er über das Absperrband geklettert und einfach zu mir gekommen war, statt weiter Autogramme an seine Fans zu verteilen.

  »Hey.« Meine Stimme klang nur ein bisschen zu heiser, nur ein bisschen zu leise, aber größtenteils normal. Immerhin etwas.

  »Hey …« Etwas Weiches trat in seinen Blick, etwas, das ich verdammt noch mal nicht dort sehen wollte. Gleichzeitig sehnte ich mich so sehr danach, dass ich mich am liebsten selbst kräftig durchgeschüttelt hätte.

  Was um alles in der Welt war los mit mir?

  Ohne zu fragen, setzte ich mich in Bewegung. Ich klammerte mich mit beiden Händen an meinem Kaffeebecher fest, um sie bloß nicht nach Parker auszustrecken. Ein romantischer Spaziergang am Strand war nicht gerade meine Intention gewesen, als ich diesen Treffpunkt vorgeschlagen hatte, aber alles war besser, als seltsam herumzustehen und nicht zu wissen, wohin mit sich. Alles war besser, als Parker direkt ins Gesicht sehen zu müssen.

  »Du hast dich also für Florida entschieden«, stellte er nach einigen Minuten angespannten Schweigens fest und atmete tief durch, als wäre er genauso nervös wie ich.

  Ich nickte langsam. »Obwohl ich auch eine Zusage aus Texas bekommen habe. Aber es war meine erste Wahl.«

  Das schien ihn zu überraschen. »Wirklich? Warum?«

  »Weil der Campus wunderschön ist, weil ich mich hier sofort wohlgefühlt habe und der Studiengang einer der besten des Landes ist. Außerdem hat mir Cole so viel darüber erzählt und mir lauter Tipps gegeben, dass es sich so angefü
hlt hat, als würde ich schon hierher gehören. Ich mag die Stadt und das Meer und … und die Stimmung hier«, fügte ich hinzu und trank einen großen Schluck von meinem Kaffee, um den Redeschwall zu stoppen.

  Parker nickte und schwieg einen Moment. »Also hatte es nichts damit zu tun, dass Cole und die anderen auch hier sind?«, fragte er eine Spur leiser. »Oder … dass ich hier bin?«

  »Dein Name stand ziemlich groß auf der Kontra-Seite«, gestand ich und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Aber Cole und die anderen könnten ein Pluspunkt sein. Vielleicht. Mal sehen.«

  Parker verzog das Gesicht, widersprach aber nicht.

  Wir gingen schweigend weiter, schlenderten an Joggern und Familien mit kleinen Kindern vorbei, die sich schon jetzt einen Platz auf dem weichen Sandstrand gesichert hatten. Es war seltsam, wieder mit Parker hier zu sein. Seltsam und bittersüß, da sich die traurige Gegenwart mit einer Vergangenheit mischte, die so schön und unbeschwert war, dass ich sie um keinen Preis vergessen wollte. Und zugleich so schmerzhaft, dass ich nichts lieber getan hätte, als sie aus meinem Gedächtnis zu löschen.

  »Es tut mir leid.«

  Seine Stimme war so leise, dass ich sie über all die anderen Geräusche hinweg kaum wahrnehmen konnte. Dennoch war ich mir sicher, diese vier Worte aus seinem Mund gehört zu haben.

  »Ich weiß«, erwiderte ich genauso leise und bohrte die Fingernägel in den Pappbecher. »Ich hab den Stream gesehen.« Ich zögerte einen Moment, sprach die Frage dann aber doch aus, auch wenn ich mich vor der Antwort fürchtete. »Hast du dich nur bei mir gemeldet, weil du erfahren hast, dass ich in der Stadt bin?«

 

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