Midnight Chronicles 02 - Blutmagie
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Ich blickte auf Cain hinab.
Ihre Brust hob und senkte sich etwas rascher als noch vor einer Minute, und sie sah mich aus großen Augen an.
»Aufteilen?«, fragte sie tonlos.
Ich schüttelte den Kopf, deutete auf sie und mich und auf Tarquin. Er war eindeutig der größere Fisch von den beiden. Wenn einer von ihnen mehr über Isaac wusste, dann er.
Zu meiner Erleichterung schien Cain mit meinem Plan, zusammenzubleiben, einverstanden. Wir verharrten noch drei, vier Sekunden länger in der Position, in der wir uns befanden, bevor wir uns voneinander lösten.
Die Hexe war weg. Aber Tarquin leider auch.
»Shit, wo ist er?«
»Keine Ahnung«, antwortete Cain und schob sich an mir vorbei.
Wir hasteten zur Bar, hinter der eine Brücke über den Fluss führte, aber es gab noch mindestens drei andere Wege, die Tarquin hätte einschlagen können.
»Entschuldigung!«, brüllte Cain und erregte damit die Aufmerksamkeit einiger Bargäste. »Hier war gerade ein Mann, knapp zwei Meter groß, blond. Hat einer von Ihnen gesehen, wohin er gegangen ist?«
Ein paar Leute wandten sich einfach ab, andere schüttelten nur den Kopf, doch eine Frau mit blauen Haaren deutete auf die schmale Brücke.
Cain bedankte sich und stürzte in die angezeigte Richtung davon, und ich folgte ihr, ohne zu wissen, wohin genau wir rannten.
Unsere Schritte donnerten über den Asphalt, als wir in ein Wohnviertel mit mehrstöckigen Häusern gelangten. Auf einmal sah ich aus dem Augenwinkel das Zucken von blauem Licht wie schon vor einigen Nächten, als ich mit Cain auf dem Dach gesessen hatte. Sie bemerkte es auch und schlug einen Haken.
Wir bogen um eine Ecke, und da war Tarquin. Er hatte ein Portal erschaffen. Der Riss flackerte in der Luft, bereit, ihn hinzubringen, wo immer er wollte.
Überrascht sah Tarquin auf, als er uns kommen hörte. Uns trennten nur noch ein paar Meter von dem Hexer. Er musste wissen, wer und was wir waren, denn ein spöttisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als wollte er sagen: Sorry, zu spät. Und mit diesem letzten stummen Gruß trat er über die Schwelle in das Portal.
»Nein!«, brüllte Cain und machte einen Satz nach vorne.
Mein Herz stockte. Plötzlich schien alles wie in Zeitlupe zu geschehen. Cain versuchte, Tarquins Hand zu packen, aber der Hexer war zu schnell. Er verschwand in dem leuchtenden Riss, der hell aufflackerte, bereit, sich zu schließen – als Cain in letzter Sekunde hindurchhechtete und von der Magie verschluckt wurde.
Ich versuchte noch, sie zurückzuhalten, aber es war bereits zu spät. Das Portal hatte sich unmittelbar hinter ihr geschlossen. Und ich blieb allein zurück.
Fassungslos starrte ich in die Luft, wo sich eben noch das blaue Leuchten befunden hatte. Mein Magen verkrampfte sich, Panik stieg in mir auf, lähmte mich, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor meine Instinkte meine Angst um Cain verdrängten und die Führung übernahmen. Ich zog mein Handy hervor und rief das Quartier an, während ich unruhig auf und ab lief.
»Gärtnerei Dagger. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine Frau.
»Warden Prinslo. WP170516EDI. Ich brauche den Standort von Cain Blackwood. CB170516EDI. Es könnte sein, dass sie sich nicht mehr in der Stadt befindet«, sprudelte es atemlos aus mir heraus.
Meine Handflächen waren feucht, Angstschweiß kribbelte auf meiner Kopfhaut. Was hatte Cain sich nur dabei gedacht, Tarquin hinterherzuspringen? Sie konnte überall auf der Welt sein, und vor allem war sie dort mit dem Hexer allein. Was, wenn er sie in Baldurs Versteck gebracht hatte? Oder zu einem anderen Stützpunkt der Hexen? Gegen einen oder zwei von ihnen könnte Cain vielleicht auch ohne Amulett-Magie bestehen, aber nicht gegen drei, vier oder gar ein Dutzend. Sie könnte bereits tot sein. Ein Gedanke, der meinen Puls weiter in die Höhe trieb und den ich energisch beiseiteschob.
»Ich habe sie gefunden«, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung.
»Und?«
»Ich habe dir ihre Koordinaten aufs Handy geschickt.«
Ohne mich zu verabschieden, legte ich auf und öffnete die Nachricht aus dem Quartier. Im nächsten Augenblick durchflutete Erleichterung meinen Körper. Die Adresse lag in Edinburgh, am anderen Ende der Stadt. Hoffentlich würde ich es rechtzeitig schaffen …
Cain
Meine Haut prickelte, und in meinen Ohren klingelte es. Orientierungslos kniff ich die Augen zusammen, um den Schwindel abzuschütteln, der schlagartig Besitz von mir ergriffen hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich betrunken Loopings in einer Achterbahn gefahren. Doch ein plötzliches Knurren ließ mich schlagartig ausnüchtern.
Ich blickte geradewegs in das von dunklen Adern durchzogene Gesicht eines Vampirs. Er kauerte nur wenige Meter entfernt von mir und starrte mich aus rot leuchtenden Augen an.
Ohne den Vampir zu lange aus den Augen zu lassen, nahm ich wahr, dass ich mich in einem heruntergekommenen Raum mit hohen Decken und altem Mobiliar befand. Das Oberlicht über den Fenstern war zersplittert, wodurch Laub und Dreck hineingetragen worden waren. Und offensichtlich war gerade Fütterungszeit, denn auf einem Tisch, nur ein paar Schritte von mir entfernt, lag der leblose Körper eines Mannes. Er war fast nackt und von Bisswunden übersät, um ihn herum hatte sich eine Handvoll weiterer Vampire versammelt.
Doch ich stand ihnen nicht allein gegenüber. Neben mir hatte Tarquin bereits eine Kampfposition eingenommen. Er wirkte nicht überrascht von den Blutsaugern, vielmehr schien es, als hätte er diesen Angriff geplant. Na ja, nur ohne mich.
Er warf mir einen raschen Blick zu, wandte sich dann aber wieder den Vampiren zu, als würde er in mir die kleinere Bedrohung sehen. Berechtigterweise, immerhin wollte ich nur mit ihm reden und ihn nicht tot sehen. Anders als unsere zähnefletschende Gesellschaft, deren Münder blutverschmiert waren. Die Gier in ihren Augen leuchtete noch offensichtlicher als sonst.
»Das hast du davon, dass du mir gefolgt bist«, sagte Tarquin, ohne mich anzusehen, kurz bevor ein blauer Blitz aus seiner Hand zuckte und den Vampir traf, der uns am nächsten war. Er wurde zurückgeschleudert und krachte gegen die Wand. Es fühlte sich an, als würde das gesamte Gemäuer von der Wucht des Aufpralls erbeben.
Die anderen Vampire fauchten und stürzten sich auf uns.
Ich riss meine Khukuri in die Höhe und wünschte, ich hätte eine größere Waffe dabei, Harpers Katana oder Wardens Macheten, um die Biester nicht so nahe an mich heranlassen zu müssen. Doch es gab in dem Raum ohnehin kaum eine Möglichkeit, ihnen auszuweichen, nicht mit all dem Mobiliar und den blauen Blitzen, die durch die Luft zuckten und denen ich ebenfalls ausweichen musste. Tarquin kämpfte in diesem Moment vielleicht an meiner Seite, aber seine Magie war für mich deswegen nicht weniger tödlich.
Ich duckte mich unter einem der Blitze hindurch, der sein Ziel verfehlte und hinter mir in die Wand einschlug. Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich den Vampir, der mich von der Seite angriff, holte aus und rammte ihm eines meiner Khukuri in die Schulter. Ich wollte die Klinge wieder herausreißen, als der Vampir nach meinem Arm schlug, so kräftig, dass mir das zweite Khukuri aus der Hand fiel. Klirrend landete es auf dem Boden, während der Vampir bereits erneut auf mich zusprang. Hinter seinem Kopf zuckten blaue Lichter.
Ich griff nach der Pistole an meinem Gürtel, und als ich den nach Verwesung stinkenden Atem des Vampirs bereits riechen konnte, feuerte ich einen gedämpften Schuss ab. Die Kugel schlug in seinen Schädel ein und zerfetzte ihn aus nächster Nähe. Kopflos sackte er zusammen.
Ich ging in die Knie. In einer fließenden Bewegung hob ich das eine Khukuri auf und riss das andere aus dem Körper des Vampirs, bevor ich mich meinem nächsten Gegner zuwandte, als ich plötzlich Glas splittern hörte.
Tarquin hatte mit seiner Magie einen der Blutsauger durch das Fenster in den Garten geschleudert, den ich erst jetzt, da die Scheibe nicht mehr spiegelte, erkennen konnte. Immerhin wusste ich nun, dass wir uns im Erdgeschoss eines Wohnhauses befanden. Der Hexer hechtete hinterher, und ein kühler Windstoß
wehte in den Raum.
Ich atmete erleichtert auf. Ohne die Magie-Blitze, denen ich ständig ausweichen musste, konnte ich mich ganz auf meinen Gegner konzentrieren.
Und er sich auf mich. Der Vampir, der mir gegenüberstand, stieß ein Knurren aus und machte einen Satz auf mich zu.
Ich feuerte mehrere Schüsse auf ihn ab, doch der Mistkerl war schnell, mehr als einen Streifschuss bekam er nicht ab.
Ich drückte noch einmal ab, aber das verdammte Magazin war leer. Achtlos warf ich die Pistole beiseite und stürzte mich mit meinen Khukuri in den Kampf.
Der Vampir erwischte meinen Mantel mit seinen Klauen. Der Stoff riss, und ich spürte ein leichtes Brennen auf der Haut, wovon ich mich allerdings nicht beirren ließ. Stattdessen nutzte ich den Schwung aus, drehte mich um und stieß ihm eine Klinge in den unteren Rücken, so tief, dass sie seine Wirbelsäule erreichte.
Er jaulte auf wie ein geschlagener Hund und ging zu Boden, als seine Beine unter ihm nachgaben.
Ohne jegliches Mitleid packte ich ihn bei den Schultern, drehte ihn herum und rammte ihm mein zweites Khukuri ins Herz, worauf der Blutsauger leblos in sich zusammensackte. Mit einem Ruck zog ich die beiden Klingen wieder aus seinem Körper. Blut tropfte von den Spitzen.
Keuchend sah ich mich um. Der Tisch mit der Leiche war umgestoßen. Der Körper lag nun auf dem Boden, zusammen mit vier toten Vampiren, die teils enthauptet, teils verbrannt waren. Laub fegte durch das geborstene Fenster ins Innere und verfing sich in den Blutlachen, die sich überall gesammelt hatten.
Ich trat ans Fenster und sah hinaus. Es war dunkel, aber soweit ich erkennen konnte, befanden wir uns in einer Art Villa mit weitläufigem Garten und hohen Bäumen, die mir den Blick auf eine mögliche Nachbarschaft versperrten. Tarquin kämpfte ganz in der Nähe auf dem ungepflegten Rasen gegen zwei Vampire, die ihn umkreisten und nur Augen für ihn hatten. Meine Chance zur Flucht. Doch wenn ich jetzt verschwand, konnte es Tage, Wochen oder gar Monate dauern, bis Warden und ich wieder eine Spur fanden, die uns zu Tarquin und hoffentlich auch Isaac führte.
Glas knirschte unter meinen Füßen, als ich herumfuhr, um meine Pistole aufzuheben und das Magazin zu wechseln. Dann sprintete ich zurück zum Fenster und richtete den Lauf auf einen der Vampire. Doch Tarquins magische Attacken trieben die beiden hin und her, was es mir schwer bis unmöglich machte, einen von ihnen anzuvisieren. Ein besserer Schütze wie Jules hätte vermutlich problemlos treffen können, doch meine Stärke lag im Nahkampf. Ich holte tief Luft und feuerte dennoch einen Schuss ab – der, wie erwartet, danebenging.
»Scheiße«, fluchte ich, denn nun hatten mich die beiden Vampire bemerkt.
Während der eine einen erneuten Satz in Tarquins Richtung machte, sprang der andere über verwilderte Beete und Büsche auf das gesplitterte Fenster zu.
Mir blieb keine Zeit zu reagieren, binnen eines Wimpernschlags war er bei mir und riss mich um. Doch bevor er mich auf dem Boden festnageln konnte, sprang ich mit einem kräftigen Kick-up wieder auf die Beine. Überrascht fletschte der Vampir die Zähne, wobei ich seine Fänge aufblitzen sah, aber damit konnte er mir keine Angst einjagen.
Dieses Mal ging ich zuerst in den Angriff über, um der Sache endlich ein Ende zu bereiten. Doch mein Gegner war wendig und zäh, und während ich versuchte, den Vampir mit meinen Klingen zu erwischen, setzte er alles daran, mit seinen Klauen meine Deckung zu durchbrechen.
Mein Herz raste, und mein Atem kam nur noch stoßweise. Ich merkte, dass meine Verletzung mir noch immer ein wenig zu schaffen machte, aber daran durfte ich jetzt nicht denken. Stattdessen tauchte ich unter einem Schlag des Vampirs hindurch, trieb eines meiner Khukuri durch seinen Fuß und pinnte ihn damit am Boden fest. Anschließend verpasste ich ihm einen heftigen Tritt gegen das Knie. Das Geräusch brechender Knochen erfüllte mich mit Genugtuung. Kreischend sackte der Vampir zusammen, und bevor er wusste, wie ihm geschah, packte ich seine Schulter, wirbelte ihn herum und durchbohrte mit meinem zweiten Khukuri sein Herz.
Der Vampir war tot. Und auch draußen im Garten war alles still. Kein Aufleuchten von Magie, keine Kampfgeräusche, keine Schritte. Es war vorbei.
Der Raum war getränkt vom Blut der Vampire und ihres Opfers. Meine Seite, wo mich einer der Vampire mit seinen Klauen erwischt hatte, brannte, und die alte Verletzung in meinem Bein pochte protestierend.
Schwer atmend stand ich mitten im Raum und zuckte nicht mal zusammen, als Tarquin wieder durch das Fenster hereingeklettert kam. Mehrere tiefe Kratzer zogen sich über seinen Hals und sein Gesicht, und er versuchte, sein linkes Bein möglichst wenig zu belasten. Seine Verletzungen schienen ihn allerdings nicht zu interessieren. Wortlos ging er vor einem der Vampire in die Knie und begann, ihn zu durchsuchen. Mich beachtete er dabei nicht weiter.
Aufmerksam beobachtete ich, wie er Leichnam für Leichnam durchsuchte, zu misstrauisch, um zu sprechen. Anders als Vampire waren Hexer nicht per se bösartig. Sie wurden nicht von ihren Instinkten getrieben und mussten auch nicht töten, um zu existieren. Nichtsdestotrotz gab es einen Grund, aus dem die Magic Hunter Jagd auf sie machten – nicht alle von ihnen entschieden sich, ein friedliches Leben zu führen.
Was immer Tarquin suchte, er schien es nicht zu finden. Nachdem er die letzte Leiche abgetastet hatte, richtete er sich auf und sah zu mir. Der Blick aus seinen hellbraunen Augen war nicht zu deuten. Er nickte mir zu, ein stummes Dankeschön oder was auch immer, dann hob er eine Hand und erschuf ein Portal.
»Warte!« Ich trat einen Schritt vor.
Keine Ahnung, ob es der flehende Klang meiner Stimme war oder die Tatsache, dass wir einander gerade den Rücken freigehalten hatten, aber Tarquin hielt tatsächlich inne. Fragend sah er mich an. Das Leuchten des Portals flackerte über seine Gesichtszüge.
»Baldur lässt euch nach Isaac suchen, nicht wahr?«
Der Hexer wirkte überrascht und machte sich keine Mühe, es zu verbergen. »Woher weißt du davon?«
»Ich suche auch nach Isaac«, erwiderte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. »Er hat einen Freund von mir entführt. Einen Grim Hunter. Ihr habt ihn nicht zufällig gesehen?«
»Nein, ein Grim Hunter ist mir nicht untergekommen«, antwortete Tarquin.
Ich glaubte ihm. Immerhin hatte er keinen Grund, mich anzulügen. Isaac war der Feind seines Meisters, nicht Jules.
Der Hexer verharrte noch einen kurzen Augenblick vor dem Portal, doch als ich nichts mehr sagte, schritt er hindurch.
Dieses Mal folgte ich ihm nicht. Das Portal schloss sich, und ich blieb allein in der heruntergekommenen Villa zurück.
Rasch machte ich mich daran, die Vampire zu durchsuchen in der Hoffnung, dass Tarquin möglicherweise etwas übersehen hatte, als plötzlich ein Knall ertönte. Ich zuckte zusammen und wirbelte herum. Die Eingangstür des Hauses war so heftig aufgestoßen worden, dass sie gegen die Wand geschlagen war. Ich rechnete damit, weitere Vampire in das Zimmer stürmen zu sehen, doch es war nur eine einzige Person, die den Raum mit erhobener Waffe betrat.
Warden.
Seine Brust hob und senkte sich rasend schnell, und in seinen Augen lag eine Furcht, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Seine Knöchel traten hell hervor, so fest umklammerte er den Griff seiner Machete. Als wäre er bereit, alles und jeden, der ihm in die Quere kam, kurz und klein zu schlagen.
Fassungslos starrte er mich an.
»Cain …« Mein Name war nur ein Flüstern auf seinen Lippen.
Zwei, drei Herzschläge lang rührte er sich nicht, dann ließ er plötzlich seine Machete fallen und überbrückte mit drei kurzen Schritten die Distanz zwischen uns. Die Angst verschwand aus seinen Augen und wurde von einer anderen Empfindung abgelöst, doch bevor ich mir klar darüber werden konnte, um welche genau es sich handelte, zog er mich an sich und küsste mich.
Heiß und gierig pressten sich seine Lippen auf meine, so hart, dass ich seine Sorge und Angst um mich förmlich schmecken konnte. Er war hier, um mich zu beschützen, und mit einem Schlag wich alle Anspannung aus meinem Körper. Ich schloss die Augen,
schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn an mich.
Als ich die Finger in sein Shirt krallte, löste sich ein zufriedenes Seufzen aus seiner Kehle. Ich fing den Laut mit meinen Lippen ein, stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm noch näher zu kommen. Mein Herz pochte wie wild, und das lag nicht länger an der Anstrengung des Kampfes.
Wardens Finger glitten langsam meinen Rücken hinab, als wollte er jeden Millimeter meines Körpers abtasten, um sicherzustellen, dass es mir gut ging.
Ich erschauderte. Selbst durch den Stoff meines Shirts brannte seine Berührung heiß auf meiner Haut. Nur kurz dachte ich, dass es sich seltsam anfühlen sollte, ihn zu küssen – meinen ehemals besten Freund, meinen persönlichsten Feind –, aber das tat es nicht. Warden zu küssen war wie Atmen, selbstverständlich und in diesem Augenblick absolut lebensnotwendig.
Er drückte mich noch fester an sich, und mir wurde leicht schwindelig unter dem Ansturm der Gefühle, die mich auf einmal überrollten. Ich hatte nie daran gedacht, Warden zu küssen. Nein, das stimmte nicht, ich hatte mir nur nie erlaubt, daran zu denken. Aber jetzt, in diesem Augenblick, fragte ich mich, wie ich jemals nicht daran hatte denken können. Wardens Küsse waren stürmisch und leidenschaftlich und doch sanft, als wäre ich die kostbarste Waffe, die er jemals in den Händen gehalten hatte. Er raubte mir den Verstand und brachte meine Gedanken zum Verstummen, bis ich nur noch ihn fühlte. Seine Hände, seine Lippen, seinen Atem auf meiner Haut.
Wardens Finger bahnten sich einen Weg unter mein Shirt, strichen meine Wirbelsäule hinauf, und eine glühende Hitze nistete sich in meiner Magengrube ein. Ich klammerte mich noch fester an ihn, und seine Brust drängte gegen meine, während seine Zunge neckend über meine Unterlippe fuhr. Ich stieß ein leises Keuchen aus und kam ihm mit meiner entgegen.
Warden hatte mich in der Vergangenheit schon zu vielen Dummheiten verleitet, aber das hier war eindeutig die beste Dummheit, die wir je gemeinsam begangen hatten …
Unser Kuss wurde sanfter. Hauchzart streichelte er mit seinem Mund über meinen, bevor er sich von mir löste.