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Bevor wir fallen

Page 14

by Bowen, Sarina


  Ich leckte ihn. Mit einem einzigen verspielten Zungenschlag, der jedoch genau die beabsichtigte Wirkung hatte. Seine Bauchmuskeln zogen sich zusammen, und er krallte seine Hände überrascht ins Bettlaken. Ich hörte, wie er nach Luft schnappte.

  Ich hob den Kopf. »Das war dafür, dass du mich Schisser genannt hast.«

  Er sah mich heftig atmend und mit schreckgeweiteten Augen an. »Himmel, Callahan, bestraf mich weiter.«

  Ich schüttelte boshaft den Kopf.

  Wir sahen einander noch einen Moment an. Dann griff er mit beiden Händen nach mir, zog mich an seine Brust und fuhr mit der Zunge über meine Unterlippe.

  Die nächsten Minuten verschwammen, während ich seine Küsse trank und mich an seine wunderbare Haut schmiegte. Es war einfach nur köstlich, auch wenn ich wusste, dass ich ihm hiermit offiziell verfallen war. Ich würde mir diesen Abend nie wieder aus dem Kopf schlagen können. Schon die Küsse auf dem Sofa hatten mich fertiggemacht. Aber in diesem Moment war mir das alles egal.

  »Wo ist er, Callahan?«

  Ich hörte Hartleys Frage, doch ich war viel zu betrunken vor Lust, um ihren Sinn zu kapieren.

  »Was?«

  »Wo ist er? Wo hast du Digby versteckt?«

  Als endlich genug Sauerstoff in meinem Hirn angekommen war, um die Frage zu verarbeiten, schüttelte ich den Kopf. »Auf keinen Fall.«

  »Auf jeden Fall«, widersprach Hartley. Er beugte sich über mich und zog meine Nachttischschublade auf. »Da drin?«

  »Hartley!«

  Ich packte seinen Arm, aber es war zu spät. Er hatte die kleine Schachtel schon in der Hand.

  »Leg das zurück«, rief ich. »Das geht echt zu weit.«

  Er schüttelte den Kopf. »Nein, das macht Spaß.« Er legte die Schachtel aufs Bett und nahm den Deckel ab. Dann deutete er auf ihren Inhalt. »Ich wette, du hast noch nie einen ausprobiert.«

  Ich schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich?«

  »Warum solltest du nicht? Frauen stehen darauf. Und du«, sein Lächeln erlosch, und er sah mir in die Augen, »solltest es vor allen anderen versuchen. Ich habe was darüber gelesen …«

  Mir klappte die Kinnlade runter. »Du hast mein Problem gegoogelt?«

  Er wirkte ein wenig verlegen. »Wenn ich etwas tue, Callahan, dann richtig. Es gab da diese Studie über querschnittgelähmte Frauen …«

  Ich schloss die Augen. »Die hab ich auch gelesen.«

  Zwei Ärzte hatten herausgefunden, dass gelähmte Frauen innerlich oft mehr empfanden als äußerlich. Und was hatten die Probandinnen wohl benutzt, um das herauszufinden?

  »Du solltest es also probieren. Und warum nicht am verrücktesten Abend aller Zeiten?«

  »Oh mein Gott«, keuchte ich, als das Gerät in seiner Hand leise zu surren begann.

  »Vielleich schaffen wir es ja, dass du die drei Worte herausschreist«, sagte er und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

  »Das ist eine Maschine«, protestierte ich.

  »Ein Spielzeug«, widersprach er. »Siehst du?« Er drückte es behutsam an meine Brust, und ich spürte ein sanftes Vibrieren, das nicht mal unangenehm war.

  Ich nahm ihm das Ding ab und hielt es ihm an die Brust. Dann führte ich es, während er zusah, an seinem Körper hinunter. Zentimeter um Zentimeter. Und die ganze Zeit über ließ ich sein Gesicht nicht aus den Augen. Als ich mich der Taille näherte, verging ihm das Lächeln. Und als ich seine Eichel berührte, fielen ihm die Augen zu und er schob das Becken vor. Langsam strich ich mit dem Vibrator auf ganzer Länge an seine Erektion entlang, und er stieß den Atem aus.

  Doch im nächsten Moment grinste er und stöhnte: »Oh … Mr Digby.«

  Ich ließ den Vibrator fallen und jaulte vor Lachen.

  Hartley öffnete die Augen, hob den Vibrator vom Bett auf und stellte ihn mit einer Drehung ab.

  Doch ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen. Das Gelächter löste den Knoten der Beklemmung in meiner Brust, den ich ins Schlafzimmer mitgebracht hatte. Ich rollte mich auf den Rücken und blickte kichernd an die Decke.

  Hartley rückte ein Stück näher, bis seine Schulter meine berührte. Sein lächelnder Mund schloss sich über meinen Lippen, sodass ich zu lachen aufhörte.

  Ich würde nie genug von seinen Küssen bekommen. Aber ich würde mir bestenfalls den Umriss seiner Lippen auf meinen und das Gefühl, wie er sanft an meiner Zunge saugte, einprägen können. Es fiel mir schwer, mir wegen irgendwas Sorgen zu machen, solange er mich küsste. Daher geriet ich diesmal auch nicht in Panik, als seine Hand über meinen Körper wanderte. Ich fühlte seine Finger, wie sie sich zwischen meinen Beinen spreizten. Ich konnte sie tatsächlich fühlen.

  Am liebsten hätte ich vor Freude geschrien, doch stattdessen kam nur ein einziges Wort über meine zitternden Lippen: »Okay.«

  Als Nächstes hörte ich wieder das leise Surren des Spielzeugs. Er hielt es an meinen Körper. Es fühlte sich anders an als alles andere vorher. Wie eine Ahnung der Lust, die mir bevorstand.

  »Oh«, sagte ich, als sich meine Bauchmuskeln zusammenzogen.

  »Ja, so …«, flüsterte er, während er sich an mich presste.

  Als seine Erektion meine Hand berührte, schloss ich meine Finger darum. Und als er ein zufriedenes Grunzen ausstieß, begann ich, ihn sanft zu massieren.

  Ihm stockte der Atem in der Brust, und er gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Ein überaus erregendes kleines Geräusch. Trotzdem war er offensichtlich nicht zu stark abgelenkt, um sich von seiner Mission abbringen zu lassen. Ich hielt die Luft an, als er den kleinen Vibrator abwärts wandern ließ.

  »Gut?«, raunte er.

  Ich nickte, denn das war es wirklich. In meinem Unterleib sammelte sich ein Strom aus Empfindungen und ergoss sich in meine Mitte. Ich versank in der Dunkelheit hinter meinen Augenlidern. Als Hartley mich berührte, schrumpfte die Welt auf die Ausmaße unserer Körper zusammen. Ich reizte ihn mit meinen Fingerspitzen, unsere Küsse wurden nachlässig und unkonzentriert.

  Ein leises Klicken ertönte, als Hartley den Vibrator ein wenig anders einstellte, dann nahm die süße Ahnung zwischen meinen Beinen Fahrt auf.

  »Oh«, ächzte ich.

  »Ist es nicht zu viel?«

  Ich kriegte es nicht mal hin, ihm zu antworten. Ich konnte nur noch den Rücken wölben und mich seinen Händen entgegenstrecken.

  »Oh …«, stöhnte ich wieder, als ich begann, flirrende Punkte vor den Augen zu sehen.

  Plötzlich schien sich in meinem Bauch ein Kribbeln auszubreiten, und zwischen meinen Beinen explodierte ein Strahlenkranz. Welche Laute ich danach von mir gab, bekam ich selbst nicht mehr mit.

  »Fuck, ja!«, hörte ich Hartley keuchen, was mich daran erinnerte, meine trägen Finger ein wenig fester um seinen Schaft zu krümmen.

  Ich massierte ihn hart und entlockte ihm ein ersticktes Geräusch. Und dann: »Callahan, ich …«

  Als Nächstes fühlte ich, wie eine warme Flüssigkeit gegen meine Hüfte und in meine Hand spritzte. Ich ließ meine Finger noch einmal abwärts gleiten, und seine Hüften zuckten befriedigt.

  Als Hartley den Vibrator abschaltete und das Brummen verstummte, waren nur noch wir zwei heftig atmenden Menschen zu hören.

  Hartley legte einen entzückend muskulösen Unterarm über seine Augen, was mir die Möglichkeit gab, in aller Ruhe seinen Körper zu betrachten, zu beobachten, wie sich seine breite Brust hob und senkte.

  Wow. Mir wurde erst jetzt langsam bewusst, was wir gerade getan hatten. Ich nahm mit zitternden Fingern ein Papiertaschentuch vom Nachttisch und wischte damit über meine Hüfte.

  »Entschuldige die Sauerei«, sagte er mit belegter Stimme. Noch immer verbarg er seine Augen.

  »Alles gut«, gab ich leise zurück.

  Ich fragte mich allmählich, warum er mich nicht ansah. Ich schob ihm den Arm vom Gesicht, doch er kehrte sein Kinn der Wand zu.

  »Was ist los? Sag bloß, du hast jetzt doch ein schlechtes Gewissen.«

  �
�Bestimmt nicht, Callahan.«

  »Und was ist dann?«

  Seufzend griff er nach mir, zog mich über sich und an seine Brust.

  Als ich ihn ansah, stellte ich verwundert fest, dass seine Augen glänzten.

  Er bemerkte meinen Blick und schloss schnell wieder die Augen. »Es ist nur … Ich wollte das hier für dich«, flüsterte er. »Damit dein Päckchen ein bisschen leichter wird.«

  Mein Herz wollte übergehen. Aus einem Dutzend widerstreitender Gründe. Mich mit Hartley zu vergnügen war fantastisch gewesen, und Gott weiß, was ich mir insgeheim dabei gedacht hatte. Aber das Beste überhaupt war, danach in seinen Armen zu liegen, doch das hätte ich niemals über die Lippen gebracht.

  Ich liebe dich, Hartley. Die Worte lagen mir auf der Zunge, doch ich schluckte sie lieber hinunter. Stattdessen sagte ich: »Danke für dein selbstloses Experiment um meinetwillen.«

  Er räusperte sich. »Gern geschehen. Und mein Schwanz dankt dir, dass er daran teilhaben durfte.«

  Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das war nicht gerade die Liebeserklärung gewesen, nach der ich mich gesehnt hatte. Also entschied ich mich für einen kleinen Scherz – so wie immer, wenn ich mich in einer angespannten Situation befand.

  »Sprechen alle Typen in der dritten Person von ihrem Schwanz?«

  Hartley wandte sein schönes Gesicht nachdenklich der Zimmerdecke zu. »Die meisten.«

  Wir lagen still da, warteten darauf, dass unser Herzschlag sich beruhigte. Hartley strich über mein Haar an seiner Brust, während ich mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen versuchte, wie es weitergehen sollte.

  »Ich muss dich was fragen«, begann ich. Sofort nahm sein Gesicht einen wachsamen Ausdruck an, also sprach ich schnell weiter. »Hartley, welches Päckchen musst du tragen? Du redest nie über das, was in dir vorgeht.«

  Er lachte grimmig. »Ist dir das aufgefallen, ja?«

  »Ja.«

  Er wechselte die Position, drehte sich vorsichtig auf den Bauch und verschränkte die Arme unterm Kinn, sodass wir uns nicht mehr berührten.

  »Ich glaube nicht, dass ich heute Abend darüber reden kann.«

  »Im Ernst?« Ich drehte mich meinerseits auf den Bauch. »Das heißt, ich lege sämtliche Karten auf den Tisch, während du dich in eisernes Schweigen hüllst.« Ich fand das unfair. »Du kennst mich in- und auswendig …« Obwohl ich mir die Hand vor den Mund schlug, entwich mir ein heiseres Lachen.

  »Was?«

  Ich verbarg mein Gesicht in beiden Händen. »Ich kann nicht glauben, dass ich gerade ›in- und auswendig‹ gesagt habe.«

  Hartley prustete los. Und im nächsten Moment schütteten wir uns Seite an Seite vor Lachen aus. Wir hatten Spaß wie an jedem anderen Abend auch, nur dass wir heute eben nackt dabei waren.

  Ein Geräusch aus dem Gemeinschaftsraum verriet uns, dass Dana nach Hause gekommen war. Wir sahen uns an und schlugen die Hände vor den Mund. Als Dana den Gemeinschaftsraum durchquerte und den Fernseher ausmachte, bogen wir uns unter lautlos ersticktem Gelächter und beruhigten uns erst dann ein wenig, als wir hörten, wie im Bad Wasser aufgedreht wurde.

  Bald wurde es mucksmäuschenstill. Dana war offenbar schlafen gegangen.

  Hartley holte tief Luft. »Ich schätze mal, das ist das Stichwort, um mich davonzustehlen.« Er setzte sich langsam auf, fand seine Shorts und zog sie über die Hüften.

  Nein! Ich hätte es am liebsten laut herausgeschrien. Doch ich hielt den Mund, fand sein T-Shirt und reichte es ihm. Dann zog ich mir meins über den Kopf. Da ich mich beim Anziehen nicht gerade geschickt anstellte, wollte ich nicht, dass er mir zusah, wie ich meine übrigen Klamotten überstreifte. Also zog ich mir stattdessen vom Fußende die Bettdecke über den Körper.

  »Könntest du mir, bevor du gehst, den Rollstuhl ins Zimmer schieben? Ich bin hier irgendwie, äh, gestrandet.«

  Er riss die Augen auf. »Shit, tut mir leid.«

  Ich lächelte. Hoffentlich überzeugend sorglos. »Kein Ding. Ich musste ja eine ganze Weile nirgendwohin.«

  Er stieß geräuschvoll den Atem aus, und ab diesem Moment wurde es komisch zwischen uns.

  Hartley hüpfte in unser Wohnzimmer, holte seine zweite Gehhilfe und schubste dann Stück für Stück den Rollstuhl ins Schlafzimmer. Als er den Rückweg geschafft hatte, ließ er sich auf der Bettkante nieder.

  »Gute Nacht, Callahan«, sagte er und legte eine Hand auf mein unter der Decke verborgenes Knie.

  Ich konnte seine Berührung nicht spüren, dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher.

  »Gute Nacht, Hartley«, flüsterte ich.

  Er beugte sich vor und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Nase. Seine Miene war ernst, fast traurig. »Morgen zum Brunch?«

  »Ja«, sagte ich, als er aufstand. Weil das bestimmt gar nicht merkwürdig wird.

  Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lag ich lange Zeit da und vermisste ihn.

  14

  Gib uns ein Küsschen

  Corey

  Am nächsten Morgen klopfte es vorsichtig an meine Tür. Kurz darauf hörte ich Danas Stimme.

  »Ähm, Corey, darf ich reinkommen?«

  »Klar«, antwortete ich gähnend. Es war schon ziemlich spät, aber ich konnte mich nicht überwinden, dem Tag unter die Augen zu treten.

  Sie kam in mein Zimmer und sah sich um, als hätte sie etwas ganz anderes zu sehen erwartet.

  »Was zum Teufel ist hier passiert?«

  Oh-oh. »Passiert?« Mein Gesichtsausdruck entglitt mir zu einem unvermeidlich schuldbewussten Grinsen.

  Sie verdrehte die Augen. »Spuck es schon aus. Du bist nämlich so was von aufgeflogen.« Dana stolzierte zu meinem Bett und ließ sich am Fußende nieder. »Als ich gestern Abend heimkam, lag im Wohnzimmer eine von Herzklopf-Hartleys Krücken auf dem Fußboden, und jetzt ist sie weg. War er hier drin?«

  Ich verbarg mein Gesicht in den Händen. »Eine Weile.«

  Dana nahm meine Hände und zog sie hinunter. »Echt jetzt? Seine Freundin versetzt ihn, und er kommt rüber und macht stattdessen mit dir rum? Und wo steckt er jetzt überhaupt?«

  Ich atmete seufzend aus. Aus ihrem Mund klang das alles so furchtbar falsch.

  »So kann man es natürlich auch sehen.«

  »Kann man es denn anders sehen? Macht er mit ihr Schluss, oder erwartet er, dass du seine Freundin mit gewissen Vorzügen wirst?«

  »Dana! So schlimm ist es auch wieder nicht. Du magst Hartley doch.«

  Sie sah mich traurig an. »Ja, ich mag ihn. Und ich glaube, er …« Sie ließ sich rücklings auf mein Bett plumpsen. »Ich traue ihm nur nicht. Als gäbe es einen guten und einen bösen Hartley, die beide permanent miteinander im Clinch liegen. Und ich möchte nicht, dass du zwischen die Fronten gerätst.«

  »Ja.« Ich nickte. »Aber die Geschichte hat eine Seite, die du nicht kennst.«

  Sie setzte sich auf. »Und die wäre?«

  »Na ja …« Ich schluckte. »Ich habe ihm vor ein paar Wochen etwas gestanden, und …«

  Sie starrte mich an. Mit dunklen Augen versuchte sie in meinem Blick zu lesen. »Was?«

  Ich holte tief Luft und erklärte es ihr – jedenfalls größtenteils.

  »Also«, sie massierte ihre Schläfen, »das ist die verrückteste und romantischste Geschichte, die ich jemals gehört habe. Er hat dich überredet, mit ihm rumzumachen, damit du herausfindest, ob du noch …«

  Ich nickte.

  »Und das hat funktioniert?«

  Ich bekam heiße Wangen. »Und wie.«

  Dana johlte vor Lachen. »Oh mein Gott! Und dann?«

  Ich atmete tief durch. »Er hat feuchte Augen bekommen. Und dann ist er gegangen.«

  Ihre Augen waren groß wie Untertassen. »Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Aber dass du in Schwierigkeiten steckst, davon können wir wohl ausgehen.«

  »Wieso?«, jammerte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.

  »Weil du einen Kummer gegen den n
ächsten eingetauscht hast. Du weißt jetzt, wie gut es sein kann, aber du wünschst es dir nur mit ihm. Hast du auch nur die geringste Ahnung, was als Nächstes passiert?«

  Das war genau die Frage, die ich zu verdrängen versuchte, seit ich die Augen aufgemacht hatte.

  »Ich glaube, dass gar nichts passiert. Stacia kommt zurück, und Hartley und ich tun so, als sei nichts gewesen.« Ich schluckte. »Das wird bestimmt furchtbar, oder?«

  Dana nickte. »Auf hundert verschiedene Arten.« Sie blickte zur Decke. »Seine Mutter hat sich nach euch beiden erkundigt.«

  »Echt?« Ich beugte mich vor. »Was hat sie denn gesagt?«

  »Als wir an Thanksgiving zusammen Geschirr gespült haben, wollte sie von mir wissen, ob ihr zwei ein …«, Dana malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, »Paar seid. Als ich mit Nein geantwortet habe, sah sie richtig enttäuscht aus. Und dann meinte sie, dass Hartley für ›so einen Schlaukopf ab und zu ein ganz schöner Idiot‹ sein könne. Ich bin also nicht die Einzige, die glaubt, dass zwischen euch was läuft.«

  Ich schüttelte den Kopf. »Seine Mutter kann Stacia nicht ausstehen, weiter nichts. Das hat nichts zu sagen.«

  »Wenn du meinst.« Dana stand auf. »Lass uns brunchen gehen.«

  »Aber nur, wenn du versprichst, Hartley nicht anzugrinsen. Ich sterbe, wenn er denkt, ich hätte mich bei dir ausgeweint.«

  »Das wird nicht ganz leicht sein, aber für dich tue ich mein Bestes.«

  Vierzig Minuten darauf folgte ich Dana nervös zum Beaumont-Speisesaal. Ich hatte in der Hoffnung, er würde nicht mehr dort sein, absichtlich getrödelt. Wir kamen deshalb ziemlich spät, und Dana grummelte, als sie sah, dass es keinen Räucherlachs für unsere Bagels mehr gab.

  Und, wer hätte das gedacht, Hartley war natürlich trotzdem noch da. Ich bemerkte ihn sofort, da nur einer der großen Tische noch voll besetzt war – mit einer Traube von Hockeyspielern, deren Mittelpunkt Hartley bildete. Bevor ich wegschauen konnte, zwinkerte er mir zu.

  »Das hab ich gesehen«, zischte Dana.

  »Hör auf damit«, brummte ich. »Setzen wir uns ans Fenster.«

  Dana schob unser Tablett auf einen Tisch und legte das Kreuzworträtsel aus der Zeitung daneben, das ich klugerweise mitgebracht hatte.

 

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