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Breathturn into Timestead

Page 26

by Paul Celan


  zeiteinwärts.

  * * *

  GOLD, das den nubischen

  Handrücken fortsetzt – den Weg,

  dann den Fußpfad zu dir, hinweg

  über den Stein, den zugeschrägten,

  aus Traumentzug-Zeiten,

  zwei Sandschollen, umgeweht,

  stehen mir bei,

  sternverseucht legt sich ein Moor

  um eine der Kiefern,

  der Chor

  der Platanenstrünke

  buckelt sich ein zum Gebet

  gegens Gebet,

  aus gesiegeltem Floßholz

  bau ich dir Namen, die pflockst du

  fest, bei den Regenfeimen,

  es werden die Kampfgrillen kommen,

  aus meinem Bart,

  vor den Denkkiemen steht schon

  die Träne.

  * * *

  VON DER SINKENDEN WALSTIRN

  les ich dich ab –

  du erkennst mich,

  der Himmel

  stürzt sich

  in die Harpune,

  sechsbeinig

  hockt unser Stern im Schaum,

  langsam

  hißt einer, der’s sieht,

  den Trosthappen: das

  balzende Nichts.

  * * *

  DU LIEGST HINAUS

  über dich,

  über dich hinaus

  liegt dein Schicksal,

  weißäugig, einem Gesang

  entronnen, tritt etwas zu ihm,

  das hilft

  beim Zungenentwurzeln,

  auch mittags, draußen.

  * * *

  Das seidenverhangene Nirgend

  widmet dem Strahl seine Dauer,

  ich kann dich hier

  sehn.

  Eingehn dürfen bei euch, ausgehn –

  Unter der Sandhaube steuert

  dein unbelauscht schlafendes

  Hirn

  den unverwirkbaren, einen,

  ozeanischen

  Tag,

  komm, ich hell auf,

  komm, ich geb dich

  mir und auch dir,

  Überzüchtete,

  Schwere.

  * * *

  Die Weinbergsmauer erstürmt

  vom Ewigkeitsklirren,

  die Reben

  meutern,

  miterklirrt

  das Rückenmark, bei

  Herzschwüle, im

  wirklicheren Gehäus,

  die fünf Körner verteilt

  auf die vier Meere,

  tauch ein.

  * * *

  Erst wenn ich dich

  als Schatten berühre,

  glaubst du mir meinen

  Mund,

  der klettert mit Spät-

  sinnigem droben

  in Zeithöfen

  umher,

  du stößt zur Heerschar

  der Zweitverwerter unter

  den Engeln,

  Schweigewütiges

  sternt.

  * * *

  IN DER FERNSTEN

  Nebenbedeutung, am Fuß der gelähmten

  Amen-Treppe:

  die kahlgeplünderte

  Phase Dasein,

  nahebei, in der Gosse,

  nudeln noch

  Sprüche,

  traumfaserverstärkt das Profil

  der Schlafausscheidung,

  an ihrer einen

  herztätigen Schläfe

  bildet sich Eis,

  kein Buch schlägt sich auf,

  das Übernichts hat sich

  zu mir geschlagen,

  es gibt seinen Kampf auf,

  im Eis,

  wir sind bereit,

  das Tödlichste in uns zu tauschen,

  der Dorn, der das Freizeichen gab,

  steigt duch die Wiegen,

  hinter der Stechuhr verschenkt sich

  die wahnfeste Zeit.

  * * *

  EINGESCHOSSEN

  in die Smaragdbahn,

  Larvenschlupf, Sternschlupf, mit allen

  Kielen

  such ich dich,

  Ungrund.

  * * *

  Alle die Schlafgestalten, kristallin,

  die du annahmst

  im Sprachschatten,

  ihnen

  führ ich mein Blut zu,

  die Bildzeilen, sie

  soll ich bergen

  in den Schlitzvenen

  meiner Erkenntnis –,

  meine Trauer, ich seh’s,

  läuft zu dir über.

  * * *

  Zwei Sehwülste, zwei

  Narbennähte,

  auch hier, quer durchs

  Gesicht,

  ein Licht, deinen ersten

  Bränden abgefragt, seit

  langem draußen,

  schlüpft ins

  Erblickte.

  * * *

  VOR MEIN

  wetterleuchtendes Knie

  kommt die Hand zu stehn,

  mit der du

  dir übers Aug fuhrst,

  ein Klirren

  holt sich Gewißheit

  im Kreis, den ich zog

  um uns zwei,

  manchmal freilich

  stirbt der Himmel

  unsern Scherben

  voraus.

  * * *

  DU WIRFST MIR Ertrinkendem

  Gold nach:

  vielleicht läßt ein Fisch

  sich bestechen.

  Gib mir, Tod,

  meinen Stolz.

  * * *

  Das Flüsterhaus,

  schalttags geöffnet,

  auf Jute

  weitergegeben, flächen-

  tief,

  es bürgert

  den Enge-Laut ein,

  für die Lallstufe

  sorgen

  die Lippen-

  pflöcke,

  – rastet das

  Andere ein,

  zeitig? –,

  dieses, ja dieses

  Gletschergeschrei

  deiner Hände,

  die Toten-Seilschaft

  trägt mit an den Firnen,

  der umgepolte

  Mond

  verwirft dich, zweite

  Erde,

  am Resthimmel, sterbestolz, das

  Sterngedränge

  nimmt die Hürde.

  * * *

  KLEINE NACHT: wenn du

  mich hinnimmst, hinnimmst,

  hinauf,

  drei Leidzoll überm

  Boden:

  alle die Sterbemäntel aus Sand,

  alle die Helfenichtse,

  alles, was da noch

  lacht

  mit der Zunge –

  * * *

  AN DIE HALTLOSIGKEITEN

  sich schmiegen:

  es schnippen

  zwei Finger im Abgrund, in den

  Sudelheften

  rauscht Welt auf, es kommt

  auf dich an.

  * * *

  ICH ALBERE mit meiner Nacht,

  wir kapern

  alles,

  was sich hier losriß,

  lad du mir auch deine

  Finsternis auf

  die halben, fahrenden

  Augen,

  auch sie soll es hören,

  von überallher,

  das unwiderlegbare Echo

  jeder Verschattung.

  * * *

  DEIN UHRENGESICHT,

  von Blaufeuern über-

  lagert,

  verschenkt seine Ziffern,

  meine

  Herkunft

  hielt Umschau, sie geht

  in dich ein, die mit-

  vereinten

  Kristalle

  flennen.

  * * *

  ICH LOTSE DICH hinter die Welt,

  da bist du bei dir, unbeirrbar,

  heiter

  vermessen die Stare den Tod,

  das Schilf winkt dem Stein ab, du hast

  alles

  für heut abend.
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  MEINE

  dir zugewinkelte Seele

  hört dich

  gewittern,

  in deiner Halsgrube lernt

  mein Stern, wie man wegsackt

  und wahr wird,

  ich fingre ihn wieder heraus –

  komm, besprich dich mit ihm,

  noch heute.

  * * *

  EIN STERN

  lauscht einem Licht,

  eine Stunde verstößt

  eine Stunde,

  herzschwer

  rollt Azur

  über dich hin,

  dein blutiger

  Speichel

  beglückt

  ein besessenes Staubkorn,

  ein Mutterstummel

  führt ein Frühgesicht

  durch einen Schmerz,

  sein Gott

  schreitet mähend die Bilderfront ab,

  auf den Graten

  der obersten

  Wiege.

  * * *

  KLEINES WURZELGETRÄUM, das mich hier hält,

  blutunterwaschen,

  keinem mehr sichtbar,

  Todesbesitz,

  wölb du eine Stirn vor,

  daß eine Rede gehe, von Erde,

  von Inbrunst, von

  Äugigem, auch

  hier, wo du mich abliest vom Blindblatt,

  auch

  hier,

  wo du mich so genau

  widerrufst.

  * * *

  II

  MANDELNDE, die du nur halbsprachst,

  doch durchzittert vom Keim her,

  dich

  ließ ich warten,

  dich.

  Und war

  noch nicht

  entäugt,

  noch unverdornt im Gestirn

  des Lieds, das beginnt:

  Hachnissini.

  * * *

  ES STAND

  der Feigensplitter auf deiner Lippe,

  es stand

  Jerusalem um uns,

  es stand

  der Hellkiefernduft

  überm Dänenschiff, dem wir dankten,

  ich stand

  in dir.

  * * *

  DIE GLUT

  zählt uns zusammen

  im Eselsschrei vor

  Absaloms Grab, auch hier,

  Gethsemane, drüben,

  das umgangene, wen

  überhäufts?

  Am nächsten der Tore tut sich nichts auf,

  über dich, Offene, trag ich dich zu mir.

  * * *

  WIR, DIE WIE DER STRANDHAFER WAHREN,

  in N’we Awiwim,

  der ungeküßte

  Stein einer Klage

  rauscht auf,

  vor Erfüllung,

  er befühlt unsre Münder,

  er wechselt

  über zu uns,

  eingetan ist uns

  sein Weiß,

  wir geben uns weiter:

  an dich und an mich,

  die Nacht, sieh dich vor, die sand-

  befehligte,

  nimmt es genau

  mit uns zwein.

  * * *

  EIN RING, ZUM BOGENSPANNEN,

  nachgeschickt einem Wortschwarm,

  der wegstürzt hinter die Welt,

  mit den Staren,

  Pfeilige, wenn du mir zuschwirrst,

  weiß ich, woher,

  vergeß ich, woher.

  * * *

  DAS LEUCHTEN, ja jenes, das

  Abu Tor

  auf uns zureiten sah, als wir

  ineinander verwaisten, vor Leben,

  nicht nur von den Handwurzeln her –:

  eine Goldboje, aus

  Tempeltiefen,

  maß die Gefahr aus, die uns

  still unterlag.

  * * *

  DU GLEISSENDE

  Tochtergeschwulst

  einer Blendung im All,

  aufgegriffen

  von überhimmlischen Suchtrupps,

  verschoben

  ins sehende, gott-

  entratene

  Sternhaufen-Blau,

  du wildenzt

  vor unsern

  hungrigen, unverrückbaren

  Poren

  als Mitsonne, zwischen

  zwei Hellschüssen

  Abgrund.

  * * *

  KOMM, leg die Welt aus mit dir,

  komm, laß mich euch zuschütten mit

  allem Meinen,

  Eins mit dir bin ich,

  uns zu erbeuten,

  auch jetzt.

  * * *

  EINEN STIEFELVOLL Hirn

  in den Regen gestellt:

  es wird ein Gehn sein, ein großes,

  weit über die Grenzen,

  die sie uns ziehn.

  * * *

  DIE POSAUNENSTELLE

  tief im glühenden

  Leertext,

  in Fackelhöhe,

  im Zeitloch:

  hör dich ein

  mit dem Mund.

  * * *

  DIE POLE

  sind in uns,

  unübersteigbar

  im Wachen,

  wir schlafen hinüber, vors Tor

  des Erbarmens,

  ich verliere dich an dich, das

  ist mein Schneetrost,

  sag, daß Jerusalem ist,

  sags, als wäre ich dieses

  dein Weiß,

  als wärst du

  meins,

  als könnten wir ohne uns wir sein,

  ich blättre dich auf, für immer,

  du betest, du bettest

  uns frei.

  * * *

  DER KÖNIGSWEG hinter der Scheintür,

  das vom Gegen-

  Zeichen umtodete

  Löwenzeichen davor,

  das Gestirn, kieloben,

  umsumpft,

  du, mit der

  die Wunde auslotenden

  Wimper.

  * * *

  ES KOMMT auch ein Sinn

  die engere Schneise daher,

  den erbricht

  das tödlichste unsrer

  stehenden Male.

  * * *

  ICH TRINK WEIN aus zwei Gläsern

  und zackere an

  der Königszäsur

  wie Jener

  am Pindar,

  Gott gibt die Stimmgabel ab

  als einer der kleinen

  Gerechten,

  aus der Lostrommel fällt

  unser Deut.

  * * *

  ES WIRD etwas sein, später,

  das füllt sich mit dir

  und hebt sich

  an einen Mund

  Aus dem zerscherbten

  Wahn

  steh ich auf

  und seh meiner Hand zu,

  wie sie den einen

  einzigen

  Kreis zieht

  * * *

  DAS NICHTS, um unsrer

  Namen willen

  – sie sammeln uns ein –,

  siegelt,

  das Ende glaubt uns

  den Anfang,

  vor den uns

  umschweigenden

  Meistern,

  im Ungeschiednen, bezeugt sich

  die klamme

  Helle.

  * * *

  IM GLOCKIGEN jappen

  die gläubig-ungläubigen

  Seelen,

  Sternunfug

  setzt sich fort, auch mit meiner

  im Wüstensinn von dir

  umhügelten Hand,

  wir sind

  längst da.

  * * *

  WIE ICH den Ringschatten trage,

  trägst du den Ring,

  etwas, das Schweres gewohnt ist,

  verhebt sich

  an uns,

  unendlich

  Entimmernde du.

  * * *

  DAS FREMDE

  hat uns im Netz,

  die Vergänglichkeit greift

  ratlos duch uns
hindurch,

  zähl meinen Puls, auch ihn,

  in dich hinein,

  dann kommen wir auf,

  gegen dich, gegen mich,

  etwas kleidet uns ein,

  in Taghaut, in Nachthaut,

  fürs Spiel mit dem obersten, fall-

  süchtigen Ernst.

  * * *

  UMLICHTET die Keime,

  die ich in dir

  erschwamm,

  freigerudert

  die Namen – sie

  befahren die Engen,

  ein Segensspruch, vorn,

  ballt sich

  zur wetterfühligen

  Faust.

  * * *

  III

  FORTGESALBT, draußen, im Stein-

  weizen,

  von singenden

  Händen,

  die halbe Skabiose,

  sparsam,

  vorm Trommelfellriß,

 

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