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Don't LOVE me (Die Don't Love Me-Reihe 1) (German Edition)

Page 30

by Kiefer, Lena


  »Ja«, grinste ich. »Aber das war nicht so spektakulär, wie du vielleicht denkst. Es ist wie ein normales Flugzeug, nur mit weniger Leuten und Sitzen drin.«

  Eleni seufzte. »Ich stell mir das total romantisch vor. Nur du und Lyall, hoch in den Wolken … das ist wie im Film.«

  Ich schnaubte, nur halb belustigt. »Es ist weniger romantisch, wenn du in diesem Flugzeug sitzt, weil deine kleine Schwester vom Pferd gefallen ist und deswegen ins Krankenhaus eingeliefert wurde.«

  Elenis Blick wurde schuldbewusst. »Tut mir leid«, sagte sie kleinlaut. »Ich weiß, dass du es verboten hattest.«

  »Das ist schon okay. Ich bin einfach froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist.« Ich streckte die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wahrscheinlich sollte ich anfangen, mich daran zu gewöhnen. Du wirst älter und irgendwann muss ich auch damit klarkommen, dass du Auto fährst oder mit Jungs ausgehst.«

  Sie lächelte. »Wenn das so jemand ist wie Lyall, dann brauchst du dir da keine Sorgen zu machen«, schwärmte sie. Seit sie wusste, dass er mich hergebracht hatte, war er ihr neuer Held. Neugierig sah sie mich an. »Ist er jetzt eigentlich dein fester Freund, Kenzie?«

  Wie aufs Stichwort kamen Willa und Juliet ins Zimmer.

  »Ja, Kenz, erzähl doch mal, was läuft da mit Lyall?« Willa grinste breit, nahm mir meinen Becher aus der Hand und setzte sich auf das freie Bett neben Elenis. »Ihr habt ja ziemlich zerzaust ausgesehen, als ihr hier ankamt.«

  »Ja, weil wir campen waren«, sagte ich so neutral wie nur möglich, auch wenn es schwierig war, beim Gedanken an Lyall nicht einmal rundrum zu grinsen. Er hatte sich gestern gemeldet und mir erzählt, dass er Finlay aus Paris abgeholt und nach Kilmore gebracht hatte. Und mir bei der Gelegenheit auch gesagt, dass er mich jetzt schon vermisste. »Lyall hat mir die Highlands gezeigt.«

  »Hat er dir auch seine Highlands gezeigt?«, fragte Willa und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich wette, er sieht unter seinen Klamotten ebenfalls aus wie ein Gott, oder?«

  Ich grinste zufrieden. »Vielleicht.«

  »Und, wie ist er im Bett? Ich habe mal gelesen, dass derartig gut aussehende Leute gar keinen so guten Sex haben, wie alle denken – weil sie sich nicht anstrengen müssen, um jemanden ins Bett zu kriegen. Also, ist er nur heiß oder hat er es auch drauf?«

  Ich sah zu meinen beiden jüngsten Schwestern. »Könnten wir bitte nicht hier über dieses Thema reden?«

  »Ach komm, Juliet schadet es nicht, wenn sie was lernt.« Willa winkte ab. »Und Leni kapiert eh nichts, nachdem sie sich den Schädel angehauen hat.«

  »Stimmt doch gar nicht!«, empörte sich Eleni. »Mit meinem Schädel ist alles in Ordnung! Die Ärztin hat sogar gesagt, ich darf morgen nach Hause.«

  »Ja, weil da eh nichts mehr zu retten ist«, ärgerte Willa sie weiter und provozierte damit ein Gekabbel, das ausgerechnet Juliet mit einem scharfen »Schluss jetzt« beendete. Juliet, die sich sonst immer aus allem raushielt, griff ein? Überrascht sah ich sie an. Offenbar hatte sich in den letzten Wochen nicht nur bei mir einiges getan.

  Sie bemerkte meinen Blick und sah ein bisschen verlegen aus. »Wann fährst du eigentlich zurück?«, fragte sie mich.

  »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich gar nicht.« Ich hob die Schultern.

  Willa verengte die Augen.

  »Bist du bescheuert? Ich dachte, Eleni wäre die mit dem Dachschaden.«

  Ich schnaubte. »Nach allem, was hier passiert, ist es wohl besser, ich bleibe da. Wer weiß, was ihr sonst noch anstellt.«

  »Wir stellen gar nichts an. Wir leben genauso wie mit dir ganz normal weiter. Aber wenn du nicht wieder gehst, dann schleifen wir dich eigenhändig nach Kilmore.« Willa nickte und Juliet und Eleni taten es ihr gleich.

  »Außerdem willst du doch zurück, gib es zu«, sagte meine kleinste Schwester. »Schließlich ist Lyall dort, oder nicht?«

  Ich schwieg, weil ich das nicht zugeben mochte. Aber wenn ich ehrlich war, wollte ich tatsächlich nichts lieber als das. Während meiner Zeit in Schottland hatte ich gelernt, auch mal an mich zu denken. Und trotz Elenis Unfall war da tief in mir das Gefühl, dass es richtig war, das zu tun. Nicht nur, weil ich wahnsinnig wurde, wenn ich Lyall nicht bald wiedersah. Aber vor allem deswegen. Wir hatten bisher nicht darüber geredet, wie es nach dem Sommer weitergehen sollte. Aber wir würden das zwischen uns schon in den zwei verbleibenden Wochen geheimhalten können – und danach einen Weg finden, zusammen zu sein.

  »Erst mal musst du wieder auf die Beine kommen.« Ich schaute auf meine Uhr und dann Willa und Juliet an. »Bleibt ihr bei Leni? Dann fahre ich mal nach Hause und kümmere mich um ein paar Sachen.«

  »Nur, wenn du in den Norden verschwindest, sobald sie wieder okay ist.« Willa sah mich streng an.

  »Wir werden sehen.« Ich grinste und küsste sie auf die Wange. »Bis später.«

  »Oh nein, komm schon.« Ich sah in die Waschmittelpackung, als würde sich auf wundersame Weise dort noch etwas weißes Pulver materialisieren, wenn ich nur lange genug hineinstarrte. Und das war nicht die erste leere Schachtel, die mir in die Hände fiel, seit ich wieder zu Hause war. Wer immer für den Einkauf gesorgt hatte, schien sich auf Süßigkeiten und einen unmenschlichen Vorrat an Pommes konzentriert zu haben. Sogar das Klopapier war ausgegangen.

  Als ich gerade in den Schrank neben der Treppe schaute, ob da vielleicht noch ein Rest Flüssigwaschmittel stand, klingelte es. Der satte Gong hallte durch das Haus bis in den Keller.

  »Dad?«, brüllte ich ins Treppenhaus. »Kannst du aufmachen?«

  Keine Reaktion. Wahrscheinlich war er zu den Nachbarn gegangen, um sich für den Kuchen zu bedanken, den sie gestern vorbeigebracht hatten. Eleni erholte sich gut, aber trotzdem stand die halbe Straße jeden Tag auf der Matte, um uns irgendwelches Essen zu bringen. Wofür ich dankbar sein musste, denn so blieb es mir erspart zu kochen. Es bedeutete jedoch auch, sehr viel Zeit mit Small Talk und den immer gleichen Fragen zu verbringen. Und es half nicht, dass die Leute an der Tür einen ähnlichen Gesichtsausdruck zur Schau trugen wie vor sechs Jahren. So als wäre Eleni tot und nicht nur mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus.

  Ich seufzte, dann lief ich die Treppe hinauf, hastete zur Tür und riss sie auf, in der Erwartung, Mrs Finkle von gegenüber zu sehen oder Mister Gold von nebenan, auf jeden Fall in Begleitung einer überdimensionalen Tupperbox. Aber es war keiner von beiden. Es war Edina Henderson.

  »Hi, Kenzie. Kann ich reinkommen?«

  Ich riss mich aus meiner Starre. »Hi. Ja, klar.«

  Sie sah über ihre Schulter auf die ausgestorbene Straße, dann ging sie an mir vorbei ins Haus. Erst, als ich die Tür geschlossen hatte, nahm sie ihre Sonnenbrille ab.

  »Was ist los?«, fragte ich. »Ist etwas mit Lyall?« Die gleiche Angst, die ich am Samstag bei Juliets Anruf gefühlt hatte, packte mich mit eisernem Griff. Bitte, mach, dass ihm nichts passiert ist.

  »Lyall geht es gut«, sagte Edina. »Aber ich muss dringend mit dir sprechen.«

  Das beruhigte mich nur ein bisschen. »Okay«, antwortete ich, wie ich es immer tat, wenn ich keine Ahnung hatte, was ich sonst sagen sollte. Ich musste mir für solche Situationen echt mal ein anderes Wort überlegen. Eines, das weniger danach klang, als wäre alles in Ordnung.

  »Gehen wir raus, hier herrscht das Chaos. Meine Schwester hatte einen Unfall und ich versuche gerade, ein bisschen klar Schiff zu machen.«

  Edina sah sich um, aber sie schien kaum Notiz von der Unordnung zu nehmen, die im Haus herrschte: Die gesamte Wäsche, die sich nach Elenis Unfall angesammelt hatte, lag auf der Couch zum Sortieren, in der Küche stapelten sich die dreckigen Frischhaltedosen unserer Nachbarn, und staubgesaugt hatte auch schon seit Tagen niemand mehr.

  Wir gingen durch die Küche auf die Terrasse und ich holte uns auf dem Weg Eistee aus dem Kühlschrank. Edina setzte sich und legte ihre Finger um das Glas, aber sie trank nicht.

  »Alles gut bei dir?«, fragte ich vorsichtig. »Hat es etwas mit Finlay zu tun, dass du hier bist?« Lyall hatte zwar gesagt, dass es ihm ganz gut ginge, aber vielleicht hatte sich daran etwas geändert.
/>   Edina antwortete nicht sofort, sondern schien sich ihre Worte zurechtlegen zu müssen, bevor sie etwas sagte. »Finlay ist … er wird wieder. Irgendwann. Zumindest hoffe ich das. Solange ich mich weit genug von ihm fernhalte.« Den letzten Satz murmelte sie so leise, dass ich sie kaum verstand. Aber eben nur kaum.

  »Wieso musst du dich von ihm fernhalten?«, fragte ich.

  »Weil es so das Beste für uns ist.«

  »Was meinst du damit?« Ich wusste nicht, ob mich das etwas anging, aber sie sah so aus, als bräuchte sie dringend jemanden zum Reden. Und auch wenn wir uns kaum kannten, hatte ich den Wunsch, dass Edina mir vertraute, schließlich war sie Lyalls Schwester.

  Sie holte Luft und sah mich unsicher an. »Wenn ich dir davon erzähle, versprichst du, es niemandem zu sagen? Auch nicht deiner Familie oder deinen Freunden?«

  »Natürlich«, nickte ich ernst. »Was ist mit Finlay und dir? Habt ihr Streit? Ich bin sicher, das lässt sich klären.«

  Edina schüttelte unglücklich den Kopf. »Nein, wir haben keinen Streit. Es ist das komplette Gegenteil.«

  In meinem Kopf ratterte es, und ich kam zu dem einzigen Schluss, den es geben konnte. »Du meinst, ihr … seid ineinander verliebt?« Plötzlich wurde mir klar, dass es das sein musste. Der Ausdruck in Edinas Augen, als sie über ihn gesprochen hatte, war genau der gleiche gewesen, wie der in Finlays, als ich mit ihm Scherze über unsere Hochzeit gemacht hatte.

  Sie schluckte und ihre Nasenflügel bebten. »Nein«, sagte sie dann. »Wir sind nicht einfach ineinander verliebt. Ich liebe Finlay. Schon seit über drei Jahren.«

  Ich dachte an Finlays Ruf, was das anging. »Aber wieso seid ihr dann nicht …« Die Frage verlief im Nichts, als mir klar wurde, was sie vermutlich meinte. »Weil ihr Cousin und Cousine seid? Das ist doch nicht verboten.«

  Edina schnaubte, und es war einer der traurigsten Laute, den ich je gehört hatte. »Nein, nicht vom Gesetz her. Aber was meinst du, was los ist, wenn bekannt wird, dass die Hendersons untereinander Beziehungen anfangen? Ich verrate es dir: die Hölle. Das wäre der Skandal des Jahrhunderts.« Sie atmete ein und blinzelte ihre Tränen weg. »Hat dir Lyall nichts über die Regeln in unserer Familie erzählt?«

  »Doch. Er hat gesagt, dass ihr bei einem öffentlichen Fehltritt ausgeschlossen werdet. So wie euer Onkel.« Mir ging ein Licht auf. »Oh, verflucht.«

  Edina nickte. »Wenn das mit Finlay und mir in der Öffentlichkeit bekannt wird, wären wir erledigt. Der Rat würde mit uns das Gleiche machen wie mit Jamie.«

  »Der Rat?« Fragend sah ich sie an.

  »Der Familienrat. Die Mitglieder legen die Regeln fest und können sie ändern. Er funktioniert demokratisch, die Mehrheit entscheidet. Was bisher meist einstimmige Beschlüsse bedeutet hat. Bei Jamie war nur meine Mum dagegen.«

  Ich erinnerte mich daran, dass Lyall gesagt hatte, er wolle etwas verändern, damit so etwas wie mit Jamie nicht wieder passierte. »Also will … will Lyall diesen Rat auf seine Seite bringen? Damit die Regeln geändert werden?« Das klang halbwegs wahnsinnig, wenn man bedachte, dass er damit gegen Moira und seine Grandma antrat. Aber es klang auch nach dem Mann, den ich kannte. Ich spürte Wärme in meinem Magen.

  Edina nickte. »Nachdem das mit Jamie passiert ist, war er am Boden zerstört. Dann kam noch die Sache mit Ada dazu –« Ihr Blick flog erschrocken zu mir, aber ich winkte ab.

  »Ich weiß, dass sie verschwunden ist.«

  In Edinas Gesicht zuckte es kurz, dann nickte sie erneut. »Er hat nach diesem Sommer beschlossen, dass sich etwas ändern muss. Wir arbeiten seit Jahren an dem Plan. Aber es wird nur funktionieren, wenn Logan, Finlay, Lyall und ich in den Rat kommen. Wenn es auch nur einer von uns nicht schafft, herrscht Gleichstand bei Beschlüssen, und dann hat Grandma immer das Recht, die Gegenseite zu überstimmen.«

  Mir schwirrte der Kopf, ich fühlte mich wie im Politikunterricht. Und auch wenn ich jetzt alles über diesen Rat und Lyalls Pläne wusste, hatte ich keine Ahnung, warum seine Schwester extra zu mir nach Hause kam, um mir davon zu berichten.

  »Warum erzählst du mir das? Was hat das denn mit mir zu tun?«

  Edinas Gesichtsausdruck wurde unglücklich. »Das hat alles mit dir zu tun, Kenzie. Damit, dass mein Bruder dich mag – mehr, als er darf.«

  »Als er darf? Du meinst, weil er in Kilmore mit niemandem etwas anfangen soll? Aber ich bin doch nicht Ada.« Angst stieg in mir auf, aber ich drängte sie weg. Logik war immer schon mein Zaubermittel gegen Angst gewesen. »Ich komme nicht einmal aus der Gegend, nur meine Mutter. Streng genommen verstößt er gegen gar nichts, wenn er mit mir zusammen ist.«

  »Glaubst du, die interessieren sich für solche Details? Für die bist du ein Verstoß gegen die Regeln. Und der kommt ihnen gerade recht.« Edina sah mich an. »Weißt du, wie das wirklich mit Jamie war? Damals, in New York? Diese Presseleute, die waren nicht zufällig auf dem Flur, als er sich Prostituierte und seinen Dealer ins Zimmer geholt hat. Die hat sie ihm auf den Hals gehetzt.«

  Schockiert sah ich sie an. »Deine Grandma hat ihren eigenen Sohn ans Messer geliefert?«

  »Sicher«, schnaubte Edina. »Sein Lebenswandel hat ihr nie gepasst. Also nutzte sie die erste Gelegenheit, um ihn loszuwerden. So läuft das bei ihr.«

  Ich schnappte nach Luft. »Weiß Lyall davon?«

  »Nein. Ich habe es ihm nicht gesagt, nachdem ich es vor ein paar Monaten herausgefunden hatte. Er würde irgendetwas Unüberlegtes machen, wenn er das wüsste. Etwas … Radikales.«

  Ich konnte nicht fassen, wie man so mit seiner Familie umgehen konnte wie Agatha Henderson. Und ich wollte nicht glauben, dass Lyall ernsthaft bestraft werden würde, nur weil wir ineinander verliebt waren. »Aber wenn sie nichts von uns erfahren, dann –«

  »Kenzie, sie werden es erfahren!«, rief Edina. »Grandma bezahlt jemanden, der Lyall ab dem Moment verfolgt hat, als er aus Andalusien zurückkam. Diese Person, Zara, weiß, dass ihr in den Highlands wart, sie weiß auch, dass er mit dir nach London geflogen ist. Ich habe es geschafft, dass sie alle Infos zurückhält, weil sie mich mag und ich ihr wegen Finlay leidtue. Aber sie wird es nur für sich behalten, wenn er ab jetzt absolut nichts mehr macht, das gegen die Regeln verstößt.« Sie atmete zitternd ein. »Das ist Lyalls größte Schwäche – manchmal denkt er, er wäre unbesiegbar. Dass er alles unter Kontrolle hätte, immer der Klügste im Raum ist … während die anderen ihn längst im Fadenkreuz haben. Ich habe gestern in Kilmore ein Gespräch zwischen Moira und meiner Grandma mitangehört.«

  »Was haben sie gesagt?«, fragte ich leise.

  Edina atmete hörbar aus, als müsse sie sich wappnen. »Wenn Lyall jetzt nicht spurt, dann verweigert ihm Grandma nicht einfach nur den Platz im Unternehmen. Sie wird das mit Ada der Presse stecken, um ihn loszuwerden. Genau wie Jamie.« Edinas Augen füllten sich mit Tränen. »Er wird alles verlieren, Kenzie – mich, Fin, unsere Mum, seine Zukunft. Niemand wird ihm eine Chance geben, wenn man ihm vorwirft, er hätte etwas mit dem Verschwinden eines Mädchens zu tun. Gott weiß, wie die Presse diese Sache ausschmücken wird. Das darf nicht passieren, wir müssen ihn beschützen. Und dafür brauche ich deine Hilfe.«

  Ich hätte einen Kloß im Hals spüren müssen. Weil es mich berühren sollte, was Edina mir gesagt hatte. Aber ich fühlte nur Kälte. Denn ich ahnte, warum sie hier war. Warum sie mir das alles erzählte. Weil es nur eines gab, was Lyall verlieren musste , wenn er in Zukunft nicht ohne die Menschen leben sollte, die ihm alles bedeuteten.

  Mich.

  31

  Lyall

  Unsere Rückkehr nach Kilmore verlief erstaunlich reibungslos. Nicht einmal Moira zweifelte an der Geschichte, dass wir gemeinsam in Edinburgh gewesen waren – und ich sorgte dafür, dass Finlay beschäftigt war, indem er bei der Vorbereitung der Highland Games mithalf. Grandma hatte sogar erlaubt, dass er die letzten zwei Wochen der Ferien hierbleiben durfte. Zusammen mit der Aussicht auf Kenzies Rückkehr hob das meine Laune so weit, wie es in dieser Stadt eigentlich kaum möglich war. Klar, niemand durfte etwas von uns erfahren, und wie es nach dem Sommer weitergehen sollte, wussten wir auch nicht. Aber das würde schon irgendwie werden.
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  Ich war gerade dabei, in meiner Suite die endgültigen Pläne des Architekten auf dem Laptop durchzugehen, als mein Telefon klingelte. Ich lächelte, als ich die Anruferin sah.

  »Hey, Miss Bennet«, begrüßte ich Kenzie fröhlich.

  »Hey«, sagte sie in gedämpftem Tonfall.

  »Was ist los, stimmt etwas mit Eleni nicht?«

  »Nein, sie erholt sich gut, sie darf morgen aus der Klinik raus.«

  »Das ist doch super.« Ich grinste. »Finlay hat vorhin gefragt, wann du zurückkommst. Ich dachte, vielleicht könntest du Paula noch zwei oder drei freie Tage abringen und wir wiederholen unseren Ausflug in die Highlands …« Ich konnte es nicht erwarten, sie endlich wieder bei mir zu haben, sie zu umarmen, zu küssen und all die anderen Dinge zu tun, in denen wir zusammen so verdammt gut waren. Wenn ich daran dachte, wie sich ihre Haut unter meinen Fingern anfühlte, wie sie ihre Hände in meinen Haaren vergrub und ihren Körper an meinen schmiegte, hätte ich sie am liebsten sofort aus High Wycombe abgeholt. Keine Ahnung, wie diese Frau es geschafft hatte, sich so schnell in mein Herz zu schleichen, aber es war eine Tatsache, dass ich mich jeden Tag mehr in sie verliebte.

  »Hör zu«, begann sie. »Ich glaube nicht, dass das geht.«

  »Okay.« Ich zuckte mit den Schultern. »Dein Praktikum soll unseretwegen ja nicht leiden.«

  »Ich meine nicht den Ausflug, Lyall. Ich meine uns.«

  Ich erstarrte und mein Magen begann zu schmerzen. Ich schluckte gegen meine Angst an.

  »Was meinst du damit?«, fragte ich. Vielleicht wollte sie mich nur auf den Arm nehmen. Oder meinte etwas ganz anderes. Etwas Harmloses.

  »Ich hatte hier ein paar Tage Zeit, um über alles nachzudenken.« Ihre Stimme hatte immer noch diesen bedauernden Ton. »Und es ist einfach so … das mit uns war großartig. Du bist großartig, diese Sache in den Highlands war großartig, das –«

  »Ich habe es verstanden, alles war großartig«, unterbrach ich sie harsch. Weil ich wusste, was sie hier tat: Sie beendete das zwischen uns. Am Telefon. »Kenzie, was soll das? Wieso tust du das?«

 

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