by L.J. Shen
Das entlockte ihm ein Lachen, er nahm die Hand von meinem Schenkel und drehte mich zu sich herum. Es verschlug mir den Atem, als mein Blick ihn erfasste. Er sah nicht nur zum Niederknien aus in seinen Laufshorts und mit dem nackten Oberkörper, sondern der Ausdruck in seinen Augen warnte mich, dass jemand dafür büßen würde, sollte seiner Anweisung nicht Folge geleistet werden.
Sein Sixpack war derart prachtvoll, dass es auf einer Werbetafel am Times Square hätte gewürdigt werden müssen.
»Du denkst, darum geht es hier?« Sein Mund verzog sich zu einem halbseitigen Grinsen, als er ts, ts machte. »Aber ich bin nicht dein Freund, Süße.«
»Was bist du dann?« Ich schluckte.
Er beugte sich vor und flüsterte an meiner Halsbeuge: »Dein Verderben.« Und ehe ich wusste, wie mir geschah, riss er die Hintertür von Banes Ford auf, warf mich auf den Rücksitz und positionierte sich über mir. Er füllte den Fond aus, ließ keinen Platz für irgendetwas anderes als Lust, Begierde, Sünde. Ich fühlte seine gewaltige Erektion, als er sich an mir rieb, und hieß sie willkommen, indem ich die Beine so weit öffnete, wie es mir in dem beengten Raum möglich war, die Hände auf sein Gesäß legte und ihn an mich presste.
Stöhnend fuhr ich mit den Fingernägeln über seinen nackten verschwitzten Rücken, als sein Schwanz gegen meinen Schoß drängte, mich um den Verstand brachte. Unbeholfen rutschte ich hin und her, um den Kontakt zu verstärken. Er hatte Trockensex mit mir, und das absichtlich im Auto meines Exfreunds. Das war sein typischer Modus Operandi. Er griff sich sein Spielzeug, amüsierte sich eine Weile damit – und zerstörte es anschließend.
»Wieso machst du das?« Meine Haut glühte von der Reibung, die wir erzeugten; mein Körper verzehrte sich danach, dass die Barrieren zwischen uns verschwanden. Ich musste ihn in mir spüren.
»Was meinst du?«
»Wieso musst du deinen absurden Standpunkt ausgerechnet in Banes Wagen klarstellen? Du bist mir ganz eindeutig hierher gefolgt. Hast du das diese Woche an jedem Morgen getan?«
»Ja«, gestand er unverblümt und stützte sich auf den Unterarmen auf, um mir meine Bikinihose auszuziehen. Wieder betrachtete er sehnsuchtsvoll meine Scham, dabei rieb er gedankenversunken mit dem Daumen über das tätowierte schwarze Kreuz auf meinem Hüftknochen. »Aber es war nie der richtige Zeitpunkt. Man darf uns nicht erwischen.«
»Ich weiß. Und das wird auch nicht passieren«, entgegnete ich. Wir hatten beide zu viel zu verlieren. Ich mehr als er, doch das musste er nicht wissen. Ich liebte die sinnlichen Gefühle, die Trent in mir entfachte, trotzdem würde ich ihm noch nicht einmal mein Glätteisen anvertrauen, geschweige denn mein Geheimnis. Ich wollte ihm kein weiteres Druckmittel gegen mich liefern.
Er hob meine Beine an, legte sie über seine Schultern und spreizte sie so weit, dass meine hinteren Oberschenkelmuskeln ächzten, bevor er mit der Zunge von meiner Poritze bis zu meiner Klitoris fuhr. Ich zuckte zusammen und riss vor Schock und Wonne die Augen auf. Noch nie hatte jemand diesen Teil von mir berührt. Und Trent hatte nicht einmal um Erlaubnis gebeten.
»So verdammt süß«, knurrte er an meinem empfindsamen Fleisch und saugte an meiner Klitoris. Wimmernd umfing ich seinen Kopf mit beiden Händen und hob meine Hüften seinen Lippen entgegen, um mehr von dieser berauschenden Empfindung zu bekommen. »Ganz und gar mein.«
»Süß? Vielleicht. Dein? Nein«, keuchte ich und rieb meinen Schritt schamlos an seinem Gesicht, während er gemächlich an meiner Knospe saugte und mit dem Finger durch meine Spalte strich, ohne dabei in mich einzudringen. Noch spielte er nur mit mir und verteilte meine Nässe um meine Öffnung, als wollte er mich auf mehr vorbereiten.
»Möchtest du deine Behauptung auf die Probe stellen?« Er biss sachte in meine Schamlippen, und ich warf mit geschlossenen Augen den Kopf zurück, grub die Finger in seine Schläfen. Was zur Hölle ging hier vor sich?
»Unbedingt«, brachte ich mit Mühe hervor.
Sein feuchter Finger glitt durch meine Schamlippen und zu meinem Po, woraufhin ich mich instinktiv verkrampfte, aber ich wollte auch kein Feigling sein, indem ich mich ihm entzog, noch bevor er irgendetwas versuchte. Abgesehen davon war mir, mit Ausnahme des Wellenreitens, nie etwas Besseres widerfahren, als von seinem Mund liebkost zu werden.
»Schon mal Analsex probiert?«, fragte er und ließ den Finger behutsam um meine Öffnung kreisen. Es fühlte sich komisch an, aber nicht schlecht. Es kitzelte und törnte mich auf eigenartige Weise an. Meine Augen noch immer geschlossen, schüttelte ich den Kopf und schluckte.
»Das wirst du, bis ich mit dir fertig bin. Hast du schon mal einen Klaps auf deine Muschi bekommen?« Sein Finger drang nur etwa einen Zentimeter tief in mich ein, während er gleichzeitig die Zunge in meine Öffnung stieß. Vor Lust und Verlangen entfuhr mir ein lautes Stöhnen, meine Beine zitterten unkontrolliert.
»Nein«, bekannte ich.
»Auch das wird passieren. Wie steht’s mit Eiswürfeln?«
»J-ja!«, keuchte ich, während er immer wieder mit der Zunge in mich hineinstieß, mich auf eine Weise penetrierte, die sich gröber anfühlte als tatsächlicher Geschlechtsverkehr. Ich war klatschnass, und das war nicht dem Meer geschuldet. Ohne mich um die Konsequenzen zu scheren, drückte ich seinen Kopf tiefer zwischen meine Schenkel, und im Gegenzug schob er den Finger ganz in mich hinein und krümmte ihn nach oben. Ich spürte sein Lächeln an meiner warmen erhitzten Haut und brannte lichterloh. Der Orgasmus erfasste jede Faser meines Körpers, er durchflutete meinen Leib in solch heftigen schweren Wellen, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Oh, mein Gott. Oh, mein Gott. Ich hatte nicht geahnt, wie irrsinnig intensiv dieses Erlebnis sein konnte. Ich fühlte mich … erfüllt.
»Natürlich hast du Eis ausprobiert«, murmelte er und lachte spöttisch. »Ich wette, das ist der Grund, warum Bane behauptet, du seist nicht Plain Vanilla. In Wahrheit bist du nicht nur das, sondern außerdem auch noch glutenfrei. Sprich mir nach: sicher, vernünftig und einvernehmlich, Edie.«
Der Höhepunkt traf mich wie ein Peitschenschlag. Wieder und wieder. Es vergingen einige Augenblicke, ehe mir dämmerte, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben multiple Orgasmen hatte, einer so heftig wie der andere. Wie schaffte Trent es, dass ich das Gefühl hatte, innerlich zu verglühen? Immerhin war Bane ein guter Liebhaber. Ein großartiger sogar.
Aber er setzte mich nicht in Brand, nur um mir die kalte Schulter zu zeigen, sobald die Flammen mich verzehrten.
Er weckte in mir nicht das Bedürfnis, verrückte Dinge zu tun und zu sagen.
»Sprich mir nach.« Trents Mund glänzte, als er den Kopf hob und mich mit seinen wachen Augen musterte. Mein Blick glitt von seinem Gesicht zu seinem sehnigen muskulösen Unterarm zwischen meinen Beinen, während er mich mit einem Finger immer noch anal penetrierte.
»Sicher, vernünftig und einvernehmlich, Edie«, wiederholte ich vorwitzig.
»Das hier …«, sagte er und beugte sich über mich, bis unsere Lippen sich fast berührten. Plötzlich war er ganz nah, zu nah. Meinem Gesicht. Meinem Körper. Meinem Herzen. Langsam und neckisch ließ er seinen Finger aus mir herausgleiten, und meine ermatteten Glieder zuckten ein letztes Mal. »Das hier ist der Grund, weshalb ich weiß, dass du mir gehörst, Edie. Und alles andere …« Er grinste, und das Begehren, das in seinen Augen flackerte, ließ ihn aussehen wie einen verschmitzten Teufel. »Alles andere ist mir scheißegal.«
Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, die fest verschlossen und nicht bereit waren, aktiv zu werden. Trent mochte ein toller Liebhaber sein, aber er hatte recht. Küsse gehörten nicht zu unserer Abmachung. Und das nicht wegen eines albernen Hollywoodfilms, sondern weil zwischen uns keinerlei Vertraulichkeit bestand. Was Herz und Verstand betraf, hielten wir so weit wie möglich Abstand.
Trent öffnete leicht den Mund, und kurz dachte ich, er würde noch etwas hinzufügen. Oder, schlimmer noch, mich küssen. Fast streiften seine vollen Lippen meine, bevor er sich aufrichtete, aus dem Auto ausstieg und mir den Rücken zuwandte, während ich meine Bikinihose wieder anzog.
Dann
griff er sich das Surfbrett, das am Wagen lehnte.
»Ich fahre dich nach Hause.«
»Was?« Ich stieß ein schnaubendes Lachen aus und schloss zu ihm auf. »Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden.«
»Mein Auto hat getönte Scheiben. Außerdem ist dein Vater nicht in der Stadt. Solange du dein Board nicht aufs Dach schnallst, ist alles paletti. Wir müssen reden.«
Nachdem er mein Brett den ganzen Weg bis zu seinem Wagen getragen und es darin verstaut hatte, musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass er trotzdem kein Gentleman war. Während der Fahrt lag seine Hand auf meinem nackten Schenkel und knetete ihn, ohne dass er dabei den Blick von der Straße nahm. Ich genoss es, mit ihm zusammen zu sein. Alles roch nach ihm. Sauber, teuer mit einem Hauch von Laster. Verrucht und sexy. Nur Lunas Kindersitz auf der Rückbank erinnerte daran, dass er auch ein Vater war. Ansonsten wirkte er durch und durch wie ein draufgängerischer Junggeselle. Ein Mann, der es darauf abgesehen hatte, mich ins Verderben zu stürzen.
»Was ist eigentlich mit Lunas Mutter?«, wagte ich den Vorstoß. Die Frage war nicht einmal auf ihn gemünzt. Er war alleinstehend, das wusste ich mit Sicherheit. Ich wollte einfach nur verstehen, wie jemand sein Kind im Stich lassen konnte, ohne es je zu bereuen.
»Das ist nicht das Thema, über das ich sprechen möchte«, entgegnete er mit stahlharter Stimme.
»Tja, Pech gehabt, Rexroth. Weil du nämlich nicht über jeden Aspekt dieser Beziehung zu bestimmen hast.« Ich gab vor, durch das Beifahrerfenster die Küstenstadt, in der wir wohnten, an mir vorbeiziehen zu lassen, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als zu ihm hinüberzulinsen.
»Ihre Mutter hat uns sitzen lassen, als Luna ein Jahr alt war. Seitdem suche ich nach ihr.« Sein Ton war direkt und nüchtern. Ich schätzte diese Seite an ihm, die Momente, in denen er etwas von sich preisgab, ohne dass es an seinem Ego kratzte.
»Wozu?«
»Wozu was?«
»Wozu suchst du nach ihr? Allem Anschein nach will sie nicht gefunden werden.«
Er schüttelte den Kopf, eine Hand am Lenkrad, die andere noch immer meinen Schenkel streichelnd. Es war schwer, mich unter diesen Umständen zu konzentrieren, Seite an Seite mit diesem maskulinen kraftstrotzenden Mann, der nicht einmal dann seine Überheblichkeit ablegte, wenn er mich liebkoste. Aber ich war zu erregt, um ihm Einhalt zu gebieten.
»Es ist kompliziert.«
»Inwiefern?«, bohrte ich weiter.
»Weil jeder eine Mutter braucht.«
»Das kommt auf die Mutter an«, antwortete ich tonlos.
»Nicht wirklich.«
»Doch, das darfst du mir glauben.« Ich lachte bitter und wandte den Blick ab, dieses Mal bewusst.
Nach mehreren Sekunden ergriff er wieder das Wort. »Verrat mir, wofür du so viel Geld brauchst, Edie. Wieso dein Vater dich finanziell so knapp hält. Warum du Reichtum verachtest, als hätte er dir etwas zuleide getan.«
Wie sollte ich es ihm erklären, ohne rechtfertigen zu müssen, weshalb ich immer noch bei meinen Eltern wohnte? Ich hätte schon vor langer Zeit ausziehen sollen. Aber ich wollte weder auf der Straße leben, noch kannte ich irgendjemanden, der wahnsinnig genug gewesen wäre, sich mit Jordan Van Der Zee anzulegen, indem er mir Unterschlupf gewährte. Nun ja, mit Ausnahme von Trent Rexroth. Die Wahrheit käme dem Eingeständnis gleich, dass ich völlig der Gnade meines Vaters ausgeliefert war.
»Das ist nicht das Thema, über das ich sprechen möchte«, schleuderte ich seine eigenen Worte zu ihm zurück.
»Tja, Pech gehabt, Van Der Zee. Weil du nämlich nicht über jeden Aspekt dieser Beziehung zu bestimmen hast.« Meine Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln. Seine Hand glitt zu meinem nun von kurzen Shorts bedeckten Schritt und streichelte meine sensibelste Stelle, bis ich stöhnend die Schenkel zusammenpresste.
»Okay.« Ich holte tief Luft, war noch immer berauscht von den Orgasmen, die er mir an diesem Morgen beschert hatte. »Kurz gesagt, Jordan hat ein Druckmittel gegen mich, das ihm sehr viel Macht über mein Leben verleiht.«
»Geht es um etwas, was du getan hast?«, fragte er.
Ich dachte objektiv über seine Frage nach. »Nein.«
»Kannst du etwas dagegen unternehmen?«
»Theoretisch ja. Aber faktisch hat er zu viel Einfluss, als dass er einen solchen Rechtsstreit jemals verlieren könnte. Darüber hinaus ist die Situation bei uns zu Hause schwierig. Meine Mutter …« Keine Ahnung, wieso ich mich Trent anvertraute, vielleicht, weil ich niemanden sonst zum Reden hatte. »Sie hat psychische Probleme. Wenn ich mit Jordan bräche, würde das automatisch auch zum Bruch mit meiner Mutter führen. Sie ist zu labil. Und sie braucht mich.«
»Also umsorgst du ein Elternteil, während du dich gleichzeitig dagegen wehrst, dass das andere dich zerstört«, folgerte er in trockenem emotionslosem Ton. Die Art, wie er es interpretierte, ließ mich innerlich zusammenzucken, doch die Hand zwischen meinen Beinen ließ das Ganze zum Glück viel weniger deprimierend erscheinen, als es in Wirklichkeit war.
»Ganz genau.«
Er hielt an einer Tankstelle und nahm sein Portemonnaie aus der Mittelkonsole.
»Ich hole mir einen Kaffee. Willst du auch einen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Lieber ein Kokoswasser.«
Er schnaubte und verdrehte die Augen. »Reiches Hippiemädchen.«
Kaum dass er weg und seine Hand nicht mehr zwischen meinen Beinen war, schlugen sämtliche Warnsignale in meinem Kopf Alarm. Was dachte ich mir bloß dabei, über persönliche Dinge mit ihm zu reden? Zunehmend mehr Nähe zwischen uns herzustellen, wo ich ihn doch eigentlich benutzen sollte?
Benommen und verwirrt öffnete ich das Handschuhfach, das in dem Tesla fast schon bionisch anmutete, weil mir klar war, dass ich meinem Vater nächste Woche irgendetwas liefern musste. Der USB-Stick würde mehr Zeit erfordern, trotzdem wollte ich ihm beweisen, dass ich meiner Pflicht nachgekommen war.
Ich stieß auf ein altes Handy – das Nokia-Modell, auf dem man früher Snake gespielt hatte – und ein paar Visitenkarten, die zu lesen ich mir nicht die Mühe machte, die sich für Jordan aber als nützlich erweisen konnten. Als ich die Fundstücke in meinem Rucksack verschwinden ließ, übermannte mich so sehr das schlechte Gewissen, dass mir im Nacken der Schweiß ausbrach. Dafür würde ich in die Hölle kommen. Aber ich würde eine Million Höllen in Kauf nehmen, damit Theo Teil meines Lebens blieb.
Trent kam mit einem Kaffee und einer Flasche Kokoswasser zurück, die er mir reichte. Er wirkte locker und unbekümmert, als er sich angurtete und rückwärts aus der Parklücke stieß. Ich konnte ihn die restliche Fahrt über nicht anschauen, und offenbar bemerkte er den Stimmungswechsel, denn er berührte mich nicht mehr.
Er hielt vor meinem Elternhaus und wandte mir das Gesicht zu. Seinem Blick standzuhalten fühlte sich an, als spielte ich russisches Roulette mit fünf Kugeln in der Trommel.
»Von heute an wirst du die Dienstage mit Luna und Camila verbringen und die Sonntage für mich reservieren.«
»Und Luna?«
»Sie ist im Gesamtpaket inbegriffen. Wir werden den Tag mit ihr zubringen, und sobald sie im Bett ist, gehört die restliche Zeit uns.«
Ich zupfte mit den Zähnen an meiner Unterlippe, sah ihn unverwandt an. Ich war dabei, ihm zu verfallen. Das durfte nicht geschehen.
»Einverstanden.« Vermaledeite Edie. Vermaledeites Mundwerk. Vermaledeite Lust.
»Ich werde nachher im Büro über meine Kreditkarte die Uber-App auf deinem Handy installieren. Das steht dir als Transportmittel zur Verfügung, bis dein Wagen repariert ist. Und kein Sex mehr mit Bane.«
»Nein, ich …«, setzte ich an, als er mich unter dem Kinn fasste und meinen Kopf zurückbog, sodass unsere Nasen sich beinahe berührten.
»War da ein Fragezeichen am Ende meines Satzes? Ich denke nicht. Erspar mir den Bullshit über deine Eltern, Edie. Du bist nicht wie sie. Und du wirst nicht mit einer unzuverlässigen Schrottkiste durch die Gegend fahren. Sondern einen Uber-Wagen nehmen. Und damit h
at sich’s.«
Ich lächelte in dem Bewusstsein, dass er seinen Willen nicht durchsetzen würde. Nicht an diesem Tag und auch an keinem anderen. Ich ließ mich nicht rumkommandieren. Außer es ging um Theo. Ich öffnete die Beifahrertür, stieg aus und lehnte mich, wie damals im Park, gegen sein Fenster. Er hatte unterdessen seine Sonnenbrille aufgesetzt.
»Hey, Trent?«
»Was?« Es klang wie ein Knurren.
»Was die Sonntage betrifft, werde ich entscheiden, was wir mit Luna unternehmen.«
»Daraus wird nichts. Man darf uns nicht zusammen sehen, Edie.«
»Ich sorge dafür, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen.«
»Nein.«
»War da ein Fragezeichen am Ende meines Satzes?« Wieder dieses Spiel, bei dem wir die Worte des anderen wie einen Bumerang zu ihm zurückwarfen. »Ich entscheide, was wir tun werden.«
Seufzend legte er den Gang ein. »Du raubst mir den letzten Nerv.«
»Sicher, vernünftig und einvernehmlich.« Ich klopfte auf das Autodach und ging davon. Ich meinte, ihn hinter mir lachen zu hören, aber ich warf keinen Blick zurück, um mich zu vergewissern.
Stattdessen schloss ich die Augen und stellte mir vor, seine Stimme wäre eine Welle.
Ich ritt sie so lange, bis ich lächelte.
KAPITEL 18
TRENT
»Stimmt was nicht?«, fragte Sonya.
Dasselbe alte behagliche Büro, doch ich bekam nur noch die kalte Schulter gezeigt. Meine Finger lagen verschränkt auf ihrem Schreibtisch, der Ausdruck in meinem Gesicht besagte, dass sie mir bloß nicht blöd kommen solle. Luna war draußen und spielte mit Sydney. Sonya hatte sie weggeschickt, und ich wusste genau, warum. Hinter meiner Tochter und mir lag eine weitere fruchtlose Sitzung – was allerdings zu erwarten gewesen war. Ich hatte Sonya von dem Gebärdensprachunterricht erzählt, in dem wir die alltagstauglichen Zeichen zum Beispiel für Ich habe Hunger, Ich möchte nach Hause oder Ich fühle mich nicht gut erlernt hatten. Luna hatte sie schon einige Male angewendet, und ich konnte sie entschlüsseln – wenn auch furchtbar langsam.