Scandal Love

Home > Romance > Scandal Love > Page 21
Scandal Love Page 21

by L.J. Shen


  Was Sonya die Laune verhagelte, war der Umstand, dass ich sie seit mehreren Wochen nicht angerufen hatte. Dabei war mein sexueller Hunger nicht gestillt. Bei Weitem nicht. Tatsächlich hatte ich noch nie so starke Kavaliersschmerzen gehabt. Aber was konnte ich der Psychologin meiner Tochter schon sagen? Dass ich sie nicht mehr flachlegen wollte, weil mein Mund und meine Finger zu beschäftigt damit waren, es einer Frau zu besorgen, die praktisch halb so alt war wie ich und die ihrer Kollektion gestohlener Gegenstände jüngst mein uraltes Handy, mein iPad und jeden Schnipsel Papier, den ich in meinem Handschuhfach aufbewahrte, hinzugefügt hatte?

  »Es ist alles in bester Ordnung«, behauptete ich.

  »Das kaufe ich dir nicht ab.«

  »Luna hat den Gebärdensprachunterricht ziemlich gut gemeistert, und sie verbringt regelmäßig Zeit mit diesem Mädchen in der Firma.« Sonya wusste von Edie. Und auch, dass die Mitarbeiterin, die uns beim Vögeln erwischt hatte, zarte Bande mit Luna geschlossen hatte. Sonya war verhalten optimistisch, was diese Freundschaft betraf. Einerseits hieß sie es gut, dass Luna eine weitere Bezugsperson gefunden hatte, andererseits war sie besorgt, Edie könnte übersehen, welche Folgen es hätte, wenn sie sich plötzlich aus Lunas Umfeld zurückzöge, um aufs College zu gehen, Zeit mit einem neuen Freund zu verbringen oder dergleichen. Zum Glück hatte ich dem Thema »Freund« einen Riegel vorgeschoben. Sie würde in naher Zukunft keinen haben.

  Ihre miese Laune strahlte in Wellen von ihr ab, als Sonya sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und die Lippen schürzte. »Du hast mich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr zu dir eingeladen.«

  Sie konnte diese Beschwerde zusammen mit Amanda einreichen, bei der ich mich in letzter Zeit auch nicht gemeldet hatte. Wie bei allem, was ich tat, war es nichts Persönliches. Es war einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass es nur eine Frau gab, mit der ich mich momentan zwischen den Laken wälzen wollte.

  »Die Umstände haben sich geändert.« Ich ließ meinen Kaugummi knallen, bedachte sie mit einem harten gelangweilten Blick.

  »Wie darf ich das verstehen?«

  »Ich date jemanden.« Eine faustdicke Lüge, aber Unwahrheiten waren nun mal das, was die Welt am Laufen hielt. Ich datete Edie nicht, sondern beschränkte mich darauf, mich an ihrem wollüstigen Gesichtsausdruck zu weiden, während ich sie leckte und ihren süßen engen Po befingerte. Da ich keine Verwendung mehr für Sonya hatte, würde ich sie ziehen lassen. Unsere unverbindliche Liaison hatte ihr Verfallsdatum erreicht. Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.

  »Ach ja?« Sie setzte sich gerade auf und zog die Augenbrauen so weit nach oben, dass sie fast mit ihrem Haaransatz verschmolzen. »Kenne ich sie?«

  »Wieso solltest du?«, fauchte ich. Vielleicht reagierte ich deshalb so genervt, weil Edie gerade mal volljährig war und mir die Vorstellung, dass ich praktisch ihr Vater sein könnte, gewaltig gegen den Strich ging. Ich biss mir auf die Innenseite der Wange, während ich darüber brütete, wie illegal unsere Beziehung sich anfühlte, nach außen wirkte und im Grunde genommen auch war. Der dunkelhäutige Muskelprotz und der zierliche blonde Teenager.

  »Jetzt rück schon raus mit der Sprache, Trent. Du kommst kaum aus dem Haus, und ich würde mein letztes Hemd darauf verwetten, dass du nicht bei Tinder angemeldet bist. Wo habt ihr euch kennengelernt?«

  »Bei der Arbeit.«

  »Sie ist im Finanzwesen tätig?«

  Weit gefehlt. Ich legte den Kopf schief. »So was in der Art. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass das nichts an deinem Engagement für Luna ändert?« Ich bemühte mich um einen höflichen Tonfall, ohne jede Schärfe.

  Sonya runzelte die Stirn, bevor sie über ihren unaufgeräumten Schreibtisch fasste und meine Hand tätschelte. »Keine Sorge. Ich bin hundertprozentig für deine Tochter da, und zu achtzig Prozent freue ich mich sogar für dich.«

  »Zu achtzig?« Ich lupfte eine Braue.

  »Die anderen zwanzig werden hauptsächlich von Eifersucht und Bitterkeit belegt.« Sie lachte und hätte mir damit fast ein Lächeln entlockt.

  Nach diesem Termin schnallte ich Luna in ihrem Kindersitz fest und gondelte eine Weile ziellos durch die Gegend. Es war noch zu früh, um nach Hause zurückzufahren und mit unserem Gute-Nacht-Ritual zu beginnen. Außerdem mochte Luna es, aus einem geschützten Raum heraus die Welt draußen zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Was hatte Edie nur an sich, das meinen Zorn erregte? War er darin begründet, dass sie bei unserer ersten Begegnung versucht hatte, meiner Mutter die Handtasche zu klauen? Oder lag es daran, dass ihr Vater ein Rassist war und ich dachte – es sogar hoffte, weil es die Dinge wesentlich einfacher machen würde –, sie könnte seine Gesinnung teilen? Oder an der Tatsache, dass sie es auf mein Eigentum, meine Geheimnisse abgesehen hatte, meinen Ruin herbeiführen wollte?

  Die Dinge waren außer Kontrolle geraten, so viel stand fest.

  Und ich hatte es nicht verhindert.

  Obwohl ich es besser hätte tun sollen.

  Sie war achtzehn. Das war gut. Damit war sie mündig.

  Gleichzeitig war sie noch immer zu jung, um die ganze Tragweite zu begreifen. Das wiederum war schlecht.

  Sollte meine Tochter eines Tages einen Mann kennenlernen, der doppelt so alt wäre wie sie, und eine Beziehung mit ihm eingehen, würde ich ausrasten und ihm ohne Zögern nach Gran-Torino-Manier den Arsch aufreißen.

  Glücklicherweise hatte Edie keinen liebevollen Vater. Sie war mit Jordan Van Der Zee gestraft.

  Luna trat gegen meinen Sitz, und ich blickte stirnrunzelnd in den Rückspiegel.

  »Was ist los?«

  Sie zeigte aus dem Fenster. Ich wandte den Kopf in die Richtung, um festzustellen, worauf sie mich hinweisen wollte. »Eine Eisdiele? Vergiss es.«

  Zwei Tritte. Dann noch einen als Dreingabe.

  »Kein ungesundes Zeug, Kleines. Du kennst die Regel.«

  Mit dem alltäglichen Kram kam ich gut zurecht. Ich sorgte dafür, dass sie ausgewogene, gesunde Nahrung erhielt, außerdem ausreichend Schlaf und altersgemäße intellektuelle Förderung. Es waren die emotionalen Dinge, die mich heillos überforderten.

  Luna wedelte mit ihren Händchen, als würde sie schreien, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, und mir wurde klar, dass sie nie zuvor versucht hatte, auf diese Weise mit mir zu kommunizieren. Aktiv. Eine Welle der Aufregung ließ mein Herz höherschlagen. Es mochte nicht wie ein Durchbruch aussehen, trotzdem fühlte es sich wie einer an. Ich trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und versuchte, mir meine Euphorie nicht anmerken zu lassen. Bis ich mir ein Lächeln nicht länger verkneifen konnte.

  »Hast du Hunger oder einfach nur Lust auf etwas Süßes?«, fragte ich und schaute wie gebannt in den Rückspiegel. Sie warf verärgert die Hand in die Luft und starrte mich an, als wäre ich begriffsstutzig.

  »Du willst also naschen. Wärst du hungrig, würdest du mich treten, bis mein Rücken grün und blau ist.«

  Ihr Lächeln war zaghaft, aber es war immerhin da. Ein berauschendes Gefühl.

  Ich wollte etwas für sie schreiben. Etwas Poetisches. Was Sonya mit Stolz erfüllen würde.

  Luna, Luna, Luna.

  Mein verschlungenes Labyrinth.

  Weise mir den Weg zu deinem Anfang und zu deinem Ende.

  Zu deinem Ausgang.

  Zu deiner reinen kleinen Seele.

  »Ich möchte dir einen Vorschlag machen, wenn ich darf.« Ich seufzte und rieb mir mit der Hand übers Gesicht, um mein törichtes Grinsen zu verbergen.

  Sie schüttelte energisch den Kopf und grinste nun ebenfalls. Und da kam ich nicht mehr dagegen an. Ich lachte. Meine Tochter hatte tatsächlich Sinn für Humor, und er war zum Leben erwacht.

  »Du kleiner Schlingel. Das war nur eine Redensart. Ich habe nicht wirklich um Erlaubnis gefragt. Gleich neben unserem Wohnhaus gibt es diesen Stand, der Zimt-Brezeln und Churros verkauft. Du hast noch nie einen Churro probiert, oder?«

  Ein weiteres Kopfschütteln.

  »Nun, wir sollten das unbedingt nachholen, bevor das Jugen
damt dich mir wegnimmt, weil ich dir alle Leckereien dieser Welt vorenthalte. Aber wenn du heute einen Churro isst, bekommst du bis nächste Woche nichts Ungesundes mehr. Das gilt auch für den Sonntag mit Edie, und ich weiß nicht, was sie für uns geplant hat.«

  Gott, ihre Augen! Sie glichen meinen und strahlten hell wie Glühwürmchen bei Nacht. Sie sahen aus wie die eines normalen vierjährigen Kindes. Hoffnungsvoll. Sie versetzte meinem Sitz mehrere schnelle, ungeduldige Tritte.

  »Machst du das wegen des Churros oder wegen Edie?«

  Ein Tritt.

  »Tritt einmal für den Churro, zweimal für Edie.«

  Wumms, wumms. Ich lehnte mich zurück und strich über das Lenkrad, zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich inneren Frieden.

  »Sie wird uns am Sonntag besuchen und Zeit mit uns verbringen. Sag mal, wieso nennt sie dich eigentlich Bazillchen?«

  Ich kannte den Grund, aber ich wollte sie dazu bringen, mit mir zu sprechen.

  Luna wirkte perplex. Ich hatte vor Langem aufgehört, ihr Fragen zu stellen, auf die sie in irgendeiner Weise antworten oder näher eingehen musste. Meine Mutter behauptete, ich würde sie verzärteln, indem ich ihr Schweigen duldete. Woraufhin ich gewöhnlich konterte, dass Luna schon von anderen Menschen zu viel gepiesackt und zum Sprechen gedrängt werde, als dass ich ihr auch noch zusetzen müsste. Ich sah buchstäblich vor mir, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten. Sie überlegte fieberhaft, wie sie mit mir kommunizieren könnte. Normalerweise würde sie mich einfach ignorieren. Dies war das allererste Mal, dass sie mir etwas mitteilen wollte. Hinter uns hupte jemand. Ich war zu sehr von diesem Moment gefesselt gewesen und hatte nicht bemerkt, wie die Ampel auf Grün schaltete. Egal. Der Wagen scherte aus und fuhr an uns vorbei, während Luna mit den Händen in der Luft fuchtelte.

  »Ihr … habt getanzt?«

  Sie schüttelte den Kopf und wirkte verärgert. Dann hielt sie die Hände vors Gesicht und machte ein entrüstetes Geräusch.

  »Du bist schmutzig?«, versuchte ich es erneut und tat, als hätte Edie mir nicht von der Nacht erzählt, in der sie auf Luna aufgepasst hatte.

  Sprich mit mir, Luna. Sprich. Ich will alles. Nicht nur Worte. Nicht nur Gebärden. Sondern das ganze Programm. Dann wären wir beide vielleicht nicht mehr so verdammt einsam in dem riesigen Penthouse.

  »Du warst schmutzig bei eurem Kennenlernen? Du hattest etwas an deinen Händen? Edie hat dir geholfen, sie zu waschen?«

  Luna schüttelte heftig den Kopf und zog die Augenbrauen zusammen. Sie zeigte auf ihre offene Handfläche und hielt sich die Nase zu, als würde sie etwas Schlechtes riechen, dabei flehte sie mich mit großen Augen an, endlich zu kapieren.

  Sag es.

  »Sie stinkt? Du stinkst? Du hattest etwas an der Hand? Sie gab dir etwas, was schlecht roch?«

  Der schlimmste Moment der ganzen Woche war der, als Luna es aufgab, sich mir verständlich machen zu wollen. Ihre Schultern sanken herab, sie verschränkte seufzend die Arme und guckte aus dem Fenster. Ignorierte mich.

  Die restliche Fahrt fand keine weitere Kommunikation zwischen uns statt, bis wir zu Hause anlangten und ich sie fragte, ob sie nun einen Churro wolle. Sie strafte mich zum hundertsten Mal an diesem Tag mit Verachtung. Das alte Spiel.

  Nichts hatte sich geändert.

  Ich sehnte verzweifelt den Sonntag herbei.

  Edie Van Der Zee war vermutlich der hellhäutigste Mensch, dem ich je begegnet war. Nein, ganz sicher sogar.

  Dieser Gedanke ging mir im Kopf herum, als sie sich neben mich setzte und über einen Hund, der sich gerade die Klöten leckte, ins Entzücken geriet. Wir machten ein Picknick in einem Park in Anaheim – dem letzten Ort, an dem wir jemand Bekannten treffen würden –, nachdem wir zuvor mit Luna das nahe gelegene Disneyland besucht hatten.

  Sie trug Minnie-Maus-Ohren, die zu groß für sie waren, und aß das Sandwich, das Edie für sie gemacht hatte, bevor wir zu Hause losgefahren waren. Erdnussbutter, Gelee und dazwischen eine Scheibe Cheddarkäse.

  »Genießt ihr die Aussicht zu eurer Mahlzeit?«, brummte ich. Ich saß am Ende unseres Picknicktischs und rührte nichts von dem Essen an. Mein Appetit hielt sich in Grenzen, und das nicht nur, weil Miss Van Der Zee das abartigste Sandwich kreiert hatte, das die Menschheit je gesehen hatte. Es lag auch an meiner Eifersucht, die daher rührte, dass Edie es geschafft hatte, meiner Tochter Reaktionen und Gesichtsausdrücke zu entlocken, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass sie sie in ihrem Repertoire hatte.

  Die Mädchen beachteten mich nicht, sondern steckten die Köpfe zusammen, während Edie Luna darüber aufklärte, dass die Kruste von Brot sträflich vernachlässigt werde und sie sie oft zusätzlich toastete, um daran zu knabbern wie an Grissini.

  »Magst du es gern knusprig, Trent?«, fragte sie mich und hob den Kopf. Ich kratzte mein stoppliges Kinn und verbot es mir, vor meiner Tochter eine sexuelle Anzüglichkeit vom Stapel zu lassen. Edie hatte sich in Disneyland wie das perfekte Kindermädchen gebärdet. Sie hatte mich fast gänzlich ignoriert, Luna die ganze Zeit bei der Hand gehalten und mit keiner Wimper gezuckt, als mich zwei junge Mütter am Slushie-Stand angebaggert hatten.

  »Ich esse kein Brot.«

  »Wieso nicht?«

  »Weil ich es nicht mag.«

  »Wer mag denn kein Brot?«

  »Jemand, der auf sein Sixpack achtet.« Da sprach mal wieder das selbstgefällige Ekelpaket aus mir, das ich war. Luna guckte besorgt zu Edie, die ihr die Hand auf die Schulter legte.

  »Schon gut, Luna. Wir zwei brauchen kein Sixpack. Das Leben ist zu kurz, um sich eine Erdnussbutter-Gelee-und-Cheddar-Orgie zu versagen.«

  Es war eine Sache, mich Edie – einer Außenstehenden – gegenüber wie ein Arsch aufzuführen, aber bei meiner Tochter brachte ich das nicht übers Herz. Ich beugte mich vor und tippte an Lunas Minnie-Maus-Ohren. »Hey, du. Lässt du deinen alten Vater mal probieren?«, fragte ich und legte einen entschuldigenden Ton in meine Stimme.

  Sie gab mir ihr Sandwich, und ich biss ein kleines Stück davon ab, was sie mit einem Lächeln quittierte. Das war nicht mit Gold aufzuwiegen.

  Gegen sechs trafen wir zu Hause ein. Bis Luna gebadet, gegessen und ich ihr eine Geschichte vorgelesen hatte – Edie nutzte die Gelegenheit, um in einem der Badezimmer eine Dusche zu nehmen –, war es schon nach acht.

  Dann gab es nur noch uns. Edie, mich und unsere unmoralischen Gedanken.

  Sie im Bad zu überraschen, während sie duschte, wäre zu abartig gewesen, nicht zuletzt, da mein Hang, ihr nachzustellen, schon jetzt mit einer einstweiligen Verfügung geahndet werden müsste.

  Darum wartete ich notgedrungen auf der Couch und schaute geistesabwesend einen Actionfilm, während ich mir das Hirn zermarterte, was in Dreiteufelsnamen in mich gefahren war.

  Ich wusste, dass sie immer noch eine linke Tour mit mir abzog.

  Trotzdem konnte ich einfach nicht die Finger von ihr lassen.

  Hatte ich Gefühle für sie? Wohl eher nicht. Trotzdem genoss ich ihre Gegenwart, das Lächeln, das sie meiner Tochter aufs Gesicht zauberte, sowie ihren knackigen Hintern und den geschmeidigen Körper der Surferin zu spüren. Die offensichtliche Unerfahrenheit, mit der sie auf meine Berührungen reagierte, so wie auf einen ersten Kuss. Sie war formbar wie Ton. Ich konnte mit ihr machen, was ich wollte. Und ich wollte alles, wollte jede noch so schmutzige Fantasie, die in mir schlummerte, mit ihr ausleben.

  Wie aufs Stichwort kam Edie barfuß ins Wohnzimmer getappt, ihr langes blondes Haar noch feucht und ungekämmt. Sie hatte dieselben Sachen an wie schon in Disneyland – türkisgrüne Shorts und ein regenbogenfarbenes Tanktop. Sie sah aus wie ein Geschenk, das darauf wartete, ausgepackt zu werden, und ich machte meinen Frieden damit, sie nicht wegen des gestohlenen Handys konfrontiert zu haben. Weil es eigentlich nicht relevant war. Das einzige Medium, auf dem sich kompromittierende Informationen über Jordan befanden, war mein USB-Stick, und den würde sie niemals in die Hände bekommen. Ich hatte ihn in meinem Safe eingeschlossen, außer Reichweite ihrer diebi
schen Finger.

  Da sie sich ausschließlich an nutzlosen Dingen vergreifen konnte und unsere Beziehung rein sexueller Natur war, drohte keine Gefahr. Keiner von uns hatte je einen Hehl aus seinen Absichten gemacht, es war also nicht so, als würde sie mich hintergehen.

  Meinen Kopf gegen die weichen Kissen hinter mir gestützt, lümmelte ich auf dem Sofa. »Komm her.« Ich klopfte auf meinen Oberschenkel.

  Sie sah mich unter feuchten Wimpern hervor an, wirkte für einen kurzen Moment verlegen. Wegen dem, was wir gleich tun würden, jedenfalls ihrer Erwartung nach? Bane hatte gesagt, sie sei nicht Plain Vanilla, womit er in Wirklichkeit gemeint hatte, dass sie das für ihn nicht war. Bei mir lag der Fall anders, weil in mir eine dunkle verwilderte Bestie lauerte. Sie erwachte zum Leben, sobald ich sie herausließ – was ich beim Sex immer tat. Die Freiheit gab dem Barbaren in mir einen solchen Kick, dass ich gelegentlich etwas über die Stränge schlug.

  Aber bei Edie durfte mir das nicht passieren. Unter gar keinen Umständen.

  Sie kam zu mir und setzte sich rittlings auf meinen Schoß, als wäre sie eine Stripperin an ihrem ersten Arbeitstag, die nicht recht wusste, was von ihr erwartet wurde. Es war eine kuriose Situation, weil wir kein Paar waren. Da war keine Vertrautheit zwischen uns. Noch nicht einmal Freundlichkeit. Aber ich gab keinen Kommentar dazu ab, weil emotionale Nähe für mich tabu war, erst recht, wenn es sie betraf.

  Unsere Blicke folgten meinen dunklen Händen, wie sie über ihre hellen Schenkel glitten und ihren Po umfingen. Die Lust hatte keine Farbe. Dafür aber ein Gesicht, und es sah mich mit Augen an, die im Rhythmus ihres pochenden Herzens blinzelten.

  »Ich mag Luna«, bemerkte sie leise, dabei schlang sie die Arme um meinen Hals und versuchte, mit den Fingern mein kurzes Haar zu fassen. Eine Sekunde war ich verlockt, sie allein für diese Worte zu küssen.

  Doch ich beschränkte mich darauf, ihren Hintern zu kneten und ihren Schritt auf meine Erektion zu pressen.

  »Sie dich auch«, antwortete ich.

  »Aber dich mag ich nicht«, fügte sie hinzu und rieb sich durch ihre Shorts an mir. Wie kam es, dass ich mich inzwischen regelmäßig mit Petting begnügte? Ich hätte Edie schon bei mehreren Gelegenheiten vögeln können, brachte es aber nicht über mich, erwachsene Dinge mit diesem Mädchen zu tun, das so gar nicht dem vollentwickelten, kurvigen Frauentyp entsprach, den ich sonst bevorzugte.

 

‹ Prev