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Ever – Wann immer du mich berührst

Page 23

by Hotel, Nikola


  «Hast du Schmerzen? Verdammt, du bist genau auf die Seite geknallt.»

  Ihre Arme in den Krücken fangen an zu zittern. «Das ist doch jetzt egal.» Endlich sieht sie mich an. «Können wir bitte darüber reden?» Sie nickt zu der Steinbank, auf die ich meine Klamotten geworfen habe. «Ich verspreche auch, dass ich dich nicht anfallen werde, wenn du dich neben mich setzt.»

  «Das ist doch scheiße, Abbi. Hör auf damit.» Verdammt. Für einen Moment hatte ich komplett vergessen, wer sie ist. Wer ich bin.

  Sie humpelt zur Bank und lässt die Krücken davor fallen. Ganz automatisch nimmt sie meine Sachen und faltet sie ordentlich zusammen. Als ihr das bewusst wird, legt sie sie schnell beiseite. Ich setze mich neben sie und stütze mich mit den Händen auf der Bank ab. Das Wasser tropft immer noch von mir herab, verdunkelt den Stein unter mir, und ich starre die Stelle an, als könnte ich dort die Antwort darauf finden, was ich jetzt sagen soll.

  Sie will reden, großartig. Denn ich will in diesem Moment nichts weniger, als über das reden, was da eben passiert ist. Weil ich nicht weiß, wie ich darüber denke. Okay, das ist nicht ganz richtig. Ich weiß, wie ich darüber denken sollte. Nur dass das kein bisschen widerspiegelt, wie es in mir aussieht. Es gibt keine Worte dafür.

  Aber Abbi sieht das offenbar anders. Sie verkrampft die Hände in ihrem Schoß. «Es fällt mir wirklich schwer, über meine Gefühle zu sprechen.»

  «Wir müssen nicht darüber reden. Wir können es einfach vergessen.» Scheiße, sie macht mir echt Angst. Wenn sie über ihre Gefühle redet, muss ich das auch, und das geht so was von gar nicht! Ich kann ihr nicht sagen, dass ich eben am liebsten den Arm um sie geschlungen und sie noch fester an mich gezogen hätte. Weil sie Haydens Tochter ist.

  Jetzt lacht sie hilflos auf. «Ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ernsthaft entschuldigen. Weil ich dir sonst nie wieder in die Augen sehen kann. Ich habe dich eben überrumpelt, und das war nicht in Ordnung. Die Sache ist nur die, dass … Es hat mich auch überrumpelt.» Jetzt guckt sie mich an und sieht dabei ziemlich verzweifelt aus. «Ich habe nicht nachgedacht. Nicht eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, was ich dir da antue, und ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll.» Sie holt tief Luft, atmet aus und wieder ein, und ich würde ihr am liebsten eine Hand auf den Mund legen, damit sie nicht weiterredet.

  «Du hast mir gar nichts angetan. Lass uns einfach …»

  «Ich kann verstehen, wenn du jetzt nicht mehr mein Therapeut sein willst», bricht es aus ihr heraus. «Ich sorge dafür, dass du dein Geld trotzdem bekommst, ich werde das meinem Vater irgendwie erklären. Ich weiß nur noch nicht wie. Aber es ist mein Fehler, das werde ich ihm klarmachen. Gerade nach dem, was mit Dr. Muller passiert ist … David, ich … ich habe eine Grenze überschritten, weil … ich dich sehr mag. Und ganz offensichtlich nicht nur als einen Therapeuten. Oder Freund.» Sie blinzelt nach oben in den Himmel. Dann fährt sie sich mit beiden Händen über das Gesicht. «Oh Gott, das ist mir so peinlich. Aber es nützt auch nichts, wenn ich dich und mich selbst belüge, oder? Ich mag dich wirklich sehr, und ich vertraue dir. Und dadurch, dass wir so viel Zeit zusammen verbracht haben … Du bist einfach … Du bist mir sehr nahegekommen. Mir ist völlig klar, dass das aus deiner Sicht nur therapeutisch gewesen ist.» Sie deutet auf die Krücken zu ihren Füßen. «Du bist absolut professionell gewesen. Immer. Nur ich … Ich bin es nicht, okay? Ich bin nicht professionell. Ich komme mir so dumm vor, weil ich … Ich meine, schau dich an. Und dann schau mich an.»

  Ich habe keine Ahnung, worauf sie hinauswill. Meint sie ihre Krücken? Dass sie noch gehandicapt ist? Denkt sie, das würde mich aus welchem Grund auch immer abschrecken? Oh Gott, ich wünschte, das wäre das einzige Problem zwischen uns.

  «Es ist nicht so, dass ich irgendetwas in dein Verhalten hineininterpretiert hätte. Ich habe mir nichts eingebildet, nur vielleicht etwas … gewünscht. So sehr, dass ich kurz die Realität aus den Augen verloren habe. Mir ist völlig klar, dass ich gerade einen großen Fehler gemacht habe. Und wenn man Fehler macht, muss man dafür geradestehen, richtig? Es tut mir leid, dass ich dich auf diese Art angefasst habe. Damit habe ich dich nicht nur in Verlegenheit gebracht, sondern es war auch respektlos. Und ich respektiere dich. Ich respektiere dich sogar sehr. Ich schäme mich unendlich dafür, dass ich mich dir aufgedrängt habe. Das war einfach nur völlig daneben, und die einzige Entschuldigung, die ich dafür habe, ist …»

  Sie sucht nach Worten, und dabei kann ich ihr nicht helfen. Ich habe selbst keine Scheißahnung, was ich dazu sagen soll. Außer das, was mir völlig unprofessionell durch den Kopf schießt.

  «… nein, ich habe keine Entschuldigung. Es gibt keine, David. Du hast nichts getan, um das zu provozieren.»

  Wahrscheinlich hat meine Zunge nicht mal mehr eine Vorstellung davon, welche Sprache sie spricht, und jetzt poltert auch noch etwas völlig Bescheuertes aus mir heraus. «Lass uns einfach schwimmen gehen, Abbi.»

  «W-was?» Sie blinzelt.

  «Schwimmen.» Ich räuspere mich. «Ich glaube, wir können beide eine Abkühlung gebrauchen. Hey, ich bin grad mehr ins Schwitzen gekommen als bei jedem Calisthenics-Workout.»

  Super, David. Ganz großes Kino, einen blöden Witz zu reißen, nachdem sie gerade einen Seelenstriptease hingelegt hat. Ich könnte mir mal wieder selbst in den Arsch treten. Aber ich kann nicht weiterreden. Ich kann einfach nicht mehr. Dass sie so ehrlich zu mir ist, macht alles nur noch schlimmer. Denn ich lüge sie andauernd an. Seit dem ersten Moment, in dem wir uns begegnet sind, habe ich ihr verheimlicht, was ich über ihren Vater weiß.

  «Du willst schwimmen.» Sie formuliert es nicht als Frage, aber als sie danach auflacht, klingt sie verwirrt. «Ich habe keinen Badeanzug an.»

  «Aber du trägst doch sicher Unterwäsche.» Mir fällt auf, dass sie dasselbe zu mir gesagt hat und dass ich ziemlich dämlich darauf rumgeritten bin, dass der Therapeut nicht mit ins Wasser geht. Aber ich will jetzt mit ihr in das verdammte Wasser. Weil …

  Weil ich ein Mistkerl bin, der nach jedem Strohhalm greift? Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue. Nur eins weiß ich ohne jeden Zweifel: Wenn es nur sie und mich gäbe ohne ihre Familie, ohne Jane, dann hätte ich sie vorhin nie im Leben unterbrochen. Wenn ich alles verdränge und wegschiebe und vergesse, wenn ich nur darauf höre, was ich will, dann ist das Abbi. Ich will ihr verdammt noch mal nah sein. So sehr, wie ich das bei unserer ersten Begegnung verhindern wollte, so sehr will ich es jetzt. Und als mir das klar wird, scheint mein Herz doppelt so viel Blut durch meinen Körper zu pumpen wie sonst. Ich warte Abbis Reaktion nicht ab, gehe zum Becken und wate über die Treppe in den Pool. Ein paar Schritte, dann drehe ich mich um und nicke ihr zu. «Komm rein. Das Wasser ist gar nicht mehr so kalt.»

  «Aber …» Nur das eine Wort, mehr sagt sie nicht.

  «Du solltest dein Training nicht vernachlässigen.»

  Bin ich eigentlich komplett bescheuert? Ich fange jetzt mit dem Scheißtraining an, nur weil ich ihr nicht sagen kann, wie es in mir aussieht?

  Abbi steht auf und humpelt zum Beckenrand. Für einen Moment scheint sie unschlüssig zu sein, sie saugt die Unterlippe zwischen die Zähne und runzelt die Stirn. Ein Moment, in dem mir das Herz gegen die Rippen hämmert. Wenn sie einen Rückzieher macht, dann komme ich vielleicht wieder zur Vernunft. Das ist meine letzte Chance. Aber dann zieht Abbi den Gürtel auf und lässt den Morgenmantel über ihre Schultern gleiten. Ihr langgezogener Schatten fällt auf dem Wasser bis zu mir. Mein Blick folgt diesem Schatten zurück zu ihr. Ich schlucke, denn … verdammt, diese hellrosa Unterwäsche wird sich im Wasser wahrscheinlich gleich zu nichts auflösen.

  «Bist du sicher?», fragt sie. Und ich ahne, was sie damit meint. Nicht das Schwimmen, sondern den professionellen Abstand, den wir einhalten sollten. Sie will mich nicht bedrängen.

  Also bin ich mir sicher? Dass ich sie jetzt bei mir im Wasser haben will? Ja! Dass es ein Fehler ist? Scheiße, ja! Dass ich es trotzdem will? «Absolut», sage ich.

  In meinen Augen ist Abbi die mutigste Frau der Welt. Sie ist hundertmal mutiger als ich. Wenn i
ch auch nur den Bruchteil ihrer Courage besäße, würde ich ihr jetzt alles sagen. Warum ich diesen Job angenommen habe, was zwischen ihrem Dad und meiner Mom vorgefallen ist. Wer Jane wirklich ist. Aber ich will sie nicht verletzen. Und auch nicht Jane. Dass Abbi so mutig ist und jeden Konflikt offen anspricht, hat einen Grund, und genau dieser Grund ist das Problem. Ich schätze, es liegt daran, dass ihr Vater ihr immer Rückhalt gegeben hat. Er hat ihr beigebracht, so mutig zu sein. Er ist so was wie ihr verfickter Fels in der Brandung. Und wenn ich ihr alles sage, was ich weiß, bin ich schuld, dass dieser Fels unter ihr wegbricht. Dann wird sie den gleichen Scheißschmerz kennenlernen, den ich seit Jahren mit mir rumtrage.

  Diesmal springt Abbi nicht kopfüber ins Wasser. Sie kommt überhaupt nicht ins Wasser, sondern setzt sich vorsichtig auf den Beckenrand, die Beine bis zu den Waden im Nass. «Es ist wirklich nicht mehr so kalt.»

  «Die letzten Tage haben das Wasser aufgeheizt, würde ich meinen.» Rede ruhig weiter über so einen unwichtigen Scheiß, David, kein Ding. Wenn es hilft.

  Abbi nickt, dann stützt sie sich auf die Arme ab und lässt sich nun doch langsam in den Pool gleiten. Für einen Moment hält sie die Luft an, dann entspannt sie sich.

  «Dreh dich um.» Ich zeichne mit dem Zeigefinger einen Kreis in die Luft.

  «Warum?»

  Weil dein verdammter BH jetzt in etwa so blickdicht ist wie Glas, wäre die eine Wahrheit. Die andere wäre: Damit ich dir auch etwas sagen kann und dir dabei nicht ins Gesicht sehen muss. Weil ich wahrscheinlich gerade das größte Arschloch aller Zeiten bin.

  Scheiße, was mache ich hier?

  Ich schüttele diese Gedanken schnell ab. «Damit du dich am Beckenrand festhalten kannst.»

  Natürlich macht sie es. Klar. Ich bin ihr Therapeut und gebe die Anweisungen. Das wiegt uns beide in Sicherheit, denn so ist es bisher immer zwischen uns gewesen. Bis auf eben, als sie einfach das gemacht hat, was sie wollte. Und wie schnell hat mich das aus der Bahn geworfen? Nach einer Hundertstelsekunde?

  Sie hält sich fest, und ich komme näher. Ich räuspere mich und sage mit meiner neutralsten Therapeutenstimme: «Jetzt zeichnest du mit dem Fuß eine Acht auf den Boden.»

  Sie streckt das Bein aus und macht genau, was ich ihr gesagt habe. Das Wasser bewegt sich, schwappt um ihren Rücken, und ihre Hüfte bewegt sich mit, nicht optimal. «Ich werde dich jetzt festhalten, um deine Hüfte zu stabilisieren, okay?»

  «Ja.»

  Ich trete noch dichter an sie ran, umfasse mit beiden Händen rechts und links ihre Hüfte, schlucke alles runter, was sich gerade in meinem Mund ansammelt, und sage: «Mach es jetzt noch mal.»

  Sie wiederholt die Bewegung, während ich sie festhalte. Meine Finger liegen auf ihrem Beckenkamm, und mir fällt nicht mal mehr der lateinische Name dafür ein.

  Alles weg. Ausgelöscht.

  Mehrmals zeichnet sie die Acht nach, und genauso unendlich wie diese Linie verläuft, so unendlich ist das Ziehen in meinem Brustkorb. Und in meiner verdammten Hose.

  Abbi wechselt die Seite. «Und jetzt?», fragt sie, als sie nach einigen Wiederholungen auch damit fertig ist.

  Und jetzt begehe ich den größten Fehler meines Lebens. Weil ich eine Entscheidung getroffen habe, die ganz sicher total egoistisch ist. Weil die Zeit mit Abbi Himmel und Hölle zugleich ist, und ich das nicht mehr aushalte. Nicht eine Sekunde länger.

  Ich schlucke. «Jetzt bin ich dran.»

  Sie will sich umdrehen, aber das lasse ich nicht zu. Ich schlinge einen Arm um ihren Bauch, und Abbi stößt einen überraschten Laut aus. Ich ziehe sie an mich. So wie ich es eben im Behandlungsraum am liebsten gemacht hätte. So wie ich es seit langem machen will und in Gedanken schon tausendmal gemacht habe. Mir stockt der Atem, weil da nichts mehr zwischen uns ist als der hauchdünne Stoff ihrer Unterwäsche und meiner nassen Boxershorts. Über Abbis Rücken läuft ein Schauer. Ich kann zusehen, wie sich die kleinen blonden Härchen in ihrem Nacken aufstellen. Ihre Schulterblätter drücken gegen meinen Brustkorb, und ihre feuchte Haut an meiner jagt meinen Puls in die Höhe. Mit der linken Hand greife ich nach ihrem Pferdeschwanz und ziehe ganz langsam das Haarband heraus.

  «Was machst du da?»

  «Ich weiß es nicht.» Ich weiß gar nichts mehr, und ich sollte schnellstmöglich wieder anfangen zu denken. Daran, dass sie meine Patientin ist. Und nicht daran, wie gut sie sich anfühlt. Oder wie es wäre, meine Hand über ihren Körper gleiten zu lassen. Sie festzuhalten, sie auszuziehen und dann tief und langsam zu lieben. So tief, dass das Einzige, was sie noch über die Lippen bringt, mein Name ist.

  22. Kapitel

  David

  Ich bin nicht mehr Abbis Therapeut. Denn wenn ich das wäre, würde ich jetzt aus dem Pool klettern und nicht meine Hand, die gerade noch ihr Haar berührt hat, auf ihren Hals legen.

  «David, bist du …»

  Meine Finger fahren ihr über den Mund. Nur ganz leicht, aber sie hört sofort auf zu reden. Mit dem Daumen streife ich ihre Unterlippe. Ich beuge mich hinunter, bis zu der Stelle hinter ihrem Ohr, die so zart ist. Ich muss es ihr jetzt sagen, weil ich sonst berste. Weil ich es nicht länger aushalte, dass sie sich Vorwürfe macht, wenn es überhaupt keinen Grund dafür gibt. Der einzige Mensch, der sich Vorwürfe machen sollte, bin ich.

  «Du bist mir auch nahegekommen, Abbi», flüstere ich. Sie ist so angespannt, dass sie beinahe vibriert, ich spüre es mit jeder Faser. «Die Wahrheit ist, ich fühle dasselbe. Ich fühle genau dasselbe wie du.» Meine Kehle ist so trocken, dass ich kaum schlucken kann. Meine Stimme klingt rau, gepresst, als täte es weh, das auszusprechen. Dabei ist es fast so was wie ein Wunder. Dasselbe zu fühlen wie jemand anderes, ist ein verdammtes Wunder. «Ich mag dich, Abbi. Ich mag alles an dir. Und wenn ich nicht gewollt hätte, dass du mich anfasst, dann hätte ich das in der ersten Sekunde beendet. Aber das habe ich nicht. Weil ich es auch wollte. Und ich will es jetzt immer noch, auch wenn es ganz sicher falsch ist.» Ich will es, weil sie mich dazu bringt, alles andere, alles Schlechte zu vergessen. Weil ich mich endlich nicht mehr gefangen fühle, wenn sie mich berührt. Weil sie so viel mehr berührt als nur meine Haut.

  Als Abbi bebend ausatmet, merke ich erst, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hat. Sie gibt einen seltsamen Laut von sich. Eine Mischung aus Überraschung und Unglauben. Aber weil sich das nicht ablehnend anhört, streiche ich mit der freien Hand über ihren Arm. «Darf ich dich küssen?» Ich habe nicht mal selbst gewusst, dass ich sie das fragen würde, und in meinem Brustkorb hämmert mein Herz jetzt so heftig los, dass sie das an ihrem Rücken spüren muss.

  «Ja.»

  Die Antwort kommt so schnell, dass das Hämmern einmal aussetzt. Bevor sie sich umdrehen kann, wird mein Griff um ihren Bauch fester. Ich senke den Kopf, berühre mit dem Mund ihre Schulter, nehme mit den Lippen einzelne Wassertropfen auf, fahre über ihren Nacken hoch bis zu ihrem Ohr. Langsam und ganz leicht gleiten meine Lippen über die Stelle, an der das feuchte Haar auf ihrer Haut klebt. «Ich mag es, wie du riechst, Abbi.»

  «Ich … ich mag es auch, wie du riechst, David Rivers.» Sie keucht auf. «Viel zu sehr. Und ich … ich kann nicht glauben, dass das hier gerade wirklich passiert.» Ihre Stimme wird mit jedem Wort mehr und mehr zu einem Flüstern.

  Ich reibe mit meiner Nase über ihre Haut und ihr Haar, und das macht es mir noch schwerer, zu atmen. «Abbi», raune ich. Und für eine ganze Weile sagt keiner von uns etwas. Schließlich lockere ich den Griff um ihren Bauch, und Abbi dreht sich zu mir um. Das Wasser bewegt sich zwischen uns in kleinen Wellen. Sie streckt eine Hand aus. «Du hast dich da verletzt.»

  «An den Rosen.» Ich versuche, meine Gedanken zu einem vernünftigen Satz zu ordnen, aber das fällt mir schwer, wenn sie mich so ansieht. Ihre Augen sind dunkel, in ihren Wimpern hängen noch Wassertropfen, und ihr Mund ist leicht geöffnet. «Ich will dich anfassen, überall. Und vor allem …», ich hole tief Luft, «… dein Gesicht.»

  Ich will so sehr ihr Gesicht berühren, dass es schmerzt. Ich berühre nie andere Menschen im Gesicht. Aber ich will ihren Atem an meiner Hand spüren und mit den Daumen über ihre Brauen fahren. Und das mache
ich jetzt auch. Sie schließt die Augen, und ich hinterlasse mit meinen nassen Fingern Spuren auf ihrer Stirn und den Augenlidern. Streife über ihre Nasenwurzel nach unten bis über ihre Nasenspitze und lande auf ihrer Oberlippe.

  Plötzlich schlingt sie die Arme um meinen Nacken, und dann trifft ihr Mund auf meinen. Heiß von ihrem Atem. Ihre Lippen öffnen sich, und mich durchläuft ein Schauer, als ich ihre Zunge schmecke. Fuck. Ich hatte, glaube ich, noch nie weiche Knie, aber jetzt weiß ich genau, was damit gemeint ist. Wir halten uns aneinander fest. Eigentlich dachte ich auch, ich kenne alle Nerven, aber ihre Zunge stößt sofort Nervenbahnen an, die ich so noch nie gespürt habe. Die Berührung fährt mir tief bis in den Unterleib, und ich hoffe, es fühlt sich für Abbi genauso an.

  Meine Zunge spielt mit ihr, umkreist ihre. Ganz sanft stupse ich dann ihre Lippen an, ziehe mich zurück und stoße wieder vor, und am liebsten würde ich nie wieder damit aufhören.

  Ich könnte das mit Abbi stundenlang machen. Stundenlang an nichts denken. Stundenlang alles vergessen. Als ich die Arme um ihren Oberkörper lege und sie ein winziges Stück anhebe, gibt Abbi sofort ein Stöhnen von sich. Ihr BH reibt über meinen Brustkorb, und ich kann es kaum erwarten, sie auch dort zu berühren.

  Ich wünschte, wir wären nicht im Pool. Weil ich ihre Haut spüren will. So richtig. Und wenn sie feucht ist, dann verdammt noch mal nicht vom Poolwasser. Aber ich kann nicht aufhören, sie zu küssen. Fuck, ich komme einfach nicht von ihr los und verliere jedes Gefühl für Zeit. Abbi streicht mir durchs Haar, hält sich daran fest, zieht daran, als ich auch nur einen Millimeter von ihr abrücken will, und macht die süßesten Geräusche dabei. Irgendwann hebe ich sie ganz hoch, und am liebsten wäre es mir, Abbis Schenkel würden sich wie selbstverständlich um mich schlingen, als hätten wir das schon immer so gemacht. Aber das wäre wahrscheinlich ziemlich unangenehm für sie, deshalb umfasse ich ihren Po, um sie einfach nur festzuhalten. Wie sehr ihr das gefällt, merke ich an ihrem sehnsuchtsvollen Stöhnen. Hölle, jetzt bin ich echt hart.

 

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