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Der Himmel wird beben

Page 10

by Kiefer, Lena


  Ich hielt die Luft an, während sich Knox Kopfhörer in die Ohren schob und damit begann, die richtige Kombination he­raus­zu­finden. Auf meinen EarLinks war es ruhig. Elodie musste mit ihren Rettern auf dem Weg zum angeblichen Unfallort sein und hatte sich ausgeklinkt, um uns nicht zu stören. Eigentlich war geplant gewesen, dort zu ihr zu stoßen. Wir waren weit hinter dem Zeitplan zurück.

  »Sollten zwei von uns nicht besser zu Elodie gehen?«, fragte ich niemand Bestimmten. »Wenn die Wachleute am Wagen ankommen und es ist kein verletzter Freund da, werden die sie garan­tiert einkassieren.«

  »Lod macht das schon.« Tatius’ Stimme klang nicht so entspannt wie seine Worte. »Wir müssen hier fertig werden, erst dann können wir uns darum kümmern.«

  Knox legte den Bohrer weg und nahm eine schmale Zange. »Tate hat recht. Diese Sache ist wichtiger.«

  Ich wusste nicht, wann ich ihn das letzte Mal etwas hatte stehlen sehen, aber es war ein vertrautes Bild: die zusammengezogenen Brauen, der konzentrierte Blick, die ruhigen Hände und präzisen Bewegungen. In diesem Moment war er genau so, wie ich ihn gekannt hatte. Nur – war ich das auch?

  »Was ist los?«, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf.

  »Nichts. Ich bin nur froh, dass du zurück bist.« Damit wandte ich mich wieder zur Tür. In meinem Rücken arbeitete Knox weiter, schweigend und konzentriert. Leise drangen Geräusche an mein Ohr, die mir sagten, dass er vorankam. Aber dann zerriss ein lauter Schlag die Stille. Er kam aus dem unteren Geschoss.

  »Was war das?«, fragte ich.

  »Einer der Wachmänner«, meldete Jye knapp. »Tate hat ihn ausgeknockt. Wir verstauen ihn in der Speisekammer.«

  »Wieso ist er reingekommen?« Die Wachleute sollten sich außerhalb des Hauses aufhalten, nicht darin. Das war das könig­liche Standardprotokoll für die Absicherung von Funktionärshäusern in Abwesenheit ihrer Bewohner.

  »Keine Ahnung. Vielleicht –«

  »Leute?« Das war Martin. »Wir haben ein Problem. Die Familie ist gerade mit einer TransUnit vor dem Haus angekommen. Seht zu, dass ihr da verschwindet!«

  Ich sah Knox an. »Wie lange noch?«

  »Fünf Minuten.«

  »Das ist zu lang!«, sagte Jye.

  »Ist es nicht.« Ich umfasste meine Waffe fester. »Geht ihr raus, wir kommen nach.«

  »Das ist nicht deine Entscheidung, Ophelia.« Tatius’ Stimme klang hart.

  »Nein, aber sie hat recht«, sagte Knox und nickte mir zu. »Diese Daten sind garantiert verloren, wenn wir jetzt verschwinden. Geht ihr zum Treffpunkt und helft Elodie. Phee und ich kommen nach.«

  Niemand bestätigte den Befehl per EarLink. Stattdessen hörte man bald Schritte und Jye kam ins Arbeitszimmer.

  Tatius folgte ihm wenige Augenblicke später.

  »Was soll das?« Knox sah sie an.

  »Wir sichern dich ab.« Jye stellte sich neben mich. Ich konnte seine Augen durch die Maske nicht sehen, aber ich wusste, dass er sauer war. »Lernt man das in Maraisville? Wie man aus einem Auftrag eine Selbstmordmission macht?«

  »Nein.« Ich straffte meine Schultern. »Man lernt, Prioritäten zu setzen.«

  »Ja, sicher«, schnaubte er. Dann hob er die Waffe und schwieg, während Knox weiterarbeitete.

  Im Erdgeschoss waren die Stimmen von zwei Kindern, einem Mann und einer Frau zu hören. Aber es waren auch mehrere Wachleute im Haus, die sich mit De Dorigo unterhielten. Ich hatte keine Ahnung, wie wir an ihnen vorbei aus dem Haus kommen sollten, aber das Ziel waren die Daten. Alles andere war zweitrangig.

  Drei Minuten später ertönte ein himmlisches Geräusch – ein leises, metallisches Klacken. Knox hatte es geschafft, die Tür des Tresors zu öffnen. Ich senkte die Waffe und durchquerte das Zimmer.

  Im Inneren des Safes lagen Dokumente, einige Akten mit den vor der Lilie gekreuzten Pfeilen, dazu eine Taschen­uhr und ein paar Schmuckschatullen. Knox zog einen länglichen Anhänger aus der Tasche und bewegte ihn über die Seitenwand. Sie entriegelte sich, dann glitt eine unsichtbare Klappe auf.

  »Da ist es.« Knox nahm aus dem Hohlraum einen kleinen Würfel, der aus durchsichtigem Material bestand. Schnell schob er ihn gemeinsam mit dem Anhänger in die Tasche an seinem Ärmel und zog die Maske wieder über das Gesicht. Dann sammelte er seine Sachen ein und schob die Tür des Tresors zu.

  »Gehen wir.«

  Ich nickte und lief mit Jye und Tatius zur Tür. Der obere Stock war immer noch dunkel und leer, wir kamen ohne Probleme bis zur Treppe. Dort stoppte ich.

  »Wo sind die Daten?«, fragte ich und fasste an Knox’ Ärmel. Die Tasche war offen und leer.

  »Scheiße!« Hektisch tastete er seinen Arm ab. »Ich bin mir sicher, dass ich sie geschlossen hatte.«

  Das hatte er auch. Aber ich hatte sie wieder geöffnet und Würfel und Anhänger unbemerkt herausgenommen. Der Trick ist, den Daumen nicht zu benutzen. Der Schmerz in meinem Kopf beim Gedanken an Lucien war heftig, aber zum Glück kurz.

  »Ich hole den Würfel«, bot ich an.

  »Nein, ich gehe selbst.« Knox wollte sich an mir vorbeidrängen, aber ich hielt ihn fest.

  »Da war ein schmales Fenster im Arbeitszimmer – ich passe durch, aber du nicht. Geht ihr runter, ich klettere an der Nordseite raus. Da wirft das Haus einen Schatten, niemand wird es sehen.«

  Die drei Jungs schienen stumm zu beratschlagen, dann hob Jye die Schultern und Knox nickte.

  »Okay. Aber beeil dich.« Sie liefen die Treppe hinunter.

  Ich drehte mich um und rannte in das Arbeitszimmer, um die Tresortür aufzuschieben. Der Anhänger öffnete die Klappe ein weiteres Mal und ich griff in das enge Fach. Zwei durchscheinende Platten waren darin, ansonsten war es leer. Ich nahm sie heraus, schob sie in die Innentasche meiner Jacke und nahm dann den PurgeStick von Costard. Mit leichtem Druck aktivierte ich den Stick und warf ihn in das Fach. Damit war der Schein gewahrt.

  »Alles klar, ich habe die Daten gefunden«, gab ich durch. Schnell zog ich den Reißverschluss zu. Da hörte ich etwas aus dem Geschoss unter mir: Rufe und Geräusche eines Kampfes, jemand ächzte und etwas ging zu Bruch. Die Jungs waren in Schwierigkeiten, das stand fest. Ich ignorierte das Fenster, schnappte meine Waffe und lief zur Tür.

  »Halt!«

  Der Schrei hallte durch den Flur, ich stoppte. Jemand versperrte mir den Weg, aber es war keiner der Wachmänner. Es war Funktionär Arturo De Dorigo. Mit einer Waffe in der Hand.

  Scheiße.

  10

  Es war eine Pattsituation: Ich hatte eine Waffe, De Dorigo hatte eine Waffe. Wenn ich schoss, würde er das auch tun. Funktionäre waren allerdings keine geübten Schützen. Ich war sicher schneller und konnte ihn mit einem Schuss ins Bein vielle-

  Du wirst ihn auf keinen Fall verletzen! Ah, die Stimme des Gewissens live aus Maraisville. Ich hatte sie nicht vermisst.

  Wie soll ich denn sonst aus dieser Zwickmühle herauskommen?, fragte ich mich.

  De Dorigo war ein kleiner Mann mit lichtem Haar und auch sonst nicht besonders Furcht einflößend. Im Gegenteil – in seinen Augen konnte ich nackte Panik erkennen. Kein Wunder. Jemand war in das Haus eingedrungen, in dem seine Kinder und seine Frau ein sicheres Leben führen sollten. Ich konnte die Angst nur zu gut verstehen.

  Jeder von ReVerse hätte über De Dorigo gelacht, über diesen königlichen Schoßhund, der sich zum Sklaven einer absurden Ideologie gemacht hatte. Aber ich war nicht mehr von ReVerse. Ich war nur noch ich.

  »Bitte nehmen Sie die Waffe herunter«, sagte ich. »Wenn Sie uns gehen lassen, werden wir niemanden verletzen.«

  »Sagt das dem Wachmann, der unten verblutet!«, rief De Dorigo zittrig.

  Ich hörte eines der Kinder weinen und nach ihrem Vater rufen. Mutig machte ich einen Schritt nach vorne und hielt dabei beide Hände nach oben.

  »Keinen Schritt weiter!« De Dorigo umklammerte den Griff seiner Waffe.

  »Ich werde nicht auf Sie schießen«, schwor ich. »Lassen Sie mich einfach gehen und kein we
iterer Mensch wird verletzt. Auch nicht Ihre Familie. Aber wenn ich nicht auftauche, werden meine Freunde nach mir suchen.« Unter mir war es still, jedoch nur für eine Sekunde. Dann fiel etwas Schweres zu Boden, Glas zersplitterte, Tatius rief Befehle. Ich hatte keine Zeit mehr.

  De Dorigo hob die Waffe, ich stürzte auf ihn zu, ein Schuss peitschte durch die Luft. Geschockt wartete ich auf den Schmerz, aber er kam nicht. Ich war nicht getroffen worden. Er war es. Mit einem hässlichen Gurgeln sprudelte Blut aus der Brust des Funktionärs. Dann fiel er zu Boden.

  »Phee, wir müssen verschwinden!« Knox kam zu mir, packte meinen Arm und zerrte mich an dem sterbenden Mann vorbei. Ich wollte mich losmachen, aber Knox’ Griff war unerbittlich. Er rannte mit mir die Treppe hinunter, Jye und Tatius warteten an der Vordertür. Ein Wachmann lag in der Küche, die Blut­lache färbte den Marmorboden dunkelrot. In der Ecke kauerte eine Frau, in ihren Armen zwei weinende Kinder. Ihr verzweifelter Blick traf mich bis ins Mark. »Bitte helft ihm«, konnte ich immerhin Maraisville zuraunen, bevor Knox mich durch die Tür zog.

  Wir liefen hinaus, rannten die Zufahrt entlang. Am Ende warteten Martin und Elodie. Fragen flogen durch die Luft, doch die Antworten drangen nicht bis zu mir durch.

  Wir schafften es zum Wagen, fuhren los, über hügelige Straßen durch die Dunkelheit. Niemand verfolgte uns, aber ich hätte es eh nicht bemerkt. Ich sah nur die leeren Augen von De Dorigo vor mir und die Todesangst seiner Familie.

  Der größte Schock für mich war nicht, dass Knox ein Mörder war – dazu wäre ich auch geworden, wenn mich eine defekte Waffe nicht davor bewahrt hätte. Schockierend war, dass niemand in unserem Gefährt verstand, was das bedeutete. Es gab keine Diskussionen über die Vorgehensweise, kein Verfluchen des katastrophalen Ausgangs, nicht einmal respektvolles Schweigen. Nein, die anderen feierten. Sie feierten sich, eine gelungene Mission und die Daten, die wir gestohlen hatten. Mit einem Schlag wurde mir klar, wie ReVerse tatsächlich war. In vier Monaten Maraisville hatte ich mich nie so einsam gefühlt wie in diesem Moment.

  Ich ertrug es, solange wir fuhren – vor allem, weil mir Dufort Statusberichte schickte, wie es um De Dorigo und den Wachmann stand. Man hatte sofort ein MedTeam geschickt, nachdem wir das Haus verlassen hatten, trotzdem war der Zustand der beiden Männer kritisch. Kurz nachdem der UnderTrans Richtung Insel gestartet war, bekam ich die Nachricht, dass keiner von beiden es geschafft hatte. Da platzte mir der Kragen.

  »Seid ihr eigentlich total übergeschnappt?«, rief ich. In der Kapsel hallte meine Stimme unnatürlich laut wider. »Ihr habt gerade zwei Menschen erschossen! Ihr habt sie getötet, einfach so! Seit wann ist das ein Grund zum Feiern?!«

  Tatius sah mich wütend an. »Na, das sagt die Richtige! Wer hätte denn den unbewaffneten König erschossen, wenn es nicht zufällig schiefgegangen wäre?«

  »Oh ja, genau! Der Tod des Königs wäre natürlich ein Grund zur Freude gewesen«, sagte ich sarkastisch. »Wenn es mir gelungen wäre, dann hätte ich auf jeden Fall eine riesige Party gefeiert! Inklusive Torte und Live-Band!«

  »Die haben uns bedroht, Phee.« Jye hob müde die Schultern. Mir fiel erst jetzt auf, dass er als Einziger im Wagen ebenso still gewesen war wie ich. »Was hätten wir denn machen sollen? Uns erschießen lassen?« Knox saß neben ihm und sagte nichts.

  »Außerdem sind die nicht besser!«, meldete sich Elodie zu Wort. »Hast du etwa Ferro vergessen?«

  »Ferro war ein größenwahnsinniger Vollidiot auf einem persönlichen Rachefeldzug!«, schrie ich. »Er hatte es nicht anders verdient!«

  Tatius stand auf. »Ach, so ist das? Ferros Tod geschieht ihm recht, aber bei einem königlichen Funktionär machst du so ein Drama? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?!«

  Fordernd hob ich die Fäuste. »Willst du es herausfinden?!«

  »Gerne!« Tatius kam auf mich zu.

  Genug. Es war nur ein Wort, aber es reichte, um mich wieder auf den Boden zu holen. Ich durfte nicht gegen ReVerse sein, denn das gefährdete den Plan. Wenn sie merkten, dass ich nicht voll und ganz auf ihrer Seite stand, waren meine Tage auf der Insel gezählt.

  Mühsam entspannte ich meine Hände und hörte, wie hinter mir die Tür aufglitt. Mit einem letzten Blick auf alle Anwesenden drehte ich mich um und sprintete zum Hotel hoch.

  »Auf ReVerse!« Tatius hob sein Glas.

  »Auf ReVerse!«, hallte es dutzendfach zurück.

  Die Feier im Wagen war nur der Anfang gewesen. Als wir auf der Insel ankamen, wurde in Windeseile etwas auf die Beine gestellt, das man nur als rauschende Party bezeichnen konnte. Am Pool tummelten sich die Bewohner des Hotels in Shorts oder Bikinis, jemand mixte Cocktails, in einer Tonne mit Eis lag Bier bereit. Die Pflanzen waren mit bunten Lampions verziert und überall standen Windlichter, in denen Kerzen brannten. Die Stimmung war so ausgelassen, als wäre etwas Großartiges passiert. Und mittendrin feierten Elodie, Tatius und Knox.

  Ich stand auf der nächsthöheren Ebene und hatte meine Unter­arme auf die Brüstung gelegt. Meine dunkle Einsatzkleidung stand in krassem Kontrast zu den bunten Outfits der Menge unter mir. Zwar hatte ich die beiden Datenträger aus Exon Costards Haus in meinem Zimmer versteckt, mich aber nicht umgezogen. Es kam mir falsch vor – so als würde ich keinen Respekt vor den Toten zeigen.

  »Sieh an, sieh an, die verlorene Kriegerin.« Eine spöttische Stimme holte mich aus meinen düsteren Gedanken. Langsam richtete ich mich auf.

  Troy sah aus wie eh und je mit seinen karamellfarbenen Haaren und den gleichmäßigen Grübchen. Er trug Shorts und ein hellblaues Poloshirt, als wäre er im Urlaub. Hass kochte bei seinem Anblick in mir hoch, aber ich hielt ihn unter dem Deckel. Ich brauchte Troy, um an die OmnI heran­zu­kommen.

  »Ich dachte, der Tag könnte nicht schlimmer werden. Aber du belehrst mich eines Besseren.« Ich durfte auf keinen Fall auf ihn losgehen. Zu freundlich durfte ich aber auch nicht sein. Das hätte ihn nur misstrauisch gemacht.

  »Stets zu Diensten, Scale.« Troy stützte sich auf das Geländer und sah hinunter. »Keine Lust, zu feiern? Du bevorzugst wohl exklusivere Gesellschaft. Wenn man mit einem Teil der könig­lichen Familie verkehrt hat, gibt man sich nicht mehr mit den Normalsterblichen zufrieden, was?«

  Ich presste die Lippen aufeinander und suchte nach einer schlagfertigen Erwiderung. Normalerweise fiel mir so etwas leicht – aber nicht, wenn es um Lucien ging.

  Troy lachte. »Im Ernst? Du denkst immer noch an ihn? Nach allem, was er dir angetan hat?« Er schnalzte mit der Zunge. »Du bist ja noch viel gefühlsduseliger, als ich dachte.«

  Wütend funkelte ich ihn an. »Du meinst, gefühlsduselig genug, um eine defekte Waffe von dir zu nehmen und in die Festung zu marschieren?«

  »Dass sie defekt war, wusste ich nicht«, sagte er leichthin. »Dieses alte Zeug ist dermaßen anfällig für Störungen.«

  Ich schnaubte. »Glaubst du, das nehme ich dir ab? Du überlässt nichts dem Zufall, Troy.«

  »Du wirst mir wohl glauben müssen. Was hätte ich auch davon, Leopold am Leben zu lassen? Ohne ihn wäre ich sehr viel besser dran.«

  »Keine Ahnung. Aber wenn du gewollt hättest, dass er stirbt, hättest du mir eine Waffe gegeben, die auf jeden Fall funktioniert.« So viel stand fest.

  Troy rollte mit den Augen. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, Scale. Meinetwegen hast du nicht das Blut des Königs an den Händen. Du solltest mir dankbar sein.« Er lächelte selbstgefällig. Ich verspürte große Lust, meine Pläne über den Haufen zu werfen und ihm eine zu verpassen.

  »Dankbar? Dafür, dass du mich manipuliert hast, als ich völlig am Ende war? Dass du mich als Werkzeug benutzt hast? Ich werde dir zeigen, wie dankbar ich dafür bin, du soziopathischer Arsch!« Wütend machte ich einen Schritt auf ihn zu.

  Bleib ruhig. Wir brauchen den Aufenthaltsort der OmnI. Ach was, echt? Darauf wäre ich ohne Hilfe nie gekommen.

  Troy blieb unberührt. »Sei nicht so nachtragend. Mein Plan war brillant und hat wunderbar funktioniert. Außerdem stehst du doch hier, in Freiheit und putzm
unter. Wie hast du das eigentlich geschafft?« Sein Blick war milde neugierig, aber ich wusste es besser. Zum Glück hatte ich die gleiche Ausbildung hinter mir wie er.

  »Als ich gemerkt habe, dass die Waffe nicht funktioniert, bin ich abgehauen. Hinter Leopolds Räumlichkeiten gibt es einen Fluchtweg mit einem Aufzug.« Meine Stimme vibrierte immer noch vor Wut. »Er hat mich direkt vor die Festung und aus Zone A gebracht. Ich bin zum See gelaufen und habe es mit einer TransUnit rausgeschafft, als die Streitkräfte in die Stadt geströmt sind. Danach habe ich mich hierher durchgeschlagen. Ende der Geschichte.«

  »Interessant.« Troy nickte bedächtig. »Diese Story hat nur einen Fehler. Ich habe dir nie gesagt, wo sich die Basis von ReVerse genau befindet.«

  »Nein, hast du nicht.« Vor dieser Frage hatte ich Phoenix gewarnt. Wenn dir darauf keine gute Lüge einfällt, haben wir dich wohl unterschätzt. Das hatten sie nicht. »Ferro hat es mir gesagt. Als wir uns damals im Wartungszentrum unterhalten haben, hat er mir von diesem Hauptquartier erzählt. Er meinte, es wäre gut, wenn ich davon wüsste. Falls etwas schiefgeht.«

  Troys Blick war unerbittlich, er wollte mich unbedingt der Lüge überführen. Aber Ferro war tot. Den konnte er nicht mehr fragen. Ich hob das Kinn. »Wenn du mir nicht glaubst, dann rede mit Jye oder Tatius, in welchem Zustand ich hier ankam. Oder du führst mich der OmnI vor. Das war doch letztes Mal schon so ein Spaß.«

  Troy verzog den Mund. »Die OmnI ist noch nicht funktionstüchtig. Costard und ich arbeiten daran, trotzdem wird es ­dauern, bis sie es wieder ist.«

  »Aber sie wird mit mir sprechen wollen, wenn es so weit ist.« Ich pokerte hoch, aber Costards Andeutungen waren kein schlechtes Blatt.

 

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