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Der Himmel wird beben

Page 23

by Kiefer, Lena


  Dufort schien weitermachen zu wollen. »Wie ihr Zugang zu den Lagereinheiten bekommt, wissen wir nicht genau, aber es ist wahrscheinlich ein modulares System mit mehrstufigen Sicherheitscodes. Eventuell kann Ophelia sie überbrücken.«

  »Mit welchem Equipment?«, fragte ich. »Für so einen Einsatz haben wir keine Ausrüstung dabei.«

  Ich griff demonstrativ nach der Tasche und berührte dabei Lucien versehentlich am Arm. Wir zuckten beide zusammen, als hätten wir einen Stromschlag bekommen. Ich zog meine Hand zurück und hörte Lucien im selben Moment zitternd ausatmen. Verdammt, ich wurde nicht schlau aus ihm. War er bei Einsätzen immer so oder lag das an mir?

  »Da können wir vielleicht helfen«, sagte Dufort. »Eine Drohne ist auf dem Weg zu euch. Sie hat zwei EffortSuits mit voller Bestückung dabei.«

  Lucien pfiff leise durch die Zähne. Ich sah ihn an.

  »Was sind EffortSuits?«

  »Spezialanzüge für besonders schwierige Missionen«, antwortete er. »Stoßdämpfend, kugelsicher, thermoausgleichend und für Unterwassereinsätze geeignet. Sie sind vollgepackt mit Technologie, deswegen kommen sie nur selten zum Einsatz. Es wäre nicht gut, wenn einer der Anzüge dem Feind in die Hände fällt.«

  Immerhin, das konnte uns nicht passieren. Auf Amber Island gab es schließlich keine Feinde – mal abgesehen von ihr selbst.

  Draußen auf der Terrasse landete ein kleines Fluggerät von der Größe eines Adlers. Es schlingerte leicht im Wind, bevor es aufsetzte. Wir öffneten die Tür und nahmen die Lieferung entgegen – eine Kiste, die für ihre Größe ziemlich schwer war. Wir hievten sie ins Innere und Lucien öffnete sie mit seinem WrInk. Dann nahm er mehrere schwarze Päckchen heraus und gab mir zwei davon. Ich rollte sie aus.

  Die Anzüge bestanden aus winzigen Waben eines elastischen schwarzen Gewebes, das matt im Licht glänzte. Das Oberteil mit seinen langen Ärmeln war schwer, aber sehr flexibel. Ich hatte etwas Vergleichbares noch nie gesehen.

  »Was ist da alles drin?« Ich befühlte die Ärmel, an denen zusätzliche Elemente angebracht waren.

  »Zieh ihn an, dann zeige ich es dir.«

  Diesmal drehte ich mich nicht demonstrativ um, aber ich sah trotzdem nicht zu Lucien. Mit Blick aus dem Fenster zog ich meine Jacke und mein Shirt aus und streifte dann das Oberteil des Anzugs über. Kaum hatte ich es geschlossen, zurrte es sich eigenständig um mich fest, genau wie die Hose und die robus­ten Stiefel aus dem gleichen Material. Probehalber ließ ich Arme und Schultern rollen. Obwohl der Anzug eng war, konnte ich mich gut bewegen, sogar besser als in normaler Kleidung. Selbst das Gewicht erschien mir nicht mehr so schwer.

  Lucien kam zu mir, nun ebenfalls umgezogen. Mit dem Zeigefinger deutete er auf die flache Erhebung hinter meinem Handgelenk.

  »Im Ärmel rechts sind Werkzeuge untergebracht – verschiedene Bohrer, Zangen, Sägen, Hochleistungslaser, aber auch eine Verteidigungswaffe. Im linken befindet sich eine Schnittstelle, über die du dich im Notfall an meinen Anzug koppeln kannst, falls zum Beispiel die Energie knapp wird. Für Missionen ohne EyeLinks gibt es ein Display im Visier. Wenn du den Helm trägst, kannst du alles intuitiv durch Augenbewegungen bedienen.«

  Ich schlang meinen Zopf zu einem Knoten und setzte probe­halber den leichten Helm auf. Er war am Hinterkopf aus dem schwarzen Material und das komplette Gesichtsfeld bestand aus durchsichtigem Kunststoff. Das Visier lag sehr dicht an meinen Augen, aber trotzdem ließ sich gut erkennen, wie die erste Kali­brie­rung über das Display flimmerte. Mit leichtem Kopf­nicken konnte ich mich durch die Anzeige bewegen, sah meine und ­Luciens Vitalwerte, außerdem alle Funktionen des Anzugs.

  »Er hat eine eigene Sauerstoffversorgung?«

  »Amber Island hat außer im ReachCenter keine atembare Luft, ­soweit wir wissen, vermutlich, weil die Lagerräume gegen Einflüsse von außen versiegelt und mit Stickstoff geflutet sind«, meldete sich ­Dufort ­erneut. »Also müsst ihr mit Sauer­stoff und Wasser versorgt werden, ­solange die Mission dauert. Der Anzug verarbeitet alles, was ihr abgebt, ob Schweiß, Flüssigkeit über die Atmung oder –«

  »Danke, das reicht schon«, würgte ich ihn ab. Notiz an mich: Auf keinen Fall pinkeln, solange dieser Auftrag dauert.

  Ich glaubte, Luciens Mund zu einem Grinsen zucken zu sehen, aber ich war mir nicht sicher. Eilig nahm ich den Helm wieder ab. Er tippte mir an den Rücken.

  »Der Anzug hat außerdem die wichtigsten Medikamente in einem Add-On ungefähr hier. Er checkt permanent deine Werte und reagiert eigenständig, wenn es sein muss.«

  Ich legte die Hand an den Rücken und spürte ein paar flache Erhebungen auf der Höhe meiner Nieren.

  »Gibt es etwas, das dieses Ding nicht kann?«, fragte ich. »Kocht es vielleicht auch Kaffee oder hat eine Portion synthetisches Hühnchen an Bord?«

  Lucien hustete, aber ich war nicht sicher, ob er damit ein Lachen überdecken wollte. Als ich ihn ansah, hatte er wieder seine undurchdringliche Miene aufgesetzt.

  »Die gespeicherte Energie ist nicht grenzenlos«, sagte Dufort in meinem Ohr. »Der Anzug kann viel, aber er kann es nur, solange er versorgt wird. Die Energiereserven sind für etwa zwölf Stunden Dauereinsatz ausgelegt. Die Zeit verkürzt sich entsprechend, wenn er belastet wird, ob durch Stöße, Geschosse, Kälte oder Stress.«

  Ich nickte. »Okay.«

  »Halte dich an Lucien. Er weiß, wie die Anzüge funktionieren.« Dufort atmete ein. »Kommen wir noch einmal zu Amber Island zurück …«

  Die nächste halbe Stunde machte mich nicht schlauer, sie sorgte nur für mehr Frust. Lucien blieb zurückhaltend und wirkte fast schon gelangweilt, während wir mit Dufort über Notfall-Strategien und die Abwehrsysteme von Amber Island sprachen. Leider schaltete sich auch Phoenix bald wieder ein und ließ keine Gelegenheit aus, mir meine eigenen Unzulänglichkeiten unter die Nase zu reiben. Die Hoffnung, die mir der Anzug gegeben hatte, zerfiel schnell wieder zu Staub. Irgendwann kam Dufort zum Ende. Selbst er klang müde.

  »Eins noch: Ihr müsst eure InterLinks und die Implantate entfernen. Amber Island registriert solche Systeme und kann euch darüber identifizieren.«

  »Sind die Anzüge dann kein Problem?«, fragte ich.

  »Nein, sie haben Tarntechnik und Störsender für so etwas. Beides hilft auch gegen Ortungssysteme von Lenkwaffen. Außerdem gleicht der Effort­Suit die fehlenden InterLinks aus: Über die Displays in den Helmvisieren könnt ihr miteinander reden und auch mit den Systemen von Amber Island interagieren, falls ihr Zugang bekommt.«

  Falls wir Zugang bekamen. Aber da die Chancen schlecht standen, es überhaupt nach Amber Island zu schaffen, musste ich mir vorher kaum das Hirn darüber zermartern.

  »Wenn es keine Fragen mehr gibt, schalten wir euch jetzt ab und deakti­vie­ren Ophelias InstantClear.«

  Es gab keine Fragen mehr – zumindest keine, auf die jemand eine Antwort wusste. Abschließend wurde mir nur noch die Order gegeben, Luciens Befehle zu befolgen, dann wünschte Dufort uns viel Glück und klinkte sich aus.

  Als hätte er das bereits geahnt, nahm Lucien ein Set aus dem Behälter, der die Anzüge beinhaltet hatte. Er zog ein chirurgisches Skalpell und einen SubDerm-Injektor heraus und gab mir beides.

  »Ladies first.«

  Meine Hände zitterten, und ich bemühte mich, an nichts zu denken, während ich das Skalpell an Luciens Schläfe und schließlich hinter den Ohren ansetzte. Er machte keinen Mucks, und die Injektion sorgte dafür, dass die Schnitte sofort geschlossen wurden. Ich trat einen Schritt zurück und atmete aus.

  »Fertig.«

  Er nickte und nahm ein zweites Skalpell. Behutsam strich er meine Haare zur Seite und führte bei mir die gleichen Schritte aus, schnell und routiniert. Es brannte, aber ich biss die Zähne zusammen. Dann hielt ich ihm meinen Oberarm hin. Eine ­Minute später lagen EarLinks und Implantate neben meinem WrInk auf dem Tisch. Lucien entfernte seinen eigenen selbst aus dem Handgelenk.

  »Okay, dann nur noch das hier.« Es waren Tropfen, die EyeLinks zersetzen konnten. Ich träufelt
e ein paar in meine Augen und spürte eine leichte Wärme, während sich die Links auflösten. Dann gab ich sie weiter an Lucien. Er benutzte sie nicht nur für seine EyeLinks, sondern träufelte sie auch über die EarLinks und die Implantate.

  »Himmel, endlich bin ich diese Dinger los.« In der Sekunde, als die InterLinks verschwunden waren, wandelte sich Luciens Blick. Als hätte er mit voller Absicht den Unbeteiligten gespielt, loderte es in seinen Augen auf. Ich spürte, wie etwas in mir ­sofort darauf reagierte.

  Wir standen sehr dicht beieinander, aber diesmal war ich es, die meine Hand hob und an seine Wange legte. Sanft strich ich mit den Fingern über seine Haut, und diese Berührung verschaffte mir einen Frieden, den ich seit Monaten nicht gefühlt hatte. Ich wollte mehr, wir beiden wollten das. Aber bevor unsere Lippen sich berühren konnten, nahm Lucien Abstand.

  »Verdammt«, fluchte er. »Das geht so nicht.« Er schloss ergeben die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah ich Frust in dem Graublau, dazu Wut und etwas, auf das ich nicht mehr zu hoffen wagte. »Wir haben eine erstklassige Selbstmordmission mit grauenhaften Erfolgsaussichten vor uns. Es gibt keine Chance, das zu überleben, wenn wir …« Er beendete den Satz mit einer knappen Geste. Für seine Verhältnisse war das ziemlich unbeholfen.

  »Ich weiß«, antwortete ich. Meine Haut prickelte immer noch, weil sie darauf wartete, von ihm berührt zu werden.

  »Wir machen einen Deal.« Lucien trat einige Schritte von mir weg und hob die Hände. »Solange diese Mission dauert, tun wir so, als wäre zwischen uns nie etwas passiert. Keine Ruine, keine Burger, keine gemeinsamen Nächte, keine Liebeserklärungen, keine Lügen, kein Attentat. Vor allem kein Attentat. Wir sind einfach zwei Agenten, die zusammen einen Auftrag erledigen und sich aufeinander verlassen können. Deal?«

  Wir waren zum ersten Mal allein, und ich wollte wenigstens mit ihm über all diese Dinge reden, aber er hatte recht. Das war nicht der richtige Moment dafür. Also zwängte ich mein Gefühlschaos in ein kleines Kästchen und schob es in eine Ecke meines Gehirns, wo selten aufgeräumt wurde. Es klang wie ein Seufzen, als ich antwortete.

  »Deal.«

  23

  Wir waren gut ausgerüstet, als wir uns dem FlightJack näherten. Das würde uns gegen Amber Island vermutlich nicht helfen, aber trotzdem fühlte ich mich sicherer. Und wenn ich Lucien nicht zu nahe kam, funktionierte vielleicht sogar unsere Ab­machung.

  »Ab jetzt dürfen wir nichts mehr sagen, das uns enttarnen könnte.« Lucien musterte unser Fortbewegungsmittel. »Wie ich Costard kenne, wird er uns überwachen. Optisch war nichts vorhanden, das hätte ich gesehen. Aber die hören uns wahrscheinlich ab.« Er legte sich etwas um, das aussah wie ein schwarzer Halsreif. »Das imitiert Emiles Stimme.« Er schaltete es ein und stieg in den FlightJack. »Schritt eins: Das verdammte Ding aufspüren.«

  Mein Kollege, als den ich ihn jetzt betrachten musste, hantierte an den Instrumenten, als hätte er nie etwas anderes getan. Eine Karte tauchte auf dem Display auf, versehen mit einer Markierung. Sie bewegte sich langsam von uns weg.

  »Ich wüsste gern, wie sie das geschafft haben«, sagte ich. Wie hatte Costard etwas aufgespürt, das nicht aufzuspüren war? Und wie hatte er es dann auch noch verfolgen können? Weder er noch die OmnI besaßen Zugang zu den relevanten Datenbanken.

  »Ich auch«, stimmte Lucien mir zu. Es war merkwürdig, ihn mit Emiles Stimme sprechen zu hören. »Aber Troy und Costard wollen diesen DataPod unbedingt. Sie müssen einen Weg gefunden haben.«

  Ich schnaubte. »Wahrscheinlich hat ihr Grips danach nicht mehr für andere gute Ideen gereicht. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie uns in einen fliegenden Pappkarton setzen und auf die Jagd nach einer wandelnden Todesinsel schicken.« Das durften sie ruhig hören.

  Lucien lachte halbherzig. Das Kästchen in meinem Kopf rührte sich trotzdem. Ich schob es energisch zurück an seinen Platz.

  »Ich frage mich, wie wir bei dem windigen Wetter auf dem Wasser landen sollen«, sagte ich und legte den Gurt an. Der Sturm zerrte am FlightJack und rüttelte ihn schon am Boden durch.

  »Landen?« Lucien lachte bitter. »Wir werden dort nicht landen.«

  »Was dann?« Wir hatten mit Dufort einige Szenarien zur Landung in der Nähe von Amber Island durchgespielt – durch Änderung der Flughöhe, Verwirren der Geschütze oder pures Glück. Nichts davon hatte so geklungen, als wäre es möglich. Gar nicht zu landen erschien mir allerdings auch nicht sinnvoll. »Emile? Was hast du vor?«

  »Warte einen Moment.« Lucien ging in den hinteren Teil der Kabine. Ich schnallte mich ab und folgte ihm. Hinten gab es ein Frachtabteil und einen mannshohen Behälter, an dem Sauerstoffmasken hingen. Lucien öffnete prüfend die Tür und sah hinein. »Das ist gut, das könnte gehen«, murmelte er.

  »Willst du mich in deinen Plan einweihen?«, fragte ich.

  »Es ist kein richtiger Plan. Nur eine Idee.«

  »Eine Idee? Das klingt vage.«

  »Mehr als vage, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.« Lucien schloss die Tür wieder. »Vertraust du mir?« Er sah mich an und ich vergaß unsere Abmachung. Als das Kästchen in meinem Kopf aufsprang, lächelte ich.

  »Natürlich.«

  »Gut. Denn diese Sache hier braucht eine Menge Vertrauen.«

  »Was hast du vor?«

  »Etwas halbwegs Wahnsinniges.« Er musterte den Behälter und schien die Maße abzuschätzen. »Wir werden uns von Amber Island abschießen lassen.«

  Meine Augen wurden groß. »Das ist nicht halbwegs wahnsinnig. Das ist weit über wahnsinnig hinaus. Wie sollen wir das überleben?«

  »Hiermit.« Er klopfte gegen die Wand und ich nahm den Behälter genauer unter die Lupe. Seine Beschaffenheit war massiv und er war groß genug für zwei Personen. Wenn ich das richtig sah, war es ein ProtectRoom – eine Art Notkapsel, die im Falle eines Absturzes abgeworfen wurde. Plötzlich ahnte ich, was ­Lucien vorhatte.

  »Du glaubst, Amber Island wird dieses Ding als Trümmerteil identifizieren?«

  »Falsch.« Lucien verzog das Gesicht. »Ich hoffe, dass sie das tut. Es ist reine Spekulation.«

  »Es ist brillant«, widersprach ich. »Sie hat keine Bioscanner, also bemerkt sie uns auf die Art nicht.«

  Lucien sah mich an, und ich spürte für eine Sekunde die ­gleiche Verbindung, die es früher zwischen uns gegeben hatte. Aber angesichts seiner nächsten Worte trat Frust an ihre Stelle – und ich landete auf dem harten Boden der Tatsachen.

  »Wir werden sehen, ob es klappt«, sagte Lucien nüchtern. »Was Amber Island an Waffen hat, kann den ProtectRoom ohne Probleme durchschlagen. Also müssen wir so tun, als wären wir eine Aufklärungsdrohne. Mit etwas Glück gibt sie sich dann mit der Zerstörung der Triebwerke zufrieden und ignoriert uns danach.«

  Ich musterte den ProtectRoom. »Überlebt man damit auch, wenn man auf der Insel selbst aufkommt?«

  »Normalerweise sollte man das. Aber es wäre nicht klug, in Reichweite der Geschütze zu landen. Wir sollten auf jeden Fall das Wasser anvisieren.«

  »Du denkst, die Ballasttanks sind die richtige Idee?«

  »Dufort hat gesagt, sie sind wahrscheinlich ungesichert.«

  »Und wenn Amber Island sinkt, dann saugt sie Wasser in die Tanks, sodass wir automatisch mitgezogen werden?«

  »Das ist der Plan, ja.«

  Ich lächelte. Wir funktionierten gut als Team, besser als gedacht. Gemeinsame Nächte glichen den Mangel an gemeinsamen Einsätzen vielleicht aus.

  »Was genau müssen wir jetzt machen?« Ich hatte keine Erfahrung darin, von einer schießwütigen Insel vom Himmel ­geholt zu werden.

  »Wir werden uns Amber Island so weit nähern, wie es möglich ist.« Lucien setzte sich wieder und initiierte den Start. »Dann gehen wir in die ProtectRoom-Kapsel und warten darauf, dass der Alarm ausgelöst wird. Wenn das passiert, wird der ganze Behälter blitzartig mit Schaum gefüllt, um unseren Aufprall abzufangen.«

  Ich schluckte. »Das ist nichts für Menschen mit Platzangst, schätze ich?«

>   »Nope.« Lucien schüttelte den Kopf. »Aber anders geht es nicht. Wir werden mit dem Rest des FlightJacks abstürzen und hoffentlich in der Nähe der Insel landen. Wenn das geschehen ist, wird der Schaum neutralisiert und die Luke öffnet sich.«

  »Und wie verschwinden wir, sollten wir den Auftrag tatsächlich erledigen können?« Wenn der FlightJack zerstört war, fehlte uns ein Transportmittel.

  »Hast du die röhrenartigen Gänge an der Oberfläche gesehen, die vom ReachCenter wegführen?«

  »Ja.« Ich erinnerte mich an die sternförmig angeordneten Tunnel.

  »Sie führen zu vier Shuttles, die vom Center aus erreicht werden können. Zumindest stand das in den Informationen von Costard.« Wir hatten kurz gecheckt, ob sich die Infos aus ­Maraisville mit denen von Costard deckten – sonst hätten wir gar nicht darüber reden können, ohne aufzufliegen.

  »Wir holen uns also den DataPod, marschieren ins ReachCenter und hauen mit einem der Shuttles ab?«

  »Genau.«

  »Alles klar.« Ich setzte mich und schnallte mich an.

  »Kein Einspruch?« Lucien sah mich fragend an.

  »Hast du welchen erwartet?« Ich hob eine Augenbraue. »Ich habe gesagt, ich vertraue dir.«

  Er lächelte leicht. Da fiel mir seine Tarnung ein.

  »Woher weißt du das eigentlich alles?« Emile war Rekrut der Schakale, aber dort hatten wir nicht viel über solche Fluggeräte gelernt. Wenn wir den Schein wahren wollten, mussten wir den Zuhörern eine Erklärung liefern.

  »Mein Vater ist ein großer Fan von allem, was fliegt«, antwortete Lucien ohne Zögern. »Er hat sogar Modelle von den meisten Typen zu Hause. Auf seinem Schreibtisch steht die Nachbildung einer FlightUnit der ersten Generation. Damals hieß das noch Flugzeug.«

  Ich hatte schon öfter bemerkt, dass Lucien vor dem Auftrag bei ReVerse sehr ausführlich mit Emile gesprochen haben musste. Aber bei dieser Geschichte war ich unsicher, ob sie nicht gelogen war.

  »Ein Nostalgiker also. Gut für uns, würde ich sagen.«

 

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