Der Himmel wird beben
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»Letzte Chance, um abzuhauen.« Er berührte meine Wange. »Du hast kein Implantat, keinen WrInk, keine InterLinks … Sie würden dich nie finden.«
»Nein.« Ich hatte meine Arme um ihn gelegt und schüttelte den Kopf. »Wenn ich jetzt verschwinde, wirst mindestens du, aber sicher auch meine Familie dafür bezahlen. Ich bringe das zu Ende.«
»Wir bringen es zu Ende«, korrigierte er. »Zusammen.«
»Zusammen.« Ich nickte. Dann straffte ich meine Schultern und wir gingen los.
»InterLinks, Eye und Ear, dazu die Implantate.« Dufort reichte uns jeweils eine blaue Box und dazu zwei SubDerm-Injektoren. Dass er die FlightUnit begleitete, die uns abholte, schien Lucien nicht zu passen.
»Bist du jetzt Phoenix’ Laufbursche?«
Dufort schoss einen Seitenblick auf mich ab und zog die Augenbrauen zusammen.
»Ich habe Mist gebaut. Also tue ich, was man mir sagt.«
»Ich habe Mist gebaut«, stellte ich richtig. »Das hatte nichts mit dir zu tun.«
Er sah mich überrascht an, aber dann verfinsterte sich sein Gesicht wieder.
»Die Erkenntnis kommt etwas zu spät, oder?«
»Cas, komm schon«, sagte Lucien mahnend.
Dufort sah zu ihm, dann zu mir und wieder zurück. Anschließend nickte er, alles andere als erfreut. »Ich hoffe, du weißt, was du tust.« Das galt Lucien.
»Keine Sorge, das weiß ich genau«, antwortete der. »Aber es wäre gut, wenn das unter uns bleiben würde.«
Dufort neigte den Kopf. »Es ist eh besser für mich, wenn ich so tue, als wüsste ich von nichts. Phoenix würde ausrasten.«
»Das hat mich noch nie gestört.«
»Ich weiß. Du warst schon immer bewundernswert immun gegen seinen Zorn. Aber wir anderen mögen unseren Job, Luc. Ich würde meinen gerne behalten.«
Ich sah in Luciens Gesicht so etwas wie Sehnsucht. Im Gegensatz zu Dufort hätte er alles darum gegeben, von Phoenix rausgeworfen zu werden. Aber das würde nie passieren. Der Kopf der Schakale hatte zu viel investiert, um aus Lucien den Agenten zu machen, der er heute war.
»Und wie weit gehst du dafür, Cas?«, fragte Lucien seinen Freund, während die FlightUnit langsam abhob.
»Was meinst du damit?«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Und du weißt genau, wem ich mich verpflichtet fühle.« Dufort sah pikiert aus. »Wenn du ernsthaft fragst, ob ich mich im Fall des Falles für dich und Leopold oder für Phoenix entscheiden würde, dann sollte ich dir sagen, dass du mich mal kannst.«
Lucien lachte und entschuldigte sich bei Dufort. Ich kam bei dem folgenden Gespräch nicht ganz mit, aber da die beiden schon lange gute Freunde waren, wunderte mich das nicht.
»Aber wieso willst du das wissen?«, fragte ich irgendwann Lucien. »Warum sollte es überhaupt dazu kommen, dass sich jemand für Leopold oder Phoenix entscheiden muss?«
»Das weiß ich noch nicht.« Lucien seufzte. »Aber ich habe ein dummes Gefühl, was Phoenix angeht. Seit Wochen versuche ich, es abzuschütteln, aber es geht einfach nicht weg.«
»Du vertraust ihm nicht mehr?«, fragte ich.
»Ich habe ihm nie vertraut«, antwortete Lucien ernst. »Ich habe seine Befehle ausgeführt, weil ich keine andere Wahl hatte. Aber dabei habe ich nie den Kopf abgeschaltet. Er versucht zu vehement, mich von dir fernzuhalten. Daran ist etwas faul.«
»Von mir fernhalten?«, fragte ich. »Was hat er denn gesagt?«
»So ziemlich alles, was man sich zu dem Thema nur vorstellen kann.« Lucien schnaubte. »Er hat mich vor dem Einsatz auf der Insel ins Gebet genommen, hat mir gedroht, dass jede Annäherung Konsequenzen haben würde. Während wir auf dem Weg zur Küste waren, hat er mir eingeschärft, dass ich dich gefälligst wie eine Verräterin behandeln soll – und sollte ich meine Links noch einmal deaktivieren, würde er das InstantClear in deinem Implantat freisetzen.«
»Das hat er gesagt?« Meine Augen wurden groß. Phoenix’ Hass auf mich war größer, als ich gedacht hatte.
»Jedes Wort.«
»Er glaubt wohl, ich würde dich auf Abwege bringen.«
»Vielleicht auch das, aber ich habe das Gefühl, es ist mehr als das.« Lucien legte seine Hände gegeneinander und sah Leopold für einen Moment sehr ähnlich. »Es wäre nicht das erste Mal, dass er seine eigenen Ziele verfolgt.«
»Warst du deswegen beim Briefing gestern so merkwürdig?« Ich sah ihn an. Dieses fast schon unterwürfige Verhalten hatte überhaupt nicht zu ihm gepasst.
»Ich lasse Phoenix schon lange nicht mehr in meinen Kopf«, bestätigte Lucien. »Er ist mein Boss und ich weiß, dass ich mitspielen muss, weil er Leopold in der Hand hat. Aber das ist auch schon alles.«
»Weiß dein Bruder von den Bedenken gegenüber Phoenix?«
»Natürlich weiß er das. Nur kann er nichts tun. Keiner von uns kann das.«
»Wir machen gute und wichtige Arbeit«, sagte Caspar. »Da spielt es nur selten eine Rolle, wer uns die Befehle erteilt.«
»Wie bei Ferro?« Die Worte waren heraus, bevor ich sie zurückhalten konnte.
»Nein, Ferro war eine offene Rechnung.« Lucien nickte grimmig. »Er hat sechs Kollegen von uns getötet. Und inzwischen wissen wir, dass er mit Amelie in Kontakt stand und sie seinetwegen die Seiten gewechselt hat. Dieses Ende hatte er verdient.«
Ich erinnerte mich daran, dass Imogen damals in meinem Doch-kein-Traum etwas über Luciens Schwester gesagt hatte.
»Ist Amelie noch in Maraisville?«
»Es reicht jetzt«, sagte Dufort scharf. »Du solltest diese Fragen nicht stellen und wir sollten sie nicht beantworten.«
»Warum? Weil ich der Feind bin?« Ich hob das Kinn.
»Ich habe keine Ahnung, was du bist. Aber ich weiß, dass ich mit dir nicht über den innersten Kreis von Maraisville sprechen will.«
Unangenehmes Schweigen trat ein und ich sah zu Lucien, der leicht den Kopf schüttelte. Es war eine kaum sichtbare Geste, aber ich verstand. Es gab Dinge, die sollte auch Dufort nicht wissen.
In ungemütlichem Schweigen setzten Lucien und ich InterLinks und Implantate ein, zogen unsere Sachen an und warteten darauf, dass die Verbindung der Links nach Maraisville wiederhergestellt wurde. Dufort installierte währenddessen den infizierten Code auf dem gestohlenen DataPod und ließ uns in Ruhe – ein allerletzter Moment ohne Beobachtung.
Dann gingen die Links online, und ich wusste, dass ich wieder auf jeden Blick, jede Regung und jede Geste achten musste. Unsere Auszeit, diese Oase in einer endlosen Wüste aus Lügen und Taktieren, löste sich auf, als sei es eine Fata Morgana gewesen.
Bald darauf landeten wir, etwa eine Stunde Fußmarsch von der Insel entfernt, damit keiner erkannte, dass es nicht Costards FlightUnit war, mit der wir kamen. Wir nahmen die Tasche mit dem DataPod und der Ausrüstung von ReVerse, Lucien und Dufort klärten letzte Fragen, dann umarmten sie sich zum Abschied. Ich folgte Lucien aus der Unit. Als ich an Dufort vorbeiging, hielt er mich zurück.
»Nur, damit das klar ist«, sagte er und sein schönes Gesicht war sehr ernst. »Ich traue dir nicht und das werde ich auch nie wieder tun. Was Lucien macht, ist seine Sache. Aber ich werde nicht zulassen, dass du noch einmal einem Mitglied der königlichen Familie schadest.«
»Dann haben wir ja etwas gemeinsam«, sagte ich selbstsicherer, als ich mich fühlte. »Denn das werde ich auch nicht zulassen.« Damit ging ich an ihm vorbei.
Während die Unit abhob, streckte Lucien hinter dem Rücken die Hand nach meiner aus und drückte sie. Er sagte nichts, aber ich konnte noch immer seine Worte in meinem Kopf hören: Vertrau mir, dass wir einen Weg finden werden.
Hoffentlich behielt er recht.
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Lucien und ich warteten, bis die FlightUnit außer Sicht war. Dann machten wir uns auf den zähen und anstrengenden Weg. Der Wind blies uns heftig ins Gesicht und obwohl wir dicht nebeneinander gingen, hätten auch hundert Kilometer zwischen uns liegen können. Wir konnten nicht off
en miteinander reden, weil Maraisville zuhörte. Wir durften uns nicht berühren, falls ReVerse uns schon gesichtet hatte. Also schwiegen wir und taten ab und zu so, als wäre der Boden uneben, damit wir die kurzen, dürftigen Berührungen als Hilfestellung tarnen konnten.
»Was ist das?« Ich zeigte in Richtung Horizont. Dort war ein schwarzer Punkt zu sehen, der rasch näher kam.
Lucien griff nach seiner Waffe, ich tat es ihm nach und schob mir mit der freien Hand ein paar Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. Wer da auf uns zukam, konnte ich trotzdem nicht erkennen.
»Wir sollten in Deckung gehen«, sagte Lucien.
Ich nickte und folgte ihm zu einem der kleinen Pinienhaine. Aber als ich noch einmal über die Schulter sah, erkannte ich, was da auf uns zusteuerte: Ein Wagen mit jemandem, der winkend den Arm hob.
»Das ist Jye«, rief ich gegen den Wind an. Lucien verengte kurz die Augen, dann senkte er die Waffe. Gemeinsam gingen wir Jye entgegen. Nur eine Minute später hielt er neben uns.
»Ich habe gesehen, dass eine FlightUnit in der Nähe gelandet ist. Mitfahrgelegenheit gefällig?« Mein Freund lächelte, aber ich sah ihm seine Trauer trotzdem noch an.
»Immer.« Nur zu gerne hätte ich ihm gesagt, dass wir unserem Ziel näher gekommen waren. Aber ich wollte Maraisville nicht auf ihn aufmerksam machen.
»Hat alles geklappt?«, fragte Jye dann jedoch selbst.
»Mehr oder weniger.« Lucien grinste verhalten. »Wir erzählen es dir später. Erst mal brauchen wir eine Runde Schlaf und etwas Anständiges zu essen.«
»Synthetisches Hühnchen ist immer da.«
Lucien und ich stöhnten synchron über diesen Vorschlag und brachten Jye damit zum Lachen. Aber schnell nistete sich wieder die Trauer in seinem Blick ein.
»Verschwinden wir hier.« Er duckte sich gegen den Wind und kletterte auf den Fahrersitz.
Lucien legte die Tasche mit dem DataPod vorsichtig in den Wagen und befestigte sie mit den Gurten. Ich warf unsere Ausrüstung hinterher und packte den Bügel des Gefährts, um einzusteigen – als mich ein Kribbeln in meinem Nacken warnte. Alarmiert hielt ich inne, wechselte einen Blick mit Lucien. Auch er schien es zu spüren.
»Was …?«
Plötzlich zischte etwas – so laut, dass es sogar den Sturm übertönte. Ich sah mich blitzschnell um, konnte aber nichts erkennen. Was war das?
Dann passierte alles Schlag auf Schlag. Ich hörte nur, wie jemand »der Reifen« sagte, da riss Lucien mich schon zu Boden. Ich landete schmerzhaft mit Knien und Händen auf einigen Steinen.
»Jye! Runter!«, brüllte Lucien dann meinem Freund zu. Der machte sich hektisch los, um aus dem Wagen zu kommen, blieb mit dem Fuß an der Kante hängen, befreite sich fluchend, schaffte es endlich raus. Aber es war zu spät.
Ein Übelkeit erregendes Knallen zuckte durch die Luft, als das Projektil ihn traf. Für eine Sekunde stand die Welt still. Jye sah an sich herunter, als würde er es nicht begreifen. Dann fiel er auf die Knie.
»Nein!« Meine eigene Stimme schrillte mir in den Ohren. Schnell stemmte ich mich hoch. Ich wusste, dass wir beschossen wurden. Aber ich hatte nur Augen für Jye.
»Bleib unten, verdammt!« Neben mir hatte Lucien längst seine Waffe gezogen und schoss zurück.
»Ich muss ihm helfen!«
»Wenn du selbst getroffen wirst, ist das keine Hilfe!«
Jye war auf den Boden gesackt. Er presste eine Hand auf die Wunde an seiner Schulter. Weitere Schüsse fielen, trafen den Wagen und peitschten auf den Boden vor uns. Jetzt hätten wir die EffortSuits gebraucht.
»Halt durch, Jye«, flehte ich. »Wir helfen dir!« Dann nahm ich meine Waffe und feuerte auf unsere Angreifer. Ich sah niemanden genau, nur ein paar schwarz gekleidete Gestalten mit Masken und Gewehren. Waren das Leute von ReVerse? Aber wieso sollten sie auf Jye schießen? War in den letzten 24 Stunden etwas passiert, das ihn zum Feind gemacht hatte? Oder galt dieser Angriff Lucien und mir?
Die Salven rissen nicht ab, aber Lucien erwischte einen der Schützen. Dann lud er sein Ersatzmagazin in die Waffe und hielt sie mir hin.
»Hier, gib mir Feuerschutz.«
»Was hast du vor?«
»Ich helfe Jye.«
»Aber sollte ich nicht besser …« Ich brach ab. Jye war über 1,90 groß und wog sicher ein Drittel mehr als ich. Lucien hatte viel bessere Chancen, ihn in Sicherheit zu bringen. »Okay.« Ich nickte, nahm die beiden Waffen und schoss blindlings auf unsere Gegner.
Lucien kroch zu Jye und verharrte dort kurz. Dann sprang er in die Hocke, packte ihn unter den Armen, zog meinen Freund so schnell wie möglich aus der Schusslinie. Ich legte erneut an, schoss mit links unkontrolliert, mit der rechten Hand genauer, visierte an, traf aber nur die Bäume. Trotzdem wurde es plötzlich still, und ich sah zwei Schatten, die sich aus dem Dickicht lösten und verschwanden. Ich wartete ein paar Sekunden, dann kam ich auf die Füße.
»Wir haben sie vertrieben.« Unsere Tasche lag noch im Wagen. Ich riss sie heraus und zog mit zitternden Fingern den Reißverschluss auf. Dann rannte ich auf die andere Seite. Als ich neben Jye und Lucien auf die Knie fiel, hatte ich das Notfallset endlich geöffnet.
»Wie schlimm ist es?« Jyes fahle Haut und der sich ausbreitende dunkelrote Fleck auf seinem Shirt waren Antwort genug. Aber was mir allen Mut nahm, war Luciens Gesicht: Nicht einmal bei Tatius hatte es so hoffnungslos ausgesehen. Verzweifelt presste er seine tiefroten Hände auf die Wunde am Hals, doch das Blut rann trotzdem stetig durch seine Finger.
»Versuch es mit dem Set«, sagte er nur. Schnell schoss ich den Inhalt des SubDerm-Injektors mit dem Healing-Serum in Jyes Hals und jagte dann einen mit Adrenalin hinterher. Aber das Serum war für solche Verletzungen nicht gedacht. Es würde nicht reichen.
»Die haben seine Schlüsselbeinarterie erwischt«, murmelte ich und presste meine Hand zusätzlich auf die Stelle. Mit den Fingern fühlte ich nach der Ader, um sie zuzudrücken, aber sie war völlig zerfetzt. Außerdem gab es weiter unten noch eine Wunde, die nicht so stark blutete, aber in der Nähe des Herzens war. Ich nahm die freie Hand, um dort zu drücken. »Er stirbt!« Ich suchte Luciens Blick. »Bitte tu etwas!«
»Was soll ich denn machen?«, rief er verzweifelt. »Ich bin kein Arzt und es ist kein OP-Team hier!«
Eine Idee schoss mir in den Kopf, als wäre sie eines der Projektile. »Was wäre, wenn du das wärst?«
»Wenn ich was wäre?«
»Wenn du verletzt wärst! Die würden dich doch nicht hier in der Pampa verrecken lassen!«
Er holte Luft. »Es gibt Notfallprotokolle für so etwas. Aber –«
»Dann aktivier das Protokoll!«, flehte ich ihn an.
»Das kann ich nicht! Er ist von ReVerse!«
»Ja, aber er hat uns gedeckt! Jye weiß, wer du bist und warum ich hier bin – und hat nichts gesagt!« Meine Finger auf der Wunde wurden taub, so stark drückte ich zu. »Ich werde nie wieder irgendetwas von dir verlangen, ich akzeptiere auch ein Clearing auf null, aber bitte, bitte, rette ihm das Leben!«
Lucien zögerte nur eine Sekunde, dann ging ein Ruck durch seinen Körper. »Wer ist gerade da?«, fragte er ins Nichts und wartete. »Hol mir bitte Imogen an die Links, ich brauche sie. Und sag Cas, er soll umdrehen und uns holen. Wir haben einen Verletzten. Nein, auf meinen Befehl hin. Ich weiß, dass es Ärger gibt, aber das ist mir egal. Ja. Danke.« Er atmete aus und sah mich an. »Es wird Zeit, dass ich ein paar Gefallen einfordere.«
»Ich danke dir«, flüsterte ich und wusste, dass jeder in Maraisville gerade sehen konnte, was ich für Lucien empfand. Aber es war mir egal. Mir war alles egal, solange Jye gerettet werden konnte.
»Dank mir noch nicht.« Lucien sah besorgt auf Jye hinunter, die Hände immer noch fest auf der Wunde an seiner Schulter. »Die Verletzungen sind schwer und er hat viel Blut verloren. Ich habe keine Ahnung, ob er es schafft.«
»Er schafft das«, sagte ich und drückte meine Finger noch stärker auf die Wunde. »Er muss es schaffen.«
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bsp; Die FlightUnit kündigte sich durch lautes Röhren an, und kaum war die Rampe offen, trugen wir Jye hinein. Dufort fragte nach den Verletzungen, sagte sonst nichts und machte sich an die Arbeit. Er behandelte Jye, als wäre er einer seiner eigenen Leute: vorsichtig, aber mit aller Entschlossenheit.
»Danke«, sagte ich, während wir meinen Freund auf eine Liege hoben. »Ich weiß, dass du das nicht tun müsstest.« Er konnte sich keinen weiteren Ärger leisten.
Dufort schüttelte den Kopf. »Ich sollte es vor allem nicht tun. Aber wir beide würden wohl alles für einen Freund machen.« Er warf Lucien einen schnellen Blick zu. Dann holte er die Notfallausrüstung und begann um Jyes Leben zu kämpfen.
Eine endlos lange Zeit stemmten wir uns erbittert zu dritt gegen den Tod. Es war eine nahezu aussichtlose Schlacht. An Bord gab es zwar ein NanoHealing-Set, aber das brauchte Zeit, und es gab keine Konserven mit synthetischem Blut. Mehrmals setzte Jyes Atmung, dann auch sein Herz aus. Wir kämpften, reanimierten unermüdlich, überredeten es dazu, wieder zu schlagen. Es tat uns nur kurz den Gefallen, dann ging der Horror von vorne los. Halt durch, flehte ich innerlich. Bitte, halt durch.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schlug das NanoHealing endlich an. Jyes Herzschlag blieb schwach, wurde aber regelmäßig. Sein Zustand war trotzdem mehr als kritisch, und ich wusste, er würde sterben, wenn man ihn nicht bald operierte. Wir konnten hier nichts mehr für ihn tun.
Ich sank auf den Boden neben Jyes leichenblasser Gestalt und wischte die blutverschmierten Hände an meiner Hose ab. Wann würde das endlich aufhören? Wann würde ich nicht mehr um das Leben von jemandem bangen müssen, der mir wichtig war?
»Wir sind gleich da.« Lucien setzte sich neben mich und lehnte den Rücken an die Wand. Dann nahm er meine Hand und hielt sie fest.