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Was auch immer geschieht 02 - Feeling close to you

Page 18

by Iosivoni, Bianca


  Später. Denn im Moment war ich vollauf zufrieden damit, seine Nähe zu spüren und die Arme ganz fest um ihn zu schlingen.

  »Mhhh«, machte er gedämpft in meinem Haar. »Du riechst gut.«

  Ich gluckste, auch wenn mein Puls in die Höhe schoss. Trotzdem machte ich mich nicht von ihm los. »Nach Menschen, Stress und Flugzeug?«

  »Nein.« Parkers Lachen war nicht zu hören, aber ich spürte deutlich, wie seine Schultern bebten. »Nach dir.« Sein warmer Atem streifte meinen Hals und hinterließ eine prickelnde Gänsehaut. Dann löste er sich ein Stück von mir und sah lächelnd auf mich hinunter. Für eine Sekunde verweilte sein Blick auf meinem Mund, dann schaute er mir wieder in die Augen. »Willkommen in Pensacola.«

  »Danke.«

  War das wirklich ich, die so atemlos klang? Gott, das war ja furchtbar. Aber ich konnte meine Reaktionen auf diesen Kerl einfach nicht abstellen. Erst recht nicht, als er mir wie selbstverständlich den Arm um die Schultern legte und mich an den ganzen Leuten vorbei Richtung Ausgang führte.

  »Ist das dein ganzes Gepäck?«, fragte er und deutete auf meine Tasche.

  »Jepp.« Schließlich war ich nur für ein paar Tage hier. Zahnbürste, Schminkzeug, Unterwäsche, ein paar Klamotten, Handy, Ladekabel, Geldbeutel. Wie viel mehr brauchte man?

  Im Aufzug ließ er mich los, aber ich spürte immer wieder seine Blicke auf mir, bis ich mich schließlich im Parkhaus zu ihm umdrehte. Gegen meinen Willen musste ich lächeln. »Was?«

  »Nichts.« Er schüttelte den Kopf, aber auch seine Mundwinkel zuckten. »Ich kann nur nicht ganz glauben, dass du wirklich da bist.«

  Mir lag eine sarkastische Erwiderung auf den Lippen, aber ich schluckte sie hinunter. »Ich auch nicht«, erwiderte ich stattdessen ehrlich und hielt ebenfalls an, als Parker neben einem schwarzen Wagen stehen blieb. »Dad wird mich um­bringen.«

  »So schlimm?« Parker nahm mir die Tasche ab und legte sie in den Kofferraum. Dann drückte er die Klappe wieder zu. Die Bewegung zog meine Aufmerksamkeit automatisch auf seinen Bizeps. Huh. Wer hätte gedacht, dass ein Gamer so trainiert sein konnte? Im selben Moment, in dem diese Feststellung in meinem Kopf auftauchte, verpasste ich mir in Gedanken einen Tritt. Ich hasste die Klischees, mit denen sich Gamer und vor allem Gamerinnen herumschlagen mussten, und jetzt war ich selbst in diese Falle getappt. Mist.

  Ich räusperte mich und versuchte, mich daran zu erinnern, was Parker gerade gesagt hatte. Dann zuckte ich mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber er war nicht so happy darüber, dass ich zur RTX nach Texas geflogen bin. Obwohl ich mir dort auch einen Campus angeschaut habe. Allerdings hält er Gaming und Game Design sowieso für den größten Schwachsinn«, fügte ich murmelnd hinzu und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen.

  Das Auto war mittelgroß, geräumig und sauber, obwohl ich hier und da ein bisschen Sand entdeckte. Entweder pflegte Parker den Wagen gut oder er benutzte ihn nicht allzu häufig.

  »Tut mir leid, das zu hören.« Er glitt hinters Lenkrad und startete den Motor. »Mein Dad hat längst aufgegeben, zu verstehen, was ich eigentlich studiere und arbeite. Irgendwann hat er es einfach so hingenommen.«

  »Immerhin.« Es lag mir auf der Zunge, nach seiner Mom zu fragen und wie sie zu dem Thema stand, aber das würde unweigerlich Fragen nach meiner eigenen Mutter nach sich ziehen und dazu war ich noch nicht bereit. »Also«, sagte ich stattdessen und sah aus dem Fenster, als wir losfuhren und das Parkhaus verließen. »Wie sieht der Plan aus? Wie lange fahren wir?«

  »Nur zehn bis fünfzehn Minuten, je nachdem wie gut wir durchkommen. Ich bringe dich in die WG, dann kannst du erst mal ganz in Ruhe ankommen, und danach kann Cole dir den Campus zeigen. Oder ihr macht das morgen, ganz wie du willst.«

  »Morgen«, erwiderte ich, ohne darüber nachdenken oder einen Blick auf die Uhr werfen zu müssen. Es war noch hell draußen, aber ich war einmal quer durchs ganze Land geflogen – im wahrsten Sinne des Wortes. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mal mehr, in welcher Zeitzone ich mich befand.

  »Wie lange warst du unterwegs?«, wollte Parker wissen, als hätte er meine Gedanken erraten.

  Ich ging die Strecke im Geiste durch. »Alles in allem? Ungefähr elf Stunden. Ich bin um halb sechs Uhr morgens in Seattle losgeflogen und hatte einen Zwischenstopp in Denver, wo ich über vier Stunden auf den Anschlussflug warten musste, und dann noch drei Stunden Flug hierher.«

  »Wow, murmelte er. »Ich würde gern sagen, dass ich mich geehrt fühle, aber ich weiß ja, dass du den ganzen weiten Weg nicht meinetwegen gemacht hast.« Er warf mir ein Grinsen zu und setzte die Sonnenbrille auf.

  Ich zog meine eigene Sonnenbrille aus der Tasche, schob sie mir auf die Nase und lehnte mich zurück. Scheinbar entspannt, auch wenn ich das innerlich absolut nicht war. Ich war in diesem seltsamen Zustand, bei dem ich in Gedanken noch zu Hause, körperlich aber bereits an einem neuen Ort war. In dem ich eigentlich todmüde sein müsste, weil ich viel zu wenig geschlafen hatte, zu früh aufgestanden war und eine halbe Weltreise hingelegt hatte, in Wahrheit aber total überdreht war. Meine Muskeln waren angespannt, und meine Haut kribbelte vor Aufregung. Doch das lag definitiv nicht nur an der Erschöpfung oder der Tatsache, dass ich plötzlich in Florida war, sondern vor allem an dem Kerl neben mir, der den Wagen ruhig durch die vollen Straßen lenkte.

  Parker trug ein rotes Fallout-Shirt mit dem Logo von Nuka-Cola, eine verblichene Jeans und ein paar Bänder um das linke Handgelenk. Den Ellbogen hatte er lässig am Tür­rahmen abgestützt, die Hand am Lenkrad, während die andere locker auf dem Schalthebel lag. Sein Blick war geradeaus auf die Straße gerichtet, und sein Bizeps spannte sich jedes Mal ein bisschen an, wenn wir abbogen und er das Lenkrad drehte. Wie am Abend auf der RTX hatte er einen dunklen Bartschatten. Und ich musste mich nicht fragen, wie sich das auf meiner Haut anfühlte, denn ich wusste es bereits. Ich wusste es sogar sehr genau.

  Seine Mundwinkel wanderten in die Höhe, aber er sagte nichts. Musste er auch nicht, weil ich selbst merkte, dass ich ihn anstarrte. Verdammt!

  Hastig riss ich den Blick von ihm los und sah durchs Fenster nach draußen.

  Der Himmel war strahlend blau, die Sonne brannte auf uns herab, und nur ein paar schmale Wölkchen zogen vorbei. Wir hatten die Gegend rund um den Flughafen bereits verlassen und fuhren gerade über eine Brücke an einem See vorbei. Aus irgendeinem Grund war ich überrascht, wie grün es hier war. Überall waren Bäume, Sträucher, vom Sommer etwas ausgetrocknete Wiesen und Palmen zu sehen. Jawohl, Palmen. Obwohl ich wusste, dass wir in Florida waren, überraschte mich der Anblick dennoch.

  In den etwas über zehn Minuten Fahrt passierten wir mehrere Tankstellen, eine einsame Bushaltestelle, eine Apotheke direkt neben einem Beauty- und einem Waschsalon, ebenerdige Bungalows mit weißen Briefkästen am Straßenrand, und etwas, das wie ein Bootsverleih oder -verkauf aussah. Wow. Das Meer musste wirklich ganz in der Nähe sein, aber so flach wie die Gegend um uns herum war, hatte ich noch keinen Blick darauf erhaschen können.

  An einer ziemlich großen Kreuzung deutete uns ein Schild den Weg nach Pensacola Beach. Wir fuhren auf die Autobahn und nahmen wenig später schon die Ausfahrt Richtung Downtown. Hier veränderte sich das Bild zunehmend. Moderne Bauten wechselten sich mit traditionellen roten Backsteingebäuden ab, die mit massiven Säulen versehen waren, wie ich sie eher in den ländlichen Bereichen der Südstaaten erwartet hätte. Außerdem standen nun die ein- bis dreistöckigen Wohnhäuser näher beieinander und ihre Fassaden wiesen deutlich mehr Farbe auf. Da gab es mintfarbene und hellblaue Gebäude ebenso wie ein Eckhaus in einem so leuchtenden Goldgelb, als hätten sich die Erbauer die gelbe Backsteinstraße in Der Zauberer von Oz zum Vorbild genommen.

  Parker bog ein paarmal ab, bis er den Wagen schließlich in einem hübschen Wohngebiet am Straßenrand anhielt und den Motor ausschaltete. »Da wären wir.«

  Ich folgte seinem Blick zu einem der Häuser, in dem drei Generationen derselben Familie Platz finden würden. Ganz ähnlich wie mein eigenes Zuhause also, nur dass dort bloß Dad und ich lebten. Aber während unser Haus in Washington von außen kalt und steril wirkte, strahlte dieses
Haus sofort eine gewisse Wärme aus. Und das lag nicht nur an der Sonne, die auf mich herabschien, sobald ich aus dem Auto ausstieg und die Tür hinter mir zudrückte.

  Eine niedrige Steinmauer grenzte den Rasen ab, ein paar Stufen und ein Stück Weg führten zum eigentlichen Haus hinauf. Neben dem Erdgeschoss gab es noch zwei weitere Stockwerke, wenn man den Dachboden dazurechnete. Die Fassade war in einem warmen Rotton gestrichen, die Fensterläden dunkelgrün, die schmalen Säulen und das Geländer an Veranda und Balkon strahlten dagegen ganz in Weiß. Dazu kam eine dunkelbraune Eingangstür aus schwerem Holz mit einem darin eingesetzten bunten Glasmosaik – und ich musste sofort an eine meiner Lieblingsserien denken.

  »Wow …«, stieß ich ohne Nachzudenken hervor. »Das erinnert mich total an das Haus aus Charmed .«

  »Charmed?« Parker kam um den Wagen herum, meine Tasche über der Schulter. Ein neugieriger Unterton schwang in seiner Stimme mit.

  Ich nickte abwesend. »Das Original aus den Neunzigern, nicht das Remake. Meine Mom und ich haben einen ganzen Sommer damit verbracht, alle acht Staffeln durchzusuchten.«

  »Klingt nach einem guten Sommer.«

  Ich seufzte tief. »Der beste.«

  Und der letzte, bevor sie uns verlassen hatte. Mittlerweile wusste ich, dass Mom sich auf einer Reise durch Frankreich, die sie mit zwei Freundinnen gemacht hatte, in einen anderen Mann verliebt hatte. Kurz danach hatte sie ihre Sachen gepackt und war abgehauen. Erst Monate später hatte ich erfahren, dass sie mit ihrem neuen Lebensgefährten in Paris zusammengezogen war.

  Ob sie heute noch dort lebte? War sie überhaupt noch mit Mister French zusammen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Es war ja nicht so, als hätte sie sich von mir verabschiedet oder würde mich regelmäßig updaten. Von einem Tag auf den anderen war unsere Mutter-Tochter-Beziehung nicht mehr existent gewesen, und aus welchen Gründen auch immer hielt es meine Mutter offenbar für das Beste, keinen Kontakt mehr zu mir zu haben. Oder vielleicht war es für sie so auch am einfachsten.

  Ich hatte mich immer wieder gefragt, was bei uns daheim falsch gelaufen war und ob ich etwas daran hätte ändern können. Aber am Ende lief es immer auf dieselbe Sache hinaus: Mein Dad war nie zu Hause, sondern immer bei der Arbeit gewesen. Wahrscheinlich war es also kein Wunder, dass sie sich vernachlässigt gefühlt hatte. Und wenn er daheim gewesen war, hatten die beiden sich meist gestritten. Ich hatte die Diskussionen zwischen den beiden jahrelang aus nächster Nähe mitbekommen. Aber was hatte ich falsch gemacht? Warum hatte sie mich einfach zurückgelassen?

  Eine sanfte Berührung an meinem Arm. »Teagan?«

  Ich zuckte zusammen. Parker zog seine Hand sofort zurück.

  »Sorry.« Ich räusperte mich und zwang meine Gedanken wieder in die Gegenwart. »Was hast du gerade gesagt?«

  Seine Mundwinkel zuckten. »Ich hab dich nur gewarnt. Falls du einen alten Kerl mit Pfeife siehst, der dich böse anstarrt, mach dir nichts draus. Das ist Mister Oakley von unten. Und wenn er nicht gerade vorm Fernseher die ganze Welt verflucht, sitzt er am Fenster oder auf der Veranda, sonnt sich und wirft anderen Menschen finstere Blicke zu.«

  »Okay …?«, erwiderte ich etwas irritiert, aber nicht allzu überrascht. Auf der Party nach der RTX hatte ich ja schon ein paar Geschichten aus der WG gehört, genau wie von ihrem ominösen Nachbarn.

  Parker leerte den Briefkasten, dann folgten wir dem Weg zum Haus hinauf und nahmen die letzten Stufen zur Veranda, auf der ein paar Stühle und ein kleiner dreibeiniger Tisch standen. Vom berühmt-berüchtigten Mister Oakley war weit und breit nichts zu sehen. Parker öffnete die Haustür und ließ mich vorausgehen. Irgendwie war ich fast ein bisschen enttäuscht, dass es drinnen nicht auch wie bei Charmed aussah, und ich weder antike Standuhren noch einen direkten Zugang in den Wohnbereich entdecken konnte. Eine einzelne Tür gegenüber vom Eingang führte in die Wohnung im Erdgeschoss, während rechts von uns eine gewundene Treppe nach oben ging. Parker deutete darauf, also nahm ich die Stufen nach oben.

  Im Obergeschoss angekommen, hielt Parker vor der Wohnungstür inne und bedachte mich mit einem seltsamen Blick. War er etwa nervös? Angespannt? Aber warum sollte er das sein?

  »Bereit?«, fragte er mit einem belustigten Gesichtsausdruck. Gleichzeitig wirkte er so, als würde er sich gerade für das Schlimmste wappnen.

  Alarmiert runzelte ich die Stirn. »Wofür?«

  Statt einer Antwort stieß Parker die Tür auf und deutete schwungvoll hinein. »Willkommen im Chaos!«

  Ein Schritt hinein genügte, um zu wissen, was er damit meinte. Es roch verbrannt, aus zwei Richtungen schallte Musik, die unterschiedlicher nicht sein könnte, direkt vor uns im Flur lag ein blaues Handtuch auf dem Boden und irgendein Kerl brüllte etwas, das kaum zu verstehen war.

  Okay. Wow. Ich hatte keine Ahnung, was ich erwartet hatte, aber definitiv nicht, dass es so laut und chaotisch hier sein würde. Wir folgten dem Flur zur Küche, aus der uns der Geruch nach Verbranntem entgegenkam. Beim Eintreten begrüßten uns Songs einer Boyband, die ziemlich nach den Neunzigern klang. Am Herd stand eine junge Frau, ein Stück kleiner als ich, ziemlich schmal, mit Brille und fast taillenlangen goldblonden Haaren. Ihren hektischen Bewegungen nach zu urteilen versuchte sie gerade zu retten, was auch immer sie da kochte. Und sie war nicht allein. Cole sprang um sie herum und schien Schadensbegrenzung betreiben zu wollen, während der Rauch schon an die Decke stieg und es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit war, bis der Feuermelder losging. Wobei … den würde man bei der Lautstärke der Musik wahrscheinlich eh nicht hören.

  Direkt nach uns betrat auch Lincoln die Küche. Er hatte reichlich Schaum im Haar und trug nur ein Handtuch um die Hüften. Und vielleicht starrte ich einen Moment zu lange auf das Sixpack, das er dabei zur Schau trug …

  »Hey!«, rief er in die Runde. »Ich versuche zu duschen! Hört auf, am Wasserhahn rumzuspielen!«

  Parker verzog das Gesicht und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.

  Ich sah von einem zum anderen – und prustete los. »Oh mein Gott, das ist so gut!«

  Erst jetzt schienen uns die anderen überhaupt zu bemerken. Und während ich noch gegen mein Lachen ankämpfte und mir mit einer Hand Luft zufächelte, starrten Lincoln und die junge Frau uns aus riesigen Augen an.

  Cole dagegen warf auch den zweiten Topf ins Spülbecken und schaltete hastig den Herd aus. »Oh, hey, Teagan. Wieso bist du schon da?«

  Parker stellte meine Tasche auf einem Stuhl ab und durchquerte die Küche in großen Schritten, um die Fenster aufzureißen.

  Ich konnte nur grinsend den Kopf schütteln und mir den Bauch halten, der schon wehtat vom vielen Lachen. »Was ist das hier? Ein Sims-Haushalt?«

  Die Jungs starrten mich sekundenlang an, dann grölten sie los.

  Die junge Frau hingegen strahlte und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. »Ich mag dich!« Sie drückte mich mit erstaunlich viel Kraft an sich. »Ich bin Sophie. Hi!«

  »Hi«, erwiderte ich etwas überrumpelt und machte mich schnell wieder von ihr los, was zur Folge hatte, dass sie über eine unsichtbare Delle im Boden stolperte, sich jedoch in letzter Sekunde noch am Tisch festhalten konnte, bevor sie auf die Nase fiel.

  Cole, der das Ganze aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, grinste nur. »Diese WG ist chaotischer als jeder Sims-Haushalt. Glaub mir. Schon getestet.«

  Lincoln kratzte sich am Kopf, sah dann auf den Schaum auf seinen Fingern hinab und runzelte die Stirn, beinahe so, als hätte er in dem Trubel vergessen, dass er gerade aus der Dusche kam. »Du hast uns als Sims angelegt?«

  »Klar.« Lässig zuckte Cole mit den Schultern und ließ Wasser in die angebrannten Töpfe laufen. »Mit irgendwem musste ich das Spiel ja mal ausprobieren.«

  Lincoln schien noch etwas sagen zu wollen, winkte dann aber ab und verließ die Küche unverrichteter Dinge wieder. Vermutlich, um sich das ganze Shampoo aus den Haaren zu waschen.

  Parker ging zum Kühlschrank und holte zwei Flaschen Wasser heraus. Eine überreichte er mir, die andere schraubte er selbst auf. »Und da ist dir niemand Besseres eingefallen, als deine Mitbewohner?«

  »Be
schwer dich nicht, du hast eine fantastische Karriere als außerirdisches Testobjekt hingelegt.«

  Parker verschluckte sich und musste husten. »Dein verdammter Ernst?« Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund.

  Cole winkte ab. »Klar.«

  »Und der Rest?«, wollte Sophie wissen und warf einen traurigen Blick Richtung Spüle. Der Rauch hatte sich inzwischen verflüchtigt – genauso wie was auch immer sie da hatte kochen wollen.

  »Lass mich kurz nachdenken.« Cole tippte sich gegen seinen Nasenring. »Linc ist Wahrsager geworden, du bist Akrobatin, und Lizzy ist arbeitslos.«

  Diesmal war ich diejenige, die losprustete und sich beinahe beim Trinken verschluckte. »Alles klar«, sagte ich und nahm einen großen Schluck von meinem Wasser, um das Kitzeln in meiner Kehle runterzuspülen. »Und was ist mit dir?«

  Cole warf mir ein selbstzufriedenes Lächeln zu. »Aus mir ist natürlich ein gefeierter Superstar geworden.«

  »Natürlich«, antworteten Parker und ich gleichzeitig.

  Ich sah im selben Moment zu ihm, wie er zu mir. Dann lächelte er, was … seltsame Dinge in meiner Magengegend auslöste. Dinge, über die ich nicht nachdenken wollte. Nicht jetzt und nicht hier. Am besten gar nicht. Das klang doch nach einem guten Plan.

  »Da du mein Essen ruiniert hast …«, begann Sophie.

  Cole unterbrach sie mit einem Schnauben. »Du meinst wohl eher, ich habe dich vor einer Lebensmittelvergiftung und uns alle vor dem Feuertod bewahrt.«

  Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, der trotz ihrer schmalen Statur erstaunlich viel Wirkung zeigte. Bildete ich mir das nur ein oder zuckte Cole tatsächlich zusammen?

  »Wie auch immer«, fuhr Sophie fort und wedelte mit der Hand, als hätte es gar keinen Einwand gegeben. »Wir bestellen jetzt etwas. Und du lädst uns alle ein«, fügte sie mit einem honigsüßen Lächeln hinzu.

 

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