Kiss Me Once
Page 37
»Fuck.«
»Genau.«
»Und dann?«
»Maria hat behauptet, dass sie die Kette gefunden hätte und sie nur zurückbringen wollte. Aber meine Mom hatte vorher schon einen Verdacht, dass jemand ihren Schmuck stahl. Chloé hat wohl einige Jahre lang immer wieder unbemerkt Kleinigkeiten eingesteckt. Was meiner Mom natürlich aufgefallen war, vor allem da manchmal auch teure Stücke gefehlt haben.«
»Und deine Mom hat geglaubt, Maria hätte den Schmuck gestohlen?«
Meine Unterlippe zitterte. »Ja«, brachte ich hervor. »Und ich habe nichts gesagt, um sie zu verteidigen. Ich hatte Angst, dass Chloé Ärger bekommen würde. Sie war meine einzige Freundin und ich dachte nicht, dass meine Eltern Maria wirklich feuern würden. Sie war wie ein Familienmitglied. Zumindest für mich.«
»Sie haben sie entlassen?«
Ich schluckte. »Fristlos, ja. Maria musste danach zurück nach Mexiko.«
»Shit.«
Ich lächelte traurig. »Als für mich die Entscheidung anstand, ob ich nach Princeton oder Harvard gehen sollte, habe ich sofort Maria angerufen. Sie hat mir geraten, meinen eigenen Weg zu gehen. Deshalb bin ich auch an die UCF. Ich wollte ein anderer, ein besserer Mensch werden. Jemand, auf den ich stolz sein konnte … Da Maria wegen mir entlassen worden war, habe ich einen Dauerauftrag bei der Bank eingerichtet, der den Großteil meines Taschengelds an sie überweist. So kann zumindest ihre Tochter studieren.«
Ich atmete tief durch. Irgendwie war es befreiend, ihm das alles zu erzählen. Auch wenn ich mir insgeheim wünschte, jemand anderes würde vor mir stehen, mich in die Arme nehmen und tröstend an sich drücken.
»Aber meine Eltern haben das mit dem Dauerauftrag herausgefunden.« Ich seufzte. »Es gab einen riesigen Krach deswegen.«
Alex verzog das Gesicht. »Hast du großen Ärger bekommen?«
Abwesend betrachtete ich das Muster auf seiner Krawatte. »Nein. Mein Dad hat mir einen Deal angeboten: Sie überweisen Maria weiterhin das Geld für die Studiengebühren, dafür höre ich an der UCF auf und gehe stattdessen nach Princeton. Also bin ich darauf eingegangen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass ich dann auch Ryan nicht mehr sehen würde. In Princeton …« Meine Stimme brach. »In Princeton wird mich Maxton begleiten«, sagte ich heiser.
Alex sog scharf die Luft ein. »Ivy, das tut mir so leid …«
»Versprich mir nur eins«, unterbrach ich ihn. »Mach das mit Jeff nicht kaputt. Nichts ist es wert, die einzigen Menschen in unserem Leben, die uns sehen – und nicht nur unser Geld –, zu verlieren.«
Er antwortete nicht, aber in seinem Gesicht regte sich etwas. Eine kaum wahrnehmbare Veränderung um seine Kinnpartie herum, die den strengen Eindruck milderte und das Grübchen in seinem Kinn hervorhob. Sein Blick wurde weicher. »Danke«, flüsterte er.
»Wofür?«
»Dafür, dass du meine Freundin bist.« Er lächelte und hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel.
Ein entzückter Schrei, gefolgt von einem Blitzlicht, ließ uns erschrocken auseinanderfahren. Chloé stand mit einem Fotografen vor uns und fächelte sich Luft zu.
»Na, das erklärt ja so ziemlich alles. Ivy, Süße«, rief sie begeistert, »warum hast du denn nicht gesagt, dass Alex dein Freund ist? Ihr werdet das neue Traumpärchen. Stimmt doch, oder, Steve?«
Der Fotograf neben ihr nickte und streckte mir die Hand hin, auf die ich entsetzt starrte.
»Hi, ich bin Steve von der Times. Ihr zwei Hübschen kommt morgen in die Zeitung.«
Scheiße! Ich würde Chloé umbringen!
Ryan
Als ich aufgewacht war, hatte meine Schulter nur wenig geschmerzt. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich wieder das Gefühl, heute könnte ein guter Tag werden. Keine Ahnung, was mich zu diesem hirnrissigen Irrtum verleitet hatte. Wahrscheinlich diese scheißfröhlichen Vögel, die sich jeden Tag vor meinem Zimmer ihre Seelen aus dem Leib zwitscherten. Vielleicht war es aber auch der Geruch nach Waffeln gewesen. Oder es lag daran, dass die Zwillinge schon in der Schule waren und ich deshalb heute ausnahmsweise mal ausschlafen konnte.
Alles hätte super sein können, wäre da nicht diese beschissene Zeitung gewesen. Keine Ahnung, wer die überhaupt auf den Frühstückstisch gelegt hatte. Niemand von uns las eine gedruckte Zeitung. Ab und zu eine auf dem iPad, aber doch nicht old-fashioned auf Papier.
Aber da sie nun mal auf dem Tisch lag, hatte ich angefangen, sie durchzublättern. Und als ich zu den Klatschseiten kam, verschluckte ich mich fast an meinem Kaffee.
»Verdammt«, röchelte ich und knallte die Tasse auf den Tisch, sodass der Inhalt überschwappte.
»Ryan, nicht fluchen«, rief meine Mutter vorwurfsvoll und warf mir einen bösen Blick zu, der abrupt von einer besorgten Miene abgelöst wurde, als sie meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Was ist los, Honey?«
»Nichts«, knurrte ich.
Genau in dem Augenblick kamen auch Dad und Konstantin in die Küche. Die beiden merkten natürlich sofort, dass etwas passiert sein musste. Verzweifelt versuchte ich, die Zeitung zuzuschlagen, doch mein Bruder war schneller – oder ich zu langsam. Ohne auf meinen Protest zu achten, riss er mir die Zeitung aus der Hand.
»Oh«, sagte er nur, als er den Artikel sah.
Ich ballte meine Hände so fest zusammen, dass sich meine Fingernägel in die Haut gruben.
»Was ist denn los?«, wiederholte meine Mutter und stemmte ihre Hände in die Hüften.
»Zwei Millionenerben im Liebesglück«, las Konstantin für unsere Mom laut vor. »Ivy Redmond (18) und Alexander van Klemmt (19) waren das unumstrittene Starpärchen des gestrigen Abends. Auf einer exklusiven Thanksgiving-Feier, ausgerichtet von … blablabla … konnten wir das junge Pärchen im Liebesglück ablichten. Beide gelten als aussichtsreiche Mitglieder der High Society. Und Alexander van Klemmt bringt sogar einen Adelstitel aus Europa mit sich. Eine vielversprechende Partie, wie auch Carl Redmond (50), Sponsor der Gala und Vater von Ivy Redmond, bestätigte. Er sei äußerst zufrieden mit der Wahl seiner Tochter. Miss Redmond, die bisher eher im Hintergrund des Großunternehmens RedEnergies gestanden hatte, erzählte uns freudestrahlend und sichtlich verliebt, dass sie und Alex sich an der Universität kennengelernt hatten – an einem staatlichen College wohlgemerkt. Alle Daumen hoch für so viel Bodenständigkeit. Weiter so, kann man da nur sagen, wir freuen uns für das junge Paar. Jedenfalls dürfen wir auf die heutige Sponsoren-Gala gespannt sein. Vielleicht läuten ja demnächst die Hochzeitsglocken.«
Ich sprang so schnell auf, dass der Kaffee umkippte.
»Oh nein, Ryan!«, rief meine Mutter, während mein Vater hektisch ein paar Servietten ausbreitete.
Wütend riss ich Konstantin die Zeitung aus der Hand und zerkleinerte das Schundblatt in winzige Teile, bevor ich aus der Küche stürmte. Schwer atmend raste ich die Treppe hoch. Meine Schulter pochte immer heftiger. Ich stolperte und stieß mir das Knie an einer Kante an. Fluchend rannte ich weiter und knallte die Tür zu meinem Zimmer hinter mir zu. Keuchend lehnte ich mich mit der Stirn dagegen.
»Warum?«, flüsterte ich gequält und schlug mit der Faust gegen die Tür. Immer wieder hämmerte ich gegen die Zimmertür, während mir ständig dieselbe Frage durch den Kopf hallte. Warum? Das Pochen in meiner Schulter wurde noch heftiger und auch meine Fingerknöchel brannten, doch das nahm ich kaum wahr. Dafür spürte ich den Schmerz in meiner Brust umso mehr. Ivy und Alex so glücklich lachend zusammen zu sehen, war schlimmer, als noch einmal angeschossen zu werden.
»Ryan?« Konstantin klopfte gegen meine Tür. »Ryan, ist alles in Ordnung?«
»Hau ab!«
»Aber …«
»Du sollst abhauen!«, brüllte ich.
Konstantin schnaubte laut, bevor er wieder die Treppen runterpolterte.
Erschöpft sank ich zu Boden, lehnte mich gegen die Tür und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Ich würde jetzt nicht losheulen – nur über meine Leiche! Wütend holte ich mir meine Schmerztabletten aus der Hosentasche un
d schluckte drei Stück auf einmal. Als ich mich anschließend im Schrankspiegel betrachtete, erkannte ich mich selbst kaum wieder. In den letzten Wochen hatte ich sichtlich abgenommen. Die Haut spannte an meinem Kinn und meine Augen sahen dumpf aus. Tiefe Schatten lagen darunter und meine Haare waren eine absolute Katastrophe. Kurz: Ich sah scheiße aus. Also genau so, wie ich mich fühlte. So konnte es nicht weitergehen …
Das plötzliche Klingeln meines Handys riss mich aus meinem Selbstmitleid. Als ich auf dem Display Alex’ Namen aufleuchten sah, schnaubte ich. Verfluchter Bastard! Der hatte mir gerade noch gefehlt. Wütend drückte ich den Anruf weg. Doch nur wenige Sekunden später klingelte es erneut. Wieder drückte ich ihn weg und überlegte, das Handy im Klo zu versenken und so zu tun, als wäre es Alex’ Kopf. Als es ein drittes Mal dudelte, warf ich das Mistding in eine Ecke.
»Ryan?«, fragte meine Mom ein paar Minuten später, während sie gleichzeitig die Tür öffnete, die mir gegen den Hinterkopf knallte. Erschrocken rückte ich weg und sah meine Mutter mit großen Augen an.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte sie vorsichtig, ließ die Türklinke los und ging in die Hocke, um mir ihre Hand auf die Stirn zu legen. »Hmm, Fieber hast du keins, aber du schwitzt«, stellte sie stirnrunzelnd fest.
»Mom, was machst du hier?«
Sie sah mich besorgt an. »Da ist ein Anruf für dich«, sagte sie und hielt unser schnurloses Haustelefon hoch.
»Wer ist es?«, erkundigte ich mich kraftlos.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber er sagte, es sei wichtig.«
»Okay, danke«, murmelte ich und nahm ihr das Telefon aus der Hand. Hauptsächlich, damit sie wieder verschwand. Ich liebte meine Mutter abgöttisch, aber gerade war mir jeder Kontakt zu Menschen zu viel. Ich selbst war mir zu viel.
»Soll ich dir was bringen?«, fragte sie zögerlich. »Oder willst du zum Arzt?«
»Nein, alles gut. Ich sag Bescheid, wenn ich was brauche, okay?«
»Sicher?«, fragte sie misstrauisch.
»Sicher«, bestätigte ich.
Meine Mom warf mir noch einen besorgten Blick zu, doch dann drehte sie sich um und schloss die Tür hinter sich. Erleichtert atmete ich auf.
»Hallo?«, sagte ich in den Hörer, ohne wirklich darüber nachzudenken, wer dran sein könnte. Aber das war ein Fehler. Ein echt blöder Fehler.
»Hey, Pitbull.«
Meine Nackenhaare stellten sich auf und meine Finger verkrampften sich, bis das Plastik in meiner Hand ächzte. »Van Klemmt! Was willst du?« Am liebsten hätte ich sofort aufgelegt, aber sein nächster Satz hielt mich davon ab.
»Sie fliegt nach Kanada.«
»Was?« Fassungslos starrte ich ins Leere.
»Ivy«, präzisierte Alex. »Sie fliegt nach Kanada.«
»Was?«, echote ich noch mal. Meine Schallplatte schien gerade nicht mehr herzugeben.
»Ivy will ab jetzt in Kanada studieren«, sagte Alex betont langsam, als wäre ich schwer von Begriff.
»Was? Nein, sie studiert in Princeton. Harry hat mir erzählt, dass sie wechseln wird.«
»Nein, eben nicht«, sagte Alex genervt. »Sie hat sich diese Idee in den Kopf gesetzt, am anderen Ende der Welt endlich Ruhe vor ihrer Familie zu haben. Heute Morgen kam die Bestätigungsmail der Uni. Sie wurde angenommen. Sie wird fliegen.«
Ich schnaubte. »Und was soll ich da machen? Ihr am Flughafen hinterherrennen und sie in letzter Sekunde davon abhalten, in den Flieger zu steigen?«
»Nein, du Idiot! Der Flug geht erst Ende des Monats. Was ich will, ist, dass du deinen Arsch in Bewegung setzt und heute Abend auf diese Gala kommst.«
»Ich soll was tun?«
»Du sollst deinen Arsch hierher bewegen!«
»Um deiner Meinung nach was zu tun? Euch beim Traumpaartanz zuzusehen?«
»Nein! Um ihr zu sagen, dass du ein Idiot warst, dass du sie liebst. Und natürlich, um sie davon abzuhalten, dass sie abhaut.«
»Wieso solltest du das wollen?«, fragte ich völlig perplex. »Ihr seid ja jetzt zusammen.«
Van Klemmt schnaubte. »Du solltest wirklich nicht alles glauben, was die Presse schreibt, Ryan. Komm her. Tanz mit ihr. Entschuldige dich bei ihr. Du brichst ihr mit jedem Tag das Herz.«
Ich brach ihr das Herz? Wohl eher umgekehrt!
»Wer sagt, dass sie das überhaupt will?«, fragte ich mit rauer Stimme. »Sie hat doch dich.«
Alex seufzte. »Sie liebt nicht mich, sondern dich, du Idiot. Sag deinem Vater, dass du am Abend die Schicht als ihr Security übernimmst. Anders kommst du sonst nicht rein. Wir sind erst beim Dinner bei ihr zu Hause und fahren danach zu der Veranstaltung. Sei pünktlich«, sagte er und legte auf.
Verwirrt starrte ich auf das Telefon und versuchte, meine Gedanken zu entwirren. Mein Herz schlug viel zu schnell und etwas, das ich seit fast vier Wochen nicht mehr gefühlt hatte, breitete sich in mir aus: Hoffnung.
Fuck. Hoffnung war gefährlich. Aber dennoch riss ich die Tür auf und rief nach meiner Mom.
»Was ist?«, brüllte sie von unten zurück.
»Hol die Küchenschere! Du musst mir die Haare schneiden!«
Ivy
Ich war kurz davor, mir selbst die Kugel zu geben. Wenn mein Sitznachbar mir noch einmal ins Gesicht atmete und mich fragte, ob mein Shrimp-Cocktail schmeckte, würde ich schreiend davonlaufen. Alex hatte das Glück, mir genau gegenüberzusitzen, während er sich mit der alten Mrs Bloomsbury unterhielt, die ihn gerade zum gefühlt zehnten Mal gefragt hatte, was er denn studierte. Amüsiert hörte ich dabei zu, wie er ihr immer wieder eine andere Geschichte auftischte.
»Ich studiere Feminismus«, eröffnete er ihr gerade feierlich. »Mir liegt das Recht der Frau in dieser männerdominierten Welt sehr am Herzen.«
»Wirklich?«, fragte Mrs Bloomsbury skeptisch. »Kann man so etwas als Mann überhaupt studieren?«
»Als kastrierter schon«, antwortete Alex, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich prustete in meinen Wein. Irgendwie tat sie mir ja auch leid, aber wenn man einen ganzen Abend lang immer wieder dieselbe Frage beantworten musste, war etwas Kreativität vermutlich erlaubt. Außerdem sah Mrs Bloomsbury nicht aus, als würde sie Alex den kleinen Scherz übel nehmen. Sie schien einfach nur glücklich zu sein, jemanden zum Reden gefunden zu haben.
Ich legte mein Besteck fein säuberlich zur Seite und fing an, an meiner Stoffserviette herumzuspielen. Das Essen fand bisher nur mit den Sponsoren bei uns zu Hause statt. Zum Glück war das Dinner fast vorbei. Nur der Nachtisch fehlte noch. Danach würden alle die Küche loben, die Frauen würden noch mal kurz im Bad verschwinden und sich die Nase pudern, bevor wir geschlossen zur Gala ins Four Seasons fuhren, wo das Programm auch mit den restlichen Gästen starten sollte.
Den ganzen Tag schon hatte ich mich nicht eine Sekunde lang entspannen können. Meine Eltern hatten sich an den Vorbereitungen für den heutigen Abend beinahe selbst übertroffen. Mom hatte sogar den halben Westflügel renovieren lassen, in dem wir gerade aßen. Der Tisch war neu, genauso wie die Stühle. Und der Kronleuchter war aus modernem Lavastein. Alles musste perfekt sein. Kein Wunder, dass ihr Lachen deshalb ein wenig überspitzt wirkte. Und Dad sah aus, als würde er vor Anspannung gleich aus der Haut fahren. Trotzdem schien der Abend ein Erfolg zu sein. Zumindest roch es in der Luft bereits nach Alkohol, teurem Parfum und Geld. Wenn alles nach Plan lief, wäre RedEnergies nach dem heutigen Abend größer im Geschäft als jemals zuvor.
Die Erwartungen und die wiederholten scharfen Blicke meiner Mutter ließen mich immer dünnhäutiger werden. Ich war heilfroh, zumindest Alex an meiner Seite zu haben. Selbst meinem Sitznachbarn schien die Spannung im Raum langsam unangenehm zu werden. Er sah verunsichert in sein leeres Weinglas.
»Möchtest du noch Wein, Benjamin?«, fragte ich höflich.
»Nein danke, Ivy.« Er lächelte freundlich. »Ich muss morgen noch fit sein.«
»Ein großer Auftrag im Büro?«, fragte ich, obwohl es mich nicht wirklich interessierte. Aber
Benjamin und seine Eltern waren die besten und vor allem bestbezahltesten Architekten in den Südstaaten.
»Nein. Meine Freundin hat Geburtstag und wir fahren zusammen ans Meer.«
Überrascht sah ich ihn an. »Du hast eine Freundin?« Benjamin nickte und sah mich dabei mit derart leuchtenden Augen an, dass ich erst jetzt merkte, dass sie einen besonderen Grauton hatten. Wie ein Sturmhimmel. Ungezähmt und ein wenig wild. Fasziniert starrte ich ihn an.
»Ihr Name ist Lucy«, sagte er und seine Wangen nahmen prompt dieselbe rote Farbe an wie seine Krawatte.
Ich war so verblüfft, dass ich ein paarmal blinzelte.
»Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«, fragte ich diesmal ehrlich interessiert nach.
»Seit fast zwei Jahren. Sie ist Assistentin in unserer Firma und ich werde ihr morgen einen Heiratsantrag machen.«
Mein Mund klappte auf. »Ich … wow, ich weiß nicht, was ich sagen soll, Benjamin.«
»Wie wäre es mit Herzlichen Glückwunsch?« Alex lachte. »Jetzt musst du uns nur noch verraten, wie du es geschafft hast, eine Beziehung zwei Jahre lang nicht zu versauen. Ivy und ich haben es innerhalb kürzester Zeit vermasselt. Wenn du uns dein Geheimnis verrätst, krönen wir dich auch zu unserem offiziellen König. Ivy ist übrigens die Präsidentin des Einsamkeits-Clubs, ich bin nur Schatzmeister.«
Ich verdrehte die Augen. »Hör nicht auf ihn, Benjamin. Er ist nur verbittert, weil seine Liebe nicht erwidert wird.«
»Das sagt die Richtige«, brummte Alex.
Ich trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein. Prompt bekam ich ebenfalls einen Tritt ab.
Benjamin sah verwundert zwischen uns hin und her. »Ich dachte, ihr zwei seid zusammen? Habe ich da etwas falsch verstanden?«
Alex und ich seufzten gleichzeitig.
»Glaub nicht alles, was in der Presse steht«, sagte ich leise, während ein Kellner meinen Teller abräumte. »Alex ist nämlich schwul.«